Chronik zu Religion und Kirche in China 15. September bis 4. Dezember 2011

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de). 
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2011, Nr. 3, S. 150-160) reichte bis einschließlich 28. September 2011.


15. September 2011:
Beijing Review: Studenten vom Land fallen zurück
Immer weniger Studenten aus ländlichen Regionen schaffen den Zugang auf eine der führenden Universitäten Chinas. Einer Studie zufolge kamen 2010 nur 17% der Studienanfänger an der Qinghua (Tsinghua)-Universität in Beijing vom Land, obwohl die ländlichen Studenten 62% der registrierten Teilnehmer an der landesweiten Hochschulaufnahmeprüfung ausmachten. 2011 kamen sogar weniger als 15% der Studienanfänger der Qinghua-Universität vom Land. An der Beijing-Universität sank die Zahl der vom Land stammenden Studenten von 30% zwischen 1978 und 1998 auf rund 10% in den letzten zehn Jahren. Insgesamt sei die Zahl ländlicher Studenten an führenden Universitäten in alarmierender Weise auf unter 20% gesunken. Einer der wichtigsten Gründe ist dem Artikel zufolge die unfaire Verteilung der Bildungsressourcen zwischen Stadt und Land (Beijing Review 15.09.).

25.–26. September 2011:
Pastoralkommission der offiziellen katholischen Gremien tagt – ungewöhnlich hochrangige Teilnahme aus der Parteiführung
In Ningde (Diözese Mindong, Provinz Fujian) traf sich zum ersten Mal die neu eingerichtete Kommission für Pastoral und Evangelisierung der staatlich sanktionierten katholischen Leitungsgremien – der Patriotischen Vereinigung und der offiziellen Bischofskonferenz. 10 Bischöfe (3 davon nicht von Rom anerkannt, darunter der Kommissionsvorsitzende Zhan Silu), 13 Priester, eine Schwester und 8 Laien nahmen teil. Spekulationen löste die Anwesenheit eines hochrangigen Kaders der zentralen Parteiführung aus, der dazu eigens aus Beijing anreiste: Zhu Weiqun, Vizedirektor der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas, erklärte dem UCAN-Bericht zufolge den Kommissionsmitgliedern wiederholt, dass es die Hauptaufgabe der Kirche sei, am Patriotismus festzuhalten. Die zwei Leitungsgremien müssten „nicht zweideutig, sondern fest zum Prinzip der unabhängigen Kirche“ stehen. Zhus Teilnahme wurde in dem Bericht als mögliches Anzeichen für stärkere Kontrolle Beijings und demonstrative Aufmerksamkeit gegenüber den katholischen Gremien gewertet, aber auch als Stärkung von Bischof Zhan Silu, in dessen Diözese Mindong 90% der Katholiken zum Untergrund gehören. Die Kommission verabschiedete auch ein Dokument. Der immer wieder Papst Benedikt XVI. zitierende Text spricht u.a. von der Notwendigkeit, das Bewusstsein für Evangelisierung bei allen Mitgliedern der Kirche zu wecken, die Anpassung der Kirche an die örtliche Gesellschaft und eine indigenisierte Theologie voranzutreiben. Er betont die wichtige Rolle der Medien bei der Evangelisierung und fordert eine verstärkte Kontrolle (guanli) der kirchlichen Websites in China, die teilweise „chaotisch“ berichteten und dadurch Einheit und Stabilität der Kirche schadeten (UCAN 12.10.; www.catholicchurchinchina.org 5.10.; 7.11. [Text des Kommissionspapiers]; siehe auch den Beitrag in den Informationen zu den religiösen Medien und in den Themen zur Kirche in Fujian).

26. September 2011:
Xinhua: 8–10 Mio. Abtreibungen jährlich in China
47% der abtreibenden Frauen sind unverheiratet und unter 25, erklärte Cheng Linan von der China Medical Association. Diese Daten basieren auf einer neueren landesweiten Erhebung des Verbands. Besonders hoch sei die Zahl der Abtreibungen bei Migrantinnen, da diese meist wenig Wissen über und Zugang zu Verhütungsmitteln hätten (Xinhua und English.news.cn 26.09.).

26. September 2011:
Caritas Macau übernimmt Lebensmittelbank im Auftrag der Regierung
Die Lebensmittelbank war 2009 nach dem starken Ansteigen der Inflation von der Regierung Macaus gegründet worden. Diese beschloss, den Dienst nun an eine lokale NGO auszulagern, um über die NGO-Netzwerke mehr bedürftige Menschen erreichen zu können, besonders solche, die aus verschiedenen Gründen den staatlichen Sozialämtern nicht bekannt werden. In den kommenden zwei Jahren fließen 10 Mio. Patacas (ca. 930.000 Euro) Regierungsgelder in das Projekt, 6.000 Menschen sollen erreicht werden (Fides 27.09.; UCAN 23.09.).

30. September 2011:
Hongkong: Philippinische Hausangestellte gewinnt Modellprozess um Aufenthaltsrecht
Das Hongkonger Einwanderungsgesetz legt fest, dass Ausländer, die mehr als sieben Jahre ununterbrochen in Hongkong arbeiten, ständiges Aufenthaltsrecht beantragen können, es schließt aber bisher ausländische Hausangestellte aus dieser Regelung aus. Das erklärte ein Hongkonger Gericht jetzt als verfassungswidrig. Die Hongkonger Regierung will Revision gegen das Urteil einlegen. Laut Reuters gibt es in Hongkong 146.000 indonesische und 139.000 philippinische Hausangestellte, von denen 117.000 länger als 7 Jahre in Hongkong arbeiten. Hausangestellte müssen bei ihren Arbeitgebern wohnen, dürfen nur als Haushaltshilfen arbeiten und müssen – wenn sie keine ständige Aufenthaltserlaubnis haben – Hongkong verlassen, sobald sie arbeitslos werden und nicht innerhalb von zwei Wochen einen neuen Job im Haushalt finden, heißt es in einem BBC-Bericht. Gegner des Urteils warnen vor zusätzlichen staatlichen Sozialausgaben, einige Politiker befürchten zudem, dass das Urteil die Hongkonger Regierung zwingen könnte, Beijing um eine Interpretation des Hongkonger Grundgesetzes zu bitten (BBC News 30.09.; Reuters 30.09.).

