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Chronik zu Religion und Kirche in China 1. Oktober bis 31. Dezember 2016

Allgemeines − Zivilgesellschaft, Recht

28. November 2016:
Ministerium für öffentliche Sicherheit veröffentlicht Leitfaden für die Registrierung ausländischer NGOs
Am 1. Januar 2017 tritt das kontroverse „Gesetz zur Verwaltung von Aktivitäten innerhalb des [chinesischen] Gebiets durch Nichtregierungsorganisationen von außerhalb des [chinesischen] Gebiets“ in Kraft, das die Tätigkeit ausländischer NGOs in China nur nach Registrierung eines Repräsentanzbüros oder nach behördlicher Eintragung vorläufiger Aktivitäten mit einem chinesischen Kooperationspartner erlaubt. Am 28. November veröffentlichte das Ministerium für öffentliche Sicherheit hierzu einen Leitfaden. Dieser Leitfaden deckt sich laut Kristin Shi-Kupfer vom Mercator Institute for China Studies MERICS in Berlin mit dem sehr restriktiven Charakter des Gesetzes. In einer Pressemitteilung vom 29. November sagte sie, es sei immer noch nicht klar, auf welcher rechtlichen Grundlage in China tätige ausländische NGOs (und ihre Mitarbeiter) über Dezember 2016 hinaus arbeiten könnten: „Bis heute ist zum Beispiel keine Liste mit den in Frage kommenden chinesischen Partner- und Aufsichtsorganisationen veröffentlicht, die künftig für die Registrierung benötigt werden. Fraglich ist auch, ob die NGOs ihre bisher genutzten Überweisungswege und Konten für den Einsatz von Finanzmitteln weiterhin nutzen können.“ Zudem gebe es für chinesische Institutionen „kaum Anreize, aber vielfältige Risiken in der Kooperation mit ausländischen NGOs“. Die chinesische Institution werde rechtlich zur Verantwortung gezogen, falls die ausländische NGO gegen Vorschriften verstoße.
Am 8. November gab das Ministerium für öffentliche Sicherheit nach einem Briefing mit Vertretern von 11 Konsulaten in Shanghai bekannt, dass es keine Übergangsfrist für noch nicht registrierte ausländische NGOs geben werde (merics.org, „China Update“ 21/2016 und „China Flash“ 29.11.).
Chinesischer Text und englische Übersetzung des Leitfadens (境外非政府组织代表机构登记和临时活动备案办事指南) unter chinalawtranslate.com. Eine deutsche Übersetzung des Gesetzes findet sich in China heute 2016, Nr. 3, S. 155-163.

20. Dezember 2016:
Beijing veröffentlicht Liste der für ausländische NGOs erlaubten chinesischen Partnerorganisationen
Nur wenige Tage bevor das neue „Gesetz zur Verwaltung von Aktivitäten innerhalb des [chinesischen] Gebiets durch Nichtregierungsorganisationen von außerhalb des [chinesischen] Gebiets“ ohne Übergangsfrist am 1. Januar 2017 in Kraft trat, hat die chinesische Regierung die Liste der für ausländische NGOs erlaubten chinesischen Partnerinstitutionen veröffentlicht. Nach den Vorschriften des neuen Gesetzes müssen sich alle der ca. 7.000 bisher in China tätigen ausländischen NGOs bei der Polizei neu anmelden. Dabei müssen sie nicht nur nachweisen, dass sie zur öffentlichen Wohlfahrt beitragen, sondern sie müssen sich auch über eine chinesische Partnerorganisation registrieren, welche in der Liste angegeben und dem Arbeitsbereich der NGO zugeordnet ist. Die erlaubten Partnerorganisationen sind fast ausschließlich staatliche Behörden. Ausländische NGOs, die bisher noch keine chinesische Partnerorganisation hatten, und auch solche, deren bisherige Partner nicht in der Liste stehen, müssen also einen neuen Partner finden, um sich registrieren zu können. Die Suche nach erlaubten Partnerinstitutionen gestaltet sich jedoch schwierig, weil die in der Liste genannten Institutionen nicht zwingend Interesse an solchen Partnerschaften haben. Somit befinden sich derzeit viele ausländische NGOs in China in der Illegalität. Das hat zur Folge, dass in vielen Fällen ein Zugriff dieser NGOs auf ihre eigenen Konten nicht mehr möglich ist. Einheimische Mitarbeiter können nicht mehr bezahlt und geplante Projekte nicht durchgeführt werden. Außerdem gibt es Probleme bei der Verlängerungder Visa der ausländischen Mitarbeiter (sueddeutsche.de 13.3.2017). 
Chinesischer Text und englische Übersetzung der Liste unter www.chinalawtranslate.com/境外非政府组织在中国境内活动领域和项目目录、/?lang=en. Eine deutsche Übersetzung des Gesetzes findet sich in China heute 2016, Nr. 3, S. 155-163. Jan Kwee

 

Religionspolitik

10. Oktober 2016
„Gemeinsame Konferenz der nationalen religiösen Organisationen“ tagt im Staatlichen Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA)
Aufruf zur Armutsbekämpfung

Auch früher schon wurden Vertreter der offiziellen religiösen Organisationen vom BRA zusammengerufen, z.B. um gemeinsame Erklärungen zu bestimmten politischen oder gesellschaftlichen Problemen abzugeben. Nun wurde die „Gemeinsame Konferenz“ als fester Mechanismus eingerichtet, wie das BRA meldete. Die „Gemeinsame Konferenz der nationalen religiösen Organisationen“ solle eine Plattform für Austausch, Zusammenarbeit und Dialog unter den Religionen bieten, sagte BRA-Direktor Wang Zuo’an in einer Ansprache auf dem ersten Treffen. Neben den nationalen Organisationen der fünf Religionen gehören der Gemeinsamen Konferenz auch die nationalen Verbände des chinesischen YMCA und YWCA an. Auf der Sitzung am 10. Oktober verabschiedeten die religiösen Organisationen einen Aufruf der fünf großen Religionen zur Beteiligung an der Armutsbekämpfung in Sanduxian. In dem Autonomen Kreis Sanduxian der Sui-Nationalität in der Provinz Guizhou leben dem Aufruf zufolge rund 800.000 registrierte Arme. Der Kreis wurde zur „Nationalen Basis für die Praxis gemeinnütziger Wohlfahrt der religiösen Kreise“ erklärt. Seit 2015 führen die fünf Religionen dort Untersuchungen und Projekte durch (Bericht und Wortlaut des Aufrufs unter www.sara.gov.cn/xwzx/xwjj/378386.htm).
Siehe auch den Eintrag vom 24.–27. Oktober / 1. November 2016 in dieser Rubrik.

11. Oktober 2016:
Neu: Religiöse Ausbildungsstätten in Datenbank des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten
Seit 2014 baut das staatliche Religionsbüro (BRA) auf seiner Website eine Online-Datenbank auf. Seit Ende 2015 sind dort alle beim Staat registrierten religiösen Versammlungsstätten (Tempel etc.) des Buddhismus und des Daoismus in China abrufbar (vgl. Auswertung in China heute 2016, Nr. 1, S. 27-29). Am 11. Oktober 2016 wurde eine weitere Datenbank mit allen registrierten religiösen Ausbildungsstätten eingestellt. Angegeben wird jeweils die Religion, die Trägerorganisation der jeweiligen Ausbildungsstätte, ihr Name, ihre Adresse sowie der Name der für die Ausbildungsstätte verantwortlichen Person. Der Datenbank zufolge gibt es derzeit 36 buddhistische, 10 daoistische, 10 islamische, 21 protestantische und 9 katholische Ausbildungsstätten. Nach der begleitenden Meldung zur Lancierung der Datenbank studieren derzeit an den 86 religiösen Ausbildungsstätten rund 10.000 Personen. Rund 40.000 Studierende haben seit der Wiedereröffnung der Seminare dort ein Studium abgeschlossen. Die Meldung betont, dass die Gründung einer Ausbildungsstätte von der [offiziellen] religiösen Organisation auf nationaler oder Provinzebene beantragt und vom BRA genehmigt werden muss.
Unter den aufgeführten 9 katholischen Priesterseminaren sind auch die zeitweise geschlossenen Seminare in Taiyuan und Shanghai, das Seminar in Jilin ist nicht dabei (Datenbank unter http://sara.gov.cn/zjxycs/index.htm).

