Chronik zu Religion und Kirche in China Dezember 2011 bis März 2012

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich in deutscher und englischer Sprache auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de).
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2011, Nr. 4, S. 217-223) reichte bis einschließlich 4. Dezember 2011.


Dezember 2011:
Zhu Weiqun: Parteimitglieder dürfen nicht an eine Religion glauben, es würde die KP spalten
„Wenn wir Parteimitgliedern erlauben, an eine Religion zu glauben ... wird dies unvermeidlich zu Spaltungen in der Ideologie und Organisation der Partei führen“, schrieb Zhu in der Parteizeitschrift Qiushi (2011, Nr. 24, 26.12.2011, S. 25-28). Es würde den Status des Marxismus als führende Ideologie des Landes erschüttern, die Fähigkeit der Partei zur Bekämpfung separatistischer Bewegungen schwächen und die Rolle der Partei in der Kontrolle der Religionen verwirren. Zhu Weiqun ist stellvertretender Leiter der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas und für die Koordination von Tibetangelegenheiten zuständig. Es komme zunehmend vor, dass Parteimitglieder an religiösen Aktivitäten teilnähmen, enge Kontakte zu Persönlichkeiten aus den religiösen Kreisen hätten und de facto Religionsanhänger geworden seien, schrieb Zhu. Manche Parteimitglieder hätten sogar zu einer Aufhebung des Verbots der Religionszugehörigkeit aufgerufen. Zhu argumentierte in dem Artikel jedoch, wer freiwillig der Partei beitrete, akzeptiere die marxistische Weltsicht des dialektischen Materialismus und habe kein Recht, an eine Religion zu glauben (nach The Hindu 25.12.2011; South China Morning Post 19.12.2011; www.chengmingmag.com/t318/select/318sel07.html). 

6.–8. Dezember 2011:
Viertes Forum zu Katholischen Studien in Beijing
79 Religionsforscher aus Wissenschaft und Kirche nahmen in Beijing am „Fourth Forum on Catholic Stud­ies for Young Chinese Scholars“ teil, das vom Beijing Institute for the Study of Christianity and Culture mit seinem Direktor Fr. Dr. Peter Zhao Jianmin veranstaltet wurde. Es wurden 64 Aufsätze präsentiert. Das Themenspektrum war breit gefasst, wobei sowohl historische wie aktuelle Themen zur katholischen Kirche behandelt wurden, wie u.a. „Die missionarischen Aktivitäten der Steyler Missionare in der späten Qing-Zeit (1879–1908): die Evangelisierungsarbeit in China durch den Hl. Josef Freinademetz“, „Die missionarischen Aktivitäten der westlichen Missionare in der Region Tibet während der Ming- und Qing-Dynastie“, „Analyse der gegenwärtigen Sozialarbeit der katholischen Kirche in China“, „Positives Zeichen des katholischen Wertes der Freiheit für das Gemeinwohl“. Die Atmosphäre bei dem Forum wurde von den Teilnehmern als „frei, tolerant, pluralistisch und offenen Geistes“ gelobt. In Zukunft sollen die Foren internationaler gestaltet werden. Seit 2008 organisiert das Institut alljährlich Anfang Dezember ein solches Forum. Die Texte werden jeweils im „Journal of Catholic Studies“ publiziert (Fides 15.12.2011; www.shangzhi.org).

11. Dezember 2011:
Priester und sechs Seminaristen sterben bei Autounfall
Zu einem tragischen Unfall kam es am 11. Dezember vergangenen Jahres in der Diözese Baoding, Provinz Hebei. Ein Kleinbus mit einem Priester und sieben Seminaristen war mit einem Lkw frontal zusammengestoßen und umgestürzt, ein nachfolgender Lkw fuhr dann noch in den Kleinbus, wobei sieben der Insassen umkamen und einer schwer verletzt wurde. Bei dem Priester, der den Wagen gefahren hatte, handelte es sich um den Leiter des Ausbildungsprogramms im Untergrundseminar von Baoding, Josef Shi Liming (39). Der Seminarist Gabriel Gao überlebte, da er beim ersten Aufprall aus dem Wagen geschleudert worden war. Das Untergrundseminar muss ständig seinen Aufenthaltsort wechseln, um sich dem Zugriff der Polizeibehörden zu entziehen. 
Der Unfall hatte ein seltsames Nachspiel. Der Grabstein am Grab des Untergrundpriesters, der anlässlich seines 100-Tage-Gedächtnisses errichtet wurde, wurde im Rahmen einer Polizeiaktion wieder vom Grab entfernt. Als die Angehörigen sich gegen die Aktion wehrten, zerschlugen Polizeibeamte den Grabstein mit einem Vorschlaghammer. Sie rechtfertigten ihre Aktion mit dem Hinweis, dass Shi Liming von der Regierung nicht als Priester anerkannt und es deshalb nicht erlaubt sei, ihm einen Grabstein zu errichten, dessen Text ihn als Priester ausweise. Ein Polizeiaufgebot verhinderte auch, dass Leute von auswärts am Requiem im Dorf teilnehmen konnten (UCAN 13.,30.12.2011; 20.03.2012).

16. Dezember 2011:
Neue Richtlinien für Hilfsorganisationen öffentlich bekannt gegeben
Das Ministerium für Zivile Angelegenheiten hat „Richtlinien für die Offenlegung von Daten zu Spendengeldern durch Wohlfahrtsorganisationen“ (公益慈善捐助信息公开指引) herausgegeben. Es handelt sich dabei um eine Reaktion auf die im Sommer 2011 bekannt gewordenen Skandale (vgl. China heute 2011, Nr. 3, Chronik, 4. Juli 2011), die in der Bevölkerung Misstrauen und heftige Kritik hervorgerufen hatten. Die Richtlinien sehen vor, dass die Hilfsorganisationen ihre Öffentlichkeitsarbeit verbessern und Informationen über die Höhe der eingenommenen Spendengelder, die Methoden des Sammelns von Spenden, die Verwendung der finanziellen Mittel und die Empfänger der Zuwendungen offenlegen. Dies soll zeitnah geschehen. Innerhalb von 15 Tagen nach dem Erhalt von Spenden bzw. innerhalb von einem Monat nach der Ausgabe von Geldern soll darüber berichtet werden. Im Falle von Hilfsmaßnahmen nach schweren Unfällen oder Naturkatastrophen sollen Informationen dazu schon innerhalb von 72 Stunden gegeben werden. Bei länger andauernden Projekten ist vorgesehen, die Öffentlichkeit in regelmäßigen Abständen, mindestens jedoch alle 6 Monate, über die Entwicklung des Projektes zu informieren. Die neuen Richtlinien sollen – gemäß dem Bericht der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua – den Hilfsorganisationen Standards zur Entwicklung ihres Informationssystems liefern, den Lokalregierungen helfen, die Hilfsorganisationen zu überwachen, für die Öffentlichkeit mehr Transparenz bringen sowie für eine sinnvolle Verwendung der Spendengelder und mehr Vertrauen der Spender in die Hilfsorganisationen sorgen (Xinhua 16.12.2011).

