Chronik zu Religion und Kirche in China Dezember 2010 bis März 2011

7.–9. Dezember 2010:
8. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas
Ein Hauptpunkt der umstrittenen Versammlung war die Wahl einer neuen Leitung der offiziellen Gremien, insbesondere des Vorsitzes der (von Rom nicht anerkannten) Chinesischen katholischen Bischofskonferenz und der Patriotischen Vereinigung der chinesischen katholischen Kirche (siehe China heute 2010, Nr. 4, S. 208f.Chronik, 30. November und 7.-9. Dezember 2010 sowie die Informationen und die Dokumentation dieser Nummer).

8. Dezember 2010:
Bodhgaya: Feier 900 Jahre Reinkarnationslinie der Karmapas
Mit einer zweitägigen Feier im Kloster Tergar in Bodhgaya (dem Ort der Erleuchtung des Buddha in Nordindien) beging der 17. Karmapa Ogyen Trinley Dorje die 900-Jahrfeier der Entstehung seiner Reinkarnationsline, die mit Düsum Khyenpa (1100–1193), dem Gründer der Karma-Kagyu-Schule, begonnen hatte. Ebenfalls in Bodhgaya, im Mahabodhi-Tempel, feierte sein Rivale, der 17. Karmapa Trinley Thaye Dorje, am 30. Dezember 2010 das gleiche Jubiläum. Der 25-jährige Ogyen Trinley Dorje, der 1999 aus der Volkrepublik China nach Indien floh, ist sowohl von der chinesischen Regierung wie auch vom Dalai Lama als 17. Karmapa anerkannt; Teile der Karma-Kagyu erkennen hingegen den 27-jährigen Trinley Thaye Dorje als Karmapa an. 
Die Linie der Karmapas, der religiösen Führer der Karma-Kagyu Schule, gilt als die früheste Reinkarnationslinie des tibetischen Buddhismus. Der Karmapa Lama ist der dritthöchste geistliche Würdenträger des tibetischen Buddhismus nach dem Dalai Lama und dem Panchen Lama (Asianews 6.12.2010; www.karmapa-news.org 30.12.2010; www.tibetsun.com 7.12.2010).

9.–11. Dezember 2010:
Delegation des Chinesischen Christenrats in Deutschland
Die vom Präsidenten des Christenrats, Rev. Gao Feng, geleitete Delegation besuchte auch die Schweiz und die Niederlande. Themenschwerpunkte des Besuchs waren diakonische Arbeit und theologische Ausbildung (siehe den Beitrag in den Informationen dieser Nummer).

10. Dezember 2010:
Verleihung des Friedensnobelpreises an abwesenden Bürgerrechtler Liu Xiaobo
Da Liu Xiaobo derzeit in China eine 11-jährige Gefängnisstrafe verbüßt, wurde in Oslo die Auszeichnung symbolisch auf einen leeren Stuhl gelegt. Die chinesischen Behörden hatten seine Frau unter Hausarrest gestellt und eine Reihe von Mitunterzeichnern der von ihm initiierten „Charta 08“ an der Ausreise gehindert. Nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International durften mehr als 200 Chinesen nicht ins Ausland reisen, standen unter Hausarrest oder wurden festgenommen. Es war erst das zweite Mal in der Geschichte des Friedensnobelpreises, dass niemand die Auszeichnung entgegennehmen konnte. Die Preisverleihung wurde von Protesten der chinesischen Regierung begleitet (www.dw-world.de 10.12.2010 – vgl. China heute 2009, Nr. 1, S. 72010, Nr. 3, S. 144).

11. Dezember 2010:
Kathedrale von Tianjin wird „Energiesparkirche“
An diesem Tag wurden drei Energiesparlampen am Deckengewölbe der großen neoromanischen Xikai-Kirche angebracht, die künftig das Kirchenschiff beleuchten und enorme Stromeinsparungen bringen sollen. Die Lampen im Wert von je 3.000 Yuan wurden von den Gläubigen gespendet. Mit der Aktion folgte die Gemeinde einem Aufruf der asiatischen Bischöfe zum Umweltschutz und Energiesparaufrufen der Behörden. Die Ressourcen, die Gott für die ganze Menschheit geschaffen habe, sollten mehr Menschen zur Verfügung stehen – heißt es in dem Bericht (Xinde 20.01.2011).

13.–14. Dezember 2010:
Katholisches Forum zur Ausbildung von geistlichen Berufen tagt in Shijiazhuang
Zu der zweitägigen Veranstaltung in der Provinzhauptstadt von Hebei kamen ca. 70 Teilnehmer, darunter Bischof Yang Xiaoting aus der Diözese Yan᾽an, die Rektoren von 10 Priesterseminaren und einer Reihe Kleiner Seminare, Studienleiter und Prokuratoren. Ferner anwesend waren Ordensoberinnen und Leiterinnen von Noviziaten von Frauenorden aus ganz China – heißt es in einem Bericht der katholischen Zeitung Xinde (1.02.2011). Organisator war das Xinde-Kulturinstitut. Inhaltlich ging es um eine gründliche und zeitgemäße Ausbildung an den Seminaren, ebenso aber auch um eine fortgesetzte und zielgerichtete Weiterbildung der geistlichen Berufe. An den Gesprächen nahmen auch Vertreter der Seminaristen aus zwei Priesterseminaren teil. Aus Hongkong, Korea, USA, den Philippinen und Deutschland waren Vertreter eingeladen worden, um über deren Ausbildungsprogramme für chinesische Priester, Schwestern und Seminaristen zu berichten. Für die USA tat dies P. Larry Lewis MM, für Deutschland P. Anton Weber SVD (China-Zentrum) (AW).

