Hier informiert Sie das China-Zentrum zur Situation der Religionen und der christlichen Kirchen in China.


Chronik zu Religion und Kirche in China 1. April - 30. Juni 2023

Gesellschaft

Mai 2023:
Jugendarbeitslosigkeit auf Höchststand
Wie das Nationale Statistikamt mitteilte, erreichte die Jugendarbeitslosigkeit in Chinas städtischen Gebieten im Mai mit 20,8 Prozent einen Rekordwert, im April hatte sie bei 20,4 Prozent gelegen. Damit ist jeder fünfte junge Chinese in den Städten ohne Arbeit. Wie der Spiegel schreibt, berücksichtigt der Wert 16- bis 24-Jährige in städtischen Gebieten. Über alle Altersgruppen gesehen sei die allgemeine Arbeitslosenquote mit 5,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat konstant geblieben. In China gebe die Arbeitslosenquote allerdings kein vollständiges Bild der Situation wieder, da sie nur für urbane Gebiete berechnet werde. Dazu gibt es derzeit – auch pandemiebedingt – so viele Hochschulabsolventen wie noch nie, die auf den Arbeitsmarkt drängen. Vor der Corona-Pandemie, im April 2019, war die Arbeitslosenquote mit 9,9 Prozent weniger als halb so hoch, so China.Table: „Weil die Regulierungsbehörden im vergangenen Jahr hart gegen den Internet- und Bildungssektor vorgingen, kam es in diesen bei jungen Arbeitnehmern und Hochschulabsolventen äußerst beliebten Branchen zu vielen Entlassungen. Das Bildungsniveau junger Chinesen nimmt zu. Aber ihre Erwartungen sind größer als die Chancen, die der Markt bietet“ (China.Table 24.05.; ndrc.gov.cn 30.05.; Der Spiegel 15.06.; ZDF 13.06.). kf

Religionspolitik

6. April 2023:
Konferenz zur Sinisierung der religiösen Riten im Zentralinstitut für Sozialismus
Die Hochrangige Einheitsfront-Denkfabrik des Zentralinstituts für Sozialismus hat eine Studienreihe zum Thema „Unterrichtsmaterial zur Sinisierung der religiösen Riten“ (宗教礼仪中国化课程讲义) lanciert. Dies erfährt man aus dem Bericht über die kleine Konferenz – das Foto zeigt 16 Teilnehmende – vom 6. April zum gleichen Thema. Professor [und Dharma-Meister] Shengkai von der Tsinghua University stellte den Gesamtplan des Projekts vor. Vier Experten, darunter [Dharma-Meister] Nengren, Redaktionsleiter von Fojiao yanjiu (Buddhistische Studien), der daoistische Priester Li Shaohua, stellvertretender Generalsekretär der Chinesischen daoistischen Vereinigung, Li Lin, Forscher am Institut für Weltreligionen der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, und You Bin, Professor an der Minzu University of China, berichteten über detaillierte Pläne und Schwerpunkte der Forschung zu diesem Thema aus der Perspektive des Buddhismus, des Daoismus, des Islam und des Christentums (Weixin zongjiao [offizielles WeChat-Konto des nationalen Religionsbüros] nach daoisms.com.cn 17.04.). Konkretere Inhalte und Ziele des Projekts sind dem Bericht nicht zu entnehmen. Das Zentralinstitut für Sozialismus organisiert regelmäßig Schulungen für religiöse Amtsträger. kwt

23. Mai 2023:
Online-Nachschlagesysteme für offiziell anerkanntes muslimisches, protestantisches und katholisches religiöses Personal gehen in Betrieb
Nachdem am 22. Februar d.J. bereits Online-Nachschlagesysteme für buddhistisches und daoistisches religiöses Personal ans Netz gegangen waren (vgl. China heute 2023, Nr. 1, Informationen), wurde das Recherche-Tool nun um Suchfunktionen für religiöse Amtsträgerinnen und Amtsträger der übrigen drei staatlich anerkannten Religionen ergänzt. Nach Darstellung der Einheitsfrontabteilung der Partei haben die offiziellen Leitungsgremien der drei Religionen die Recherche-Tools ins Netz gestellt, um „die Transparenz der religiösen Angelegenheiten zu fördern“. Ein Kommentar der South China Morning Post sah die Online-Nachschlagesysteme als weiteren Schritt in dem Bemühen der chinesischen Behörden, ihre Kontrolle über das religiöse Personal zu verstärken.
Die Benutzung der Nachschlagesysteme für religiöse Amtsträger (教职人员信息查询系统) erklärt der Bericht der Einheitsfrontabteilung so: In eine Suchmaske gibt man zunächst seine Handynummer ein, um einen SMS-Verifizierungscode zu erhalten, mit dem man sich ins System einloggen kann. Anschließend gibt man die Suchkriterien ein – erstens den auf dem Personalausweis angegebenen oder den religiösen Namen und zweitens die Personalausweisnummer oder das Aufenthaltsgebiet der gesuchten Person – und startet die Suche. „Wenn es sich bei der abgefragten Person tatsächlich um einen gemäß dem Gesetz anerkannten und in die Akten eingetragenen religiösen Amtsträger handelt“, zeigt das System Informationen über diese Person an, andernfalls meldet es, dass keine Informationen zu dieser Person gefunden wurden (Tongzhan xinyu nach xinde.org 23.05.).
Im Februar hatte die Einheitsfrontabteilung in ihrer Meldung gelobt, dass durch das neue Recherche-Tool „falsche“ Mönche enttarnt würden, es wurde also suggeriert, dass nicht im Nachschlagesystem eingetragene religiöse Amtsträger womöglich Betrüger seien. Tatsächlich dürfte es sich in sehr vielen Fällen um aus religionsinterner Sicht legitime Geistliche handeln, die jedoch außerhalb des staatlich anerkannten Religionssystems praktizieren, etwa in nicht registrierten Hauskirchen oder im katholischen Untergrund.
Die Nachschlagesysteme sind zugänglich auf der Website des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten (NBRA) und den Websites der nationalen Vereinigungen der fünf Religionen. Auf den Websites der Chinesischen islamischen Vereinigung (chinaislam.net.cn), der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung und Bischofskonferenz (chinacatholic.cn) sowie von Chinesischem Christenrat und Drei-Selbst-Bewegung (ccctspm.org) lassen sie sich öffnen, die Anmeldung ist jedoch (soweit bekannt) nur mit einer festlandchinesischen Handynummer möglich. Die Website des NBRA und die Nachschlagesysteme auf den Websites der buddhistischen und daoistischen Leitungsgremien waren vom Ausland nicht zugänglich. kwt