19. Dezember 2011:
Appell der Kommission Justitia et Pax in Hongkong zur Freilassung chinesischer Bischöfe und Priester
Lina Chan Li-na, Leiterin der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Hongkong, hat an die Beijinger Regierung appelliert, vor Weihnachten neben dem Menschenrechtsaktivisten und Rechtsanwalt Gao Zhisheng auch die inhaftierten Bischöfe und Priester freizulassen. Dabei handelt es sich u.a. um die Bischöfe Jakob Su Zhimin von Baoding (79) und Cosmas Shi Enxiang von Yixian (90) – beide Provinz Hebei –, die seit 1997 bzw. 2001 ohne offizielle Anklage oder Prozess inhaftiert sind. Wie es in dem Bericht von UCAN heißt, sitzen ungefähr 30 Priester ohne Anklage oder Prozess im Gefängnis. „Bis heute gibt es keine Nachrichten über ihren Verbleib. Die Regierung hat ihre Namen geändert, damit wir ihren Aufenthaltsort nicht ausfindig machen können“, so ein kirchlicher Beobachter, der anonym bleiben wollte (UCAN 19.12.2011; siehe auch Eintrag vom 16. Januar).

23. Dezember 2011:
„Die Frohe Botschaft“ in der Haftanstalt Ouhai, Wenzhou
Nach einem Bericht der katholischen Zeitung Xinde (Faith Weekly) erhielten in einer bisher nie dagewesenen Aktion Katholiken der Kathedrale der Diözese Wenzhou in Zhejiang und Schwestern der Kongregation der Kleinen Therese vom Direktor der Haftanstalt Ouhai (1.300 Insassen) die Erlaubnis, zu Weihnachten die Gefangenen dieser Haftanstalt zu besuchen. Als unter der Leitung des Priesters Li Baoping, des Seminaristen Liu Delong und der Schwester Qiu Xinmei, die auch die entsprechenden Kontakte geknüpft hatte, das Team von 11 Gläubigen am 23. Dezember am Gefängnis eintraf, kündigte ein großes rotes Willkommensbanner den „Besuch einer Gruppe katholischer gutherziger Menschen“ an, und wie es der Zufall wollte, filmte ein Team des Wenzhouer Fernsehens gerade in der Haftanstalt, sodass die Besucher noch weitere Beachtung fanden. Nachdem der Besuchergruppe durch das Personal das Leben in der Haftanstalt vorgestellt worden war, konnten sie mit den Gefangenen zusammentreffen. 
Es wurden Seife, Zahnpasta, Handtücher und andere kleine Dinge des täglichen Gebrauchs als Geschenke verteilt. Jedem und jeder Gefangenen schüttelten die Besucher einzeln die Hand und gaben ihnen Zuspruch, um so ein wenig die Herzenswärme der Weihnachtsbotschaft zu vermitteln. Viele Gefangene waren dankbar und gerührt. Es befand sich auch ein Katholik und ein Protestant unter den Häftlingen. Sie verkündeten mit tränenüberströmten Gesicht: „Jesus liebt mich!“ (Xinde 5.01.2012).

26. Dezember 2011:
Feierlichkeiten zu Maos Geburtstag
Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Xinhua sind am 26. Dezember, dem 118. Geburtstag von Mao Zedong, Zehntausende Chinesen zu dessen Geburtsort Shaoshan in der Provinz Hunan sowie dem Mao-Mausoleum auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Beijing gereist, um Weihrauch zu verbrennen, Nudeln zu essen (als Zeichen der Langlebigkeit) und „rote Lieder“ zu singen. Nach Angaben des lokalen Touristikbüros haben im Jahr 2011 mehr als 7,5 Mio. Besucher das Geburtshaus von Mao besucht (Xinhua 27.12.2012).

27. Dezember 2011:
Neues Dokument zur sozialen Absicherung religiöser Amtsträger 
In der „Bekanntmachung zur weiteren Lösung des Problems der sozialen Absicherung religiöser Amtsträger“ des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA) und 4 weiterer Ministerien werden einige noch offene Fragen der 2010 angestoßenen Integrierung (offiziell anerkannter und registrierter) religiöser Amtsträger in die staatlichen Sozialversicherungssysteme geregelt. Am 9. Januar 2012 auf der „Nationalen Konferenz zur Religionsarbeit“ in Harbin (s.u.) berichtete BRA-Vizedirektor Jiang Jianshui, dass die soziale Absicherung der religiösen Amtsträger in Beijing, Fujian und Sichuan so gut wie abgeschlossen sei. Alle Beijinger Kleriker hätten eine Sozialversicherungskarte. In Anhui, Henan, Hubei, Yunnan, Gansu, Qinghai und Xinjiang hätten 80% eine Kranken- und Altersversicherung, in weiteren 8 Provinzen 50%, in Hebei, Liaoning und Chongqing 40%, in den übrigen Gebieten sei der Prozess im Gang. Probleme bereiteten noch die hohe Mobilität mancher Kleriker und dass sie teilweise wegen ihres niedrigen Einkommens die Prämien nicht aufbringen könnten (Xinhua 9.01.2012, nach www.sara.gov.cn; Text des neuen Dokuments unter www.sara.gov.cn/zcfg/zc/12066.htm. Das erste Dokument von 2010 zu dieser Frage und Hintergründe s. China heute 2010, Nr. 3, S. 140-142, 158-160).

30. Dezember 2011:
Untergrundbischof von Tianshui verschleppt
Bischof Johannes Wang Ruowang von Tianshui in der Provinz Gansu wurde zusammen mit einigen Priestern gezwungen, an „Studiensitzungen“ teilzunehmen. Der 50-jährige Untergrundbischof wurde 2011 mit päpstlichem Mandat im Geheimen geweiht und am 30. Dezember zunächst von Regierungsbeamten von der Kirche in Taijing in ein Gästehaus in der Stadt Tianshui gebracht. „Er ist gesund und guter Dinge“, so eine der Quellen. Auch könne der Bischof über sein Handy erreicht werden. Der Bischof selbst sagte, er nehme an „Erziehungs- und Bekehrungskursen“ teil und erwarte, dass alle Untergrundpriester der Diözese früher oder später an solchen Kursen teilnehmen müssten. Am 4. Januar wurden indessen sieben weitere Diözesanpriester zu „Studienkursen“ weggebracht. Zwei wurden einige Tage später wieder freigelassen und sollten die Dokumente zu Hause studieren. Wie Quellen berichten, sollen die Verhaftungen mit der geheimen Weihe von Bischof Wang zu tun haben. Papst Benedikt XVI. ernannte im letzten Jahr auch Fr. Bosco Zhao Jianzhang, den Verantwortlichen der offiziellen Kirche in Tianshui, zum Koadjutorbischof. Seine Weihe steht noch aus (UCAN 11.01.2012).

30. Dezember 2011:
Ningxia: Zusammenstoß von Muslimen und Polizei vor Zerstörung von Moschee
Am Abend des 30. Dezember kam es im Dorf Taoshan, Stadt Hexi, Kreis Tongxin im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui im Nordwesten Chinas zu einem gewaltsamen Zusammenstoß zwischen Polizei und muslimischen Dorfbewohnern, wie das Hongkonger Informationszentrum für Menschenrechte und Demokratie berichtete. Nach dem Versuch, eine große Moschee gewaltsam abzureißen, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den etwa 1.000 bewaffneten Polizeibeamten und mehreren Hundert Hui-Muslimen. Die Behörden hatten die frisch renovierte Moschee als „illegale religiöse Stätte“ bezeichnet. Nach Angaben von Dorfbewohnern kamen zwei Menschen zu Tode und 50 wurden verletzt. Die Polizeistation von Hexi negierte gegenüber dem Informationszentrum die Zahlen. Einige seien verletzt worden, aber niemand sei gestorben. Auch wurde bestätigt, dass die Moschee bereits abgerissen sei. Die Renovierung der 1987 erbauten Moschee war mit Hilfe von Spenden von Muslimen aus Ningxia und der benachbarten Provinz Gansu finanziert worden (Information Centre for Human Rights and Democ­racy 2.01.2012; South China Morning Post 3.02.2012; Zeenews.com 2.01.2012).

