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Chronik zu Religion und Kirche in China 1. April bis 30. Juni 2013

April 2013:
Buddhisten wehren sich gegen geplanten Teilabriss des historisch bedeutenden Xingjiao-Tempels durch die Regierung
Angeblich um die Bewerbung für den UNESCO-Weltkulturerbe-Status zu unterstützen habe die lokale Regierung beschlossen, neuere Teile des Xingjiao-Tempels in Xi’an, die stilistisch nicht zu den historischen Gebäuden passen, bis zum 30. Juni abzureißen. Dies meldete Xinhua am 12. April, nachdem der Plan Tage vorher über das soziale Netzwerk Weibo bekannt geworden war. Der aus dem 7. Jh. stammende Xingjiao-Tempel, dessen Pagode die sterblichen Überreste des berühmten buddhistischen Pilgermönchs Xuanzang enthält, ist Teil des Antrags auf Weltkulturerbe-Status für den chinesischen Teil der Seidenstraße. Xinhua zufolge beschloss der Tempel am 11. April, sich aus der Bewerbung zurückzuziehen, weil der Abriss die religiösen Aktivitäten und das Leben im Kloster beeinträchtigen würde. Das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten forderte am 11. April das Religionsbüro der Provinz Shaanxi auf, den Sachverhalt zu untersuchen und nach Konsultation mit den zuständigen Behörden und den buddhistischen Kreisen nach den gesetzlichen Vorschriften zu regeln. Die Chinesische buddhistische Vereinigung äußerte in einer Stellungnahme am 12. April Erschrecken und Sorge angesichts des drohenden „Zwangsabrisses“. Ein Abriss von Tempelgebäuden ohne Zustimmung der Mönchsgemeinschaft des Tempels sei ein schwerer Verstoß gegen die Religionspolitik und die gesetzlichen Vorschriften.
Wie Li Li’an, Professor für Buddhismus an der Xibei-Universität in Xi’an, am 13. April in einem Beitrag auf der Website des Senders Phoenix (fo.ifeng.com) schrieb, sind zwei Drittel der Gebäudefläche des Tempels von den Abrissplänen betroffen, darunter Dormitorium, Speisesaal, sanitäre Anlagen und Küche, was bedeute, dass die Mönche künftig nicht mehr im Tempel leben könnten; es entstünde ein reines „Kulturerbe ohne Seele“. Zahlreichen im Internet zu findenden Beiträgen und Artikeln zufolge (darunter z.B. der Eintrag zum Xingjiao-Tempel im chinesischen Wikipedia) sollen hinter dem Plan gemeinsame kommerzielle Interessen von Regierungsstellen und Unternehmen stecken, der Fall wird mit der erzwungenen Einverleibung des Famen-Tempels in eine Tourismuszone verglichen (vgl. China heute 2012, Nr. 4, S. 209) (Xinhua 12.04.; fo.ifeng.com 13.04.; www.sara.gov.cn 11.,12.04.; zh.wikipedia.org, Eintrag 兴教寺).

4. April 2013:
South China Morning Post berichtet von zwei Fällen des Vorgehens der Behörden gegen Protestanten in Taiyuan
Bereits im Dezember 2012 wurde der Hongkonger Zeitung zufolge der Beijinger Buchhändler Li Wenxi wegen „illegalen Geschäften“ von der Polizei festgenommen, nachdem er Christen in Taiyuan, die dort einen neuen Buchladen eröffnen wollten, hunderte Bücher gebracht hatte. Die Polizei durchsuchte den Laden und konfiszierte die von Li gebrachten Bücher. Der Fall wurde bekannt, als sich Lis Frau, die seit der Verhaftung ihres Mannes nichts mehr von ihm gehört hatte, drei Monate später um Hilfe an das soziale Netzwerk Weibo wandte – berichtete die South China Morning Post(SCMP). Den zweiten Fall machten die Behörden selbst im öffentlichen Informationsnetz der Regierung der Stadt Taiyuan bekannt (www3.taiyuan.gov.cn/?xx=41717 – SCMP publizierte einen Screenshot der inzwischen gelöschten Meldung). Dort löste die Polizei nach eigenen Angaben eine Versammlung von 38 Christen auf, die der Bibelauslegung eines bereits mehrfach von der Polizei belangten „Verantwortlichen der Untergrundkirche“ zuhörten. Der Prediger wurde „streng kritisiert“ und die Gläubigen so lange „kritisch belehrt“, bis eine leitende Christin zusagte, den Mietvertrag der Gruppe aufzulösen und „mit der Kirche Kontakt aufzunehmen, um einen legalen Hausversammlungsort zu beantragen“ (South China Morning Post 4.04.).

10. April 2013:
Kolloquium der sechs religiösen Führer Hongkongs schließt Kooperations­vertrag mit der Chinese University of Hong Kong über Archivierung von Dokumenten zum interreligiösen Dialog
Die religiösen Führer schenkten der Universität 3.400 Dokumente und Bilder zur Geschichte des interreligiösen Dialogs in Hongkong, die die Universität verwalten und in einer elektronischen Datenbank öffentlich zugänglich machen will. Darunter ist auch das Protokoll der ersten Sitzung des Vorbereitungskomitees zur Gründung des Kolloquiums 1978. Das Kolloquium setzt sich aus Führern des Buddhismus, Daoismus, Konfuzianismus, Islam, Protestantismus und Katholizismus in Hongkong zusammen. Es verfolgt das Ziel, durch regelmäßigen Dialog zu Freundschaft und gesellschaftlicher Harmonie zu gelangen. Jedes Jahr zu Chinesisch Neujahr richten die sechs religiösen Führer eine gemeinsame Botschaft an die Hongkonger Bevölkerung (UCAN 11.04.).

