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Chronik zu Religion und Kirche in China 1. Januar bis 31. März 2016

Ab Januar 2016:
Neue Welle von Kreuzdemontagen durch die Behörden in Zhejiang
Nachdem seit September 2015 die zwangsweisen Demontagen von Kreuzen auf Dächern und Türmen christlicher Kirchen durch die Behörden in der Provinz Zhejiang abgeflaut waren, kam es seit Anfang 2016 erneut zu zahlreichen Kreuzabrissen. Allein zwischen 7. Januar und 3. März wurden nach Angaben der in den USA ansässigen Organisation China Aid die Kreuze von 49 Kirchen in Zhejiang entfernt, darunter auch zwei katholischen. Teilweise versuchten Gemeinden Widerstand zu leisten, indem sie den Zugang blockierten. Die Behörden setzten aber inzwischen größere Abrissteams von 20–100 Personen ein, schrieb China Aid. Der Organisation zufolge sind seit Anfang 2014 im Kontext der provinzweiten (auf profane wie religiöse Gebäude bezogenen) Aktion „Drei Umgestaltungen, ein Abriss“ die Kreuze von rund 2.000 protestantischen und katholischen Kirchen in Zhejiang abgerissen worden. Ein Großteil der betroffenen Kirchen ist beim Staat registriert (chinaaid.org 5.02.; 8.,15.,29.03.2016; UCAN 2.,25.02.2016).
Zu den Kreuzabrissen siehe auch die Einträge vom 28. Januar und 23. März 2016 sowie die Berichte und die Dokumentationen in früheren Ausgaben von China heute.

1. Januar 2016:
Zwei-Kind-Politik tritt offiziell in Kraft
Am 1. Januar trat der Beschluss des Zentralkomitees der KP Chinas vom 29. Oktober 2015, künftig allen Paaren in China zu erlauben, ein zweites Kind zur Welt zu bringen, mit einer entsprechenden Gesetzesänderung im Nationalen Volkskongress offiziell in Kraft. Die Regierung sah sich aufgrund einer rapide alternden Gesellschaft und einem Arbeitskräftemangel zu diesem Schritt gezwungen. Die Ende der 1970er Jahre eingeführte Ein-Kind-Politik, die bereits vor einigen Jahren gelockert wurde, hatte aufgrund von selektiven Abtreibungen auch zu einer unverhältnismäßig hohen Zahl von männlichen Geburten geführt. Mit der Politik ging ein System von hohen Strafen und vielen illegalen Existenzen einher.
Die neue Politik wurde in vielen Medien gepriesen, fand aber auch warnende Stimmen. So sagte u.a. Reggie Littlejohn, Präsidentin von Women’s Rights Without Frontiers (hier zitiert nach Hong Kong Sunday Examiner), zentraler Punkt sei nicht die Zahl der erlaubten Kinder, sondern die Tatsache, dass die Regierung weiterhin eine Grenze festlege und diese mit Zwangsmaßnahmen durchsetze. „Dies wird sich unter der Zwei-Kind-Politik auch nicht ändern“ (Hong Kong Sunday Examiner 9.01.2016; South China Morning Post 28.12.2015, 26.02.2016).
Siehe auch den Eintrag vom 14. Januar 2016 sowie China heute 2015, Nr. 4, Chronik, 29. Oktober 2015.

5. Januar 2016:
Taiwanische Universität verleiht daoistischer Gottheit Shennong die Ehrendoktorwürde
Die daoistische Gottheit für die Landwirtschaft Shennong erhielt in Chiayi, 210 km südwestlich von Taipei, von der Nationalen Chung Cheng-Universität aus Dankbarkeit ein Ehrendoktorat. Die Universität wurde nämlich 1989 auf 131 ha Ackerland gebaut, das ursprünglich dem Gufeng-Tempel gehörte, in dem Shennong verehrt wird; 60 ha davon waren eine Schenkung. Zum ersten Mal in Taiwan und wahrscheinlich auf der ganzen Welt bekomme eine Gottheit ein Doktorat, bemerkte der Präsident der Universität, Wu Jyh-Yang, gegenüber den Medien. Präsident Wu fand es an der Zeit, dass, nachdem Universitäten schon viele verdiente Persönlichkeiten ausgezeichnet haben, nun auch der Gottheit Shennong diese höchstmögliche Ehrung zuteilwird.
Bei der Verleihung wurde die Statue der Gottheit standesgemäß mit maßgeschneidertem Talar und einem viereckigen Doktorhut ausgestattet. Der Verwaltungsrat des Tempels stimmte einstimmig für die Annahme dieser ehrenvollen Auszeichnung (Taipei Times 6.01.2016).
Willi Boehi

8. Januar 2016:
Renmin ribao: In Henan auf dem Land errichtete 37 Meter hohe Mao-Statue wieder abgerissen
Wie die Parteizeitung berichtete, hatten örtliche Geschäftsleute und Bewohner des Dorfes Zhushigang im Kreis Tongxun, Provinz Henan, das Geld für die fast 3 Mio. Yuan teure Statue aufgebracht, die aus Stahlbeton bestand und goldfarben lackiert war. Die Statue habe die Aufmerksamkeit der Gesellschaft erregt, schrieb die Zeitung. Nach Angaben der örtlichen Regierung sei die Statue weder genehmigt noch registriert gewesen. Sie sei von einem Kontrollteam des Kreises wieder abgerissen worden, unklar sei jedoch, mit welcher Begründung (BBC 5.01.2016; people.com.cn 8.01.2016).

14. Januar 2016:
Staatsrat veröffentlicht Ansichten zur Lösung des Problems der Registrierung von Personen ohne hukou
In China leben 13 Mio. Menschen ohne Zugang zu Sozialleistungen und legaler Identität, da sie keinen hukou, sprich keine Haushaltsregistrierung besitzen, so die regierungsnahe Global Times, 60% davon in Folge des Verstoßes gegen die Ein-Kind-Politik. Konnten die Eltern bei diesen Zweit- und Drittgeborenen die hohen Strafgebühren nicht bezahlen, verweigerten die Behörden diesen Kindern die Registrierung. Damit wurde ihnen auch der Zugang zum staatlichen Bildungs- und Gesundheitssystem verweigert. Mit einem Erlass des Staatsrates soll diesen „Illegalen“ (heihu für Personen ohne Haushaltsregistrierung) nunmehr das Recht auf legale Registrierung gewährt werden. In dem Schreiben des Staatsrats heißt es, dass sich acht Arten von Personen ohne hukou ohne Vorbedingungen registrieren lassen können, solange sie die notwendigen Papiere dafür vorweisen. Dieser Erlass kommt kurz nach Einführung der Zwei-Kind-Politik, die seit 1. Januar in Kraft ist. Die Global Times sieht das Vorgehen allerdings noch skeptisch, die meisten Lokalregierungen, die i.d.R. die Registrierungen ausstellen, würden zunächst auf detailliertere Anweisungen warten. So sei z.B. unklar, ob bei der Registrierung der „schwarzen Kinder“ weiterhin Strafgebühren zu entrichten seien (General-Anzeiger 12./13.12.2015; Global Times 27.01.2016; Text der „Ansichten zur Lösung des Problemes der Registrierung eines hukous für Menschen ohne hukou“ 关于解决无户口人员登记户口问题的意见 unter www.gov.cn/zhengce/content/2016-01/14/content_10595.htm).
Siehe auch den Eintrag vom 1. Januar 2016.