3., 7., 15., 17. und 25. Oktober, 3. November, 3. Dezember 2011:
Weitere 6 tibetische Mönche und ehemalige Mönche sowie zwei Nonnen zünden sich aus Protest an
3. Oktober: Kelsang Wangchuk (17 Jahre alt), Mönch des Klosters Kirti, Bezirk Ngaba (Aba), Provinz Sichuan. Gegenwärtiger Zustand unbekannt.
7. Oktober: Khaying (ca. 20), ehemaliger Mönch des Klosters Kirti. Er starb am 8. Oktober.
7. Oktober: Choepel (ca. 18), ehemaliger Mönch des Klosters Kirti. Er starb am 11. Oktober.
15. Oktober: Norbu Dramdul (ca. 19), ehemaliger Mönch des Klosters Kirti. Gegenwärtiger Zustand unbekannt.
17. Oktober: Tenzin Wangmo (ca. 20), Nonne des Klosters Dechen Choekor Ling im Bezirk Ngaba (Aba), Provinz Sichuan. Sie starb am gleichen Tag.
25. Oktober: Dawa Tsering (38), Mönch des Klosters Kardze, Provinz Sichuan. Gegenwärtiger Zustand unbekannt.
3. November: Palden Choetso (35), Nonne des Klosters Ganden Jangchup Choeling in Tawu (Daofu), Bezirk Kardze (Ganzi), Provinz Sichuan. Sie starb am gleichen Tag.
3. Dezember: Tenzin Phuntsok (46), Familienvater und ehemaliger Mönch des Klosters Karma Gon in Chamdo (Changdu), Autonomes Gebiet Tibet. [Nachtrag nach Redaktionsschluss: Er starb am 9. Dezember.]
Damit sind es inzwischen 12 Fälle von Selbstverbrennungen von Tibetern im Jahr 2011 (zu den zurückliegenden Fällen vom 16. März, 15. August und 26. September siehe die „Chroniken“ der letzten Nummern). Beobachter wiesen darauf hin, dass sich mit dem letzten Fall der Protest durch Selbstverbrennung auch auf ein Kloster der Karma Kagyu-Schule des tibetischen Buddhismus ausgedehnt habe, deren Oberhaupt nicht der Dalai Lama ist (so Robert Barnett in der South China Morning Post), und dass es inzwischen auch außerhalb der VR China ähnliche Selbstverbrennungsversuche von Tibetern gegeben habe (laut Eurasia Review am 4. Oktober nahe der chinesischen Botschaft in New Delhi und am 1. Oktober in Nepal). Zu den Selbstverbrennungen nahmen u.a. das chinesische Außenministerium und der Karmapa Lama Stellung, siehe hierzu die Einträge vom 11. Oktober und 9. November in dieser „Chronik“ (Offener Brief von Human Rights Watch und Amnesty International an Präsident Hu Jintao vom 3.11. mit Liste der ersten 11 Selbstverbrennungen, die hier teilweise übernommen wurde; Eurasia Review 10.11.; South China Morning Post 3.12.; www.tchrd 19.10. u.a.; vgl. China heute 2011, Nr. 1, Chronik, 16. März 2011; Nr. 2, Chronik, 21./22. April 2011; Nr. 3, Chronik, 15. August, 29./30. August und 26. September 2011).

6. Oktober 2011:
US-Senat entschuldigt sich für rechtliche Diskriminierung chinesischer Einwanderer
In der einstimmig verabschiedeten Resolution SR 201 wird festgestellt, dass frühere antichinesische Gesetze in den USA, darunter der Chinese Exclusion Act von 1882, der die Einwanderung von Chinesen untersagte und erst 1943 endgültig aufgehoben wurde, mit den Prinzipen der Gleichheit in der Unabhängigkeitserklärung nicht vereinbar seien. Sie bedauert, dass Chinesen in den USA 60 Jahre lang physisch und politisch ausgeschlossen gewesen seien, und bekräftigt, dass Chinesen und Menschen anderer asiatischer Herkunft in den USA die gleichen Rechte genießen wie alle anderen. Aktivist Haipei Shue, der sich für die Resolution eingesetzt hatte, zeigte sich gegenüber Xinhua sehr erfreut über die Nachricht. Er sagte, dies sei jedoch nur der erste Schritt, man wolle eine Erziehungskampagne starten, damit chinesische Amerikaner ihre Vorfahren verstehen lernen. 
Nach 1850 nahm die Zahl der chinesischen Einwanderer, u.a. in Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau, stark zu. Die Chinesenfeindlichkeit war besonders stark in Kalifornien, das eigene diskriminierende Gesetze erließ (San Francisco Chronicle online 11.10.; Xinhua 7.10.; e-lobbyist.com/gaits/US/SR201).

7.–9. Oktober 2011:
Treffen der Vereinigung katholischer Intellektueller der Provinz Zhejiang
68 Teilnehmer aus 10 Städten und 4 Diözesen Zhejiangs trafen sich zum Austausch in Wenzhou. Die Vereinigung wurde 2003 gegründet und hat über 1.000 Mitglieder. In der Provinz gebe es viele katholische Akademiker, doch ihre Talente kämen in der Kirche nicht voll zur Geltung, erklärte der Vorsitzende der Organisation, Priester Zheng Jiamao. Dies hoffe man durch die Vereinigung zu ändern. UCAN zufolge ist es vermutlich die zweite solche Gruppe in China, nach der 1986 gegründeten Katholischen Intellektuellenvereinigung der Diözese Shanghai (UCAN 11.10, auch Teilnehmerfoto).

10. Oktober 2011:
Hundert Jahre Xinhai-Revolution – Feiern in Taibei und Beijing mit unterschiedlichem Akzent
Ein Militärputsch gegen die Qing-Dynastie am 10. Oktober 1911 führte zum Ende des über 2.000-jährigen chinesischen Kaiserreichs und zur Gründung der Republik China am 1. Januar 1912. Am Vorabend des Jubiläums erklärte Hu Jintao, Präsident der Volksrepublik China, in Beijing, dass die Wiedervereinigung mit friedlichen Mitteln den Interessen aller Chinesen am meisten diene. Ma Yingjiu, Präsident der Republik China auf Taiwan, sagte bei der Zeremonie in Taibei am 10. Oktober, die Regierung in Beijing dürfe die Ideale des Gründungsvaters [Sun Yatsen] nicht vergessen und solle Freiheit, Demokratie und gerechte Verteilung des Reichtums verwirklichen. Asianews berichtete, dass in Festlandchina einige in Zusammenhang mit dem Jahrestag geplante Vorträge über Demokratie von den Behörden abgesagt worden seien. Im Vorfeld des Jubiläums hatten sich Religionsgemeinschaften in Taiwan an Gedenkfeiern beteiligt, u.a. am 23. August mit einem interreligiösen Friedensgebet in Gaoxiong (AP 10.10.; Asianews 5.10.; South China Morning Post 10.,11.10.; Xinhua 8.10.; vgl. China heute 2011, Nr. 3, Chronik, 23. August 2011).