24.–27. Oktober / 1. November 2016:
Plenum des Zentralkomitees der KP Chinas tagt, bezeichnet Xi Jinping als seinen „Kern“ / Religionsvertreter studieren den „Geist“ des Plenums
In dem vom Plenum verabschiedeten Communiqué wird die ganze Partei aufgerufen, sich „eng um das ZK der KPCh mit Genosse Xi Jinping als seinem Kern zusammenzuschließen“. Mit dem Titel eines „Kern“-Führers sei Xi auf eine Stufe mit Mao Zedong und Deng Xiaoping gestellt worden, schrieb Reuters. Ferner verabschiedete das Plenum „Einige Normen bezüglich des politischen Lebens innerhalb der Partei unter der neuen Situation“. Diese bekräftigen in dem Kapitel über politische Disziplin noch einmal, dass es Parteimitgliedern verboten ist, „feudalen Aberglauben auszuüben, eine Religion zu praktizieren oder sich Kulten anzuschließen sowie religiös-extremistische Kräfte, ethnisch-separatistische Kräfte oder terroristische Kräfte zu tolerieren oder zu unterstützen“.
Bereits am 1. November wurde die neugegründete „Gemeinsame Konferenz der nationalen religiösen Organisationen“ einberufen, um den Geist des ZK-Plenums zu diskutieren. Die versammelten Religionsvertreter versprachen, „die gläubigen Massen dazu anzuleiten, sich eng um das ZK der Partei mit Xi Jinping als seinem Kern“ zusammenzuschließen – hieß es in einem Bericht des Staatlichen Religionsbüros (Reuters 27.10.; sara.gov.cn 2.11.; Xinhua 27.10. nach Übersetzung von BBC Global Monitoring; Xinhua 2.11.)
Siehe auch den Eintrag vom 10. Oktober 2016 in dieser Rubrik.

1. November 2016:
Xinjiang: „Vorschriften zur Prävention von Straftaten durch Minderjährige“ verbieten Eltern, ihre Kinder zur Teilnahme an religiösen Aktivitäten zu „verleiten“
Die neue Verwaltungsrechtsnorm wurde am 29. September 2016 vom Volkskongress des Autonomen Gebiets Xinjiang der Uiguren verabschiedet, am 12. Oktober veröffentlicht und trat am 1. November in Kraft. Dort heißt es in § 9: „Die Eltern oder andere Vormünder sowie Verwandte von Minderjährigen dürfen keine der folgenden Handlungen vornehmen: [...] 3. organisieren, dazu verleiten oder erzwingen, dass Minderjährige an religiösen Aktivitäten teilnehmen; [...] 5. Minderjährige dazu anstacheln, zwingen oder verleiten, an terroristischen oder extremistischen Aktivitäten oder Untergrund-Koranstudien teilzunehmen, oder [eine Teilnahme] dulden; [...]. Werden oben genannte Handlungen an Minderjährigen verübt, hat jede Organisation und Einzelperson die Pflicht, dies zu stoppen und der Polizei zu melden“ (Text der 新疆维吾尔自治区预防未成年人犯罪条例 unter http://news.xinhuanet.com/legal/2016-10/13/c_129321033.htm; guancha.cn 12.10.; xinjiangnet.com.cn 13.10.).

19. Dezember 2016:
WeChat verbietet das Sammeln von Spenden für religiöse Zwecke auf deren Platform
Das Team von WeChat hat laut Global Times eine Erklärung veröffentlicht, der zufolge alle Links zur Überweisung von Spenden an religiöse Gruppen über diesen Instant-Messaging-Dienst mit Zusatzfunktionen für Smartphones geschlossen werden. Begründet wird dies damit, dass es nach den im März 2005 wirksam gewordenen „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ nicht erlaubt ist, dass nicht-religiöse Organisationen religiöse Aktivitäten organisieren oder durchführen oder Spenden für religiöse Zwecke sammeln. Die neue Regelung bei WeChat gilt allerdings nicht nur für Spenden an nicht-religiöse Gruppen oder an solche, die nicht bei den Behörden für religiöse Angelegenheiten registriert sind, sondern für alle Spenden für religiöse Zwecke. Somit soll auch für die offiziell registrierten und staatlich anerkannten religiösen Gruppen das Sammeln von Spenden über WeChat unmöglich gemacht werden (Global Times 20.12.2016). Jan Kwee

 

Daoismus

23. Oktober 2016:
Öffentliche Opferzeremonie für Zhuangzi in Mengcheng (Anhui)
Im Zhuangzi-Tempel in Mengcheng, das als Heimatort Zhuangzis angesehen wird, führten rund hundert Zhuangzi-Forscher und -Liebhaber ein feierliches Herbstopfer für den daoistischen Philosophen durch. Fotos auf der Website der amtlichen Zeitung China Daily zeigen Rituale wie die Opferung von Tee und Weihrauch, die Verehrung einer Zhuangzi-Statue und Rezitationen aus dem Buch Zhuangzi. China Daily zufolge handelt es sich um ein altes, seit der Song-Dynastie bestehendes Opferritual, das lange unterbrochen war und 2012 von der lokalen Bevölkerung spontan wiederaufgenommen wurde. In einem Bericht auf der Website Anhui wang hieß es in diesem Zusammenhang, dass sich die lokalen Behörden um den Aufbau von Kulturtourismus bemühen (ahwang.cn 24.10.; chinadaily.com.cn 24.10.; xinhuanet.com 24.10.).
 

13. November – 11. Dezember 2016:
Vierte offizielle Ordination von daoistischen Priestern der Quanzhen-Tradition in Wuhan seit Gründung der Volksrepublik
Fast 200 männliche und weibliche Daoisten der monastischen Quanzhen-Tradition des Daoismus empfingen im Changchun-Tempel in Wuhan, Provinz Hubei, ihre Ordination (chuanjie 传戒, engl. „transmission of precepts“). Dem Tempel steht die Äbtissin Wu Chengzhen vor, die im Jahr 2009 der „erste weibliche Abt in der 1.800-jährigen Geschichte des chinesischen Daoismus“ wurde (Global Times 16.11.2009) und seit 2015 eine der Vizevorsitzenden der Chinesischen daoistischen Vereinigung (CDV) ist. Im Verlauf des fast einen Monat dauernden Ablaufs wurden die Ordinationsbewerber zunächst geprüft, es folgten verschiedene Rituale und Ansprachen daoistischer Meister (vgl. Ablaufplan und Dokumentation auf http://chuanjie.daoisms.org/index.html). Nach Gründung der Volksrepublik wurde die Ordinierung von männlichen und weiblichen Quanzhen-Daoisten erst 1989 wiederaufgenommen. 
Vom 27. Oktober bis 3. November 2016 nahmen zudem über 280 Priester der nicht-monastischen Zhengyi-Tradition des Daoismus an einer Zeremonie zur Verleihung der ersten Register (chu shou lu 初授箓) teil, die die CDV organisierte. Ein Großteil der Zhengyi-Priester, die heiraten und in ihren Familien leben, hat jedoch Schätzungen zufolge keine Verbindung zur staatlich sanktionierten Daoistischen Vereinigung (www.taoist.org.cn/showInfoContent.do?id=2697&p= %27p%27).

19.–30. November 2016:
Statue des Himmelsmeisters vom Berg Qingcheng in Sichuan reist mit offizieller Delegation nach Taiwan
Eine aus fast 100 Daoisten verschiedener Tempel in der Provinz Sichuan bestehende Delegation reiste mit drei heiligen Statuen und begleitet von Regierungsbeamten (darunter der Vizedirektor der Kommission für ethnische und religiöse Angelegenheiten [KERA] der Provinz Sichuan) nach Taiwan, wo sie rund 20 daoistische Tempel besuchte. Die drei Statuen aus Sichuan, darunter eine des Himmelsmeisters Zhang Daoling, Begründer des Himmelsmeister-Daoismus, wurden in den Tempeln feierlich aufgestellt und es wurden Segensrituale durchgeführt. Auch kulturelle Darbietungen wie Drachentanz und Kampfkunst gehörten zum Programm. Organisatoren des Austauschs waren die Sichuaner Vereinigung zur Förderung des Austauschs zwischen beiden Seiten der Taiwanstraße, die KERA von Sichuan, die Daoistische Vereinigung von Sichuan und der daoistische Tempel Daodeyuan in Kaohsiung in Taiwan (taiwan.reports.com 21.11.2016; Xinhua 23.11.2016).