Ende Dezember 2011:
Neues offizielles „Sprechersystem“ der fünf Religionen eingeführt – YMCA/YWCA mit eigener Sprecherin
Für die offiziellen nationalen Leitungsgremien der Religionen in der VR China wurde Ende Dezember 2011 ein „Presseinformationssystem“ (xinwen fabu zhidu 新闻发布制度) eingeführt. Wie Xinhua unter Berufung auf das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA) meldete, sollen die insgesamt neun neu ernannten Pressesprecher der religösen Organisationen künftig den Medien und der Öffentlichkeit „autoritative“ Nachrichten – auch im Fall „plötzlich auftretender großer Zwischenfälle im religiösen Bereich“ – sowie Dokumente bekanntgeben. Für diese Aufgabe werden sie eigens vom BRA geschult. Neben den üblichen Organisationen der fünf großen Religionen hat auch der protestantische YMCA/YWCA eine Sprecherin eingesetzt und tritt damit als parallele Vertretung der Protestanten neben Drei-Selbst-Bewegung und Christenrat. Eine Liste der neuen Sprecher findet sich im Beitrag „Volksrepublik China: Religionen und Kirchen“ in den Themen dieser Nummer. 
Für die offiziellen katholischen Leitungsgremien war bereits am 19. Juni 2011 ein offizieller Sprecher ernannt worden, der Priester Yang Yu. Er hatte u.a. am 7. Juli 2011 eine Entgegnung auf die Erklärung des Vatikans zur Bischofsweihe von Leshan abgegeben (Xinhua 22.12.2011, nach sara.gov.cn/xwzx/xwjj/11900.htm; vgl. China heute 2011, Nr. 3, Chronik, 19. Juni und 7. Juli 2011).

Januar 2012:
Neujahrshirtenbrief des Bischofs von Shanghai setzt sich für die Seligsprechung Xu Guangqis ein
Der Hirtenbrief zum Chinesischen Neujahr des 95-jährigen Bischofs Aloysius Jin Luxian ist ein Plädoyer für die Seligsprechung des Gründers der katholischen Kirche in Shanghai, Xu Guangqi (1562–1633). Dieses Jahr feiert die Diözese Shanghai den 450. Geburtstag ihres großen Glaubenspioniers. Xu Guangqi war der Erste, der im Range eines Mandarins die Taufe erhalten und sich auch tatkräftig für die Glaubensverbreitung und den Fortbestand der Kirche eingesetzt hat. Bischof Jin nennt ihn in seinem Hirtenbrief, um seine vielseitige Begabung, seinen tiefen Glauben und seine Offenheit für Fortschritt und Entwicklung zu würdigen, einen „Mann für alle Jahreszeiten“ (siehe die deutsche Übersetzung des Hirtenbriefs in den Themen dieser Nummer).

Zwischen 6. Januar und 30. März 2012:
20 Tibeter – meist Mönche – setzen sich aus Protest in Brand
Sie riefen dabei Slogans, in denen sie die Rückkehr des Dalai Lama und Freiheit für Tibet forderten. Die meisten waren sehr jung, doch auch ein älterer reinkarnierter Lama (Sopa Tulku) und der ehemalige Disziplinar und Lehrer eines Klosters (Dhamchoe Sangpo) waren darunter sowie mehrere Laien und eine Nonne:
6. Januar: Ten-nyi (20), Mönch des Klosters Kirti, Bezirk Ngaba (chin. Aba), Sichuan. Er starb am selben Tag.
6. Januar: Tsultrim (20), Ngaba. Er starb am 7. Januar.
8. Januar: Sonam Wangyal (Sopa Tulku) (42), Kreis Darlag (Dari), Bezirk Golog (Guoluo), Qinghai. Er starb am selben Tag.
14. Januar: Lobsang Jamyang (22), Ngaba, ehemaliger Mönch des Klosters Aduk. Er starb am selben Tag.
8. Februar: Rigzin Dorje (19), Me᾽uruma, Kreis Ngaba; ehemaliger Mönch des Klosters Kirti. Zustand unbekannt.
9. Februar: Sonam Rabyang (42), Mönch des Klosters Lab in Tridu, Bezirk Yushu, Qinghai. Zustand unbekannt.
11. Februar: Tenzin Choedron (18), Nonne, Kloster Mame Dechen Choekhorling, Bezirk Ngaba. Sie starb am 13. Februar.
13. Februar: Lobsang Gyatso (19), Mönch des Klosters Kirti, Ngaba. Zustand unbekannt.
17. Februar: Dhamchoe Sangpo (38), Mönch des Klosters Bongthak, Kreis Themchen (Tianjun), Bezirk Haixi, Qinghai. Er starb am selben Tag.
19. Februar: Nangdrol (18), Kloster Zamthang, Kreis Zamthang (Rangtang), Bezirk Ngaba. Er starb am selben Tag.
3. März: Tsering Kyi (20), Machu (Maqu), Bezirk Kanlho (Gannan), Gansu, Mittelschülerin. Sie starb am selben Tag.
4. März: Rinchen (33), Ngaba, Mutter von vier Kindern. Sie starb am selben Tag.
5. März: Dorjee (18), Ngaba. Er starb am selben Tag.
10. März: Gyepe (18), Mönch des Klosters Kirti, Ngaba. Er starb am selben Tag.
14. März: Jamyang Palden (34), Mönch des Klosters Rongbo Gonchen, Kreis Rebkong (Tongren), Qinghai. Zustand unbekannt.
16. März: Lobsang Tsultrim (20), Mönch des Klosters Kirti, Ngaba. Er starb am 19. März.
17. März: Sonam Dhargye (43), Kreis Rebkong (Tongren), Qinghai; Familienvater. Er starb am selben Tag.
28. März: Sherab (20), Ngaba. Er starb am selben Tag.
30. März: Tenpa Dhargyal (22) und Chime Palden (21), beide aus dem Kloster Gyalrong Tsodun Kirti, Ngaba. Zustand unbekannt.
Schwerpunkt der Vorfälle waren das Kloster Kirti und der Autonome Tibetische Bezirk Ngaba (Aba) in der Provinz Si­chuan. Erstmals hatte sich im Februar 2009 ein Mönch des Klosters Kirti angezündet, 12 weitere Fälle folgten im Jahr 2011 (vgl. u.a. China heute 2011, Nr. 4, Chronik, 3. Oktober und 9. November 2011). (Listen auf www.tibetoffice.ch und www.tchrd.org; zahlreiche weitere Meldungen in den Medien, s.a. den TibetInfoNet News Digest für diesen Zeitraum.)