11. Oktober 2011:
Außenministeriumssprecher äußert sich zu Selbstverbrennungen tibetischer Mönche, beschuldigt „Dalai Lama Clique“
Mehrere Mönche hätten in den letzten Monaten versucht, sich selbst zu verbrennen, die Vorfälle würden untersucht, sagte Liu Weimin, ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, in einer Pressekonferenz. Die Dalai Lama Clique habe dieses extreme Verhalten nicht verurteilt, sondern offen beschönigt und Gerüchte verbreitet, um mehr Menschen zur Nachahmung dieser Beispiele anzustacheln. Das Verhalten der Clique sei eine verbrämte Form von Gewalt und Terrorismus, es verstoße gegen das menschliche Gewissen und die buddhistischen Lehren und werde von den Einheimischen, einschließlich der religiösen Kreise, verdammt (Xinhua 12.10.).

11. Oktober 2011:
Vatican Insider berichtet, dass seit Juni 9 katholischen Priestern die Einreise nach China verweigert wurde
Die 9 Priester – vier Italiener, vier Priester chinesischer Herkunft und ein Franzose, die meisten von ihnen mit Wohnsitz in Hongkong – wurden jeweils am Grenzübergang bzw. am internationalen Flughafen von Beijing zurückgewiesen. Unter ihnen sind laut Vatican Insider der Italiener Franco Mella (Sozialaktivist in Hongkong / 27. Juli); Bruno Lepeu MEP (Oberer der Pariser Missionare in Hongkong / Ende Juli); Gianni Criveller PIME (Experte für chinesische Kirchengeschichte, er hatte ein Visum für akademische Arbeit in Beijing / Ende Juli) und Peter Choy Wai-Man (Leiter der Theologie am Holy Spir­it Seminary der Diözese Hongkong). Mitte September wurde der 86-jährige P. Angelo S. Lazzarotto PIME, der viele wissenschaftliche Kontakte nach China pflegt und seit 1978 regelmäßig das Land besucht, bei der Einreise in Beijing abgewiesen und musste drei Stunden später den Rückflug antreten. Nach Informationen von Vatican Insider hat die chinesische Regierung eine schwarze Liste mit 20 Personen, meist Priester, aufgestellt, die sie als mit dem Heiligen Stuhl verbunden betrachte und als Vergeltung insbesondere für die Exkommunikation der beiden im Juni und Juli ohne Zustimmung Roms geweihten Bischöfe nicht einreisen lassen wolle (Vatican Insider 11.10.).

16. Oktober 2011:
Katholische Ordensfrauen laufen den Beijing-Marathon für guten Zweck
52 Ordensschwestern, 4 Priester und 2 Ordensbrüder schlossen sich einem von der katholischen Organisation Jinde Charities organisierten Läuferteam an. 6 Schwestern und 1 Priester bewältigten die volle Marathonstrecke von 42 Kilometern, andere liefen Teilstrecken. Die 9 verschiedenen Kongregationen angehörenden Schwestern unterstützten mit ihrer Teilnahme 14 Projekte. Am Beijing-Marathon 2011, der am Tian’anmen-Platz startete, beteiligten sich insgesamt 30.000 Läufer (UCAN 18.10.).

17.–21. Oktober 2011:
15th Asian Liturgy Forum diskutiert über Inkulturation von Begräbnisriten
Die rund 40 teilnehmenden Liturgie-Experten aus Hongkong, Indonesien, Malaysia, den Philippinen und Taiwan verabschiedeten am Ende ihres Treffens in Taibei eine Erklärung.
Dort heißt es u.a., es könne pastoral sinnvoll sein, lokale Begräbniselemente, z.B. in der Farbe der Gewänder, in Gesten, Liedern, Instrumenten und Symbolen, zu integrieren. Beim Prozess der Inkulturation sollten einheimische Praktiken und traditionelle Begräbnisriten studiert werden. Das Forum betont die Notwendigkeit der Unterweisung in der christlichen Lehre über Tod und Auferstehung. Dabei solle auch über Reinkarnation und abergläubische Vorstellungen gesprochen werden, die mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar seien (UCAN 21.10.; Text der Erklärung unter asianliturgyforum.blogspot.com/2011/10/15th-asian-liturgy-forum-statement.html).

18. Oktober 2011:
ZK der KP Chinas verabschiedet neue Richtlinien für kulturelle Entwicklung
Der „Beschluss des ZK über einige wichtige Fragen zur Ankurbelung einer großen kulturellen Entwicklung und Blüte“ (中央关于推动文化大发展大繁荣若干重大问题决定) zielt chinesischen Presseberichten zufolge darauf ab, Chinas Soft Power zu verstärken und die „kulturelle Sicherheit“ (cultural security) zu bewahren. Der Aufbau eines „Systems von sozialistischen Kernwerten“ soll gefördert und die Führung der KP Chinas in kulturellen Angelegenheiten verbessert werden. Angestrebt wird zudem, dass die Kulturindustrie sich schneller entwickelt. Bis 2016 soll sie einen Anteil von 5% am Bruttoinlandsprodukt haben. Xinhua zufolge war es das erste Mal seit 15 Jahren, dass sich eine Plenarsitzung des Zentralkomitees der Partei schwerpunktmäßig mit Kultur befasste. 
Am 1. November 2011 kündigte das chinesische Finanzministerium an, künftig mehr Steuergelder für Museen, Kinos, Musikfirmen, Verlage und andere Kultureinrichtungen auszugeben (Global Times online 1.11.; Xinhua 25.10.; 1.11.).