Religionswissenschaft

30. Juni 2023:
Bekannter chinesischer Vatikanexperte Prof. Ren Yanli gestorben
Prof. Ren, der im Alter von 79 Jahren in einem Krankenhaus in Beijing verstarb, befasste sich in seinen Studien insbesondere mit der Geschichte des Katholizismus in der Volksrepublik China und den Beziehungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl. Wir bringen in der nächsten Nummer von China heute eine eingehende Würdigung (Fides 1.07.). kf

Daoismus

26.–27. Mai 2023:
„Daoistische Kirche Italiens“ feiert 30-jähriges Bestehen
Die 1993 gegründete Chiesa Taoista d’Italia (意大利道教会) mit Sitz in Caserta (Kampanien) feierte ihr Jubiläum mit einem internationalen Kongress in Neapel und Caserta. Aus China kam eine Delegation der Chinesischen daoistischen Vereinigung (CDV) unter der Leitung des daoistischen Priesters Meng Zhiling, einem ihrer Vizepräsidenten, mit drei weiteren Daoisten und einem „Berater“ (so der Bericht der CDV) von der Einheitsfrontabteilung der Partei. Zunächst fand am 26. Mai vormittags an der Päpstlichen theologischen Fakultät Süditaliens in Nea­pel ein „Zweites katholisch-daoistisches Seminar“ statt zum Thema „Mit dem Herzen kommunizieren: der interreligiöse Dialog als Instrument des Friedens und der Brüderlichkeit in der Welt“. Der Daoismus befürworte seit jeher den Dialog zwischen Kulturen und Religionen, seine Konzepte des Respekts vor dem Dao und der Wirkkraft (de), der Ehrfurcht vor der Natur und der harmonischen Koexistenz könnten für den interreligiösen Austausch wertvolle Orientierung bieten – sagte laut Bericht der CDV Meng Zhiling. Die Vorbereitungsarbeiten für das Fünfte Daoistische Weltforum und die World Taoist Federation seien im Gang, so Meng. Prof. Francesco Asti, der Vizerektor der Päpstlichen theologischen Fakultät Süditaliens, äußerte die Erwartung, dass dieses zweite Treffen die Freundschaft zwischen Katholiken und Daoisten weiter festigen möge. Es sprachen auch Msgr. Gaetano Castello, Weihbischof von Neapel, und der Präsident der Chiesa Taoista d’Italia, der italienische daoistische Priester Vincenzo di Ieso (Li Xuanzong 李玄宗). Anschließend fand in Caserta im Tempel der Großen Harmonie der eigentliche Daoistenkongress statt. Er endete mit einem „Ritus für das universale Heil aller Wesen“, geleitet von Lee Zhiwang, dem Abt des Jadekaiser-Tempels in Singapur (rubrics.it 14.06.; taoist.org.cn 2.06.; Programm u.a. unter www.vitawebtv.it/caserta-26-27-maggio-2023-congresso-taoista-internazionale-a-caserta-delegazioni-di-europa-asia-e-oceania).
Einen ähnlichen internationalen Daoistenkongress mit Begegnung an der katholischen Fakultät in Neapel hatte die Chiesa Taoista d’Italia bereits im Juni 2019 organisiert; siehe China heute 2019, Nr. 2, Chronik, Daoismus, 7.-8. Juni 2019. kwt

15. Juni 2023:
Abschlussfeier für elf Master-Studenten an der Chinesischen daoistischen Akademie
Die elf Absolventen erhielten ihre Abschlusszeugnisse und Master-Urkunden. Zuvor mussten sie am 4. Juni ihre Master-Thesen verteidigen. Die Verteidigungskommission bestand – wie die Chinesische daoistische Vereinigung (CDV) auf ihrer Website berichtete – aus 15 Fachleuten. 11 von ihnen waren Wissenschaftler von staatlichen Universitäten und Akademien, 4 kamen aus der CDV und der Chinesischen daoistischen Akademie. Die Chinesische daoistische Akademie (中国道教学院) ist die daoistische religiöse Ausbildungsstätte auf nationaler Ebene, sie wird von der CDV betrieben. Sie hat, wie aus ihrer Website hervorgeht, auch einen grundständigen (Bachelor-) Studiengang, für diesen wurden jedoch keine Abschlusszahlen bekanntgegeben. Die Abschlüsse religiöser Ausbildungsstätten gelten religionsintern; vgl. hierzu auch die deutsche Übersetzung der staatlichen „Maßnahmen für die Verwaltung religiöser Ausbildungsstätten“ in der Dokumentation (taoist.org.cn 5.,16.06.; zgdjxy.org.cn 4.06.). kwt

Buddhismus

12. Juni 2023:
Graduierungsfeier der Chinesischen buddhistischen Akademie
Bei der Feier im Fayuan-Tempel in Beijing erhielten die Absolventen des grundständigen (Bachelor-) Studiengangs und des postgradualen Studiengangs ihre Abschlusszeugnisse und Urkunden über akademische Grade. Im Bericht auf der Website der Chinesischen buddhistischen Vereinigung, die die Akademie betreibt, werden keine Zahlen genannt, auch erfährt man nichts über die Stufe der postgradualen Abschlüsse (Master oder Doktor) (chinabuddhism.com.cn 12.06.). Die Chinesische buddhistische Akademie (中国佛教学院) ist eine religiöse Ausbildungsstätte auf nationaler Ebene. Abschlüsse religiöser Ausbildungsstätten gelten religionsintern. kwt

