Jesuit Stephen Chow Sau-yan zum Bischof von Hongkong ernannt

Am 17. Mai gab der Vatikan bekannt, dass der bisherige Provinzial der chinesischen Provinz der Gesellschaft Jesu zum „Bischof der Diözese Hongkong (China)“ ernannt wurde. Die Bischofsweihe wird am 4. Dezember in Hongkong stattfinden.

Mit der Ernennung des 61-jährigen Stephen Chow ist das Ende einer fast zweieinhalbjährigen Sedisvakanz in Sicht. Nach dem Tod des Hongkonger Bischofs Michael Yeung im Januar 2019 hatte sein Vorgänger, der heute 82-jährige Kardinal John Tong, auf Bitten des Papstes das Amt als Apostolischer Administrator der Diözese übernommen.

Die Wahl von Stephen Chow kam überraschend, wurde aber in der Kirche Hongkongs mit großer Erleichterung aufgenommen. Die Ernennung eines neuen Bischofs für Hongkong war ein langer Prozess, begleitet von vielen Spekulationen über eine mögliche Rücksichtnahme gegenüber der VR China.

Chow kennt die Situation in Hongkong gut, er engagiert sich für die Jugend und Bildung, soll ein Mann des Dialogs und des Ausgleichs sein, spirituell und mit starken Führungsqualitäten ausgezeichnet. Dies wird nötig sein in der tief gespaltenen Hongkonger Gesellschaft und Kirche.

„Es brauchte Monate an Überlegungen, Beratung und Gebet, um diese Ernennung zu akzeptieren“, schreibt Stephen Chow auf seiner Facebook-Seite. Bei einer Pressekonferenz am 18. Mai in Hongkong antwortete er auf Fragen zu seiner Vision für die Diözese, deren Beziehung zur Hongkonger Gesellschaft und die Beziehung zur Kirche in Festlandchina. Stephan Chow sieht sich als Brückenbauer, auch angesichts der Spaltungen innerhalb der Gesellschaft. Einheit sei nicht Uniformität. Man müsse Einheit in Pluralität respektieren. Auf die Frage nach der Erinnerung an den 4. Juni antwortete Chow, dass er in der Vergangenheit vereinzelt an öffentlichen Veranstaltungen teilgenommen habe. Er bete für China und die Toten des 4. Juni. Ob auch in diesem Jahr öffentliche Gedenken möglich seien, hänge von den rechtlichen Voraussetzungen ab. Die Beziehung zu Beijing möchte er mit Vertrauen angehen, Beijing solle nicht von vornherein als Feind betrachtet werden. Er setzt auf Dialog, allerdings sagte er auch: „Ich habe keine Angst, über kontroverse oder politische Themen zu sprechen.“ Mit Nachdruck betonte er, dass Religionsfreiheit „unser Grundrecht“ sei. „Wir möchten wirklich mit der Regierung [in Hongkong] sprechen, dass sie dies nicht vergisst.“ Es sei wichtig, dass Religionsfreiheit gewährt werde – nicht nur für Katholiken, sondern für jede Religion.

Stephen Chow SJ wurde am 7. August 1959 in Hongkong geboren. Er erwarb ein Baccalaureat und einen Master in Psychologie an der Universität von Minnesota in den USA. Am 27. September 1984 trat er in die Gesellschaft Jesu ein. Von 1984 bis 1986 absolvierte er sein Noviziat und sein Philosophiestudium in Irland. Von 1988 bis 1993 setzte er seine theologischen Studien in Hongkong fort, wo er am 16. Juli 1994 von Kardinal Wu zum Priester geweiht wurde. An der Loyola University in Chicago erwarb er einen Master-Abschluss in Organisationsentwicklung (1993-1995) und an der Harvard University in Boston (2000-2006) einen Doktortitel in Humanentwicklung und Psychologie. Die ewigen Gelübde in der Gesellschaft Jesu legte er am 17. April 2007 ab.

Stephen Chow war bisher vor allem im Bildungs- und Erziehungsbereich in Hongkong tätig, ein Feld, auf dem Beijing in den letzten Jahren immer mehr versuchte, Einfluss auszuüben. Seit 2007 war er Supervisor von zwei von den Jesuiten geführten Schulen in Hongkong und Wah Yan. Er war Honorarprofessor an der Universität von Hongkong (2008-2015) und in der Ausbildung der Jesuiten eingesetzt (2009-2017). Seit 2009 ist er Vorsitzender der Erziehungskommission der chinesischen Jesuitenprovinz und seit 2012 doziert er im Fach Psychologie am Holy Spirit Seminar in Hongkong. Er war zudem in verschiedenen Diözesangremien tätig und ist seit 2017 Mitglied des Diözesanrates für Erziehung. Seit dem 1. Januar 2018 ist er Provinzial der chinesischen Provinz der Gesellschaft Jesu und seit 2020 stellvertretender Sekretär der Vereinigung der Ordensoberen in Hongkong.

Mit der Ernennung von Stephen Chow verbinden sich große Hoffnungen für die Zukunft der Diözese und die Gesellschaft in Hongkong, die vor den wohl größten Herausforderungen seit der Rückgabe Hongkongs an China im Jahre 1997 steht.

China-Zentrum, 18. Mai 2021

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