9. Januar 2012:
Religionsbüro meldet Fortschritte bei der Registrierung religiöser Amtsträger und der Finanzaufsicht über Kultstätten, Aufbau einer Religionsdatenbank
2011 sei die Anerkennung religiöser Amtsträger durch die (offiziellen) Religionsgemeinschaften und ihre (in den „Maßnahmen zur Akteneintragung religiöser Amtsträger“ von 2007 festgelegte) Eintragung bei den staatlichen Behörden beschleunigt worden. Dies erklärte Jiang Jianshui, Vizedirektor des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA), auf der „Nationalen Konferenz zur Religionsarbeit“ in Harbin. In 10 Verwaltungseinheiten auf Provinzebene (Beijing, Tianjin, Jilin, Heilongjiang, Shandong, Hubei, Tibet, Gansu, Ningxia und Xinjiang) seien 99% der religiösen Amtsträger anerkannt und zu den Akten genommen, in weiteren 11 (darunter Hebei) seien es 85%, in 6 seien es 70%, in Shanghai, Guangdong, Guizhou und Xinjiang sei diese Arbeit im Gang. Die nationalen religiösen Organisationen hätten den meisten Eingetragenen schon ihre „Ausweise für religiöse Amtsträger“ ausgestellt. Schwierigkeiten entstünden durch die Mobilität vieler Kleriker und das Fehlen eines landesweit einheitlichen Management­informationssystems. 
Auch die Umsetzung der 2010 erlassenen „Verwaltungsmaßnahmen zur Überwachung der Finanzen religiöser Versammlungsstätten (zur probeweisen Durchführung)“ kam laut Jiang 2011 voran. Die Mehrheit der größeren religiösen Versammlungsstätten habe bereits ein Finanzverwaltungssystem mit entsprechender Buchführung und Finanzaufstellung eingeführt, bei kleinen Kultstätten gebe es noch Probleme. Beide Prozesse sollen 2012 abgeschlossen werden. Bekanntgeben wurde zudem, dass das BRA 2011 mit dem Aufbau einer Basisinformationsdatenbank für die Religionsarbeit begonnen hat (Xinhua 8.,9.01.2012, nach www.sara.gov.cn; vgl. China heute 2007, Nr. 1-2, S. 23-33).

9. Januar 2012:
Chinesisch-Afrikanisches Symposium zur Armutsbekämpfung in Shenzhen
Bei einem dreitägigen Symposium, das am 9. Januar in Shenzhen eröffnet wurde, ging es um die Zusammenarbeit zwischen China und afrikanischen Staaten bei der Bekämpfung von Armut. 50 Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Unternehmer aus China und Afrika sowie Vertreter von internationalen Einrichtungen diskutierten über Möglichkeiten zur Reduzierung von Armut. Veranstalter waren das Internationale Zentrum zur Armutsbekämpfung in China, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und die Universität Shenzhen (Xinhua 9.02.2012).

11. Januar 2012: 
Global Times vergleicht Dalai Lama mit Falungong
Die englischsprachige Zeitung, die zur Gruppe der Parteizeitung Renmin ribao gehört, warf der „Dalai-Gruppe“ in Zusammenhang mit der Serie von Selbstverbrennungen vor, die jungen Mönche grausam unter Druck zu setzen und für politische Zwecke zu missbrauchen. Die letzten Selbstverbrennungen in China seien von Falungong-Mitgliedern durchgeführt worden. „Hopefully the Dalai group will not become another cult“, schrieb Global Times (www.globaltimes.cn 11.01.2012).

13. Januar 2012
Bürgerrechtler Yu Jie nach Amerika ausgereist 
Der 38-jährige regimekritische chinesische Schriftsteller Yu Jie ist mit seiner Familie überraschend nach Amerika ausgereist. Yu, der in seinem Buch „Chinas größter Schauspieler: Wen Jiabao“ den Ministerpräsidenten der Heuchelei bezüglich demokratischer Werte bezichtigt hatte, schrieb nach seiner Ankunft in den USA in einer Mail, dass er den zunehmenden Druck Beijings nicht mehr ertragen konnte. „Meine Sicherheit war ernsthaft bedroht“, so Yu. Der Literaturwissenschaftler Yu Jie ist protestantischer Christ und war in einer Hauskirche aktiv. Er stand seit längerer Zeit unter Hausarrest. Yu ist ein Freund des inhaftierten chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo und hatte auch die „Charta 08“ für Freiheit und Demokratie in China unterzeichnet (South China Morning Post 13.01.2012; www.faz.net 12.01.2012).

16. Januar 2012:
Appell von AsiaNews zur Freilassung inhaftierter chinesischer Bischöfe und Priester
In einem Schreiben an Staatspräsident Hu Jintao und den chinesischen Botschafter in Italien Ding Wei hat die Nachrichtenagentur AsiaNews um die Freilassung von drei Bischöfen und sechs Priestern gebeten, die in Polizeigewahrsam verschwunden oder ohne Prozess inhaftiert sind. Ihre Freilassung könne als Geste der Freundschaft und Hoffnung für Katholiken und Menschenrechtsaktivisten wie auch ein Zeichen echter Hoffnung vor dem bevorstehenden Neujahrsfest (am 23. Januar) sein. AsiaNews fügte eine Liste bei, die als verschwunden bzw. inhaftiert die folgenden Bischöfe und Priester nennt: Untergrundbischof James Su Zhimin (79) von Baoding (Hebei, 1997 verhaftet, Aufenthaltsort unbekannt); Untergrundbischof Cosmas Shi Enxiang (90) von Yixian (Hebei, 2001 verhaftet, Aufenthaltsort unbekannt); Fr. Joseph Lu Genjun, Generalvikar von Baoding im Untergrund (2006 verschwunden, Aufenthaltsort unbekannt); Fr. Zhang Jianlin und Fr. Cui Tai, beides Untergrundpriester von Xuanhua (Hebei, am 22. Juni 2011 von Beamten des Religionsbüros verschleppt, Aufenthaltsort unbekannt); Fr. Liu Honggen, Untergrundpriester von Baoding (zusammen mit acht weiteren Priestern am 27. Dezember 2006 verhaftet, im Gefängnis von Qingyuan inhaftiert); Fr. Ma Wuyong, Untergrundpriester von Baoding (zusammen mit acht weiteren Priestern im August 2004 verhaftet, ebenfalls in Qingyuan inhaftiert); Fr. Wang Chengli, Untergrundpriester von Heze (Shandong, am 25. August 2011 zu zweieinhalb Jahren „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt, Lager Jining); Bischof Wu Qinjing von Zhouzhi (Shaanxi, geheim geweiht, seit November 2007 unter Hausarrest im Kleinen Seminar von Xi’an) (AsiaNews 16.01.2012).