29. Juni 2023:
Pressegespräch in Beijing: Reinkarnationssystem des tibetischen Buddhismus wird fortgesetzt, Approbation durch Zentralregierung, Suche muss im Inland erfolgen
Das in Beijing ansässige China Tibetology Research Center und der Gesamtchinesische Journalistenverband veranstalteten ein Pressegespräch zum Thema „New Xizang in the New Era with New Vital­ity“ (die chinesische Führung hat im Englischen die Verwendung der Pinyin-Transkription des chinesischen Namens „Xizang“ statt „Tibet“ eingeführt). Auf die Frage eines Journalisten, ob das „System der Reinkarnation Lebender Buddhas“ fortgesetzt werde, sagte Zhang Yun vom China Tibetology Research Center: Im Lauf der Entwicklung des Reinkarnationssystems des tibetischen Buddhismus sei der politische Einfluss der [chinesischen] Zentralregierung nie unterbrochen worden. Die Zentralregierung der Qing habe das Verfahren der Reinkarnation Lebender Buddhas des tibetischen Buddhismus, einschließlich Dalai und Panchen, grundsätzlich festgelegt, nämlich dass diese alle von der Zentralregierung approbiert, im Inland [jingnei 境内 – meint in heutigen chinesischen Rechtsnormen die VR China ohne Hongkong, Macau und Taiwan] gesucht und durch das Los aus der Goldenen Urne [bestätigt] werden müssten. Er sagte, die Reinkarnation Lebender Buddhas als System für die gesunde Weitergabe des tibetischen Buddhismus sei eine ernste Sache, die auch der 14. Dalai Lama respektieren müsse und nicht anwenden oder lassen könne, wie es ihm passe.
Der 14. Dalai Lama wurde am 6. Juli 88 Jahre alt. Der Kashag (das Kabinett der tibetischen Exilregierung) erklärte am 29. September 2022 in einem Positionspapier, dass der 14. Dalai Lama das Alter von 113 Jahren erreichen werde und dass Weisungen zur Frage seiner Reinkarnation ganz in seinem Ermessen lägen. Keine Regierung und keine Person habe das Recht, sich einzumischen. 2011 hatte der Dalai Lama erklärt, dass er mit etwa 90 Jahren darüber beraten werde, ob die Institution des Dalai Lama fortbestehen solle oder nicht.
1995 entführte die chinesische Regierung die vom Dalai Lama anerkannte Reinkarnation des 10. Panchen Lama und setzte einen eigenen 11. Panchen ein. Die Panchen Lamas gelten als zweithöchste geistliche Autorität der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus nach dem Dalai Lama und spielen eine wichtige Rolle bei der Identifizierung von dessen Reinkarnation. Am 22. Februar 2023 erklärte die chinesische Global Times jedoch, dass Dalai Lama und Panchen Lama im tibetischen Buddhismus gleichrangig seien. Zur Positionierung des „offiziellen“ Panchen Lama siehe den folgenden Eintrag (globaltimes.cn 22.02.; 29.06.; www.tibetology.ac.cn/2023-07/13/content_42445624.htm; China heute 2012, Nr. 1, Dokumentation [Erklärung des Dalai Lama von 2011]; 2022, Nr. 3, Chronik, Buddhismus, 29. September 2022 [betr. Papier des Kashag]). kwt

Islam

19. Mai 2023:
Feier 70 Jahre Chinesische islamische Vereinigung
Die Chinesische islamische Vereinigung (CIV), der offizielle, staatlich sanktionierte Dachverband der Muslime in der Volksrepublik China, feierte sein 70-jähriges Bestehen in der Großen Halle des Volkes in Beijing. Chen Ruifeng, Vizeminister der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas und Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten, erklärte in seiner Rede, dass durch die Gründung der CIV der große Zusammenschluss und die Einheit der Muslime aller Regionen und Ethnien Chinas erreicht worden seien. Der Präsident der CIV, Yang Faming, sagte, die CIV sei in den 70 Jahren ihres Bestehens immer eines Herzens mit der Partei gewesen. Sie werde auch in Zukunft ohne Wanken an der Führung der Partei und dem Schmieden eines Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation festhalten und die Sinisierung des Islam in China vorantreiben. Bischof Li Shan von Beijing sprach der CIV im Namen aller Religionen Glückwünsche aus (chinaislam.net 22.05.). kwt

27. Mai 2023:
Zusammenstöße zwischen Hui-Muslimen und Polizei wegen „Sinisierung“ der Moschee von Najiaying, Yunnan
Zahlreiche Medien berichteten über die Zusammenstöße, die auch durch im Internet kursierende Videos und Zeugenberichte belegt sind. Demnach rückte am Morgen des 27. Mai an der Moschee des überwiegend von Hui bewohnten Orts Najiaying, Großgemeinde Nagu, Kreis Tonghai in der südwestchinesischen Provinz Yunnan ein Bautrupp an. Eine Gruppe von Einheimischen versuchte die Blockade der mehrere Hundert Mann starken Polizeieinheit zu durchbrechen, die den Bautrupp abschirmte. Die Polizei benutzte Pfefferspray, Bewohner warfen Wasserflaschen und Steine. Nach mehreren Stunden zogen die Behörden zunächst ab. Am nächsten Tag kam es jedoch zu Verhaftungen u.a. Maßnahmen der Behörden. Bitter Winter zufolge wurde am 15. Juni im Namen des Moscheeverwaltungskomitees bekanntgegeben, dass der Umbau am 16. Juni beginnen werde. Es brachte auch das Foto einer in Najia­ying aufgestellten Schautafel, die die Moschee nach dem geplanten Umbau zeigt: mit einem himmelstempelartigen Aufbau statt Kuppel und pagodenähnlichen Türmchen statt orientalischer Minarette. Im 80 Meilen entfernten Ort Shadian soll nach Angaben von Ruslan Yusupov in The China Project der Umbau der Moschee Ende Juni beginnen.
Der Anthropologe Yusupov, der zwei Jahre Feldstudien in Shadian betrieben hat, berichtete über die Hintergründe. Najiaying und Shadian seien zwei seit Jahrhunderten fast ausschließlich von Hui bewohnte Gemeinden, die eine besondere Bedeutung für den chinesischen Islam hätten; aus Shadian kommt der Islamgelehrte und Koranübersetzer Ma Jian (1906–1978). Die aus der Ming-Zeit stammende Moschee von Shadian wurde 1975 zerstört; damals wurde ein Aufstand gegen Maos ikonoklastische Politik durch das Militär niedergeschlagen, über 1.400 Bewohner wurden getötet. 1979 kam es zu einer offiziellen Wiedergutmachung des „Shadian-Zwischenfalls“. 2010 wurde die heutige Moschee von Shadian mit Platz für 10.000 Betende gebaut, eine Replik der Prophetenmoschee in Medina. Nagu mit der Najiaying-Moschee wiederum ist laut Yusupov ein Zentrum der islamischen Ausbildung. Die 2004 erbaute Moschee fasst 5.000 Betende. Yusupov zufolge wurde der arabische Baustil beider Moscheen damals von den Behörden genehmigt. In den letzten Jahren, so Yusupov, wurden tausende Moscheen in ganz China „sinisiert“, die Moscheen von Najiaying und Shadian seien die letzten behördlich genehmigten Moscheen im „arabischen“ Stil in Yunnan, möglicherweise sogar in ganz China, die noch nicht umgebaut wurden – das „Ende einer Ära“ (AsiaNews 30.05.; The China Project 30.05.; CNN 30.05.; bitterwinter.org 28.06.; New York Times 8.06.; Washington Post 29.05.) kwt