15./16. Januar 2016:
Leiter aller Religionsbüros auf Provinz­ebene tagen in Beijing
Bei dem Treffen stellte das zentrale BRA seine Arbeit im Jahr 2015 und seine Pläne für 2016 vor. Für 2015 wurden folgende Arbeitsschwerpunkte genannt: Die Verwaltung der religiösen Versammlungsstätten wurde weiter standardisiert, wozu die Akteneintragung des leitenden Klerus der Stätten beim Staat, die Einrichtung von Bankkonten und die Beantragung von Organisationsnummernausweisen (组织机构代码证, Certificate of Organization Code) durch die religiösen Versammlungs- und Ausbildungsstätten sowie der weitere Aufbau einer Datenbank für die Religionsarbeit gehörten. Im Bereich „Unterstützung der religiösen Kreise beim Aufbau ihres Denkens“ wurde den Religionsanhängern u.a. der Gedanke eingeprägt, dass das staatliche Recht über den religiösen Vorschriften steht; die Katholiken studierten die demokratische Verwaltung der Kirche und die Protestanten die Sinisierung des Christentums. Höhepunkte im Bereich des internationalen Austauschs waren u.a. das 4. Buddhistische Weltforum und eine Konferenz über „,One Belt One Road‘ und der internationale Religionsaustausch“. Für 2016 nennt der Bericht keine konkreten Vorhaben. Dem Staatsfernsehen CCTV zufolge ist aber bis Jahresende die Ausgabe von Ausweisen für katholische und daoistische religiöse Amtsträger geplant, nachdem 2015 bereits die Buddhisten mit solchen Ausweisen versehen wurden (sara.gov.cn 15.01.2016; CCTV nach china.ucanews.com 22.01.2016).
Siehe auch den Beitrag in den Informationen.

16. Januar 2016:
Wahlen in Taiwan: Oppositionelle DPP gewinnt – katholischer Parteiloser wird Vizepräsident
Bei den Präsidentschafts- und Legislativratswahlen erzielte die oppositionelle Demokratische Fortschrittspartei (DPP) einen deutlichen Sieg. DPP-Kandidatin Tsai Ing-wen, eine Hakka, löst im Mai 2016 Ma Ying-jeou von der Partei Kuomintang als Präsidentin der Republik China auf Taiwan ab. Sie wird die erste Frau an der Spitze des Landes. Erstmals erzielte die DPP auch eine Mehrheit im Legislativrat, dem Parlament Taiwans. Machtwechsel seien in Taiwan normal geworden; egal wer regiere, er müsse auf das Volk hören, kommentierten Stimmen in UCAN das Wahlergebnis. Chinesische staatliche und parteinahe Medien forderten Tsai Ing-wen auf, die „Halluzination“ der Unabhängigkeit Taiwans aufzugeben. Gewählt wurde auch der mit Tsai Ing-wen kandidierende Chen Chien-jen, ein engagierter Katholik und Ritter des Ordens vom heiligen Grab. Der Parteilose wird der erste katholische Vizepräsident Taiwans (The Guardian / UK Reuters 17.01.2016; UCAN 18.,20.01.2016).

18. Januar 2016:
Staatliche Website startet Online-Nachschlagesystem für Lebende Buddhas des tibetischen Buddhismus
Auf der Website Zhongguo Xizang wang (China Tibet Online China) können die vom chinesischen Staat anerkannten „Lebenden Buddhas“ des tibetischen Buddhismus (chin. huofo 活佛, tibet. tulku, d.h. als Reinkarnationen ihrer Vorgänger identifizierte buddhistische Meister) abgerufen werden, und zwar unter hf.tibet.cn. Am 18. Januar wurde ein erstes Datenpaket von 870 „Lebenden Buddhas“ eingestellt. Nutzer müssen sich mit einer Handynummer registrieren. Nach offiziellen chinesischen Angaben gibt es 1.700 staatlich anerkannte „Lebende Buddhas“ in der VR China, davon 358 im Autonomen Gebiet Tibet. Zur Diskussion um „falsche Lebende Buddhas“ siehe den Beitrag in den Informationen.

18. Januar 2016:
Human Rights Watch (HRW): Überwachungsprogramm der „dorfbasierten Arbeitsteams“ in Tibet wird verlängert
Der in New York ansässigen Menschenrechtsorganisation zufolge wird ein Programm auf unbestimmte Zeit verlängert, das die Zentralregierung 2011 unter dem Namen „Wohltaten für das Volk“ („benefit the people“) für zunächst drei Jahre einführte, um eine Wiederkehr von Unruhen in Tibet zu verhindern. Im Rahmen des Programms wurden 21.000 Kader aus städtischen Gebieten entsandt, um in Gruppen von vier oder mehr Personen in allen 5.000 Dörfern des Autonomen Gebiets Tibet zu leben. Laut HRW gehört zu jedem Team mindestens ein ethnischer Tibeter; die Kader werden nach einem Jahr ausgetauscht. Die „dorfbasierten Arbeitsteams“ (zhucun gongzuodui 驻村工作队) haben nach chinesischen Medienberichten „fünf Aufgaben“, nämlich Aufbau von Partei- und anderen Organisationen im Dorf, Wahrung der Stabilität, Erziehungsprogramme „Fühle die Freundschaft der Partei“, Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und praktische Unterstützung. HRW zufolge überwachen sie das Verhalten der Bevölkerung, sammeln Informationen über Personen und setzen die Dorfbewohner unter Druck, sich öffentlich gegen den Dalai Lama zu stellen. Das Programm verschlingt laut HRW über 25% der Einnahmen des Autonomen Gebiets Tibet (Human Rights Watch 8.01.2016).