30. Januar 2012:
Sechs Priester der Diözese Suiyuan (Innere Mongolei) werden verhaftet – weitere Repressionen folgen
Sechs Priester der Untergrunddiözese Sui­yuan wurden am 30. Januar in Erenhot, einer Grenzstadt zur Äußeren Mongolei, verhaftet, unter ihnen der Rektor des Untergrundseminars, Fr. Joseph Ban Zhanxiong. Das Seminar wurde am 14. Februar geschlossen, die Seminaristen nach Hause geschickt. 
Am 31. Januar wurde der Diözesanadministrator Fr. Gao Jiangping zusammen mit einem weiteren Priester verhaftet und an einen unbekannten Ort gebracht. Die anderen Priester hielten sich versteckt. Vier der am 30. Januar Verhafteten wurden nach kurzer Zeit wieder freigelassen, mussten sich jedoch täglich bei der Polizei melden und sich Studiensitzungen unterziehen. Nach Angaben von UCAN wurden sie am 13. Februar gezwungen, eine Messe in Anwesenheit von Bischof Meng Qinglu und zwei weiteren offiziellen Priestern zu feiern. 20 Regierungsbeamte hätten die Messe in der Stadt Baotou mitverfolgt und die Priester danach wieder mitgenommen. Nach Meinung von AsiaNews standen die Übergriffe u.a. im Zusammenhang mit Konflikten innerhalb der Diözese, die mit „der Zweideutigkeit des offiziellen Bischofs Paul Meng Qinglu“ von Hohhot zu tun hätten. Paul Meng ist sowohl vom Heiligen Stuhl wie auch von der chinesischen Regierung anerkannt. Bei seiner Weihe hatte er die Hoffnung auf eine Versöhnung mit der Untergrundkirche bekundet. Im November 2010 nahm er jedoch an der illegitimen Bischofsweihe in Chengde teil und wurde im Dezember 2010 zum Vizepräsidenten der Patriotischen Vereinigung ernannt. Auch UCAN spricht von Disputen bezüglich der Versetzung von Priestern. Zur Untergrunddiözese Suiyuan gehören etwa 30.000 Gläubige, 35 Priester und 90 Ordensschwestern. Sie deckt ein großes Gebiet des zentralen und südöstlichen Teils der Inneren Mongolei ab. Aus Sicht der chinesischen Regierung ist sie Teil der offiziellen Diözese Hohhot. In den letzten Jahren, vor den aktuellen Vorfällen, konnte sich die Diözese ungestört entwickeln und die Priester friedlich ihrer pastoralen Arbeit nachgehen (AsiaNews 2.,24.02.2012; UCAN 31.01.; 8.,23.02.2012).

Ende Januar 2012:
Kurs für Ehrenamtliche in der Diözese Shanghai
Ende Januar fand in der Diözese Shanghai der erste Kurs des Jahres 2012 für Freiwillige statt. Der Kurs wurde vom 2005 gegründeten diözesanen Guangqi-Sozialdienstzentrum veranstaltet. Verschiedene Gruppen des Zentrums tauschten Erfahrungen in ihrer Arbeit als Ehrenamtliche im vergangenen Jahr aus. Die Freiwilligen engagieren sich vor allem in den folgenden vier Bereichen: Stipendienprogramme für Schüler aus benachteiligten Familien, Hilfe für alte Menschen, für Wanderarbeiter und im Gesundheitsbereich. Freiwillige werden auch bei Katastrophen eingesetzt (Fides 1.02.2012; eine Vorstellung des Zentrums s. China heute 2010, Nr. 1, S. 45-47).

1. Februar 2012:
Chiang Han-sun neuer Präsident der katholischen Fu Jen-Universität, Taipei
Nach Abschluss der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Wiedereröffnung der Fu Jen-Universität in Taiwan, die am 8. Dezember 2011 unter hochrangiger Beteiligung von kirchlichen und politischen Würdenträgern (u.a. Kardinal Zenon Grocholewski, vatikanische Bildungskongregation, Erzbischof Savio Hon Tai-fai, Kongregation für die Evangelisierung der Völker u.a.) in Hsinchuang (Xin­zhuang), Taipei, ihren Höhepunkt fanden, und nachdem am 3. Dezember der erste Spatenstich für die Errichtung eines 132 Mio USD teuren Universitätskrankenhauses getan war, übergab der Präsident der Universität, Prof. Bernard Li, am 1. Februar 2012 in einer würdigen Feier das Amt an seinen Nachfolger, Vincent Chiang Han-sun (Jiang Hansheng). Der 61-jährige Chiang ist promovierter Urologe (TU München) und war bereits Dekan der Medizinischen Fakultät sowie Vizerektor der Universität. Der neue Präsident wies darauf hin, dass die Fu Jen-Universität nicht nur eine Hochschule sei, auf die die bisher 170.000 Graduierten stolz sein könnten. Er setzte ihr zugleich ein visionäres Ziel: sie solle bis zum Jahre 2025 zu den 200 besten Universitäten der Welt gehören (www.pro.fju.edu.tw/press_show.asp?press_id=1301).

4. Februar 2012:
Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht Bischof Gan Junqiu von Guangzhou
Bei ihrem Staatsbesuch in der VR China im Februar 2012 traf die deutsche Bundeskanzlerin auf eigenen Wunsch den katholischen Bischof (siehe Bericht in den Informationen).

5. Februar 2012:
Untergrundadministrator von Kunming, Dali und Zhaotong stirbt
Im Alter von 92 Jahren starb im Autonomen Kreis Shilin der Yi-Nationalität der Priester Lawrence Zhang Wenchang, Apostolischer Administrator der drei Kirchenterritorien in der Provinz Yunnan: Kunming, Dali und Zhaotong. Fr. Zhang war Angehöriger des Volkes der Sani, einer Untergruppe der Yi. Der Untergrundadministrator, der keinerlei Beziehung zur offiziellen Kirche unterhielt, lebte seit Jahren unter polizeilicher Überwachung in der Stadt Kunming. Die Diözese Kunming hat seit 60 Jahren keinen von Rom anerkannten Bischof mehr. Offizieller Bischof von Kunming ist Joseph Ma Yinglin, der 2006 ohne Genehmigung des Heiligen Stuhls geweiht wurde. Fr. Zhang wurde 1920 geboren, studierte am Priesterseminar von Kunming und wurde 1946 zum Priester geweiht. Die Zeit von 1958 bis 1982 verbrachte er im Gefängnis und in Arbeitslagern. 1987 wurde er rehabilitiert. 2000 erhielt er von Rom die Ernennung zum Administrator der Diözesen Kunming und Dali sowie der Apostolischen Präfektur Zhaotong (UCAN 7.2.2012).

9. Februar 2012:
Jährlicher „Monat des Studiums der Religionspolitik und der gesetzlichen Religionsbestimmungen“ wird eingeführt
Eine entsprechende, auf 9. Februar datierte Bekanntmachung sandte das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten an seine Zweigstellen auf Provinzebene. Demnach sollen ab 2012 jährlich vom 1.–30. Juni entsprechende Studienaktivitäten für Verantwortliche und Mitarbeiter religiöser Organisationen und Kultstätten, religiöse Amtsträger, Lehrer und Studenten an religiösen Ausbildungsstätten und Gläubige organisiert werden. Ziel ist, ihr „Staats-, Bürger- und Rechtsbewusstsein zu stärken“. Eine 3 Titel umfassende Pflichtlektüreliste ist dem Dokument beigefügt. Bis Ende Juli müssen die Provinzreligionsbüro schriftlich und mit Fotos über ihre Aktivitäten an das zentrale Büro berichten, heißt es am Ende der Bekanntmachung (Wortlaut des Dokuments unter www.sara.gov.cn/zzjg/zjwhcbs/xxfb13/12407.htm).

13. Februar 2012:
CPJ: Zehn der 27 in China inhaftierten Journalisten sind Tibeter
Dies stellte The Committee to Protect Journalists (CPJ, New York) in seiner jährlichen Zählung inhaftierter Journalisten fest. Weitere sechs seien Uiguren (nach TibetInfoNet News Digest 11.–24.02.).