19. April 2013:
Weitere sechs Hinrichtungen in Taiwan
Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Europaparlaments, Barbara Lochbihler, und Amnesty International riefen Taiwan zu einer sofortigen Abschaffung der Todesstrafe bzw. einem Stopp des Vollzugs von Todesurteilen auf. Taiwans Ministerpräsident Jiang Yi-huah äußerte jedoch, die Hinrichtungen entsprächen den Erwartungen der Öffentlichkeit. Alle sechs Hingerichteten waren wegen mehrfachen Mordes verurteilt. Weitere 50 zum Tode Verurteilte sind in Taiwans Gefängnissen inhaftiert. Nach einer vierjährigen Unterbrechung führt Taiwan seit 2010 wieder die Todesstrafe durch (Central News Agency 19.04.; www.chinapost.com.tw 21.04.; vgl. China heute 2010, Nr. 2, S. 85f.; 2013, Nr. 1, S. 9).

20. April 2013:
Erdbeben in Ya'an, Provinz Sichuan – Religionen sind mitbetroffen und engagieren sich – Papst spendet
Durch ein Erdbeben der Stärke 7,0 im Kreis Lushan, Ya'an, Provinz Sichuan, wurden nach offiziellen Angaben 196 Menschen getötet, über 13.000 verletzt und 126.000 Wohnungen zerstört. Auch Religionsgemeinschaften waren betroffen. In 4 Städten des Erdbebengebiets seien 95 religiöse Versammlungsstätten unterschiedlich schwer beschädigt worden, der Schaden werde provinzweit auf über 100 Mio. Yuan geschätzt, meldete das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA) am 23. April. Die Chinesische islamische Vereinigung sprach in einem Aufruf am 23. April von 1.000 betroffenen Muslimen und 2 zerstörten Moscheen im Erdbebengebiet. Die Wohnungen von 6.000 der rund 10.000 Katholiken im Verwaltungsgebiet der Stadt Ya'an sowie mehrere kirchliche Gebäude, darunter die Kirche von Lushan, seien völlig zerstört oder beschädigt worden, sagte der in der Region tätige Priester Chen Yong am 24. April in einem Interview. In den Tagen nach dem Erdbeben riefen die offiziellen religiösen Dachverbände der Religionen die Gläubigen zu Gebet und Spenden auf. Das BRA erklärte, es leite die religiösen Kreise im ganzen Land an, sich an der Erdbebenhilfe zu beteiligen, Gläubige von außerhalb Sichuans sollten jedoch nicht zu Aktionen ins Erdbebengebiet kommen, sondern spenden.
Katholiken in ganz China beteten für die Opfer und sammelten Spenden. Die katholische Organisation Jinde Charities (Shijiazhuang) verteilte u.a. in Zusammenarbeit mit der Chinesischen Stiftung für Armutsbekämpfung Hilfsgüter an Erdbebenopfer. Die lokale Kirche (Ya'an gehört zur Diözese Leshan) beteiligte sich ebenfalls an der Hilfe für die Opfer.
Papst Franziskus rief am 21. April nach dem Regina Caeli-Gebet auf dem Petersplatz zum Gebet für die Erdbebenopfer in China auf – die erste öffentliche Äußerung des neuen Papstes zu China. Zudem kündigte Kardinal Robert Sarah vom päpstliche Werk Cor Unum am 16. Mai in Hongkong an, dass der Papst 30.000 US$ über Cor Unum für die Katastro­phenhilfe spenden werde, die an kleine kirchliche Werke und Pfarreien in China gehen sollten.
In Hongkong war die Spendenbereitschaft deutlich niedriger als in den letzten Jahren, was Kommentatoren auf schlechte Erfahrungen mit Korruption bei Regierungsstellen und dem Chinesischen Roten Kreuz im Umgang mit den Spenden für die Erdbebenopfer von 2008 zurückführten; viele würden nun lieber an private NGOs spenden. Die Hongkonger Regierung unterstützte die Nothilfe der protestantischen Amity-Stiftung (Nanjing/Hongkong) mit 5,3 Mio. HK$ (AsiaNews 29.04.; China Daily 27.04.; Hong Kong Sunday Examiner 25.05.; South China Morning Post 6.05.; UCAN 25.04.; 22.05.; www.amityfoundation.org 9.05.; www.ccctspm.org 20.04.; www.chinabuddhism.com.cn 22.04.; www.chinacatholic.cn 20.,23.04.; www.chinacatholic.org 24.04. und passim; www.chinaislam.net.cn 23.04.; eng.jinde.org; www.sara.gov.cn 23.04; scio.gov.cn 25.04; www.taoist.org.cn 23.04.; www.vatican.va 21.04.).

