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Chronik zu Religion und Kirche in China 1. Januar bis 31. März 2015

7. Januar 2015:
Hongkonger Regierung verkündet neue Vorschläge zur Wahl des Regierungschefs
Gleichzeitig machte die Regierung jedoch deutlich, dass die Kandidaten weiterhin von Beijing überprüft würden. Beijing hatte im August vergangenen Jahres zugesichert, dass die Bürger Hongkongs 2017 ihren Chief Executive wählen dürfen, jedoch gleichzeitig festgelegt, dass nur zwei oder drei Personen kandidieren dürften, die vorher von einem Nominierungskomitee überprüft wurden. Das Dokument – das online gestellt wurde, damit die Bürger Hongkongs ihre Meinung dazu bekunden können – legt Optionen dar für die Nominierung von Kandidaten und die Zusammenstellung des Nominierungskomitees. Bei letzterem besteht die Befürchtung, dieses könnten von Anhängern Beijings dominiert werden. Die Konsultation wird die letzte Etappe der öffentlichen Meinungsbildung sein, bevor ein endgültiger Vorschlag zur Wahlreform vor den Legislativrat kommt. Pro-demokratische Abgeordnete wollen gegen den Plan stimmen, solange die Überprüfung der Kandidaten nicht wegfällt. Sollte die endgültige Eingabe nicht mit einer Zweidrittel-Mehrheit im Parlament angenommen werden, würde dies eine Verschiebung der Einführung der öffentlichen Wahl in Hongkong bedeuten (AFP 7.01.2015).


8. Januar 2015:
Xinhua verurteilt Attentat auf Charlie Hebdo und spricht sich für den Abbau kultureller Missverständnisse aus
In einem Artikel der offiziellen chinesischen Nachrichtenagentur werden die Morde der Mitarbeiter der Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo am 7. Januar scharf verurteilt. Dies sei ein weiterer starker Beweis für die weltweite Bedrohung durch den Terrorismus. Nichts rechtfertige Gewalt, doch gleichzeitig sei ein grundlegender Respekt und Vorsicht in den Massenmedien angesagt, um interkulturelle und interreligiöse Missverständnisse und Misstrauen zu reduzieren, die leicht von Terroristen missbraucht werden könnten (Xinhua 8.01.2015).

9. Januar 2015:
Imam von Hongkong verurteilt Morde bei Charlie Hebdo
Terroristische Akte im Namen von Religion würden den Islam diffamieren, so Muhammad Arshad, der führende Imam von Hongkong, laut South China Morning Post. Die Zeichnungen seien für Muslime eine Blasphemie, doch sollten Gläubige auf Beleidigungen des Propheten nicht mit Mord, sondern mit Worten reagieren. Die muslimische Gemeinschaft sei sich einig in Ablehnung von Gewalt. So könne auch kein „wahrer Muslim“ die Taten der Taliban oder des IS unterstützen. „Das ist nicht die wahre Lehre des Islam. Wir verurteilen jeglichen Extremismus, Terrorismus und das Töten von unschuldigen Menschen“, so der Imam. In Hongkong leben ca. 250.000 Muslime und es gibt seit Jahren eine ungewöhnliche Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde. Die Führer beider Gemeinschaften, Imam Muhammad Arshad und der Rabbiner der Ohel Leah Synagoge, Asher Oser, stehen in engem Austausch, der nach den Ereignissen des 11. September 2001 begann. Beide nehmen auch an den monatlichen interreligiösen Glaubensgesprächen in Hongkong teil (South China Morning Post 11.01.; 8.02.2015).

10. Januar 2015:
Volkskongress von Xinjiang verbietet das Tragen von Burkas an öffentlichen Orten in Urumqi
Burkas seien keine traditionelle Kleidung uigurischer Frauen und auch in Ländern wie Belgien oder Frankreich in der Öffentlichkeit nicht erlaubt, hieß es in der Meldung von Xinhua (10.01.2015).