15. Dezember 2010:
Offener Brief der Priester der Diözese Cangzhou an die Regierung
Li Liangui, päpstlich und staatlich anerkannter Bischof von Cangzhou (Xianxian, Provinz Hebei), war nach seiner erzwungenen Teilnahme an der ohne päpstliches Mandat erfolgten Bischofsweihe in Chengde (20. November) nicht in seine Diözese zurückgekehrt – manchen Vermutungen zufolge, um nicht zur Teilnahme an der Nationalversammlung genötigt zu werden. Die Behörden drohten der Diözese mit Konsequenzen, falls er nicht gefunden werde. Am 15. Dezember unterschrieben alle Priester der Diözese eine Eingabe an die Regierung, in der sie die Sorge um die Sicherheit ihres Bischofs zum Ausdruck brachten. Sie stellten darin folgende Fragen: 1. Es gebe keine gesetzliche Verpflichtung zur Teilnahme an einer Bischofsweihe. Wo bleibe das in der Verfassung verankerte Recht auf Freiheit der Person? 2. Bischofswahlen seien eine innerkirchliche Angelegenheit; wolle China etwa eine Staatsreligion einführen? 3. Die Zentrale der Diözese sei von Polizeifahrzeugen umstellt. Bedeute das eine Rückkehr zur Kulturrevolution? 
Bischof Li war der einzige offizielle Bischof der jungen Generation, von dem bekannt ist, dass er nicht an der Nationalversammlung teilnahm. Er kehrte erst am 17. Dezember in sein Bistum zurück, woraufhin er zu einer „Studiensitzung“ in ein Gästehaus gebracht wurde und einen Reuebrief wegen „unautorisiertem Fernbleiben von Pflichten“ schreiben musste. Leser von CathNews China wählten ihn zur „chinesischen katholischen Persönlichkeit des Jahres 2010“ (siehe Wortlaut des Briefes in der Dokumentation; UCAN 20.01.2011; vgl. China heute 2010, Nr. 4, S. 208f.Chronik, 30. November und 7.-9. Dezember 2010 sowie den Beitrag in den Informationen).

17. Dezember 2010:
Kommuniqué des Presseamts des Hl. Stuhls zur 8. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche
Das Kommuniqué beklagt die Versammlung. Der Heilige Stuhl habe vorher insbesondere die Bischöfe wissen lassen, dass sie nicht teilnehmen sollten. Jeder, der teilgenommen habe, wisse, was er vor Gott und der Kirche zu verantworten habe; Bischöfe und Priester müssten sich zudem mit den Erwartungen ihrer Gläubigen auseinandersetzen. Der Heilige Stuhl verurteile die schwere Verletzung der Glaubens- und Gewissensfreiheit, da viele Priester und Bischöfe zur Teilnahme gezwungen wurden. Das Kommuniqué bezeichnet die Wahl der Vorsitzenden von Bischofskonferenz und Patriotischer Vereinigung – die in dieser Form nicht anerkannt werden könnten bzw. deren Prinzipien mit der katholischen Lehre unvereinbar seien – als zutiefst bedauerlich. Die Versammlung habe den Versöhnungsprozess innerhalb der Kirche erschwert und den mit der chinesischen Regierung aufgebauten Dialog beschädigt (siehe Wortlaut des Kommuniqués in der Dokumentation dieser Nummer; vgl. China heute 2010, Nr. 4, S. 208f.Chronik, 30. November und 7.-9. Dezember 2010 sowie den Beitrag in den Informationen).

22. Dezember 2010:
Sprecher des Büros für religiöse Angelegenheiten zum Kommuniqué des Vatikans vom 17. Dezember
Die Erklärung des Vatikans sei unklug und unbegründet, heißt es in dem von Xinhua (22.12.) veröffentlichten Text. Die Chinesische katholische patriotische Vereinigung und die Bischofskonferenz der katholischen Kirche in China seien rechtmäßige und nach dem Gesetz registrierte gesellschaftliche Organisationen, die vorschriftsmäßig alle 5 Jahre eine Versammlung ihrer Vertreter abhalten. Dazu bräuchten sie keine Anerkennung ausländischer Organisationen oder Staaten. Es gehe auch nicht um Fragen der katholischen Lehre. Der Vatikan habe damit gedroht, kirchliche Vertreter für ihre Teilnahme an der Versammlung zu bestrafen; sei es nicht klar, wer hier Zwang ausübe? Während der Vatikan Verhandlungen mit China führe, mische er sich gleichzeitig in die inneren Angelegenheiten der chinesischen katholischen Kirche ein, um die Kontrolle über sie wiederzugewinnen. China könne seine Prinzipien nicht aufgeben und hoffe, dass der Vatikan zum korrekten Weg des Dialogs zurückkehre (siehe Wortlaut in der Dokumentation dieser Nummer; vgl. China heute 2010, Nr. 4, S. 208f.Chronik, 30. November und 7.-9. Dezember 2010 sowie den Beitrag in den Informationen).

22. Dezember 2010:
Petition gegen Bau einer protestantischen Kirche in Konfuzius᾽ Geburtsort
Konfuzianische Gruppen und zehn bekannte Gelehrte verlangen in dem online veröffentlichten Schreiben den Stopp der Baupläne in Qufu (Provinz Shandong), dem Geburtsort von Konfuzius. Sie fordern, dass die Kirche in Größe und Ausmaß nicht den Konfuzius­tempel übertreffen dürfe. Es verletze die Gefühle der Konfuzianzer, für die Qufu ein besonders heiliger Ort sei. Weiter wird gefordert, dass die Kirche nicht im gotischen Stil gebaut werden dürfe, sondern sich in puncto Architektur an den chinesischen Stil anpassen müsse. Darüber hinaus solle man erst die Wiederbelebung bzw. die „Renaissance“ der eigenen chinesischen Kultur vorantreiben und die Interessen der indigenen konfuzianischen Glaubensgemeinschaft schützen. Damit einhergehend wird die Forderung der Anerkennung des Konfuzianismus als Religion und somit die Gleichstellung gegenüber den anderen anerkannten Religionen in China geäußert. Bis 2. Januar 2011 meldete die konfuzianische Website chinarujiao.net 572 Unterschriften für die Petition. 
In Qufu soll 3 km vom Konfuziustempel entfernt eine 41 m hohe Kirche im gotischen Stil für 3.000 Gottesdienstbesucher entstehen – meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am 13. Dezember. An die Kirche solle ein Zentrum für den christlich-konfuzianischen Dialog angegliedert werden. Laut Feng Zongjie, Leiter der protestantischen Drei-Selbst-Bewegung von Qufu, gibt es in der Stadt fast 10.000 protestantische Christen, die bisher nur über eine provisorische Kirche verfügen. Der Xinhua-Bericht erwähnt ferner einen Pastor Kong Xiangling, Nachfahre des Konfuzius (d.h. „Meister Kong“) in der 75. Generation. Auch der Leiter des örtlichen Religionsbüros heißt Kong (AP 25.12.2010; South China Morning Post 5.01.2011; Xinhua 13.12.2010. Text der Petition unter www.rjfx.net/dispbbs.asp?boardID=4&ID=12188&page=1). (Felix Bohlen)