5. Dezember 2016:
Religionspolitische Konferenz zum Volksglauben in Quanzhou
Um die Überlegungen und konkrete Maßnahmen für die künftige Politik gegenüber der traditionellen Volksreligion ging es in der Konferenz, an der 150 Verantwortliche u.a. des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA), der Religionsbehörden der Provinzen und der „Versuchsregionen für die Volksglaubensarbeit“ teilnahmen. BRA-Direktor Wang Zuo’an sprach in einer Rede von der „volkstümlichen, spontanen, dezentralen und regionalen Natur“ des Volksglaubens und der „objektiven Realität“, dass dieser „im sozialistischen Zeitalter langfristig fortbestehen“ werde (eine Anlehnung an „Dokument Nr. 9“ von 1982, mit dem die KP nach der Kulturrevolution die Religionen rehabilitierte). Die Stätten und Aktivitäten des Volksglaubens müssten in die staatliche Verwaltung aufgenommen werden, um dessen positive Wirkung zu entfalten. Eine gute Volksglaubensarbeit sei wichtig für den Zusammenschluss der Volksmassen, den Widerstand gegen ausländische Infiltration, die Förderung der vorzüglichen traditionellen Kultur Chinas, die Verbindung mit den Überseechinesen und die Einheit des Vaterlandes (sara.gov.cn 5.12.2016).

ab 30. Dezember 2016:
Gott des Reichtums aus Zhouzhi (Shaanxi) besucht Taiwan
„Um das Florieren von Taiwans Wirtschaft zu fördern“ (so eine Pressemeldung aus Ilan in Taiwan), bereiste eine Statue des Gottes des Reichtums aus dem Caishen-Tempel in Zhouzhi (Xi’an, Shaanxi, VR China) mit dem Leiter des Tempels, Du Zongzhen, 13 Tage lang 16 Städte und Kreise Taiwans, wo sie in über 100 Tempeln verehrt wurde. Der Besuch erfolgte auf Einladung des Generaldirektors der taiwanesischen Chinesischen Vereinigung zur Förderung von Handel, Technologie, Kultur, Bildung und landwirtschaftliche Entwicklung, Wei Jinxiong (Renmin ribao nach xinhuanet 23.01.2017; Yilan xinwenwang nach travelnews.tw 30.12.2016).

 

Buddhismus

27. Oktober 2016:
Erstes Forum zur „‚Herz-Sutra‘-Kultur“ in den Ländern an den neuen Seidenstraßen
In Nanjing kamen rund 240 hochrangige Mönche, Wissenschaftler, Diplomaten und Auslandsstudenten aus 30 Ländern zu dem von der Zeitschrift Renmin Zhongguo und der Buddhistischen Vereinigung von Jiangsu organisierten Forum zusammen. Jiang Jianyong, Vizedirektor des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten, sagte bei der Eröffnung, die Seidenstraßen dienten bis heute nicht nur den Handelsbeziehungen, sondern auch dem Kulturaustausch. Darin sei der Buddhismus als besonders schöne strahlende Perle eingebettet. In einer gemeinsamen Aktion schrieben die Teilnehmer das Herz-Sutra in ihrer jeweiligen Muttersprache (sara.gov.cn 28.10.).
Die neuen Seidenstraßen („One Belt One Road“) sind ein geostrategisches Projekt der Regierung Xi Jinping; vgl. China heute 2016, Nr. 3, S. 172-177 und 178-183.

19.–23. November 2016:
Dalai Lama besucht Mongolei, bestätigt Geburt einer hohen Reinkarnation der Gelug-Schule
Proteste Chinas

Über 12.000 Anhänger nahmen an einer Belehrung des 14. Dalai Lama am 20. November in Ulaanbaatar teil, so ein Bericht auf der Website des Dalai Lama. In einer Botschaft an die mongolische Jugend würdigte er die Bewahrung des buddhistischen Glaubens in der Zeit der kommunistischen Herrschaft und ermahnte junge Mönche zu hartem Studium. Am 23. November sagte er in einer Pressekonferenz, er sei überzeugt, dass die Reinkarnation des 9. Jebtsundamba Khutuktu in der Mongolei geboren worden sei.
Die Jebtsundamba Khutuktus sind die Patriarchen des mongolischen Buddhismus und gehören zur Gelug-Schule, deren Oberhaupt der Dalai Lama ist. Die geopolitische Bedeutung dieser Reinkarnation ist komplex, wie M.A. Aldrich in The Diplomat schilderte. Die ersten acht Patriarchen waren von der Qing-Regierung Chinas offiziell als religiöse Führer der nördlichen Mongolei anerkannt. Der 8. Patriarch starb 1924, die kommunistische Volksrepublik Mongolei verbot 1929 eine Reinkarnation. Dennoch wurde in Tibet 1936 eine Reinkarnation gefunden, deren Identität aber geheimgehalten wurde; sie floh 1959 nach Indien. 1991, nach dem Ende des Kommunismus in der Mongolei, erkannte der 14. Dalai Lama diese Reinkarnation öffentlich an. Der 9. Patriarch seinerseits erklärte vor seinem Tod 2012, er werde in der Mongolei wiedergeboren werden. Aldrich vermutet, dass Beijing schon im Vorfeld der Reise besorgt war, der Dalai Lama könnte mit seiner Anerkennung des 10. Patriarchen chinesischen Interessen bezüglich des tibetischen Buddhismus schaden. Zudem hält es Aldrich für möglich, dass der Prozess der Identifikation des 10. Patriarchen ein „Probelauf“ für eine künftige Identifikation des 15. Dalai Lama außerhalb der VR China sei.
China protestierte gegen den Besuch des Dalai Lama und sagte danach bilaterale Gespräche ab, in denen es um chinesische Darlehen für die Mongolei gehen sollte, die in einer tiefen Wirtschaftskrise steckt (Associated Press 19.11.; dalailama.com 20.,22.,23.11.; The Diplomat 3.12.; South China Morning Post 26.11.; Xinhua 20.11.).

 

Islam

26.–28. November 2016:
10. Nationalversammlung der Vertreter des Islam in China
Das höchste offizielle Gremium der Muslime Chinas wählte turnusmäßig eine neue Leitung der Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV). Neuer Vorsitzender ist der 1965 geborene Imam Yang Faming, ein Hui aus Ningxia. Er löst den 1932 geborenen Chen Guangyuan ab, der seit 2000 das Amt des Vorsitzenden bekleidete. Yang Faming ist Mitglied der Chinesischen Politischen Konsultativkonferenz und war bisher schon Vizevorsitzender der CIV. Er hat u.a. Kurse am Chinesischen Koraninstitut (1990/1991), an der Zentralen Schule für Sozialismus (1994) und an der Al-Azhar-Universität in Kairo (1999) absolviert. Neuer Generalsekretär ist Wang Zhongping. Gewählt wurden auch 20 Vizevorsitzende. Der bisherige Generalsekretär Guo Chengzhen, ein Hui, der von 1989 bis 2011 Mitarbeiter im Staatlichen Büro für religiöse Angelegenheiten war, taucht in der neuen Führungsriege nicht mehr auf. Wie die Renmin-Universität meldete, haben acht Mitglieder der neuen Führungsriege der CIV, darunter Yang Faming, den „Studienkurs der Renmin-Universität für patriotische Persönlichkeiten aus den religiösen Kreisen“ absolviert. In diesen seit 2006 fortlaufend abgehaltenen 4-monatigen Kursen wurden bisher 600 Vertreter der 5 großen Religionen politisch, kulturell und fachlich fortgebildet; viele der Absolventen haben Posten in den nationalen religiösen Organisationen inne.
Die 10. Nationalversammlung verabschiedete revidierte Statuten der CIV, in denen die Bekämpfung von Extremismus besonders hervorgehoben wird. Zum Abschluss wurden die Delegierten von Yu Zhengsheng, dem Vorsitzenden der Politischen Konsultativkonferenz, empfangen (China Daily 29.11.; news.ruc.edu.cn 1.12.; sara.gov.cn 26.,29.11.; takungpao.com 28.11.; Xinhua 28.11.).