15. Januar 2015:
Staatliches Religionsbüro veröffentlicht Arbeitsschwerpunkte für 2015
Wie seit einigen Jahren üblich, veröffentlichte das BRA im Januar seine Arbeitspläne für das laufende Jahr. An erster Stelle steht in den Plänen für 2015 – wie schon im Vorjahr – die weitere „Verrechtlichung“ der Religionsarbeit. Genannt werden u.a. eine Reform der „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ aus dem Jahr 2004 und die Erarbeitung neuer Direktiven zur Verstärkung der Verwaltung religiöser Versammlungsstätten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Umsetzung der 2012 erlassenen Bestimmungen zur Anerkennung von Studienabschlüssen und Dozenten religiöser Ausbildungsstätten. Das protestantische Nanjing Union Theological Seminary und das Nationale katholische Seminar in Beijing sollen probeweise mit der Ausbildung von Master- und PhD-Studenten beginnen [alle Abschlüsse haben jedoch weiterhin nur religionsinterne Geltung]. Die in dem Papier für die einzelnen Religionen besonders hervortretenden Probleme sind seit Jahren etwa die gleichen: Gegen „Chaos“ in der Verwaltung buddhistischer und daoistischer Klöster (unautorisierte Riesenstatuen, illegale Durchführung religiöser Aktivitäten durch „falsche“ Mönche etc.) soll weiter vorgegangen, die Kampagnen für „zivilisiertes Weihrauchopfern“ und „vernünftiges Freilassen von Lebewesen“ sollen fortgesetzt werden. Die Verwaltung des tibetischen Buddhismus soll verstärkt werden. Beim Islam steht besonders Xinjiang im Blick, dort brauchen die muslimischen Gläubigen laut BRA dringend Lesestoff über Religion, Religionspolitik und gegen religiösen Extremismus, zudem soll Xinjiang gemäß dem Gesetz gegen illegale religiöse Aktivitäten sowie illegale Koran- und Arabischschulen vorgehen. Die Chinesische katholische Patriotische Vereinigung und die [offizielle] Chinesische Bischofskonferenz sollen beim zuverlässigen Vorantreiben der Selbstwahl- und weihe von Bischöfen unterstützt werden. [Dieser Punkt war in katholischen Medien als Rückschlag für die laufenden Bemühungen um eine sino-vatikanische Verständigung stark kritisiert worden; tatsächlich ist der Satz eine wörtliche Wiederholung aus den BRA-Plänen des Vorjahrs.] Die katholischen, die buddhistischen und die daoistischen offiziellen Leitungsgremien sollen  zum Abhalten der – alle 5 Jahre vorgesehenen – Nationalversammlungen ihrer Vertreter „angeleitet“ werden. [Der Vatikan lehnt die Nationalversammlung als höchstes katholisches Gremium ebenso wie die Patriotische Vereinigung ab.] Bei den Protestanten sollen weiterhin private Treffpunkte nach dem Gesetz „reguliert“ und bezüglich einer Minderheit fundamentalistischer Gruppen soll Einigungsarbeit betrieben werden. Thema ist auch immer noch der „Aufbau theologischen Denkens“ und seine Propagierung; interessanterweise soll 2015 aber auch der „Aufbau buddhistischen Denkens“ mit einer Konferenz gefördert werden. Im religionspolitischen Forschungskatalog stehen der Umgang mit dem Volksglauben, Religion im Internet sowie die wichtige Frage der Verteilung und Planung von religiösen Stätten im Urbanisierungsprozess (Text der „Arbeitsschwerpunkte“ unter www.sara.gov.cn/xxgk/ndgzyd/203405.htm; die katholische Diskussion hierzu findet sich in AsiaNews 24.,26.01.2015; Hong Kong Sunday Examiner 31.01.2015; UCAN 23.01.2015; china.ucanews.com 16.01.2015).
Zu den Arbeitsschwerpunkten des BRA im Vorjahr siehe China heute 2014, Nr. 1, S. 5.

19./21./22. Januar 2015:
Papst grüßt Präsident Xi und spricht von „Termin in absehbarer Zeit“ mit dem Dalai Lama  – chinesische Reaktionen
Auf dem Rückweg von seiner Reise nach Sri Lanka und in die Philippinen (12.–19. Januar) überflog Papst Franziskus am 19. Januar erneut die Volksrepublik China und schickte dabei – wie schon bei seiner Koreareise im August letzten Jahres – nach vatikanischem Brauch ein Grußtelegramm an das Staatsoberhaupt, Präsident Xi Jinping. Bei der Pressekonferenz während des Flugs sagte der Papst auf die Frage, warum er den Dalai Lama im Dezember nicht empfangen habe und wie die Beziehungen zu China stünden: „Im Protokoll des Staatssekretariats ist es üblich, dass Staatsoberhäupter oder Personen dieses Ranges nicht empfangen werden, wenn sie zu einer internationalen Versammlung in Rom sind. [...] Das ist der Grund, warum er nicht empfangen wurde. Ich habe gesehen, dass einige Zeitungen behauptet haben, ich hätte ihn aus Angst vor China nicht empfangen: Das ist nicht wahr. [...] Er hat um eine Audienz gebeten, und es ist ihm ein Termin in absehbarer Zeit zugesagt worden. Er hatte früher darum gebeten, aber nicht für jenen Moment, und wir sind in Verbindung. [...] Ja, wir sind offen und wollen Frieden mit allen. Und wie die Beziehungen stehen? Die chinesische Regierung ist höflich; auch wir sind höflich und tun die Dinge Schritt für Schritt, wie man die Dinge in der Geschichte tut. Noch ist es ungewiss, aber sie wissen, dass ich bereit bin zu empfangen oder dorthin zu gehen.“
Hua Chunying, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, erwiderte laut Xinhua bei einer Pressekonferenz am 21. Januar auf die Frage nach dem Papsttelegramm, „China ist zu einem auf den relevanten Prinzipien basierenden konstruktiven Dialog mit dem Vatikan bereit“. Die Xinhua-Meldung nannte diese Bedingungen: Abbruch der „sogenannten ‚diplomatischen Beziehungen‘“ zu Taiwan und Beendigung der Einmischung in Chinas innere Angelegenheiten im Namen der Religion. Während die Sprecherin nicht auf den Dalai Lama einging, titelte die staatliche Global Times am 22. Januar, „Mögliches Treffen Papst – Dalai Lama könnte sino-vatikanischen Beziehungen schaden“. Sie zitierte Xu Yuhua (Fudan-Universität) mit den Worten, seine zwei verschiedenen Aussagen an einem Tag zeigten die „Ambivalenz“ des Papstes gegenüber China (Global Times 22.1.2015; Xinhua 21.01.2015; w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/january/documents/papa-francesco_20150119_srilanka-filippine-conferenza-stampa.html).
Siehe auch den Eintrag vom 10./11./15. Dezember 2014.