20. April 2013:
Meister Jinghui, Begründer des „Lebens-Chan“ und wichtige Persönlichkeit des offiziellen chinesischen Buddhismus, stirbt
Meister Jinghui wurde 1933 in Xin­zhou, Provinz Hunan, geboren. Nach der Kulturrevolution war er am Wiederaufbau der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV) beteiligt. Er war Chefredakteur von Fayin (The Voice of Dharma), der offiziellen Zeitschrift der CBV, Vorsitzenden der Buddhistischen Vereinigung der Provinz Hebei und einer der Vizevorsitzenden der CBV. 1988–2003 leitete er als Abt den Wiederaufbau des Bailin-Klosters im Kreis Zhaoxian. Als eine seiner großen Leistungen wird die Popularisierung des Chan [jap. Zen]-Buddhismus genannt. 1991 begründete er den Gedanken des „Lebens-Chan“ und initiierte die seit 1993 jährlich im Bailin-Kloster stattfindenden „Sommerlager für Lebens-Chan“, an denen jeweils mehrere hundert junge Leute aus ganz China teilnehmen (www.bailinsi.net/03shc/01csrjqln/11yj/04spsj/04spsj.htm; siehe auch den Nachruf in den Informationen).

22. April 2013:
Wang Zuo’an im Interview zu Wachstum der Religionen in China und Fragen der Religionspolitik
Trotz steigendem Wohlstand und Bildungsniveau wachse die Zahl der Religionsanhänger in China ziemlich schnell, sagte der Direktor des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten in einem Interview mit der Zeitschrift Xuexi shibao (Study Times), die von der Zentralen Parteischule veröffentlicht wird. Zu den Gründen zählte er ein Erholungswachstum nach der Kulturrevolution und ausländische Einflüsse durch die Öffnungspolitik. Vor allem hätten aber die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und die Pluralisierung der Wertvorstellungen neue Räume für die Entwicklung der Religionen geschaffen sowie der Wettbewerbsdruck, der bei Armen wie Reichen ein Gefühl der Unsicherheit erzeuge. Als wichtige Voraussetzung der Politik der Religionsfreiheit bezeichnete Wang u.a. die Trennung von staatlicher Macht und religiösen Organisationen. Der Staat dürfe sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften einmischen. Die Religionen wiederum müssten ihre Aktivitäten innerhalb des vom staatlichen Recht erlaubten Rahmens durchführen und dürften sich nicht in staatliche Aufgaben wie Verwaltung, Rechtsprechung und Bildung einmischen. Die erste Grundlinie der Religionsfreiheit bestehe darin, dass das staatliche Recht zuerst kommen müsse und man nicht das religiöse Recht über das staatliche stellen dürfe, da China ein säkularer Staat sei. Die zweite Grundlinie seien die Rechte der anderen, die nicht [durch Religionsausübung] beeinträchtigt werden dürften. Dritte Grundlinie seien die öffentliche Ordnung und die guten Sitten (www.studytimes.com.cn:9999/epaper/xxsb/html/2013/04/22/01/01_47.htm; s.a. Radio Australia 23.04.; Reuters 21.04.).

23. April 2013:
21 Tote bei Zusammenstoß in Bachu, Xinjiang
Nach Darstellung der chinesischen Behörden wurden 15 kommunale Behördenvertreter und Polizisten (10 Uiguren, 3 Han-Chinesen und 2 Mongolen) getötet, nachdem Behördenvertreter am 23. April bei einem „Routinebesuch“ in einem Haus im Marktflecken Serikbuya (chin. Selibuya), Kreis Bachu, Bezirk Kashgar auf Terrorverdächtige gestoßen seien; bei dem Zusammenstoß seien auch 6 Angreifer getötet und 8 verhaftet worden. Am 2. Mai berichtete die amtliche China Daily, es habe sich um eine 2012 gebildete 25-köpfige Gruppe gehandelt, die Terrorangriffe in Kashgar geplant habe. Die Polizei habe Sprengsätze, Material zur Bombenherstellung, extremistische religiöse Pamphlete und drei Dschihad-Fahnen gefunden. Hingegen beschuldigte laut AFP ein Sprecher des in München ansässigen Weltkongresses der Uiguren die Behörden, den Vorwurf des Terrorismus zur Unterdrückung der ethnischen Minderheit der Uiguren zu benutzen. Er forderte eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls (AFP 29.04.; China Daily [usa.chinadaily.com.cn] 27.04.; 2.05.; Xinhua 24.04.).

24. April 2013:
Revidierte Fassung der „Bestimmungen der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz für die Wahl und Weihe von Bischöfen“ wird veröffentlicht, „blockiert Normalisierung des kirchlichen Lebens“
Das Dokument wurde bereits am 12. Dezember 2012 verabschiedet, aber erst Monate später veröffentlicht. Es handelt sich um eine stark erweiterte Neufassung der „Bestimmungen der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz für die Wahl und Weihe von Bischöfen“ aus dem Jahr 1993. Sie regelt viel mehr Einzelheiten als das alte Dokument, etwa was die Vorbereitung der Wahl und die Zusammensetzung des Wahlgremiums betrifft. Zudem stärkt sie die Stellung der Bischofskonferenz (und damit auch der nationalen Patriotischen Vereinigung, da wichtige Entscheidungen in der Regel von beiden Gremien gemeinsam gefällt werden) durch Beteiligung an allen wichtigen Schritten des Wahl- und Weiheprozesses, angefangen von der Genehmigung für die Einleitung des Wahlprozesses bis hin zur Bestimmung der konsekrierenden Bischöfe. Dadurch hat sich der Spielraum, der einer Diözese in Festlandchina bleibt, wenn sie eine dem Kirchenrecht entsprechende Weihe öffentlich durchführen will, noch weiter verringert. Von Bischofskandidaten wird nun auch zusätzlich gefordert, dass sie „die Führung der Kommunistischen Partei Chinas und das sozialistische System unterstützen“. Anthony Lam vom Holy Spirit Study Centre der Diözese Hongkong bezeichnete das Dokument gegenüber UCAN als „einen Rückschritt, da es die Normalisierung des kirchlichen Lebens in China blockiert“ (UCAN 22.05.2013).
Eine deutsche Übersetzung der Bestimmungen findet sich in der Dokumentation dieser Nummer.

