Auf den Tod von Papst Franziskus am Ostermontag haben viele Katholiken in China mit Gebeten und tief betroffen reagiert. Die katholische Website Xinde postete unmittelbar nach der offiziellen Mitteilung von Camerlengo Kardinal Kevin Farrell über den Tod des Papstes eine chinesische Übersetzung und rief alle Gläubigen zum Gebet auf. Chinas Katholiken hatten um die Jahreswende noch das von Papst Franziskus einberufene Heilige Jahr mit Begeisterung begrüßt. Die Diözesen hatten die Gelegenheit auch genutzt, um ihre Gemeinschaft mit dem Papst und der Weltkirche sichtbar zu machen. Wie die vatikanische Nachrichtenagentur Fides am Todestag schrieb, erreichte die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus China am späten Nachmittag. Die Gläubigen hätten sich spontan in Kirchen versammelt, um für Papst Franziskus zu beten. In den nächsten Tagen würden Gedenkmessen gefeiert. Von den offiziellen kirchlichen Gremien chinesische Bischofskonferenz und Patriotische Vereinigung lagen am Tag nach dem Tod von Papst Franziskus noch keine Stellungnahmen vor.
Eine offizielle Verlautbarung seitens der chinesischen Regierung erfolgte am 22. April über den Sprecher des Außenministeriums, Guo Jiakun, bei seiner regulären Pressekonferenz. Auf die Frage eines ausländischen Journalisten, wie der historische Beitrag von Papst Franziskus bewertet werde und welche Bedeutung er für die Beziehungen zwischen dem Vatikan und China gehabt habe, erklärte Guo Jiakun, dass China sein Beileid zum Tod von Papst Franziskus bekunde. In den letzten Jahren hätten China und der Vatikan konstruktive Kontakte gepflegt und fruchtbare Beziehungen aufgebaut. China sei bereit, gemeinsam mit dem Vatikan auf eine weitere Verbesserung der Beziehungen zwischen China und dem Vatikan hinzuarbeiten.
Bereits am Todestag des Papstes wurde auf der englischsprachigen Internetseite der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua mit einer Reihe von Fotos sehr kurz berichtet: „Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren verstorben, wie der Vatikan in einer Erklärung mitteilte. Er wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires als Jorge Mario Bergoglio geboren und stand seit 2013 an der Spitze der römisch-katholischen Kirche.“ Die semi-offizielle englischsprachige Global Times hatte ebenfalls am Todestag die Berichte internationaler Agenturen über den Tod des Papstes aufgegriffen und ging dabei auch auf das sino-vatikanische Abkommen über die Ernennung von Bischöfen aus dem Jahr 2018 ein. Die Zeitung zitierte zudem die Botschaft, die Papst Franziskus im August 2023 an den chinesischen Präsidenten Xi Jinping sandte, als er während seiner Apostolischen Reise in die Mongolei über China flog.
In Hongkong bekundete Kardinal Stephen Chow SJ, Bischof der Diözese, im Namen der katholischen Diözese Hongkong und aller Gläubigen sein tiefstes Bedauern über den Tod des Papstes. „Während seines Pontifikats besuchte Papst Franziskus im September 2023 die Mongolei, wodurch auch die Beziehungen zwischen dem Vatikan und China in den Fokus der Aufmerksamkeit rückten. Papst Franziskus setzte sich für den interreligiösen Dialog und den Weltfrieden ein und war entschlossen, den Heiligen Stuhl zu reformieren, beispielsweise durch die Beteiligung von Frauen auf Entscheidungsebene. Während seines Pontifikats wurde er von den Mitgliedern der Kirche respektiert und geliebt“, so die Diözesanzeitung Sunday Examiner.
Wie das Außenministerium von Taiwan berichtete, wies nach der Bekanntgabe des Ablebens von Papst Franziskus am 21. April „Präsident Lai Ching-te die Botschaft der Republik China (Taiwan) beim Heiligen Stuhl unverzüglich an, eine Beileidsbekundung zu übermitteln, in der das tiefe Mitgefühl des taiwanischen Volkes und der taiwanischen Regierung zum Ausdruck gebracht wird. Darüber hinaus übermittelte Außenminister Lin Chia-lung unverzüglich das Beileid Taiwans an Monsignore Stefano Mazzotti, Geschäftsträger a.i. der Apostolischen Nuntiatur in Taiwan.“ Das Außenministerium „werde angesichts der tiefgehenden diplomatischen Beziehungen zwischen Taiwan und dem Heiligen Stuhl und um das tiefste Mitgefühl des taiwanischen Volkes, der katholischen Gemeindemitglieder Taiwans und von Taiwans Regierung zum Ausdruck zu bringen“, hochrangige Beamte als Sonderbeauftragte zur Beisetzung von Papst Franziskus entsenden.
Dialog in der Beziehung zu China war das Credo von Papst Franziskus. Dem dient auch das vorläufige sino-vatikanische Abkommen über Bischofsernennungen von 2018, das bereits dreimal verlängert wurde. Wie Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview im Januar betonte, geht es Rom bei dem Abkommen um zwei Ziele: „Das erste besteht darin, sicherzustellen, dass alle Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Papst stehen.“ Das zweite „ist der Versuch, wenn auch nicht immer erfolgreich, die Einheit innerhalb der Kirche zu fördern, Spaltungen zu überwinden und ein gewisses Maß an Normalisierung im Leben der Kirche sicherzustellen“. Nach Parolins Einschätzung geht es „langsam vorwärts – manchmal sogar einen Schritt zurück – aber es bewegt sich in die richtige Richtung“.
Immer wieder hatte der Papst seine Bewunderung für das chinesische Volk und die Treue der chinesischen Katholiken bekundet. Vielmals äußerte er zudem den Wunsch, nach China zu reisen und auch den Marienwallfahrtsort Sheshan in Shanghai zu besuchen und sich mit den Bischöfen und den Gläubigen zu treffen. Diese Reise war ihm nicht mehr vergönnt. Möge er das chinesische Kirchenvolk vom Himmel aus begleiten.
Quellen: AsiaNews 21.04.2025; Die Tagespost 6. März 2025; Fides 21.04.2025; Global Times 21.04.2025; Sunday Examiner 21.04.2025; UCAN 21.04.2025; xinde.org 21.,22.04.2025; en.mofa.gov.tw/News_Content.aspx;
https://english.news.cn/europe/20250421/b967c31ae82a4915a34ff449108d2fa7/c.html.
China-Zentrum, 22. April 2025