23. Dezember 2010:
Papst ernennt Chinesen zum Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker
Der Hongkonger Salesianer Savio Hon Tai-Fai erhielt damit die zweithöchste Position in der Vatikanbehörde, die für die Missionsarbeit der Kirche zuständig ist und Jurisdiktion über die Kirche in China hat. Gleichzeitig wurde er zum Erzbischof ernannt (Weihe durch Papst Benedikt am 5. Februar 2011). Der 1950 geborene Erzbischof Hon war bisher Professor der Theologie am Seminar von Hongkong, seit 2004 auch Mitglied der päpstlichen Internationalen Theologenkommission. Von Anfang der 1990er Jahre bis 2003 war er mehrfach Gastdozent an Priesterseminaren in Festlandchina. Er war auch Provinzial der Chinaprovinz des Salesianerordens, zu der Hongkong, Macau, Taiwan und Festlandchina gehören. Hon ist der erste Chinese, der eine führende Position in der römischen Kurie innehat. Er hoffe, in seiner Position als Brücke fungieren zu können, sagte er am 20. Februar 2011 in einem Gespräch mit Hongkonger Katholiken. Der Vatikan dürfe in Verhandlungen mit China jedoch nicht um der Normalisierung willen zu viele Zugeständnisse machen, sonst bestehe die Gefahr der Verdrehung der Natur der Kirche (AP 5.02.2011; UCAN 11.,19.,21.01.2011; Vatican Information Service 23.12.2010).

23. Dezember 2010:
Vinzent Zhu Weifang wird offiziell als Bischof von Wenzhou installiert
Damit wurde der 83-jährige Bischof Zhu von der Regierung anerkannter Ortsbischof von Wenzhou (Provinz Zhejiang). Bischof Zhu und rund 30 Priester betreuen den offiziellen Teil der Diözese, während der 47-jährige Bischof-Koadjutor Shao Zhumin mit 17 Priestern im Untergrund tätig ist. Shao und seine Priester blieben der Installation fern, weil – so Quellen von UCAN – Zhus Einsetzung mit Zustimmung der offiziellen Bischofskonferenz erfolgte; im Untergrund sei man zudem über Zhus Teilnahme an der 8. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas enttäuscht. Bischof Zhu war 2009 insgeheim geweiht worden, nachdem er und Bischof Shao 2007 zur gleichen Zeit eine Ernennung von Rom erhalten hatten. Die Diözese Wenzhou hat etwa 120.000 Katholiken (UCAN 23.12.2010).

25. Dezember 2010:
Papst Benedikt XVI. beim Segen „urbi et orbi“ zu China
Die Geburt des Erlösers stärke Glauben und Mut der Gläubigen in der Kirche Festlandchinas und leite die politischen und religiösen Führungskräfte dazu an, sich für die volle Achtung der Religionsfreiheit einzusetzen, betete der Papst bei dem traditionellen Weihnachtssegen (siehe Wortlaut in der Dokumentation).

28. Dezember 2010:
Beijing weist Papstbotschaft zurück
Der Vatikan müsse den Tatsachen der Religionsfreiheit und der Entwicklung des Katholizismus in China ins Auge sehen, erklärte Jiang Yu, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums (SCMP 29.12.2010).

29. Dezember 2010:
Auszeichnungen für „harmonische Kultstätten“ verliehen
Jia Qinglin, Vorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz, und andere hochrangige Vertreter von Partei und Regierung sprachen auf der Versammlung in Beijing, auf der die Auszeichnungen verliehen wurden. Wie der stellvertretende Ministerpräsident Hui Liangyu erklärte, stoßen die (seit einigen Jahren stattfindenden) landesweiten Aktivitäten zur „Schaffung harmonischer religiöser Stätten“ auf große Beachtung bei Partei und Regierung und Unterstützung bei Klerus und Gläubigen. Das Ziel sind patriotische, nach Statuten arbeitende, gesetzesbewusste und gegen Infiltration widerstandsfähige religiöse Versammlungsstätten. Landesweit erhielten 674 religiöse Versammlungsstätten, 151 Religionsgemeinschaften und 323 Persönlichkeiten aus den religiösen Kreisen eine Auszeichnung für ihre Verdienste auf diesem Gebiet (Xinhua 29.12.2010, nach www.sara.gov.cn).

31. Dezember 2010:
Schriftsteller Shi Tiesheng stirbt
Der Beijinger Schriftsteller Shi Tiesheng 史铁生 (geb. 1951) thematisierte in seinem umfangreichen Erzählwerk die condition humaine, oft am Beispiel von gesellschaftlichen Randgruppen, wie z.B. Behinderten. Dabei verarbeitete Shi auch sein persönliches Schicksal, das ihn bereits in jungen Jahren an den Rollstuhl fesselte. Leiden und Tod sind häufig wiederkehrende Motive  in seinem Schaffen. Seine Reflexionen über den Sinn der menschlichen Existenz und seine Verwendung religiöser Begriffe haben vor allem zu christlichen, aber auch zu daoistischen und buddhistischen Deutungen seines Werkes geführt. Seine Erzählung „Schicksalssaiten“ („Ming ru qinxian“) über einen blinden Zitherspieler bildete die Vorlage für Chen Kaiges Film Bian zou bian chang (Life on a String, 1991), der in Deutschland unter dem Titel Die Weissagung gezeigt wurde. Shi Tieshengs Werk wurde in China mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet und in Auswahl auch ins Englische, Französische und Japanische übersetzt (www.xinhuanet.com u.a.) (Barbara Hoster)

1. Januar 2011:
Taiwan: Tempel- und Kirchenglocken zum 100. Jahrestag der Staatsgründung
1.752 buddhistische Tempel und über hundert katholische Kirchen in Taiwan ließen am Neujahrstag um 10.00 Uhr Tempelglocken und -trommeln bzw. Kirchenglocken zu Ehren des 100. Gründungsjahres der Republik China erklingen. Die katholische Bischofskonferenz stellte Kirchen, die nicht über ein Geläut verfügen, zu diesem Zweck Aufnahmen von Kirchenglocken zur Verfügung. Im protestantischen Bereich luden verschiedene Denominationen zum gemeinsamen Gottesdienst ein. Das taiwanesische Innenministerium hatte alle Religionen aufgerufen, zum Beginn des Gründungsjubiläums Segensgebete für Taiwan zu spenden. 
Ein Aufstand in Wuchang am 10. Oktober 1911 löste die Xinhai-Revolution aus, die das Kaiserreich stürzte und zur Gründung der Republik China am 1. Dezember 1912 führte. Die Volksrepublik China feiert 2011 ebenfalls 100 Jahre Xinhai-Revolution sowie den 90. Jahrestag der Gründung der KP Chinas (UCAN 31.12.2010).

