Chronik zu Religion und Kirche in China Oktober bis November 2012

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de). 
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2012, Nr. 3, S. 151-159) reichte bis einschließlich 29. September 2012.


Zwischen 4. Oktober und 30. November 2012:
38 Tibeter zünden sich aus Protest an – dramatischer Anstieg der Selbst­verbrennungen
Bis auf vier Mönche, einen ehemaligen Mönch und eine Nonne waren der Liste von savetibet.org zufolge die meisten der 38 Tibeter offenbar Laien. Damit haben sich seit 16. März 2011 bis Ende November 2012 insgesamt 89 Tibeter in tibetischen Gebieten der VR China in Brand gesetzt. 76 von ihnen starben an ihren Verbrennungen (Zahl nach tibetoffice.ch). Allein am 7. November zündeten sich fünf Männer und Frauen an, darunter drei 15 und 16 Jahre alte Mönche aus dem Kloster Ngoshul im Autonomen Bezirk Ngaba (Aba) der Tibeter und Qiang, Provinz Sichuan. Einige Beobachter vermuteten einen Zusammenhang mit dem 18. Parteikongress, der am 8. November (s.u.) begann.
Der Tibetologe Robert Barnett (Columbia University) sprach von einer neuen Phase der Selbstverbrennungen. „Es ist eine sehr ernste Entwicklung, die nahelegt, dass Tibeter glauben, dass die steigende Zahl der Selbstverbrennungen ihre politische Lage substantiell verändern wird, und das könnte dazu führen, dass mehr Menschen sich selbst verbrennen“, sagte Barnett gegenüber Radio Free Asia (RFA, 29.10.). Die erste Phase habe im März 2011 begonnen, als Mönche des widerspenstigen Klosters Kirti (Ngaba) sich aus Protest gegen das harte Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegen ihr Kloster anzündeten; der Protest breitete sich auf andere tibetische Gebiete aus. In der zweiten Phase seien Laien beteiligt gewesen, die nicht auf einen bestimmten Vorfall reagiert hätten, sondern möglicherweise ihre Sympathie mit den Mönchen und Nonnen ausdrücken wollten. Nun scheine eine neue Entwicklung eingetreten zu sein.
Berichtet wurde auch von verstärkten Gegenmaßnahmen der örtlichen Regierungen. Im Autonomen Bezirk Kanlho (Gannan) der Tibeter in der Provinz Gansu, wo sich viele der jüngsten Selbstverbrennungen ereigneten, soll laut RFA die Polizei am 21. Oktober eine Belohnung von 50.000 Yuan (rund 6.200 Euro) für Hinweise auf geplante Selbstverbrennungen ausgesetzt haben. Hunderte von Tibetern, die die Behörden einer Verbindung zu Selbstverbrennungen verdächtigten, seien festgenommen worden, berichtete RFA unter Berufung auf Menschenrechtsorganisationen. Im Autonomen Bezirk Malho (Huangnan) der Tibeter in der Provinz Qinghai, wo es ebenfalls zu vielen Selbstverbrennungen kam, erließen die Behörden am 14. November eine Bekanntmachung an die untergeordneten Behörden mit Anweisungen für Gegenmaßnahmen. Demnach soll den Familien von Personen, die sich selbst verbrannt haben, staatliche Unterstützung wie Mindesteinkommen und Katastrophenhilfe  gestrichen und alle staatlichen Projekte in ihren Dörfern sollen gestoppt werden. Personen, die [Beileids-]Grüße oder Spenden der Bevölkerung für Hinterbliebene organisieren, sollen rechtlich belangt werden; sind es Lamas oder Mitglieder von demokratischen Verwaltungskomitees von Klöstern, muss das Kloster geschlossen und die Verantwortlichen müssen bestraft werden (vgl. Übersetzung des Dokuments auf www.tchrd.org 25.11.).
Andrew Jacobs stellte in der New York Times vom 9. November fest, dass viele chinesische Intellektuelle und Online-Kommentatoren, die doch sonst oft mutig über verfolgte Dissidenten, korrupte Beamte und Landraub diskutierten, zum Thema Selbstverbrennungen schwiegen. Dies mache tibetischen Menschenrechtlern zunehmend Sorgen. Der chinesische Tibetologe Wang Lixiong äußerte in dem Artikel, im Weltbild gebildeter Chinesen gebe es eine subtile unterschwellige Antipathie gegenüber Tibetern (New York Times 9.11.; Radio Free Asia 29.10.; The Washington Post 30.10.; www.tchrd.org 22.,25.11.; 1.12.; Listen auf www.savetibet.org und www.tibetoffice.ch).

7.–28. Oktober 2012:
Bischofssynode in Rom
Bei der XIII. Bischofssynode zum Thema „Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“ fungierte Kardinal John Tong als einer der delegierten Präsidenten von Hongkong (siehe hierzu die Informationen und Dokumentation dieser Nummer).