17. Juni 2023:
Abschlussfeier für 98 Absolventen des Chinesischen Koraninstituts
98 Studierende des Chinesischen Koraninstituts beendeten erfolgreich ihr Studium. Es handelte sich um Absolventen des grundständigen (Bachelor-) Studiengangs, des postgradualen Master-Studiengangs sowie des grundständigen Ahong (Imam)-Studiengangs. Es wird nicht angegeben, wie sich die Zahl der Absolventen auf die verschiedenen Studiengänge verteilte. Auf der Feier wurden Abschlusszeugnisse und Urkunden über die erworbenen akademischen Grade überreicht (chinaislam.net.cn 20.06.). Das Chinesische Koraninstitut (中国伊斯兰教经学院) ist die islamische religiöse Ausbildungsstätte auf nationaler Ebene, sie wird von der Chinesischen islamischen Vereinigung betrieben. Abschlüsse religiöser Ausbildungsstätten gelten religionsintern. kwt

26.–30. Juni 2023:
Chinesische Pilgergruppen absolvieren erstmals seit 2019 wieder den Hadsch – und verbreiten chinesische Kultur
Am 27. Mai landete die erste chinesische Chartermaschine mit 386 Pilgern aus Ningxia in Saudi-Arabien, wo sie vom chinesischen Generalkonsul in Dschidda, Wang Qimin, begrüßt wurden. Die Chinesische islamische Vereinigung (CIV), die allein vom chinesischen Staat autorisiert ist, den Hadsch chinesischer Bürger zu organisieren, meldete die Ankunft weiterer muslimischer Pilgernder aus Yunnan, Beijing, Tianjin, Shaanxi, Hebei, Heilongjiang, Jilin, Henan, Jiangsu, Zhejiang, Guizhou, Jiangxi, Hubei, Fujian, der Inneren Mongolei, Tibet, Sichuan, Hunan und Qinghai in den folgenden Tagen. Von Pilgern aus Xinjiang ist in den Berichten der CIV nicht die Rede, obwohl über 40% der Muslime in der VR China Uiguren sind; in früheren Jahren waren stets Pilger aus Xinjiang erwähnt worden. Die CIV hatte vorab ein über 60-köpfiges Team zur Betreuung der Hadschis nach Saudi-Arabien entsandt. Am 20. Juni, vor Beginn des eigentlichen Hadsch (26.–30. Juni), organisierte das chinesische Hadsch-Team chinesische Kulturdarbietungen für Mitarbeitende zweier saudischer Einrichtungen, die vor Ort chinesische Pilger betreuen, und führte u.a. in die chinesische Sprache, Kalligraphie und Tee-Kunst ein.
Anders als in früheren Jahren meldete die CIV diesmal nicht die Gesamtzahl der Hadschis aus der VR China. 2017 nahmen nach chinesischen Angaben über 12.000 Muslime aus der Volksrepublik am Hadsch teil. Im Jahr 2022 hatte laut Saudi Gazette das saudische Ministerium für Hadsch und Umra für Pilger aus China eine Quote von 9.190 Personen festgelegt; China sagte damals jedoch den Hadsch mit Verweis auf die Pandemie ab. Nach saudischen Angaben nahmen 2023 über 1,84 Mio. Pilger am Hadsch teil, 63,5% von ihnen kamen aus Ländern Asiens (chinaislam.net.cn 22.09.2017; 28.05.; 2.,14.,22.06.2023; saudigazette.com.sa 22.04.2022; 27.06.2023). kwt

Protestantische Kirchen

14. April 2023:
Festnahme wegen Covid-Masken mit Bibelsprüchen in Yunnan
Am 14. April wurde Chang Hao, Prediger einer kleinen, nicht registrierten Gemeinde in einer ländlichen Gegend der Stadt Zhaotong, Provinz Yunnan, festgenommen. Die für drei Tage angekündigte Inhaftierung wurde mehrfach verlängert, dem Anwalt und der Ehefrau wurden am 6. Mai Zugang ins Gefängnis und Gespräch mit dem Inhaftierten verweigert. Als Grund für die Festnahme wurde mitgeteilt, die mit Bibelsprüchen beschriebenen Masken würden provozieren und Streit anzetteln. Chang Hao war früher bereits mehrfach polizeilich vorgeladen worden (ucanews.com 1.05.; www.chinaaid.net/2023/05/blog-post_15.html).
Isabel Friemann, China InfoStelle