27. April 2013:
Shanghaier Bischof Aloysius Jin Luxian SJ stirbt im Alter von 96 Jahren
Bischof Jin wurde 1916 in Shanghai geboren und trat 1938 in den Jesuitenorden ein. Von 1947–1951 studierte er in Frankreich und Rom, wo er an der Gregoriana promovierte. 1951 kehrte er nach China zurück und wurde 1955 verhaftet. 27 Jahre verbrachte er in Gefängnissen und Arbeitslagern. 1982 kehrte er in die Diözese Shanghai zurück und übernahm die Leitung des Sheshan-Priesterseminars. 1985 wurde Jin Luxian ohne päpstliche Erlaubnis Weihbischof von Shanghai, 1988 übernahm er die Leitung des offiziellen Teils der Diözese. Der Vatikan erkannte Bischof Jin 2004 als Koadjutorbischof der Diözese Shanghai an. Unter Bischof Aloysius Jin ist Shanghai zu einer der wichtigen Diözesen Chinas geworden. Bischof Jin pflegte auch eine enge Beziehung zu Deutschland.
Zuletzt weihte Bischof Jin im Juli 2012 den Priester Ma Daqin als seinen Nachfolger, der jedoch von den Behörden am Antritt seines Amtes gehindert wurde (siehe weitere Beiträge in den Informationen und den Bibliographischen Notizen). Katharina Feith

29. April 2013:
Amerikanische Studie über chinesische Entwicklungshilfe für Afrika
In den Jahren 2000–2011 hat die VR China rund 1.673 Entwicklungsfinanzierungsprojekte in 50 Ländern Afrikas mit Geldern in Höhe von insgesamt 75 Mrd. US$ unterstützt – fast so viel, wie die USA im gleichen Zeitraum gegeben haben (90 Mrd. US$). Dies ist das Ergebnis einer am 29. April veröffentlichten Studie und Datenbank des in Washington ansässigen Center for Global Development and AidData. Sie basiert mangels offizieller Zahlen aus Beijing auf der Auswertung englisch- und chinesischsprachiger Medienberichte. Brad Parks, ein Autor der Studie, sagte zu Reuters, entgegen vielfachen Vorstellungen konzentriere sich China in Afrika nicht nur auf Ressourcengewinnung und große Infrastrukturprojekte, sondern tue auch viel in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Regierung und Zivilgesellschaft. Seine Entwicklungsarbeit in Afrika sei also überraschend vielfältig (Bericht: „China’s Development Finance to Africa: A Media-Based Approach to Data Collection“, www.cgdev.org/publication/chinas-development-finance-africa-media-based-approach-data-collection; Reuters 29.04.).

Mai 2013:
Umfassende Studie über die Lebenssituation älterer Menschen in China erscheint – 22,9% leben unterhalb der Armutsgrenze, fast 5 Mio. hilfsbedürftige Ältere müssen ohne Hilfe leben
31,8% der befragten älteren Menschen (60 Jahre und älter) klagen der Studie zufolge über schlechte Gesundheit, 40% (74 Mio. Menschen) zeigen stärkere depressive Symptome. 23,8% der Älteren benötigen Hilfe im täglichen Leben. Von diesen älteren Menschen, die Hilfe im täglichen Leben benötigen, werden 88,7% von Familienmitgliedern unterstützt, 11,3% (fast 5 Mio.) von ihnen müssen jedoch ohne Hilfe leben. Dabei ist der Anteil derer, die Hilfe im Alltag benötigen, aber keine Hilfe haben, noch höher unter den armen (14,8%) und den alleinlebenden Älteren (27%). 9,2% der älteren Menschen leben allein. 22,9% der Älteren in China (42,4 Mio.) haben einen Pro-Kopf-Verbrauch, der unterhalb der Armutsgrenze liegt (die Forscher legen eine Armutsgrenze von 2.433 Yuan pro Jahr für die Land- und von 3.200 Yuan pro Jahr für die Stadtbevölkerung zugrunde), wobei auf dem Land Lebende, Alleinlebende und Frauen besonders von Armut betroffen sind.
Für die von der National School of Development der Beijing-Universität geleitete „China Health and Retirement Longitudinal Study (CHARLS)“ wurden 17.708 Personen in ganz China in den Jahren 2011 und 2012 befragt. Ein Bericht findet sich unter online.wsj.com/public/resources/documents/charls0530.pdf.