19. Januar 2015:
Direktive von Zentralkomitee der KP und Staatsrat fordert mehr marxistische Erziehung an Hochschulen
Der Sozialismus chinesischer Prägung solle in die Lehrbücher, den Unterricht und die Köpfe Eingang finden, fordert die Direktive mit dem Titel „Ansichten zu einer weiteren Verstärkung und Verbesserung der ideologischen Arbeit an Hochschulen unter der neuen Situation“. Als wichtige Grundlage dazu sieht sie die Anhebung der „ideologischen Qualität“ des Lehrkörpers. In der ethischen Erziehung sollen sowohl die „sozialistischen Kernwerte“ als auch die Tugenden der traditionellen chinesischen Kultur vermittelt werden. Das Dokument spricht zudem von der „Infiltration feindlicher Kräfte“, der Widerstand zu leisten sei. Philosophie und Sozialwissenschaften sollen weiter reformiert und ihre Ressourcen für die ideologisch-politische Erziehung entdeckt werden. Eigens erwähnt wird die Religionswissenschaft, deren Lehre und Forschung verstärkt „verwaltet“ werden soll (Xinhua 19.01.2015).

ca. 19. Januar 2015:
Provinz Shanxi startet zweimonatige Kampagne zur Ausmerzung von „feudalem Aberglauben“
Die Kampagne richtet sich explizit gegen shenpos 神婆 („Hexen“ bzw. weibliche Medien/Schamanen) und Fengshui-Meister. Um den 19. Januar gab die Kommission zur Anleitung des Aufbaus der geistigen Zivilisation der Provinz Shanxi die Lancierung der Kampagne bekannt. Ihrer Bekanntmachung zufolge sollen Spezialteams in den Dörfern Fengshui-Meister, shenpos und andere Personen, die abergläubische Aktivitäten durchführen, statistisch erfassen und insbesondere feststellen, ob damit illegale Geschäfte verbunden sind. Diese Personen sollen gemeldet und von den zuständigen Behörden korrektiv bestraft werden. Parallel dazu soll die Bevölkerung auf dem Land mit Hilfe von Propaganda durch Freiwillige, Versammlungen und Vorträge zu Wissenschaftlichkeit erzogen werden.
Katholiken in Shanxi äußerten gegenüber UCAN die Vermutung, dass die Kampagne sich gegen Regierungsmitarbeiter wende. Unter diesen sei der Besuch bei Wahrsagern verbreitet, und immer mehr Beamte würden angesichts der laufenden Antikorruptionskampagne in Tempeln um Vergebung beten (Shanxi ribao, nach fjnet.com 19.01.2015; UCAN 22.01.2015; Xinhua 20.,21.01.2015).

22. Januar 2015:
Gemeinsame Erklärung der Religions­führer in Hongkong zum Klimawandel
In einer gemeinsamen Erklärung warnen die führenden Vertreter des „Kolloquiums der sechs Religionsführer Hongkongs“ – Katholiken, Protestanten, Muslime, Buddhisten, Daoisten und Konfuzianer – die Regierungen weltweit vor dem Klimawandel und seinen Folgen für Mensch und Natur. Sie rufen zu einem internationalen Übereinkommen zur Reduzierung von Emissionen bei der kommenden UN-Klimakonferenz in Paris am Jahresende auf (Sunday Examiner 7.02.2015; UCAN 23.01.2015).

23. Januar – 5. März 2015:
Debatte um Interviews mit chinesischen „Untergrund“-Bischöfen über den Dialog des Heiligen Stuhls mit China
Gianni Valente, ein Journalist der vatikanischen Nachrichtenagentur Fides, veröffentlichte in Vatican Insider eine Serie von Interviews mit drei vom Papst ernannten und von der chinesischen Regierung nicht anerkannten chinesischen Bischöfen: Wei Jingyi, Bischof von Qiqihar (Interview publiziert am 23. Januar), Han Zhihai, Bischof von Lanzhou (publiziert am 4. Februar) und Xie Tingzhe, Bischof von Urumqi (publiziert am 24. Februar). Alle drei fragte er, ob Verhandlungen des Vatikans mit China nicht die Gefahr von zu großen Zugeständnissen mit sich bringen würden, wie die Gläubigen reagieren würden und wie man die anstehenden Probleme lösen könne. Die drei Bischöfe antworteten in sehr unterschiedlicher Weise, äußerten aber übereinstimmend die Ansicht, dass Dialog mit der Regierung notwendig sei. Bischof Wei und Bischof Han zeigten sich überzeugt, dass die meisten Gläubigen auch im Untergrund schließlich eine Annäherung befürworten würden, und alle drei konnten sich Lösungen unterschiedlicher Art für das Problem der Nationalversammlung der Katholiken, der Patriotischen Vereinigung und der Bischofsernennungen vorstellen. Sie betonten dabei die Notwendigkeit der Einheit der Bischöfe mit dem Papst.
Nach der Veröffentlichung der ersten beiden Interviews meldete sich am 17. Februar Kardinal Joseph Zen, der emeritierte Bischof von Hongkong, mit einem Beitrag in AsiaNews zu Wort. Dort schrieb er, es sei naiv anzunehmen, dass die Bischöfe sich frei hätten äußern können. Außerdem habe Valente den Bischöfen mit der Formulierung seiner Fragen bestimmte Antworten in den Mund gelegt. Der Kardinal warnte hinsichtlich der Gespräche mit Beijing erneut vor „der Versuchung, ein Ergebnis um jeden Preis zu erreichen“. Auf die Kritik des Kardinals reagierte der chinesische Priester Paul Han Qingping zwei Tage später mit einer scharfen Entgegnung in Vatican Insider. Der Priester, der die Stellungnahmen von Bischof Wei und Bischof Han begrüßte, verwehrte sich gegen den, wie er meinte, durch Äußerungen wie die Kardinal Zens hervorgerufenen Eindruck, Klerus und Laien in China seien unreif und bräuchten immer Leute von außen, die für sie sprechen. Er schrieb, Kardinal Zen halte sich für den Verantwortlichen für die Angelegenheiten der Kirche in China und ertränke mit seiner Stimme die Stimmen der Bischöfe und Laien in Festlandchina. Bischof Wei Jingyi schließlich schrieb in einer auf den 20. Februar datierten Stellungnahme, publiziert von Vatican Insider am 5. März: „Ich habe als Bischof die Pflicht zu sprechen und ich muss nach meinem Gewissen sprechen.“
„Es ist offensichtlich, dass sich in Rom und in der Kirche außerhalb Chinas über die Frage der sino-vatikanischen Beziehungen zwei verschiedene Linien gebildet haben“, zitierte UCAN am 27. Februar einen kirchlichen Beobachter in China (AsiaNews 17.,19.02.2015; UCAN 27.02.2015; Vatican Insider 23.01.; 4.,19.,24.02.; 5.03.2015. Die Interviews der drei Bischöfe finden sich online auf der Website vaticaninsider.lastampa.it).