10. Januar 2011:
Papst zu diplomatischem Corps über Religionsfreiheit und China
In seiner Ansprache über die Religionsfreiheit in der Welt beim Neujahrsempfang für die Mitglieder des am Heiligen Stuhl akkreditierten diplomatischen Corps sprach Papst Benedikt XVI. u.a. über Länder, die „sich an philosophischen und politischen Systemen“ orientieren, die „eine strikte Kontrolle ... des Staates über die Gesellschaft fordern“. Anschließend erwähnte er die Katholiken in Festlandchina, „die eine Zeit von Schwierigkeiten und Prüfungen durchleben“ (siehe Wortlaut in der Dokumentation dieser Nummer).

11. Januar 2011:
7,9 m hohe Konfuzius-Statue auf dem Tian’anmen-Platz in Beijing enthüllt
Die Statue des Künstlers Wu Weishan wurde auf einem 1,6 m hohen Marmorsockel vor dem Nordeingang des neu renovierten Nationalmuseums (früher Geschichts- und Revolutionsmuseum) an der Ostseite des Platzes aufgestellt. Damit blickt sie dem – mit den Abmessungen 6 x 4,6 m etwas kleineren – Mao-Portrait über dem Tor des Himmlischen Friedens entgegen. Die Aufstellung der Konfuzius-Statue auf dem geschichtsreichen zentralen Platz der Hauptstadt wird von Kommentatoren im Rahmen der offiziellen Wiederaufwertung und Neubelebung des Konfuzius und seiner Lehre zur Stärkung der „soft power“ Chinas gesehen. Innerhalb von fünf Jahren wurden auf staatliche Initiative in 96 Ländern 322 Konfuzius-Institute gegründet, die der Verbreitung chinesischer Sprache und Kultur dienen und im Ausland für ein positives Chinabild werben sollen. Bis 2020 sollen 1.000 solche Institute errichtet werden. 
Mit Studentenprotesten auf dem Tian’anmen-Platz begann 1919 die „Bewegung des 4. Mai“, die u.a. die „Niederschlagung des Konfuzius-Ladens“ forderte. Auch in den ersten Jahrzehnten der Volksrepublik, insbesondere in der Zeit der Kulturrevolution, wurde Konfuzius immer wieder attackiert (SCMP 12.01.2011; Die Welt 13.01.2011.).

13. Januar 2011:
Priesterseminar von Hebei gibt neue Leitung bekannt
Neuer Rektor ist Bischof Feng Xinmao von Hengshui (Jingxian, Hebei), er ersetzt in diesem Amt den von Rom nicht anerkannten Bischof Ma Yinglin. Bischof Fang Jianping von Tangshan wurde zum Vorsitzenden und Priester Sun Jigen aus der Diözese Handan zum Sekretär des Seminarvorstands ernannt. Wie Asianews meldete, begrüßten die Seminaristen die Ernennung Bischof Fengs zum Rektor. Im November/Dezember 2010 waren sie in Streik getreten, weil das Büro für ethnische und religiöse Angelegenheiten der Provinzregierung von Hebei einen seiner Abteilungsleiter zum Vizerektor des Seminars ernannt hatte; am 4. Dezember nahm die Provinzregierung diese Entscheidung zurück (vgl. China heute 2010, Nr. 4, Chronik, 15. November bis 4. Dezember 2010). Das Regionalseminar hat gegenwärtig 116 Studenten (Asianews 15.01.2011; Xinde 1.02.2011).

13. Januar 2011:
Untergrundpriester in Hebei von Sicherheitsbeamten verschleppt
Der 40-jährige Peter Zhang Guangjun (Diözese Xuanhua, Provinz Hebei) wurde lokalen Quellen von UCAN (19.01.2011) zufolge von zehn Männern gewaltsam aus dem Haus einer katholischen Familie geholt und – ohne Schuhe und Mantel – weggebracht. Tage später war er immer noch verschwunden. Kirchliche Quellen vermuteten, die Behörden wollten Untergrundpriester dazu bringen, sich der offiziellen Kirche und der Regierung zu unterstellen.

8.–15. Januar 2011:
Offizielle Religionsdelegation aus Festlandchina besucht Taiwan
Die zehn Religionsvertreter gehören dem China Committee on Religion and Peace an, das dem Nationalitäten- und Religionskomitee der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes untersteht und der Weltkonferenz „Religions for Peace“ affiliiert ist. Dao Shuren, Vizevorsitzender der Chinesischen Daoistischen Vereinigung, leitete die Delegation, der auch Liu Yuanlong, Generalsekretär der Patriotischen Vereinigung der chinesischen katholischen Kirche, angehörte. Die Gruppe traf u.a. Erzbischof Hong Shanchuan SVD von Taibei und den emeritierten Bischof von Gaoxiong, Kardinal Shan Guoxi SJ. Liu lud den 89-jährigen Kardinal zu einem Besuch nach Festlandchina ein, der im Juni 2011 stattfinden soll. Bereits im September 2010 hatte eine festländische Religionsdelegation unter Leitung von Wang Zuo’an, dem Direktor des Büros für religiöse Angelegenheiten, Taiwan besucht (UCAN 12.,14.01.; 16.03.2011; vgl. China heute 2010, Nr. 3, Chronik, 15.–22. September 2010).