21. Januar 2016:
Konfuzianischer Gelehrter fordert erneut Verbot von Kirchenbau in Konfuzius’ Geburtsstadt
Zeng Zhenyu, Professor für Konfuzianismus an der Shandong-Universität und Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz der Provinz Shandong, rief in einem Beitrag auf der konfuzianischen Website rujiazg.com dazu auf, den Bau christlicher Kirchen in Qufu zu verbieten. Qufu sei die heilige Stadt der chinesischen Nation. Ein Verbot von Kirchen in Qufu sei notwendig, um eine starke Kontroverse in der Gesellschaft zu vermeiden, schrieb Zeng. Konkret wandte er sich gegen das Vorhaben, anstelle einer provisorischen protestantischen Kirche in Qufu ein ständiges Gebäude zu errichten. Berichten zufolge löste Zengs Aufruf eine Debatte in den sozialen Netzwerken in China aus. Ein Teil der Kommentatoren stimmte Zeng zu. So schrieb ein Weibo-Nutzer laut UCAN, Qufu solle erst dann eine Kirche dulden, wenn der Vatikan eine Moschee baue. Andere sprachen sich dafür aus, dass auch die Christen in Qufu ein Recht hätten, ihre Religion zu praktizieren. Der örtlichen protestantischen Drei-Selbst-Bewegung zufolge (zitiert in Global Times) hatte Qufu im Jahr 2011 7.000–8.000 „registrierte“ und schätzungsweise über 10.000 „nicht registrierte“ Christen.
Ende 2010 hatte schon einmal eine Gruppe von Konfuzianern mit Erfolg gegen den in Qufu geplanten Bau einer 41 m hohen protestantischen Kirche im gotischen Stil protestiert. Ein damals beteiligter Konfuzianer namens Chen Ming äußerte gegenüber Time, diesmal läge der Sachverhalt anders, da der örtliche Pfarrer versprochen habe, die Kirche im lokalen Stil und unauffällig zu bauen (Global Times 26.01.2016; Huanqiu shibao 28.01.2016; Time 28.01.2016; UCAN 27.01.2016; vgl. China heute 2011, Nr. 1, Chronik, 22 Dezember 2010).

23. Januar 2016:
Stephen Lee Bun-sang neuer Bischof von Macau
Der ehemalige Weihbischof von Hongkong Stephen Lee Bun-sang wurde am 23. Januar, dem 440. Jahrestag der Errichtung der Diözese Macau, in der Kathedrale von Macau in sein Amt eingeführt. Er folgt Bischof José Lai Hung-seng nach, der aus Gesundheitsgründen Papst Franziskus um Entpflichtung gebeten hatte. Der 70-jährige Bischof Lai war 2001 zum Koadjutorbischof von Macau ernannt worden und trat 2003 als Nachfolger von Bischof Domingos Lam das Amt als Bischof von Macau an.
Der 59-jährige Stephen Lee, ein Hongkonger, war 2014 zusammen mit Michael Yeung und Joseph Ha zum Weihbischof von Hongkong geweiht worden. Zuvor war er Regionalvikar des Opus Dei für Ostasien. Die Diözese Hongkong sagte in einer Erklärung, die Lokalkirche werde Bischof Lee vermissen, gleichzeitig werde die Ernennung jedoch den Weg zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen den beiden Diözesen Hongkong und Macau ebnen.
An der Feier in der Kathedrale nahmen auch viele Gläubige aus Hongkong und vom chinesischen Festland teil. Es konzelebrierten Bischof emeritus Lai, Weihbischof Ha, drei päpstliche Vertreter von Hongkong und Taipei sowie über 50 Priester aus Macau und Hongkong. Bischof Lai brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass Bischof Lee die beiden jahrhundertealten Missionen der Diözese Macau, nämlich die Verkündigung des Evangeliums und die Brückenfunktion für einen ost-westlichen Kulturaustausch, aufrechterhalten werde.
Ein Tag zuvor wurden die Bischöfe Lai und Lee von Regierungschef Fernando Chui Sai-on empfangen, der die Respektierung der Religionsfreiheit durch das Grundgesetz Macaus betonte und die Erwartungen der Regierung hinsichtlich einer weiteren Kooperation mit der katholischen Kirche in den Bereichen Bildung, Sozialwesen und humanitärer Arbeit zum Ausdruck brachte. Im Gespräch mit Journalisten betonte der Bischof, dass unter seinen Schwerpunkten die Familien, Bildung und die Glaubensformation junger Menschen seien.
Die Diözese Macau zählt ca. 29.000 Katholiken, von denen nach einer Statistik von 2013 60% Chinesen sind, der Rest sind Macanesen (in Macau geborene Portugiesen) oder Nicht-Chinesen (AsiaNews 25.01.2016; Hong Kong Sunday Examiner 23.,30.01.2016; UCAN 18.01.2016; Zenit 20.01.2016). Zu Bischof Stephen Lee siehe auch China heute 2014, Nr. 3, S. 150f.

25./26. Januar 2016:
Dritte Verhandlungsrunde zwischen China und dem Heiligen Stuhl in Rom
Nach offiziellen Gesprächen im Juni 2014 und im Oktober 2015 trafen sich Vatikanvertreter zum dritten Mal mit einer chinesischen Delegation. In einer unbestätigten Meldung des Corriere della Sera vom 31. Januar hieß es, bei den jüngsten Verhandlungen sei eine Übereinkunft über die Bischofsernennungen getroffen worden, nämlich dass Beijing eine kurze Liste akzeptabler Namen vorlege und der Papst einen davon auswähle und ernenne. Die Zeitung schrieb außerdem, der Papst werde „erstmals seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen“ Bischöfe („vermutlich drei“) für vakante Diözesen in China [gemeint wohl: öffentlich] ernennen. UCAN vermutete, dass es sich bei den dreien um Ding Linbin (Changzhi, Shanxi), Ji Chengyi (Zhumadian, Henan) und Tang Yuange (Chengdu, Sichuan) handle. Weder die vatikanische noch die chinesische Seite äußerte sich zu den Ergebnissen der Gespräche.
Am 11. Dezember 2015 (also vor der 3. Runde) hatte Bernardo Cervellera in AsiaNews geschrieben, dass nach Informationen aus China der chinesische Vorschlag dahingehend laute, dass der Vatikan die von der Regierung anerkannte Bischofskonferenz billige und die Zuständigkeit dieser Konferenz (und nicht des Papstes) für die Ernennung von Bischofskandidaten anerkenne, die „demokratisch“ gewählt werden müssten. Der Heilige Stuhl müsse die Ernennung bestätigen und habe nur in „besonders schwerwiegenden“ Fällen ein schwaches Vetorecht, dessen Gebrauch dann aber einer Begründung bedürfe. Sollte die Begründung des Vatikans „nicht genügen“, könne die Bischofskonferenz beschließen, den Prozess fortzuführen. Welchen Vorschlag Beijing nun in der 3. Gesprächsrunde vorlegte, ist unklar. Kommentare in der parteinahen chinesischen Global Times (besonders ein längerer Artikel vom 25. Februar) legen aber nahe, dass es noch nicht zu einer Einigung über die Bischofsernennungen kam. Auch hat bisher keine Bischofsweihe stattgefunden.
Die Reaktionen von Katholiken in Festlandchina auf die Meldung des Corriere della Sera waren – wie etwa der Priester „Gan Baolu“ am 3. Februar auf seinem Blog schrieb – gemischt; viele seien froh, es gebe jedoch auch Stimmen im Internet, dass in den Verhandlungen die Kirche „verraten“ werde. Gianni Valente hingegen zitierte am 28. Januar in Vatican Insider sechs Stimmen aus dem chinesischen Klerus im „Untergrund“, die ihrer Hoffnung auf eine Einigung zwischen China und dem Vatikan Ausdruck verliehen. Darunter ist Bischof Wei Jingyi von Qiqihar, in dessen Diözese die Gläubigen täglich in jeder Messe drei Ave Maria für eine Übereinkunft zwischen beiden Seiten beten (AsiaNews 11.12.2015; chinacath.com 3.02.2016; Corriere della Sera 30./31.01.2016; UCAN 24.12.2015; 3.02.2016; Vatican Insider 28.01.2016).
Siehe auch die Einträge vom 28. Januar und ab 3. Februar sowie die Beiträge von Kardinal Zen in der Dokumentation und von Paul Han in den Themen.