Mai 2023:
Hohe Haftstrafe wegen des Verkaufs von Bibeln?
Wang Honglan 王洪兰 ist fast siebzig Jahre alt, ihr Mann Ji Heying 季合营 73, beide sitzen seit ihrer Festnahme am 14. April 2021 in Hohhot, Innere Mongolei, in Haft. Die ihnen zusammen mit einigen Angehörigen und christlichen Geschwistern zum Vorwurf gemachte Straftat ist der systematische Weiterverkauf von Bibeln des Chinesischen Christenrates für umgerechnet gut 5 Mio. Euro. Der Erlös aus dem Verkauf sei nicht zur persönlichen Bereicherung, sondern ausschließlich für christliche Aktivitäten erwirtschaftet worden. Die Anklage verlangt Haftstrafen von bis zu 15 Jahren für Wang Honglan und ihre Mitangeklagten wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung und Zusammenarbeit mit ausländischen Kräften. Nach einer Reihe von Gerichtstagen im Januar, März und Mai äußerte die Verteidigung Hoffnungen, die Anklage könnte wegen Fehlern in der Beweisführung fallen gelassen werden (bitterwinter.org 16.05.; www.chinaaid.net/2023/05/10.html).
Isabel Friemann, China InfoStelle

31. Mai 2023:
Shaanxi-Bibelschule studiert die Inhalte des 20. Parteitags der KPCh
Am Nachmittag des 31. Mai veranstaltete die Shaanxi-Bibelschule ein gemischtes Programm aus Liedern, Tanzdarbietungen und dem Betrachten von Videos des 20. Parteitags der Kommunistischen Partei Chinas (der Mitte Oktober 2022 stattfand). Die Nationalhymne und weitere patriotische Lieder wurden gesungen. Drei Schüler und Schülerinnen der Bibelschule erzählten vom Volksmusiker Ma Ke, dem im anti-japanischen Widerstandskrieg in der Sanitätsbrigade an der Front dienenden Arzt Luo Jinwen und dem anglikanischen Bischof von Xi’an, Shen Zigao, und stellten sie als historische Vorbilder dar. Schulleiter Wang Hong rief alle Lehrer und Schüler auf, den Geist des 20. Parteitags der Kommunistischen Partei Chinas aktiv zu studieren und umzusetzen. Die Vorführungen endeten mit einem Gebet für das Vaterland (bitterwinter.org 7.06.; www.sxjdj.com.cn/xjr/5853.html).
Isabel Friemann, China InfoStelle

6.–9. Juni 2023:
Tagung zu „Theologie der Dankbarkeit“ in Harbin
Vom 6.–9. Juni lud der Leiter des Heilongjiang Theological Seminary, Dr. Lü Dezhi, nationale Kirchenleitung, Akademiker, Studierende sowie Kollegen und Kolleginnen anderer theologischer Seminare zu einem inhaltlichen Austausch über das Thema „Theologie der Dankbarkeit“ nach Harbin ein. Unterstützt wurde das Projekt von der Forschungsabteilung der Minzu University of China in Beijing. Insgesamt nahmen mehr als 200 Personen an der Tagung teil. Das Seminar verstand sich als Beitrag zur Sinisierung, der nach Pastor Kan Baoping dringlichsten Aufgabe der Kirche in China. Theologische Leitgedanken der älteren Lehrergeneration wie Bischof Ding Guangxuns „Gott ist Liebe“, Prof. Chen Zemins „inklusives Denken“ und Wang Weifans „Theologie des Lebens“ seien ein Erbe, das sich in der Theologie der Dankbarkeit manifestiere und fortsetze, argumentierte Dr. Lü. Eine von sozialistischen Grundwerten geleitete Theologie solle erforscht und von chinesischer Kultur durchdrungen weiterentwickelt werden (www.ccctspm.org/newsinfo/16414).
Isabel Friemann, China InfoStelle

20. Juni 2023:
166 Studienabschlüsse in Theologie am Nanjing Union Theological Seminary
Am 20. Juni feierte das Nanjing Union Theological Seminary (NJUTS) den Studien­abschluss von 166 Theologiestudierenden, der größten Anzahl an Absolventen in der Geschichte des Seminars. 106 von 128 Studierenden des vierjährigen grundständigen Studiums erreichten den Titel Bachelor, 36 von 38 Absolventen des anschließenden dreijährigen Masterprogramms den Titel Master. Einige der Studierenden konnten z.B. wegen mangelnder Englischkenntnisse nicht an allen Prüfungen teilnehmen, erhielten trotzdem ihr Abschlusszeugnis, wenn auch ohne Titel. Für den pastoralen Dienst in Gemeinden und Kirche ist der akademische Titel nicht maßgeblich.
Die Zeremonie in der Seminarkirche begann mit dem Singen der Nationalhymne. Pastor Shan Weixiang, Vollzeit in Shanghai arbeitender Vizepräsident des Chinesischen Christenrates, hielt die Predigt, in der er die Zeit nach dem Studium mit dem Ausbruch der Schmetterlingslarve aus dem Kokon verglich. Er ermutigte die Absolventinnen und Absolventen, sich lernbereit den Herausforderungen des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens zu stellen und weiter daran zu wachsen (njuts.cn 23.06.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

Juni 2023:
Abschlussfeiern an verschiedenen Theologischen Seminaren
Insgesamt hätten ca. 2.000 Studienabgänger in diesem Jahr ein Zertifikat von einer theologischen Einrichtung erhalten, sagte Pastor Wu Wei, Präsident des Chinesischen Christenrates, bei der Examensfeier am Nanjing Union Theological Seminary. In Shandong bekamen 92 Personen am 20. Juni ein Abschlusszeugnis. Am 21. Juni überreichte das Huadong Seminary in Shanghai 22 Bachelorgraduierungen in Theologie und 38 Abschlüsse in Kirchenmusik. Am selben Tag wurde der feierliche Studienabschluss in Fujian gefeiert. Den größten Anteil der 152 Graduierten stellten Laien dar, die berufsbegleitend eine Zusatzausbildung in Theologie gemacht hatten. 15 Studierende des Fujian Theological Seminary erhielten den Titel Bachelor. Insgesamt 84 Personen nahmen am 29. Juni ein Zeugnis des Guang­dong Theo­logical Seminary entgegen. In der Inneren Mongolei schlossen 22 Studierende ein Studium der Theologie oder Seelsorge ab.
An manchen Orten wurden auch Aktivitäten der patriotischen Erziehung für angehende Pastorinnen und Pastoren veranstaltet, wie z.B. ein Tages­seminar des lokalen Christenrates und der Drei-Selbst-Bewegung für die frisch Graduierten des Dongbei Theological Seminary in Shenyang, Provinz Liaoning, oder eine einwöchige Exkursion der Abschlussklasse des Theologischen Seminars in Jiangxi unter dem Motto: „Wiederaufnahme des langen Marsches und Beginn einer neuen Reise“ (ccctspm.org 26.06.; 4.,5.07. [jeweils mehrere Meldungen pro Tag]; chinachristiandaily.com 27.06.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

