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Chronik zu Religion und Kirche in China 1. April bis 30. Juni 2012

4. April 2012:
Qingming-Fest: Immer mehr Menschen besuchen Friedhöfe
Die drei nationalen Feiertage zum Totengedenkfest Qingming veranlassen immer mehr Chinesen dazu, Friedhöfe und Gedenkstätten zu besuchen. Schätzungen zufolge gedachten vom 2. bis 4. April über 520 Mio. Menschen auf diese Weise ihrer verstorbenen Angehörigen. Vor einem Jahr wurden noch rund 60 Mio. Personen weniger geschätzt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, verzeichneten die Eisenbahnen in den ersten drei Apriltagen über 20 Mio. Fahrgäste und erwarten für den letzten Gedenktag weitere 7 Mio. Trotz des massiven Andrangs lagen keine Berichte über größere Staus oder Unfälle vor (Xinhua 4.04.; vgl. China heute 2008, Nr. 1-2, S. 15; Nr. 3, S. 76f.; Eintrag vom 5. April 2011).

8. April 2012:
Zwei Untergrundbischöfe freigelassen
Am Ostersonntag wurden sowohl der Bischof-Koadjutor Peter Shao Zhumin von Wenzhou (Provinz Zhejiang) wie auch Bischof Peter Jin Lugang von Nanyang (Provinz Henan) freigelassen. Der 49-jährige Bischof Shao war am 19. März 2012 zusammen mit seinem Kanzler, dem Priester Paul Jiang Sunian, von Regierungsbeamten verschleppt worden, um an „Studienkursen“ teilzunehmen. Dabei wurde er u.a. von Regierungsbeamten in die Diözese Leshan (Provinz Sichuan) eskortiert, wo er mit Paul Lei Shiyin zusammentraf, der im Juni 2011 ohne päpstliches Mandat die Bischofsweihe empfangen hatte und anschließend von Rom exkommuniziert wurde. Es wurde vermutet, dass Bischof Shaos Festnahme mit der geheimen Bischofsweihe des Bischofs von Tianshui (Provinz Gansu), Johannes Wang Ruowang, im vergangenen Jahr zu tun hatte, an der er und vier weitere Untergrundbischöfe teilgenommen hatten.
Bischof Jin war am 4. April, Gründonnerstag, verschleppt worden, da ihn die Behörden von der Feier der Chrisammesse sowie den Osterfeierlichkeiten abhalten wollten. Er wurde in einem Gästehaus untergebracht und von vier Beamten zu verschiedenen touristischen Orten gebracht, bevor er wieder freigelassen wurde (UCAN 16.04.; vgl. Einträge vom 30. Dezember 2011 und 19. März 2012).

9. April 2012:
Erste gemeinsame Pressekonferenz der offiziellen Sprecher der „fünf großen Religionen“
Die Pressekonferenz fand auf Einladung des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA) statt und wurde von einem BRA-Vertreter geleitet. Es war das erste gemeinsame Auftreten der Sprecher nach Einführung des „Presseinformationssystems“ für die offiziellen Religionsgemeinschaften durch das BRA im Dezember 2011 (vgl. China heute 2012, Nr.1, S. 28, dort auch Liste der Sprecher, sowie Eintrag vom Dezember 2011). Die neun Sprecher stellten die Lage ihrer Religionsgemeinschaften und aktuelle Arbeitsschwerpunkte vor – genannt wurden das dritte Buddhistische Weltforum (s. Eintrag vom 26.–27. April), die Entfaltung der daoistischen und einer chinesisch-islamischen Kultur (Zhongtu yisilan wenhua 中土伊斯兰文化), die Selbstwahl und -weihe katholischer Bischöfe, der Aufbau protestantischen theologischen Denkens sowie die Wohlfahrtsaktivitäten von YMCA und YWCA. Meister Puzheng, buddhistischer Sprecher, wurde nach einem im chinesischen Internet bekannt gewordenen Vorfall befragt, bei dem offenbar „falsche“ Mönche 100.000 Yuan bei einer Bank einzahlten und mit Frauen in ein Hotel eincheckten; er forderte ein Einschreiten der Behörden (Xinhua 9.04.; www.sara.gov.cn 9.04.).

15.–16. April 2012:
Erste Nationalversammlung seit 1949 der Chinesischen Nationalverbände von YMCA und YWCA (Christlicher Verein junger Männer bzw. Frauen)
180 Delegierte und Sondergäste aus ganz China kamen zu der Versammlung in einem Beijinger Hotel, deren Ablauf dem anderer Nationalversammlungen der offiziellen Religionsorganisationen entsprach: Rede des BRA-Direktors Wang Zuo’an, Arbeitsbericht, Anpassung der Statuten, Wahl der Vorsitzenden, abschließend Empfang durch den Leiter der Abteilung für Einheitsfrontarbeit der KP Chinas, Du Qinglin. Ein Bericht über das Ereignis auf der Website des BRA sprach von der großen Bedeutung dieser ersten Delegiertenversammlung im „Neuen China“ und erklärte, man habe über die „Position(ierung)“ der Chinesischen Nationalverbände von YMCA und YWCA unter der „neuen Situation“ nachgedacht und die „Richtung der Entwicklung“ geklärt. Für den YMCA wurde Pastor Xu Xiaohong zum Präsidenten, Chen Xin zum Vizepräsidenten gewählt und Tu Hanqiao als Geschäftsführer eingesetzt. Frau Jin Wei wurde Präsidentin, Pastorin Gao Ying Vizepräsidentin und Yang Mingming Geschäftsführerin des YWCA. Der Bericht des BRA bezeichnet YMCA und YWCA als „Organisationen für soziale Dienste mit christlichem Charakter“ und über 100-jähriger Präsenz in China, die heute Gruppen in 10 chinesischen Städten hätten. Seit November 2009 ist das BRA die für die Nationalverbände von YMCA und YWCA zuständige staatliche Behörde – was das verstärkte Auftreten von YMCA und YWCA in der staatlichen chinesischen Religionspolitik Chinas in letzter Zeit erklärt (www.sara.gov.cn 14.,15.,16.04.).

16. April 2012:
Reformierung der öffentlichen Institutionen Chinas geplant
Chinas umfangreiche öffentliche Einrichtungen, die bisher aus dem Staatshaushalt finanziert werden und keine Gewinne erwirtschaften, sollen grundlegend reformiert werden. Um die finanzielle Belastung der Regierung zu verringern, sollen von den bestehenden Institutionen diejenigen, die Verwaltungsaufgaben haben, in Regierungsabteilungen umgeformt oder in schon bestehende integriert werden, während diejenigen, die Geschäftstätigkeiten ausführen, langsam in Gesellschaften umgewandelt werden sollen. Die übrigen Institutionen des Landes werden ihren jetzigen Status als öffentliche Institutionen behalten, wobei der Aspekt des Allgemeinwohls verstärkt werden soll. Bis zum Jahr 2020 soll ein gut funktionierender, klar definierter und regulierter Wirkungsmechanismus für öffentliche Einrichtungen aufgebaut worden sein, wobei die Bemühungen insbesondere darauf ausgerichtet sind, die staatlichen Sozialleistungen insgesamt zu verbessern und in den unterschiedlichen Regionen sowie in ländlichen und städtischen Gebieten einander anzugleichen (Xinhua 16., 17.04.2012).