28. Januar 2016:
Christenrats-Vorsitzender von Zhejiang wird festgenommen, Zusammenhang mit Kreuz­abrissen vermutet
Im Januar kam es zu neuen Verhaftungen in Zusammenhang mit Widerstand gegen die Kreuzdemontagen. Besonderes Aufsehen erregte der Fall von Gu Yuese, Pastor der Chongyi-Kirche in Hangzhou, der größten offiziell genehmigten Megakirche Chinas, und Vorsitzender des Christenrats der Provinz Zhejiang. Gu wurde am 28. Januar festgenommen, nachdem er am 18. Januar seiner Position als leitender Pastor der Chongyi-Kirche enthoben worden war. Am 6. Februar wurde er wegen „Veruntreuung von 10 Mio. Yuan“ offiziell verhaftet. Viele Christen glaubten jedoch, dass die Verhaftung in Zusammenhang mit Pastor Gus Widerstand gegen die Kreuzabrisse stehe, schrieb China Aid. So hatte der von Gu geleitete Provinzchristenrat am 10. Juli 2015 in einem offenen Brief an die Religionsbehörden der Provinz den Stopp der Kreuz­abrisse gefordert. Gu ist laut China Aid-Direktor Bob Fu „der höchstrangige nationale Kirchenführer, der seit der Kulturrevolution verhaftet wurde“. Am 1. April wurde er aus der Haft nach Hause entlassen, steht aber weiter unter „überwachtem Wohnen“ (chinaaid.org 6.,23.02.; 1.04.2016; chinachange.org 30.01.2016; hangzhouchurch.com 29.01.2016; South China Morning Post 31.01.2016; UCAN 2.02.2016).

28. Januar 2016:
Papstinterview zum Chinesischen Neujahr in Asia Times würdigt die chinesische Kultur und betont die Notwendigkeit des Dialogs
Es war das erste Interview, in dem Papst Franziskus sich ausschließlich zu China äußerte. Darin betonte der Papst erneut seine Bewunderung für China und die chinesische Kultur. Er sprach davon, dass Angst vor einem aufstrebenden China ein schlechter Ratgeber sei. Es gebe keinen anderen Weg als den des Dialogs, wobei es darauf ankomme, gemeinsam unterwegs zu sein, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist. Jedes Volk müsse sich mit sich selbst und der eigenen Geschichte versöhnen. Die Realität müsse angenommen werden, wie sie ist; erst dann könne man versuchen, sie zu verändern. Der Papst schloss mit Neujahrsgrüßen an Präsident Xi und das chinesische Volk. Der das Interview führende Journalist Francesco Sisci, der auch Senior Researcher an der Renmin University in Beijing ist, schrieb in einer Vorbemerkung, dass er den Papst nicht zu religiösen oder politischen Themen befragen wollte, „über die andere Päpste zu anderer Zeit bereits gesprochen hatten“, sondern über Fragen, die alle Chinesen beschäftigen, um ihnen „sein hohes Maß an Empathie zu vermitteln“ (siehe den Wortlaut des Interviews in der Dokumentation).

ab 3. Februar 2016:
Reaktionen auf das Papstinterview
Lu Kang, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, erklärte am 3. Februar: „Wir haben die Berichte darüber [d.h. über das Interview] zur Kenntnis genommen.“ China sei aufrichtig um eine Verbesserung der Beziehungen bemüht und wolle auf der Grundlage der einschlägigen Prinzipien weiter einen konstruktiven Dialog führen. „Wir hoffen auch, dass die vatikanische Seite eine flexible, pragmatische Haltung einnimmt, um die Voraussetzung für die Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Seiten zu schaffen.“ Die parteinahe Global Times, die das Interview am 4. Februar erwähnte, zitierte dazu Liu Guopeng von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften mit den Worten, China werde möglicherweise mehr Mitspracherecht bei der Ernennung der Bischöfe fordern als Vietnam. Da die Führer beider Länder sich in politischem Charisma und Reformwillen ähnelten, seien positive Überraschungen möglich.
Websites der katholischen Kirche in China brachten Meldungen über das Interview (Lucia Cheung bezeichnete es allerdings am 15. März in UCAN als „verpasste Gelegenheit“, dass nicht der gesamte Text auf Chinesisch veröffentlicht wurde). Ein Blogbeitrag von „Gan Baolu“ unterstrich, dass der Aufruf zur Versöhnung mit der eigenen Geschichte auch für die chinesische Kirche gelten sollte. Meinungen von durch AsiaNews und UCAN befragten Katholiken in China rangierten von Enthusiasmus bis Skepsis. Ein Shanghaier Katholik sagte, „wir fühlen uns durch das Interview mit dem Papst verbunden“, seine große Freundschaftsbekundung sei weise. Ein Priester in Xi’an erklärte, die besänftigenden Worte und Schmeichelein würden bei der Regierung nichts bewirken, und für einen Katholiken aus Wenzhou war es angesichts der laufenden Kreuzabrisskampagne „definitiv nicht“ die richtige Zeit für sino-vatikanische Gespräche.
P. Jeroom Heyn­drickx CICM (Verbiest Institute, Leuven) stellte in einem UCAN-Kommentar die Vermutung an, dass das Problem der acht illegitimen Bischöfe in China dadurch gelöst werden könnte, dass der Papst sie womöglich im Heiligen Jahr durch eine „Geste der Barmherzigkeit“ anerkenne. Die alte Herausforderung bleibe, so Heyndrickx: Werden alle geeint hinter Papst Franziskus’ Entscheidungen stehen? (AsiaNews 5.02.2016; chinacath.com 3.02.2016; Global Times 4.02.2016; UCAN 4.,5.02.; 15.03.2016; news.china.com.cn/world/2016-02/03/content_37730150.htm).