Katholische Kirche

14. April 2023:
Bischof Peter Lin Jiashan von Fuzhou verstorben
Der Bischof starb im Alter von 88 Jahren nach einer Krankheit. Wie AsiaNews berichtete, war der Bischof seit 2016 vom Heiligen Stuhl als Bischof von Fuzhou (Provinz Fu­jian) anerkannt und trat im Juni 2020 offiziell sein Amt mit Zustimmung der chinesischen Regierung an.
Lin Jiashan wurde am 2. September 1934 im Bezirk Changle (Fu­jian) geboren und im Mai 1981 zum Priester geweiht. In den 1980er Jahren wurde er zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. Am 13. Juli 1997 wurde er von Untergrundbischof Yang Shudao von Fuzhou zum Bischof geweiht und fungierte als Koadjutor-Bischof. Im offiziellen Teil der Diözese Fuzhou war bereits 1991 Joseph Zheng Changcheng zum Bischof geweiht worden, er starb 2006.
Einigen Gläubigen zufolge, so AsiaNews, hatte Bischof Lin seit Anfang der 2000er Jahre den Wunsch, seine Stellung (als Bischof) bei den chinesischen Behörden offiziell zu machen, eine Absicht, der jedoch die Mehrheit seiner Priester nicht folgen wollte. Die Diözese Fu­zhou zählt zu den Diözesen mit den meisten Katholiken in China. Im Jahr 2020 hatte sie etwa 300.000 Gläubige, 120 Priester und über 500 Ordensschwestern. Laut AsiaNews waren vor der offiziellen Einsetzung Bischof Lin Jiashans vor drei Jahren die Priester in zwei Gruppen gespalten: Etwa 20 unterstützten Bischof Lin, weitere 60 unterstützten Priester Lin Yuntuan, der 2013 vom Heiligen Stuhl zum apostolischen Administrator der Erzdiözese ernannt wurde. Um Unstimmigkeiten zwischen den Priestern im Untergrund und denjenigen, die die staatliche Registrierung unterzeichnet hatten, zu überwinden, habe Bischof Lin 2019 in einem Brief Klerus und Gläubige aufgerufen, sich zu versöhnen und Verdächtigungen und Angriffe zu vermeiden, so AsiaNews. Die Beerdigung fand am 17. April statt (AsiaNews 14.04.; Catholic Daily 14.04.). kf

25. April 2023:
In fünf Diözesen werden sieben Priester geweiht – im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Priesterweihen als im Vorjahr
An diesem Tag fanden ungewöhnlicherweise in gleich fünf Diözesen Priesterweihen statt: in der Diözese Jilin wurden drei Diakone zu Priestern geweiht, in den Diözesen Wanzhou, Beijing, Sanyuan und Tangshan je einer (xinde.org 25.04.). Insgesamt wurde im Verlauf des ersten Halbjahrs 2023 auf der Website von Xinde über Weihen von insgesamt 32 Priestern berichtet (eigene Zählung); sicherlich kamen noch weitere Weihen ohne Bericht auf der Website hinzu. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2022 – damals wurden im ganzen Jahr nur 15 Priesterweihen gezählt, die geringste Zahl seit Jahrzehnten (vgl. „Statistisches Update“ in China heute 2023, Nr. 1, Themen, hier S. 36). Vermutlich werden nun auch Weihen nachgeholt, die im letzten Jahr wegen der Corona-Pandemie verschoben werden mussten. kwt

27. April 2023:
Shanghai: Gedenkgottesdienst zum 10. Todestag von Bischof Jin Luxian – zelebriert von Bischof Shen Bin
In dem Bericht auf der offiziellen Webseite von chinesischer Bischofskonferenz und Patriotischer Vereinigung heißt es, dass Bischof Shen Bin in der Kathedrale von Xujiahui zusammen mit mehr als 60 Priestern, über 70 Schwestern und fast 1.000 Gemeindemitgliedern den Gedenkgottesdienst für den vor 10 Jahren verstorbenen Shanghaier Bischof Jin Luxian feierte. Zu Beginn seiner Predigt habe Bischof Shen an das außergewöhnliche Leben von Bischof Jin und seinen Beitrag zum Aufbau und zur Entwicklung der Kirche erinnert. Bischof Jin sei nicht nur ein einflussreicher Vertreter der katholischen Gemeinschaft in China gewesen, sondern habe auch in religiösen Kreisen ein hohes Ansehen genossen. Er habe das Land und die Kirche geliebt und die Politik der Unabhängigkeit und Selbstverwaltung der Kirche vertreten. Er habe einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Katholizismus in China geleistet und die Partei und die Regierung bei der Umsetzung der Politik der Glaubensfreiheit unterstützt. Angesichts des großen Beitrags, den Bischof Jin Luxian zum Aufbau und zur Entwicklung der Diözese Shanghai geleistet habe, rief Bischof Shen die Kleriker und Gläubigen der Diözese Shanghai dazu auf, von Bischof Jins Gottvertrauen, seiner Liebe zu seinem Land und seiner Liebe zur Kirche sowie seinem Geist der Einheit und Solidarität zu lernen (chinacatholic.cn 29.04). kf

