Nach dem Tod von Papst em. Benedikt XVI — Rückblick auf seine Fürsorge für die Kirche in China

Katharina Feith

Als am 19. April 2005 Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde, verbreitete sich die Nachricht in China schnell und wurde von den Katholiken mit großer Freude aufgenommen. In ganz China fanden offiziell erlaubte Messen für den neuen Papst Benedikt XVI. statt. Die chinesische Regierung und die offiziellen Gremien der katholischen Kirche, aber auch Vertreter der lokalen Untergrundkirchen übersandten ihre Glückwünsche. In China war der neue Papst kein Unbekannter, einige seiner Schriften waren auch in chinesischer Sprache bekannt, so Joseph Ratzingers Einführung in das Christentum (2002 auf Chinesisch in Beijing erschienen). Mit dem neuen Pontifikat verbanden sich zudem Hoffnungen auf eine Normalisierung der sino-vatikanischen Beziehungen.

Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. am Silvestermorgen 2022 soll an dieser Stelle ein Rückblick auf seine Beziehung zu China auf der Grundlage von Analysen, Dokumenten und Berichten in China heute erfolgen. In der achtjährigen Amtszeit Papst Benedikts XVI. vom 19. April 2005 bis zu seinem freiwilligen Amtsverzicht am 28. Februar 2013 spielte China von Anfang an eine wichtige Rolle. Immer wieder setzte er sichtbare Zeichen der Fürsorge und Annäherung.

Zur Weltbischofssynode im Oktober 2005 lud der Papst drei Bischöfe aus der offiziellen Kirche und einen Untergrundbischof ein. Auch wenn Ye Xiaowen, der damalige Leiter des nationalen Religionsbüros, die Einladung als „freundliche Geste“ bezeichnete, durften die Bischöfe letztlich nicht ausreisen. Während der gesamten Synode wurden die mit Namen gekennzeichneten Plätze freigehalten. Am Ende der Synode bekundete Benedikt vor den Gläubigen auf dem vollen Petersplatz seine Nähe zu den Bischöfen, Priestern und Gläubigen in China.

Im Oktober und vorher bereits im September 2005 hatten überraschenderweise Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano wie sodann auch Erzbischof Claudio Celli von der Bereitschaft des Heiligen Stuhls gesprochen, „ab morgen, ab heute Nacht“ den Dialog mit China zu führen, um zu einer „Normalisierung der Verhältnisse“ zu kommen (s. „Ansprache von Erzbischof Claudio Maria Celli aus Anlass der Verleihung des Freinademetz-Preises“, in: China heute 2005, Nr. 4-5, S. 146-147, hier S. 147) – dies stets mit Blick auf das Wohl der Kirche in China und die Religionsfreiheit.

Bischofsweihen. Nach vielen kleinen und großen Zeichen Richtung Normalisierung – wenn nicht de jure, so doch de facto – kam es im April/Mai 2006 mit zwei Bischofswei- hen ohne päpstliches Mandat (Ma Yinglin zum Bischof von Kunming und Liu Xinhong zum Bischof von Anhui) zu einem Rückschlag, den der Heilige Stuhl als „schwere Verletzung der Einheit“ der Kirche ansah. Davor und danach gab es immer wieder Weihen mit Zustimmung sowohl des Heiligen Stuhls wie der chinesischen Regierung, manche auch ohne Zustimmung Roms. In der gesamten Amtszeit des Papstes konnte nach Berechnungen von K. Wenzel-Teuber („Der Rücktritt Papst Benedikts XVI. und sein Echo in China“, in: China heute 2013, Nr. 1, S. 4-6, hier S. 4) zwar für 27 Bischofskandidaten vor der Weihe eine Zustimmung sowohl des Heiligen Stuhls als auch der chinesischen Regierung erlangt werden. Sieben Weihen wurden allerdings von den chinesischen Behörden ohne das notwendige päpstliche Mandat durchgesetzt. Einige weitere fanden umgekehrt ohne Regierungszustimmung statt. Verschiedene Weihen erfolgten unter erheblichem staatlichem Druck sowohl auf die Weihekandidaten wie auch auf die weihenden Bischöfe. Letztlich konnte die seit 1958 zwischen Rom und der chinesischen Regierung kontroverse, schwierige Frage der Bischofsernennungen auch unter Benedikt XVI. nicht geklärt werden. Es brauchte nach dem Ende seiner Amtszeit noch weitere fünf Jahre bis zum vorläufigen sino-vatikanischen Abkommen über die Bischofsernennungen im Jahr 2018.
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