Chronik zu Religion und Kirche in China 1. Dezember 2013 bis 22. März 2014

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de). 
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2013, Nr. 4, S. 206-212) reichte bis einschließlich 24. November 2013.


1. Dezember 2013 und 4. Februar 2014:
Medien berichten über Bauboom riesiger Freiluft-Buddhas als Touristenattraktionen
Tourismusbehörden und Immobilienentwickler bauten um die Wette immer höhere Buddhastatuen, um den Erfolg des 1996 fertiggestellten, 88 Meter hohen Großen Buddhas von Lingshan nachzuahmen, der 2013 3,8 Mio. Besucher anzog und damit 1,2 Mrd. Yuan einbrachte, schrieb die South China Morning Post (SCMP). Der Wettbewerb im Buddhabaugeschäft ist hart. Führend ist nach der Angaben Guangzhouer Xin Zhoukan (New Weekly) die Nanjinger Firma Aerosun (Hangtian chenguang 航天晨光), sie plant für 2014 zehn solcher Bauprojekte in ganz China und hat schon Große Buddhas in vielen asiatischen Ländern und in den USA gebaut. Ihre bisher höchste Statue ist die 108 Meter hohe Guanyin von Sanya (Hainan). Während in Ländern wie Japan, Thailand oder Bhutan Buddhastatuen von Gläubigen aus religiösen Gründen mit Spendengeldern errichtet würden, gehe es in China vor allem um die Tourismuswirtschaft, stellte ein Vertreter der Firma fest. Immer wieder gibt es laut SCMP Spannungen zwischen den Entwicklern buddhistischer Touristenattraktionen und Mönchen oder Einheimischen bezüglich der Besitzverhältnisse. So hätten Mönche versucht, den [mit mehreren Sockeln] 208 Meter hohen Großen Buddha im Kreis Lushan (Henan), den ein Entwickler 2008 für 1,2 Mrd. Yuan fertiggestellt hatte, zu übernehmen und für freien Eintritt zugänglich zu machen. Die Zeitung berichtete auch über Klagen Einheimischer, dass der im 8. Jahrhundert gebaute, 71 Meter hohe Große Buddha von Leshan durch einen Themenpark mit 3.000 Kopien berühmter Buddhastatuen aus aller Welt schwer geschädigt worden sei (SCMP 4.02.2014; Xin zhoukan 新周刊 Nr. 408, 1.12.2013). 

4. Dezember 2013 − 16. März 2014:
Sechs Tibeter verbrennen sich selbst aus Protest
Nach Angaben von tibet.net, der Website der tibetischen Exilregierung, starben alle sechs Männer. Es handelt sich um drei Mönche, einen ehemaligen Mönch und zwei Familienväter. Die Selbstverbrennungen ereigneten sich in tibetischen Gebieten von Sichuan (3), Qinghai (2) und Gansu (1). Mit ihnen stieg die Zahl der Tibeter, die sich innerhalb der VR China seit 2011 selbst verbrannten, auf insgesamt 127 oder 128 (unterschiedliche Zählung nach tibet.net. und www.savetibet.org). 

4. Dezember 2013:
Center on Religion and Chinese Society (CRCS) kündigt „Spatial Study of Chi­nese Religions and Society (2014−2016)“ an
Das Projekt weitet bereits laufende Studien zum Christentum auf Buddhismus, Islam und Daoismus in Festlandchina aus. Unter anderem sollen Daten zu den Stätten dieser Religionen gesammelt, verifiziert und in einer Online-Datenbank öffentlich zugänglich gemacht werden, heißt es in einer Bekanntmachung. Generell will das Projekt die empirische Forschung zu den chinesischen Religionen fördern und die globale Kooperation in diesem Bereich entwickeln. Es wird vom CRCS an der Purdue University (West Lafayette, Indiana) und dem China Data Center an der University of Michigan durchgeführt. Die Kenntnis der religiösen Landschaft in China sei sehr begrenzt, da man bisher von den Daten abhängig sei, die die Regierung zur Verfügung stellt, sagte Yang Fenggang vom CRCS gegenüber den Imperial Valley News (14.01.2014; chinadatacenter.org/Announcement/AnnouncementContent.aspx?id=475).

11. Dezember 2013:
Tod von Bischof Paul Liu Jinghe von Tangshan – Disput mit der Regierung über seinen Begräbnisort
Der emeritierte Bischof von Tangshan, Provinz Hebei, Paul Liu Jinghe, starb im Alter von fast 93 Jahren. Er war einer von drei Priestern, die das verheerende Erdbeben von Tangshan, bei dem im Juli 1976 240.000 Menschen starben, überlebt hatte.
Bischof Liu wurde am 26. Dezember 1920 geboren. Seine theologischen Studien abvolvierte er in Beijing. 1945 wurde er zum Priester geweiht, anschließend übernahm er pastorale Dienste in seiner Heimatdiözese. Zwischen 1940 und 1960 wurde Liu Jinghe dreimal inhaftiert, schließlich verbrachte er die Jahre 1970–1979 in einem Arbeitslager. Am 21. Dezember 1981 wurde er ohne päpstliches Mandat zum Bischof geweiht, am 8. Mai 2008 jedoch von Papst Benedikt XVI. anerkannt. 2010 wurde er aus Gesundheitsgründen emeritiert. Bischof Liu weigerte sich 2010, an einer illegitimen Bischofsweihe teilzunehmen.
Um das Begräbnis von Bischof Liu entbrannte zwischen den Regierungsbehörden und der Lokalkirche ein heftiger Streit. Bischof Liu hatte gefordert, auf dem Lulong-Friedhof begraben zu werden – dort wurde 1940 der erste Bischof der Diözese, der holländische Lazarist Ernst Geurts, bestattet. Der kirchliche Friedhof wurde in den 1950er Jahren zerstört und seither als Ackerland genutzt. 1993 konnte Bischof Liu mit Erlaubnis der Regierung die Gebeine von Geurts und den anderen Geistlichen in eine Ecke des Feldes umbetten; er forderte mehrfach die Rückgabe des Grundstücks. 
Die Diözese Tangshan gab am 17. Dezember bekannt, dass Bischof Liu erst bestattet werde, wenn die Regierung das besagte Stück Land zurückgeben würde. Tags darauf wurden die Priester gezwungen, an einer Stitzung im Religionsbüro teilzunehmen. Die Website der Diözese wurde vorübergehend blockiert und die Handys aller Priester und Schwestern überwacht. Nach tagelangem Ringen kaufte die Regierung ein Stück Land im Dorf Beigang im Kreis Qianxi als Ersatz für den früheren Friedhof. Der Klerus zeigte sich mit der Lösung einverstanden und Bischof Liu wurde an Weihnachten dort bestattet. 
Das Bistum Tangshan wird von Bischof Fang Jianping geleitet (AsiaNews 19.12.2013; Fides 19.12.2013; UCAN 18.,26.12.2013; www.chinacath.org/news/china/2013-12-19/25202.html). 