Mai 2023:
Shanghai: Marienwallfahrt zum Sheshan wieder erlaubt
Dieses Jahr im Mai waren unter Auflagen wieder Wallfahrten zum Sheshan nahe Shanghai erlaubt, wo die Muttergottes als Maria Hilfe der Christen verehrt wird. Die Diözese Shanghai berichtete auf ihrer Website, dass am 17. Mai die diözesane Wallfahrt stattfand. Fast 1.000 Personen – Priester, Schwestern, Seminaristen, Mitarbeitende der Diözese und Gläubige – hätten daran teilgenommen. „Der Messe [in der Basilika] stand Bischof Shen Bin der Diözese Shanghai vor, etwa 50 Priester konzelebrierten“, so der Bericht. Bischof Shen war am 4. April von den chinesischen Behörden als neuer Bischof von Shanghai installiert worden. In seiner Predigt betonte der Bischof neben seinem Aufruf zu Gottvertrauen und Nächstenliebe u.a., dass die Fahne des Patriotismus und der Liebe zur Kirche hochgehalten werden müsse. Er erwähnte zudem die Wichtigkeit der Arbeit der pastoralen Evangelisierung.
In einem Rundschreiben der Diözese zu den Wallfahrten zum She­shan, das am 29. April auf der Website der Diözese veröffentlicht wurde, heißt es, dass sich Pilgergruppen und Einzelpilger online anmelden müssen. Priester, die Gruppen aus anderen Diözesen zum Sheshan bringen, müssen sich als katholische Amtsträger ausweisen und eine Bestätigung ihrer Diözese vorlegen. Sie müssen im Vorfeld außerdem ein Formular des Religionsbüros Shanghai zur Akteneintragung von provinzübergreifenden religiösen Aktivitäten ausfüllen und mit Unterlagen einreichen. Bei allen Pilgern wird der Personalausweis am Eingang gescannt, so das Rundschreiben (catholicsh.org 17.05.; Foto des Rundschreibens unter www.catholicsh.org/NewListIn.aspx?InfosID=15631&InfoCategoryID=18). kf

5. Mai 2023:
Katholische Gehörlosengruppen von Wenzhou und Hangzhou treffen sich zu „bahnbrechendem“ erstem Austausch
Die Gehörlosenseelsorge in den katholischen Gemeinden Chinas ist noch wenig entwickelt, so der Bericht auf dem katholischen Portal Xinde. Umso bemerkenswerter ist es, dass es in der Provinz Zhejiang gleich zwei katholische Gehörlosengruppen gibt – die Effata-Gehörlosengruppe an der Kathedrale von Hangzhou und die Ignatius-Gehörlosengruppe an der Kathedrale von Wenzhou. Ihr erstes Treffen bezeichnete der Bericht als „bahnbrechend“. Die Ignatius-Gruppe von Wenzhou fuhr zusammen mit einem Pfarrer und weiteren Mitgliedern der Kathedralgemeinde nach Hangzhou. Dort stellten sich beide Gehörlosengruppen einander vor. Bei dem Austausch berichteten sechs taube Personen in Gebärdensprache von ihrer Glaubenserfahrung, dass ihre stille Welt auch voller Freude und jeder ein geliebtes Kind Gottes sei, dass es wichtig sei, sich um andere zu kümmern, etwa durch Krankenbesuche. Gehörlose Gemeindemitglieder aus Hang­zhou sagten, wenn die Kirche sie brauche, würden sie bei jeglicher noch so ermüdenden Arbeit mitmachen, denn jeder und jede, unabhängig von seiner/ihrer Stellung, habe eine Verantwortung für die Kirche, alle seien ihre Mitglieder. An dem Treffen nahmen ein Priester und eine Schwester von der Kathedrale Hangzhou sowie eine Gebärdendolmetscherin teil. Am nächsten Tag begaben sich beide Gehörlosengruppen auf eine gemeinsame Wallfahrt nach Shanghai (xinde.org 8.05.). kwt

8. Mai 2023:
AsiaNews: Generalvikar von Xuanhua nach zwei Jahren weiter in Haft
Nach einem Bericht von AsiaNews vom 8. Mai bleibt Generalvikar Simon Zhang Jianlin von der Diözese Xuanhua in der Provinz Hebei auch nach zwei Jahren in Haft. Der Zustand seiner 90-jährigen kranken Mutter soll sich zwischenzeitlich verschlechtert haben. Die Familie hoffe auf eine Geste der Menschlichkeit seitens der Behörden. Bischof der Diözese ist Untergrundbischof Augustinus Cui Tai, der seit 16 Jahren immer wieder illegal festgehalten wird und seit April 2021 ebenfalls in Haft ist, seither hat man nichts mehr über seinen Verbleib gehört.
Generalvikar Zhang, so der Bericht, wurde verhaftet, nachdem er Priester- und Diakonweihen kritisiert hatte, die Bischof Guo Jincai von Chengde am 11. Mai 2021 in Qujiazhuang innerhalb der Diözese Xuanhua für die Diözese Zhangjiakou ohne die Zustimmung der Verantwortlichen der Diözesen Xuanhua und Xiwanzi durchgeführt hatte. Zhang hatte die Priester der Diözese gewarnt, nicht an „illegalen Weihen“ teilzunehmen. Zhangjiakou ist die offizielle Diözese, die die beiden vom Vatikan anerkannten Diözesen Xuanhua und Xiwanzi umfasst. In Zhangjiakou hatten einige Wettkämpfe der Olympischen Winterspiele 2022 stattgefunden (AsiaNews 8.05., siehe auch China heute 2023, Nr. 1, Chronik, Katholische Kirche, 13. Februar 2023). kf