10. Mai 2013:
Bistum Macerata schließt diözesane Phase im Seligsprechungsprozess für Chinamissionar Matteo Ricci SJ (1552–1610) ab
Die Unterlagen wurden an die vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse weitergeleitet, wo sie nun geprüft werden. Wie der Postulator des Falls, P. Anton Witwer SJ, in einem Interview sagte, könnte die Seligsprechung möglicherweise aufgrund der Spannungen zwischen China und dem Vatikan zeitlich hinausgeschoben werden, bis ein politisch günstigerer Zeitpunkt erreicht sei. Es sei für China besser, wenn Ricci gemeinsam mit seinem chinesischen Mitarbeiter Xu Guangqi seliggesprochen würde, dessen Seligsprechungsprozess in der Diözese Shanghai sei jedoch zum Stillstand gekommen (EWTN News 15.05. nach UCAN 20.05.).

10.–15. Mai 2013:
Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Kirill besucht China und trifft
Staatspräsident Xi Jinping

Das Treffen am 10. Mai war das erste zwischen einem Präsidenten der Volksrepublik China und einem christlichen Oberhaupt aus dem Ausland. Der Chinabesuch Kirills erfolgte auf Einladung der chinesischen Regierung. Patriarch Kirill besuchte Beijing, Harbin und Shanghai. In allen Städten zelebrierte er auch Gottesdienste. Der historische Chinabesuch Kirills weckte Hoffnungen auf eine allmähliche Normalisierung der Situation der orthodoxen Kirche in China, die bislang  auf nationaler Ebene nicht staatlich anerkannt ist und keine Priester weihen darf (siehe den Bericht in den Informationen dieser Nummer).

15.–18. Mai 2013:
Konferenz über Beziehungsarmut zum 60-jährigen Bestehen von Caritas Hongkong
Durch den Zusammenbruch traditioneller Beziehungen sei eine neue Form der Armut in der Welt entstanden, sagte Generalvikar Michael Yeung Ming-cheung, Direktor von Caritas Hongkong, bei der Eröffnung der Konferenz „Visionen für die Zukunft – Partnerschaft beim Aufbau einer Beziehungsgesellschaft“. Kardinal Robert Sarah, Präsident des päpstlichen Rates Cor Unum, lobte die Arbeit von Caritas Hongkong seit ihrer Gründung im Jahr 1953 als Reaktion auf die Flüchtlingswelle aus China in die damalige britische Kolonie. Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying bezeichnete die Caritas als führend beim Aufgreifen sozialer Probleme in den 60 Jahren ihres Dienstes in Hongkong. Vor dem Konferenzort forderten 40 Demonstranten des Hongkonger Studentenverbands von Regierungschef Leung demokratische Reformen und Renten für alle Bürger.
Heute bietet Caritas Hongkong nach Angaben auf ihrer Website in Hongkong Dienste in 275 Einrichtungen vor allem in den Bereichen Sozialarbeit, Bildung und medizinische Versorgung an. Sie hat 5.300 Vollzeitangestellte und wird laufend von 10.000 Freiwilligen unterstützt. In Festlandchina unterstützt sie u.a. bedürftige Schüler und Studenten, behinderte Kinder, alleinstehende alte Menschen in Armutsregionen sowie Opfer von Naturkatastrophen (HKSE 25.05.; UCAN 16.05.; www.caritas.org.hk).

22. und 24. Mai 2013:
Weltgebetstag für die Kirche in China – Papst Franziskus erneuert Aufruf seines Vorgängers
Am 22. Mai rief Papst Franziskus während der Generalaudienz auf dem Petersplatz die Katholiken in aller Welt auf, sich an den von seinem Vorgänger festgelegten Weltgebetstag für die chinesische Kirche (24. Mai) im Gebet mit den Brüdern und Schwestern in China zu vereinen (siehe Wortlaut in der Dokumentation). Papst Franziskus zitierte in seiner ersten Botschaft zu China auch Passagen aus dem Gebet zu Unserer Lieben Frau von Sheshan, das Papst Benedikt XVI. 2008 anlässlich des Gebetstages geschrieben hatte. Am 23. Mai twitterte er, dass er sich den chinesischen Katholiken im Gebet anschließe und für sie bete. Am 24. Mai feierte er die Morgenmesse in Santa Marta mit chinesischen Seminaristen, Priestern und Laien sowie mit Erzbischof Savio Hon, dem aus Hongkong stammenden Sekretär der päpstlichen Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
Auf dem Berg Sheshan bei Shanghai musste die diözesane Wallfahrt zur Marienbasilika aufgrund der Lage in der Diözese erstmals seit Jahren ohne einen Bischof stattfinden. Überall in China fanden im Monat Mai Marienwallfahrten statt, z.B. am 11. Mai in der Diözese Sanyuan (Shaanxi) mit fast 10.000 Gläubigen aus verschiedenen Diözesen; dabei rief Altbischof Zong Huaide besonders zum Gebet für die chinesische Kirche auf. AFP-Reporter berichteten im Mai 2013 von Blockaden der Zufahrtsstraßen zum Dorf Donglü in der Provinz Hebei durch Polizei-Checkpoints. Die Wallfahrt zum Marienheiligtum in Donglü wird seit 1996 durch die Regierung unterbunden. In der Region ist die Untergrundkirche sehr stark.
Auch in vielen anderen Ländern der Welt begingen Katholiken den Gebets­tag für die chinesische Kirche (AFP nach South China Morning Post 26.05.; AsiaNews 24.05.; UCAN 22.05.; Vatican Information Service 22.05.; www.vatican.va; www.xinde.org 12.05.).

