Weltweit ist die Freude über den neuen Papst Leo XIV. groß. Positive Reaktionen kamen auch aus China und Taiwan.
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Li Jian, sagte bei der regelmäßigen Pressekonferenz am 9. Mai, einen Tag nach der Papstwahl, auf Anfrage eines Journalisten: „Wir gratulieren Kardinal Robert Prevost zu seiner Wahl zum neuen Papst. Wir hoffen, dass der Vatikan unter der Führung des neuen Papstes den Dialog mit China in einem konstruktiven Geist fortsetzen wird, vertiefte Kommunikation über internationale Themen von beidseitigem Interesse führen wird, gemeinsam die ständige Verbesserung der sino-vatikanischen Beziehungen voranbringen und Beiträge zu Frieden, Stabilität, Entwicklung und Wohlstand in der Welt leisten wird.“
Wie das Büro des Präsidenten der Republik China (Taiwan) ebenfalls am 9. Mai meldete, schickte Präsident Lai Ching-te über die Botschaft Taiwans beim Heiligen Stuhl seine Glückwünsche an Papst Leo XIV. Lai gratulierte ihm „im Namen des Volkes und der Regierung von Taiwan, einschließlich seiner katholischen Gemeinschaft“. Lai äußerte „Zuversicht, dass Seine Heiligkeit die katholische Kirche und ihre 1,4 Mrd. Anhänger weltweit mit tiefer Weisheit führen wird“, so die Pressemeldung. Präsident Lai betonte auch, dass „Taiwan sich darauf freut, weiterhin mit dem Heiligen Stuhl im gemeinsamen Streben nach Frieden, Gerechtigkeit, Religionsfreiheit, Solidarität, Freundschaft und Menschenwürde zusammenzuarbeiten“. In der Meldung wurde auf die seit 83 Jahren bestehenden diplomatischen Beziehungen zum Vatikan verwiesen und darauf, dass man „universale Werte wie Religionsfreiheit, Achtung der Menschenrechte, Frieden und allgemeine Menschenliebe“ teile.
Über die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua wurde bekannt, dass die offiziellen katholischen Leitungsgremien, Chinesische katholische patriotische Vereinigung und Chinesische Bischofskonferenz, dem neuen Papst gratuliert haben. Xinhua meldete: „Am 9. Mai hat die Chinesische katholische ‚Eine Vereinigung Eine Konferenz‘ dem neuen Papst Leo XIV. ein Glückwunschtelegramm geschickt und ihm zu seiner Wahl zum Papst gratuliert.“ Auf der Website der beiden katholischen Leitungsgremien, die am 24. April immerhin kurz den Tod von Papst Franziskus bekanntgegeben hatten, wird der neue Papst bislang (Stand 12. Mai) nicht erwähnt. Die beiden wichtigsten katholischen Medien in China übernahmen Beiträge der chinesischsprachigen Ausgabe von Vatican Media: Die Website Xinde (Faith) brachte und bringt weiterhin Meldungen von Vatican News über die Wahl und die ersten Handlungen von Leo XIV. als neuer Pontifex. Über die katholische App Wanyou zhenyuan konnten chinesische Interessierte im Livestream den ersten Auftritt des neuen Papstes auf dem Balkon des Petersdoms und seine erste Messe in der Sixtinischen Kapelle mit chinesischer Simultan-Übersetzung verfolgen. Reaktionen aus den chinesischen Diözesen und Gemeinden brachten beide Medien jedoch nicht.
In den chinesischen Netzwerken machte kurz vor dem Konklave ein Beitrag des Priesters und Bloggers Han Qingping die Runde, den dieser am 6. Mai veröffentlichte. Er persönlich wünsche sich, dass Kardinal Prevost der 267. Papst werde, schrieb Han. Er begründete dies folgendermaßen: „[...] Prevost, der bald 70 Jahre alt wird, hat einen Großteil seines Lebens in Peru und Italien verbracht und wichtige Leitungsfunktionen übernommen. Er bringt nicht nur Erfahrung aus den USA und Europa mit, sondern auch aus den entlegenen und ärmeren Regionen Lateinamerikas. Sollte er zum Nachfolger von Franziskus gewählt werden, hätte er – abgesehen von seinem eher zurückhaltenden, ruhigen Charakter im Vergleich zum offenen und volksnahen Franziskus – sogar noch mehr Kompetenzen und internationale Erfahrungen vorzuweisen: exzellente Kenntnisse der römischen Kurie, gute Beziehungen zu Bischöfen weltweit, Einblick in die Realität von Industrie- und Entwicklungsländern, persönliche Kontakte in über 40 Ländern, in denen der Augustinerorden vertreten ist, und er spricht fließend Englisch, Spanisch und Italienisch.“
All diese Kompetenzen und internationalen Erfahrungen dürften Papst Leo XIV. künftig auch im Umgang mit China nützlich sein – wobei China dem neuen Papst offensichtlich nicht fremd ist. Wie Kardinal Stephen Chow SJ, Bischof von Hongkong, in einem Interview nach dem Konklave sagte, kenne der Papst China, er sei bereits in China gewesen, es sei deshalb nicht so, dass er gar nichts über China wisse. Es brauche allerdings weiteres Zuhören, denn bezüglich der Kirche in China und der dortigen Situation hätten verschiedene Personen unterschiedliche Ansichten.
Quellen: www.fmprc.gov.cn/eng/xw/fyrbt/lxjzh/202505/t20250509_11618305.html; https://english.president.gov.tw/News/6953#new; www.xinhuanet.com/20250509/6af638be8bbf41fe8b904dc3c41d7991/c.html; https://xinde.org; www.wanyouzhenyuan.cn;
Beitrag von Han Qingping: https://mp.weixin.qq.com/s/KAO2BN-FsKZAxllRTPNUmA;
Interview mit Kardinal Chow: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=rwm-f-hc_Ik.
China-Zentrum, 12. Mai 2025