Glück verheißend, wandelbar und mächtig – der Drache in China

Barbara Hoster

Auf den niedlichen Hasen folgt im chinesischen Tierkreis der imposante Drache, dessen Jahr am 10. Februar 2024 begonnen hat. Der Drache (long 龍) ist das einzige Fabelwesen unter den zwölf Tieren des traditionellen Kalenders. Im Gegensatz zu dem bösen Drachen der abendländischen Vorstellungswelt ist der chinesische Drache positiv besetzt, symbolisiert er doch die männliche, zeugende Naturkraft. Im Frühling erwacht der Drache, bringt den Regen hervor und sorgt damit für Wachstum und Regeneration. Aus dem Glauben an den Drachen als Regenspender entstand ein religiöses Ritual namens yu 雩, das schon in den frühen chinesischen Geschichtswerken beschrieben wurde. In dieser Zeremonie wurden Drachen aus Ton geopfert, begleitet von Gebeten und von Tänzen.

Kosmologisch ist der Drache der Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs, dem Osten zugeordnet. Zu seinen wundersamen Fähigkeiten gehört die Kunst der Verwandlung, er kann sich nach Belieben klein und groß, sichtbar und unsichtbar machen.

Als gutes Omen kündigte im chinesischen Altertum die Erscheinung eines Drachen die Geburt des Kaisers oder eines großen Mannes an. In dem Orakelbuch Yijing (Buch der Wandlungen) heißt es im Kommentar zur zweiten und fünften Zeile des ersten Hexagramms qian 乾: „Ein Drache wird im Reisfeld gesichtet; Vorteil; ein großer Mann wird gesehen werden“ und „Ein fliegender Drache am Himmel; Vorteil; ein großer Mann wird gesehen werden“. Der Mutter von Konfuzius erschienen vor seiner Geburt zwei Drachen im Traum. Die Geburt des Kaisers Wu der Han-Zeit wurde von einem roten Nebel angekündigt, nach dessen Auflösung sich ein roter Drachen zeigte. 
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