27. Mai 2013:
Start der offiziellen Interview-Aktion „Reise zu buddhistischen Orten“ zum 60. Gründungsjahr der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV)
Im Rahmen der Aktion „Reise zu buddhistischen Orten“ (fojiao shengdi xing 佛教胜地行) sollen Interviewteams 100 „repräsentative“ buddhistische Klöster in ganz China besuchen, um durch Interviews mit hochrangigen Mönchen und Nonnen Schlaglichter auf das Leben des Sangha von heute zu werfen. Die Aktion finde mit Genehmigung des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA) unter redaktioneller Leitung der von dem Büro herausgegebenen Zeitschrift Zhongguo zongjiao unter Anleitung durch die CBV statt, hieß es in einem Bericht von Zhongguo zongjiao. Bei der Eröffnungsveranstaltung äußerte BRA-Vizedirektor Zhang Lebin seine Erwartungen an die Aktion, u.a. forderte er eine Grundausrichtung, die die gesunde Entwicklung des Buddhismus fördere und der Arbeit von Partei und Staat diene (www.sara.gov.cn 27.05.).
Die CBV ist der offizielle, staatlich sanktionierte Dachverband des Buddhismus in China. Sie wurde 1953 gegründet. Ihre offizielle, offenbar 2012 neu eingerichtete Website lautet: www.chinabuddhism.com.cn.

27. Mai 2013:
Bericht über falsch deklarierte Fleischbällchen beunruhigt Hongkongs Muslime
Mehrere Proben von getesteten angeblichen Rindfleischbällchen aus Beständen von Hongkonger Märkten und Lebensmittelläden enthielten kein Rindfleisch, sondern Schweinefleisch oder eine Mischung aus Schweine- und Hühnerfleisch, wie der Hongkonger Sender Cabel TV am 27. Mai berichtete. Eine islamische Organisation rief daraufhin die Muslime in Hongkong auf, nur in als halal zertifizierten Restaurants zu essen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft indonesischer Arbeitsmigranten Sringatin forderte aus Respekt für die muslimische Gemeinschaft eine korrekte Kennzeichnung der Lebensmittel durch die Hersteller und mehr Kontrolle durch die Regierung. Sie wies auch darauf hin, dass Hausangestellte oft auf das Essen angewiesen sind, das ihre Arbeitgeber ihnen zur Verfügung stellen. UCAN zufolge leben schätzungsweise 250.000 Muslime in Hongkong. Mindestens 150.000 indonesische Hausangestellte sind in Hongkong tätig (The Standard 29.05.; UCAN 30.05.).

28. Mai 2013:
South China Morning Post berichtet über Freimaurer in Hongkong
Über 1.000 Mitglieder haben Freimaurerlogen derzeit in Hongkong, darunter hohe Regierungsbeamte, Anwälte, Geschäftsleute, Polizisten und ein Priester. Dies berichtete die South China Morn­ing Post unter Berufung auf Gespräche mit Insidern. Wichtige Personen in der Geschichte Hongkongs seien Freimaurer gewesen, besonders im Bankwesen und bei der Polizei. Seit dem späten 19. Jh. durften auch Chinesen und Inder aus der Oberschicht in Logen eintreten, schrieb die Zeitung. Sie griff das Thema auf, weil Freimaurer Informationen über einen Fall von Veruntreuung im Hongkonger Freimaurerzentrum Zetland Hall an die Presse weitergegeben hatten (South China Morning Post 28.04.).

4. Juni 2013:
Kerzenwachen in Hongkong und Taipei zum 24. Jahrestag des Massakers am Tian'anmen-Platz
150.000 Menschen versammelten sich nach Angaben der Veranstalter zur jährlichen Kerzenwache im Hongkonger Victoria-Park, 54.000 waren es nach Angaben der Polizei. Nach einer Stunde musste die Veranstaltung jedoch wegen heftigen Regens abgebrochen werden. Aus Protest gegen das offizielle Motto der diesjährigen Kerzenwache, „Liebe zum Land und Liebe zur Bevölkerung, der Geist Hongkongs“, hielten einige junge Leute an anderen Orten in Hongkong eigene Wachen ab. Das Motto war von Ding Zilin, einer führenden Vertreterin der „Tian’anmen-Mütter“, am 30. Mai in einem Hongkonger Radiosender als „dumm“ bezeichnet worden, da „Liebe zum Land“ in Festlandchina praktisch gleichgesetzt sei mit „Liebe zur Partei“ und niemand den Begriff mehr verwende. Mindestens 10 Vertreter dieser Organisation von Angehörigen der Opfer trafen sich zum Gedenken im Wan’an-Friedhof in Beijing. In Taipei gedachten fast 500 Menschen, darunter viele Studenten, bei einer Kerzenwache vor der Chiang Kai-shek-Gedächtnishalle der Opfer des 4. Juni 1989. Sie forderten die Freilassung von Liu Xiaobo und anderen politischen Gefangenen in Festlandchina. Die Veranstalter verteilten Masken mit dem Konterfei Liu Xiaobos an Demonstranten aus Festlandchina, die unerkannt bleiben wollten (Central News Agency 4.06.; South China Morning Post 5.06.; The Standard 31.05.).