15. Dezember 2013 bis 14. Februar 2014:
Nach offiziellen chinesischen Angaben sterben 47 Menschen bei vier Anschlägen in Xinjiang
Die gewaltsamen Auseinandersetzungen ereigneten sich in den Kreisen Shufu (15. Dezember, 16 Tote) und Shache/Yarkant (30. Dezember, 8 Tote), beide Regierungsbezirk Kashgar, sowie in den Kreisen Xinhe/Toksu (24. Januar, 12 Tote) und Wushi/Uqturpan (14. Februar, 11 Tote), beide Regierungsbezirk Aksu. Von den 47 Toten wurden in den Meldungen 45 als Angreifer und 2 als Polizisten identifiziert. Die Xinhua-Berichte, die für die drei letztgenannten Fälle vorliegen, sprachen von religiösem Extremismus und Terrorismus (Los Angeles Times 16.12.2013; South China Morning Post 30.12.2013; Xinhua 30.12.2013; 26.01.; 16.02.2014). 

15. Dezember 2013:
Papst Franziskus unter den zehn „Schlüsselfiguren des Jahres 2013“
Während des fünfzehnten China International Press Forum in Hainan wurde Papst Franziskus in einer anonymen Abstimmung von 50 Medienvertretern aus ganz China an die dritte Stelle der zehn wichtigsten Personen des Jahres 2013 gewählt. Zu diesen zählten auch der Präsident des Iran Rohani, Präsident Putin, der ehemalige ägyptische Präsident Mursi und Nelson Mandela. Zum ersten Mal wurde eine religiöse Persönlichkeit in die Rangliste aufgenommen (Fides 7.01.2014; news.gmw.cn/2013-12/26/content_9928264.htm − Website der mitveranstaltenden staatlichen Guangming ribao). 

17. Dezember 2013, 13. Februar 2014:
Meldungen zu neuen Formen der außergerichtlichen Inhaftierung
Behörden in China machten zunehmend Gebrauch von inoffiziellen sogenannten „schwarzen Gefängnissen“, Zwangsdrogenentzugszentren und „Gehirnwäschezentren“, die das System der „Umerziehung durch Arbeit“ ersetzten, meldete Amnesty International. Da diese Haftzentren keine rechtliche Grundlage hätten und die Behörden ihre Existenz leugneten, sei die Gefahr von Menschenrechtsverletzungen noch größer als in den Arbeitslagern. 
Die Xin jing bao (Beijing News) enthüllte am 13. Februar die Existenz von „Ermahnungszentren für unnormale Petitionssteller“ (fei zhengchang shangfang xunjie zhongxin 非正常上访训诫中心) in der Provinz Henan, die der „24-stündigen ununterbrochenen Ermahnung, Verwarnung und Erziehung“ dienten. Sie berief sich dabei u.a. auf Meldungen in sozialen online-Netzwerken. Am folgenden Tag meldete Xinhua, die Provinzregierung von Henan habe Teams entsandt, um die Vorwürfe zu prüfen. Falls solche Zentren gefunden würden, würden sie geschlossen und illegale Handlungen nach dem Gesetz bestraft (Amnesty International 17.12.2013; South China Morning Post 13.02.2014; Xinhua 14.02.2014; www.bjnews.com.cn 13.02.2014).

25. Dezember 2013:
Volle Weihnachtsgottesdienste in China
Auch zum diesjährigen Weihnachtsfest zog es wieder Tausende von Menschen in die christlichen Kirchen. In der Kathedrale von Beijing, der Südkirche, wurde der Gottesdienst über große Leinwände nach draußen übertragen. Weihnachten bot zudem Gelegenheit, bedürftige Menschen zu unterstützen. So organisierten viele Pfarreien Besuchsdienste zu armen Familien, alten Menschen und Kranken, in Altenheime und Waisenhäuser. Bei der von Jinde Charities in Shijiazhuang ausgerichteten neunten Weihnachtsspendengala am 14. Dezember kamen 500.000 Yuan (ca. 59.000 Euro) zusammen. Das Geld geht an Kinder armer Familien, Kinder mit Behinderungen sowie an AIDS erkrankte Kinder, um diese wieder in den Schulunterricht zu integrieren. 
Inmitten des Weihnachts-Kommerzes, der in allen chinesischen Großstädten allgegenwärtig ist, gibt es nach einem Bericht der Global Times immer mehr christliche Hauskirchen, die auf den Straßen Passanten zu Gottesdiensten einladen. So würden viele Gottesdienste in den Großstädten in Privathäusern und Büros wie auch Geschäftshäusern abgehalten, zu denen Nichtchristen eingeladen würden. Offenes Missionieren auf den Straßen ziehe allerdings immer wieder die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich (Fides 20.12.2013; Global Times 19.12.2013; Hong Kong Sunday Examiner 4.01.2014; English.news.cn 26.12.2013). 