8. Oktober 2012:
Neue Richtlinien sollen kommerzielle Nutzung buddhistischer und daoistischer Stätten unterbinden
Das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten erließ am 8. Oktober zusammen mit der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas und acht weiteren staatlichen Behörden (darunter das Staatliche Büro für Tourismus) die „Ansichten zur Behandlung von Problemen bei der Verwaltung buddhistischer und daoistischer Tempel und Klöster“ (Guanyu chuli sheji fojiao simiao, daojiao gongguan guanli youguan wenti de yijian 关于处理涉及佛教寺庙、道教宫观管理有关问题的意见). Bekanntgegeben wurde das Dokument am 22. Oktober. Die „Ansichten“ beklagen, dass Unternehmen oder Einzelpersonen – besonders in Tourismusgebieten – in den Neubau oder Betrieb von staatlich registrierten Tempeln und Klöstern investieren und diese vertraglich binden, um sie mit Gewinn zu bewirtschaften oder gar an die Börse zu bringen. Auch würden nicht als religiöse Stätten zugelassene Orte mit Hilfe falscher buddhistischer Mönche oder daoistischer Priester betrieben und illegal religiöse Spenden gesammelt oder Besucher gedrängt, große Summen für Weihrauch oder Wahrsagen auszugeben. Diese Missstände sollen unterbunden und die Beschränkung religiöser Aktivitäten auf staatlich registrierte Stätten und in die staatlichen Akten eingetragenes religiöses Personal strenger überprüft werden (siehe hierzu die Informationen und die Dokumentation dieser Nummer).

8. Oktober 2012:
Xinhua berichtet von geplantem Bau eines „buddhistischen Themenparks“ in Gansu
Der Themenpark soll in der für ihre antiken buddhistischen Grotten berühmten Stadt Dunhuang in der nordwestchinesischen Provinz Gansu entstehen. Der 20 Hektar große Park werde auch eine Fläche für Gebete, eine Halle für das Debattieren von Sutren und ein Meditationszentrum umfassen, hieß es aus der Tourismusbehörde der Stadt. 3 Mrd. Yuan sollen in das Vorhaben investiert werden (Xinhua 8.10.).

8. Oktober 2012:
15. Jahrestag des Verschwindens von Bischof Su Zhimin
Seit 15 Jahren wird der Untergrundbischof der Diözese Baoding (Provinz Hebei) an unbekanntem Ort in Haft gehalten. In dieser Zeit wurde er nur einmal, 2003, zufällig von Verwandten gesehen, als er unter Bewachung in einem Krankenhaus behandelt wurde. Der Nachrichtenagentur AsiaNews zufolge, die an das Verschwinden des Bischofs am 8. Oktober 1997 erinnerte, stellte seine Familie zum Jahrestag erneut eine Anfrage bei der Polizei nach seinem Verbleib und erhielt die Antwort, man wisse nicht, wo er sei. Laut AsiaNews hat Bischof Su Zhimin insgesamt 40 Jahre seines Lebens im Gefängnis oder in Arbeitslagern verbracht (AsiaNews 18.10.).

8. Oktober 2012:
P. Ismael Zuloaga SJ, Freund und Förderer der chinesischen Kirche, stirbt in Manila
Der 1927 in Spanien geborene Jesuit war 1965–1985 Direktor der für die chinesisch-philippinische Gemeinde gegründeten Xavier’s  School in Manila. Er war Chinabeauftragter des Jesuitengenerals und leitete viele Jahre ein Chinabüro in Manila. Zu seinen wichtigen Beiträgen für die Kirche in Festlandchina gehört die Förderung der Ausbildung zahlreicher chinesischer Priester und Schwestern in den Philippinen (Xinde 29.11.; sjapc.net 12.10.).

9. Oktober 2012:
75. Jahrestag der Ermordung von Bischof Schraven und Gefährten durch japanische Soldaten – Entschuldigung der japanischen Bischofskonferenz
Der niederländische Missionsbischof Frans Schraven wurde am 9. Oktober 1937 mit acht weiteren Europäern – sechs Lazaristen, einem Trappisten und einem Laien – in der Stadt Zhengding (Provinz Hebei) von japanischen Soldaten umgebracht, wahrscheinlich weil sie sich weigerten, den Soldaten zweihundert chinesische Frauen auszuliefern. Tausende Menschen hatten sich auf das Gelände der Kathedrale geflüchtet, als die Japaner die Stadt einnahmen. Die Mgr. Schraven Stiftung, die sich für die Erforschung des Vorfalls und die Seligsprechung der Märtyrer einsetzt, organisierte anlässlich des Jahrestags eine Reihe von Gedenkveranstaltungen. In einem Gottesdienst am 14. Oktober in Broekhuizenvorst (Limburg, Niederlande), der Heimatpfarrei von Frans Schraven, verlas der japanische Priester Fukamizu Masakata ein Schreiben, in dem sich Erzbischof Leo Jun Ikenaga SJ im Namen der japanischen Bischofskonferenz für diesen Mord und anderes Fehlverhalten der Japaner in der Vergangenheit entschuldigte. Der aus Hongkong stammende Erzbischof Savio Hon (Kongregation für die Evangelisierung der Völker) entgegnete ihm mit der Bitte, „den Frieden Christi, den wir heute teilen, zu unseren japanischen Brüdern und Schwestern zu tragen“. Am Nachmittag verknüpfte der Theologe Erik Borgman (Universität Tilburg) in einem Vortrag das Leben Schravens mit Überlegungen zu sexueller Gewalt heute. Am Tag zuvor wurden zwei Bücher vorgestellt, darunter der von der Stiftung auf Niederländisch, Englisch, Französisch und Deutsch publizierte Comic des belgischen Comiczeichners Geert de Sutter Post aus China über Leben und Tod von Bischof Schraven in China. 
Die Kathedrale von Zhengding wurde Ende der 1940er Jahre konfisziert und ist heute Teil eines Militärkrankenhauses. Die offizielle Kirche verlegte in den 1980er Jahren die Kathedrale in die Provinzhauptstadt Shijiazhuang und benannte die Diözese in Shijiazhuang um. Die von Bischof Jia Zhiguo geleitete Gemeinschaft im Untergrund benutzt weiter den Namen Zhengding (Mgr. Schraven Foundation Press Release 21.10.; UCAN 9.10.; www.mgrschraven.nl).