seit 10. Dezember 2016:
Eine der populärsten muslimischen Websites in China ist gesperrt
Zhongmuwang 中穆网 (www.2muslim.com), eine der größten chinesischsprachigen Websites des Islam in China, ist seit 10. Dezember 2016 nicht mehr zugänglich und bis heute (Stand 31.03.2017) aus dem Internet verschwunden. Laut AFP berichtete ein in den USA studierender chinesischer Muslim namens Gu Yi, das Internetportal sei geschlossen worden, nachdem er am 8. Dezember auf einem Diskussionsforum der Website einen offenen Brief an Xi Jinping gepostet hatte, in dem 54 chinesische Studierende aus 10 Ländern die Freilassung von Aktivisten forderten und Xi u.a. als „Führer des totalitären Systems und Hauptbefehlshaber seiner Unterdrückung“ bezeichneten. Xi Wuyi, Marxismusforscherin an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, postete am Morgen des 10. Dezember auf ihrem vielbeachteten Microblog (weibo) einen Screenshot dieses Posts mit dem Kommentar „Zhongmuwang ist ein Helfershelfer der Übeltäter [...] Wann hört das auf?“ und später am gleichen Tag: „Heute Abend kam die frohe Botschaft: Zhongmuwang hat endlich sein Ende gefunden.“ Radio Free Asia u.a. sahen einen Zusammenhang zwischen Xis Posts (die später gelöscht wurden) und der Schließung der Website. Eine behördliche Stellungnahme zur Schließung der Website wurde nicht bekannt. 
Xi Wuyi schlägt auf ihrem Microblog regelmäßig Alarm bezüglich Erscheinungen, die ihrer Meinung nach dem Prinzip der Trennung von Staat und Religion zuwiderlaufen, wie 2016 das (nicht realisierte) Vorhaben eines Gesetzes zur Verwaltung von halal-Lebensmitteln oder 2013 christliche Missionierungsaktivitäten an chinesischen Hochschulen (vgl. China heute 2013, Nr. 3, Chronik, 8. Juli 2013 und 2016, Nr. 2, Chronik, 18. April 2016) (AFP 14.12.2016; rfa.org/cantonese 12.12.2016).

 

Christentum

26. November 2016:
Fachtagung über „Chinesischsprachige Texte und die Sinisierung des Christentums“ an der Shanghai University 
Datenbankprojekt historischer christlicher Texte in chinesischer Sprache

Rund 30 Wissenschaftler verschiedener chinesischer Universitäten referierten über eine große Bandbreite christlicher Texte von der Ming-Dynastie bis zum Ende der Republikzeit. Wie der Veranstalter laut Fuyin shibao (Gospel Times) erklärte, sind die chinesischsprachigen christlichen Texte wichtige Träger der Sinisierung des Christentums. Interessant ist der Hintergrund der Tagung. Einer der Veranstalter war die Projektgruppe „Ordnung und Erforschung eines Katalogs chinesischsprachiger christlicher Texte“ (汉语基督教文献书目的整理与研究), die von Tao Feiya, einem Christentumsforscher der Shanghai University, geleitet und vom National Social Science Fund of China unterstützt wird. Teil des Projekts ist laut Fuyin shibao die Erstellung einer Datenbank, die alle weltweit vorhandenen, vor 1949 publizierten christlichen (katholischen, protestantischen und orthodoxen) Texte in chinesischer Sprache erfassen soll, zunächst als Katalog, langfristig als Volltext-Datenbank. Über eine Kooperation mit außerhalb der VR China bestehenden Projekten und Datenbanken wird nicht berichtet. Jedoch heißt es auf der Website der Shanghai University, dass Forschungsstudenten im Rahmen des Projekts auch in Hongkong, Macau, Taiwan, Europa, den USA, Japan und Korea nach Material suchten (cla.shu.edu.cn 29.11.2016; gospeltimes.cn 28.11.2016; news.shu.edu.cn 31.10.2016; www.suibi8.com/essay/8fe9fd-9431549.html [Programm der Tagung]).

 

Protestantismus

8. November 2016:
Amity-Druckerei feiert 30-jähriges Bestehen
150 Mio. Bibeln gedruckt

Laut der Website der Amity Printing Company in Nanjing, die am 8. November ihr 30-jähriges Bestehen beging, wurden seit Produktionsbeginn im Jahre 1987 bis 2007 die ersten 50 Millionen Bibeln gedruckt. „Von 2007 bis 2012 brauchte es lediglich fünf Jahre, um die nächsten 50 Millionen Exemplare zu drucken. Von 2013 bis 2016 brauchte es für die dritten 50 Millionen nur drei Jahre.“ Im Juni 2016 betrug die monatliche Produktion an Bibeln – sowohl gebundene wie Paperback-Ausgaben – bereits über 2 Millionen Exemplare. Am 18. Juli ging dann die 150-millionste Bibel vom Band. Die Amity Printing Company wurde 1986 als Joint Venture zwischen der Amity-Stiftung und den United Bible Societies (UBS) gegründet. Die UBS unterstützen den Bibeldruck seit Jahrzehnten u.a. durch Spenden von Bibelpapier. Laut der Website wurden seit Beginn inzwischen mehr als 74 Millionen Bibeln in über 90 verschiedenen Sprachen für den Export gedruckt (AsiaNews 17.11.; amityprinting.com/news-events/item/838-celebrating-the-completion-of-the-150-millionth-bible; s. auch China heute 2012, Nr. 4, Chronik, 6. und 8. November 2012).

29.–30. November 2016:
Offizielle protestantische Leitungsgremien beschließen Arbeitspläne für 2017
Auf einer gemeinsamen Sitzung der Ständigen Ausschüsse des Chinesischen Christenrats und der Protestantischen Drei-Selbst-Bewegung in Shanghai, an der auch Vertreter des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten teilnahmen, wurde über die Arbeit im Jahr 2016 berichtet. Für das Jahr 2017 nannte Pastor Xu Xiaohong, Vizevorsitzender der Drei-Selbst-Bewegung, folgende Arbeitsschwerpunkte: 1. Fortführung des theologischen Aufbaus und eines erneuerten Denkens zur Sinisierung des Christentums; 2. Forschungen zur Kirchenordnung und der grundlegenden Situation der Kirche(n); 3. Standardisierung der Seminarausbildung; 4. Integration der verschiedenen Ressourcen für soziale Dienste, aktive Beteiligung an Wohlfahrtsaktivitäten; 5. verstärkter Austausch mit dem Ausland, Widerstand gegen ausländische Infiltration (sara.gov.cn 1.12.).

 

Katholische Kirche

1. Oktober 2016:
Guide to the Catholic Church in China geht online
Seit 1. Oktober ist der Guide to the Catholic Church in China online. In dem Kirchenführer, der unter der Autorenschaft von Fr. Jean Charbonnier MEP bei Zhonglian in Singapur seit Mitte der 1980er Jahre herausgegeben wird, finden sich wertvolle Daten zu den einzelnen Diözesen, Gemeinden und kirchlichem Personal in China. Der Führer – der Guide 2014 Plus als aktualisierte Ausgabe der Printversion von 2014 – ist online kostenlos zugänglich unter der Adresse: www.zhonglian.org/ebook.html.