28. Dezember 2013:
Ständiger Ausschuss des Nationalen Volkskongresses (NVK) beschließt Abschaffung der Arbeitslager
Der Ausschuss beschloss die Annullierung der Rechtsdokumente von 1957 und deren Ergänzungen von 1979, auf denen das System der Arbeitslager basierte. Der Beschluss trat mit dem Tag seiner Verkündigung in Kraft. Die vor Abschaffung der Umerziehung durch Arbeit verhängten Strafen blieben gültig, die Personen, die derzeit „Umerziehung durch Arbeit“ verbüßen, würden jedoch freigelassen und bräuchten die übrige Zeit nicht mehr zu verbüßen, heißt es in dem Beschluss (www.npc.gov.cn/npc/xinwen/2013-12/30/content_1821974.htm). 
Die eigentliche politische Entscheidung zur Abschaffung des Systems der „Umerziehung durch Arbeit“ (laodong jiaoyang 劳动教养) war auf dem letzten Parteitag im November 2013 vom Zentralkomitee (ZK) der KP Chinas getroffen worden. Das System erlaubte eine Verurteilung von bis zu vier Jahren durch Polizeibeschluss ohne Gerichtsverfahren, betroffen waren u.a. auch religiös Verfolgte (vgl. China heute 2013, Nr. 1, Chronik, 7. Januar – 3. März 2013; Nr. 4, Chronik, 12. November 2013).

28. Dezember 2013:
Ständiger Ausschuss des NVK verabschiedet Beschluss zur Änderung der Familienpolitik
Diesem Beschluss zufolge darf ein Paar künftig zwei Kinder bekommen, wenn eines der beiden Elternteile ein Einzelkind ist. Nach der 1979 eingeführten Familienplanungspolitik durften Paare in den Städten bisher ein Kind bekommen, auf dem Land zwei, falls das erste ein Mädchen war. Ausnahmen gab es u.a. für Paare, bei denen beide Elternteile Einzelkinder waren. Nach Angaben staatlicher Medien wurden durch die Ein-Kind-Politik seit 1979 rund 400 Mio. Geburten verhindert. Während die Lockerung, von der schätzungsweise etwa 10 Mio. Paare betroffen seien, begrüßt werde, gebe es auch Kritik daran, dass der Staat an dem Grundsatz festhalte, selbst zu entscheiden, wie viele Kinder Familien haben sollten, schrieb die South China Morning Post. Der Ausschuss des NVK beauftragte die Provinzregierungen, ihre Bestimmungen zur Familienplanung entsprechend den lokalen demographischen Gegebenheiten an den Änderungsbeschluss anzupassen. Bis zum 25. Februar hatten dies die Regierungen von Beijing, Tianjin, Shanghai, Zhejiang, Jiangxi und Anhui getan. Die Änderung der Familienplanungspolitik war vom ZK der KP Chinas auf dem letzten Parteitag am 12. November 2013 beschlossen worden. Am 30. Dezember veröffentlichten das ZK und der Staatsrat gemeinsam eine politische Richtlinie mit dem Titel „Ansichten zur Wiederanpassung und Verbesserung der Geburtenplanungspolitik“ 关于调整完善生育政策的意见 (South China Morning Post 28.12.2013; Xinhua 28.,30.12.2013; 17.01.; 21.,25.02.2014). Siehe auch China heute 2013, Nr. 1, Chronik, 7. Januar – 3. März 2013; Nr. 4, Chronik, 12. November 2013.

28. Dezember 2013:
Neuer „Führer zur katholischen Kirche in China“
In Singapur ist die 8. Auflage des Guide to the Catholic Church erschienen. Der 642 Seiten umfassende zweisprachige (englisch-chinesische) Führer ist ein hilfreiches Nachschlagewerk für an der katholischen Kirche auf dem chinesischen Festland Interessierte und Besucher. Herausgeber ist das China Catholic Communication Center in Singapur, Autor des Guide to the Catholic Church in China 2014 P. Jean Charbonnier MEP. Die letzte Ausgabe erschien 2008. Das Buch enthält viele neue Angaben und Lagepläne sowie Fotos neuer Kirchen und Adressen von Websites (www.zhonglian.org). 

2. Januar 2014:
Staatliches Religionsbüro (BRA) veröffentlicht Arbeitsschwerpunkte 2014 und Arbeitsbericht 2013
Ein Schwerpunkt der Arbeit 2014 ist die weitere Verrechtlichung der Religionsarbeit. Nach zehn Jahren sollen die 2004 vom Staatsrat erlassenen „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ – das grundlegende staatliche Rechtsdokument für diesen Bereich – ausgewertet und Verbesserungsvorschläge vorbereitet werden. Geplante neue Dokumente betreffen z.B. die Auslandsbeziehungen der Religionen: alle nationalen Organisationen der Religionen sollen mit Unterstützung des BRA Bestimmungen für Reisen ins Ausland festlegen. Die Arbeitsschwerpunkte für die einzelnen Religionen sind im Wesentlichen gleich geblieben (www.sara.gov.cn 2.01.2014). 
Für Einzelheiten siehe den Beitrag in den Informationen dieser Nummer. 