11. Oktober 2012:
Der Schriftsteller Mo Yan erhält den diesjährigen Nobelpreis für Literatur
Mo Yan (eigentlich Guan Moye, geb. 1955) ist damit der erste in China lebende Schriftsteller, dem diese Ehre zuteil wurde (nachdem mit Gao Xingjian im Jahr 2000 einem chinesischen Autor mit französischer Staatsangehörigkeit der Preis zugesprochen worden war). Mo Yan stammt aus Gaomi in der nordchinesischen Provinz Shandong. Viele seiner Erzählungen und Romane spielen in seiner ländlichen Heimat, so auch sein Roman Das rote Kornfeld (1987), der durch die Verfilmung von Zhang Yimou auch außerhalb Chinas bekannt wurde. Mo Yan sieht sein Werk in der Tradition der volkstümlichen, realistischen Erzähler Chinas, fühlt sich aber auch durch den magischen Realismus von Gabriel García Márquez beeinflusst. Bereits fünf seiner Romane liegen in deutscher Übersetzung vor. In China löste die Preisverleihung an Mo Yan überwiegend Genugtuung aus, wurde doch mit ihm ein etablierter Autor und Mitglied des chinesischen Schriftstellerverbandes gewürdigt und kein Dissident wie Liu Xiaobo, der Träger des Friedensnobelpreises von 2010. Im westlichen Ausland wird die Entscheidung des Nobelpreiskomitees für Mo Yan z.T. kritisch gesehen und dem Schriftsteller Angepasstheit an das herrschende politische System vorgeworfen. Barbara Hoster

Mitte Oktober 2012:
5-monatige Behördenaktion gegen nordkoreanische Flüchtlinge in Yanbian endet
Die Kampagne, die am 15. Mai 2012 im Autonomen koreanischen Bezirk Yanbian in der nordostchinesischen Provinz Jilin begann, richtete sich nach Angaben der amtlichen chinesischen Presse gegen illegal dort lebende und arbeitende Ausländer. Beobachter im Ausland sprachen jedoch von einer Kampagne gegen nordkoreanische Flüchtlinge. Yanbian, dessen Bevölkerung von 2,3 Mio. einen koreanischstämmigen Anteil von 40% hat, liegt an der Grenze zu Nordkorea. Nach Angaben von UCAN schätzt man die Zahl der nordkoreanischen Überläufer und illegalen Migranten in Yanbian auf 10.000 bis 15.000. Pastor Chun Ki-won, Gründer von Durihana, einer in Seoul ansässigen evangelischen Gruppe zur Hilfe für Nordkoreaflüchtlinge in Yanbian, sagte UCAN zufolge, dass solche Kampagnen nichts Neues seien, aber schärfer würden. Nach Pastor Chuns Darstellung schränkte die aktuelle Kampagne die Möglichkeiten der Kirche ein, Flüchtlingen zu helfen. Denn wenn illegale Nordkoreaner in einer der vielen Kirchen Yanbians gefunden würden, liefen diese Gefahr, ihre Registrierung zu verlieren und geschlossen zu werden. Laut Bob Fu, dem Vorsitzenden der in den USA ansässigen Organisation China Aid, ist das Christentum in Yanbian normalerweise jedoch bemerkenswert frei. Es gebe in Yanji sogar eine offen von christlichen Missionaren geleitete Universität (China Daily 25.05.; The Chosun Ilbo 25.05.; Global Times 25.05.; UCAN 24.10.).

20. Oktober 2012:
Feier 70 Jahre diplomatische Beziehungen Heiliger Stuhl – Republik China (Taiwan)
Die Zeremonie in Taipei wurde in kleinem Rahmen begangen, um die Regierung in Beijing nicht zu verärgern, schrieb UCAN. Bei der Feier in der Kathedrale von Taipei sprachen der Geschäftsträger des Vatikan in Taiwan, Msgr. Paul Russell, und die stellvertretende Außenministerin Taiwans, Vanessa Shih. Erzbischof Hung Shan-chuan leitete den Gottesdienst (UCAN 22.10.).