Zwischen 19. April und 20. Juni 2012:
Acht Tibeter setzen sich aus Protest in Brand
Sie forderten dabei Freiheit für Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama. Bis auf eine 36-jährige Familienmutter und einen über 50-jährigen Mann waren die meisten der acht – von denen sechs noch am gleichen Tag starben – junge Männer Anfang 20. Drei der Vorfälle fanden im Bezirk Ngaba in der Provinz Sichuan statt, drei in der Provinz Qinghai und erstmals auch zwei in der tibetischen Hauptstadt Lhasa. Diese Selbstverbrennung zweier junger Tibeter in der Nähe des Jokhang-Tempels in Lhasa am 27. Mai löste Berichten zufolge verschärfte Restriktionen aus, mit Kontrollpunkten um den Tempel und Stationierung von Sicherheitskräften in anderen Tempeln Lhasas. Es kam zu einer größeren Zahl von Festnahmen, offenbar vor allem, um Tibeter von außerhalb des Autonomen Gebiets Tibet (d.h. aus Sichuan, Qinghai und Gansu) ohne Aufenthaltserlaubnis herauszufiltern und auszuweisen. In Zusammenhang mit Selbstverbrennungen und anderen Protesten wurden in den letzten Monaten zudem in verschiedenen anderen Orten Tibeter verhaftet oder zu Haftstrafen verurteilt.
Nach einer Statistik der International Campaign for Tibet haben sich 41 Tibeter seit Februar 2009 selbst angezündet (40 davon seit 16. März 2011). Von 31 von ihnen ist bekannt, dass sie in der Folge ums Leben kamen. Von den 41 waren 35 Männer. 25 der 41 waren aus dem Autonomen Bezirk Ngaba (chin. Aba) der Tibeter und Qiang im Norden der Provinz Sichuan, der damit im Zentrum der Selbstverbrennungswelle steht, wobei sieben Mönche und neun ehemalige Mönche des Klosters Kirti in Ngaba waren. Die chinesischen Medien, die ebenfalls über die Selbstverbrennungen berichteten, beschuldigten wiederholt den Dalai Lama und die „Dalai Clique“ der Anstachelung dazu. Die tibetische Exilregierung wies die Anschuldigungen zurück; die Selbstverbrennungen seien vielmehr durch die Politik Beijings verursacht (Listen auf www.tibetoffice.ch und www.savetibet.org; zahlreiche weitere Meldungen in den Medien, s. den TibetInfoNet News Digest für diesen Zeitraum).

19. April 2012:
An Ostern mehr als 22.000 Taufen in katholischen Gemeinden Chinas
Nach einem Bericht des Faith Institute for Cultural Studies in Shijiazhuang, das alljährlich entsprechende Daten sammelt und in der Zeitung Xinde (Faith) veröffentlicht, haben 22.104 Ostertaufen in 101 Diözesen stattgefunden. Über 75% der Getauften waren Erwachsene. Viele Taufen finden jedoch auch zu anderen Zeitpunkten statt, diese sind noch nicht in die Statistik aufgenommen. Auch hatten verschiedene Gemeinden die Daten bis zum Stichtag 19. April noch nicht gemeldet. Die Zahlen für die einzelnen Städte bzw. Provinzen sehen wie folgt aus: Beijing: 500, Shanghai: 379, Tianjin: 116; Chongqing: 1.200; Liaoning: 726; Heilongjiang: 475; Jilin (zwei Pfarreien): 75; Hebei: 4.410; Shanxi: 1.819; Innere Mongolei: 852; Shaanxi: 1.748; Gansu: 198; Qinghai: 13; Ningxia: 87; Xinjiang: 20; Henan: 1.274; Hubei: 376; Hunan: 202; Jiangxi: 156; Shandong: 1.289; Jiangsu: 385; Anhui: 137; Zhejiang: 1.122; Fujian: 721; Sichuan: 1.534; Guizhou: 160; Yunnan: 178; Tibet: 3; Guangdong: 1.427; Guangxi: 514; Hainan: 8. Gesamt: 22.104. Die Zahl der Taufen in Hongkong betrug 3.500. Auch in den drei chinesischen Gemeinden in New York fanden an Ostern Taufen statt, insgesamt 154 erhielten die Taufe, 216 die Firmung (AsiaNews 7.04.; Fides 12.04.; 20.04.; Hong Kong Sunday Examiner 7.04; Vatican Information Serv­ice 24.04.; Xinde 20.04).

19. April 2012:
Bischofsweihe in Nanchong, Provinz Sichuan
Der 47-jährige Priester Joseph Chen Gong'ao wurde bereits 2002 vom Vatikan als Bischofskandidat anerkannt und 2010 in der Diözese als Kandidat gewählt, verschob damals jedoch die Weihezeremonie, um sicherzugehen, dass kein illegitimer Bischof an der Weihe teilnimmt. Dies ist nicht gelungen. An der Weihe am 19. April in Nanchong nahm neben fünf legitimen Bischöfen auch Msgr. Paul Lei Shiyin von Leshan teil, der am 29. Juni 2011 ohne päpstliches Mandat geweiht und daraufhin vom Hl. Stuhl exkommuniziert wurde. Die legitimen Bischöfe waren Peter Fang Jianping von Tangshan als Hauptzelebrant (der nach der Teilnahme an einer illegitimen Bischofsweihe 2011 in Rom um Vergebung gebeten und diese auch erhalten hatte), Joseph Li Jing von Ningxia, Paul He Zeqing von Wanzhou, Paul Xiao Zejiang von Guiyang und Peter Luo Xuegang von Yibin. Die Teilnahme von Lei Shiyin löste in China wie auch im Ausland heftige Kritik aus. Erzbischof Savio Hon, Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, meinte zu Asia­News: „Er hat weder den neuen Bischof noch die Gemeinde respektiert. Er hätte die Bedürfnisse der anderen berücksichtigen müssen und auf keinen Fall an der Weihe teilnehmen dürfen.“ Bischof Chen ist bekannt für seine Treue zur Kirche und als guter Missionar. Er arbeitete seit 2005 als Administrator der Diözese und seit 2008 als Rektor des Priesterseminars der Provinz Sichuan. Ein Schwerpunkt seiner zukünftigen Aufgaben wird nach seinen eigenen Angaben die Fortbildung von Klerus und Laien sein. Zudem möchte Bischof Chen eine neue Kathedrale bauen, nachdem die derzeitige beim Erdbeben von Wenchuan 2008 beschädigt wurde. Nach dem Tod von Bischof Huang Woze 2004 war der Bischofssitz vakant gewesen (AsiaNews 18.19.04.; Sunday Examiner 28.04.; UCAN 17.,19.04.; www.vaticaninsider.com 18.,19.04.).

20. April 2012:
Dalai Lama ernennt Amerikaner zum Abt eines tibetischen Klosters in Indien
Nicholas Vreeland, Direktor des Tibet Center in New York, wird am 7. Juli 2012 als Abt des Klosters Rato in Südindien inthronisiert. Eine Pressemeldung des Tibet Center bezeichnete dies als historischen Moment, denn es sei das erste Mal, dass ein Westler zum Abt eines wichtigen tibetischen Klosters ernannt wurde. In einem Interview erläuterte Vreeland, der Dalai Lama wolle westliche Ideen ins monastische System des tibetischen Buddhismus bringen, da er erkannt habe, dass frische Luft in diese Institutionen gebracht werden müsse. Vreeland, Sohn eines US-Diplomaten und Fotograf, wurde 1985 Mönch und durchlief seine Ausbildung im Kloster Rato. 1998 erwarb er den Geshe-Grad. Das ursprüngliche Kloster Rato bei Lhasa wurde im 14. Jh. gegründet, die Neugründung im indischen Exil erfolgte 1983 (www.huffingtonpost.com 27.06.; www.nicholasvreeland.com; www.pbs.org 15.06.; www.thetibetcenter.org 10.05.).

24. April 2012:
450. Geburtstag des chinesischen Gelehrten, Staatsmanns und Konvertiten Xu Guangqi (1562–1633)
In seiner Heimatstadt Shanghai wurde von politischer, wissenschaftlicher und kirchlicher Seite des bedeutenden Mannes gedacht (siehe den Beitrag in den Informationen und den Artikel von Michael Sievernich in den Historischen Notizen dieser Nummer).