5. Februar 2016:
Neues Dokument verbietet auch pensionierten Parteikadern, an eine Religion zu glauben
Die „Ansichten über die weitere Verstärkung und Verbesserung der Arbeit bezüglich der pensionierten Kader“ (关于进一步加强和改进离退休干部工作的意见) wurden vom Zentralkomitee der KP Chinas und vom chinesischen Staatsrat erlassen. Die Parteizeitung Renmin ribao gab sie am 5. Februar in Form einer Zusammenfassung und eines Frage-Antwort-Textes bekannt. Auf die Frage: Was verlangen die „Ansichten“ hinsichtlich der Erziehung der pensionierten Parteikader? lautet der letzte Punkt der Antwort: „Es wird klar festgelegt, dass pensionierte Parteikader nicht an eine Religion glauben und nicht an religiösen Aktivitäten teilnehmen dürfen, entschlossen häretische Organisationen bekämpfen und darauf achten, ihre Teilnahme an ethnischen und Brauchtums-Aktivitäten von religiösem Glauben abzugrenzen“ (paper.people.com.cn/rmrb/html/2016-02/05/nw.D110000renmrb_20160205_2-03.htm).
2015 war in den „Vorschriften für die Einheitsfrontarbeit der Kommunistischen Partei Chinas (zur probeweisen Durchführung)“ bereits ausdrücklich bestätigt worden, dass Mitglieder der KP nicht an eine Religion glauben dürfen (vgl. China heute 2015, Nr. 3, S. 156). Dass die Partei die Notwendigkeit für eine solche Regelung sieht, dürfte ein Hinweis darauf sein, dass religiöser Glauben unter Parteimitgliedern nicht selten ist. Auch hörte man bisher gelegentlich, dass Parteimitglieder sich zwar in ihrer beruflich aktiven Zeit von Religion fernhielten, jedoch mit dem Vorsatz, nach der Pensionierung eine Religion zu praktizieren.

6. Februar 2016:
Schweres Erdbeben in Südtaiwan – Papst kondoliert und spendet 50.000 Dollar
Bei einem Erdbeben der Stärke 6,4 kamen in der Stadt Tainan 117 Menschen ums Leben, darunter 115 Bewohner eines eingestürzten Hochhauses. Es wurden auch zahlreiche religiöse Gebäude beschädigt, darunter daoistische Tempel und mindestens zwei katholische Kirchen.
Am 7. Februar schickte Vatikan-Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Auftrag des Papstes ein Telegramm nach Taiwan, in dem dieser die Hinterbliebenen und Verletzten sowie die Helfer und Behörden seines Beileids und Gebets versicherte und die Toten dem Erbarmen Gottes anbefahl. Später schickte der Papst über den Päpstlichen Rat Cor Unum 50.000 Dollar für die Hinterbliebenen und Überlebenden an die Bischofskonferenz Taiwans (AsiaNews 23.02.2016; UCAN 8.02.2016).

25. Februar 2016:
Sitzung von Chinesischer katholischer patriotischer Vereinigung und offizieller Bischofskonferenz – Pläne für 2016 beinhalten Wahl von Bischöfen, aber auch Jahr der Barmherzigkeit
An der gemeinsamen Sitzung der Verantwortlichen der beiden Gremien in Beijing nahmen auch zuständige Beamte der Einheitsfront der KP und des Religionsbüros teil. Der (von Rom nicht anerkannte) Bischof Ma Yinglin, Vorsitzender der offiziellen Bischofskonferenz, stellte die Arbeitspläne des Doppelgremiums für 2016 vor. Sie beinhalten u.a. verstärkten Aufbau der patriotischen Organisationen und ideologische Erziehungsarbeit, aktives Vorantreiben der Wahl und Weihe von Bischöfen, der demokratischen Verwaltung und Leitung der Kirche sowie der Forschungen zu einer inkulturierten Theologie. Zum letztgenannten Punkt soll eine „4. Konferenz zu einer inkulturierten Theologie“ durchgeführt werden. Zudem soll das Heilige Jahr der Barmherzigkeit gut begangen werden. Weitere Bemühungen sollen der Standardisierung von Unterricht und Verwaltung der theologischen Seminare, der Wohltätigkeit, der offiziellen Website und Zeitschrift des Doppelgremiums sowie der verbesserten Anerkennung und Akteneintragung des religiösen Personals gewidmet werden. Die beiden letzten Punkte lauteten „Fortsetzung der Kontakte mit dem Ausland“ sowie Vorbereitung der 9. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas – des obersten „demokratischen“ Gremiums der offiziellen Kirchenstrukturen in China (chinacatholic.cn 26.02.).
Die einen Monat nach der letzten sino-vatikanischen Verhandlungsrunde vorgetragenen Pläne entsprechen den Vorgaben der chinesischen Religionspolitik und enthalten mehrere aus Sicht Roms für Struktur und Wesen der Kirche problematische Punkte. Das religionspolitische Schlagwort „Selbst“ (wie in „unabhängige Selbstverwaltung“ der Kirche) fällt in dem Bericht allerdings nicht.

