Lu Bohong, der „vergessene Heilige“ von Shanghai

Wer ist denn das, Lu Bohong? Die Antwort hätte man im Jahr 1938 eher gewusst als heute, denn der katholische Unternehmer und engagierte „Sozialapostel“ (apostle of charity) war international bekannt, ja, Joseph Lu Bohong (1875–1937) war neben Ma Xiang­bo (1840–1939) wohl der bekannteste chinesische Katholik seiner Zeit, fiel aber durch den Anti-Japanischen Krieg (1937–1945), den Bürgerkrieg (1945–1949) und die folgenden Entwicklungen (Machtübernahme der Kommunisten) in Vergessenheit.
Sein Name Lu Bohong 陆伯鸿 wurde früher auch Loh Pa Hung oder Loh Pahung geschrieben. Er stammte aus einer traditionell katholischen Familie. Angeblich wurde der erste Christ der Familie Lu schon zur Zeit von Xu Guangqi (1562−1633) getauft, also kurz nach 1600. Genauere Informationen zur Genealogie der Lu-Familie, die wohl im 18. Jahrhundert von Henan nach Shanghai kam, lassen sich aber nur etwa bis zum Jahr 1850 zurückverfolgen, als Lu Songyuan (ca. 1810–1880), der Großvater von Lu Bohong, die aufstrebende Mission in Shanghai aktiv unterstützte. Im Jahre 1875 wurde der kleine Joseph Lu Bohong in der Pfarrei Dongjiadu an der südöstlichen Ecke der Altstadt von Shanghai geboren. Als einziger Sohn der Familie wurde er von seiner Mutter und den beiden Schwestern liebevoll großgezogen. Er erlebte das rasche Wachstum der Stadt Shanghai, die zwischen 1840 und 1940 nicht nur zur größten, sondern auch zur modernsten und reichsten Stadt Chinas wurde, und außerdem zum größten Zentrum des Christentums mit vielen Schulen, Verlagen und Hospitälern. Allerdings war auch die große Kluft zwischen sehr Reichen und armen Slumbewohnern in der Metropole besonders sichtbar; es gab dort viele Bettler, Straßenkinder und Flüchtlinge, aber auch Seuchen, Drogenkriminalität und Prostitution.
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