24. April 2012:
Indischer Bundesstaat lässt Anklage der kriminellen Konspiration gegen Karmapa fallen
Polizei und Staatsanwaltschaft hätten keine wirklichen Beweise für die Verfolgung einer Anklage gefunden, sagte ein Beamter des indischen Innenministeriums zu AFP. Ein Gericht schloss sich am 21. Mai der Entscheidung der Regierung an, den Namen des Karmapa aus der Anklage zu streichen. Der Prozess gegen neun Mitangeklagte geht jedoch weiter. Am 7. Dezember 2011 war der 1999 aus der VR China nach Indien geflohene 17. Karmapa Lama Ogyen Trinley Dorje vom nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh der kriminellen Konspiration angeklagt worden. Hintergrund der Anklage war der Fund von Bargeld in verschiedenen Währungen (darunter chinesische RMB) im Wert von über 1 Mio. US$ im Kloster Gyuto in Dharamshala, dem Wohnsitz im Exil des 26-jährigen Karmapa, bei einer Razzia am 28. Januar 2011. In indischen Medien kursierte daraufhin der Verdacht, dass der Karmapa ein chinesischer Spion sei (vgl. Eintrag vom 30. Januar 2011). Er selbst bestritt dies, und sein Büro erklärte, dass es sich um Spenden von Anhängern (darunter Tibeter aus der VR China) handle. Bereits im Januar 2011 hatte Xu Zhitao von der Einheitsfront der KP Chinas die Spionagebeschuldigung zurückgewiesen.
Der Karmapa ist das Oberhaupt der Karma Kagyu-Schule und damit einer der ranghöchsten Führer des tibetischen Buddhismus (AFP 24.04.; Global Times 25.04.; IANS 24.04.; 21.05.; Phayul 24.04.).

25. April 2012:
Neuer Bischof für Hunan geweiht
Priester Methodius Qu Ailin wurde am 25. April in der Kathedrale von Changsha, der Provinzhauptstadt, geweiht. Der 51-Jährige ist sowohl von Rom wie auch der chinesischen Regierung anerkannt. Bischof Joseph Li Shan von Beijing stand der Weihezeremonie vor. Weitere zelebrierende Bischöfe waren die von Rom anerkannten Bischöfe Johannes Lu Peisen von Yanzhou (Shandong), Johann Baptist Li Suguang von Nanchang (Jiangxi), Paul Liang Jiansen von Jiangmen (Guangdong) sowie Johann Baptist Tan Yanquan von Nanning (Guangxi). Wie auch bei der Weihe in Nanchong (s. Eintrag vom 19. April) nahm allerdings auch diesmal ein illegitimer Bischof teil: Joseph Liu Xinhong von Wuhu, Provinz Anhui, der 2006 ohne Erlaubnis Roms geweiht wurde.
Qu Ailin wurde 1999 zum Generalvikar der Diözese Hunan ernannt. Der Bischofssitz war seit dem Tod von Bischof Simon Qu Tianxi von Changsha im Jahre 2000 vakant. Aus Sicht des Vatikans hat die Provinz vier Diözesen und fünf Apostolische Präfekturen. 1991 erfolgte in der offiziellen Kirche eine Umstrukturierung in sechs Diözesen, die 1999 schließlich zur Diözese Hunan zusammengelegt wurden. Da Rom diese administrativen Veränderungen nicht anerkennt, gilt Bischof Qu als Bischof von Changsha und Administrator aller anderen Kirchenterritorien in der Provinz. An der Weihe nahmen lediglich 200 Gläubige teil (UCAN 23.,25.04.).

26. April 2012:
China gibt Plan zur Verviel­fachung der Zahl der Sozialarbeiter bekannt
China plant, die Zahl der Sozialarbeiter bis 2020 auf 1,45 Mio. zu erhöhen. Dies ist ein äußerst ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass das Land momentan nur über gut 200.000 Sozialarbeiter verfügt. Zudem übersteigt es die Möglichkeiten der bestehenden Lehrinstitute, die jährlich lediglich um die 20.000 höhere Abschlüsse in Sozialarbeit verzeichnen. Gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua erklärte Li Liguo, Minister für zivile Angelegenheiten, dass die Anzahl an Hochschulen und Universitäten erhöht werden wird, die Ausbildungsprogramme für Sozialarbeit anbieten. Um vorzügliche Sozialarbeiter zu erhalten, versprach Li höhere Löhne sowie eine bevorzugte Behandlung gut ausgebildeter Fachkräfte. Bis 2015 steige so die Zahl an Sozialarbeitern auf eine halbe Million, ehe sie in den anschließenden fünf Jahren erneut fast verdreifacht werden soll. Festgelegt wurden diese Ziele in dem am 26. April von 19 Partei- und Regierungsbehörden herausgegebenen „langfristigen Plan (2011–2020) zur Entwicklung eines nationalen Sozialarbeitssystems“ (Xinhua 9.05.).

26. April 2012:
Kommuniqué der China-Kommission im Vatikan veröffentlicht
Vom 23.–25. April 2012 fand im Vatikan die fünfte Plenarversammlung der von Papst Benedikt XVI. im Jahre 2007 eingerichteten China-Kommission statt. Ziel dieser Kommission ist das Studium von wichtigen Fragen zum Leben der katholischen Kirche in China. Unter den ca. 30 Teilnehmern waren Leiter der römischen Dikasterien, chinesische Bischöfe aus Hongkong, Macau und Taiwan sowie Vertreter von Ordensgemeinschaften. Zum Abschluss ihres Treffens veröffentlichte die Versammlung das Kommuniqué „Möge das Antlitz der Kirche mit Klarheit inmitten des edlen chinesischen Volkes leuchten“. Hauptthema des Treffens waren Aufgaben und Fortbildung der Laien in China, auch unter Berücksichtigung des bevorstehenden „Jahres des Glaubens“. Zudem wurden u.a. Probleme im Zusammenhang mit illegalen Bischofsweihen sowie die Weiterbildung von Priestern, Seminaristen und Schwestern erörtert (UCAN 10.05.; Vatican Information Service 21.,26.04.; Vatican Insider 1.05.; Text des Kommuniqués siehe Dokumentation dieser Nummer).

26.–27. April 2012:
Drittes Buddhistisches Weltforum tagt in Hongkong
Rund 1.000 Mönche, Nonnen, buddhistische Laien und Wissenschaftler aus 50 Ländern trafen sich, um in Vorträgen und 7 Unterforen das Hauptthema „Gemeinsames Streben und Handeln hin auf eine harmonische Welt“ zu diskutieren. Organisatoren waren die Chinesische buddhistische Vereinigung (CBV), die Hongkonger buddhistische Vereinigung und die Chinesische Vereinigung für religiösen Kulturaustausch mit ihrem Vorsitzenden Wang Zuo’an, der zugleich Direktor des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten ist. Bei der Eröffnung hielt der von der chinesischen Regierung eingesetzte (vom Dalai Lama nicht anerkannte) offizielle 22-jährige Panchen Lama seinen ersten öffentlichen Vortrag außerhalb Festlandchinas – was Beobachter als Versuch Chinas werteten, ihm internationale Anerkennung zu verschaffen. Parallel zum Forum wurde vom 25.–30. April im Hongkonger Coliseum eine 2010 im Qixia-Tempel in Nanjing ausgegrabene Schädelfragment-Reliquie des Buddha zur Verehrung ausgestellt. Laut Meister Xuecheng, Vizevorsitzender der CBV, sollte sie den Hongkongern zum 15. Jahrestag der Rückkehr nach China Glück und Segen bringen. Das Forum verabschiedete auch eine – sehr allgemein gehaltene – Abschlusserklärung. Das erste Buddhistische Weltforum fand 2006 in Hangzhou und Putuoshan statt (vgl. China heute 2006, Nr. 3, S. 66, 81), das zweite 2009 in Wuxi und Taipei (ebd. 2009, Nr. 2, S. 78, 95f.) (South China Morning Post 27.04.; Xinhua 26.,27.04.; www.longquanzs.org 27.03.; www.sara.gov.cn/ztzz/dsjsjbjlt2012/ [=Unterseite zum Forum auf der Website des BRA, dort auch Text der Erklärung]).

Mai 2012:
Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker äußert sich zu China
In einem Interview mit der katholischen Zeitschrift 30 Giorni (2012, Nr. 5) äußerte sich Kardinal Fernando Filoni, seit Mai 2011 Leiter der auch für die chinesische Kirche zuständigen Behörde im Vatikan, u.a. zur Frage der Bischofsweihen in China. Man müsse von der falschen Vorstellung loskommen, dass Bischöfe Funktionäre seien, sonst bleibe alles von einer politischen Sicht bestimmt. Für Bischöfe seien andere Auswahlkriterien nötig als für Partei- oder Staatsfunktionäre. Dies müsse respektiert werden. Natürlich müssten Bischöfe als Bürger loyal zu ihrem Land sein und dem Kaiser geben, was des Kaisers ist. Als Nachfolger der Apostel werde von ihnen verlangt, in allem treu zur Lehre der Kirche zu stehen. Dies sei nicht ein „Befehl“ des Papstes, sondern vor allem der Wille der Gläubigen, die danach ihren Bischof beurteilten. Das Volk Gottes in China habe einen durch Jahre des Leidens gereinigten außerordentlichen sensus fidei (Vatican Insider 20.06.; Text des Interviews unter www.30giorni.it/articoli_id_78430_l1.htm).