25. Oktober 2012:
Kardinal Fernando Filoni plädiert in Artikel für Dialog auf höchster Ebene
In seinem Beitrag „Fünf Jahre nach der Veröffentlichung des Briefes von Papst Benedikt XVI. an die Kirche in China“ äußerte sich Kardinal Fernando Filoni zu dessen Aktualität angesichts der komplizierten Lage der Kirche in China. Kardinal Filoni ist Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Sein Artikel erschien auf der Website der vom Holy Spirit Study Centre der Diözese Hongkong herausgegebenen Zeitschrift Tripod (Nr. 167) (Vatican Insider 25.10.). Der vollständige Text findet sich in der Dokumentation, Hintergründe in den Informationen dieser Nummer.

26. Oktober 2012:
Staatlicher Think Tank empfiehlt Lockerung der Geburtenplanung
In dem von der China Development Research Foundation veröffentlichten Bericht heißt es (nach einer Zusammenfassung von Xinhua), die jährliche Wachstumsrate der chinesischen Bevölkerung habe sich im letzten Jahrzehnt auf 0,57% verringert. Inzwischen seien nicht mehr ein übermäßiges Bevölkerungswachstum, sondern strukturelle Probleme die zentrale Herausforderung in der Familienplanungspolitik. Zu den negativen Begleiterscheinungen der um 1980 eingeführten Geburtenkontrolle zählt der Bericht soziale Konflikte, hohe Verwaltungskosten und indirekt ein langfristiges Geschlechterungleichgewicht sowie eine Alterung der Gesellschaft. Die Regierung solle in den nächsten drei Jahren die Ein-Kind-Politik in Regionen, wo sie streng durchgeführt wurde, lockern. Ab 2020 werde keine staatliche Geburtenplanung mehr notwendig sein. China werde ab 2026 eine ultra-niedrige Geburtenrate haben und die Regierung solle beginnen, Familien zu mehr Kindern zu ermutigen (Xinhua 26.10.). 
Die China Development Research Foundation untersteht dem Development Research Center des Staatsrats.

27. Oktober – 1. November 2012:
Konferenz von Laien aus inter­nationalen chinesischen Gemeinden in Hongkong
Die Konferenz, an der 170 Laien aus 50 Pfarreien teilnahmen, die neben Gemeinden aus Hongkong u.a. aus den USA, Kanada, Mauritius, Frankreich, Italien, Vietnam, Malaysia, Singapur, Australien, Taiwan und Macau stammten, stand unter dem Titel „Vom Dienst zum Zeugnis – den Geist und das Licht Christi fördern“ („From serving to witnessing – promoting the spirit and light of Christ“).  Es ging – passend zum „Jahr der Laien“ der Diözese Hongkong – um die Dienste, die Laien in ihren Gemeinden leisten, aber auch um die Probleme und Sorgen, die das Leben der Gläubigen in der säkularisierten Welt mit sich bringen. Kardinal John Tong, Bischof von Hongkong, merkte in einer Video-Botschaft aus der Bischofssynode in Rom an, dass viele Laien in ihrem Einsatz zu sehr von den jeweiligen professionellen pastoralen Führern abhängig seien, was dazu führen könnte, dass das Anliegen des 2. Vatikanums (Dogmatische Konstitution über die Kirche) bezüglich der ureigenen selbstständigen Mission der Laien in dieser Welt zu kurz kommen könnte. Die Konferenz, die von dem Vorsitzenden des Komitees für das Jahr der Laien, Generalvikar Dominic Chan Chin-ming, geleitet wurde, war gekennzeichnet vom Geist des Gebetes, des gegenseitigen Austauschs von Glaubens- und Lebenserfahrungen, von missionarischem Engagement und von der Bereitschaft, voneinander zu lernen. So besuchten die Teilnehmer verschiedene Pfarreien und Krankenhäuser, um den Einsatz der Laien in Hongkong kennenzulernen. Umgekehrt werden in einem zweiten Schritt 10 kleinere Gruppen von Laien aus Hongkong internationale Gemeinden besuchen. Mittlerweile von der Bischofssynode zurückgekehrt, verabschiedete Kardinal Tong die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer feierlichen Hl. Messe am Fest Allerheiligen (sundayex.catholic.org.hk 10.11.). Martin Welling

29. Oktober – 7. November 2012:
Erster Kurs für ausländische Studierende an der Chinesischen daoistischen Akademie
19 Teilnehmer aus Frankreich, Belgien, der Schweiz, Portugal, Italien, Mexiko und Venezuela besuchten den Kurs, dessen Schwerpunkt auf daoistischem Ritual lag. Unterrichtet wurden aber auch Grundwissen und Geschichte des Daoismus. Bei der Abschlusszeremonie im Baiyun-Tempel in Beijing sprachen Vertreter der Daoistischen Vereinigung und des Büros für religiöse Angelegenheiten sowie der mexikanische Daoist Jingwei, der Vorsitzender der Mexikanischen daoistischen Vereinigung ist (www.sara.gov.cn 2.11.; www.taoist.org.cn).