27. Januar / 2. Februar 2015:
Medienberichte über Disziplinarverfahren gegen Kader in Tibet und Xinjiang, darunter Vorwürfe in Zusammenhang mit Dalai Lama und Mekka-Wallfahrt
Nach Angaben der staatlichen Global Times wurden im Autonomen Gebiet Tibet 15 Beamte im Jahr 2014 wegen Verletzung der Parteidisziplin und politischen Disziplin bestraft. Gegen „einige“ Beamte, die sich an der illegalen Untergrundorganisation für tibetische Unabhängigkeit beteiligt, der Dalai Lama-Clique Geheiminformationen hätten zukommen lassen oder Aktivitäten unterstützt hätten, die die nationale Sicherheit gefährden, sei ein Untersuchungsverfahren eingeleitet worden. Insgesamt seien 329 Fälle von Missverhalten von Kadern untersucht worden. In Xinjiang wurde im Jahr 2014 gegen 355 Parteikader wegen Verstößen gegen die Parteidisziplin ermittelt, 333 erhielten nicht näher spezifizierte Strafen, schrieb die South China Morning Post unter Berufung auf die staatliche Zeitung Legal Daily. Darunter waren 32 Beamte, denen Bestechung in Zusammenhang mit Pilgerfahrten von Muslimen nach Mekka vorgeworfen wurde, u.a. der frühere Leiter des Büros für Pilger­angelegenheiten (Global Times 27.01.2015; South China Morning Post 2.02.2015).

29. Januar 2015:
Erziehungsminister warnt vor „west­lichen Werten“ in Lehrbüchern
Auf einem Forum zur Verbesserung der ideologischen Arbeit an Hochschulen forderte Erziehungsminister Yuan Guiren laut Xinhua die Universitäten auf, „niemals Lehrbücher im Unterricht erscheinen zu lassen, die westliche Werte propagieren“. Universitäten sollten direkt aus dem Ausland übernommenes Lehrmaterial strenger kontrollieren. Zudem dürften im Unterricht keine Bemerkungen vorkommen, die die Führung der KP Chinas verleumden, den Sozialismus verunglimpfen oder gegen Verfassung und Gesetze verstoßen. Johnny Erling schrieb in der Welt, bestimmte Dozenten seien auf parteinahen Websites bereits namentlich als Vertreter westlicher Werte denunziert worden. Erling berichtete auch, dass eine im November 2014 erschienene revidierte Ausgabe von Schulbüchern für die Oberstufe wieder „Schlagwort-Marxismus“ vermittle, etwas dass „der Untergang der Bourgeoisie und der Sieg des Proletariats unvermeidbar seien“. Auch die nach Maos Tod politisch abgeschriebene Idee vom Klassenkampf sei wieder neu in die Schulbücher aufgenommen worden (South China Morning Post 20.01.2015; Die Welt 5.02.2015; Xinhua 19.,29.,30.01.; 12.02.2015).
Schon im März 2013 durften „universelle Werte“ wie Pressefreiheit und Bürgerrechte Berichten zufolge nicht mehr an chinesischen Universitäten unterrichtet werden (vgl. China heute 2013, Nr. 3, Chronik, 24. Juni / 19. August 2013).

29.–31. Januar 2015:
Yu Zhengsheng, Vorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz, ermahnt bei Besuch in Baoding Katholiken zu Widerstand gegen Infiltration
Wie Xinhua berichtete, hatte die hochrangige Inspektionsreise einen religionspolitischen Schwerpunkt. Yu besuchte Kirchen und Tempel in der Stadt Baoding (Provinz Hebei). Dabei ermahnte er die „katholischen Kreise“, am Prinzip der Unabhängigkeit festzuhalten und sich „der Infiltration durch Kräfte in Übersee zu widersetzen, um sicherzustellen, dass die Führung der religiösen Organisationen in der Hand von Personen ist, die das Land und die Kirche lieben“. Andere Religionen erwähnte der Bericht nicht.
Der Bischof von Baoding, Su Zhimin, ist seit 1997 verschwunden. Verwandte, die Yu Zhengsheng während seines Besuchs in Baoding aufsuchen und die Freilassung des Bischofs forden wollten, wurden drei Tage lang in einem Gästehaus festgehalten. Am 23. September 2014 hatten bereits hochrangige Beamte der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas der Kathe­drale von Baoding einen Besuch abgestattet. 2014 waren auch drei Untergrundpriester der Diözese Baoding nach jahrelanger Haft freigelassen worden (Xinhua 31.01.2015; china.ucanews.com 31.01.2015; vgl. China heute 2014, Nr. 3, Chronik, 9. / 28. August 2014 und 23. September 2014; Nr. 4, Chronik, 24. Oktober 2014).

30. Januar 2015:
Behördenvertreter informiert Verwandte des inhaftierten Bischofs Cosmas Shi Enxiang über dessen Tod – Bestätigung bleibt aus
Man habe sie über den Tod des Bischofs informiert, ohne zu sagen, wann genau er starb und aus welchem Grund, sagte seine Großnichte am 31. Januar zu UCAN. Später hätten die Behörden in Bao­ding dementiert, etwas über den Tod des Bischofs zu wissen. Der 94-jährige, von der Regierung nicht anerkannte Bischof der Diözese Yixian (Provinz Hebei) war zuletzt am 13. April 2001 in Beijing verhaftet und 14 Jahre lang ohne Anklage an einem unbekannten Ort festgehalten worden (UCAN 2.02.2015; china.ucanews.com 31.01.2015).
Siehe den Beitrag in den Informationen.