Mai 2012:
Katholische Kirche in Hongkong betet für Chen Guangcheng
Dem Regimekritiker Chen Guangcheng gelang am 22. April nach über vierjähriger Haft mit anschließendem Hausarrest die Flucht. Schutz fand Chen, der gegen erzwungene Abtreibungen und Sterilisierung kämpft, in der amerikanischen Botschaft in Beijing. Am 2. Mai wurde er in Begleitung eines Diplomaten ins Krankenhaus überführt, am 19. Mai durfte Chen mit seiner Frau und den beiden Kindern in die USA abreisen. Die katholische Kirche in Hongkong rief lokale Priester dazu auf, vom 28. April bis 6. Mai Chen in ihre Messgebete einzuschließen. Ebenso unterstützt sie seine Forderungen, dass die Beamten, die ihn während seiner Haft physisch quälten, bestraft werden, dass seine Familie geschützt wird und dass die Korruption unter Beamten gestoppt wird. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Hongkong verurteilte die Misshandlungen an Chen ebenso und drängte zudem die Chinesische Katholische Patriotische Vereinigung, für ihn zu beten. Von Fang Xingyao, Bischof in Chens Heimatstadt Linyi, erwartet die Kommission, dass er trotz Druck seitens der Regierung nicht schweigt, sondern Chen unterstützt: Die chinesische Kirche solle nicht nur für Religionsfreiheit, sondern auch für die persönlichen Rechte der Menschen kämpfen. Zhang Mingxuan, ein bekannter protestantischer Hauskirchenführer in Henan, betonte, dass Chen zwar kein Christ sei, die chinesischen Christen aber für alle beten, die nach Wahrheit streben (ENI 1.05.; Hong Kong Sunday Examiner 12.05.; South China Morning Post 10.05.; Taipei Times 20.05.; The Wall Street Journal 5.05.).

7. Mai 2012:
Frühjahrstagung der Bischofskonferenz von Taiwan für Förderung permanenter verheirateter Diakone
Während der Frühjahrskonferenz der Regionalen Bischofskonferenz von Taiwan wurde entschieden, das Amt des permanenten verheirateten Diakons zu fördern, um so der Überalterung des Klerus und dem Priestermangel zu begegnen. Da Taiwan anders als Hongkong und Macau noch keine Erfahrung mit verheirateten Diakonen hat, wird die Erzdiözese Taipei ein entsprechendes Pilotprojekt starten. In Zukunft sollen diese ständigen Diakone vor allem in den über 600 Gemeinden der Insel eingesetzt werden, die gegenwärtig ohne Priester sind. Ferner sollen sie ermutigt werden, nach dem Abschluss von Philosophie und Theologie einen weiteren Abschluss zu machen, um so in spezifischen Bereichen der Kirche eingesetzt werden zu können, für die Priester nicht unbedingt geeignet sind: Finanzverwaltung, Informationswesen, Bauwesen etc. (Fides 7.05.).

9. Mai 2012:
Gegenreaktion der offiziellen Kirche Chinas auf Vatikan-Kommuniqué
Als Reaktion auf das Kommuniqué im Anschluss an die Plenarversammlung der China-Kommission im Vatikan (s. Eintrag vom 26. April) war am 9. Mai auf der gemeinsamen Website von Patriotischer Vereinigung und offizieller Bischofskonferenz ein Kommentar einer Laienperson unter dem Pseudonym Xiaoyang („Lamm“) erschienen. Darin stand u.a., dass das Kommuniqué aus Rom die Einheit der Katholiken in China verletze und nicht von Nutzen sei für die pastorale wie Evangelisierungsarbeit. Einige Mitglieder der Kommission wurden des Unverständnisses bezüglich der Situation der Kirche in China und der wahren Bedürfnisse von Klerus und Gläubigen beschuldigt. Xiaoyang zitierte die jährlich 100.000 Neugetauften im ganzen Land sowie andere Errungenschaften im pastoralen wie sozialen Bereich als Beweis für die Erfolge der chinesischen Kirche und rechtfertigte die von Rom unabhängigen Bischofsweihen. Weiter hieß es in dem Kommentar, die Kommission stelle sich in arroganter Weise über den chinesischen Klerus, kommandiere die Bischöfe herum und treibe einen Keil in die Einheit und Gemeinschaft innerhalb der Kirche Chinas. In Anlehnung an den Aufruf des Kommuniqués zum Gebet für die Kirche in China am 24. Mai endete der Artikel ebenfalls mit einem Gebet an die Muttergottes, diejenigen, die die Kirche Chinas nicht verstehen, mögen nichts mehr unternehmen, was der Nächstenliebe und Gemeinschaft schade. Der Priester Joseph Yang Yu, gemeinsamer Pressesprecher von Patriotischer Vereinigung und Bischofskonferenz, stellte sich einen Tag später hinter den Kommentar. Dieser vertrete die Meinung zahlreicher chinesischer Katholiken. Yang verteidigte die chinesischen Bischöfe, deren Weihe und Sakramente alle rechtmäßig und gültig seien (UCAN 11.05.; www.catholicchurchinchina.org).

10.–12. Mai 2012:
Internationale Konferenz über Religion und soziale Dienste tagt in Nanjing
Unter dem Konferenztitel „Religion and Social Services: Building a Harmonious Society“ trafen sich 55 Wissenschaftler und Sozialpraktiker aus China und dem Ausland zu einem fachlichen Austausch über Entwicklungs- und Sozialarbeit von Religionsgemeinschaften wie auch glaubensbasierten Organisationen. Organisatoren waren die protestantische Amity Foundation und die Fakultät für Sozialwissenschaften und Verhaltensforschung der Universität Nanjing (siehe Konferenzbericht in den Informationen dieser Nummer).

13. Mai 2012:
Erstes Matteo Ricci-Museum eröffnet
In Zhaoqing, Provinz Guangdong, wurde das erste chinesische Museum eröffnet, das vollständig dem Jesuitenmissionar Matteo Ricci (1552–1610) gewidmet ist. Realisiert werden konnte es in Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit den Zivilbehörden. Das „Museum des kulturellen Austauschs zwischen China und dem Westen“ befindet sich unweit der Ruinen der ersten Kirche, die Ricci und sein Mitbruder Michele Ruggieri nach ihrer Ankunft in China bauen durften. Ausgestellt sind unter anderem Schriften, Kleidungsstücke und wissenschaftliche Instrumente, die Riccis Leben und seinen Beitrag zum Austausch zwischen den Kulturen veranschaulichen. Da das Museum sich an einem touristisch beliebten Ort befindet, hofft Priester Gabriel Li Jiafang, Pfarrer einer nahegelegenen Gemeinde, dass immer mehr Menschen den katholischen Glauben und das Leben des großen Missionars kennenlernen (Fides 16.05.; UCAN 15.05.).

14. Mai 2012:
Nationaler Volkskongress verabschiedet Neufassung des Strafprozessgesetzes
Bei der Novellierung des Strafprozessgesetzes hat der Nationale Volkskongress der VR China zum ersten Mal in einem anderen Gesetz als der Verfassung eine Bestimmung zur Achtung und zum Schutz der Menschenrechte aufgenommen. Hinzu kamen weitere wichtige Änderungen dieses Gesetzes (siehe Beitrag in den Informationen dieser Nummer).