13.–15. Juni 2013:
Delegation der Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV) besucht Rumänien
Die chinesischen Muslime folgten einer Einladung des Mufti von Rumänien, Muurat Iusuf. Die Delegation traf in Rumänien Vertreter staatlicher Stellen und besuchte islamische Stätten in der Region Dobrudscha im Südosten Rumäniens. Mufti Muurat Iusuf zufolge wollen beide Seiten die religiöse Zusammenarbeit vertiefen, im eigenen Land und auf internationaler Ebene zu Frieden und gegenseitigem Respekt aufrufen und religiösen Extremismus bekämpfen. Zudem sollen wirtschaftliche Kontakte zwischen muslimischen Geschäftsleuten aus Rumänien und China verstärkt werden.
2012 hatte eine erste Delegation der Demokratischen Union der Türkisch-Muslimischen Tataren Rumäniens und der Türkischen Demokratischen Union Rumäniens unter Leitung von Mufti Muurat Iusuf China besucht (Agerpres 14.06.).

18. Juni 2013:
Xi Jinping startet „Massenlinien“-Kampagne zur Ausrichtung der Partei
Der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge sagte der KP-Generalsekretär, die einjährige Kampagne ziele auf eine gründliche Säuberung von unerwünschten Arbeitsstilen wie Formalismus, Bürokratismus, Hedonismus und Extravaganz ab. Parteimitglieder sollten im Geist der Ausrichtung des Arbeitsstils Kritik und Selbstkritik üben. Die „Aktion zur Erziehung und Praktizierung der Massenlinie [qunzhong luxian 群众路线]“ richtet sich Xinhua zufolge an Parteiorgane und -kader von der Kreisebene aufwärts (Asia Times Online 13.08.; South China Morning Post 19.06.; Xinhua 18.06.; qzlx.people.com.cn). Siehe auch den Eintrag vom 30. Juli 2013.

20. Juni 2013:
Religionsbüro gibt Anpassung der Strompreise für religiöse Versammlungsstätten bekannt
Religiöse Versammlungsstätten wurden bisher bei der Berechnung des Strompreises zur Kategorie „industrielle und gewerbliche Betriebe sowie Sonstiges“ gezählt. Im Rahmen einer Neuordnung der Strompreiskategorien legte die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform am 24. Mai 2013 fest, dass ständige und vorübergehende Bewohner behördlich registrierter religiöser Versammlungsstätten (buddhistische und daoistische Tempel, Moscheen, Kirchen) bei der Berechnung des von ihnen verbrauchten Stroms ab sofort in die Kategorie „Wohnbevölkerung“ gezählt werden. Dies hat nach Angaben der katholischen Nachrichtenagentur UCAN um zwei Drittel verringerte Stromkosten zur Folge. Fünf der Politischen Konsultativkonferenz angehörende Bischöfe hatten im März einen entsprechenden Antrag gestellt (UCAN 9.07.; www.sara.gov.cn/xxgk/zcfg/21002.htm).

24. Juni / 19. August 2013:
The Economist, New York Times: Internes „Dokument Nr. 9“ sieht Bedrohung der KP Chinas durch „westliche konstitutionelle Demokratie“ und „universelle Werte“
Wie The Economist, New York Times und andere Medien berichteten, warnt das bereits im April 2013 auf höchster Parteiebene erlassene Dokument davor, dass feindliche westliche Kräfte sowie inländische Dissidenten das ideologische Gebiet infiltrieren. Als Bedrohungen benennt es insbesondere die Propagierung von „westlicher konstitutioneller Herrschaft und Demokratie“, „universellen Werten“, „Zivilgesellschaft“, „Neoliberalismus“ und „westlichen Nachrichtenwerten“. Das „Dokument (2013) Nr. 9 des Generalbüros des Zentralkomitees der KP Chinas“ mit dem Titel „Rundschreiben zur gegenwärtigen Lage auf dem Gebiet der Ideologie“ wurde nicht veröffentlicht; der New York Times lag nach eigenen Angaben ein Exemplar vor. Seit dem Erlass des Dokuments hätten staatliche Medien Konstitutionalismus und Zivilgesellschaft angeprangert, schrieb die Zeitung. Der South China Morning Post zufolge dürfen chinesische Hochschulen seit März nicht mehr „universelle Werte“ wie Pressefreiheit und Bürgerrechte lehren. Am 8. August schrieb die Post, mindestens sechzehn in die „Neue Bürgerbewegung“ involvierte Personen, darunter Xu Zhi­yong, seien in den letzten Monaten verhaftet worden. Die Suche nach dem Begriff „verfassungsmäßige Herrschaft“ sei auf chinesischen Mikroblogs blockiert (The Economist 24.06.; New York Times 19.08.; South China Morning Post 8.08.; 4.09.).