4. Januar 2014:
14 Tote bei Panik in einer Moschee in Ningxia
Zu der Massenpanik in der Beida-Moschee im Kreis Xiji kam es während der Austeilung traditioneller religiöser Speisen bei einer Gedenkfeier für einen verstorbenen muslimischen Führer, berichtete Xinhua. Nach Angaben des regionalen Parteikomitees war Missmanagement die Ursache für das Unglück. Der Direktor des Verwaltungskomitees der Moschee wurde verhaftet, der Leiter der Kreisregierung wurde vom Dienst suspendiert, der Direktor des Kreisreligionsbüros und der Vizedirektor der Kreissicherheitsbehörde wurden ihrer Posten enthoben (Xinhua 5.,09.01.2014). 

8. Januar 2014:
Hauskirchenmitglieder aus Ostchina verunglücken bei Besuch in Gansu – Berichte in katholischen Medien
Drei Menschen starben und drei wurden verletzt, als ein Fahrzeug mit Mitgliedern zweier im Austausch stehender Hauskirchen aus Sushan in Hangzhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang und aus dem tibetischen Dorf Tielou, Kreis Wen, Stadt Nanlong in der nordwestchinesischen Provinz Gansu in einen Abgrund stürzte. Dies meldete UCAN auf seiner chinesischsprachigen Seite. Die Gruppe war auf dem Weg nach Tielou. Die Website der zur offiziellen katholischen Kirche auf dem Festland gehörenden Zeitung Xinde (Faith) übernahm die Meldung und hängte einen Aufruf zum Gebet für die Toten und Verletzten an (www.chinacatholic.org 12.01.2014; china.ucanews.com 10.01.2014).

9. Januar 2014:
Fund „nestorianischer“ Grabnische in Longmen-Grotten von Fachleuten bestätigt – vermutlich bisher frühester christlicher Grabfund in China
Bereits 2009 entdeckte der Archäologe Jiao Jianhui in den buddhistischen Longmen-Grotten bei Luoyang, Provinz He­nan, eine separat gelegene Gruppe von 16 kleinen Höhlennischen, von denen eine mit einem Kreuz gekennzeichnet ist. Da es in den Longmen-Grotten viele ähnliche Nischen gibt, die als Gräber für Körper oder Asche buddhistischer Verstorbener aus der Tang-Zeit (618–907) identifiziert wurden und an vergleichbarer Stelle mit buddhistischen Symbolen gekennzeichnet sind, und außerdem das gefundene Kreuz anderen bekannten „Nestorianer“-Kreuzen aus der Tang-Zeit ähnelt, schloss Jiao Jianhui auf eine tangzeitliche nestorianische Grabstätte. Diese Einschätzung wurde nun bestätigt und auch in den staatlichen Medien bekanntgegeben. Die ostsyrische Kirche, auch Kirche des Ostens (sog. „Nestorianer“, chin. jingjiao 景教 – „Lehre des Lichts“), gelangte als erste christliche Kirche schon im 7. Jh. nach China (UCAN 17.01.2014; china.ucanews.com 22.,23.01.2014; news.xinhuanet.com 12.01.2014). 
Für Einzelheiten siehe den Beitrag in den Informationen dieser Nummer.

9. Januar und 4. Februar 2014:
Dalai Lama: Verbleib Tibets in der Volksrepublik China ist von „gegen­seitigem Vorteil“ − Autonomie vorausgesetzt
Da Tibet rückständig sei, (sollte) es im eigenen wirtschaftlichen Interesse bei China bleiben, vorausgesetzt, China gebe Tibet echte Autonomie in Bereichen wie Kultur, Religion und Umwelt, sagte der Dalai Lama in Nagpur vor indischen Buddhisten am 9. Januar. Ähnlich äußerte er sich am 4. Februar in der Martin Luther Christian University im nordindischen Meghalaya (ANI 9.01.2014; India Today Online 4.02.2014).

9. Januar 2014:
Chinesische katholische Zeitung berichtet über Protest japanischer Religionsgemeinschaften gegen Besuch des Premierministers am Yasukuni-Schrein
Am 26. Dezember 2013 stattete Japans Präsident Abe Shinzō dem Schrein, in dem neben der Gefallenen mehrerer Kriege auch einer Reihe von verurteilten Kriegsverbrechern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs gedacht wird, einen umstrittenen Besuch ab, gegen den besonders China und Korea protestierten. Daraufhin berichtete Xinde (Faith), dass auch japanische Religionsgemeinschaften gegen diesen Akt protestiert hatten. Xinde zufolge gaben am 26. bzw. 28. Dezember folgende Religionsvertreter Protesterklärungen gegen den Schreinbesuch ab: Weihbischof Michael Matsuura Goro, Vorsitzender der Kommission Justitia et Pax der Japanischen Bischofskonferenz, im Namen der japanischen Katholiken, der Japanische Baptistenbund, der Japanische Christenrat sowie der Dachverband der Vereinigung des Shinshu [d.h. Amida]-Buddhismus, dem sich die Tempel Nishi Honganji und Higashi Honganji in Kyōto anschlossen. In der katholischen Erklärung hieß es, mit dem Besuch beschönige Abe den Krieg Japans gegen China, in Asien und im Pazifik, er trete die 20 Mio. Todesopfer und die bis heute unter den bitteren Erinnerungen Leidenden mit Füßen. Die Baptisten äußerten sich besorgt, da durch die wiederholten Schreinbesuche japanischer Premiers die Verantwortung für den Krieg geleugnet werde, was zu neuen Kriegen führe. Alle Erklärungen sprachen Xinde zufolge von einer Verletzung der in der japanischen Verfassung festgelegten Trennung von Religion und Staat. Xinde wies auch darauf hin, dass die Kommission für soziale Fragen der Japanischen Bischofskonferenz die Katholiken des Landes bereits 2006 dazu aufgerufen hat, den Schrein nicht zu besuchen (Xinde 9.01.2014; vgl. UCAN 22.11.2006).

