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Blick einer Künstlerin auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking

von Wo Ye

„Wer rein in eine Sache hineingerät, der kommt auch rein wieder raus.“ Dies ist ein Satz aus dem Qing-zeitlichen Roman Der Traum der roten Kammer des Autors Cao Xueqin und beschreibt den Charakter eines Menschen. Aber um ein sportliches Ereignis zu beurteilen, sind diese Worte ebenfalls sehr geeignet. Was ist das höchste im Sport? Ich denke, das ist einfach. Und so einfach wie der Sport an sich ist, so liegt auch die Schönheit des Sports in seiner Einfachheit. So wie auch die Musik oder die Malerei schenkt er den Menschen ästhetische Freude.

Schade ist, dass es sich hier wie mit vielen Dingen im Leben verhält, die falsch ausgelegt werden. Das Etikett des Sports kann ebenfalls auf vielfältige Weise ausgelegt werden. Dies liegt nicht am Sport selbst. Hinsichtlich des aufgeklebten Etiketts muss man die Sichtweise der Fans einbeziehen, ihre unterschiedlichen Geschmäcker. Auf diese Weise gibt es auch immer mehr Etiketten. Dies legt nur noch mehr die Kompliziertheit unserer Gesellschaft offen. Und die Kompliziertheit steht im umgekehrten Verhältnis zum Genuss.

Manchmal sind der Genuss von Sport und Kunst ein und dieselbe Sache. Beispielsweise bei der Skulptur des „Diskuswerfers“. Hier sieht man die Schönheit des Menschen und die Schönheit des Sports, der Athletik, weil hier die Gestalt des Sports den Menschen Genuss bringt. Gleichzeitig gibt aber auch die Gestalt der Kunst den Menschen Genuss. So ist es sehr schwer, in einem Satz zu verallgemeinern, welche Gefühle die Olympischen Spiele in Peking bei den Menschen auslösen werden. Man kann versuchen, eine Voraussage zu treffen, wissen aber, kann man es nicht. Es ist so wie mit dem, was ich bereits erwähnt habe, es hängt immer noch von der Sichtweise und den Bedingungen der Teilnehmer und Organisatoren ab. Wenn man unbedingt differenzieren möchte, welche Vor- und Nachteile dieses Sportereignis den Chinesen oder ausländischen Besuchern bringt, dann ist die Antwort simpel: Für die Chinesen ist die Erfahrung auf jeden Fall viel intensiver, weil sie die Spiele vor der eigenen Haustür anschauen können.

Man kann natürlich hoffen, dass von einer höheren Ebene der Wirtschaft oder Politik eine noch genauere Analyse kommt. Diese wäre sicher sehr objektiv und präzise. Andererseits, und dies ist vielleicht noch wichtiger, ist Sport doch einfach nur Sport. Sport an sich ist viel wichtiger als alle Dinge, die ihm noch zusätzlich übergestülpt werden. Wenn man schon von tiefgreifenden Dingen sprechen muss, dann denke ich wiederum an die „sechs Künste“, die seit dem Altertum im Konfuzianismus den Edlen auszeichnen. Die sechs Künste sind die Riten, Musik, Bogenschießen, Wagenrennen, Schreiben und Mathematik. Bogenschießen kann einfach nur die Sportart bezeichnen, aber die Konfuzianer sahen darin eine Methode, Sport zu treiben, den Charakter auszubilden und die Seele wachsen zu lassen. Dieser Punkt sollte zum Nachdenken anregen.

Wo Ye ist Künstlerin und lebt in Shanghai. Sie hat u.a. die neuen Glasfenster der Kathedrale in Shanghai gestaltet. 

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