12.–13. Oktober 2016:
Konferenz in Beijing zur Inkulturation und Sinisierung der katholischen Kirche
Das staatlich gestützte katholische Doppelleitungsgremium, Chinesische patriotische Vereinigung und offizielle Chinesische Bischofskonferenz, veranstaltete das „4. Forum zur Inkulturation der chinesischen katholischen Kirche und zu einer sinisierten Theologie“ im Nationalen Priesterseminar. Das Festhalten an der Sinisierung sei der Schlüssel für eine gesunde Entwicklung der katholischen Kirche und müsse „mit großer Kraft angepackt“ werden, erklärte Chen Zongrong, Vizedirektor des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten, bei der Eröffnung. Der (von Rom nicht anerkannte) Bischof Ma Yinglin, Vorsitzender der Bischofskonferenz, blickte im Eröffnungsvortrag auf Bemühungen um Inkulturation und Sinisierung in der Geschichte sowie seit 1949 zurück und bezeichnete sie als große und langfristige Aufgabe für mehrere Generationen. Das 4. Forum hatte den Schwerpunkt „Interreligiöser Dialog und Sinisierung“; als Dialogpartner war ein Vertreter der Chinesischen islamischen Vereinigung eingeladen (siehe den Konferenzbericht unter www.chinacatholic.cn/html1/report/1610/70-1.htm, 20.10.).

27. Oktober 2016:
Tod von Bischof Francis Tong Hui von Yan’an
Der emeritierte Bischof von Yan’an, Provinz Shaanxi, verstarb im Alter von 83 Jahren infolge einer Lungenentzündung. Die Diözese von Yan’an leitet seit fünf Jahren Bischof John Baptist Yang Xiaoting, der 2010 zum Koadjutorbischof geweiht wurde und 2011 nach der Emeritierung von Bischof Tong Hui das Amt als Ortsbischof antrat.
Bischof Tong Hui war sowohl vom Vatikan wie der chinesischen Regierung anerkannt. Nach einer Meldung von UCAN litt Bischof Tong seit einigen Jahren an Symptomen der Alzheimer-Krankheit.
Bischof Tong wurde am 15. August 1933 in Lintong, Shaanxi, geboren und 1956 zum Priester geweiht. 1965 wurde er verhaftet und erst 15 Jahre später freigelassen. 1994 wurde er zum Koadjutorbischof von Yulin geweiht (heute Yan’an) und übernahm 1999 in der Nachfolge von Bischof Wang Zhenye die Diözese.
Das Gebiet der Diözese Yan’an war Ziel des Langen Marsches und viele Jahre Basis der Kommunistischen Partei. Die Diözese zählt heute 33 Priester und 65.000 Katholiken (AsiaNews 28.10.; UCAN 28.10; http://directory.ucanews.com/dioceses/china-yanan-yulin/238).

20. November 2016:
Ende des heiligen Jahres der Barmherzigkeit − heilige Pforten schließen
Zum Ende des von Papst Franziskus weltweit ausgerufenen heiligen Jahres, das von der Kirche in China intensiv begangen wurde, wurden in den Diözesen feierlich die heiligen Pforten geschlossen.

22.–23. November 2016:
6. Konferenz zu „Rolle und Einfluss des Christentums in der chinesischen Gesellschaft heute“ an der Renmin-Universität in Beijing
Die 6. Konferenz in der Reihe widmete sich dem Thema „Die heutige Weltordnung und die Religionen“. Veranstalter waren wieder das Zentrum für Christentumsforschung der Renmin-Universität und zwei katholische Forschungseinrichtungen, die Yuan Dao Study Society (Hongkong) und das Faith Institute for Cultural Studies (Shijiazhuang). An der Eröffnungsveranstaltung nahmen auch ehemalige hochrangige Vertreter der nationalen Einheitsfrontabteilung der Partei teil. Zhuo Xinping (Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften) sagte in seinem Eröffnungsvortrag, die Sinisierung sei eine Chance für das Christentum in China. Peter Choy, Leiter der Yuan Dao Study Society und Rektor des Holy Spirit Seminary in Hongkong, überbrachte Grüße des Hongkonger Bischofs Kardinal Tong. Ein Konferenzbericht in Zhongguo minzu bao (China Ethnic News) konzentrierte sich auf die Konferenzbeiträge zum Thema Religion und neue Seidenstraßen („One Belt One Road“, OBOR). U.a. sagte Yan Kejia (Shanghai Academy of Social Sciences, SASS), Chinas Religionen sollten „hinausgehen“ und in der Welt eine aktive Rolle spielen, z.B. bei der Lösung regionaler Konflikte. Zhang Hua (SASS) zeigte am Beispiel der protestantischen Amity Foundation, dass Chinas Religionen bereits im Ausland aktiv sind – Amity hat seit 2015 als erste chinesische NGO formal ein Büro in Afrika (Addis Abeba) und seit März 2016 ein internationales Büro in Genf. Pfarrer Michael Bauer, Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Shanghai, wies darauf hin, dass Präsident Xi Jinping bei einer Rede in Polen im Juni 2016 den polnischen Chinamissionar Michał Boym SJ (1612–1659) und beim G20-Treffen in Hangzhou den italienischen Chinamissionar Matteo Ricci SJ (1552–1610) erwähnt habe. Wenn der Austausch im Rahmen von OBOR keine theologische und spirituelle Dimension habe, verfehle er eine tiefere Bedeutung. Yang Huilin (Renmin-Universität) forderte, die Dialogfähigkeit der Kultur und der Religionen Chinas müsse im Rahmen von OBOR erhöht werden. Laut Konferenzbericht machten die Konferenzteilnehmer auch „einige konstruktive Vorschläge zu den sino-vatikanischen Beziehungen“ (chinacatholic.org 22.11.; Zhongguo minzu bao 29.11. nach iwr.cass.cn).
Die 5. Konferenz der Reihe fand im November 2015 in Hongkong statt, vgl. China heute 2015, Nr. 4, Chronik, 17.-18. November 2015.
 

9.–14. Dezember 2016:
Selbsternannter inoffizieller Bischof Dong Guanhua wird von den Behörden verschleppt
Sechs Behördenvertreter, darunter je einer vom Religionsbüro und von der Einheitsfrontabteilung, nahmen Dong nach eigenen Angaben auf einen „Sightseeing“-Trip nach Henan und Zhejiang mit. Als Grund hätten sie ihm seine Gespräche mit ausländischen Journalisten genannt, sagte Dong nach seiner Freilassung zu UCAN. Der Untergrundpriester Dong Guanhua aus der Diözese Zhengding in der Provinz Hebei hatte 2016 bekanntgegeben, dass er vor 11 Jahren heimlich (und ohne päpstliche Ernennung) zum Bischof geweiht worden sei. Bischof Jia Zhiguo von Zhengding, der ebenfalls dem Untergrund angehört, hatte daraufhin am 13. September 2016 Dongs automatische Exkommunikation bekanntgegeben. Dong Guanhua wiederum hat nach eigenen Angaben im September 2016 den Untergrundpriester Zhang Guoqing in Heilongjiang zum Bischof geweiht (UCAN 22.12.2016).

27.–29. Dezember 2016:
9. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas tagt in Beijing
Das höchste Leitungsorgan der offiziellen Kirche Chinas hielt sein von der Religionspolitik turnusmäßig vorgeschriebenes Delegiertentreffen ab und wählte u.a. die Leitung der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung und der offiziellen, von Rom nicht anerkannten Chinesischen katholischen Bischofskonferenz. Siehe hierzu den Bericht in den Informationen und den Eintrag vom 27. Dezember 2016 in der Rubrik „Sino-vatikanische Beziehungen“.