19. Oktober 2011:
Erklärung des Tibetan Center for Human Rights and Democracy zur Lage in Tibet
Die im indischen Dharamsala angesiedelte NGO, die unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama steht, nahm in ihrer Erklärung auch auf die Serie von Selbstverbrennungen Bezug. Sie bezeichnete die Situation in Tibet als „äußerst ernst“, die Menschenrechtslage verschlechtere sich drastisch. Allein im Jahr 2011 seien 200 Verhaftungen und 50 Verurteilungen von Tibetern bekannt geworden. Es gebe etwa 980 bekannt gewordene politische Gefangene, von denen 415 verurteilt worden seien. Seit 2008 sind nach Schätzungen des Zentrums über 170 Tibeter aufgrund von Misshandlung durch die chinesischen Behörden gestorben (www.tchrd.org 19.10.).

19. Oktober 2011:
Kardinal Zen tritt in dreitägiges Fasten für Freiheit der Hongkonger Schulen ein
Mit diesem spektakulären Schritt protestierte der frühere Bischof von Hongkong gegen ein Urteil des Obersten Gerichtshofs von Hongkong vom 13. Oktober 2011. Mit diesem Urteil verlor die katholische Diözese Hongkong in letzter Instanz ihre Klage gegen das Education (Amendment) Ordinance von 2004. Das Gesetz verpflichtet private Schulen, die staatlich subventioniert werden, bis Juli 2011 eingetragene Schulverwaltungsräte zu bilden, die zu mindestens 40% aus gewählten Vertretern der Eltern, Lehrern und Absolventen bestehen müssen und rechtlich für die Leitung der Schule verantwortlich sind. Die Diözese sieht dadurch die katholische Identität ihrer Schulen gefährdet. 111 der 572 Primarschulen und 87 der 533 Sekundarschulen Hongkongs sind in katholischer Trägerschaft. Auch die Anglikaner und Methodisten, die in Hongkong ebenfalls Schulen betreiben, sehen eine Beeinträchtigung der Schulträger durch das neue Gesetz.
Drei Tage und drei Nächte lang nahm Kardinal Zen nur Wasser und täglich die Heilige Kommunion zu sich. Vor seinem Fasten hatte sich Kardinal Zen in einem langen Statement an die Medien gewandt. Der Kardinal verbrachte die Zeit in einem kleinen Zelt unter freiem Himmel auf dem Gelände der Salesianer, wo er auch wohnt. Am letzten Abend versammelten sich mehr als 300 Menschen zum gemeinsamen Gebet in Solidarität mit Kardinal Zen. Unter den Besuchern waren auch Martin Lee Chu-ming, der Gründer der Demokratischen Partei und Verteidiger der Diözese in dem gesamten Prozess, sowie Medientycoon Jimmy Lai Chee-ying, beides Katholiken. Zu Beginn des Fastens wurde in den Medien berichtet, Lai habe Kardinal Zen in den letzten Jahren HK$ 20 Mio. (2 Mio. Euro) zur Verfügung gestellt. Kardinal Zen hatte dies bestätigt, aber betont, dass die Spende an keinerlei Bedingungen geknüpft gewesen und das Geld für wohltätige Zwecke und Hilfe für die offizielle wie die Untergrundkirche auf dem Festland benutzt worden sei (Asianews 22.,25.10.; South China Morning Post 7.11.; UCAN 13.10.; www.katholisches.info 19.10.). Katharina Feith

21. Oktober 2011:
UCAN meldet Suspendierung Bischof Pei Junmins von offiziellen Ämtern
Bischof Pei Junmin von Liaoning (Shen­yang) sei Mitte August von seinen Ämtern als Vizevorsitzender der offiziellen (von Rom nicht anerkannten) Bischofskonferenz sowie als Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung und der Kommission für kirchliche Angelegenheiten von Liaoning suspendiert worden, berichtete die katholische Nachrichtenagentur unter Berufung auf eine kirchliche Quelle. Es handle sich um eine Disziplinierungsmaßnahme der Regierungsbehörden, nachdem der 42-jährige Bischof nicht, wie von ihnen gefordert, den Vorsitz über die illegitime Bischofsweihe in Shantou am 14. Juli d.J. übernommen hatte. Bischof Pei stehe nun unter Hausarrest, so die Quelle. Yang Yu, Sprecher von Patriotischer Vereinigung und Bischofskonferenz, bestritt die Suspendierung. 
Schon früher im Jahr sei Bischof Li Liangui von Xianxian seiner Mitgliedschaft in der Politischen Konsultativkonferenz der Provinz Hebei enthoben worden, als Bestrafung für seine Abwesenheit bei der 8. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas im Dezember 2010, hieß es in UCAN. Beide Bischöfe sind von Rom wie von Beijing anerkannt (UCAN 21.10. [auch Foto]; vgl. China heute 2010, Nr. 4, Chronik, 30. November 2010; 2011, Nr. 3, Chronik, 14. und 16. Juli 2011).

23.–25. Oktober 2011:
Internationales Daoismus-Forum tagt in Hunan, soll Einfluss des Daoismus im Ausland fördern
Das Forum mit 500 Teilnehmern aus 21 Ländern fand im Bezirk Nanyue, Stadt Hengyang, in der Provinz Hunan statt. Veranstalter waren die Chinesische daoistische Vereinigung und die China Religious Culture Communication Association. Zu den Themen der Tagung gehörten Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung, Harmonie zwischen den Religionen, Weltfrieden und die mögliche Rolle des Daoismus in diesen Bereichen. Die am Ende der Tagung verabschiedete „Nanyue-Erklärung“ sieht ungezügelte Begierden und maßloses Gewinnstreben als Ursache für die Unordnung in der Natur und den Streit unter den Menschen, sie fordert eine Rückbesinnung auf das Dao und die Tugend (siehe den Bericht in den Informationen und den Text der Erklärung in der Dokumentation dieser Nummer).

26. Oktober 2011:
Explosion in Regierungsgebäude in Chamdo (Autonomes Gebiet Tibet) löst Maßnahmen gegen Kloster Karma Gon aus
An dem Regierungsgebäude, das bei einem Bombenanschlag am 26. Oktober beschädigt wurde, seien Zettel mit der Forderung  nach Unabhängigkeit für Tibet gefunden worden; die Behörden hätten Mönche des Anschlags verdächtigt, so Radio Free Asia. Das nahegelegene Karma Gon Kloster sei von bewaffneten Polizeikräften übernommen worden und stehe weiter unter schwerer Repression, meldete das Tibetan Center for Human Rights and Democracy Anfang Dezember. Viele Mönche seien festgenommen, einige aus dem Kloster ausgewiesen worden. Ein ehemaliger Mönch des Klosters tötete sich am 3. Dezember durch Selbstverbrennung. Das Kloster Karma Gon ist das Ursprungskloster der Karma Kagyu-Schule des tibetischen Buddhismus (Radio Free Asia 30.10.; www.tchrd.org 9.12.).