18. Mai 2012:
UCAN: Einziges Magisterprogramm für Katholische Studien an Hongkonger Universitäten geschlossen
Laut einem Bericht von UCAN vom 18. Mai wird das erste und einzige Magisterprogramm für Katholische Studien, das 2005 an der Chinese University of Hong Kong eingerichtet wurde, im September geschlossen. Fr. Patrick Taveirne, Direktor des unieigenen Zentrums für Katholische Studien, gab zu, dass es schwierig gewesen sei, einen solchen Kurs an einer säkularen Hochschul­einrichtung durchzuführen; es habe ein Vollzeitprofessor gefehlt, der auf katholische Studien spezialisiert ist. Mit finanzieller Unterstützung der Diözese Hongkong war das Zentrum in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kultur- und Religionsstudien an der Chinese University of Hong Kong etabliert worden. Obgleich zu Beginn recht populär, gingen die Zahlen der Magisterstudenten in dem Fach allmählich zurück, so Prof. John Lai Tsz-pang, Koordinator des MA-Programms für Religionsstudien. Im laufenden akademischen Jahr gebe es nur fünf Magistranten im Fach Katholizismus, bei den Fächern Daoismus und Buddhismus seien die Zahlen noch geringer, auch diese Fächer würden im September geschlossen. Nur der Magister-Kurs im Fach Protestantismus wird weiterbestehen; er wird von der Chung Chi College’s Divinity School durchgeführt (Sunday Examiner 2.06.; UCAN 18.05.).

20. Mai 2012:
22. nationaler Tag der Behindertenpflege
Im Rahmen des 22. nationalen Tages der Behindertenpflege forderte der chinesische Vize-Premierminister Hui Liangyu stärkere Bemühungen, um die kulturellen Grundrechte behinderter Menschen zu sichern. In China leben laut offiziellen Statistiken über 85 Mio. Menschen mit einer Behinderung. Seit Beginn des aktuellen Schuljahres konnten über 80.000 behinderte Kinder die Schule nicht besuchen, zum Teil aus Armut, 56% jedoch wegen ihrer Behinderung. Besonders groß ist das Problem in ländlichen Gebieten. Vielfach ist die Ausbildung nicht an die Bedürfnisse der Behinderten angepasst. Lokale Behörden sind dazu aufgerufen, vermehrt Heimlehrer einzusetzen, Bildungsprogramme für Eltern anzubieten und Familien mit behinderten Kindern finanziell zu unterstützen. Zudem versucht die Regierung verstärkt, Arbeitsplätze für Behinderte zu schaffen. Insbesondere das Internet scheint dabei eine wichtige Rolle einzunehmen: Über 30.000 Menschen mit einer Behinderung betreiben einen Onlineshop auf Taobao.com (Xinhua 20.,31.05.).

22. Mai 2012:
Phayul: Geshema-Titel für tibetische Nonnen wird Wirklichkeit
Der Beschluss, dass auch Frauen offiziell den Geshe-Titel – den höchsten akademischen Grad des tibetischen Buddhismus – erwerben können, wurde im Mai d.J. auf einer vom Religions- und Kulturministerium der tibetischen Exilregierung in Dharamsala einberufenen Sitzung gefällt, an der u.a. Lehrende von sechs Nonnenklöstern und Vertreter des Institute for Buddhist Dialectic Studies teilnahmen. Der Dalai Lama sei seit Jahren ein starker Befürworter des Geshema-Titels, erklärte ein Vertreter des Ministeriums. Am 21. August 2011 hatte als erste Frau die aus Deutschland stammende Nonne Kelsang Wangmo den Geshe-Titel erworben (Phayul 22.05.).

24. Mai 2012:
Der von Papst Benedikt XVI. eingesetzte Gebetstag für die Kirche in China wird zum 5. Mal weltweit begangen
Siehe den Beitrag in den Informationen dieser Nummer.

24. Mai 2012:
Untergrundbischof Li Yi von Changzhi stirbt
Am Weltgebetstag für die Kirche in China verstarb 88-jährig Msgr. Ermenegildus Li Yi OFM, Bischof von Changzhi (Lu’an) in der Provinz Shanxi. Bischof Li wurde am 13. November 1923 in der Stadt Changzhi geboren und trat 1943 dem Minoritenorden bei. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte er an den Priesterseminaren von Jinan und Hankou, wo er am 6. Februar 1949 zum Priester geweiht wurde. Nach seiner Weihe unterrichtete Priester Li an einer katholischen Mittelschule in Macau und war dort auch in einer Pfarrei tätig, wo er sich insbesondere der Flüchtlinge aus Nordchina annahm. Von 1951–1955 studierte er Geschichte an der Universität von Tianjin. Ab 1958 arbeitete er als Pfarrer in seiner Heimatdiözese Changzhi. Zu Beginn der Kulturrevolution 1966 wurde er inhaftiert und verbrachte bis 1985 fast zwanzig Jahre im Gefängnis. Anschließend durfte er in den Kirchen von Anyang und Machang seine pastorale Tätigkeit wiederaufnehmen. Am 28. Januar 1998 wurde er insgeheim zum Bischof der Diözese Changzhi geweiht, die Regierung erkannte ihn jedoch nicht als Bischof an. Zur Diözese Changzhi gehören ca. 55.000 Katholiken (Fides 31.05.; UCAN 30.05.).

Mai/Juni 2012:
Falungong berichtet von Massen­petitionen in Hebei und Heilongjiang
Nach Angaben des Falun Dafa Information Center (FDIC) – des Pressebüros von Falungong in New York – nimmt in China in der Bevölkerung die Bereitschaft zu, gegen Entführung oder Folter von Falungong-Anhängern einzuschreiten. In einer auf 31. Mai 2012 datierten Petition, die nach Angaben des FDIC innerhalb von zwei Wochen von 15.000 Chinesen in Nordostchina unterschrieben und mit Daumen gesiegelt wurde, wird gefordert, den Tod des Falungong-Anhängers Qin Yueming zu untersuchen, der am 26. Februar 2011 im Jiamusi-Gefängnis in der Provinz Heilongjiang an den Folgen von Folter gestorben sein soll. Ferner haben laut FDIC 300 Dorfbewohner von Zhouguantun (Botou, Stadt Cangzhou, Provinz Hebei) eine Petition für den am 25. Februar 2012 festgenommenen Falungong-Anhänger Wang Xiaodong unterzeichnet, allerdings nach Einschüchterung durch die Behörden wieder zurückgezogen. Dieser Fall wurde auch von Amnesty International aufgegriffen, und die Petition für Wang Xiaodong soll nach Angaben einer Falungong-Quelle in höchsten Politkreisen diskutiert worden sein. Ein weiterer Vorfall nachbarlicher Unterstützung für einen Falungong-Anhänger soll sich am 9. Juni 2012 in Tang­shan (Hebei) ereignet haben.
Der Beijinger Rechtsanwalt Dong Qianhong wurde von der Falungong-nahen Zeitung Epoch Times mit der Feststellung zitiert, dass die Situation sich verbessere und inzwischen viele Richter und Polizisten Falungong-Anhänger nicht [mehr] wie gewöhnliche Kriminelle behandelten; auch würden in letzter Zeit z.T. weniger harte Urteile verhängt (Amnesty International UA-152/2012, 31.05.; Epoch Times 15.04.; Falun Dafa Information Center 28.,31.05.; 22.,30.06.; vgl. Eintrag vom 14. November 2011).

29. Mai – 1. Juni 2012:
„A Workshop on Vatican II Documents“ in Shijiazhuang
Die katholische Kirche in China habe erst mit vielen Jahren Verspätung begonnen, das 2. Vatikanische Konzil (1962–1965) kennenzulernen, doch zur Feier [50 Jahre Konzilsbeginn] habe sie endlich den Anschluss an die Weltkirche geschafft – erklärte ein Vertreter der Organisatoren, des Faith In­stitute for Cultural Studies in Shijiazhuang. Die Teilnehmer befassten sich mit verschiedenen Konzilsdokumenten. Sie kamen aus 30 Diözesen Festlandchinas, darunter 10 Bischöfe bzw. Weihbischöfe, Bischofskandidaten oder Diözesanvorsteher, 50 Priester sowie 33 Vertreter von 29 Männer (!)- und Frauenorden. Zu den nicht-festländischen Referenten gehörten u.a. P. Fang Zhirong SJ (Fu Jen-Universität, Taiwan), P. J. Heyndrickx CICM (Verbiest Institute KULeuven), Generalvikar D. Chan und Liturgiekommissionsvorsitzender Th. Law von der Diözese Hongkong.
Anlässlich des Konzilsjubiläums hat die in Shijiazhuang erscheinende katholische Zeitung Xinde (Faith) im Jahr 2012 einen Themenschwerpunkt auf das Konzil gesetzt und Leser aufgefordert, Beiträge dazu einzusenden (Xinde 14.06.; UCAN 12.06.).

