Kulinarische „dakwah“: Hui-Restaurants und chinesische muslimische Restaurants in Malaysia

Hew Wai Weng

2015 war ich im „China Muslim Authentic Heritage Pulled Noodle Restaurant“. Es liegt in Bangi, einer überwiegend von Muslimen bewohnten Vorstadt von Kuala Lumpur. Während ich zuschaute, wie ein Hui die Herstellung von Nudeln vorführte, unterhielt ich mich mit Said Pan, dem Manager des Restaurants. Sein Bruder Hassan Pan kam aus Lanzhou in Gansu nach Malaysia, um dort 2013 sein erstes Restaurant zu eröffnen. Seither hat er sein Geschäft ausgeweitet, denn seine Restaurants sind bei den malaiischen Muslimen der Mittelschicht sehr populär.Vor der Covid-19-Pandemie hatte es über 30 Zweigrestaurants in verschiedenen Städten Malaysias.
Bangi ist ein Viertel der muslimischen Mittelschicht, es gibt dort viele chinesische halal-Restaurants. Manche werden von Hui-Migranten betrieben, wie das Xin Jiang Restaurant, Salam Noodles und die Hot Meal Bar. Andere werden von einheimischen chinesischen Konvertiten geführt, wie das Mohammad (Mohd) Chan Restaurant und das Haslinda Sim Restaurant. Alle diese Restaurants erheben den Anspruch, Speisen zu servieren, die halal und gleichzeitig authentisch chinesisch sind. Einige Restaurantbesitzer betrachten das Essen auch als ein Mittel für dakwah (Werbung für den Islam). Dieses Phänomen bezeichne ich als „kulinarische dakwah“.
Aber was ist „authentisches“ chinesisches muslimisches Essen? Streng genommen gibt es so etwas wie eine chinesische muslimische Küche nicht, denn die verschiedenen chinesischen Küchen werden in erster Linie nach Regionen und nicht nach Religionszugehörigkeit unterschieden. Chinesische muslimische Küche meint daher halalisiertes chinesisches Essen jeglicher Art. Halal – wörtlich: „erlaubt“ – kann für verschiedene Personen unterschiedliche Bedeutungen haben, aber im Zusammenhang mit chinesischen halal-Speisen bezieht es sich auf chinesisches Essen ohne die Verwendung von Schweinefleisch, Speck und anderen Zutaten, die nicht halal sind. Viele chinesische Gerichte in Malaysia haben ihren Ursprung in Südostchina (vor allem in den Traditionen von Kanton und Fujian), mit zahlreichen einheimischen Erfindungen. Neue chinesische Migranten, darunter Hui, haben jedoch im vergangenen Jahrzehnt Neuzugänge mitgebracht. Hui-Restaurants bieten eine Kombination von Gerichten aus Nordwestchina und Xinjiang an, die jedoch als „authentische muslimische Küche aus China“ verpackt werden. Ihr Markengericht sind „gezogene Nudeln“ (lamien [Pinyin: lamian] 拉面) nach Lanzhou-Art, die als „mee tarik“ bekannt sind, ein neuer Begriff, den Hui-Migranten in den malaiischen Wortschatz eingebracht haben.
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