Anfang März 2016:
Chinesischer Rechtsanwalt ruft öffentlich dazu auf, TV-Geständnisse von Angeklagten zu beenden
Zhu Zhengfu, stellvertretender Vorsitzender des Allchinesischen Anwaltsverbands und Delegierter der Politischen Konsultativkonferenz, kritisierte in festlandchinesischen Medien die in letzter Zeit aufgetauchte Praxis, Geständnisse von Angeklagten vor ihrem Prozess im Staatsfernsehen zu senden. Laut Caixin (hier nach South China Morning Post) sagte Zhu, ein Geständnis im Fernsehen sei nicht rechtskräftig und kein Hinweis darauf, dass jemand schuldig sei. Ein inszeniertes Geständnis helfe weder dem Schutz der Rechte des Verdächtigen noch dem Justizsystem.
China Human Rights Defenders listete eine Reihe von Personen auf, die seit 2013 in Zusammenhang mit politisch sensiblen Fällen „TV-Geständnisse“ abgelegt haben. Darunter sind vor allem Journalisten und Blogger, Rechtsaktivisten und Anwälte. Zuletzt zeigte das chinesische Staatsfernsehen 2016 Video-„Geständnisse“ von Gui Minhai, Mitinhaber einer auf Enthüllungsbücher über chinesische Politiker spezialisierten Hongkonger Buchhandlung (17. Januar), dem Schweden Peter Dahlin, Gründer einer NGO in China zur Unterstützung von Menschenrechtsanwälten (19. Januar) sowie dem Rechtsanwalt Zhang Kai, der christliche Gemeinden in Zhejiang im Hinblick auf die behördlich erzwungenen Kreuzabrisse juristisch beraten hatte (25. Februar) (chrdnet.com 11.03.2016; Global Times 20.03.2016; South China Morning Post 2.03.2016).

2. März 2016:
Macau Daily Times: Festlandchinesen dürfen nicht an katholischer Universität in Macau studieren
Der neue Bischof von Macau Stephen Lee zeigte sich besorgt und entrüstet über eine Ablehnung der Beijinger Zentralregierung zur Aufnahme einer Gruppe Festlandsstudenten an die Katholische Universität St. Joseph in Macau. Die Universität hatte darum gebeten, 60 Studierende aufnehmen zu dürfen, um ihre derzeitige Studentenschaft von 1.300 Studierenden auszuweiten. Die Studenten werden im kommenden Jahr auf den neuen Ilha Verde-Campus umziehen. Als einzigen Grund für die Ablehnung könne er sich Angst vorstellen, „Angst, dass wir einige Katholiken ausbilden und mit der Regierung kollidieren“. Die Entscheidung mache ihn traurig, so der Bischof, da sich die Beziehung der Kirche mit den Behörden auf dem Festland im Allgemeinen verbessert habe.
Wie Macau Daily Times berichtete, gab es nach Lees Ernennung Spekulationen, dass der in Hongkong geborene Bischof eine Dosis an politischem Aktivismus mit nach Macau bringen könnte. Seine unverblümten Kommentare stünden im starken Gegensatz zu dem vorsichtigen Standpunkt seines Vorgängers Bischof Lai (Macau Daily Times 2.03.2016; UCAN 9.03.2016).

5. März 2016:
Zhu Weiqun kündigt umfangreichere „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ an
Der erste Entwurf der revidierten „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ sei fertiggestellt und nun würden Meinungen dazu eingeholt. Dies sagte Zhu Weiqun, Leiter der Kommission für ethnische und religiöse Angelegenheiten der Politischen Konsultativkonferenz, laut einem Bericht von China Daily. Die revidierte Fassung der „Vorschriften“, mit deren Erarbeitung 2015 begonnen wurde, sei detaillierter als die bisherige und berücksichtige die Entwicklungen der letzten Jahre. Huang Xinyang, Vizevorsitzender der Chinesischen daoistischen Vereinigung, erklärte laut China Daily, die Vorschriften könnten innerhalb der nächsten 9 Monate erlassen werden; er erwarte, dass sie Betrug im Namen von Religion vereiteln. Andere offizielle Religionsvertreter erwarteten von der Revision Hilfe für die Religionen bei der Anpassung an die sozialistische Gesellschaft und Eindämmung von religiösem Extremismus. China Daily zufolge plädieren Experten dafür, religiösen Versammlungsstätten den Status einer juristischen Person zu gewähren; dies sei der Schlüssel für den Schutz von Eigentumsrechten. Die Zeitung wies aber auch auf den Standpunkt von Liu Peng [Pu Shi Institute for Social Sciences in Beijing] hin, der ein Religionsgesetz für angemessener halte als eine vom BRA [sic] erlassene Verwaltungsvorschrift (China Daily 9.03.2106).
Die 2004 vom Staatsrat erlassenen „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ (deutsch in China heute 2005, Nr. 1-2, S. 25-31) sind die erste umfassende Rechtsvorschrift der VR China zu religiösen Angelegenheiten.

6. März 2016:
Taiwan: Lob für die guten Beziehungen zwischen Vatikan und der Republik China
Dem Außenministerium Taiwans zufolge werden die Beziehungen zwischen beiden Seiten immer stärker, so eine Meldung der staatlichen Website Taiwan Today. Bei einer Messe zum dreijährigen Papstjubiläum von Papst Franziskus in der Kathedrale von Taipei sagte Taiwans stellvertretender Außenminister Lee Chen-jan, dass beide Seiten ihre Kooperation und ihren Einsatz für den Weltfrieden fortsetzen werden. Er wies dabei u.a. auf eine derzeit im Nationalen Palast-Museum in Taipei laufende Ausstellung aus der Sakristei des Vatikans hin, in der liturgische Gegenstände aus dem Gebrauch der Päpste in mehreren Jahrhunderten gezeigt werden, darunter ein Messgewand Benedikts XVI. Der designierte Vizepräsident Taiwans, Chen Chien-jen, ein Katholik, äußerte die Erwartung, dass die neue Regierung die Beziehungen zum Heiligen Stuhl weiter fördern werde. Msgr. Paul Russell, der Geschäftsträger des Vatikans in Taiwan, sprach von gemeinsamen Überzeugungen bezüglich Demokratie, Freiheit, Menschenrechten und Entspannung zwischen Völkern und Nationen.
Im Januar hatte Taiwans Präsident Ma Ying-Jeou mit einem Schreiben auf Papst Franziskus’ Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar geantwortet (The China Post 27.01.2016; Taiwan Today 8.03.2016).
Siehe auch den Eintrag vom 16. Januar 2016.