30. Mai 2012:
Priester Ma Daqin wird zum Bischofs­kandidat für Shanghai gewählt
Mit 160 Stimmen wurde Priester Thaddäus Ma Daqin von 190 Vertretern der Diözese, darunter Diözesanpriester, Ordensschwestern und Laien, zum Kandidaten als neuer Bischof-Koadjutor der Diözese Shanghai gewählt. In der von der Regierung geforderten „demokratischen“ Wahl gab es zwei Nein-Stimmen und 28 Enthaltungen. Weitere 15 Vertreter erschienen nicht zur Wahl. Fr. Ma, gebürtiger Shanghaier und Dekan in Pudong, war der einzige Kandidat. Er hatte kürzlich die Erlaubnis des Vatikans erhalten. Der 95-jährige Bischof Aloysius Jin Luxian SJ stand der Wahl vor und gab ebenfalls seine Stimme ab. Die Weihe findet am 7. Juli in Shanghai statt, vorgenommen von Bischof Jin, der Ma im Dezember zu seinem Generalvikar ernannt hatte. Ma Daqin wurde am 18. Dezember 1994 nach Abschluss seines Studiums am Priesterseminar von Shanghai zum Priester geweiht. Einige Jahre arbeitete er als Redakteur beim diözesanen Guangqi-Verlag. Shanghai zählt mit seinen 150.000 Katholiken zu den größten und bekanntesten Diözesen Chinas. Die Diözese hat auch einen Untergrundbischof, den 94-jährigen Bischof Joseph Fan Zhongliang SJ, der seit vielen Jahren erkrankt ist und unter Hausarrest steht (UCAN 30.05.; s. auch Eintrag vom 18. März 2012).

3. Juni 2012:
„Tag der offenen Tür“ in Beijinger Schwesternkonvent
Nach letztjährigen positiven Erfahrungen luden auch in diesem Jahr die St. Josefs-Schwestern der Diözese Beijing zu einem Tag der offenen Tür ein, bei dem sich Interessierte über Geschichte, Leben und Aktivitäten der Schwestern informieren konnten. Die Kongregation der Schwestern vom Heiligen Josef wurde 1872 von Bischof Louis-Gabriel Delaplace CM, dem damaligen Apostolischen Vikar von Beijing, als eine der ersten diözesanen Gemeinschaften Chinas gegründet. Der Konvent wurde 1986 wiedereröffnet und zählt heute 50 Schwestern, die vor allem in der Gemeindearbeit tätig sind (Fides 15.06.).

4. Juni 2012:
Gedenkveranstaltungen zum Tiananmen-Massaker in Hongkong und Taipei
Mit einer Rekordzahl an Teilnehmern haben Hongkonger Bürger am Abend des 4. Juni im Victoria Park der Opfer des Massakers am Platz des Himmlischen Friedens in Beijing 1989 gedacht. Die Veranstalter sprachen von 180.000 Teilnehmern, die Polizei gab die Zahl von 85.000 an. Unter den Teilnehmern waren viele junge Familien, Schüler, Studenten und auch viele Menschen vom chinesischen Festland. Wie die South China Morning Post schrieb, fand die Veranstaltung auch vor dem Hintergrund wachsender Angst in der Hongkonger Öffentlichkeit statt, dass mit der Machtübernahme von Leung Chun-ying als neuem Regierungschef von Hongkong am 1. Juli 2012 Freiheiten in Hongkong erodiert würden. Vor der Versammlung hatten sich über 1.000 Katholiken zum Gebet im Victoria Park versammelt.
Auch auf Taiwan haben Hunderte an die Opfer des Massakers erinnert. 300 Menschen nahmen an einer Vigil und einem Konzert in Taipei teil (AsiaNews 5.06; Sunday Examiner 9.06.; South China Morning Post 5.06.; Taiwanese Central News Agency 4.06.).

4.–5. Juni 2012:
Aufruf zu Aktionen gegen „religiösen Betrug“ bei 1. Erfahrungsaustausch über die Verwaltung religiöser Stätten
An dem vom Staatlichen Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA) einberufenen Erfahrungsaustausch in Shanghai nahmen 200 Vertreter der offiziellen nationalen Organisationen der fünf Religionen und der Provinz-Religionsbehörden aus ganz China teil. Auf einer begleitenden Pressekonferenz kündigte ein BRA-Vertreter an, dass das BRA gegen die Zunahme von Betrug im religiösen Bereich (durch falsche buddhistische Mönche und daoistische Priester, als kommerzielle Unternehmen aufgezogene Tempel, willkürlich erhobene Gebühren etc.) vorgehen wolle. Da diese Probleme vor allem in nicht registrierten Stätten auftauchten, werde das BRA Namenslisten der registrierten religiösen Versammlungsstätten und der beim Staat zur Akteneintragung gemeldeten religiösen Amtsträger öffentlich bekannt machen (eine entsprechende Datenbank wird aufgebaut), damit die Gläubigen Betrüger identifizieren könnten. Meister Xuecheng, Vizevorsitzender der Chinesischen buddhistischen Vereinigung, erklärte bei der gleichen Gelegenheit, dass Mönche, die auf der Straße Amulette verkaufen und wahrsagen, meist falsch seien.
Nicht behandelt wurde offenbar die Problematik der in der Regel nicht registrierten und damit illegalen Stätten und Akteure der traditionellen Volksreligiosität. Während es schon Vorschläge zum religionspolitischen Umgang mit dieser Gruppe gibt (vgl. China heute 2011, Nr. 2, S. 87-89, 103-106), scheint der „Erfahrungsaustausch“ in Shanghai hier eher einen Schritt rückwärts zu bedeuten (China Daily online 6.06.; Xinhua 6.06.; www.sara.gov.cn 4.,5.06.).

5. Juni 2012:
Neue Bestimmungen zur Aktenein­tragung katholischer Bischöfe beim Staatlichen Religionsbüro werden erlassen
Die vom Staatlichen Büro für religiöse Angelegenheiten erlassenen „Maßnahmen zur Akteneintragung von Bischöfen der chinesischen katholischen Kirche (zur probeweisen Durchführung)“ (Zhongguo tianzhujiao zhujiao bei’an banfa [shixing] 中国天主教主教备案办法 [试行]) schreiben der Patriotischen Vereinigung und der offiziellen Bischofskonferenz die führende Rolle bei der verpflichtenden Antragstellung auf Akteneintragung katholischer Bischöfe beim Staat zu (chinesischer Text unter www.sara.gov.cn/zcfg/15179.htm).
Siehe den Beitrag in den Informationen dieser Nummer.

8. Juni 2012:
UCAN: Priester wegen Mord verurteilt
Priester Joseph Shang Kanfa von Hailun, Provinz Heilongjiang, wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er vergangenes Jahr in einem Handgemenge den Exmann eines Gemeindemitgliedes erschlagen hatte. Der Mann war auf der Suche nach seiner Exfrau mit einem Schraubenzieher bewaffnet auf dem Baugelände der neuen Herz Jesu-Kirche in der Stadt Hailun erschienen. Als der Priester intervenieren wollte, kam es zu einem Kampf, bei dem der Mann auf den Kopf getroffen wurde. Er starb später im Krankenhaus. Priester Shang muss seine Haft im Gefängnis der Stadt Bei’an absitzen. Shang Kanfa hatte 18 Jahre lang in seiner Gemeinde gearbeitet, nachdem er 1993 zum Priester geweiht worden war (UCAN 8.06.).