27. Oktober 2011:
Priesterweihe für die Diözese Shantou durch Bischof von Haimen – Konsens vermutet
Bischof Shen Bin von Haimen (Jiangsu) weihte zusammen mit Bischof Li Shan von Beijing in Nantong fünf Diakone – darunter drei der Diözese Shantou – zu Priestern. Beide Bischöfe sind vom Papst anerkannt. Der ohne päpstliche Ernennung am 14. Juli 2011 zum Bischof von Shantou geweihte Huang Bingzhang, dessen automatische Exkommunikation der Vatikan am 16. Juli erklärt hatte, erschien nicht bei der Priesterweihe. Eine ungenannte kirchliche Quelle äußerte gegenüber UCAN die Vermutung, Huang habe sich mit den Neupriestern auf diesen Weg geeinigt, um ihnen den [durch die Weihe durch einen exkommunizierten Bischof entstehenden] psychologischen Druck zu verringern. Auch der frühere Bischof von Shantou, Cai Tiyuan, der ebenfalls nicht von Rom anerkannt war, habe in seiner Amtszeit von 1981–1997 keinen der 20 Diözesanpriester selbst geweiht. Die Quelle zeigte sich jedoch betrübt, dass manche Katholiken dennoch die Neupriester und deren Familien verbal attackierten (UCAN 2.11.; vgl. China heute 2011, Nr. 3, S. 142-145Chronik, 14. und 16. Juli 2011).

30. Oktober 2011:
„Projekt 1 Million pietätvolle Kinder“ startet, löst Debatte aus
In einem Fünfjahresplan sollen in jedem Verwaltungskreis 30 bis 60 ausgewählte Kinder zwischen 4 und 6 Jahren 100 Tage lang Benimm- und Moralunterricht erhalten. Kinder, die diesen Kurs mit Erfolg abschließen, sollen nach 3 weiteren Unterrichtsjahren das Prädikat „pietätvolle Kinder“ erhalten. Träger des „Projekts 1 Million pietätvolle Kinder“ (baiwan xiaozi gongcheng 百万孝子工程) ist die Chinesische Vereinigung für ethische Studien (Zhongguo lunli xuehui 中国伦理学会), laut South China Morning Post eine „staatlich sanktionierte“ Organisation. Der Zeitung zufolge wurde die Kampagne im chinesischen Internet vielfach kritisch kommentiert. Ein Kommentar auf der Website der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua warb hingegen dafür, das Projekt trotz einiger Argumentationsmängel als nützlichen Versuch anzusehen, da Respekt vor dem Alter in der Gesellschaft schwänden und der traditionelle chinesische Wert der Kindespietät auch ein Grundstein für die gesunde Entwicklung der harmonischen Gesellschaft sei (South China Morning Post 1.11.; Kommentare auf www.people.com.cn 1.11. und www.xinhuanet.com 2.11.). 

30. Oktober 2011:
Parteikomitee des Autonomen Gebiets Tibet verabschiedet Programm zur Prämierung harmonischer Modellklöster
Mit den geplanten Aktivitäten solle bei den Mönchen und Nonnen im Autonomen Gebiet das Bewusstsein der [Zugehörigkeit zur] chinesischen Nation (Zhonghua minzu 中华民族) gestärkt werden, so dass sie bewusst eine klare Grenze zwischen sich und den separatistischen Kräften ziehen – heißt es in einem Bericht über die Parteisitzung. In den auf der Sitzung verabschiedeten „Ansichten über die Entfaltung von Aktivitäten zum Aufbau und zur Auswahl harmonischer Modellklöster sowie in Patriotismus und Gesetzeseinhaltung fortgeschrittener Mönche und Nonnen (zur probeweisen Durchführung)“ 关于开展和谐模范寺庙暨爱国守法先进僧尼创建评选活动的意见 (试行) ist vorgesehen, dass auf Ebene des Autonomen Gebiets einmal jährlich, auf lokaler Ebene jedes halbe Jahr entsprechende Auswahlverfahren stattfinden. Die Partei- und Regierungsgremien der jeweiligen Verwaltungsebene verleihen den ausgewählten Klöstern Urkunde und Preisgeld, ebenso den einzelnen ausgewählten Mönchen und Nonnen, die Klöster erhalten zusätzlich eine Gedenktafel (ww.chinatibetnews.com 1.11.).

7. November 2011:
Muslime in China feiern Opferfest – Xinhua berichtet
Zur Feier des Opferfestes (Kurban, Id al-Adha, chin. zaishengjie 宰牲节) erhielten Verwaltungsbeamte in Xinjiang einen Tag frei, Muslime verschiedener anderer Nationalitäten, die Kurban feiern, bekamen drei Tage Urlaub, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Groß-Imam Chen Guang­yuan, der Vorsitzende der Chinesischen islamischen Vereinigung, sprach bei einem Festempfang der Vereinigung am 6. November den Muslimen in China und aller Welt Glückwünsche aus (Xinhua 7.11.).

9. November 2011:
Karmapa appelliert an Tibeter, sich nicht selbst zu verbrennen
„Ich bitte die Menschen von Tibet, ihr Leben zu erhalten und andere, konstruktive Wege zu finden, um für die Sache Tibets zu arbeiten“, erklärte Karmapa Ogyen Trinley Dorje, das 1999 aus China nach Indien geflohene Oberhaupt der Karma Kagyu-Schule des tibetischen Buddhismus, in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Selbstverbrennungen seien Verzweiflungstaten von tapferen Menschen reiner Gesinnung gewesen. Die meisten seien jung gewesen und hätten ein langes Leben vor sich gehabt. „Wir Tibeter sind zahlenmäßig wenige ... wir müssen lange leben und stark bleiben, ohne unser langfristiges Ziel aus den Augen zu verlieren.“ Er stimme dem Dalai Lama zu, dass die chinesische Führung den wahren Ursachen für diese tragischen Vorfälle ins Auge sehen und ihre Politik gegenüber den Tibetern und anderen Minderheiten ernstlich revidieren müsse. Er appellierte an die Welt, an der Unterdrückung von Klöstern vor allem in den tibetischen Teilen Sichuans Anteil zu nehmen, und an die chinesischen Führer, einen echten Dialog mit den Tibetern zu suchen. 
Einem Kommentar von TibetInfoNet zufolge war der Karmapa damit der erste tibetische Führer, der die Tibeter unzweideutig dazu aufrief, nicht ihr Leben zu zerstören, sondern andere Wege des Protests zu finden (Text des Statements unter www.kagyuoffice.org/#HHKarmapaStatement; TibetInfoNet Update 10.11. – siehe Einträge vom 3. und 11. Oktober).