24. Januar 2011:
Staatliches Religionsbüro stellt seine Arbeitsschwerpunkte 2011 vor
Für Buddhismus und Daoismus nennt der Plan die Anleitung zum Austausch über die inhaltliche Ausrichtung unter dem Oberthema „Ruhe, Harmonie“. Für die katholische Kirche ist „Erziehung über die Prinzipien der Unabhängigkeit und Selbstverwaltung, Anleitung zum Vorantreiben der Selbstwahl und -weihe von Bischöfen“ als Arbeitsschwerpunkt geplant. Im protestantischen Bereich sollen die normale Ordnung der Aktivitäten gefördert und Gläubige angeleitet werden, von privaten Treffpunkten in registrierte Kirchen und Treffpunkte zu wechseln. Die Islamische Vereinigung soll bei der Verstärkung der Hadsch-Arbeit unterstützt, Einzelpilgerfahrten sollen unterbunden werden. Vorgesehen ist ferner eine Vertiefung des religiösen Austauschs mit Hongkong, Macau und Taiwan, eine Verstärkung der Kontrolle (guanli) der kollektiven religiösen Aktivitäten von Ausländern in China sowie die Abwehr von Infiltration durch ausländische Kräfte. Das Religionsbüro veröffentlichte die Arbeitspläne auf seiner Website (www.sara.gov.cn; vgl. Xinhua 24.01.2011).

26. Januar 2011:
KP-Chef Zhang Qingli: Tibet komplizierter als Xinjiang
Das Autonome Gebiet Tibet habe von allen Provinzen und Gebieten Chinas nicht nur die härtesten Natur-, sondern auch die kompliziertesten gesellschaftlichen Bedingungen, sagte Zhang Qingli in einem Interview mit China Daily. Zum Autonomen Uigurischen Gebiet Xinjiang bestünden Parallelen, aber auch Unterschiede: Tibet sei ethnisch einheitlicher. In Xinjiang gebe es über 20.000 Mo­scheen, aber nur 8.000 Imame; Tibet hingegen habe weniger als 1.800 Klöster, aber 46.000 Mönche. Die größte separatistische Kraft in Xinjiang, das East Turkistan Islamic Movement, sei von der UN als terroristisch kategorisiert und könne deshalb von den Behörden bekämpft werden, wohingegen tibetische separatistische Kräfte wie der Tibetan Youth Congress noch nicht als terroristisch kategorisiert seien. 
Zhang Qingli, seit 2006 Sekretär der KP des Autonomen Gebiets Tibet, hatte vorher Ämter in Xinjiang inne (China Daily 26.01.2011; TibetInfoNet News Digest 15.–28.01.2011).

27. Januar 2011:
Chinesischer Philanthrop beginnt Wohltätigkeitstour durch Taiwan
Insgesamt 500 Mio. NT$ (12 Mio. Euro) plante der in Festlandchina für publicityträchtige Wohltätigkeitsaktionen bekannte Milliardär Chen Guangbiao auf seiner – bereits fünften – Spendentour durch Taiwan zu verteilen. Allein in Hsinchu gab der mit chinesischen Geschäftsleuten und Journalisten angereiste Chen im Auditorium der Kreisregierung insgesamt 6,7 Mio. NT$ (ca. 160.000 Euro) an den lokalen Frauenverband, Wohlfahrtsorganisationen sowie an 315 bedürftige Familien, die „rote Umschläge“ mit je 10.000 NT$ (240 Euro) Bargeld erhielten. Weitere umgerechnet 65.000 Euro stellte er zur Finanzierung von Schulessen für arme Schüler zur Verfügung. Seine Tour war in Taiwan umstritten. Ein Vertreter des Rats für Festlandsangelegenheiten erklärte jedoch, die Regierung könne nicht eingreifen, da Chen gegen kein Gesetz verstoße; die Unterprivilegierten müssten selbst entscheiden, ob die Annahme von Chens Geld ihre Würde verletze (Central News Agency website 27.01.2011).

28. Januar 2011:
„Gemeinsame Erklärung zur Förderung der Harmonie der Religionen“
Das Dokument wurde im Namen der offiziellen Organe von Buddhismus, Daoismus, Islam, Katholizismus und Protestantismus veröffentlicht. Die Erklärung versteht sich als Beitrag zur „Woche der interreligiösen Harmonie“, die nach Beschluss der UN-Vollversammlung ab 2011 jährlich in der ersten Februarwoche durchgeführt werden soll. In fünf Punkten fordert sie Liebe zu Land und Religion, Festhalten an der Führung der Partei; Gleichberechtigung, Toleranz und mehr Austausch unter den Religionen; Bekämpfung des Missbrauchs von Religion, von Terrorismus, Separatismus, Extremismus und unmenschlichen Kulten; das Festhalten am Prinzip der Unabhängigkeit sowie positive Beiträge der Religionen zu Wohlfahrt, Wirtschaft und Naturschutz. 
Die offiziellen katholischen Leitungsgremien riefen die Diözesen in einem Rundschreiben auf, die Harmoniewoche zu begehen. Bischof Li Shan eröffnete in der Diözese Beijing die Woche am 27. Februar mit einer Messe. Viele andere Diözesen hätten sich jedoch zurückgehalten; einer katholischen Quelle zufolge betrachtete man diese „von der Regierung arrangierte Veranstaltung“ vielfach als „zu politisch“ – meldete UCAN (People’s Daily Online 28.01.2011; Renmin ribao nach fjnet.com 29.01.2011; UCAN 11.03.2011).

30. Januar 2011:
Einheitsfrontvertreter dementiert, dass Karmapa ein chinesischer Spion sei
Berichten zufolge wurde im Kloster Gyuto in Dharamshala, dem Wohnsitz im Exil des 1999 aus China nach Indien geflohenen 17. Karmapa Lama Ogyen Trinley Dorje, Bargeld in verschiedenen Währungen (darunter chinesische RMB) im Wert von über 1 Mio. US$ gefunden. In indischen Medien kursierte daraufhin der Verdacht, dass der Karmapa ein chinesischer Spion sei. Das Büro des Karmapa bestritt in mehreren Erklärungen auf seiner Website jegliche Kontakte mit der chinesischen Regierung, bei dem Geld handle es sich um Spenden von Anhängern aus verschiedenen Ländern. Die tibetische Exilregierung erklärte ihre Solidarität. Auch Xu Zhitao von der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas bestritt, dass die chinesische Regierung den 17. Karmapa zur Kontrolle der Klöster an der chinesisch-indischen Grenze benutzen wolle; eine solche Anschuldigung zeige nur das Misstrauen Indiens gegenüber China. Während der Vorwurf von Verbindungen zu China offenbar entkräftet wurde, schienen die indischen Behörden im Februar u.a. weiter wegen Verstößen gegen Devisenbestimmungen zu ermitteln (Global Times [online] 31.01.2011; India Today [online] 28.01.2011; Taz [online] 11.3.2011; www.guardian.co.uk 31.01.; 10.02.2011; www.sify.com 24.02.2011; www.voanews.com 31.01.2011; Statements des Büros des 17. Karmapa auf www.kagyuoffice.org/OfficialStatements.php).

