Katharina Wenzel-Teuber
Am 4. April 2023 wurde Joseph Shen Bin, Bischof von Haimen, mit Ernennung der offiziellen Chinesischen Bischofskonferenz als Diözesanbischof der Diözese Shanghai eingesetzt. Erst am 15. Juli ernannte ihn auch Papst Franziskus nachträglich zum Bischof von Shanghai. Die Diözese Shanghai hatte seit dem Tod des den offiziellen Teil der Diözese leitenden Koadjutorbischofs Aloysius Jin Luxian 2013 und des im Untergrund wirkenden Diözesanbischofs Fan Zhongliang 2014 keinen aktiven Bischof mehr, da der als Nachfolger vorgesehene Weihbischof Thaddäus Ma Daqin sein Amt nicht ausüben darf. Shen Bin (geb. 1970) wurde 2010 mit Zustimmung des Papstes und der chinesischen Behörden zum Bischof von Haimen geweiht. Seit 2022 ist er Vorsitzender der offiziellen, von Rom nicht anerkannten Chinesischen Bischofskonferenz.
Bekanntgaben und Stellungnahmen
Offizielle Bekanntgabe der Installation. Am 4. April gab die Guangqi Press der Diözese Shanghai die erfolgte Installation bekannt. Ihrer Meldung zufolge wurde die Zeremonie von Priester Wu Jianlin, dem Leiter der Kommission für kirchliche Angelegenheiten der Stadt Shanghai und Vizevorsitzenden der Patriotischen Vereinigung von Shanghai, geleitet. Der Generalsekretär der Chinesischen Bischofskonferenz verlas das „Ernennungsschreiben der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz über die Versetzung von Bischof Shen Bin zum Ortsbischof der Diözese Shanghai“. Bischof Li Shan von Beijing, Vorsitzender der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung, hielt eine Ansprache. Bischof Shen Bin erklärte der Meldung zufolge, er werde „die gute Tradition der Liebe zum Land und zur Kirche der Diözese Shanghai weiterführen, am Prinzip der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung sowie an der Ausrichtung des Katholizismus auf Sinisierung festhalten und das gesunde Erbe der Evangelisierungsarbeit in Shanghai noch besser fördern“. Laut Meldung nahmen alle Priester und Schwestern der Diözese sowie führende Vertreter der katholischen Organisationen Shanghais an der Zeremonie teil, insgesamt 200 Personen.
Stellungnahmen des Heiligen Stuhls und Chinas unmittelbar nach der Installation. Der Heilige Stuhl sei „bereits vor einigen Tagen über die Entscheidung der chinesischen Behörden“, den Bischof zu versetzen, informiert worden und habe „heute Morgen aus den Medien von der erfolgten Versetzung erfahren“, sagte Matteo Bruni, der Leiter des vatikanischen Presseamts, am Nachmittag des 4. April laut Vatican News. Im Moment „habe er nichts über die Einschätzung des Heiligen Stuhls in dieser Angelegenheit“ zu sagen. Damit machte der Vatikan klar, dass es sich um eine einseitige Entscheidung Chinas handelte.
Seitens der chinesischen Regierung sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am 6. April auf die Frage eines Reuters-Journalisten: „China und der Vatikan stehen in dieser Angelegenheit [der Versetzung des Bischofs] in Verbindung.“ Seit beide Seiten das vorläufige Abkommen unterzeichnet hätten, stünden sie in enger Verbindung, das Abkommen werde gut umgesetzt. „Wir sind bereit, den Kontakt mit der vatikanischen Seite aufrechtzuerhalten, um den Geist des Abkommens zu wahren“, so die Sprecherin.
Päpstliche Ernennung Shen Bins am 15. Juli und ihre Begründung „zum Wohl der Diözese“ durch Kardinal Parolin. Mehr als drei Monate nach der Einsetzungszeremonie wurde am 15. Juli im Bulletin des Pressamts des Heiligen Stuhls unter „Rücktritte und Ernennungen“ Folgendes bekanntgegeben: „Der Heilige Vater hat Bischof Joseph Shen Bin zum Bischof von Shanghai in Festlandchina ernannt, ihn von der Diözese Haimen, Provinz Jiangsu, versetzend.“ Es folgt, wie üblich, ein kurzer Lebenslauf des Bischofs. Dieser endet mit dem Hinweis, dass Bischof Shen seit 2022 auch „Vorsitzender des ‚Kollegium der chinesischen katholischen Bischöfe‘ genannten Organs“ sei.
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