 

Sino-vatikanische Beziehungen

2. Oktober 2016:
Papst berichtet auf dem Rückflug von Aserbeidschan, dass er ein Geschenk von Präsident Xi Jinping erhalten hat − „gute Beziehungen“
Während der Pressekonferenz im Flugzeug sagte Papst Franziskus auf die chinabezogene Frage eines Journalisten: „China – Sie kennen die Geschichte Chinas und der Kirche gut: der patriotischen Kirche, der Untergrundkirche... Aber wir stehen in guten Beziehungen, es wird geprüft, man spricht miteinander, es gibt Arbeitskommissionen... Ich bin optimistisch. Ich glaube, dass die Vatikanischen Museen eine Ausstellung in China gemacht haben, die Chinesen werden eine im Vatikan machen... Es gibt viele Professoren, die gehen, um an chinesischen Universitäten zu lehren, viele Schwestern, viele Priester, die dort gut arbeiten können. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und China müssen in einem Bericht festgehalten werden, und daran wird gearbeitet, langsam Schritt für Schritt... Die langsam vorangebrachten Dinge gehen immer gut, die eiligen nicht. Das chinesische Volk genießt meine höchste Wertschätzung. Vorgestern gab es zum Beispiel in der [Päpstlichen] Akademie der Wissenschaften ein – ich glaube zweitägiges – Symposium über die [Enzyklika] Laudato si’ und dort gab es eine chinesische Delegation des Präsidenten. Und der chinesische Präsident hat mir ein Geschenk übersendet. Es bestehen gute Beziehungen.“ 
Bei dem Geschenk des chinesischen Präsidenten handelte es sich, nach Angaben von Gianni Valente in Vatican Insider, um einen Seidendruck der „Nestorianer“-Stele von Xi’an; es wurde überreicht von Zhou Jinfeng, Generalsekretär der China Biodiversity Conservation and Green Development Foundation, der mit einer Delegation dieser Stiftung unter Leitung von Hu Deping, Sohn des früheren KP-Generalsekretärs Hu Yaobang, an der Laudato si’-Konferenz teilnahm (Interview unter w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2016/october/documents/papa-francesco_20161002_georgia-azerbaijan-conferenza-stampa.htmlVatican Insider 6.10.).

5. Oktober 2016:
Erstes öffentliches Treffen eines Papstes mit einem Bischof aus der Volksrepublik China (Festland)
Bischof Xu Honggen war mit einer Pilgergruppe aus seiner Diözese Suzhou (Provinz Jiangsu) in Rom und traf den Papst während der öffentlichen Audienz auf dem Petersplatz. Ein Foto des Treffens verbreitete sich in den katholischen sozialen Netzwerken in China. Bischof Xu ist vom Papst und von der Regierung anerkannt. Zwar haben auch in den vergangenen Jahrzehnten Bischöfe aus beiden Teilen der Kirche Chinas Päpste in Rom besucht. Doch wurden diese Treffen stets diskret behandelt, da chinesische Bischöfe (die sowieso nur schwer eine Erlaubnis zu Auslandsreisen bekommen) seitens der chinesischen Regierung den Vatikan nicht besuchen dürfen. UCAN beobachtete gemischte Reaktionen in China: Während ein Blogger-Priester aus der offiziellen Kirche von Anzeichen eines Frühlings für die chinesische Kirche sprach, erklärte ein Priester aus der Untergrundkirche gegenüber UCAN, der Papst sei in eine Falle gegangen (UCAN 13.10.).

ca. 10. Oktober / 7. November 2016:
Mutmaßliche Weihe von Bischöfen im Untergrund ohne päpstliche Ernennung wird bekannt
Vatikan warnt vor Weihen ohne Mandat

Widersprüchliche Informationen dazu kursierten im Netz. Nach Darstellung von UCAN gab der Untergrundpriester Paul Dong Guanhua aus der Diözese Zhengding in der Provinz Hebei im Mai 2016 bekannt, dass er bereits 2005 zum Bischof geweiht worden sei (was er gegenüber UCAN bestätigte, ohne den Namen des weihenden Bischofs zu nennen). Am 11. September soll Dong erstmals mit Mitra und Hirtenstab offen als Bischof aufgetreten sein. Die Diözese Zhengding (von der offiziellen Kirche als Diözese Shijiazhuang bezeichnet) hat bereits einen Bischof, den 81-jährigen, vom Papst anerkannten Untergrundbischof Julius Jia Zhiguo. Dieser erklärte am 13. September in einem Schreiben, dass Dong Guanhua sich durch die Weihe ohne päpstliches Mandat die automatische Exkommunikation zugezogen habe. Bischof Jia soll Priester Dong schon vor Jahren vom Priesteramt suspendiert haben. Anfang September postete Dong auf der katholischen Website Tianzhujiao zaixian seine Handynummer und schrieb, wenn eine Diözese eine Bischofsweihe brauche, könne sie ihn anrufen. Gegenüber UCAN erklärte Dong Guanhua, er habe am 7. September einen 51-jährigen Bischof geweiht, dessen Identität er nicht enthüllte. Berichten zufolge soll sich Dong auf Sondererlaubnisse berufen, die von Papst Johannes Paul II. der Untergrundkirche erteilt, jedoch von Papst Benedikt XVI. 2007 aufgehoben wurden. Laut UCAN löste die Nachricht von den Weihen „Schockwellen“ unter den Katholiken in China aus. Kommentaren zufolge verkomplizieren die Vorfälle die Situation der katholischen Kirche in China und die sino-vatikanischen Verhandlungen zusätzlich; sie werden aber von einigen auch als Hinweis gesehen, dass sich Teile der Kirche im „Untergrund“ zunehmend isoliert fühlen.
Erst am 7. November reagierte der Vatikan öffentlich. Vatikansprecher Greg Burke sagte in einer Erklärung zu den Berichten über Bischofsweihen ohne päpstliches Mandat von Priestern der inoffiziellen Gemeinschaft: „Der Heilige Stuhl hat keine Weihen autorisiert noch wurde er über solche informiert. Sollten sich solche Bischofsweihen ereignet haben, würden sie eine schwere Verletzung kirchenrechtlicher Normen darstellen. Der Heilige Stuhl hofft, dass diese Berichte unbegründet sind. Falls nicht, wird er vor einer angemessenen Bewertung der Fälle verlässliche Informationen und sichere Dokumentation abwarten müssen. Es wird jedoch bekräftigt, dass es nicht erlaubt ist, eine Bischofsweihe ohne das notwendige päpstliche Mandat vorzunehmen, auch nicht unter Berufung auf besondere persönliche Überzeugungen“ (Églises d’Asie 19.10.; UCAN 19.10.; 9.11.; Vatican Insider 10.,24.10.; Vatican Press Office 7.11.).

Anfang November 2016:
Sino-vatikanische Gesprächsrunde in Rom
Gerüchte von „baldiger Übereinkunft“ und Warnungen in Medien

Die jüngste Verhandlungsrunde zwischen China und dem Vatikan fand Anfang November in Rom statt, wie UCAN am 25. November unter Berufung auf Quellen berichtete. Im Vorfeld hatten verschiedene Medien, z.B. Reuters, berichtet, ein Abkommen solle bei diesem Treffen „finalisiert“ werden. Die Nachrichtenagentur schrieb, dass der Vatikan zur Anerkennung von 4 der 8 illegitimen Bischöfe bereit sei und eine Einigung über die Bischofsernennungen vor der Einberufung der 9. Nationalversammlung der Vertreter der chinesischen katholischen Kirche im Dezember erreichen wolle, um Spannungen wie 2010 und einem „Schisma“ vorzubeugen. Auch die der Parteizeitung Renmin ribao unterstehende Global Times sprach in einem Artikel vom 25. Oktober von der „Endphase“ der Verhandlungen. Global Times führte noch bestehende Hindernisse auf und zitierte den Religionswissenschaftler Yang Fenggang (Purdue University, USA), der davor warnte, dass viele Katholiken im Untergrund sich weigern könnten, einem Abkommen zu folgen, falls sie das Gefühl hätten, der Vatikan habe zu viele Zugeständnisse gemacht. Während Vatican Insider u.a. Medien stark für ein Abkommen eintreten, formierten sich international auch Gegenstimmen. So gibt es seit August die Website VaticanChina.org, initiiert von einer „Gruppe von Bürgern aus aller Welt, die sehr besorgt sind, dass der Vatikan übereilt diplomatische Beziehungen mit China aufnimmt“. Die Website fordert zu Petitionen an Kardinalstaatssekretär Parolin und Papst Franziskus auf. Sophie Richardson, Leiterin des Chinaprogramms von Human Rights Watch, warnte den Vatikan, Angeboten Beijings blind zu vertrauen, solange es in China keine Religionsfreiheit gibt. Ein Warner seit langem ist auch Kardinal Zen (s.u.).
Am 25. November schrieb UCAN unter Berufung auf eine kirchliche Quelle, dass man noch weit von einem Abkommen entfernt sei. Für diese Einschätzung sprechen die Präsenz eines illegitimen Bischofs bei den Weihen in Chengdu und Xichang sowie die Einberufung der 9. Nationalversammlung (siehe die Einträge vom 30. November, 1. Dezember und 2. Dezember 2016 in dieser Rubrik) (Global Times 25.10.; Human Rights Watch 1.11.; Reuters 21.10.; UCAN 25.10.; 25.11.).