31. Oktober – 1. November 2012:
Studiensitzung des Religionsbüros zur Protestantismus- und Katholizismus-Arbeit befasst sich mit Hauskirchen, Bischofsweihen und Theologie
Leiter der Abteilungen für Protestantismus und Katholizismus aus Religionsbehörden von 30 Provinzen bzw. Autonomen Gebieten oder Regierungsunmittelbaren Städten trafen sich in Chongqing zu dem vom Staatlichen Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA) einberufenen Austausch. Jiang Jianyong, Vizedirektor des BRA, nannte dem Bericht auf der BRA-Website zufolge konkret folgende Aufgaben: „Die privat errichteten protestantischen Treffpunkte müssen in geeigneter Weise geregelt und es muss nach einer effektiven Verwaltungsmethode gesucht werden, um die Stabilität der protestantischen Kreise zu bewahren. Die Arbeit der Wahl und Weihe von katholischen Bischöfen muss in wohlbedachter Weise vorangebracht und nach einer neuen Vorgehensweise für die Verwaltung der Bistümer muss gesucht werden, um eine gesunde Entwicklung der chinesischen katholischen Kirche zu fördern.“ In der protestantischen Kirche müsse der „Aufbau des theologischen Denkens“ vertieft und die Verbreitung seiner Ergebnisse gefördert werden. Die katholischen Kreise müssten angeleitet werden, eine „inkulturierte Theologie“ [bendihua shenxue 本地化神学] zu entwickeln und die demokratische Verwaltung der Kirche voranzutreiben. Ein weiteres Thema der Sitzung waren die Wohltätigkeitsaktivitäten der Kirchen (www.sara.gov.cn 7.11.).

3. November 2012:
Weihbischof Ma Daqin setzt seinen Blog fort
Der Shanghaier Weihbischof, der seit seiner Weihe und seinem dort verkündeten Austritt aus der Katholischen patriotischen Vereinigung am 7. Juli in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird und sein Amt nicht antreten darf (vgl. China heute 2012, Nr. 3, S. 142-145 und Chronik, 7. und 11. Juli und September 2012), hat weitere Beiträge in seinem Blog veröffentlicht. Am 3. November schrieb er, er sei froh, dass seine Eltern nicht mehr am Leben seien, weil sie sich sonst sehr um ihn sorgen würden. Obwohl er viele Male „Tee getrunken“ habe [d.h. von Regierungsbeamten zum Gespräch beordert] und gewarnt worden sei, sich keine Illusionen zu machen, seien seine Gedanken frei (UCAN 5.11.; Vatican Insider 9.11.). 
Der Blog wurde nach dem 3. November bis zum Redaktionsschluss von China heute [1. Dezember] nicht mehr erneuert. Leser des Blogs starteten dort am 30. November eine Novene für Bischof Ma, die Diözese Shanghai und die chinesische Kirche.

4. November 2012:
Bischof Jin Luxian veröffentlicht Hirtenbrief zum Jahr des Glaubens – Aktionen zum Glaubensjahr in ganz China
In dem Schreiben reflektiert der 96-jährige Shanghaier Bischof seinen persönlichen Glaubensweg. Die zahlreichen Veranstaltungen in der chinesischen Kirche anlässlich des von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen weltweiten „Jahrs des Glaubens“, das am 11. Oktober 2012 begann, wurden im Lauf des Oktober und November fortgesetzt (zu früheren Aktionen vgl. China heute 2012, Nr. 3, Chronik, August/September 2012).

5. November 2012:
BRA-Direktor unterzeichnet neue Richtlinien für Dozenten und für Studien­abschlüsse religiöser Ausbildungsstätten
Die „Maßnahmen zur Anerkennung des Status, der Rangbezeichnungen und der Ernennung von Dozenten an religiösen Ausbildungsstätten“ Zongjiao yuanxiao jiaoshi zige rending he zhicheng pingshen pinren banfa 宗教院校教师资格认定和职称评审聘任办法 sowie die „Maßnahmen zur Verleihung akademischer Grade an religiösen Ausbildungsstätten“ Zongjiao yuanxiao xuewei shouyu banfa 宗教院校学位授予办法 vervollständige das System der rechtlichen Bestimmungen für die religiösen Ausbildungsstätten, hieß es in einer Meldung des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA) vom 23. November. Sie treten zu den bereits bestehenden „Maßnahmen für die Errichtung religiöser Ausbildungsstätten“ von 2007 (deutsch in China heute 2008, Nr. 1-2, S. 20-22) und den „Maßnahmen für den Einsatz ausländischer Fachkräfte an religiösen Ausbildungsstätten“ von 1998. Der Pressemeldung zufolge stammt der erste Entwurf der beiden neuen Dokumente von 2006 und durchlief einen mehrjährigen Überarbeitungsprozess. Beide Richtlinien werden zur probeweisen Durchführung erlassen und treten am 1. Januar 2013 in Kraft (Text der Dokumente und Pressemeldung auf www.sara.gov.cn). 
Die neuen Dokumente lassen eine Tendenz zur Vereinheitlichung und formalen Angleichung an das staatliche Hochschulsystem erkennen, ferner eine Tendenz zur Zentralisierung (Steuerung der Vergabe etc. durch entsprechende neu einzurichtende Arbeitsgruppen, die bei den nationalen religiösen Organisationen angesiedelt werden; alle wichtigen Schritte müssen dem BRA zur Akteneintragung gemeldet werden). Trotz der formalen Angleichung wird festgelegt, dass die Studienabschlüsse religiöser Ausbildungsstätten weiterhin nur „innerhalb der religiösen Kreise gültig sind“ (Art. 23 der Maßnahmen zur Verleihung akademischer Grade). Für die Verleihung akademischer Ränge der Ausbildungsstätten des tibetischen Buddhismus werden eigene Maßnahmen erlassen (ebd. Art. 24).