2. Februar 2015:
Zwei Mitglieder der „Kirche des Allmächtigen Gottes“ werden wegen Mordes hingerichtet
Zhang Fan und ihr Vater Zhang Lidong wurden in Shandong hingerichtet, nachdem der Oberste Volksgerichtshof das Todesurteil wegen Mordes und der Untergrabung der Durchführung des Gesetzes durch einen Kult bestätigte, das ein Gericht in Yantai am 11. Oktober verhängt hatte. Chinesischen Medienberichten zufolge hatten die beiden mit drei weiteren Personen am 28. Mai 2014 eine Frau in einer McDonald’s-Filiale in Zhaoyuan erschlagen, als diese sich weigerte, ihnen ihre Telefonnummer zu geben.
Zwei weitere Anhänger der „Kirche des Allmächtigen Gottes“, Zhang Shuzhi und Geng Yuqin, wurden am 10. Dezember 2014 in Liaoning zu Gefängnisstrafen von sieben bzw. vier Jahren verurteilt; sie waren laut Xinhua führende Mitglieder der Gruppe. Mitte August 2014 hatte das Ministerium für öffentliche Sicherheit gemeldet, dass im Juni fast 1.000 mutmaßliche Mitgliedern des „illegalen Kults“ vom „Allmächtigen Gott“ gefasst worden seien (AFP 2.02.2015; Xinhua 10.12.2014; 2.02.2015; vgl. China heute 2014, Nr. 2, Chronik, 28. Mai 2014).
Die in den 1990er Jahren gegründete „Kirche des Allmächtigen Gottes“ verkündet den Zweiten Christus, eine Wiedergeburt Christi in Gestalt einer chinesischen Frau, dessen Antithese Satan oder der „große rote Drache“ ist, den die Sekte mit der KP Chinas identifiziert.

4. Februar 2015:
Stadt Wenzhou hat 8.579 registrierte Stätten für Volksglaubens-Aktivitäten
Damit sind in Wenzhou (Provinz Zhe­jiang) deutlich mehr volksreligiöse Stätten registriert als Versammlungsstätten der „fünf großen Religionen“, von denen es 3.961 gibt. Diese Zahlen nennt ein Bericht des örtlichen Büros für religiöse und ethnische Angelegenheiten über die Verabschiedung des Plans 2013–2020 für die religiösen und volksreligiösen Stätten der Stadt. Der Bericht bezeichnet Wen­zhou als „eine der großen Religionsstädte Chinas“. Der Plan behandelt, beruhend auf statistischen u.a. Untersuchungen, Fragen der Verteilung religiöser und volksreligiöser Stätten und ihrer Einbeziehung in die Stadtplanung, u.a. durch reservierte Flächen bei Neubaugebieten und beim Umbau der Altstadt – heißt es in dem Bericht, der am 2. Februar auf der Website des Staatlichen Religionsbüros (BRA) erschien.
Anfang Januar 2015 erließ die Stadtregierung von Wen­zhou zwei Direktiven zur Registrierung und Vergabe von Registrierungsnummern volksreligiöser Stätten. Auf Provinzebene hat die Regierung von Zhejiang bereits am 22. September 2014 „Ansichten zur Verstärkung der Verwaltung von Angelegenheiten des Volksglaubens“ erlassen; eine Rechtsbestimmung der Provinz zur Registrierung volksreligiöser Stätten ist in Vorbereitung (www.sara.gov.cn 14.10.; 29.12.2014; 7.01.; 4.02.2015).

12. Februar 2015:
Christian Solidarity Worldwide: 2014 wurden in Zhejiang mehr als 400 Kreuze demontiert – Trend scheint abnehmend
Christian Solidarity Worldwide (CSW) veröffentlichte am 12. Februar einen interaktiven „Zeitstrahl“ zu den Abrissen von protestantischen wie katholischen Kirchturmkreuzen und Kirchen durch die Behörden in der Provinz Zhejiang im Jahr 2014. Er enthält Abrissbescheide, Abrissaktionen und andere Aktionen der Behörden sowie Reaktionen der Christen wie Petitionen und Proteste, jeweils mit einem Link zu den entsprechenden Medienberichten. Der Organisation zufolge wurden im Jahr 2014 in Zhejiang über 400 Kreuze entfernt, modifiziert oder verhüllt, 35 Kirchen und kirchliche Gebäude ganz oder teilweise zerstört, über 100 Menschen in Zusammenhang mit diesen Vorfällen verhaftet und 38 geschlagen und/oder verletzt. Wie UCAN feststellte, zeigt der Zeitstrahl von CSW, dass der Höhepunkt der Vorfälle zwischen April und Juli lag. Eine katholische Quelle berichtete UCAN, dass die Kampagne abzuflauen scheine, die Situation aber immer noch sehr sensitiv sei und die Regierung jetzt genau die Abmessung der Kreuze bestimme (www.csw.org.uk/zhejiangtimeline; china.ucanews.com 3.03.2015; UCAN 13.02.2015).
Zu der Problematik siehe China heute 2014, Nr. 2, S. 72-75, 91-93; Nr. 3, S. 143-145, 165-170.

15. Februar 2015:
Papst grüßt Menschen in Ostasien zum Mond-Neujahr
Am Ende des Angelus-Gebets auf dem Petersplatz sagte Papst Franziskus: „Einen Wunsch des Glücks und des Friedens richte ich an alle Männer und Frauen des Fernen Ostens und in verschiedenen Teilen der Welt, die sich auf die Feier des Mond-Neujahrs vorbereiten. Diese Festlichkeiten bieten ihnen die schöne Gelegenheit, auf tiefe Weise die Brüderlichkeit neu zu entdecken und zu leben, die kostbares Band des Familienlebens und Grundlage des gesellschaftlichen Lebens ist. Diese jährliche Rückkehr zu den Wurzeln des Menschen und der Familie möge jenen Völkern beim Aufbau einer Gesellschaft helfen, in der zwischenmenschliche Beziehungen geknüpft werden, die von Achtung, Gerechtigkeit und Liebe geprägt sind“ (w2.vatican.va 15.02.2015).