9. Januar 2014:
Hohe Geldstrafe wegen Verstoß gegen die Ein-Kind-Politik gegen Filmregisseur Zhang Yimou verhängt 
Laut Xinhua forderte das lokale Familienplanungsbüro von Binhu, Stadt Wuxi, den international bekannten Regisseur und seine Frau zur Zahlung einer „social maintenance fee“ von 7,48 Mio. Yuan (ca. 875.000 Euro) auf, nachdem sie im Dezember zugegeben hatten, zwei Söhne und eine Tochter zu haben. Das Ehepaar habe die Strafe bezahlt, hieß es in einer späteren Meldung. Die South China Morning Post schrieb, dies sei die höchste Geldstrafe, die jemals gegen eine chinesische Familie wegen Verletzung der Ein-Kind-Politik verhängt wurde (South China Mornng Post 9.01.2014; Xinhua 9.01.; 7.02.2014).

12.–17. Januar 2014:
Diözese Fenyang (Shanxi) veranstaltet erstmals Fortbildung für geschiedene sowie ältere unverheiratete katholische Männer und Frauen
Der Kurs sollte den Betroffenen helfen, den Grund zu finden, warum sie mit ihren Gefühlen gescheitert sind, um so ein erneutes Scheitern vermeiden zu können, hieß es in der Meldung in der katholischen Zeitung Xinde. Durch Selbstreflexion, Gebet, Austausch und Gruppentherapie sollte Persönlichkeitswachstum erreicht werden. Außerdem gab es Informationen zur kirchenrechtlichen Situation Geschiedener. Es ging auch darum zu verhindern, dass Gläubige aus Enttäuschung, nicht vollständig an den Sakramenten teilnehmen zu können, die Kirche verlassen; es wurde bekräftigt, dass Gottes Liebe uns immer begleitet. An der Fortbildung wirkten der Priester Liu Huwei, der in Italien Ehemoral studiert hat, und die psychologische Beraterin Sr. Yu Jie mit (Xinde 13.02.2014). 
In China hat die Zahl der Ehescheidungen auch unter Katholiken deutlich zugenommen. Im August 2013 hatte die Diözese eine erste Familienberatungsstelle gegründet (vgl. China heute 2013, Nr. 3, Chronik, August 2013).

22. Januar 2014:
Einweihung des Theologischen Instituts Singapur
Ziel des Theological Institute of Singapore (CTIS), so Erzbischof William Goh von Singapur, ist die theologische Ausbildung von Laien in „systematischer“ Weise. Die Gründe für die Lehre müssten erklärt werden, so dass die Menschen den Glauben als „glaubwürdig und vernünftig“ verstünden. Das Institut wurde am 22. Januar u.a. in Anwesenheit des Apostolischen Nuntius Msgr. Leopoldo Girelli eingeweiht und nahm am 27. Januar mit mehr als 100 Studenten den Unterricht auf. Es stelle einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Kirche in Singapur dar, die mit 200.000 Katholiken etwa 5% der Bevölkerung ausmacht (Buddhismus ca. 43%, Christentum 18%, Islam 15%, Hinduismus und Daoismus 11,5%), so AsiaNews. Bischof Goh bezeichnete es als seltsame „Anomalität“, dass trotz des allgemein hohen Bildungsniveaus in der Bevölkerung – auch unter den Katholiken – bei Fragen der Theologie und kirchlichen Lehre eine weitverbreitete Haltung des „Misstrauens“ vorherrsche. Deswegen sei es wichtig, dass diejenigen, die in öffentlichen und verantwortungsvollen Posten oder im Bildungssektor arbeiteten, „von der kirchlichen Lehre geleitet werden“ und den Glauben und die christliche Lehre in „orthodoxer“ Wese weitergäben. Rektor James Yeo betonte, dass sich der theologische Kurs zunächst an Katholiken in Singapur wende, später möglicherweise jedoch auch für Studierende „umliegender Länder“ geöffnet werde (AsiaNews 8.02.2014).

26. Januar 2014:
Papst Franziskus gratuliert Menschen im Fernen Osten zum Neujahrsfest
Nach dem Angelusgebet auf dem Petersplatz sagte er: „In den kommenden Tagen feiern Millionen Menschen, die in Ostasien und vielen anderen Teilen der Welt leben, darunter Chinesen, Koreaner und Vietnamesen, das Mond-Neujahr. Ihnen allen wünsche ich ein Leben voller Freude und Hoffnung. Die ununterdrückbare Sehnsucht nach Brüderlichkeit, die in den Herzen dieser Menschen wohnt, möge in der Intimität der Familie ihren bevorzugten Ort finden, wo sie entdeckt, gebildet und verwirklicht werden kann. Dies wird ein wertvoller Beitrag zum Aufbau einer menschlicheren Welt sein, in der Frieden herrscht“ (Fides 27.01.2014)

28. Januar 2014:
Neujahrsgrüße der Religionsführer von Hongkong
In seinem traditionellen Neujahrsschreiben übermittelte das Kolloquium der sechs Religionsführer die besten Wünsche zum Jahr des Pferdes. Die Themen des Schreibens sind vielfältig, sie reichen von Anstrengungen um eine Verbesserung des weltweiten Klimas über die Wichtigkeit der Reinheit von Herz und Seele bis zu Gefahren des Internets sowie der Bedeutung von Familie und Erziehung. Das Schreiben enthält auch einen Aufruf für Frieden und Stabilität in Hongkong (Hong Kong Sunday Examiner 1.02.2014).