9.–16. Juni 2012:
Erstmals tagt eine Kommission des Ökumenischen Rats der Kirchen in China
Die Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten des Ökumenischen Rats der Kirchen (World Council of Churches, WCC) tagte in Nanjing und Shanghai. Gastgebende Organisationen waren der Chinesische Christenrat (ein Mitglied des WCC) und die Patriotische Drei-Selbst-Bewegung der protestantischen Kirche in China. Zum Programm gehörte ein Seminar zum Thema „Understanding China“, auf dem Pastor Gao Feng, Präsident des Chinesischen Christenrats, die protestantische Kirche in China als autonom, post-denominational, schnell wachsend und vor vielen Herausforderungen stehend – eine davon das Fehlen ordinierter Pastoren in vielen Gemeinden und ein Mangel an theologischer Ausbildung bei Laienführern – beschrieb. Auf dem Seminar referierte auch ein Vertreter des Staatlichen Religionsbüros über die Rolle der Religionen beim Aufbau einer harmonischen Gesellschaft. WCC-Generalsekretär Olav Fykse Tveit sprach u.a. vor Studenten und Dozenten des Nanjinger Theologischen Seminars. Dem als Moderator eingeladenen früheren norwegischen Ministerpräsidenten Kjell Magne Bondevik, einem lutherischen Pastor, wurde das Einreisevisum verweigert. Bondevik äußerte gegenüber Ecumenical News International die Vermutung, dies sei möglicherweise eine Reaktion Chinas auf die Verleihung des Friedenspreises des norwegischen Nobelpreiskomitees an den Dissidenten Liu Xiaobo im Jahr 2010 (ENI 15.06.; UCAN 14.06.; www.oikoumene.org 30.05.; 15.06.).

10. Juni 2012:
Massenprotest in Hongkong nach Tod von Bürgerrechtler Li Wangyang
25.000 Menschen zogen nach Angaben der Veranstalter zum Liaison Office der VR China, um eine Untersuchung nach dem angeblichen Selbstmord von Li Wang­yang in der Provinz Hunan zu fordern. Die Polizei sprach von 5.400 Teilnehmern. Der 62-jährige Li, der für die Rechte von Arbeitern eingetreten war und nach dem Tiananmen-Massaker über zwanzig Jahre in Haft verbracht hatte, soll sich am 6. Juni erhängt haben. Dies zweifeln seine Angehörigen an. Im Gefängnis hatte Li aufgrund von Misshandlungen Augenlicht und Gehör verloren. Anfang Juni gab Li anlässlich des Jahrestages des Tiananmen-Massakers einem Hongkonger Journalisten ein Interview, in dem er über seine Folterungen berichtete und sich für ein demokratisches China und das Ende der Einparteien-Herrschaft aussprach. Am 6. Juni wurde er tot in seinem Krankenhauszimmer aufgefunden, der Leichnam wurde am 10. Juni verbrannt.
Mehr als 30 Organisationen, darunter auch katholische und protestantische Gruppen, hatten den Protestmarsch organisiert. Die katholische Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, einer der Mitveranstalter, veranstaltete vor dem Marsch ein Gebetstreffen. Etwa 100 katholische Demonstranten sprachen Gebete für Li und seine Familie wie auch alle Dissidenten in China (AsiaNews 11.06; ENI 11.06; Kyodo News Service 10.06.; Der Standard 11.06.).

11. Juni 2012:
Staatsrat veröffentlicht „National Human Rights Action Plan of China (2012–2015)“
Dieser zweite Menschenrechts-Aktionsplan der chinesischen Regierung enthält auch einen Abschnitt über die Freiheit des religiösen Glaubens. Neben den allgemeinen, in der chinesischen Verfassung verankerten Grundsätzen werden darin einige Punkte genannt, die Arbeitsgebiete der chinesischen Religionspolitik sind: Managementmaßnahmen bei Wallfahrten der Muslime [nach Mekka] werden verbessert, Gläubige werden ermutigt, sich in der Wohltätigkeit zu engagieren, und Durchführungsbestimmungen für die soziale Absicherung religiöser Amtsträger werden erarbeitet (englische Fassung des Dokuments unter news.xinhuanet.com/english/china/2012-06/11/c_131645029.htm).

12. Juni 2012:
Chinesische Delegation verlässt aus Protest gegen exiltibetische Teilnahme Generalkonferenz der World Fellowship of Buddhists in Yeosu (Korea)
Zunächst hatte Medienberichten zufolge der Generalsekretär der World Fellowship of Buddhists (WFB) auf Druck der Delegation der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV) drei tibetische Delegierte gezwungen, die Versammlung zu verlassen. Als sich später bei der Eröffnungszeremonie am 12. Juni die Tibeter jedoch weigerten zu gehen, verließ die 17-köpfige chinesische Delegation die Versammlung und reiste tags darauf ab. Laut Taipei Times waren chinesische Delegationen früher schon gleichzeitig mit tibetischen bei WFB-Versammlungen präsent, doch diesmal sei offenbar die Zusammensetzung der tibetischen Delegation – darunter der frühere Ministerpräsident Samdhong Rinpoche und ein weiterer Minister der tibetischen Exilregierung – ein Problem gewesen. Der koreanische buddhistische Jogye-Orden, Organisator der Konferenz, warf der chinesischen Delegation in einem Statement am 14. Juni Respektlosigkeit gegenüber einem religiösen Ereignis vor; die Tibeter seien offizielles Mitglied der WFB. Man werde die Beziehungen zu den chinesischen Buddhisten ernsthaft überdenken. Am folgenden Tag warf ein Sprecher der CBV dem Jogye-Orden Wortbruch und Einmischung in Chinas innere Angelegenheiten vor.
Die World Buddhist Fellowship wurde 1950 in Sri Lanka gegründet und hat ihre Zentrale in Bangkok. Ihre Generalkonferenz findet alle zwei Jahre statt, diesmal in Yeosu vom 11.–16. Juni (AFP 15.06.; Taipei Times 16.06.; Xinhua 16.06.; Yonhap 14.06.).

15. Juni 2012:
Erzbischof Savio Hon zur Frage einer möglichen illegitimen Bischofsweihe in Harbin
Falls eine illegitime Weihe stattfinden sollte, sei dies sehr ernst und verletze die ganze Kirche, besonders die Kirche in China, sagte Hon, Sekretär der auch für die chinesische Kirche zuständigen Kongregation für die Evangelisierung der Völker im Vatikan, auf Fragen von AsiaNews zu der in Harbin (Provinz Heilongjiang) geplanten Weihe ohne päpstliches Mandat (s.u. Eintrag vom 29. Juni). Er habe gehört, dass die Gläubigen in Harbin beten und fasten, dass eine solche Weihe nicht stattfinde. Er glaube zudem, dass der Kandidat, der Priester Joseph Yue Fusheng, nicht ohne päpstliches Mandat Bischof werden wolle, und bete, dass er [„dieser Bruder“] sich für die Loyalität zum Papst entscheide. Die „Vermischung von Bischöfen“ [d.h. die jeweils angeordnete Mitwirkung von Rom anerkannter Bischöfe an Bischofsweihen ohne päpstliches Mandat und die Mitwirkung illegitimer Bischöfe an Weihen mit päpstlichem Mandat in der letzten Zeit] sei Teil einer Strategie, den Unterschied zwischen legitim und illegitim zu verwirren (AsiaNews 15.06.).

18. Juni 2012:
Beijinger Behörden veröffentlichen Lehrbuch über Beamtenethos im alten und heutigen China – Gewissen als zentrales Kriterium
Die vierbändige Sammlung, über deren Erscheinen die amtliche Zeitung Beijing ribao (Beijing Daily) berichtete, enthält zum Thema moralisches Beamtenverhalten Fallbeispiele aus alter und neuer Zeit, Sprichwörter und konfuzianische wie daoistische Gedanken. Sie trägt den Titel Zhongguo gu jin guande yanjiu 中国古今官德研究 (Studien zur Beamtentugend im alten und heutigen China) und soll als Lehrmaterial zur Verhütung von Bestechlichkeit für Parteikader in Beijing verwendet werden. Erarbeitet wurde sie von der Beijinger Akademie der Sozialwissenschaften und der Beijinger KP-Disziplinarkommission. Im Vorwort zur Sammlung heißt es (nach Beijing ribao), das entscheidende Kriterium für einen guten oder schlechten Beamten sei das Gewissen, und definiert: „Wer gestützt auf sein Gewissen sein Amt ausübt, ist ein guter Beamter; wer dabei sein Gewissen unterschlägt, ist ein schlechter Beamter“ (凭着良心为官, 好官也; 昧着良心为官, 坏官也).
Laut South China Morning Post wurde die Nachricht von der Publikation in Festlandchina vielfach mit Skepsis aufgenommen. Um erfolgreich die Korruption zu bekämpfen, müsse Beijing Rechtsstaatlichkeit wirksam umsetzen und öffentliche Kritik an der Regierung zulassen, zitierte sie u.a. den Wirtschaftswissenschaftler Hu Xingdou vom Beijing Institute of Technology (AsiaNews 19.06.; Beijing ribao 18.06. [bjrb.bjd.com.cn/html/2012-06/18/content_100510.htm]; South China Morning Post 19.06.; Xinhua 18.06.).