6. und 8. November 2012:
Amity-Druckerei in Nanjing feiert den Druck der 100-millionsten Bibel – 60 Millionen davon für den Inlands­gebrauch
„China ist der weltweit größte Drucker und Nutzer der Bibel geworden“, sagte Guo Wei, Leiterin der Auslandsabteilung des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA), auf dem Festakt zur Feier der 100-millionsten Bibel am 8. November in Nanjing. Die Amity Print­ing Company Ltd, China Daily zufolge die einzige autorisierte Bibeldruckerei des Landes, wurde 1988 als Joint Venture zwischen der Amity-Stiftung und den United Bible Societies (UBS) gegründet. Die Amity-Stiftung in Nanjing wurde 1985 von chinesischen Protestanten für soziale Dienste gegründet. Die UBS hat den Bibeldruck jahrzehntelang u.a. durch Spenden von Bibelpapier unterstützt. 40 Millionen Exemplare der Bibel in über 90 Sprachen wurden für den Export in 70 Länder der ganzen Welt gedruckt. Die übrigen 60 Millionen – in chinesischer Sprache, in neun Sprachen ethnischer Minderheiten sowie in Braille – wurden in China selbst vertrieben. Am 6. November veranstalteten die Protestantische Drei-Selbst-Bewegung und der Chinesische Christenrat ein „Symposium zum Druck der 60-millionsten Bibel durch die Chinesische protestantische Kirche“. BRA-Vizedirektor Jiang Jian­yong erklärte in seiner Ansprache, die 60 Millionen Bibeln deckten nun vollständig den Bibelbedarf der chinesischen Gläubigen bis hinein in das entlegenste Dorf. Das BRA unterstütze, so Jiang, weiterhin den autonomen Bibeldruck und -vertrieb durch die chinesische Kirche [der Import von Bibeln nach China, außer zum persönlichen Gebrauch, ist nicht erlaubt, der Verkauf innerhalb Chinas erfolgt über kirchliche Kanäle, nicht in normalen Buchhandlungen]. Nach Angaben von Liu Yuanlong, einem Vizevorsitzenden der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung, hat die Amity-Druckerei im letzten Jahrzehnt auch 3 Mio. Bibeln für die katholische Kirche in China gedruckt (China Daily 10.11.; UCAN 20.11.; www.sara.gov.cn 7.11.; www.unitedbiblesocieties.org 12.11.).

6. November 2012:
Tod von Bischof Guo Chuanzhen (Jinan)
Im Alter von 94 Jahren starb in Jinan, Provinz Shandong, der emeritierte Weihbischof Samuel Guo Chuanzhen OFM. Bischof Guo wurde am 14. April 1918 in Ji­nan geboren und 1944 zum Priester geweiht. 1945 begann er mit dem Geschichtsstudium an der katholischen Fu-Jen-Universität in Beijing, musste allerdings 1949 mit Gründung der Volksrepublik China in seine Diözese zurückkehren, wo er als Pfarrer und Lehrer im Kleinen Seminar arbeitete. 16 Jahre verbrachte er in Arbeitslagern und unter Hausarrest. 1982 durfte er schließlich wieder als Pfarrer arbeiten. 1983 gründete Guo Chuanzhen das Heilig-Geist-Seminar von Shandong, wo er als Rektor fungierte. Am 24. April 1988 wurde er ohne päpstliches Mandat zum Bischof geweiht, später jedoch von Rom anerkannt. Das Requiem für Bischof Guo wurde am 8. November von Bischof Josef Zhang Xianwang in der Kathedrale von Jinan gefeiert, anschließend wurde er auf dem Diözesanfriedhof in Huzhuang beigesetzt. 
Die Diözese Jinan hat 30.000 Katholiken, 40 Priester, 20 Schwestern sowie 11 Pfarreien mit ca. 60 Gottesdienstorten (Fides 19.11.; UCAN 7.11.).
Katharina Feith