15. Februar 2012:
Bischof von Macerata beginnt Taiwanbesuch
Bischof Claudio Giuliodori von Macerata, dem Geburtsort von Matteo Ricci, hielt sich im Februar zu einem einwöchigen Besuch in Taiwan auf. Ein Ziel der Reise war es, Zeugnisse zu finden, die den Seligsprechungsprozess von Matteo Ricci vorantreiben könnten. Das geistliche Erbe von Matteo Ricci, das geprägt sei von „gegenseitigem Respekt und einem offenen Dialog zwischen Ost und West, ist auch noch heute von Bedeutung“, so Bischof Giulio­dori im Gespräch mit Erzbischof John Hung Shan-chuan (Hong Shan­chuan) bei einem Treffen mit Kirchenführern in der erzbischöflichen Kurie von Taipei am 16. Februar. Dabei erwähnte der Bischof das Studienzentrum Matteo Ricci, das in seiner Diözese gegründet wurde, „im Dienste chinesischer Kleriker, die in Europa studieren, und zur Durchführung von theologischen Seminaren“. Auch sprach er die Hoffnung aus, die Diözese Shanghai werde den Prozess für Paul Xu Guangqi, Riccis Mitarbeiter in China, beschleunigen, damit „die beiden katholischen Weisen des Ostens und des Westens zusammen kanonisiert werden“. Bischof Giuliodori besuchte auch Kardinal Paul Shan Kuo-hsi (Shan Guoxi) in der Diözese Kao-hsiung (Gaoxiong) und die Diözese Tainan, wo er Statuen von Matteo Ricci und Xu Guang­qis Enkelin Candida Xu (1607–1689) enthüllte (UCAN 17.,21.02.2012).

17. Februar 2012:
Chinesischer Gesundheitsminister fordert Korruptionsbekämpfung
In einer Verlautbarung auf der Website des Gesundheitsministeriums wurde Gesundheitsminister Chen Zhu zitiert, der die Gesundheitsbehörden dazu aufrief, die Überwachung der Praktiken medizinischer Mitarbeiter und der Operationen von öffentlichen und privaten Krankenhäusern zu verstärken. Die Korruption beim Kauf und Verkauf von Medizin und medizinischen Geräten soll intensiver bekämpft und das Einkommenssystem für das Krankenhauspersonal reformiert werden. Außerdem fordert er von den Krankenhäusern und deren Mitarbeitern eine Verbesserung ihrer Servicequalität. Nach mehrfachen Berichten über Streitigkeiten zwischen Ärzten und Patienten, die sogar zu physischen Angriffen führten, hat das gestörte Arzt-Patienten-Verhältnis große Besorgnis erregt. Das Ministerium will existierende Notfallmaßnahmen zur Handhabung von Konflikten wegen medizinischer Behandlungen verbessern und die Sicherheit der Krankenhausangestellten erhöhen. Gleichzeitig ermutigt das Ministerium die Bevölkerung, wachsam gegenüber möglichem Missverhalten der Ärzte zu sein (Xinhua 18.;24.02.; 15.03.2012).

18. Februar 2012:
Bischof John Tong wird in das Kardinals­kollegium aufgenommen
John Tong Hon, Bischof von Hongkong, gehörte zu den 22 neuen Kardinälen, die Papst Benedikt XVI. während des Konsistoriums im Petersdom in Rom in das Kardinalskollegium aufgenommen hat. Der 72-jährige ist der siebte chinesische Kardinal in der Kirchengeschichte und der dritte Kardinal der Diözese Hongkong – nach dem verstorbenen John Baptist Kardinal Wu Cheng-chung und Joseph Kardinal Zen Ze-kiun, der seit 2009 emeritiert ist. Seine Erhebung zum Kardinal bezeichnete John Tong als „ein Zeichen der großen Liebe und Fürsorge des Papstes für die katholische Kirche in China und eine Ermutigung der Diözese Hongkongs in ihren Bemühungen um die Versöhnung und Wiederherstellung der vollen Einheit zwischen der Kirche in China und der Universalkirche“. Im Vatikan ist Kardinal Tong u.a. Berater der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und Mitglied der China-Kommission (siehe ausführlichen Bericht in den Informationen dieser Nummer).

19. Februar 2012:
Forderungen der Diözese Hongkong an die Regierung der Sonderverwaltungszone
Im Vorfeld der Wahlen des neuen Verwaltungschefs von Hongkong am 25. März 2012 hat sich die Diözese Hongkong in einem Statement mit dem Titel „Einige Erwartungen der katholischen Kirche in Hongkong bezüglich der zukünftigen Regierung in der Sonderverwaltungszone“ dezidiert zu einer Reihe politischer Fragen geäußert. An erster Stelle plädiert sie für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts für die Wahl des Verwaltungschefs von Hongkong sowie des gesamten Legislativrats. Des Weiteren werden vier Bereiche genannt, in denen es große Defizite gibt und die Regierung nach Meinung der Diözese bisher zu wenig unternommen hat: Wohnraumbeschaffung, insbesondere für junge Leute, medizinische Versorgung, Bildung und Schutz im Alter. In allen Bereichen werden Vorschläge unterbreitet, wie Abhilfe geschafft werden könnte angesichts der Zunahme sozialer Gegensätze und wirtschaftlicher Rezession. Die Regierung wird zudem aufgerufen, angesichts vieler zerrütteter Ehen mehr Sorge zu tragen für den Schutz von Ehe und Familie (South China Morning Post 21.02.2012; sundayex.catholic.org.hk/).

27. Februar 2012:
Neue Kampagne „Den Geist von Lei Feng praktizieren“ gestartet
Zum 50. Jahrgedächtnis des schon zu Maos Zeiten zum moralischen Vorbild hochstilisierten chinesischen Nationalhelden wurde eine neue Kampagne gestartet. Dem von Mao formulierten Slogan „Von Lei Feng lernen“ wurde die Devise „Den Geist von Lei Feng praktizieren“ hinzugefügt. 
Der Soldat Lei Feng kam im August 1962 bei einem Unfall ums Leben und wurde danach durch seine Tagebucheintragungen berühmt, in denen er seine Gedanken und guten Taten aufgeschrieben hatte, die ihn zu einer moralischen Leitfigur werden ließen. Durch die an seiner Persönlichkeit sichtbar gemachten Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit, Freundlichkeit und Bescheidenheit sollen nach Aussagen der South China Morning Post die moralischen Standards des Volkes verbessert und die Stabilität der Gesellschaft gestärkt werden. UCAN weist darauf hin, dass trotz der seit fast 50 Jahren laufenden Kampagne die heutige chinesische Gesellschaft von Korruption, Lebensmittelskandalen, Misswirtschaft, Rücksichtslosigkeit und Ungerechtigkeit geprägt sei und traditionelle moralische Werte immer mehr in Vergessenheit gerieten. Dem soll die neue Propagandakampagne der Regierung, die ein stärker menschliches Bild anstelle des bisherigen idealisierten Idols zeichnet, entgegenwirken (South China Morning Post 28.02.2012.; UCAN 18.03.2012).

27. Februar 2012:
Neues Dokument zur Ermutigung und Regulierung des Engagements religiöser Gruppen in der Wohlfahrt
Die von sechs Regierungsabteilungen herausgegebenen „Ansichten bezüglich der Ermutigung und Regulierung von Wohlfahrtsaktivitäten der religiösen Kreise“ (关于鼓励和规范宗教界从事公益慈善活动的意见) begrüßen die karitativen Hilfsangebote religiöser Gruppen und bestätigen, dass diesen steuerliche Begünstigungen und staatliche Zuwendungen zustehen, wenn sie sich registrieren lassen [was jedoch oft schwierig ist]. Allerdings dürfen nach den neuen Regelungen mit den sozialen Aktivitäten keine Glaubensinhalte verbreitet werden und die religiösen Hilfsorganisationen müssen frei von ausländischen Einflüssen arbeiten. Deshalb dürfen Fördermittel und Spenden aus dem Ausland nicht angenommen werden, wenn damit religiöse oder politische Bedingungen verbunden sind. Außerdem sollen religiöse Hilfsorganisationen der Überwachung, Leitung und Kontrolle der mit ihnen in Verbindung stehenden Regierungsabteilungen unterstehen. Der Religionsabteilung oberhalb der Kreisebene sollen solche Gruppen ihren Jahresarbeitsplan vorlegen. Laut AsiaNews wird durch die neuen Regelungen insbesondere das Ziel verfolgt, den Geldzufluss für islamische und tibetische Gruppen zu stoppen, die zwar religiös seien, aber auch starke politische Aspekte aufwiesen, die die Regierung eindämmen wolle (AsiaNews 3.02.2012; South China Morning Post 28.02.2012).