28. Januar 2014:
Erste Babyklappe in Guangzhou eingerichtet − und nach sechs Wochen wegen Überlastung geschlossen
Innerhalb von sechs Wochen wurden 262 Kinder – 148 Jungen und 114 Mädchen – anonym in der am 28. Januar eingerichteten ersten Babyklappe in Guangzhou abgegeben. Über 90% von ihnen überlebten. Zwei Drittel der Babys waren jünger als ein Jahr, es gab aber auch Kinder im Alter von fünf oder sechs Jahren – alle mit schweren Krankheiten bzw. Behinderungen. Wegen Überlastung wurde die Einrichtung nunmehr vorerst geschlossen.
Die erste Babyklappe – auf Chinesisch „Sicherheitsinseln für Babys“ – wurde als Pilotprojekt im Juli 2011 in Shijia­zhuang eingerichtet (dort wurden bisher 181 Kinder abgegeben). Kurz danach gestattete das Ministerium für Zivilverwaltung die Einrichtung in allen großen Städten Chinas – 25 Städte haben bislang davon Gebrauch gemacht. Die chinesischen Babyklappen sind kleine betretbare Häuschen, ausgestattet mit einem Kinderbett, Inkubator und Sauerstoffversorgung. Eltern können das Kind in dem Raum ablegen und eine Alarmtaste drücken. Innerhalb weniger Minuten wird das Kind von professionellen Kräften versorgt. Im Raum gibt es keine Kameras und die Polizei stellt keine Nachforschungen an. Auffällig viele der anonym abgegebenen Babys leiden an Behinderungen oder Krankheiten. Ein Grund für Eltern, ihre Babys abzugeben, liegt an der teuren medizinischen Versorgung, die sich viele nicht leisten können. Das Aussetzen von Kindern bleibt in China illegal. Die hohe Zahl von etwa 100.000 ausgesetzten, meist neugeborenen Kindern ist u.a. das Ergebnis der Ein-Kind-Politik, da sich die Eltern häufig gesunde Jungen wünschen. Auch kommt es bei jungen, unverheirateten Wanderarbeiterinnen immer wieder zu Schwangerschaften und Aussetzen von Neugeborenen, so ein Bericht aus Shen­zhen in der South China Morning Post.
Über Babyklappen wird in China in den chinesischen Netzwerken rege diskutiert. Sehen sie einige als Lebensretter an, so meinen andere, dass Babyklappen dazu beitrügen, dass Eltern ihr Neugeborenes schneller aufgäben. Gleichzeitig werden immer wieder Stimmen nach einem guten Sozialversicherungssystem laut, das auch eine bessere Versorgung von Kindern mit Behinderungen gewährleisten würde (Shanghaiist 12.2.2014; South China Morn­ing Post 10.,20.12.2013; Spiegel online 17.03.2014; The Guardian 17.03.2014.; UCAN 10.02.2014; www.stimmen-aus-china.de 17.08.2013).

31. Januar 2014:
Chinesisch Neujahr: Kampagnen gegen Luftverschmutzung auch in den Tempeln
Nach dem Jahr der Schlange begann am 31. Januar nach dem Mondkalender das Jahr des Pferdes. Zum diesjährigen Neujahrsfest wurde aus Gründen einer zunehmenden, immer bedrohlicher werdenden Luftverschmutzung die Zahl der Geschäfte, die in Beijing Feuerwerkskörper verkaufen durften, erneut um 12 Prozent reduziert. Eine erste Reduzierung hatte bereits im vergangenen Jahr stattgefunden. Gleichzeitig wurden teurere, aber umweltfreundliche Feuerwerkskörper beworben. An dieser „Werbekampagne“ beteiligten sich auch Vertreter der Chinesischen buddhistischen und Chinesischen daoistischen Vereinigung, die sich bei einer Pressekonferenz am 22. Januar für umweltfreundliche Räucherstäbchen einsetzten. So werden z.B. seit Anfang Dezember im Lama-Tempel in Beijing aus Pinien- und Zedernholz sowie anderen natürlichen Materialien hergestellte Räucherstäbchen kostenlos an die Besucher ausgegeben. „Die Luftqualität im Tempel hat sich seither deutlich verbessert – und mit ihr das Umweltbewusstsein der Besucher“, betonte Abt Hu Xuefeng (Xinhua 22.,24.1.2014). 

13. Februar 2014:
China Aid Association veröffentlicht ihren 2013 Persecution Report, sieht erneut Zunahme religiöser Verfolgung von Christen in China
Die in den USA ansässige Organisation China Aid, die sich für die Rechte der chinesischen Hauskirchen einsetzt, sprach in ihrem Bericht von 143 Fällen der Verfolgung von Christen durch Regierungsstellen im Jahr 2013, bei denen insgesamt 1.470 Personen (davon 54 Pastoren) festgenommen und 12 verurteilt wurden. Es gab 16 Fälle von physischer oder verbaler Misshandlung, 50 Personen wurden misshandelt. China Aid stellte für die letzten acht Jahre eine kontinuierliche Verschlechterung der Lage und einen Anstieg der Fallzahlen fest. Von Verfolgung betroffen waren im Jahr 2013 laut China Aid sowohl Hauskirchen als auch Drei-Selbst-Kirchen in der Stadt und auf dem Land sowie einzelne Christen, darunter Kleriker, Laien, Studenten, Dissidenten, christliche Buchhändler und christliche Angehörige ethnischer Minderheiten. Für die katholische Kirche stellte die Organisation im Jahr 2013 „relativen Frieden“ fest, es sei aber noch zu früh, daraus Schlüsse auf eine Absicht der Xi-Administration auf Verbesserung der Beziehungen zum Vatikan zu ziehen. Die Strategie der Behörden 2013 charakterisierte China Aid als „Zerstörung des angesammelten sozio-kulturellen Kapitals des Christentums“. Die Organisation griff folgende Arten von Fällen heraus: Enteignung kirchlicher Immobilien; Vorgehen gegen große Hauskirchen in Städten mit dem Ziel, ihre Entwicklung einzudämmen; „Krieg auf dem kulturellen Schlachtfeld“, etwa gegen christliche Publikationen oder gegen Evangelisierung an Universitäten. Zurückgegangen sei hingegen das Vorgehen gegen christliche Anwälte und Bürgerrechtsverteidiger (www.chinaaid.org/2014/02/china-aid-association-2013-persecution.html). 