8.–14. November 2012:
18. Parteitag der KP Chinas
Der Parteitag wählte Xi Jinping zum Parteivorsitzenden. Er und Li Keqiang werden im März 2013 voraussichtlich die Regierungsämter des Staatspräsidenten bzw. des Ministerpräsidenten übernehmen. Zu den verabschiedeten Änderungen in den Parteistatuten gehörten die Aufnahme des „wissenschaftlichen Entwicklungskonzepts“ von Hu Jintao in die Reihe der führenden Ideologien. Aufgenommen wurde auch die wichtige Rolle des „Aufbaus einer ökologischen Zivilisation“. 
Das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten berichtete am 9. November, dass Persönlichkeiten und Gläubige aller Religionen am 8. November begeistert die Übertragung der Eröffnung des Parteikongresses verfolgt hätten, und ergänzte seinen Bericht mit entsprechenden Fotos. Die katholische Nachrichtenagentur UCAN machte darauf aufmerksam, dass Xi Jinping in seiner Laufbahn wichtige Regierungsposten in Provinzen mit relativ hohem Katholikenanteil innehatte, nämlich in Hebei (ca. 1 Mio. Katholiken), Fujian (370.000), Zhejiang (über 200.000) und Shanghai (160.000). UCAN brachte einige Stimmen von Christen in China, die unter Xi keine großen Veränderungen hinsichtlich der Religionsfreiheit erwarteten. Kardinal John Tong von Hongkong sagte in einem am 6. November von UCAN publizierten Interview, dass es sich bei der kommunistischen Regierung um eine kollektive Führung handle und dass [Xi], selbst wenn er dies wolle, keine drastischen, sondern nur schrittweise Veränderungen vornehmen könne. 
Amnesty International berichtete am 6. November, dass im Vorfeld des Parteitags das Vorgehen gegen Menschenrechtsaktivisten und -anwälte verschärft und seit September mindestens 130 Personen festgenommen oder Einschränkungen unterworfen worden seien (Amnesty International 8.11.; UCAN 6.,15.11.; Xinhua 14.,18.11.; www.sara.gov.cn 9.,14.11.).

16. November 2012:
Fünf Straßenkinder in Guizhou werden tot in Müllcontainer gefunden
Nach Angaben der örtlichen Regierung im Bezirk Qixingguan, Stadt Bijie, starben die fünf Jungen im Alter von 9–12 Jahren, alle Brüder oder Vettern mit dem Familiennamen Tao, an Kohlenmonoxidvergiftung. Vermutlich hatten sie in dem Müllcontainer, der ihnen als Unterschlupf diente, ein Feuer angezündet, um sich zu wärmen. Vier der fünf Jungen hatten Xinhua zufolge die Schule abgebrochen. Es gebe in Guizhou viele Kinder wie die Tao-Vettern, vielfach seien die Eltern Wanderarbeiter und hätten die Kinder bei ihren Großeltern oder manchmal allein zurückgelassen, erklärte Tian Jie von der Dishui Charity Association gegenüber Global Times. Guizhou gehört zu den ärmsten Provinzen Chinas. Der Tod der fünf Jungen löste den Berichten zufolge eine Debatte im chinesischen Internet und auf Weibo aus (Global Times 19.,20.11.; Xinhua 18.,20.11.).

21. November 2012:
Ende des diesjährigen Hadsch chinesischer Muslime
Über 13.800 Muslime aus allen Teilen Chinas nahmen am diesjährigen Hadsch teil. Damit sind die Pilgerzahlen in den letzten Jahren – offizielle Angaben für 2010: über 13.000, für 2011: 13.700 – in etwa gleich geblieben. Die Wallfahrt wurde wie in den letzten Jahren vom Staatlichen Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA) und der Chinesischen islamischen Vereinigung zentral organisiert. Der letzte der 41 Charterflüge landete am 21. November in Beijing. Dieses Jahr sei die Organisation des Hadsch besonders kompliziert gewesen, heißt es in einem Bericht des BRA. Er beschreibt insbesondere die Bemühungen, die Flugkosten trotz Anstieg des Ölpreises stabil zu halten. Die Pilger wurden von einer 60-köpfigen Leitungsgruppe, rund 200 Führern, 100 Imamen, 50 Ärzten und Krankenpflegern und einigen Dutzend Köchen begleitet (www.sara.gov.cn 21.11.).