16. März 2016:
Chinas Nationaler Volkskongress verabschiedet neues Wohltätigkeitsgesetz
In seiner Abschlusssitzung verabschiedete die 4. Jahrestagung des 12. Chinesischen Nationalen Volkskongresses das erste chinesische Wohltätigkeitsgesetz (慈善法). Über zehn Jahre war das Gesetz in Vorbereitung. Experten aus vielen akademischen, juristischen, sozialen und karitativen Bereichen sowie Vertreter verschiedener Hilfsorganisationen waren in den Prozess involviert. Am 1. September 2016 wird es in Kraft treten. Nicht wenige Fachleute auch im Ausland begrüßen und loben das neue Gesetz, da es explizit die Schaffung von wohltätigen Non-Profit-Organisationen in Form von Stiftungen, sozialen Organisationen oder Einrichtungen für soziale Dienste fördert, ja sogar Fernsehen, Zeitschriften und weitere Medien ermutigt, solche Organisationen vorzustellen und über ihre Projekte positiv zu informieren. Es werden klare Regeln für die Errichtung und Registrierung von Wohltätigkeitsorganisationen festgelegt, ihnen das Recht zu Fundraising-Aktionen gegeben, und für Sachspenden aus dem Ausland werden Importzölle und Umsatzsteuer reduziert oder erlassen. Umgekehrt wird eine transparente Finanzverwaltung verlangt, Rechte und Pflichten werden formuliert, so auch die Pflicht, Spendenbescheinigungen auszustellen. Zeitnahe Berichte werden eingefordert und Verwarnungen und Strafen für Missverhalten festgelegt.
Nationale und internationale kritische Stimmen merkten an, dass es Individuen nicht erlaubt sei, ohne Registrierung (bei der zuständigen Behörde für zivile Angelegenheiten) Spendenkampagnen oder Fundraising-Aktivitäten durchzuführen, wodurch eine noch engere Überwachung der Wohltätigkeitsorganisationen und ihrer Arbeit zu befürchten sei (Radio Free Asia u.a.). Allerdings gibt es auch eine Bestimmung (§ 26), nach der nicht registrierte Organisationen über registrierte Organisationen für karitative Zwecke Spenden sammeln können. Kritisiert wurde außerdem, eine zu große Verflochtenheit von staatlichen Stellen und Wohlfahrtsorganisationen sei gegeben, wodurch der Regierung missliebige Projekte wesentlich schwieriger durchzuführen seien. Ferner stört viele § 15 (und § 104 betreffs des Verrats von Staatsgeheimnissen), nach dem sich Wohltätigkeitsorganisationen nicht in Aktivitäten einbringen oder solche finanzieren dürfen, die die nationale Sicherheit oder das soziale öffentliche Interesse gefährden. Ferner dürfen keine Spenden angenommen werden, die mit Bedingungen verknüpft sind, welche Vorschriften verletzen oder gegen die soziale Moral verstoßen. Internationale NGOs werden nicht explizit erwähnt, ihre Verwaltung wird in einem weiteren, international stark kritisierten „Gesetz für die Verwaltung ausländischer NGOs“ (境外非政府组织管理法) geregelt werden (MERICS Blog 18.03.2016; Radio Free Asia 1.04.2016; Wortlaut des Gesetzes und inoffizielle englische Übersetzung unter chinalawtranslate.com/2016charitylaw).
Zum Gesetzentwurf über ausländische NGOs siehe China heute 2015, Nr. 2, Chronik, 4. Juni 2015; Nr. 3, S. 173f.

16. März 2016:
China Daily: Kirchen in China leiden unter Mangel an Klerus – Zahlen
Unter Berufung auf Mitglieder der staatlich sanktionierten kirchlichen Leitungsgremien nannte die amtliche China Daily folgende Zahlen: Der [offiziellen] katholischen Bischofskonferenz zufolge dienen 3.316 Priester und 5.622 Schwestern den über 6 Mio. chinesischen Katholiken. An den 10 Seminaren studieren laut Liu Yuanlong, Vizepräsident der Patriotischen Vereinigung, weniger als 800 Priesteramtskandidaten. Unter mangelndem Klerusnachwuchs leiden China Daily zufolge auch „die Kirchen unter der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung der protestantischen Kirchen in China, die im letzten Jahr über 30 Mio. registrierte (sic) Anhänger hatten“. Laut Gao Feng, dem Vorsitzenden des Chinesischen Christenrats, gibt es dort rund 5.000 protestantische Pastoren und 6.000 Älteste sowie 190.000 „Führer von Freiwilligengruppen“; die protestantischen Seminare in China produzieren jährlich rund 800 Absolventen, und in den protestantischen Gemeinden Chinas werden jährlich 400.000–500.000 Menschen getauft (China Daily 16.03.2016).

23. März 2016:
Nach Rechtsberatung für Kirchen in Zhejiang festgenommener Anwalt Zhang Kai freigelassen – weitere Freilassungen und Festnahmen
Der Rechtsanwalt Zhang Kai, der im Juli 2015 die Gruppe „Rechtsanwälte für den Schutz des Kreuzes“ gegründet und mehr als 100 Gemeinden in Zhejiang, die ihre Kreuze schützen wollten, rechtlich beraten hatte, war am 25. August 2015 u.a. unter dem Vorwurf der Weitergabe von Staatsgeheimnissen an ausländische Organisationen festgenommen worden. Nach 6 Monaten „überwachten Wohnens an einem zugewiesenen Ort“ (eine Art Untersuchungshaft), in denen er weder Anwalt noch Familie treffen durfte, wurde am 25. Februar 2016 im Staatsfernsehen ein Video gezeigt, in dem er „gestand“, durch seine Handlungen die nationale Sicherheit gefährdet zu haben, und chinesische Rechtsanwälte dazu aufrief, kein Geld aus dem Ausland anzunehmen.
Am 5. Februar 2016 war bereits Pastor Huang Yizi von der Fengwo-Kirche (Kreis Pingyang, Wen­zhou) freigelassen worden, der am 12. September 2015 ebenfalls in Zusammenhang mit den Kreuzdemontagen festgenommen und unter „überwachtes Wohnen“ gestellt worden war (chinaaid.org 5.02.; 23.03.2016; chrdnet.com 11.03.2016).
Siehe hierzu den Eintrag von Anfang März 2016.

23. März 2016:
90-jähriger Bischof von Wenzhou tritt ins zweite Glied zurück, kann aber nicht zurücktreten
Bischof Zhu Weifang von Wenzhou, der dem offiziellen Teil der Diözese angehört, hat erklärt, dass er aus Altergründen seine Leitungsfunktion künftig nicht mehr aus der ersten Reihe ausüben werde, sondern den Priester Ma Xianshi zum Administrator ernenne. Wie UCAN erläuterte, kann Bischof Zhu nicht von seinem Amt als Ortsbischof zurücktreten, da sein Koadjutor-Bischof (mit dem Recht auf Nachfolge) Shao Zhumin, der die Untergrundgemeinschaft der Diözese Wenzhou (rund zwei Drittel der 120.000 Gläubigen) leitet, nicht von der Regierung anerkannt ist. Laut UCAN verlangt die Regierung, bevor sie Bischöfe aus dem Untergrund offiziell anerkennt, dass diese eine Messe mit einem von Rom nicht anerkannten Bischof konzelebrieren und der Patriotischen Vereinigung beitreten (UCAN 11.04.).

