Leopold Leeb
In diesem Jahr wird in China mancherorts an die Synode in Shanghai – das „Concilium Sinense“ – erinnert, die im Mai–Juni 1924 stattfand und als erste größere Bischofssynode in der Geschichte der katholischen Kirche in China gilt. Die Synode hatte jedoch eine längere Vorgeschichte.
1. Die Vorgeschichte der Bischofssynode von 1924
In seinem Werk Die Synoden in China, Japan und Korea, 1570–1931 hat Joseph Metzler die Konziliengeschichte Chinas nachgezeichnet. Die ersten Versammlungen von Missionaren und Missionsbischöfen in China wurden wegen der Unterdrückung des Christentums immer im kleinen Kreis und heimlich abgehalten, so auch die erste etwas einflussreichere Diözesansynode, die 1803 in Chongqing, Südwestchina, stattfand: Bischof Jean-Gabriel Dufresse MEP (1750–1815, er wurde im Jahr 2000 heiliggesprochen) und Pater Jean-Louis Florens MEP (1756–1814) waren die einzigen Nicht-Chinesen unter den 15 Teilnehmern. Zusammen mit dreizehn chinesischen Priestern trafen sie viele praktische pastorale Regelungen. Die lateinischen Dokumente dieser Synode wurden 1822 von der Propaganda Fide approbiert und ein paar Jahre später für ganz China, Korea, Japan und Nord-Vietnam promulgiert.
Das Jahr 1842 markierte die Öffnung von chinesischen Hafenstädten wie Shanghai, wo Nicht-Chinesen sich frei bewegen konnten. Seitdem konnte die Kirche in China mit größerer Freiheit planen und arbeiten. Im Jahr 1851 berief der Franziskanerbischof Francesco Maresca (1805–1855) eine Bischofsversammlung nach Shanghai; die Teilnehmer waren damals Marescas Weihbischof Spelta, Bischof Mouly von Nord-Zhili (Hebei), Bischof Baldus von Henan, Bischof Daguin von der Mongolei und Bischof Danicourt von Zhejiang. Auch der Vikar von Japan, Bischof Forcade, nahm an der Synode teil. Es ist bemerkenswert, dass schon damals die Errichtung der kirchlichen Hierarchie in China diskutiert wurde, ein Projekt, das in China erst hundert Jahre später (1946) realisiert wurde. Zum Vergleich: In Japan wurde die Hierarchie schon 1891 eingesetzt, in Korea aber erst 1962. Bei den Vorschlägen zu einer Hierarchie in China orientierte man sich an der Einsetzung der katholischen Ordnung in den USA (1808) und in Australien (1841).
Eine interessante Beobachtung ist, dass die Bischöfe schon 1851 vorschlugen, sich für die Grenzen der kirchlichen Vikariate, also der Vorläufer der heutigen Diözesen, an den Provinzgrenzen der chinesischen Verwaltung zu orientieren. Dieser Vorschlag wurde auch bei der Synode im Jahr 1924 aufgegriffen und wird bis heute diskutiert.
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