10. November 2011:
Vietnamesische Falungong-Anhänger wegen Radiosendungen nach China verurteilt
Vu Duc Trung und Le Van Thanh wurden in Hanoi wegen illegaler Radiosendungen nach China zu 3 bzw. 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Angaben des Falun Dafa Information Center in New York hatten die beiden seit 2009 auf Kurzwelle Nachrichten über Menschenrechtsverletzungen, Korruption und Unterdrückung von Falungong gesendet. Eine Gruppe von Falungong-Anhängern, die vor dem Prozess vor der chinesischen Botschaft in Hanoi protestierten, wurde vorübergehend festgenommen. Falun Dafa zufolge gibt es in Vietnam mehrere hundert Falungong-Anhänger, sie seien auf Druck der KP Chinas zunehmend Schikanen ausgesetzt (obwohl die Organisation offenbar nicht gesetzlich verboten ist). Die Verhaftung der beiden sei auf ein diplomatisches Memorandum der chinesischen Botschaft in Hanoi vom 30. Mai 2010 zurückgegangen. Reporter ohne Grenzen verurteilte das Urteil und zeigte sich besorgt über die Einflussnahme der chinesischen Regierung in dem Fall (AFP 10.11.; en.rsf.org 10.11.; www.faluninfo.net 7.,8.,10.11.).

14. November 2011:
Amnesty International fordert Freilassung zweier Falungong-Anhänger, berichtet von ungewöhnlicher Petition
Der Falungong-Anhänger Zhou Xiang­yang wurde laut Amnesty 2009 nach Verbüßung von sechs Jahren einer neunjährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen, im März 2011 jedoch erneut festgenommen. Er befinde sich im Gangbei-Gefängnis in Tianjin, wo er gefoltert worden sein soll. Seine Frau Li Shanshan, die im Jahr 2006/2007 bereits 15 Monate in einem Arbeitslager verbrachte, habe in einem offenen Brief ihrer beider Situation dargelegt, sie sei danach am 29. Oktober 2011 in Tangshan (Provinz Hebei) festgenommen und erneut zu zwei Jahren „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt worden. Zwischen September und Mitte November 2011 hätten über 2.300 Menschen im Kreis Changli (Provinz Hebei), der Heimat Zhous, eine Petition zu seiner Freilassung unterschrieben. Eine weitere Petition für Li Shanshan sei bis 15. November von 500 Menschen unterschrieben worden. 
Am 31. Oktober meldete das Falun Dafa Information Center in New York, dass ein beim Religionsbüro der Provinz Sichuan registrierter buddhistischer Tempel seit Mitte 2010 in ein „Gehirnwäsche-Zentrum“ für Falungong-Anhänger umgewandelt worden sein soll. Es handle sich um den Sansheng-Tempel in Fenglechang im Marktflecken Guihua, Stadt Pengzhou. In den letzten 12 Jahren seien Zehntausende solcher Zentren in China eingerichtet worden, es habe aber etwas besonders Unheimliches an sich, wenn eine buddhistische Stätte als Ort für Zwangsmaßnahmen gegen Anhänger einer buddhistischen Gruppe benutzt werde, erklärte Falungong-Sprecher Zhang Erping (www.amnesty.org 14.11.; www.amnesty.de 18.11. [UA-335/2011, ASA 17/047/2011]; www.faluninfo.net 31.10.).

Mitte November 2011:
Priesterseminar in Shanxi nimmt Unterricht wieder auf
Wie UCAN berichtete, weigerten sich Seminarvorstandsmitglieder in einer Sitzung Ende Oktober erneut, den wegen Verdacht auf Unterschlagung im Juni entlassenen Rektor des Montecorvino-Seminars in Tai­yuan, Priester Chang Tongxi, wieder in sein Amt einzusetzen. Die staatlichen Religionsbehörden von Shanxi hatten dies zur Bedingung für die Fortführung des Unterrichts gemacht und sogar mit der Absetzung des 85-jährigen Vorstandsvorsitzenden, Bischof Huo Cheng von Fenyang, gedroht. Anfang November rief der Seminarvorstand die Seminaristen zurück, Mitte November begann der Unterricht, ohne dass es zu einer Intervention der Behörden kam (UCAN 17.11.; vgl. China heute 2011, Nr. 3, Chronik, September 2011).

16.–18. November 2011:
Forum über Liturgie und Inkulturation in Shijiazhuang
Es wurde vom katholischen Faith Insti­tute for Cultural Studies (Shijiazhuang) in Zusammenarbeit mit den zehn [offiziellen] Priesterseminaren Festlandchinas organisiert. Unter den 59 Teilnehmern waren Fachwissenschaftler (aus Kirche, Universitäten und Akademien), Priester, Schwestern und Laien sowie Experten aus Hongkong, Taiwan, Malaysia, Belgien, Frankreich und Deutschland. Laut Priester Zhang Shijiang, Leiter des Faith Institute, haben seit 1991 21 chinesische Priester, nur eine Schwester (und kein Laie) im Ausland Liturgie studiert bzw. studieren noch, davon 7 in den USA, 4 in Italien, 4 in Deutschland, 3 in den Philippinen, 1 in der Schweiz [3 o.A.]. 11 sind bisher nach China zurückgekehrt, wo sie teilweise an Seminaren unterrichten. In den letzten 20 Jahren seien in Festlandchina zudem 128 liturgiebezogene Publikationen erschienen, zusätzlich gebe es 70–100 von Diözesen und Pfarreien lokal herausgegebene Gesangbücher. 
Die rund 40 Vorträge des Forums befassten sich im Rahmen des Hauptthemas u.a. mit der Gestaltung des Kirchenraums, liturgischen Gesten und Symbolen, sprachlichen Fragen, der Ahnenverehrung sowie traditionellen chinesischen Festen in der Liturgie, Kirchenmusik (auch in Zusammenhang mit der chinesischen Musiktradition), Liturgie und Evangelisierung (Fides 17.11.; www.xinde.org 18.11.; Tagungsprogramm unter www.xinde.org/feature/liyi_2011/). 