19. Februar 2015:
Chinesisches Neujahr – mit dem „Jahr der Ziege“ beginnt in der Kirche auch die Fastenzeit
Der Neujahrsvorabend (18. Februar) fiel dieses Jahr auf Aschermittwoch. Damit die katholischen Christen in Ostasien dennoch dieses wichtige Familienfest feiern konnten, erteilten die Bischöfe in den betroffenen Ländern – wie in solchem Fall üblich – eine Dispens von der Verpflichtung zu Fasten und Abstinenz. Die katholische Bischofskonferenz Taiwans rief die Gläubigen auf, das Fasten durch eine Tat der Nächstenliebe zu ersetzen. In vielen Teilen Festlandchinas organisierten die Gemeinden Neujahrsbesuche bei alten, alleinstehenden, kranken oder bedürftigen Menschen (Hong Kong Sunday Examiner 28.02.2015; 7.03.2015).

24. Februar 2015:
Radio Free Asia: Kreisregierungen in Qinghai halten tibetische Mönche unter 19 Jahren von der Rückkehr in ihre Klöster ab
Die Behörden in zwei Kreisen des Autonomen Bezirks Haixi (Tsonub) der Mongolen und Tibeter in der Provinz Qinghai haben nach einem Bericht von Radio Free Asia (RFA) junge tibetische Mönche, die zum Mondneujahrsfest ihre Familien besuchten, an der Rückkehr in ihre Klöster gehindert. Am 23. Februar hätten die Behörden die Eltern in einem Treffen darüber informiert, dass ihre Kinder, die in weit entfernten Klöstern studierten, nach den Neujahrsferien nicht dorthin zurückkehren dürften, sondern als Laien normale staatliche Schulen besuchen müssten, erfuhr RFA. Besonders junge Mönche unter 19 Jahren seien von der Maßnahme betroffen. Laut RFA haben in ähnlicher Weise die Behörden im Kreis Driru (Biru), Regierungsbezirk Nagqu, im Autonomen Gebiet Tibet im Oktober 2014 angeordnet, dass Mönche unter 12 Jahren aus den Klöstern zurück in ihre Familien geschickt würden. Auch im Kreis Jomga im benachbarten Regierungsbezirk Chamdo wurden laut einem RFA-Bericht vom 24. Oktober 2014 die Familien aufgefordert, alle Familienmitglieder nach Hause zu holen, die in Klöstern in Qinghai oder Sichuan studieren – insbesondere in den großen buddhistischen Studienzentren Larung Gar im Kreis Serthar und Yachen Gar im Kreis Palyul im Autonomen tibetischen Bezirk Kardze, Provinz Sichuan. Laut RFA zielen diese Maßnahmen auf eine Beschränkung der Größe der Klöster des tibetischen Buddhismus ab (RFA 24.10.2014; 24.02.2015).

4. März 2015:
Offizieller Panchen Lama setzt sich in Rede für höhere Mönchsquoten in tibetischen Klöstern ein, sieht Gefahr, dass „der Buddhismus nur noch dem Namen nach weiterbesteht“
Die Rede „Mit aller Kraft Talente ausbilden, damit der tibetische Buddhismus sich noch besser an die sozialistische Gesellschaft anpasst“ hielt der von Beijing eingesetzte Panchen Lama vor der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes. Er begann mit einem Lob auf Tibets Entwicklung „unter dem Glanz der Minderheiten- und Religionspolitik der Partei“, befasste sich dann aber ausschließlich mit dem Problem, dass „die Zahl der Mönche [und Nonnen] nicht ausreicht, um die wachsenden Anforderungen und die Bedürfnisse der Gläubigen zu befriedigen“. Die Mönche, so der Panchen, hätten drei Aufgaben: 1. die Weitergabe des buddhistischen Erbes, die ein viele Jahre langes Studium des Dharma voraussetzt; 2. die Pflege der Tempel und buddhistischen Kulturgüter; 3. religiöse Dienste für die Massen, insbesondere das Durchführen von Ritualen in den teils nur durch langwierige Reisen zu erreichenden Häusern der Gläubigen. Als Gründe für die geringe Zahl der Mönche sah er insbesondere: 1. gesellschaftlichen Wandel und zunehmenden Pluralismus; 2. abnehmende Zahl der Kinder pro Familie; 3. Beschränkung der Mönchszahl durch eine Quote (bianzhi 编制) in vielen Klöstern. Beispielsweise habe das von Pilgern und Touristen frequentierte Sakya-Kloster eine Quote von 120 Mönchen und tatsächlich lebten dort 130 Mönche, diese müssten sich aber um die 108 Tempel und 300 Sutrenhallen des Klosters kümmern. Auch kleinere Klöster litten unter zu niedrigen Quoten. Wegen der großen Arbeitslast bleibe oft keine Zeit für das Studium und die Weitergabe der Lehre oder für die von den monastischen Regeln vorgeschriebenen regelmäßigen Versammlungen der Mönche. Es bestehe daher die Gefahr, dass „der Buddhismus nur noch dem Namen nach weiterbesteht“. Als Gegenmaßnahme schlug der Panchen vor, die Quoten anzupassen und flexibler zu handhaben, was auch „etwaige Missverständnisse gegenüber der Religionspolitik“ verhindern könne. Er verwies darauf, dass die Zahl der Mönche und Nonnen im Autonomen Gebiet Tibet mit 1.787 religiösen Stätten und 46.000 Mönchen und Nonnen in Proportion zu den [tibetisch besiedelte Gebiete enthaltenden] Provinzen Sichuan mit 783 Klöstern und 68.000 Mönchen und Nonnen sowie Qinghai mit 660 Klöstern und 44.000 Mönchen und Nonnen deutlich niedriger sei.
Die Rede des Panchen wurde am gleichen Tag in offiziellen chinesischen Medien veröffentlicht. In den Medien außerhalb Festlandchinas wurde sie unterschiedlich bewertet. Während UCAN darin „das erste Anzeichen“ sah, „dass Beijings Erwählter von der Parteilinie abweichen könnte“, vermuteten andere, hier sollten nur „einige Wellen geschlagen“ werden, um den offiziellen Panchen glaubwürdiger erscheinen zu lassen (Text der Rede: www.mzb.com.cn/html/report/150330384-1.htm; englische Übersetzung: www.savetibet.org/china-attempts-to-legitimize-its-panchen-lama-through-a-major-speech-as-the-real-panchen-lamas-birthday-approaches/. Siehe auch The Economist [Blog] Erasmus 21.03.; UCAN 18.05.).
Zu dem vom Dalai Lama anerkannten Panchen Lama siehe den Eintrag vom 17. Mai 2015.