5. März 2012:
Wen Jiabao kündigt Programm zur Armutsbekämpfung und Entwicklung an – zuvor wurde die offizielle Armutsgrenze angehoben
Der chinesische Ministerpräsident hat bei der Eröffnung der Fünften Sitzung des Nationalen Volkskongresses in Beijing am 5. März die Einführung eines Programms zur Armutsbekämpfung und zur Entwicklung ländlicher Gebiete für den Zeitraum von 2011 bis 2020 angekündigt. Davon sollen vor allem die besonders armen Regionen Chinas profitieren. Hierzu gehören 11 Bergregionen und die vorwiegend von Tibetern bewohnten Gebiete der Provinzen Sichuan, Yunnan, Gansu und Qinghai sowie der südliche Bereich der autonomen Region Xinjiang. Die immer größer werdenden Vermögensunterschiede zwischen der städtischen und ländlichen Bevölkerung, zwischen den Küstenregionen und den Provinzen im Landesinneren sowie ganz allgemein zwischen den Reichen und den Armen werden von Regierungsstellen als besorgniserregend bezeichnet. So war 2010 das durchschnittliche Einkommen der Stadtbewohner um das 3,23-fache höher als das der Bauern. In der Provinz Guizhou, einer der ärmsten chinesischen Provinzen, beträgt das Bruttoinlandsprodukt zurzeit nur ein Sechstel des Wertes in Shanghai, und es leben dort ca. 15 Millionen Menschen und damit 45% der Bevölkerung dieser Provinz unter der neu definierten Armutsgrenze, die die chinesische Regierung am 29. November 2011 für die Landbevölkerung auf 2.300 Yuan Nettoeinkommen pro Jahr anhob. Als Teil der Armutsbekämpfungsmaßnahmen ist vorgesehen, aus denjenigen Gegenden von Guizhou, die wegen des felsigen Untergrundes nicht für Siedlungen geeignet sind, insgesamt 1,5 Millionen arme Dorfbewohner umzusiedeln (Xinhua 29.11.2011; 13.02.; 12.03.2012).

7. März 2012:
Xindra Tenzin Chodrak: 27.000 Mönche und Nonnen in Tibet wurden ins staatliche Krankenversicherungs­system aufgenommen
14.000 Mönche haben zudem eine Altersversicherung, und 4.300 Mönche aus armen Familien erhalten staatliche Zuschüsse für die Sicherung ihres Existenzminimums, sagte Xindra Tenzin Chodrak, stellvertretender Vorsitzender des Ständigen Ausschusses des Volkskongresses des Autonomen Gebiets Tibet, während einer Podiumsdiskussion beim Nationalen Volkskongress. Alle 46.000 Mönche und Nonnen, die gegenwärtig in Klöstern im Autonomen Gebiet Tibet leben, sollen in die Sozialversicherungssysteme aufgenommen werden. Padma Choling, Regierungschef des Autonomen Gebiets, sagte auf der gleichen Sitzung, der Dalai Lama und seine Anhänger versuchten junge Tibeter anzuziehen. Damit brauche [die Regierung] nicht zu wetteifern, der Schlüssel [zur Popularität] sei vielmehr, den Lebensstandard der Bevölkerung zu erhöhen (Xinhua 7.03.; vgl. China heute 2011, Nr. 4, Chronik, 24. November 2011).

11. März 2012:
Katholische Kirche in Taiwan bleibt Demonstrationen gegen Nuklearenergie fern
Im Zusammenhang mit dem Jahresgedächtnis der Tsunamikatastrophe und der Atomkatastrophe in Fuku­shima veröffentlichten führende Persönlichkeiten der protestantischen Kirchen, der Buddhisten, der Muslime in Taiwan und der daoistischen Zhengyi-Sekte ein gemeinsames Statement, in dem sie vor der Nutzung von nuklearer Energie warnten und die Regierung zur Abschaffung dieser Energieform in Taiwan sowie zur entschiedenen Förderung regenerierbarer Energien aufrief. Gemeinsam mit 70 weiteren Gruppen nahmen sie am 11. März zusammen mit Tausenden Taiwanesen an Protesten in Taipei, Taichung (Tai­zhong)und Kaohsiung (Gaoxiong) teil. Wie UCAN berichtete, zeichnete die katholische Kirche weder das Statement noch stellte sie sich offiziell gegen die Nutzung atomarer Energie. Ein Sprecher der Bischofskonferenz erklärte, die Kirche Taiwans halte sich damit an eine Entscheidung vatikanischer Politik, sich im Streit um die friedliche Nutzung nuklearer Energie neutral zu verhalten. Allerdings sagte ein Vertreter der Bischofskonferenz, der nicht namentlich genannt werden wollte, dass „Kirchenführer nicht dagegen seien, dass Katholiken als Privatpersonen an den Protesten teilnähmen“ (UCAN 12.03.2012).

14. März 2012:
Wen Jiabao missbilligt Selbstverbrennungen von Tibetern
Auf einer Pressekonferenz äußerte der chinesische Ministerpräsident, es habe in letzter Zeit in den tibetischen Gebieten das Phänomen der Selbstverbrennung einiger Mönche gegeben. „Wir missbilligen es, dass solch extreme Taten benutzt werden, um die Harmonie der Gesellschaft zu zerstören.“ Die jungen Mönche seien unschuldig, „wir empfinden großen Schmerz angesichts ihres Handelns“. Mit oder ohne direkte Beteiligung des Dalai Lama bilde die sogenannte „Exilregierung“ in Dharamsala eine Einheit von Politik und Religion mit dem Ziel, Tibet vom Mutterland abzutrennen, wozu China einen klaren Standpunkt habe. In Tibet müsse die Wirtschaft entwickelt, aber gleichzeitig der Schutz der Umwelt und der kulturellen Traditionen beachtet werden. Die Glaubensfreiheit der tibetischen Landsleute werde respektiert (Xinhua 14.03., nach www.sara.gov.cn).



