Das Chinesische Gesicht von Jesus Christus

Leopold Leeb

In den 1930er und 1940er Jahren gab es eine Gruppe von jungen chinesischen Malern an der katholischen Fu-Jen-Universität in Peking (gegründet 1925). Diese Künstler versuchten ihren Glauben in einer chinesischen Form auszudrücken, und ihr Stil ist damals bekannt geworden als „Ars Sacra Pekinensis“ (siehe Fritz Bornemann, Ars Sacra Pekinensis, Mödling 1950). Etwa 500 ihrer Bilder (oder wenigstens Fotoaufnahmen der Bilder) sind erhalten, die meisten davon von den drei Malern Chen Yuandu 陈缘督, Wang Suda 王肃达 und Lu Hongnian 陆鸿年. Auch andere Mitglieder der Malschule haben hervorragende Werke produziert, darunter Xu Jihua 徐济华, Wang Chengxiang 王呈祥, Huang Ruilong 黄瑞龙, Li Mingyuan 李呜远 und Frau Liu Yanbin 刘彦斌. Durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs und durch den politischen Umbruch nach 1949 sind die Experimente dieser Künstler unterbrochen worden, und ihr Werk ist zum großen Teil vergessen. Nur wenige Studien und Veröffentlichungen gibt es, die sich dem Thema widmen, darunter Sepp Schüller, Die Geschichte der christlichen Kunst in China (1940), und von demselben Autor Neue christliche Malerei in China (1940). In China hat Herr Liu Ping 刘平 ein 400 Seiten starkes Werk zur Geschichte der christlichen (katholischen) Kunst in China publiziert mit dem Titel Zhongguo tianzhujiao yishu jianshi 中国天主教艺术简史 (2014). Allerdings kann Liu Ping sich aus Sprachunkenntnis nicht auf westliche Quellen stützen. Die meisten chinesischen Christen heute haben noch nie etwas von dieser Kunstschule gehört, und sie sind nicht imstande, die Adaptionen dieser Bilder zu schätzen, denn sie kennen weder die Entwicklung der christlichen Kunst in Europa noch haben sie die Kunstgeschichte Chinas studiert. Daher ist der spezielle Beitrag dieser Kunstschule zur Inkulturation des Christentums in China für die meisten schwer zu verstehen.
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