9. und 11. März 2015:
Politiker Chinas bezeichnen Bemerkungen des Dalai Lama über seine mögliche Nicht-Reinkarnation als „Blasphemie“ und „Verrat“
Die Aussage des Dalai Lama, dass seine Linie mit seinem Tod enden könnte, sei „gegen die tibetische buddhistische Tradition, nach der die Seele eines hohen Lamas nach seinem Tod im Körper eines Kindes wiedergeboren wird“, sagte Padma Choling, Gouverneur des Autonomen Gebiets Tibet. Sie würde das jahrhundertealte Reinkarnationssystem auf den Kopf stellen und die buddhistische Region destabilisieren. Es sei nicht am Dalai Lama, über seine Reinkarnation zu entscheiden. „Was er behauptet hat, ist eine Blasphemie gegen den tibetischen Buddhismus“, sagte der Gouverneur nach einer Sitzung tibetischer Abgeordneter während der jährlichen Tagung des Nationalen Volkskongresses in Beijing. Zhu Weiqun, Vorsitzender der Kommission für ethnische und religiöse Angelegenheiten der Politischen Konsultativkonferenz, sprach am 11. März laut Xinhua vom „doppelten Verrat“ des Dalai Lama gegenüber seinem Heimatland und seinem Glauben. Die Reinkarnation des Dalai Lama müsse von der Zentralregierung approbiert werden, ohne deren Approbation sei alles illegal. Der Ministerpräsident der tibetischen Exilregierung, Lobsang Sangay, erklärte dazu, die Reinkarnation des Dalai Lama sei keine Angelegenheit der Kommunistischen Partei, das sei, wie wenn Fidel Castro den Papst wählen würde (New York Times 11.03.; South China Morning Post 11.03.; Xinhua 9.,11.03.).
2007 hat die chinesische Regierung „Verwaltungsmaßnahmen für die Reinkarnation Lebender Buddhas“ erlassen. Der heute 80-jährige Dalai Lama hat am 24. September 2011 in einer ausführlichen Erklärung zur Frage seiner Reinkarnation festgelegt, dass er im Alter von etwa 90 Jahren mit anderen hohen Lamas entscheiden werde, ob die Reinkarnation des Dalai Lama weitergehen solle, und falls ja, klare Anweisungen dafür hinterlassen werde. Kein von anderen, etwa den Machthabern der VR China, ausgewählter Kandidat solle anerkannt werden (Texte der Dokumente in China heute 2007, Nr. 6, S. 220f. und 2012, Nr. 1, S. 15-20).

11. März 2015:
Parolin und Zen äußern sich zum Dialog zwischen China und Vatikan
Vatikan-Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin sagte am 11. März auf Fragen von Journalisten zu einer möglichen Annäherung zwischen der VR China und dem Vatikan, es gebe „nichts Neues von Bedeutung“. „Der einzige Weg vorwärts ist, miteinander zu sprechen“, erklärte Parolin. Er glaube, dass der Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und China „immensen Nutzen für den Weltfrieden“ haben könne. Kardinal Joseph Zen, emeritierter Bischof von Hongkong, kritisierte dagegen in einem Interview mit dem Corriere della Sera vom gleichen Tag, der Vatikan sei allzu bereit, Kompromisse einzugehen. Beijing wolle keinen Dialog führen (nach America Magazine 11.05.; UCAN 13.03.; Vatican Insider 13.03.).