November 2016:
Kardinal Joseph Zen warnt mehrfach vor „Kompromissen“ und „Kapitulation“ in den Verhandlungen des Vatikans mit China
In China herrsche ein totalitäres Regime, das alles kontrollieren wolle; die Gefahr sei groß, dass der Vatikan getäuscht werde, sagte der emeritierte Hongkonger Bischof zur deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ähnlich äußerte er sich gegenüber The Wall Street Journal. Bei einer von der Justitia et Pax-Kommission der Diözese Hongkong organisierten Veranstaltung am 13. November sagte Zen, es müsse unbedingt ein Abkommen vermieden werden, das eine Ernennung der Bischofskandidaten durch die (offizielle, von Rom nicht anerkannte) Chinesische Bischofskonferenz vorsehe. Dies würde den Vatikan auf eine passive Rolle reduzieren, es sei auch nicht realistisch, dass der Vatikan wiederholt von chinesischer Seite vorgeschlagene Kandidaten ablehnen könne. Gegenüber KNA betonte Zen, er kritisiere den Vatikan, nicht den Papst. Wenn der Papst einem Abkommen zustimme, werde er sich ganz aus der Öffentlichkeit zurückziehen (Hong Kong Sunday Examiner 26.11.; KNA nach katholisch.de 21.11.; The Wall Street Journal 3.11.).

10. November 2016:
Diözese Changzhi (Shanxi): Erste öffentliche Bischofsweihe seit über einem Jahr – mit Zustimmung von Papst und Regierung
Der 54-jährige Priester Peter Ding Lingbin wurde von Bischof Li Shan von Beijing zum Bischof geweiht; Mitweihende waren die Bischöfe Li Suguang von Nanchang (Jiangxi) und Wu Junwei von Yuncheng (Shanxi), ferner konzelebrierten die Bischöfe Meng Ningyou von Taiyuan, Zhang Yinlin von Anyang und der 87-jährige Bischof Jin Daoyuan. Letzterer war im Jahr 2000 ohne päpstliches Mandat zum Bischof von Changzhi geweiht worden; der Vatikan erkannte ihn später an, ohne ihn jedoch zur Leitung der Diözese zu autorisieren. Alle an der Weihe von Bischof Ding beteiligten Bischöfe sind somit auch vom Papst anerkannt. Wie bereits in anderen Fällen war die päpstliche Ernennung vor der Weihe „privat“ vor den versammelten Priestern verlesen worden und die Ernennung der offiziellen (von Rom nicht anerkannten) Chinesischen Bischofskonferenz öffentlich. Es war die erste öffentliche Bischofsweihe seit der von Bischof Zhang Yinlin in Anyang am 4. August 2015 und die zweite seit der von Bischof Ma Daqin in Shanghai am 7. Juli 2012. Laut UCAN wurde Ding schon 2013 vom Papst zum Bischof ernannt und kurz danach im von der Regierung vorgeschriebenen „demokratischen“ Verfahren zum Bischofskandidaten gewählt. Rom ernannte ihn jedoch zum Ortsbischof, während die chinesische Regierung ihn lediglich als Koadjutor von Bischof Jin Daoyuan anerkennt. Rund 20 weitere Priester in China sollen bereits (teils seit etlichen Jahren) vom Papst zu Bischöfen der vielen vakanten Diözesen ernannt worden sein, bisher jedoch keine Zustimmung der Regierung für die Weihe erhalten haben.
Bischof Ding Lingbin ist 1962 geboren. Vor dem Eintritt ins Priesterseminar arbeitete er einige Jahre als Arzt. Die Diözese Changzhi hat 55.000 Katholiken, 47 Priester und 19 Seminaristen (AsiaNews 24.10.; 9.,10.11.; UCAN 14.,30.11.).

30. November 2016:
Bischofsweihen mit Zustimmung von Papst und Regierung in Ankang und Chengdu – in Chengdu jedoch unter Beteiligung eines exkommunizierten Bischofs
In der kleinen Diözese Ankang im Süden der Provinz Shaanxi wurde der 1966 geborene Priester Johann Baptist Wang Xiaoxun zum Koadjutorbischof geweiht. Er war nach seiner Ernennung durch den Papst bereits 2010 zum Bischofskandidaten gewählt worden. Die an der Weihe beteiligten Bischöfe – Bischof Yang Xiaoting von Yan’an als Hauptweihender, die mitweihenden Bischöfe Dang Mingyan von Xi’an und Yu Runchen von Hanzhong sowie die konzelebrierenden Bischöfe Han Yingjin von Sanyuan, Tong Changping von Weinan und Wu Qinjing von Zhouzhi (alle aus Shaanxi) – sind durchweg vom Papst anerkannt. Der 85-jährige erkrankte Ortsbischof Ye Ronghua nahm nicht an der Weihe teil. Die Diözese hat 4.000 Katholiken, 9 Priester und 6 Schwestern.
Die Weihe in Chengdu (Provinz Sichuan) fand unter starker Polizeipräsenz statt. Bereits im Vorfeld hatten Katholiken gegen die von ihnen befürchtete Teilnahme des exkommunizierten Bischofs Lei Shiyin (Leshan, ebenfalls Sichuan) protestiert, wie AsiaNews berichtete. Der 1963 geborene Priester Tang Yuange wurde 2014 zum Bischof gewählt, seine Ernennung durch den Papst wurde laut UCAN im Oktober 2015 bekannt. Hauptweihender war Bischof Fang Xinyao von Linyi, der Vorsitzende der Chinesischen patriotischen Vereinigung, mitweihende Bischöfe waren Luo Xuegang von Yibin und He Zeqing of Wanxian (Wanzhou), es konzelebrierten die Bischöfe Chen Gong’ao von Nanchong, Xiao Zejiang von Guiyang und Lei Shiyin. Bis auf Lei Shiyin sind alle Bischöfe von Rom anerkannt. Die Diözese Chengdu zählt 100.000 Katholiken, 20 Priester und 9 Schwestern (AsiaNews 30.11.; UCAN 30.11.).

1. Dezember 2016:
Vatican Insider: 9. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas soll Ende Dezember 2016 stattfinden
Als geplanten Termin, den auch UCAN bestätigte, nannte Vatican Insider den 26.–30. Dezember 2016 – also unmittelbar nach Weihnachten und zwei Tage länger als die letzten katholischen Nationalversammlungen oder die der Muslime vom 26.–28. November 2016 (s.o.).
Wie bei den anderen vier großen Religionen Chinas ist die turnusmäßig alle 5 Jahre stattfindende Nationalversammlung das vom Staat vorgeschriebene und kontrollierte höchste Gremium der offiziellen katholischen Kirchenstrukturen in China. Es wählt die Leitung der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung und der offiziellen, von Rom nicht anerkannten Chinesischen Bischofskonferenz. Diese Leitungsstrukturen hatte Papst Benedikt XVI. in seinem Brief an die katholische Kirche in China von 2007 (ohne Organisationen namentlich zu nennen) als „der Struktur der Kirche fremd“ und „nicht mit der katholischen Lehre vereinbar“ bezeichnet. Die letzte, 8. Nationalversammlung fand vom 7.–9. Dezember 2010 unter sehr großem Druck und Zwangsmaßnahmen seitens der Behörden statt (vgl. China heute 2011, Nr. 1, S. 4-7). Die 9. Nationalversammlung war wegen der laufenden sino-vatikanischen Gespräche verschoben worden. Dass sie nun doch noch dieses Jahr stattfinden soll, bezeichnete Chinabeobachter P. Jeroom Heyndrickx CICM als Herausforderung („curve ball“) für den Vatikan (Reuters 21.10.; UCAN 7.12.; Vatican Insider 1.12.).