25.–28. Juni 2013:
Hundert chinesische Hauskirchenvertreter beim evangelikalen „Asian Church Leaders Forum“ in Seoul
Nachdem zweihundert Vertretern chinesischer Hauskirchen 2010 die Ausreise und damit die Teilnahme am 3. Lausanner Kongress für Weltevangelisation in Kapstadt verweigert worden war (siehe Eintrag vom 16.–25. Oktober 2010), habe man beschlossen, für diese Gruppe ein eigenes Treffen in Asien zu organisieren – heißt es in einem Bericht auf der Website der evangelikalen Lausanner Bewegung. Diesmal waren über hundert Führer nichtregistrierter chinesischer Hauskirchen unter den 300 Teilnehmern des Treffens in Seoul. Auf der Tagung sprach u.a. Professor Liu Peng von der staatlichen Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. Er sagte dem Bericht zufolge, das Christentum habe das Potential, in China immensen Einfluss zu gewinnen, und könne helfen, die moralische Krise im Land zu beheben; China müsse seine veraltete Religionspolitik an die moderne Zeit anpassen. Der Beijinger Pastor Daniel Li schlug vor, China solle bis zum Jahr 2030 20.000 Missionare in die Welt aussenden, um die rund 20.000 ausländischen Missionare „zurückzuzahlen“, die in den letzten 200 Jahren in China missioniert hätten und die China der Weltkirche schulde. Die chinesischen Teilnehmer verabschiedeten unter der Leitung von Pastor Ezra Jing von der Zion-Kirche in Beijing die „Seoul-Verpflichtung“. Darin verpflichten sie sich, das Evangelium zu lieben und in der chinesischen Gesellschaft zu verbreiten, einander im Geist der Einheit anzunehmen, sich der Weltkirche in der Weltmission anzuschließen und eine Generation junger Führer heranzuziehen („Asian Church Leaders Forum Report“ und „Symbolic Moment as Chinese Gather in Seoul“, www.lausanne.org, nicht datiert).

26. und 28. Juni 2013:
Blutige Zwischenfälle in Xinjiang – offizielle religiöse Kreise rufen zum Frieden auf
Nach Angaben von Xinhua töteten am 26. Juni sechzehn mit Messern bewaffnete „religiöse Extremisten“ in der Großgemeinde Lukeqin, Kreis Piqan (Shanshan), Regierungsbezirk Turfan 24 Menschen, darunter 16 Uiguren und 2 Polizisten; die Polizei erschoss 11 der Angreifer. Zwei Tage später griffen nach Angaben der Parteizeitung Global Times in der Gemeinde Hanerik, im Kreis Karakax (Moyu ), Regierungsbezirk Hotan (Hetian) „über 100 Terroristen“ auf Motorrädern und mit Messern bewaffnet nach einer Versammlung in einer religiösen Stätte eine Polizeistation an. Einer von Radio Free Asia (RFA) zitierten lokalen Quelle zufolge waren die Uiguren aufgebracht, weil die Polizei vorher eine Moschee gestürmt hatte. Im Juli berichtete RFA zudem von der Suche der Polizei nach uigurischen Tatverdächtigen in Zusammenhang mit einem vorher nicht bekannten Überfall am 20. Mai, bei dem im Kreis Karakax 7 chinesische Staudammarbeiter getötet wurden. Erst am 23. April waren bei einem blutigen Zusammenstoß in Bachu 21 Menschen getötet worden (siehe Eintrag vom 23. April 2013). RFA sprach am 29. Juli von insgesamt mindestens 64 Toten bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in Xinjiang seit 26. Juni. Ausländischen Medien zufolge sind auch Landenteignung durch Behörden und chinesische Firmen Auslöser von Unruhen in Xinjiang.
Zu den Gegenmaßnahmen der chinesischen Behörden gehörte die Mobilisierung der religiösen Kreise zu Stellungnahmen. Auf einer Sitzung am 1. Juli verurteilten patriotische Vertreter der fünf Religionen Urumqis (die fünfte genannte war nicht der Daoismus, sondern die in dieser Region staatlich zugelassene orthodoxe Kirche) die „terroristischen Gewaltakte“ und riefen zur Unterstützung der Regierungsmaßnahmen und Wahrung der Stabilität auf. Am 3. Juli verurteilte ein Sprecher der Chinesischen islamischen Vereinigung die Tötung „von Regierungsmitarbeitern und unschuldiger Bevölkerung, darunter auch Muslime“ durch „gewalttätige Terroristen“ aufs schärfste. Hauptschuldige seien die „drei Kräfte“ [Terrorismus, Separatismus und Extremismus], die die religiösen Lehren verdrehten, extremistisches Denken verbreiteten und zum „heiligen Krieg“ aufriefen. Jeder Muslim müsse nach der Lehre des Koran und des Propheten den Frieden schützen und sich gegen Gewalt wenden. Der Kampf gegen die „drei Kräfte“ sei kein ethnisches oder religiöses Problem, sondern ein großer politischer Kampf um die Einheit der Nation. Er rief die Muslime dazu auf, die Regierung bei der Bekämpfung der Terroristen zu unterstützen. Im Regierungsbezirk Aksu gaben Mullahs in Fernsehen, Zeitung und Internet ähnliche Aufrufe ab (Global Times 29.06.; South China Morning Post 4.07.; Die Welt 30.06.; Xinhua 1.,3.07.; 12.08.; 12.09.; www.rfa.org 28.06.; 29.07.; www.sara.gov.cn 2.,3.,4.07.).

Katharina Wenzel-Teuber

Alle Quellenangaben in der Chronik beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2013.

Aus: China heute 2013, Nr. 2, S. 85-88, und Nr. 3, S. 146-147.

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