Februar 2011:
Steigende Inflation – Auswirkungen auch auf Budgets der Kirchen
Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua sprach von Sorge wegen der anhaltenden Inflation in China. Im Februar stieg der Verbraucherpreisindex um 4,9%, der Herstellerpreisindex um 7,9%; für März sollen weitere Steigerungen erwartet werden. UCAN zufolge bringt dies Schwierigkeiten auch für die Finanzen der Pfarreien und der kirchlichen karitativen Arbeit mit sich. So erklärte Wang Ting vom Katholischen Sozialdienstzentrum der Diözese Xi’an, es komme zu Problemen in der Projektarbeit, da die letztes Jahr aufgestellten Budgets aufgrund der gestiegenen Kosten nicht mehr ausreichten (UCAN 26.01.2011; Xinhua 27.03.2011).

3. Februar 2011:
Chinesisch Neujahr
In China beginnt mit dem traditionellen Frühlingsfest das „Jahr des Hasen“.

6. Februar 2011:
Zeitung: 2010 in China weit mehr Scheidungen als Eheschließungen
Die chinesische Zeitung Fazhi wanbao meldete unter Berufung auf Zahlen des Ministeriums für zivile Angelegenheiten, im Jahr 2010 seien in ganz China 1,96 Mio. Scheidungen registriert worden, gegenüber nur 1,2 Mio. Eheschließungen. Als Gründe für die gestiegene Scheidungsrate werden insbesondere die Vereinfachung des Scheidungsrechts im Jahr 2003, die Trennung von Familien durch Arbeitsmigration und die größere finanzielle Unabhängigkeit von Männern und Frauen angeführt.

7. Februar 2011:
Brand im tausendjährigen Fahai-Tempel in Fuzhou
Der Brand zerstörte die Haupthalle des Tempels in Fuzhou (Provinz Fujian), viele Buddha-Statuen wurden beschädigt. Der im Jahr 945 gegründete Tempel, der auch Sitz der Buddhistischen Vereinigung der Provinz Fujian ist, beherberge zahlreiche wertvolle alte buddhistische Schriften, diese schienen jedoch den Brand überstanden zu haben, hieß es in einer Meldung. Das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten gab nach dem Vorfall einen Brandschutzaufruf an all seine Zweigstellen heraus (UCAN 17.02.2011, Xinhua 7.02.2011; english.cntv.cn 9.02.2011).

7. Februar 2011:
Diözese Handan: Messe für ausziehende Wanderarbeiter
In der Pfarrei Quzhou, Diözese Handan (Provinz Hebei), wurde eine eigene Messe für Gemeindemitglieder gehalten, die vor einem Wegzug aus der Gemeinde standen, um an anderen Orten zu arbeiten. Wie der zuständige Pfarrer Xu Shuwen berichtete, wurden die wegziehenden Gläubigen dabei aufgerufen, sich Empfehlungsschreiben der Pfarrei zu besorgen und am Zielort direkt die nächste Kirche aufzusuchen. Zudem verlange man von ihnen, an den vier großen Feiertagen im Jahr die heilige Messe zu besuchen und sich eine Dispens des Heimatpfarrers zu besorgen, wenn sie aus Arbeitsgründen sonntags nicht zur Kirche gehen können. Den meisten, aber leider nicht allen Pfarrern in den Zielorten liege die Seelsorge für katholische Migranten am Herzen, so Xu. Seine Pfarrei kümmert sich seit 2008 speziell um ihre wegziehenden Katholiken – das sind rund 10% der 10.000 Pfarrmitglieder mit steigender Tendenz. 
Die Arbeitsmigration vom Land in die Städte ist eine große Herausforderung für die katholische Kirche Chinas, da die Gläubigen dabei häufig den Kontakt zur Kirche verlieren. (Xinde 10.03.2011).

10. Februar 2011:
Früherer Leiter der Adventisten in China stirbt
Pastor David Lin starb im Alter von 93 Jahren in Loma Linda, Kalifornien. Bis 1950 leitete er in Shanghai als Sekretär (Geschäftsführer) die Siebenten-Tags-Adventisten in China. 1958 wurde er wegen „konterrevolutionärer Umtriebe“ unter Hausarrest gestellt, 1960 zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt. 1983 nahm er seinen Dienst als Pastor in Shanghai wieder auf. Nach 1991 übersiedelte er mit seiner Frau nach Kalifornien. 1949 gab es in China 21.168 erwachsen getaufte Adventisten, heute sind es fast 400.000 Gläubige, heißt es im Bericht des Adventistischen Pressediensts (11.03.2011).

14. Februar 2011:
Xinhua: Neue Direktiven zum Aufbau der geistigen Zivilisation auf dem Land
Die „Ansichten über die weitere Stärkung des Aufbaus der geistigen Zivilisation auf dem Land in der neuen Situation“ wurden vom Zentralkomitee der KP Chinas und vom Staatsrat veröffentlicht. Neben der Stärkung sozialistischer Kernwerte werden zahlreiche konkrete Fragen angesprochen, wie Aufbau von Infrastruktur, Gesundheitsversorgung, Umweltschutz, ethisches Verhalten etc. Auch wird gefordert, gegen „feudalistischen Aberglauben, Pornographie, Glücksspiel, Drogen und illegale religiöse Aktivitäten“ nach dem Gesetz vorzugehen. Hochzeits- und Begräbnisbräuche sollten angeleitet und dabei wissenschaftliche und moderne Formen propagiert werden. Andererseits ruft das Dokument aber auch dazu auf, an traditionellen Feiertagen Volksbräuche und Feste abzuhalten, um das herausragende kulturelle Erbe der chinesischen Nation zu fördern (Xinhua 14.02.2011).