2. Dezember 2016:
Bischofsweihe in der Diözese Xichang (Sichuan) mit Zustimmung von Papst und Regierung, jedoch unter Beteiligung eines exkommunizierten Bischofs
In Xichang wurde unter sehr strengen Sicherheitsvorkehrungen der 1970 geborene Priester Johannes Lei Jiapei zum Ortsbischof der Diözese geweiht. Hauptweihender war wieder Bischof Fang Xinyao von Linyi, mitweihende Bischöfe waren Xiao Zejiang von Guiyang und He Zeqing of Wanxian (Wanzhou), es konzelebrierten die Bischöfe Chen Gong’ao von Nanchong, Luo Xuegang von Yibin, Tang Yuange von Chengdu und Lei Shiyin. Priestern von Xichang sei gesagt worden, die Teilnahme des exkommunizierten Bischofs Lei Shiyin erfolge auf Anordnung höherer Regierungsstellen, berichtete UCAN. Der Priester Lei Jiapei war bereits 2010 zum Bischofskandidaten gewählt und 2015 vom Vatikan zum Administrator der Diözese ernannt worden, die seit 1999 keinen Bischof mehr hatte. Laut UCAN zögerte Rom lange mit seiner Ernennung zum Bischof; angeblich soll es Zweifel an seiner priesterlichen Moral gegeben haben, was Bischof Lei Jiapei gegenüber UCAN jedoch als „Gerücht“ bezeichnete. Bischof Lei soll zudem bei Katholiken Empörung ausgelöst haben, als er 2011 im Messgewand auf der Bühne „rote“ kommunistische Lieder sang. Die Diözese Xichang hat laut UCAN 25.000 Katholiken, 11 Priester und 11 Schwestern, sie liegt im Hauptsiedlungsgebiet der Yi-Nationalität (AsiaNews 2.12.; china.ucanews.com 2.12.; UCAN 2.12.).
Es gab keine offizielle Reaktion des Vatikans zur Teilnahme Bischof Lei Shiyins an den beiden Weihen. Unter chinesischen Katholiken herrschte Betroffenheit. Der Priester Peter Peng aus Hebei schrieb in einem Blogeintrag, legitime Weihen unter Teilnahme illegitimer Bischöfe seien wie „mit Sand vermischter Reis“ – schwer zu schlucken, auch wenn manche Kirchenleute in China so daran gewöhnt seien, dass sie ihn als köstlich bezeichneten (UCAN 8.12.).

20. Dezember 2016:
Erklärung des Heiligen Stuhls zu den Bischofsweihen in Chengdu und Xichang sowie zur 9. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas
Greg Burke, Pressesprecher des Heiligen Stuhls, erklärte zu diesen Fragen:„Die Haltung des Heiligen Stuhls zu diesen beiden Arten von Vorgängen, die Aspekte der Lehre und der Disziplin der Kirche betreffen, ist seit langem bekannt. Die Anwesenheit eines Bischofs bei diesen zwei Bischofsweihen, dessen kirchenrechtliche Position nach seiner illegitimen Weihe noch vom Heiligen Stuhl geprüft wird, hat Unbehagen bei allen Beteiligten ausgelöst und die chinesischen Katholiken verstört. Der Heilige Stuhl versteht und teilt ihren Schmerz. Was die 9. Versammlung betrifft, so wird der Heilige Stuhl auf der Grundlage von bewiesenen Fakten urteilen. Unterdessen warten alle Katholiken in China gespannt auf positive Signale, die ihnen helfen werden, auf den Dialog zwischen staatlichen Behörden und dem Heiligen Stuhl zu vertrauen und auf eine Zukunft in Einheit und Harmonie zu hoffen.“ 
Die Bischofsweihen in Chengdu (30.11.2016) und Xichang (2.12.2016) waren mit päpstlicher und staatlicher Erlaubnis, aber unter Konzelebration eines exkommunizierten Bischofs erfolgt (vgl. China heute 2016, Nr. 4, Chronik, 30. November 2016). Der Termin der umstrittenen katholischen Nationalversammlung (s. Eintrag vom 27.–29. Dezember 2016 in der Rubrik „Katholische Kirche“) war Anfang Dezember bekannt geworden (Vatican Information Service 21.12.2016).

27. Dezember 2016:
Direktor des Staatlichen Religionsbüros zu den sino-vatikanischen Beziehungen
Bei seiner Rede auf der Eröffnung der 9. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas sagte Wang Zuo’an: „Die Position der chinesischen Regierung zu den sino-vatikanischen Beziehungen ist klar und konsistent. [China] ist bereit, auf der Basis der entsprechenden Prinzipien mit dem Vatikan einen konstruktiven Dialog zu führen, um Differenzen zu verringern, den Konsens zu erweitern und die Beziehungen zu verbessern. [Wir] hoffen, dass der Vatikan eine noch flexiblere und pragmatischere Haltung einnehmen und mit konkreten Taten günstige Bedingungen für die Verbesserung der Beziehungen schaffen kann.“ Er betonte auch, dass für die katholische Kirche Chinas „keinesfalls eine Rückkehr zum alten Weg der Kontrolle durch ausländische Kräfte möglich“ sei (www.chinacatholic.cn/html/report/17020730-1.htm). Siehe hierzu den Bericht in den Informationen.

Hongkong

13. November 2016:
Hongkong: Michael Yeung zum Koadjutorbischof von Hongkong ernannt
Am 13. November ernannte Papst Franziskus den 71-jährigen Weihbischof Michael Yeung Ming-cheung zum Koadjutorbischof der Diözese Hongkong mit dem Recht auf die Nachfolge von Kardinal John Tong. Bei der Bekanntgabe seiner Ernennung während einer Messe zum Abschluss des Heiligen Jahres in der Kathedrale von Hongkong bekundete Yeung seine Dankbarkeit gegenüber seinen beiden Vorgängern Kardinal Zen und Kardinal Tong, die „wie zwei große Bäume Schatten bieten“, während derzeit Stürme die Hongkonger Gesellschaft durchrüttelten. Anthony Lam vom Holy Spirit Study Centre bezeichnete den neuen Koadjutor als „Mann mit großer Verantwortung und ernsthaft in seinen Prinzipien. Er … weiß, wie man in gesunder Weise mit den Medien umgeht …“.
Michael Yeung wurde 1945 in Shanghai geboren, kam aber mit 14 Jahren mit seiner Familie nach Hongkong. Nach einigen Jahren in der Wirtschaft trat er mit 26 Jahren ins Priesterseminar in Hongkong ein. 1978 wurde er zum Priester für die Diözese Hongkong geweiht. Er erwarb Studienabschlüsse u.a. in Sozialer Kommunikation von der Syracuse University in den USA sowie in Erziehungswissenschaften von der Harvard University. In Hongkong hatte er vor seiner Bischofsweihe 2014 unterschiedliche Aufgaben in pastoralen, aber auch Verwaltungsbereichen inne, u.a. arbeitete er von 2003–2014 als Direktor von Caritas Hongkong. Ab 2009 war er einer der Generalvikare Hongkongs.
Nach seiner möglichen Emeritierung gefragt, bekundete Kardinal John Tong gegenüber UCAN, er warte auf weitere Nachricht vom Heiligen Stuhl. Vor der Weihe seiner drei Weihbischöfe am 30. August 2014 – neben Michael Yeung die Bischöfe Ha Chi-shing OFM und Lee Bun-sang (inzwischen Bischof von Macau) – hatte der Kardinal mitgeteilt, dass der Heilige Stuhl seine Amtszeit als Bischof von Hongkong um weitere drei Jahre verlängert habe (Kardinal Tong war am 31. Juli 2014 75 Jahre alt geworden) (Fides 14.11.; Hong Kong Sunday Examiner 19.11.; UCAN 14.,17.11; www.catholic.org.hk; s. auch China heute 2014, S. 150f.).


Katharina Wenzel-Teuber
Katharina Feith

Alle Quellenangaben in der „Chronik“ beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2016.

Aus China heute 2016 Nr. 4, S. 211 - 217 und China heute 2017 Nr. 1, S. 11 - 17.

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