Ein Interview mit He Guanghu – Der Religionsphilosoph über sein Leben, die sino-christliche Theologie und ihre Zukunft (Teil 2)

Ein Interview mit He Guanghu

2. Wie wurde Geist zur Materie?

Reporter: War in der Zeit des Großen Sprungs nach vorn [1958] auch Ihr Heim in der Stadt Guiyang betroffen?

He Guanghu: Ja, natürlich! Die obersten Parteigenossen Chinas haben von China immer als „einer Nation, die wie ein einziges Schachbrett ist“, gesprochen. Sie haben den Großen Sprung nach vorn erwähnt; und das erinnert mich an unsere triste Situation damals. Als meine Mutter aus dem Gefängnis entlassen wurde, war unser altes Heim in der zweiten Etage des Schulgebäudes im alten Seminar konfisziert, und wir sechs mussten in einem kleinen Raum unterhalb eines Stiegenhauses wohnen, in dem die Decke eben der schräge Raum war, den der Stiegenaufgang für uns übrigließ. Wenn wir uns in diesem winzigen Raum ausstrecken wollten, stießen wir oft an die Wand oder die „Decke“. Neben diesem Raum war ein kleiner Hof, und während des Großen Sprungs wurde in diesem Hof ein „kleiner Schmelzofen“ (xiao gaolu 小高炉) gebaut und betrieben. Die Parteiführung forderte von der Bevölkerung, „Eisen zu schmelzen und Stahl zu produzieren, so dass wir Großbritannien überholen und mit den USA in Wettbewerb treten können!“ Nach diesen Forderungen von oben sollte jeder Haushalt eiserne Gegenstände abliefern, also Eisenwoks, Kellen usw. Das alles wurde in den Ofen geworfen, und die Leute betrieben den Blasebalg Tag und Nacht. Kohle wurde nachgelegt, und mit viel Lärm wurde der kleine Hochofen betrieben. Natürlich konnten wir in unserem kleinen Zimmer nicht an Schlaf denken („Ihr wollt schlafen? Der Imperialismus schläft nicht!“)
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