18.–24. Juni 2012:
Vorsitzender der Abteilung für externe Kirchenbeziehungen des Moskauer Patriarchats besucht China
Metropolit von Wolokolamsk Hilarion (Alfejew) nahm in China u.a. an der zweiten Konsultation der russisch-chinesischen Gruppe für die Kontakte und Zusammenarbeit in den religiösen Angelegenheiten teil. Der Besuch erfolgte auf die Einladung des chinesischen Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (siehe Beitrag in den Informationen dieser Nummer).

25. Juni 2012:
Radio Free Asia meldet Verurteilung von Muslimen nach Zusammenstoß mit der Polizei
Nach einem Bericht von Radio Free Asia wurden 14 Hui-Muslime bis zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie Ende letzten Jahres versucht hatten, die Zerstörung einer Moschee seitens der Polizei zu verhindern (s. Eintrag vom 30. Dezember 2011). Der gewaltsame Zusammenstoß erfolgte am 30. Dezember im Dorf Taoshan, Kreis Tongxin im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui im Nordwesten Chinas. Die Moschee wurde schließlich abgerissen. Bei dem Zusammenstoß kamen nach Angaben von Dorfbewohnern auch zwei Menschen zu Tode, 50 wurden verletzt. In einer seltenen Reaktion hatte die Organisation für Islamische Zusammenarbeit, der 57 Staaten angehören, die Gewalt und „ungeschickte“ Antwort der Lokalbehörden verurteilt und China zum Respekt für die Rechte der Muslime beim Bau und Erhalt von Anbetungsstätten sowie zur freien Teilnahme an religiösen Feiern aufgerufen (Radio Free Asia 25.06.).

27. Juni 2012:
Internationale Katholische Migrationskommission erwartet größere Zahl von ankommenden Migranten in Asien
Asien sollte sich nach der Schuldenkrise in Europa auf einen dramatischen Wandel bei der weltweiten Migration einstellen, so Generalsekretär Johan Ketelers von der Internationalen Katholischen Migrationskommission (IKMK). Experten im High Tech-Bereich könnten sich zunehmend in asiatischen Ländern wie China und Indien umsehen. Ketelers Aussagen erfolgten beim dritten Treffen der Asien-Arbeitsgruppe des Büros für menschliche Entwicklung bei der Föderation Asiatischer Bischofskonferenzen und der IKMK, das am 27. Juni in Hsinchu (Xinzhu, Taiwan) zu Ende ging. Ketelers erwähnte auch, dass in China europäische Experten weniger Jobmöglichkeiten hätten als in früheren Jahren, da viele chinesische Absolventen, die im Ausland studiert haben, zum Arbeiten nach China zurückkehrten, da sie im Ausland keine Arbeit fänden. An dem viertägigen Treffen nahmen Bischöfe, Priester und Laien aus Indien, Indonesien, Pakistan, den Philippinen, Südkorea, Sri Lanka, Thailand und Vietnam teil (UCAN 27.06.).

27.–28. Juni 2012:
Patriotische Vereinigung und offizielle Bischofskonferenz veranstalten Tagung zu 2. Vatikanischen Konzil – Konzil als Grundlage für unabhängige Kirche in China bezeichnet
Der Geist des 2. Vatikanums diene als ideologische Grundlage für das Prinzip einer unabhängigen, selbstverwalteten chinesischen Kirche, sagte laut UCAN Zhou Yongzhi, Vize-Generalsekretär der Patriotischen Vereinigung der chinesischen katholischen Kirche (PV), in seinem Konferenzbeitrag. Ein anderer Vize-Generalsekretär der PV, Wang Huaimao, erklärte auf der Tagung, dass China „unter der Leitung des Heiligen Geistes ein Jahrzehnt voraus war mit der Einführung der Reformen der 1950er Jahre“ [d.h. der Gründung der PV 1957 und den ersten Bischofsweihen ohne päpstliches Mandat 1958], welche als praktische Demonstration und Trittsteine für den progressiven Geist des Konzils gedient hätten. Bischof Ma Yinglin, Vorsitzender der offiziellen chinesischen Bischofskonferenz, eröffnete die Tagung, die im Nationalen Priesterseminar in Beijing stattfand. Nach Angaben der Veranstalter nahmen 60 Fachleute teil, darunter protestantische Theologen. Nach Angaben von UCAN waren von den zehn teilnehmenden Bischöfen vier (u.a. Ma Yinglin) nicht von Rom anerkannt (UCAN 28.06.; www.catholicchurchinchina 26.,27.06., dort auch Konferenzplakat).

29. Juni 2012:
Unter Exkommunikation stehender Bischof Lei Shiyin weiht vier Priester – zwei Bischofweihen verschoben
Am symbolträchtigen Tag der Apostel Peter und Paul weihte Lei Shiyin, genau ein Jahr zuvor gegen ausdrückliche Weisung Roms zum Bischof von Leshan geweiht, in Leshan vier Diakone zu Priestern. Ein fünfter Diakon weigerte sich, sich von dem exkommunizierten Bischof weihen zu lassen, berichtete UCAN unter Berufung auf örtliche Quellen; die anderen vier sollen eingewilligt haben, nachdem die Diözese ihnen angeblich Autos und Geld versprochen hatte. Erzbischof Savio Hon von der vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker erklärte am 30. Juni gegenüber Vatican Insider, Lei Shiyin habe ein „Sakrileg“ begangen. Da er unter Exkommunikation stehe, dürfe er keine Sakramente spenden oder empfangen.
Ursprünglich waren für den 29. Juni auch zwei Bischofsweihen angesetzt, in Harbin und in Shanghai. Sie wurden verschoben und finden nun am 6. bzw. 7. Juli statt. Mit Blick auf diese Weihen sagte Savio Hon im gleichen Interview, es sei für einen Priester „absolut verboten“, sich ohne päpstliches Mandat weihen zu lassen, er ziehe sich die automatische Exkommunikation zu. Ebenso sei es für einen illegitimen Bischof verboten und ein schwerer Verstoß gegen das Kirchenrecht, an einer Bischofsweihe teilzunehmen.
In Harbin wird Priester Yue Fusheng ohne päpstliches Mandat zum Bischof von Heilongjiang geweiht. Priester Ma Daqin in Shanghai hat die päpstliche Ernennung, es wird jedoch ein illegitimer Bischof an der Weihe teilnehmen (UCAN 29.06.; Vatican Insider 30.06.).

30. Juni 2012:
Kardinal John Tong von Hongkong wird ins Präsidium der Bischofs­synode berufen
Papst Benedikt XVI. hat Kardinal John Tong, Bischof von Hongkong, ins dreiköpfige Präsidium der Bischofssynode berufen, die vom 7. bis 28. Oktober 2012 in Rom stattfindet. Im Präsidium sind jeweils ein Vertreter aus Asien, Amerika und Afrika. Neben John Tong werden der mexikanische Erzbischof von Guadalajara, Kardinal Francisco Robles Ortega, und der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya, die Synode leiten. Das Thema der Bischofssynode ist „Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“ (Hong Kong Sunday Examiner 7.07.; Radio Vatikan 30.06.).

Katharina Feith
Jan Kwee
Simon Rettig
Martin Welling
Katharina Wenzel-Teuber

Alle Quellenangaben in der Chronik beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2012.

Aus: China heute 2012, Nr. 2, S. 89-97, und Nr. 3, S. 151.

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