22. November 2011:
Koadjutor-Bischof von Kaifeng im „Untergrund“ stirbt
Bischof Antonius Zong Changfeng wurde 1932 geboren und trat mit 12 Jahren ins Seminar ein, konnte jedoch erst nach der Kulturrevolution 1979 zum Priester geweiht werden und arbeitete dann als Seelsorger in der Diözese Zhouzhi (Provinz Shaanxi). 1998 weihte ihn Bischof Liang Xisheng von Kaifeng in der Nachbarprovinz Henan im Geheimen zu seinem Koadjutor-Bischof. Die Behörden verhinderten jedoch, dass Zong sein Bischofsamt in Kaifeng ausübte, so dass er weiter in der Diözese Zhouzhi im Untergrund seinen Dienst tat. Rund 3.000 Gläubige, drei Bischöfe und 40 Priester nahmen an Bischof Zongs Beerdigung am 29. November im Dorf Nanyu teil (UCAN 1.12.).

24. November 2011:
Xinhua: Autonomes Gebiet Tibet erlässt Regelung für Sozialversicherung tibetischer Mönche und Nonnen
Die kürzlich erlassenen Maßnahmen sehen vor, dass alle registrierten und über 18-jährigen Mönche und Nonnen im Autonomen Gebiet Tibet eine Kranken- und Rentenversicherung abschließen und für die jährlichen Prämien Zuschüsse der Regierung erhalten können, meldete Xinhua. Mönche über 60 können direkt die Basisrente von 120 Yuan monatlich beantragen, ohne Prämien zu zahlen. Die neuen Maßnahmen lösen laut Xinhua das Problem, dass sehr viele Mönche und Nonnen ihre Haushaltsregistrierung (hukou) nicht am Ort ihres Klosters hatten und daher nicht in lokale Sozialversicherungsprogramme aufgenommen werden konnten. Örtliche Regierungen können dem Dokument zufolge Klöstern und Mönchen als Belohnung für das Einhalten von Gesetzen und Patriotismus zusätzliche Beihilfen gewähren. Diese Klausel sei ein wichtiger Stimulus für Klöster, sich an Gesetze zu halten und die soziale Stabilität zu wahren, zitierte Xinhua einen Mönch. Die „Vorläufigen Maßnahmen des Autonomen Gebiets Tibet für die Teilnahme buddhistischer Mönche und Nonnen in Klöstern an der Sozialversicherung“ 西藏自治区寺庙僧尼参加社会保险暂行办法 treten am 1. Januar 2012 in Kraft. (Xinhua 24.11.; www.fjnet.com 8.12.). 
Zum generellen Problem der Sozialversicherung für religiöse Amtsträger siehe auch China heute 2010, Nr. 3, S. 140-142.

25. November 2011:
Provinz Henan erlaubt zweites Kind für Eltern aus Ein-Kind-Familien
Nach einem Beschluss des Ständigen Ausschusses des Volkskongresses der Provinz dürfen Elternpaare, in denen beide Partner Einzelkinder sind, künftig zwei Kinder bekommen. Henan sei die letzte Provinz, die diese Lockerung der Familienpolitik beschließe, meldete Xinhua. Die Ein-Kind-Politik habe im bevölkerungsreichen Henan in den letzten 30 Jahren 33 Mio. Geburten verhindert (Xinhua 25.11.).

27.–30. November 2011:
Global Buddhist Congregation in New Delhi – China protestiert gegen Teilnahme des Dalai Lama
Rund 900 Buddhisten verschiedener Traditionen aus 46 Ländern nahmen an der von der in New Delhi ansässigen Asoka Mission organisierten internationalen Buddhistenversammlung teil. Sie fand aus Anlass des 2.600. Jahres der Erleuchtung des Buddha statt. China soll im Vorfeld gegen die Teilnahme des Dalai Lama an dem Treffen protestiert und Indien zur Absage der Tagung gedrängt haben, berichteten indische Medien. Da Indien sich weigerte, habe China die für den gleichen Zeitraum geplanten indisch-chinesischen Grenzgespräche verschoben. Auch hätten von den zu dem Treffen erwarteten 40 chinesischen buddhistischen Gelehrten nur 8 kommen können. Der im indischen Exil lebende Karmapa Lama Ogyen Trinley Dorje, Oberhaupt der Karma Kagyu-Schule des tibetischen Buddhismus, hielt die Eröffnungsansprache des Unterforums über Umwelt und Natur. Die Teilnehmer der Versammlung beschlossen die Gründung einer International Buddhist Confederation, die als Plattform der Buddhisten weltweit dienen soll. In Indien leben laut Volkszählung 2001 fast 8 Mio. Buddhisten (IANS 27.11.; PTI 26.11.; www.asokamission.in; www.kagyuoffice.org 28.11.).

30. November 2011:
Bischofsweihe in Yibin (Sichuan) – mit päpstlichem Mandat, aber Teilnahme eines exkommunizierten Bischofs
Der 1964 geborene Priester Peter Luo Xuegang wurde vom 95-jährigen Ortsbischof Chen Shizhong zum Bischof-Koadjutor geweiht. Mitkonsekratoren waren die Bischöfe He Zeqing von Wanzhou, Li Jing von Ningxia, Yang Xiaoting von Yulin und Bischof-Koadjutor Xiao Zejiang von Guiyang sowie Lei Shiyin (Leshan). Bis auf den nach seiner Bischofsweihe ohne päpstliches Mandat am 29. Juni d.J. von Rom exkommunizierten Lei Shiyin waren alle weihenden Bischöfe von Rom und von Beijing anerkannt. Die Weihe fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, mit „Sicherheitsschutz“ für den Klerus rund um die Uhr am Vortag sowie vielen Polizeibeamten, Polizeihunden, Handy-, Kamera- und Flüssigkeitsverbot am Ort der Weihe, berichteten von UCAN zitierte örtliche Quellen. 
Bischof Luo gehörte ursprünglich der Diözese Leshan an, wurde im Mai 2009 in die Diözese Yibin versetzt und im Januar 2010 zum Koadjutor-Bischofskandidaten von Yibin gewählt. Am 30. November 1991 war er gemeinsam mit Lei Shiyin in Leshan zum Priester geweiht worden. Die Diözese Yibin hat 30.000 Katholiken. 
Im Jahr 2011 fanden bisher insgesamt 5 Bischofsweihen statt, alle mit staatlicher, aber nur 3 auch mit päpstlicher Zustimmung (UCAN 24.,28.,29.,30.11.; 1.12.; www.catholicchurchinchina.org 30.11.; www.xinde.org 1.12.).