17. Februar 2011:
Bischof Augustinus Hu Daguo von Shiqian stirbt
Der von der Regierung nur als Priester anerkannte Untergrundbischof wohnte seit Jahren an der offiziellen Kathedrale von Guiyang, auf die sein Bewegungsradius beschränkt war. Bischof Hu wurde 1922 geboren, 1951 zum Priester geweiht. 1955 wurde er verhaftet und war bis 1979 im Arbeitslager. 1987 wurde er insgeheim von Bischof Fan Xueyuan von Baoding zum Bischof geweiht und nachträglich vom Heiligen Stuhl anerkannt. 
Die drei Diözesen Guiyang, Anlong und Shiqian wurden in der offiziellen Kirche 1999 zur Diözese Guizhou zusammengelegt, die das Gebiet der Provinz Guizhou umfasst. Der 93-jährige Bischof Wang Chongyi und der 44-jährige Bischof-Koadjutor Xiao Zejiang leiten die Kirche, unterstützt von 19 Priestern und 27 Schwestern. Beide sind von der Regierung und vom Papst anerkannt. In der Provinz leben etwa 100.000 Katholiken (UCAN 17.02.2011).

20. Februar 2011:
Katholischer Kirchenmusikkomponist Geng Hui stirbt
Der 1941 in Taiyuan (Provinz Shanxi) geborene Geng studierte an der Musikhochschule in Shenyang und war lange als Musikdozent in der Lehrerausbildung tätig. Seit 1985 unterrichtete Geng auch Musik am Priesterseminar in Taiyuan und begann chinesischsprachige Messen zu komponieren. Sein in der chinesischen Kirche bekanntestes Werk ist die „Chinesische Einheitsmesse“ (Zhonghua heyi misa) von 1995, in der er traditionell chinesische und christliche Musikeinflüsse zu verbinden suchte (Nachruf auf der Website der Diözese Taiyuan, www.tycatholic.cn).

2. März 2011:
Bischof Lucas Li: Heiliger Josef als Vorbild für Wanderarbeiter
In einer Messe zur Eröffnung des Josefsmonats erklärte der Bischof der Diözese Fengxiang (Provinz Shaanxi), der Hl. Josef sei der Patron der Kirche und der chinesischen Arbeiter. Alle Gläubigen sollten nach seinem Vorbild in Familie, Kirche und Gesellschaft Verantwortung übernehmen. Insbesondere die Katholiken, die auswärts arbeiten, sollten von seinem Beispiel lernen (Xinde [online] 3.03.2011; Zenit 18.03.2011). 
Der Hl. Josef (Festtag 19. März) wird von den chinesischen Katholiken sehr verehrt und ist häufigster Taufpatron der Männer.

4. März 2011:
Taiwan: Fünf zum Tod Verurteilte werden hingerichtet
Die Exekutionen erfolgten trotz Appellen nationaler und internationaler Organisationen und der katholischen Kirche Taiwans. Zuletzt waren im April 2010 nach 5-jährigem inoffiziellem Moratorium vier Verurteilte hingerichtet worden. Damals war über der Diskussion um die Todesstrafe die Justizministerin zurückgetreten; die Presbyterianische Kirche Taiwans und die katholische Bischofskonferenz hatten sich in Statements für die Abschaffung der Todesstrafe eingesetzt (vgl. China heute 2010, Nr. 2, S. 85f.). Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International, sprach von einem Schritt rückwärts für ein Land, das einst als ein Führer in der Bewegung für die Abschaffung der Todesstrafe in Asien betrachtet worden sei (Asianews 7.,29.03.2011; Central News Agency website 28.03.2011; UCAN 3.03.2011).

9. März 2011:
Bischof Andreas Hao Jinli von Xiwanzi stirbt
Der von der Regierung nicht anerkannte Untergrundbischof wurde 1916 geboren und 1943 zum Priester geweiht. Zwischen 1958 und 1981 war er zunächst zehn Jahre im Gefängnis, dann im Arbeitslager. 1984 wurde er insgeheim zum Bischof geweiht, 1988 wurde er Ortsbischof der Diözese Xiwanzi (Chongli) in Nord-Hebei. Seit Jahren an den Rollstuhl gebunden, lebte er unter strenger Überwachung durch die Regierung im Dorf Gonghui. Nach seinem Tod sperrte die Polizei die Straßen zu dem Dorf ab; dennoch kamen viele zu seiner Beerdigung am 17. März. Da Weihbischof Leo Yao Liang bereits am 30. Dezember 2009 verstorben ist, hat die Diözese, zu der 35.000 Katholiken gehören, nun keinen Bischof mehr. Die offizielle Kirche legte die Diözesen Xiwanzi und Xuanhua 1980 zur Diözese Zhangjiakou zusammen, die beiden Untergrunddiözesen bestehen trotz Schwierigkeiten jedoch weiter fort (Asianews 14.03.2011; Fides 21.03.2011; UCAN 10.03.2011).

11. März 2011:
Schweres Erdbeben in Japan – Gebet und Spenden in China
Noch am 11. März sandten Bischof Li Liangui, Vorsitzender der katholischen Hilfsorganisation Jinde Charities in Shijiazhuang, und die Chinesische Buddhistische Vereinigung jeweils Solidaritätsbotschaften an Caritas Japan bzw. buddhistische Organisationen in Japan. Eine Botschaft der offiziellen chinesischen Bischofskonferenz an die japanische Bischofskonferenz folgte am 15. März. Die Website der offiziellen protestantischen Gremien rief ebenfalls am 15. März zum Gebet für Japan auf. In vielen katholischen Gemeinden wurde für die Opfer des Erdbebens in Japan gebetet. Dabei, so ein Bericht in Xinde, konnten Klerus und Gläubige aufgrund des 2. Weltkriegs teilweise noch vorhandene Ressentiments gegen Japan überwinden. Bei den Gottesdiensten wurde auch der Opfer des Erdbebens von Yingjiang (Provinz Yun­nan) gedacht, bei dem am 10. März d.J. 25 Menschen ums Leben kamen. 
Die katholische Diözese Hongkong hielt eine Gebetswoche für Japan. In Taiwan wurde in vielen buddhistischen Tempeln (wie Foguangshan und Fagushan) der Opfer gedacht. Die katholische Bischofskonferenz auf Taiwan rief Gemeinden und katholische Universitäten zum Gebet auf und ermutigte alle im medizinischen Bereich tätigen Christen, sich als Freiwillige Rettungsteams anzuschließen. Im „Papierdom“ in Puli, Kreis Nantou, beteten taiwanesische Katholiken und Protestanten gemeinsam für Japan. Das papierene Gebäude des japanischen Architekten Shigeru Ban wurde nach dem Erdbeben von Kobe (1995) als provisorische Kirche errichtet und später nach Nantou, das Epizentrum des Erdbebens in Taiwan (1999), verlegt, wo es heute als Dialogstätte dient. 
Die Zahl der Todesopfer und Vermissten aufgrund des Erdbebens und der Flutwelle in Nordjapan wird auf 30.000 geschätzt (Stand Ende März), es kam zu einer schweren Havarie im Kernkraftwerk Fukushima (Asianews 23.03.2011; Fides 14.03.2011; UCAN 22.03.2011; Xinde [online] 24.03.2011; www.ccctspm.org 15.03.2011; www.fjnet.com; www.jinde.org 14.03.2011; www.sara.gov.cn 14.03.; 22.03.2011).