24. März 2016:
Deutscher Bundespräsident trifft den Bischof von Xi’an
Letzte Station des ersten Staatsbesuchs von Bundespräsident Joachim Gauck in der VR China war die Stadt Xi’an, wo der Bundespräsident auch zu einem knapp einstündigen Gespräch mit dem Bischof von Xi’an, Dang Mingyan, zusammentraf. Bischof Dang zeigte den Gästen zunächst die 300-jährige Kathedrale und führte anschließend in einem Gespräch in die Arbeit der katholischen Kirche der Provinz Shaanxi und speziell der Diözese Xi’an ein. Dabei lag ein Schwerpunkt auf der Sozialarbeit der Diözese. Bischof Dang sagte in einem Gespräch mit UCAN, Gauck habe die Arbeit der Diözese im sozialen Bereich gewürdigt und den Bischof zum Besuch nach Deutschland eingeladen. Priester Stephen Chen, der Leiter des diözesanen Sozialzentrums, bezeichnete den Besuch als sehr bedeutsam für die Förderung der karitativen Arbeit der Kirche in China. Am Vormittag hatte Gauck auch das Shaanxi Huiling-Behindertenprojekt besucht, das seit vielen Jahren von Misereor unterstützt wird.
Der Staatsbesuch, den der Bundespräsident zusammen mit Lebensgefährtin Daniela Schadt auf Einladung von Staatspräsident Xi Jinping unternahm, fand vom 19.–24. März statt. Stationen der Reise waren Beijing, Shanghai und Xi’an. Der Bundespräsident führte politische Gespräche mit Staatspräsident Xi Jinping, Ministerpräsident Li Keqiang und weiteren hochrangigen Repräsentanten der chinesischen Führung sowie mit Künstlern, Studenten, Vertretern der Religionsgemeinschaften und Menschenrechtsanwälten. Gauck hielt zudem eine Rede vor Studenten an der Tongji-Universität, in der er auch viele kritische Themen ansprach. In der Delegation waren u.a. auch die Prälaten Jüsten (Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Berlin) und Dutzmann (Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union). In Xi’an nahm Gauck auch an einem evangelischen Gottesdienst teil und sprach in der Großen Moschee mit dem dortigen Imam (domradio.de 24.03.2016; stuttgarter-zeitung.de 21.03.2016; UCAN 1.04.2016; www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/DE/Joachim-Gauck/2016/03/160319-Reisechina.html).
 

26. März 2016:
Katholische Ostertaufen: 3.200 Neugetaufte in Hongkong – 19.615 Neugetaufte in Festlandchina
Zu Ostern 2016 sollten nach UCAN 3.200 Erwachsene in Hongkong getauft werden, was einige Hundert Personen weniger als in den beiden Vorjahren sind. Bemerkenswert ist, dass trotz der Ankündigung ungewöhnlich niedriger Temperaturen von 11-14 °C zu Ostern 2016 im subtropischen Hongkong von vielen Täuflingen die Ganzkörpertaufe mit Eintauchen (Immersionstaufe) gewählt wurde. Nach UCAN zählen in Hongkong auch pragmatische Erwägungen wie Annahme der Religion des Schulsponsors, um in Hinblick auf die Einschulung Punkte zu sammeln, zu den Taufgründen.
Die katholische Wochenzeitung Xinde hat in diesem Jahr die nun 9. Statistik des Faith Institute for Cultural Studies zu den Zahlen der katholischen Neugetauften in den verschiedenen Diözesen zu Ostern 2016 veröffentlicht. Diese Statistik, die gemeinsam mit der Chinesischen katholischen Forschungsstelle erstellt wurde, ist unvollständig, da einige Diözesen keine vollständigen Zahlen angegeben haben. Sie besagt, dass Ostern 2016 insgesamt 19.615 Personen getauft worden sind, was im Vergleich zum Vorjahr einen geringfügigen Anstieg der Zahl der katholischen Neugetauften darstellt. Nach wie vor gibt es die meisten Neugetauften in der Provinz Hebei (4.063 Neugetaufte Ostern 2016). Die Zahl der Neugetauften in den regierungsunmittelbaren Städten betrug Ostern 2016 insgesamt 2.514. Xinde hebt besonders hervor, dass 2016 in Jilin fünf Mal so viele Personen getauft wurden wie im Vorjahr (775 Neugetaufte Ostern 2016).
UCAN berichtet, dass zur Bewältigung der großen Menschenmassen, die sich zu Ostern in die Südkirche in Beijing drängten, vor dem Eingang große Bildschirme für diejenigen postiert worden waren, die keinen Platz mehr in der Kirche fanden. Dorthin wurden die drei ab 6.30 Uhr aufeinanderfolgend stattfindenden Ostersonntagsmessen übertragen. In der Ostkirche in der Wangfujing-Straße in Beijing kamen bis zu 700 Menschen zu jedem der sechs Ostersonntagsgottesdienste zusammen. (UCAN 24.03.; 28.03.; Xinde 21.04.) Eveline Warode

31. März 2016:Zhejiang: Ehemaliger Christenrats-Vorsitzender Gu Yuese aus Haft entlassenGu Yuese, Pastor der Chongyi-Kirche in Hangzhou und Vorsitzender des Provinzchristenrats von Zhejiang, war im Januar 2016 seiner Ämter enthoben und am 6. Februar 2016 wegen Veruntreuung offiziell verhaftet worden. Christen in Zhejiang vermuteten jedoch, dass das Vorgehen gegen Gu auf seinen Widerstand gegen die Kreuzabrissaktionen zurückzuführen sei. Wie China Aid berichtete, wurde Gu am 31. März gegen Kaution nach Hause entlassen, jedoch unter „überwachtes Wohnen“ gestellt. Am 23. März war bereits der Anwalt Zhang Kai, der christliche Gemeinden in Zhejiang in Bezug auf Kreuzabrisse rechtlich beraten hatte und am 25. August 2015 u.a. wegen Weitergabe von Staatsgeheimnissen festgenommen worden war, freigelassen worden und in seine Heimat in der Inneren Mongolei zurückgekehrt. Laut China Aid-Präsident Bob Fu hingen beide Freilassungen mit Präsident Xis Reise in die USA zum Nuklearen Sicherheitsgipfel zusammen; er dankte allen Fürsprechern (chinaaid.org 1.07.04.; UCAN 6.,8.04.).


Katharina Wenzel-Teuber
Katharina Feith
Mit einem Beitrag von Willi Boehi

Alle Quellenangaben in der „Chronik“ beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2016.

Aus China heute 2016, Nr. 1, S. 10-15, und Nr. 2, S. 75.

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