28. Februar 2014:
China Daily berichtet über Akademiker im buddhistischen Longquan-Kloster
Das Kloster, das im Beijinger Universitätsviertel Haidian liegt, hat unter seinen Mönchen oder angehenden Mönchen eine Reihe von Akademikern, Professoren und IT-Spezialisten; der durchschnittliche Bildungsgrad der Mönche im Kloster ist nach Aussage seines Abtes vermutlich höher als der in der Bevölkerung – berichtete die staatliche China Daily. Einem „urbanen Mythos“ zufolge solle auch der Entwickler der Kurznachrichten-App WeChat entscheidende In­spiration im Longquan-Kloster gefunden haben. Das Kloster, das sehr viele Freiwillige anzieht, hat u.a. eine Gruppe von 30 Freiwilligen aus IT-Firmen, die sich um das Netzwerk und Software-Dienste kümmern. Hauptsächlich über den Freiwilligendienst kommen Leute dazu, als Novize und später Mönch ins Kloster einzutreten, schrieb die Zeitung. Dort studieren auch rund 200 Laienbuddhisten den Dharma (China Daily 28.02.2014). 
Der Abt des Klosters, Meister Xuecheng, ist Vizevorsitzender der Chinesischen buddhistischen Vereinigung. 

1. März 2014:
Anschlag in Kunming − Reaktionen aus den religiösen Organisationen
Sechs Männer und zwei Frauen griffen am 1. März die Passagiere am Bahnhof der Stadt Kunming (Provinz Yunnan) mit langen Messern an, sie töteten 29 Menschen und verletzten über 140. Die Regierung identifizierte die Täter als uigurische Separatisten. Der Anschlag löste Erschütterung in ganz China aus und viele Gläubige beteten für die Opfer, was sich auch in den Online-Plattformen niederschlug. Am 5. März hielten die Vertreter der offiziellen Provinz­organisationen der Buddhisten, Daoisten, Muslime, Katholiken und Protestanten eine Versammlung ab, in der sie den Terroranschlag scharf verurteilten. Er weiche völlig von der Lehre der Religionen ab und trete die Menschenrechte mit Füßen. Die Religionsführer riefen die religiösen Kreise in Yunnan auf, die Grausamkeit der Terroristen zu erkennen und unter Führung von Partei und Regierung Einheit, wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftliche Harmonie voranzutreiben. Über die Auswirkungen des Anschlags auf die Uiguren in China berichtete u.a. die South China Morning Post am Beispiel Beijings, dort sprachen Uiguren von verschärften Personenkontrollen und fürchteten wachsende Ressentiments (South China Morning Post 11.03.2014; Xinhua 3.,5.03.2014; www.sara.gov.cn 6.03.).

5. März 2014:
Papst Franziskus berichtet von Briefwechsel zwischen ihm und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping
In einem am 5. März veröffentlichten Interview mit dem Corriere della Sera sagte Papst Franziskus auf die Frage nach den Beziehungen des Vatikan zu China: „Wir sind China nahe. Ich habe dem Präsidenten Xi Jinping einen Brief geschrieben, als er gewählt wurde, drei Tage nach mir. Und er hat mir geantwortet. Es gibt einige Beziehungen. Es ist ein großes Volk, das ich liebe“ (deutsche Übersetzung Radio Vatikan 05.03.2014).

16. März 2014:
Papst Franziskus ruft zum Gebet für Insassen des verschollenen Flugs MH370 der Malaysia Airlines auf
Der Papst bat nach dem Angelusgebet auf dem Petersplatz die versammelten Gläubigen, für Passagiere und Crew des am 8. März auf dem Weg nach Peking verschwundenen Flugzeugs und für ihre Familien zu beten. An Bord waren 239 Menschen, darunter 154 chinesische Staatsbürger (Vatican Insider 16.03.2014).

16. März 2014:
Bischof Fan Zhongliang SJ von Shanghai stirbt im „Untergrund“ mit 96 Jahren
Bischof Fan war der vom Papst, aber nicht von der Regierung anerkannte und deshalb im Untergrund wirkende Ortsbischof der Diözese Shanghai. Bischof Fan wurde 1918 geboren. Er trat 1938 in Shanghai ins Noviziat der Jesuiten ein – zusammen mit dem späteren offiziellen Bischof von Shanghai Jin Luxian – und wurde 1951 zum Priester geweiht. 1955 wurde er mit dem damaligen Bischof (später Kardinal) von Shanghai Gong Pinmei und anderen Priestern, darunter Jin Luxian, verhaftet und erst 1979 aus dem Gefängnis entlassen. Am 27. Februar 1985 wurde er insgeheim zum Koadjutorbischof von Shanghai geweiht – kurz nachdem Jin Luxian am 27. Januar 1985 ohne Ernennung Roms zum Weihbischof geweiht worden war. Nach dem Tod von Kardinal Gong im Jahr 2000 wurde Bischof Fan der Ortsbischof. UCAN zufolge war Bischof Fan auch der Präsident der chinesischen Bischofskonferenz im Untergrund. Bis zu seinem Tod stand Bischof Fan unter strikter Überwachung durch die Behörden. Dennoch holten sich – wie Anthony Lam vom Holy Spirit Study Centre berichtete – fast alle jungen Priester aus der offiziellen Kirche vor ihrer Priesterweihe Bischof Fans Segen, ein Zeichen für den Respekt, den er genoss. AsiaNews zufolge wurden Bischof Fan und Bischof Jin vor einigen Jahren versöhnt.