29. und 30. November 2011:
Vatikansprecher Lombardi und Sprecher des chinesischen Außenministeriums zur Bischofsweihe von Yibin
Am 29. November, dem Tag vor der Bi­schofs­weihe in Yibin (s.o.), bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi, dass der Weihekandidat von Rom anerkannt sei, und äußerte die Hoffnung, dass die Normen der Kirche bei der Weihe respektiert würden. Am gleichen Tag erklärte Außenministeriumssprecher Hong Lei in Antwort auf Journalistenfragen zur bevorstehenden Weihe, China sei immer aufrichtig bezüglich der Verbesserung der Beziehungen zum Vatikan gewesen. Nach der Weihe kommentierte Lombardi am Abend des 30. November, der Heilige Stuhl begrüße die Weihe von Msgr. Luo. „Nach den letzten Bischofsweihen ohne päpstliches Mandat ist die Tatsache, einen neuen Bischof in Gemeinschaft mit dem Papst und allen katholischen Bischöfen der Welt zu haben, sicherlich positiv.“ Die Teilnahme des [exkommunizierten] Bischofs Lei Shiyin an der Weihe habe jedoch zu Unstimmigkeiten und Verwirrung unter den Gläubigen geführt. Unter normalen Umständen hätte seine Anwesenheit ausgeschlossen werden müssen und würde [kirchenrechtliche] Konsequenzen für die anderen weihenden Bischöfe nach sich ziehen. Unter den gegebenen Umständen sei es jedoch „wahrscheinlich, dass sie es nicht ohne große Inkonvenienz verhindern konnten“. Der Heilige Stuhl könne diese Frage besser einschätzen, wenn er genauere Informationen habe (Fides 29.11.; Reuters 29.11.; Vatican Radio nach www.news.va 1.12.).

30. November 2011:
Von Rom nicht anerkannter Bischof weiht sechs Diakone
Laut Informationen des Nachrichtendienstes Églises d’Asie (EDA) weihte der 2006 ohne päpstliches Mandat geweihte und 2010 zum Vorsitzenden der von Rom nicht anerkannten Chinesischen Bischofskonferenz gewählte offizielle Bischof von Kunming (Provinz Yunnan), Ma Yinglin, im Dorf Lunmeiyi sechs Seminaristen zu Diakonen. EDA meldete unter Berufung auf kirchliche Quellen, dass die Kandidaten erheblich unter Druck gesetzt worden seien. Fünf von ihnen stammen aus den Yunnaner Diözesen Kunming, Dali und Zhaotong und gehören verschiedenen Ethnien an (zwei Tibeter, ein Miao, ein Yi und ein Jingpo), der sechste ist ein Han-Chinese aus der Provinz Shanxi. Alle haben am Priesterseminar in Chengdu studiert. EDA zufolge haben Seminaristen aus Yunnan in den letzten Jahren entweder das Land verlassen oder sind in andere Provinzen gegangen, um sich von anderen Bischöfen als Ma weihen zu lassen. Die Weihe durch einen illegitimen Bischof sei für die neuen Diakone nicht nur ein kirchenrechtliches, sondern auch ein pastorales Problem, da sie riskierten, von einem großen Teil der Gläubigen abgelehnt zu werden (EDA 2.12.).

2. Dezember 2011:
Heiliger Stuhl und Taiwan schließen Abkommen über Hochschulkooperation und gegenseitige Anerkennung von Hochschulabschlüssen
Damit erkennt Taiwan die Studienabschlüsse der kirchlichen Hochschulen in aller Welt an. Umgekehrt werden Abschlüsse der Colleges und Universitäten Taiwans von allen kirchlichen Hochschulen weltweit anerkannt. Wie Asianews berichtete, hat das Abkommen auch eine Folge in Taiwan selbst: die Abschlüsse der von den Jesuiten geleiteten Theologischen Fakultät der Katholischen Fu Jen-Universität sind künftig auch staatlich anerkannt. Dies war bisher nicht der Fall. Endlich hätten nun Absolventen des Studiengangs eine Qualifikation, mit der sie auch in der taiwanesischen Gesellschaft Arbeit finden könnten, erklärte Dekan P. Augustine Tsang SJ. Die Fakultät hat 174 Studenten im regulären (Tag-) und 64 im Abendstudium. Darunter sind viele ausländische Ordensleute und ein russisch-orthodoxer Student, der sich auf seinen Einsatz in chinesischen Gemeinden in Heilongjiang und Sibirien vorbereitet (Asianews 2.12.; Cathnews China 2.12.).

3. Dezember 2011:
China Daily: Frauenhandel nach China nimmt zu
Nach Angaben der Regierungszeitung steigt die Zahl der Frauen aus Vietnam, Laos und Burma, die nach China verschleppt werden, wo sie häufig für 20.000 bis 50.000 Yuan als Bräute an auf dem Land lebende Männer verkauft oder zur Prostitution gezwungen werden. An der Grenze zu Vietnam wurden bei Razzien zwischen Juli und September 2011 nach Angaben des chinesischen Ministeriums für Öffentliche Sicherheit 52 vietnamesische Frauen und 13 Kinder gerettet, 53 Verdächtige wurden festgenommen (Xinhua 3.12.).

4. Dezember 2011:
Letzte chinesische Pilger kehren von diesjähriger Mekka-Wallfahrt zurück
13.700 Muslime aus der VR China nahmen nach Angaben des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA) am Hadsch 2011 nach Mekka teil. Der letzte der 41 Charterflüge landete am 4. Dezember in Beijing. Die Wallfahrt wurde wie in den letzten Jahren vom BRA und der Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV) zentral organisiert. Das Ziel einer ordentlichen, zivilisierten und friedlichen Pilgerfahrt sei erreicht worden, es sei der Hadsch mit der besten Organisation und Dienstleistung seit vielen Jahren gewesen, hieß es in einem Fazit der CIV. 
Im Jahr 2010 nahmen nach offiziellen Angaben über 13.000 Muslime aus der VR China am Hadsch teil (www.sara.gov.cn 4.12.2011; vgl. China heute 2010, Nr. 4, Chronik, 18. Oktober 2010).


Katharina Wenzel-Teuber unter Mitwirkung von Katharina Feith (gezeichneter Beitrag)

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