12. März 2015:
Interview mit Vatikansprecher über Beziehungen zu China und Vietnam wird unterschiedlich dargestellt und führt zu Diskussionen
Der als Beijing-nah geltende Hongkonger Fernsehsender Phoenix TV, der P. Federico Lombardi SJ in Rom interviewt hatte, brachte in einer am 12. März ausgestrahlten Sendung des Senders kurze Teile des Interviews, offenbar ergänzt durch die Moderation eines Journalisten. Lombardi wiederholte im Interview die Bereitschaft des Papstes, „morgen“ nach China zu gehen. Zudem verwies er darauf, dass sich die Beziehungen zu Vietnam verbessert hätten, seit der Papst in Rom die vietnamesische Staatsführung empfangen und der Vatikan einen (nicht-residierenden) Vertreter für Vietnam ernannt habe; auch schwierige Situationen könnten sich also zum Besseren wenden. Nach Darstellung vieler Medienberichte (UCAN, AsiaNews, Global Times etc.) schlug Lombardi zudem vor, man könne in China für die Bischofsernennungen das „Vietnam-Modell“ erwägen. Lombardi hingegen dementierte gegenüber Gerard O’Connell (America Magazine) – wie dieser am 11. Mai berichtete –, dass er in dem Interview über das Vietnam-Modell oder überhaupt über Bischofsweihen gesprochen habe. Am 12. März brachte Phoenix TV in Zusammenhang mit dem Lombardi-Interview eine halbstündige Talkshow mit vier chinesischen Kolumnisten über das „Vietnam-Modell“. Wie Lucia Cheung (UCAN) und O’Connell allerdings bemerkten, wurde das Modell dabei so dargestellt, dass der vietnamesische Staat Bischofskandidaten vorschlage, aus denen der Vatikan auswähle, während beiden zufolge de facto der Vatikan die Vorschläge macht. Beijing dränge den Vatikan, „der historischen Tradition und der Realität der chinesischen Katholiken ins Auge zu sehen“, schrieb die staatliche chinesische Global Times am 13. März bezugnehmend auf Lombardis [angeblichen?] Vietnam-Modell-Vorschlag, Die Zeitung zitierte den Sprecher des chinesischen Außenministers Hong Lei mit den Worten, China sei zu einem konstruktiven Dialog mit dem Vatikan bereit (America Magazine 11.05.; AsiaNews 17.03.; china.ucanews.com 14.03.; Global Times 13.03., UCAN 13.,20.03., Vatican Insider 13.03.).

12. März 2015:
Direktor des Staatlichen Religionsbüros bestätigt Gespräche mit dem Vatikan, „beide Seiten brauchen Geduld“
Es gebe ständig einen normalen Kommunikationskanal zwischen China und dem Vatikan, sagte Wang Zuo’an, Direktor der Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten, in einem am 11. März geführten und am 12. März publizierten Interview mit der Beijing-nahen Hongkonger Zeitung Wen Wei Po. Zu den in der Kommunikation behandelten Fragen gehöre das Recht auf die Ernennung der Bischöfe. Da das Problem eine lange Geschichte habe und die zu besprechenden Fragen kompliziert seien, müssten beide Seiten Geduld und Ruhe bewahren. „Mit Bemühungen von beiden Seiten werden wir meiner Meinung nach immer eine Lösung finden. Wir hoffen auch, dass der Vatikan nicht nur mit Worten [den Wunsch nach] Verbesserung der sino-vatikanischen Beziehungen zum Ausdruck bringt, entscheidend ist, dass konkrete Taten vorgelegt werden, dass in substantiellen Fragen Ehrlichkeit aufgebracht wird, um die beidseitigen Probleme zu lösen.“
Im gleichen Interview kündigte Wang auch eine umfangreiche Revision der seit zehn Jahren geltenden „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ an (Wen Wei Po 12.03.).

14. März 2015:
Ökumenischer Kreuzweg in Hongkong
Über 100 Menschen verschiedener christlicher Konfessionen beteiligten sich an einem Kreuzweg, der von der Gruppe „Family of Love and Solidarity“ organisiert wurde. Zusammen mit Br. Ghislain der Taizé-Gemeinschaft nahmen einige protestantische Pastoren und katholische Priester ebenfalls teil. Bei diesem Gottesdienst wurde ein Kreuz von der katholischen Kirche St. Theresa bis zur anglikanischen All Saints’ Ca­thedral getragen. Die Prozession ging, laut Sunday Examiner,  durch die Straßen von Mongkok und entlang der Prince Edward Straße von Kowloon. Die Veranstaltung war geprägt von Taizé-Hymnen und dem Gebet für Hongkong, die Armen, die verfolgten Christen und die Einheit der Christen, was auch auf Bannern geschrieben stand, die die Teilnehmer mit sich trugen (Fides 24.03.; Hong Kong Sunday Examiner 28.03.)

22. März 2015:
Verhaftung zweier Untergrundpriester in Harbin
In Harbin in der Provinz Heilongjiang wurden zwei Untergrundpriester während eines Gottesdienstes in einem Gebetshaus verhaftet. Die Priester Quan Xiaoyun und Cao Jianyou der Pfarrei Mudanjiang wurden beschuldigt, „illegale religiöse Aktivitäten an einer nicht registrierten Gebetsstätte abgehalten“ zu haben, so eine kirchliche Quelle laut UCAN. Zhao Hongchun, Apostolischer Administrator von Harbin, wusste nichts über den Verbleib der beiden Priester. Die Gemeinde war in letzter Zeit immer wieder unter Druck geraten. „Wir haben nicht erwartet, dass solche Dinge jetzt zu einer Zeit geschehen, in der die Medien heiß sind bezüglich der Beziehungen China-Vatikan … wir beten, dass es China und dem Vatikan gelingt, hervorragende und gesunde diplomatische Beziehungen aufzubauen“, so Priester Zhao. „Ich verstehe die Absichten der Regierung nicht“ (UCAN 23.03).

24. März 2015:
Erstmals wird in Zusammenhang mit den Kreuzabrissen in Zhejiang eine Gefängnisstrafe verhängt
Das Gericht des Kreises Pingyang (Wen­zhou) verurteilte den protestantischen Pastor Huang Yizi wegen „Störung der öffentlichen Ordnung durch Versammlung einer Menschenmenge“ zu einem Jahr Haft. Er hatte im Juli 2014 zusammen mit einer Gruppe von Gläubigen vergeblich versucht, den Abriss des Kreuzes der Salvation Church in Shuitou, die zur offiziellen Kirche gehört, zu verhindern (UCAN 25.03.). Damals waren laut Berichten 500–600 Polizisten und Demontagearbeiter mit 300 Gläubigen zusammengestoßen und 50–100 Gläubige verletzt worden (vgl. China heute 2014, Nr. 3, S. 143f.).

Katharina Wenzel-Teuber
Katharina Feith

Alle Quellenangaben in der „Chronik“ beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2015.

Aus China heute 2015, Nr. 1, S. 16-21, Nr. 2, S. 77-79.

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