18. März 2014:
Nachruf des Sekretärs der päpstlichen Kongregation für die Evangelisierung der Völker auf Bischof Fan bezeichnet Bischof Ma als Nachfolger
Bischof Fan sei für viele Katholiken ein Symbol des Vertrauens auf den Herrn und der Treue zum Papst gewesen, schrieb Erzbischof Savio Hon. Er habe in seiner Klarheit und Wahrheit auch barmherzig sein können, weshalb die spätere Versöhnung mit Bischof Jin Luxian möglich gewesen sei. Nachdem nun beide gestorben seien, bleibe die Kirche in Shanghai nicht ohne Führung zurück. Die Präsenz von Msgr. Ma Daqin sichere Kontinuität. Die Mehrheit der Katholiken Shanghais folge ihm und liebe ihn als den Hirten von Shanghai. „Und es ist eine wundervolle Sache, dass er der Nachfolger sowohl von Msgr. Jin als auch von Msgr. Fan ist. Durch ihn kann die Kirche von Shanghai wirklich eine neue Ära der Versöhnung erleben“. 
Der Nachruf wurde durch AsiaNews (18.03.2014) veröffentlicht.

19. März 2014:
Staatliche Global Times publiziert Artikel mit dem Titel „Katholische patriotische Vereinigung warnt Vatikan vor Einmischung“
Der Vatikan solle Chinas Souveränität respektieren und sich nicht in Chinas Bischofsernennungen einmischen, sagte Liu Yuanlong, Vizepräsident der Patriotischen Vereinigung, laut Global Times „in Reaktion auf Papst Franziskus’ Enthüllung seines Briefwechsels mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping“. Franziskus sei der erste Papst, der enthülle, dass er ein Antwortschreiben eines chinesischen Führers erhalten habe, schrieb die Global Times (Phoenix TV zitierend) und gab einige Sätze aus dem Papst-Interview im Wortlaut wieder. Der Artikel zitierte aber auch Katholizismusforscherin Wang Meixiu mit der Aussage, dass die chinesische Kirche Chinas immer Kontakt mit dem Vatikan gehabt habe, wenn auch nicht im Namen seiner kirchlichen Organisationen; der Papst sei willens, die Beziehungen mit China zu konsolidieren. Der Hongkonger Kardinal John Tong wird mit einem Hinweis auf den Mangel an Kommunikation und Verständnis auf beiden Seiten zitiert. Franziskus, der Provinzoberer des Jesuitenordens gewesen sei, könne möglicherweise vorteilhaft für die Normalisierung der beiderseitigen Beziehungen sein, da auch der China-Missionar Matteo Ricci, dessen Freundschaft vom chinesischen Volk weithin anerkannt war, von dieser Organisation gewesen sei, heißt es in dem Artikel (Global Times 19.03.2014).

22. März 2014:
Requiem für Bischof Fan Zhongliang in Shanghai − mit Beteiligung von Untergrund und offizieller Kirche
Die Behörden entfernten kurz nach Bischof Fans Tod seine Biretta, ein Zeichen, dass sie ihn nicht als Bischof anerkannten, berichtete UCAN unter Berufung auf kirchliche Quellen. Sie erlaubten dann aber doch eine Requiemmesse für ihn, allerdings nicht in einer Kirche, sondern in einem Bestattungshaus, und ohne Benutzung des Titels „Bischof“. Nach Berichten von AsiaNews und UCAN nahmen rund 5.000 Katholiken an dem Requiem am 22. März teil. Die Polizei regelte den Verkehr vor dem Bestattungshaus, der Gottesdienst wurde auf einen großen Bildschirm in den Hof übertragen. Auch Ausländer waren anwesend, so der kanadische Minister für Staatsbürgerschaft und Einwanderung, Chris Alexander (der kanadische Botschafter für Religionsfreiheit, Andrew Bennett, hatte am 20. März eine Beileidserklärung veröffentlicht). 61 oder 70 (nach verschiedenen Quellen) Priester aus dem Untergrund- und dem offiziellen Teil der Diözese sowie aus anderen Diözesen konzelebrierten bei der Messe, die von Priester Zhu Yude, Leiter der Gemeinde im Untergrund, gehalten wurde. Einige Priester des offiziellen Teils der Diözese Shanghai seien von den Behörden an der Teilnahme gehindert worden, schrieb UCAN. Bischof Thaddäus Ma Daqin, der unter Hausarrest steht, seit er im Anschluss an seine Bischofsweihe am 7. Juli 2012 den Austritt aus der Patriotischen Vereinigung erklärte, erschien nicht. Laut UCAN stand er ab 16. März unter verschärfter Überwachung. Auch in der St. Ignatius-Kathedrale wurde eine Messe für Bischof Fan gehalten. Der Leichnam des Bischofs wurde verbrannt und soll auf einem Friedhof in dem Gebiet von Sheshan begraben werden, wo Katholiken ein Grab für ihn kauften (AsiaNews 17.,18.,22.03.2014; UCAN 17.,24.03.2014; www.cic.gc.ca 24.03.2014; www.international.gc.ca/media/orf-blr/news-communiques/2014/03/20.aspx). 


K. Feith
K. Wenzel-Teuber

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