16. März 2011:
Tibetischer Mönch verbrennt sich aus Protest
Der 21-jährige Phuntsog, Mönch des Klosters Kirti im Bezirk Ngaba/Aba (Sichuan), zündete sich in der Stadt Ngaba an, wie die International Campaign for Tibet meldete. Dabei sei er von Polizisten getreten worden, die das Feuer löschten. Der Mönch starb am folgenden Tag. Sein Protest soll sich gegen die Niederschlagung tibetischer Proteste in der Region am 16. März 2008 gerichtet haben. Unmittelbar nach dem Vorfall sei es zu Protesten Hunderter von Mönchen und Laien gekommen. Die Behörden führten nun im Kloster eine patriotische Erziehungskampagne durch und hätten den Mönchen auf unbestimmte Zeit verboten, ihre täglichen religiösen Studien durchzuführen, meldete die Exilregierung am 30. März. 
Xinhua zufolge handelte es sich bei der Selbstverbrennung um einen anderen Mönch, der schon länger an Epilepsie gelitten habe. Mönche hätten den Verbrannten gewaltsam aus dem Krankenhaus geholt. 
Bereits am 15. November letzten Jahres erhängte sich der Mönch Lobsang Palden in einem Kloster im Kreis Sog/Suo, Bezirk Nagchu/Naqu (Autonomes Gebiet Tibet), nachdem ihn Beamte des örtlichen Religionsbüros wegen seiner Kontakte zum Dalai Lama schikaniert hatten, meldete Voice of Tibet am 19. November (Radio Free Asia 17.,18.,22.03.2011; South China Morning Post 18.03.2011; TibetInfoNet News Digest 15.-28.01.; 12.-25.03.2011; Xinhua 17.,18.03.2011; www.tibet.net 17.,30.03.2011)

19. März 2011:
Bischof von Urumqi ruft Familien zum Aufstellen von Hausaltären auf
Alle Familien in Xinjiang mit zwei oder mehr Gläubigen sollten täglich mindestens ein Gesetz des Rosenkranzes gemeinsam beten, schrieb der 79-jährige Bischof Xie Tingzhe in seinem Fastenhirtenbrief. So werde jede Familie ein Heiligtum. Der von der Regierung nicht anerkannte Bischof veröffentlichte den Hirtenbrief auf seinem Blog.
Ein Familienaltar sei notwendig, erklärte der Bischof gegenüber UCAN, weil es in Xinjiang nur 18 Kirchen gebe und die Regierung nicht erlaube, dass mehrere Familien sich privat zum Gebet versammeln. Die Diözese Urumqi hat 10.000 Katholiken und deckt sich flächenmäßig mit dem 1,6 Mio. qkm großen Autonomen Uigurischen Gebiet Xinjiang (UCAN 21.03.2011).

25. März 2011:
Tibetisches Exilparlament nimmt Rücktritt des Dalai Lama von politischen Ämtern an
Nach anfänglicher Weigerung stimmte das tibetische Exilparlament in Dharamsala dem Rückzug des 76-jährigen Dalai Lama aus seiner verbliebenen exekutiven Rolle in der Tibetischen Zentralverwaltung (im Exil) zu. Er hat nach Art. 19 der tibetischen Charta die oberste exekutive Gewalt, was die Verabschiedung von Gesetzen, Ernennung von Ministern, Einberufung und Auflösung des Parlaments etc. einschließt. Die notwendige Änderung der Charta wird nun vorbereitet. Seinen (mehrfach angekündigten) politischen Rücktritt erklärte der Dalai Lama dem Exilparlament am 14. März 2011. Er werde aber weiter spirituelle Gallionsfigur sein, hieß es. 
Am 20. März begannen die (schon länger vorbereiteten) Wahlen für einen neuen Ministerpräsidenten der tibetischen Exilregierung. Rund 85.000 Exiltibeter weltweit sind wahlberechtigt. Alle drei Kandidaten sind Laien – der bisherige Amtsinhaber Sam­dhong Rinpoche ist ein Lama (AP 20.03.2011; BBC News 15.03.2011; IANS 29.03.2011; TibetInfoNet News Digest 12.-25.03.2011).

30. März 2011:
Erste Bischofsweihe 2011 – mit Anerkennung von Papst und Regierung
Der 1964 geborene Paul Liang Jiansen wurde zum Bischof von Jiangmen (Provinz Guang­dong) geweiht. Die weihenden Bischöfe (Gan Junqiu von Guangzhou, Liao Hongqing von Meixian und Su Yongda von Zhan­jiang) waren ebenfalls vom Papst anerkannt. Auch Priester und Laien aus Hongkong und Macau nahmen an der Feier teil. Bischof Liang trat kurz nach seiner Taufe im Jahr 1985 ins Priesterseminar ein, 1991 wurde er zum Priester geweiht. 2004 ernannte ihn sein 2007 verstorbener Vorgänger Bischof Li Panshi zum Generalvikar. Die Diözese Jiangmen hat 7 Priester, 26 Ordensfrauen und fast 20.000 Gläubige. Zur Diözese gehört die Insel Shangchuan, auf der der Heilige Franz Xaver 1552 starb, ohne Festlandchina erreicht zu haben (Asianews 30.03.2011; UCAN 30.03.2011).


Katharina Wenzel-Teuber
unter Mitwirkung von Felix Bohlen und Barbara Hoster

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