15. März 2012:
UCAN: 20–30 Theologiestudenten aus Festlandchina studieren in Taiwan
UCAN berichtet von einer interessanten Entwicklung im Bereich der Zusammenarbeit von Taiwan und Festlandchina im Bereich der theologischen Ausbildung. Nach Angaben des Vorsitzenden der Bischofskonferenz Taiwans, Erzbischof John Hung Shan-chuan (Hong Shanchuan) SVD, studieren zu Beginn des Jahres 2012 20–30 Priester, Ordensschwestern und Brüder im Alter von 20 bis 30 Jahren an der Katholischen Theologischen Fakultät der Fu Jen-Universität in Hsin­chuang (Xin­zhuang), Taipei. Diese Möglichkeit ergab sich a) durch die Öffnung Taiwans für die Zulassung von Studenten aus Festlandchina – vor allem – zu privaten Universitäten auf der Insel, ferner b) durch ein Übereinkommen Ende 2011 zwischen der Regierung Taiwans und der vatikanischen Bildungskongregation, dass Titel und Abschlüsse der Theologischen Fakultät offiziell in Taiwan anerkannt werden (vgl. China heute 2011, Nr. 4, Chronik, 2. Dezember 2011), und nicht zuletzt auch c) durch Verhandlungen von Erzbischof Hung mit Wang Zuo’an, dem Direktor des staatlichen Religionsbüros, die bereits vor etwa zwei Jahren ihren Anfang genommen hatten. Die erste Gruppe von Studenten aus Festlandchina begann ihre Studien im Herbst 2011. Taiwan arbeitet am weiteren Ausbau dieses Programms. Erzbischof John Hung sieht Vorteile sowohl für die Kirche auf dem Festland, indem die Studenten eine gediegene Ausbildung im Rahmen der universalen Kirche erhalten, als auch für die Kirche Taiwans, die sich Hilfe im Zusammenhang mit der niedrigen Zahl der Berufungen auf der Insel erhofft, auch wenn die Möglichkeiten eines Einsatzes von Klerikern und Ordensschwestern von Festlandchina bei der gegenwärtigen Gesetzeslage in Taiwan noch sehr begrenzt sind (UCAN 15.03.2012). 

18. März 2012:
Shanghai: Priesterweihen ohne Weihbischof Joseph Xing – neuer Generalvikar Thaddäus Ma
Sieben Diakone – sechs aus der Provinz Shaanxi, einer aus der Inneren Mongolei stammend – empfingen am 18. März, dem Vortag zum Fest des Hl. Joseph, in der Kathedrale von Shanghai aus den Händen des 95-jährigen Bischofs Aloysius Jin Lu­xian die Priesterweihe. Ursprünglich war die Weihe für den 10. Dezember vergangenen Jahres vorgesehen, wurde jedoch kurzfristig abgesagt, nachdem sich Bischof Jin bei einem Sturz eine Rippe gebrochen hatte. Die Weihe war überschattet vom Fernbleiben des 49-jährigen Weihbischofs Joseph Xing Wenzhi, der seit mehreren Monaten nicht mehr öffentlich aufgetreten war. Nach monatelangen Gerüchten hatte Bischof Jin schließlich den Rücktritt des Weihbischofs mitgeteilt, so eine Meldung von Eglises d’Asie. Der aus der Provinz Shandong stammende Xing Wenzhi war ursprünglich der Wunschkandidat von Bischof Jin und empfing 2005 mit Erlaubnis Roms wie der chinesischen Regierung die Bischofsweihe. Lange Zeit galt er als designierter Nachfolger von Bischof Jin. In der Woche vor Weihnachten ernannte Bischof Jin jedoch Priester Thaddäus Ma Daqin, einen gebürtigen Shanghaier, zum Generalvikar der Diözese. Priester Ma hatte zunächst im Untergrund gearbeitet, aber seit einigen Jahren wichtige Aufgaben in der offiziellen Kirche übernommen. Weihbischof Xing, ein geradliniger, aufrichtiger Kirchenvertreter, war seit längerer Zeit in Ungnade bei der Regierung gefallen. Wie UCAN schreibt, wurde er vor allem für seine Haltung während der 8. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas im Dezember 2010 in Beijing kritisiert. Dort weigerte er sich, Bischofskleidung zu tragen, und bekundete eine sehr unkooperative Haltung. Die Gründe für den Rücktritt von Weihbischof Xing bleiben unklar. Nach Eglises d’Asie sprechen einige von persönlichen Gründen. Auf jeden Fall jedoch sei er Opfer des Kontrollsystems und des Drucks seitens der Regierung gewesen. Was auch immer die Gründe seien – so Eglises d’Asie –, der Rücktritt habe einen Schock unter dem Klerus in China ausgelöst (vor allem bei all den jungen Priestern, die von Xing Wenzhi in den langen Jahres seines Dienstes als Rektor des Seminars von Shanghai unterrichtet worden waren) (Eglises d’Asie 21.03.2012; UCAN 13.01.2012, Vatican Insider 30.12.2011).

19. März 2012:
Tibet Daily fordert stärkere Kontrolle von „wandernden“ Mönchen und langfristigen Mechanismus für das Management der Klöster in Tibet
In einem Leitartikel rief die Parteizeitung Xizang ribao (Tibet Daily, Lhasa) dazu auf, insbesondere die „wandernden“ Mönche und Nonnen (liudong sengni 流动僧尼) zu regulieren, den Aufbau der Institute für den tibetischen Buddhismus und die Kontrolle über die Reinkarnierung Lebender Buddhas zu verstärken und einen „langfristigen Mechanismus für das Management der Klöster“ (simiao guanli de changxiao jizhi 寺庙管理的长效机制) aufzubauen. Padma Choling, Regierungschef des Autonomen Gebiets Tibet, hatte laut South China Morning Post während der Sitzung des Nationalen Volkskongresses bestätigt, dass Regierungskader dauerhaft in den tibetischen Klöstern stationiert würden, wobei bereits 21.000 Kader in 5.451 Dörfer des Autonomen Gebiets verteilt worden seien. 
Nach Angaben von Human Rights Watch vom 16. März handelt es sich bei dem „langfristigen Mechanismus“ um eine neue Form der Überwachung. Die  bisher von den Mönchen (wenn auch unter Kontrolle) gewählten und aus Mönchen bestehenden „demokratischen Verwaltungskomitees“ der Klöster im Autonomen Gebiet Tibet würden dabei nicht gewählten Verwaltungskomitees, in denen Regierungskader vertreten seien, unterstellt (Human Rights Watch 16.03.; South China Morning Post 20.03.).

19. März 2012
Untergrundbischof von Wenzhou von der Regierung zu „Studienzwecken“ weggebracht
Der 49-jährige Bischof-Koadjutor Peter Shao Zhumin von Wenzhou und sein Kanzler Fr. Paul Jiang Sunian wurden von Regierungsbeamten verschleppt, um an „Studienkursen“ teilzunehmen. Bischof Shao wurde 2007 vom Heiligen Stuhl zum Leiter der Untergrundkirche in Wenzhou ernannt und ist nicht von der Regierung anerkannt. Falls beide „intelligent genug seien in ihren Studien“, dürften sie bald wieder nach Hause, falls nicht, würden sie länger in Haft bleiben, zitierten kirchliche Quellen vor Ort die Regierungsbeamten. „Ihre Freilassung hängt davon ab, ob sie die Religionspolitik der Regierung akzeptieren“, so eine der Quellen. Auch einige der 17 Untergrundpriester der Diözese wurden zu Verhören abgeholt. Es wird vermutet, dass die Vorfälle mit der geheimen Bischofsweihe in der Diözese Tianshui in der Provinz Gansu im vergangenen Jahr zu tun haben. Die Regierung will offensichtlich herausbekommen, wer in die Weihe involviert war. Bischof Johannes Wang Ruowang von Tianshui wurde Ende Dezember ebenfalls zu „Studienkursen“ weggebracht (UCAN 22.3.2012, siehe Eintrag 30. Dezember).


Katharina Feith
Jan Kwee 
Martin Welling 
Katharina Wenzel-Teuber

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