22. November 2012:
Bischof K.H. Ting, lange prägende Gestalt der offiziellen protestantischen Kirche, stirbt mit 97 Jahren
Bischof K.H. Ting (Ding Guangxun) hatte maßgeblichen Anteil am Wiederaufbau der offiziellen protestantischen Kirche und am Drängen auf eine Politik der größeren Religionsfreiheit nach den Verfolgungen der Kulturrevolution. Wegen seiner großen Nähe zur Kommunistischen Partei schon in den 1950er Jahren war er jedoch auch umstritten. K.H. Ting wurde 1915 in Shanghai geboren, 1942 zum anglikanischen Vikar und 1953 zum Bischof ordiniert. Er war viele Jahre Leiter des Jinling Union Theological Seminary und hat wesentlich zur theologischen Arbeit im Kontext des sozialistischen China beigetragen. Mit Bischof Ting starb auch der letzte noch lebende protestantische Bischof in Festlandchina. In ihrem Bericht zu seiner Kremierung am 27. November bezeichnete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua ihn als „hervorragenden patriotischen religiösen Führer, berühmte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, engen Freund der KP Chinas, Vizevorsitzenden der 7., 8., 9. und 10. Nationalen Kommission der Politischen Konsultativkonferenz“, sie erwähnte auch seine Ämter als langjähriger Vorsitzender (am Schluss Ehrenvorsitzender) der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung der protestantischen Kirche und des Chinesischen Christenrats, Ehrenrektor des Jinling-Seminars sowie Vorstandsvorsitzender der Amity-Stiftung. Xinhua wies darauf hin, dass Hu Jintao, Xi Jinping, Jiang Zemin, Wu Bangguo, Wen Jiaobao, Jia Qinglin, Li Keqiang und andere führende Politiker Bischof Ting vor seinem Tod im Krankenhaus besucht oder zu seinem Tod kondoliert hätten – dem Bericht ist eine Liste mit den Namen von rund 160 Kondolierenden beigefügt (Neue Zürcher Zeitung 4.12.; South China Morning Post 29.11.; Xinhua 28.11.; www.sara.gov.cn 23.11.). Eine Würdigung Bischof Tings findet sich im Nachruf von Winfried Glüer in den Themen dieser Nummer.

25. November 2012:
80 Ordensfrauen nehmen für einen guten Zweck am Beijing Marathon teil
Die Schwestern aus 22 Ordensgemeinschaften in ganz China, unterstützt von 10 Freiwilligen, liefen für 30 verschiedene Projekte – 17 den Minimarathon, 58 den Halbmarathon und 5 die ganze Strecke. Der Lauf der Schwestern fand auch in verschiedenen Medien Beachtung. Am 24. November wurden zusätzlich bei der Kollekte für die Anliegen der Schwestern in Beijing in den Gemeinden der Kathedrale und der Nordkirche insgesamt 36.182,12 Yuan (rund 4.500 Euro) gespendet. 
Seit 2009 laufen Ordensschwestern den jährlich von rund 30.000 Läufern besuchten Beijing Marathon mit. Der Priester Ren Dahai, Direktor der die Aktion mitorganisierenden Jinde Charities, sagte, es sei zu hoffen, dass der Lauf der Schwestern die kirchliche Wohltätigkeit der Gesellschaft näherbringe und die Stimme der Kirche in der Gesellschaft hörbar mache (Fides 28.11.; www.xinde.org 7.12.).

26. November 2012:
Verabschiedung eines neuen Gesetzes zum Schutz von psychisch kranken Personen
Nach  Angaben des Gesundheitsministeriums leben in China zurzeit ungefähr 16 Mio. Personen, die unter psychischen Störungen leiden. Das neue Gesetz (Zhonghua renmin gongheguo jingshen weisheng fa 中华人民共和国精神卫生法) soll die Rechte und Interessen dieser Personen schützen und die Entwicklung der geistigen Gesundheit sowie die Regulierung der damit befassten Dienstleistungsmaßnahmen verbessern. Missbrauch im Hinblick auf zwangsweise durchgeführte psychiatrische Behandlungen und unnötige Behandlungen oder Einweisungen in psychiatrische Kliniken sollen verhindert werden. Würde, Sicherheit und Eigentum sowie die privaten Daten der psychisch Erkrankten sollen geschützt werden. Dabei wird die Verantwortung für vorbeugende Maßnahmen und für die Behandlung geistiger Beschwerden allen Teilen der Gesellschaft auferlegt, einschließlich der Regierung, den Nichtregierungsorganisationen und den Familien. Das Gesetz macht nicht nur Vorschriften zur Förderung der geistigen Gesundheit, zur Vorbeugung gegen psychische Beschwerden und zu deren Diagnose und Behandlung, sondern es regelt auch die Rehabilitation der Patienten, die Sicherheitsmaßnamen und die rechtliche Verantwortlichkeit.
Insgesamt ist die Verabschiedung des Gesetzes, dessen Inkraftsetzung am 1. Mai 2013 erfolgen soll, ein deutlicher und lang ersehnter Fortschritt, auch wenn noch einige Verbesserungen wünschenswert sind. So gibt es zu der Bestimmung, dass Untersuchungen zur geistigen Gesundheit nicht gegen den Willen der Betroffenen durchgeführt werden sollen (§27), einige Ausnahmeregelungen, die kritisch betrachtet werden müssen. Bei der Anordnung einer stationären psychiatrischen Behandlung kann man immerhin eine zweite und sogar eine dritte Untersuchung verlangen (§32), und es ist auch vorgeschrieben, dass Untersuchungen zur geistigen Gesundheit nur von qualifizierten Psychiatern durchgeführt werden sollen (§29), von denen es laut Xinhua zurzeit allerdings nur ca. 20.000 in China gibt (Xinhua 26.10.2012). 
Jan Kwee


Katharina Wenzel-Teuber
mit Beiträgen von Katharina Feith, Barbara Hoster, Jan Kwee und Martin Welling.

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