9.–10. Mai 2023:
Siebtes Forum über katholische sinisierte Theologie in Ningbo über die Rolle der Bibelauslegung und -forschung
Das hochrangig besetzte Forum mit rund 200 Teilnehmern wurde von der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung (CKPV) und Bischofskonferenz zusammen mit den offiziellen katholischen Gremien vor Ort und dem Bistum Ningbo organisiert. Thema war die Bedeutung der Bibelauslegung und -forschung für die Sinisierung der Kirche. Bei der Eröffnung sprachen Vertreter der Politik zum Thema Sinisierung, darunter ein Verantwortlicher der Zentralen Einheitsfrontabteilung der Partei. Bischof Li Shan, Vorsitzender der CKPV, sagte in seiner Eröffnungsrede, um an der Sinisierung festzuhalten, müsse der Katholizismus am Xi Jinping-Denken zum Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter als Leitidee, am Prinzip der Unabhängigkeit und demokratischen Verwaltung der Kirche sowie am Aufbau eines den Landesbedingungen entsprechenden theologischen Denksystems festhalten. Der inhaltliche Teil des Forums begann mit einem Dialog über Auslegung und Studium religiöser heiliger Schriften. Beteiligt waren der Religionswissenschaftler Zhuo Xinping, Vizevorsitzende der offiziellen Vereinigungen aller fünf Religionen sowie Liu Jinguang, der Chefredakteur der Zeitschrift Zhongguo zongjiao des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten. Sodann folgte ein Seminar über das Bibelstudium und die Sinisierung des Katholizismus. Über Themen und Inhalte der mehr als 30 Vorträge von Experten aus Akademien, Universitäten und Seminaren enthält der Bericht auf der Website der katholischen Leitungsgremien keine Informationen. Im letzten Teil des Forums, „Predigten zur Sinisierung des Katholizismus“, stellten zehn Priester Predigten zum Thema Sparsamkeit vor. Sie setzten den „Gemeinsamen Aufruf zur Förderung von Sparsamkeit und Verzicht auf Extravaganz“ der Gemeinsamen Konferenz der nationalen religiösen Organisationen (vom 8. Juni 2022) um, indem sie Priester und Gläubige ermahnten, ein einfaches Leben nach dem Vorbild Jesu zu führen, so der Bericht.
Am 9. Mai wurde in Ningbo außerdem eine „Basis für die Umsetzung der demokratischen Verwaltung der Kirche“ eröffnet. Das neu errichtete, zweistöckige Ausstellungsgebäude zeigt auf 600 m² mit über 80 Tafeln, 230 Bildern sowie multimedial und digital den „historischen Kontext der Sinisierung des Katholizismus in Zhejiang und die Errungenschaften der demokratischen Verwaltung der Kirche“ (chinacatholic.cn 10.05.; mzw.zj.gov.cn 15.05., auch in xinde.org 16.05.). kwt

11. Mai 2013:
Südkirche Beijing: Gedenkgottesdienst zu Matteo Riccis 413. Todestag
„Am 11. Mai 1610 starb Pater Matteo Ricci in der Xuanwumen-Kirche [Südkirche]. Um des 413. Todestags ihres ersten Pfarrers, Pater Matteo Ricci, zu gedenken, führte die Kirchgemeinde eine Gedenkveranstaltung durch.“ So beginnt ein Bericht auf dem katholischen Portal Xinde. Fünf Priester wirkten bei der Heiligen Messe zum Gedenken an den jesuitischen Chinamissionar mit, einer davon als Organist. Nach der Messe beteten Priester und Gläubige vor der Statue von Matteo Ricci für die Seligsprechung des „ehrwürdigen“ Paters. Am 14. Mai gab es außerdem einen Vortrag zum Thema „Matteo Ricci inmitten des Lebens“ (xinde.org 17.05.).
Die Xuanwumen-Kirche von der Unbefleckten Empfängnis Mariens ist die älteste katholische Kirche Beijings. Ein erstes Kirchlein wurde dort 1605 von Ricci errichtet. Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1904. Papst Franziskus erkannte am 17. Dezember 2022 den heroischen Tugendgrad Riccis an, die Vorstufe für eine spätere Seligsprechung, er erhielt damit den Titel eines ehrwürdigen Dieners Gottes (vgl. China heute 2023, Nr. 1, Informationen). Seither gab es eine Reihe von „Ricci-Aktivitäten“, so eine Gebetsstunde zu Ehren Riccis beim Besuch des Hongkonger Bischofs Chow in Beijing (siehe Rubrik „Hongkong“, Eintrag vom 17.–21. April 2023), die Aufstellung der Statuen von Matteo Ricci und Xu Guangqi in Riccis Geburtsort Macerata (Rubrik „China–Europa“, Eintrag vom 9. Mai 2023) sowie die Katechese von Papst Franziskus zu Ricci am 31. Mai 2023 (siehe die Dokumentation). kwt

30. Juni 2023:
Xinde berichtet über die Zahl der Studienabschlüsse an den katholischen theologischen Seminaren in China
Nach Zählung der in Shijiazhuang ansässigen katholischen Zeitung Xinde (Faith) sind dieses Jahr 37 Priesteramtskandidaten von fünf katholischen theologisch-philosophischen (Großen) Seminaren graduiert, und zwar 13 vom Nationalen Seminar in Beijing, 12 vom Seminar von Hebei in Shijiazhuang, 7 vom Seminar in Jilin, 3 vom Seminar von Shaanxi in Xi’an und 2 vom Seminar von Sichuan in Chengdu. Weitere drei Seminare – das Sheshan-Seminar in Shanghai, das diözesane Seminar von Beijing und das Seminar für Zen­tral- und Südchina in Wuchang – haben dieses Jahr laut Xinde keine Absolventen. Am Nationalen Seminar, das am 28. Juni seine Graduierungsfeier hatte, machten außerdem 10 Personen einen Master-Abschluss, zudem graduierten 30 Schwestern. Am Seminar in Shijiazhuang machten 13 Schwestern und 4 katholische Laien einen Abschluss; am Seminar in Xi’an graduierten 5 Schwestern, in Jilin 3 Schwestern. Am Seminar in Shenyang, an dem seit einiger Zeit keine Priesteramtskandidaten mehr ausgebildet werden, schlossen dieses Jahr 41 Laien einen zweijährigen Kurs für Katechisten (教理讲员) ab. Dem Bericht in Xinde zufolge werden an allen Seminaren außer Priestern zunehmend auch Schwestern sowie Laien systematisch in Theologie und Philosophie ausgebildet; dies sei gut für die künftige Entwicklung der Kirche.
Den Zulassungsbestimmungen für das Jahr 2023, die sich auf der Website des Nationalen Seminars befinden, lässt sich Folgendes entnehmen: Priesteramtskandidaten müssen – wenn sie nicht zuvor mindestens zwei Jahre an einem Kleinen Seminar studiert haben – zunächst ein vorbereitendes einjähriges spirituelles Jahr absolvieren. Darauf folgt das grundständige (benke-) Studium. Es dauert sechs Jahre – zwei Jahre Philosophie, vier Jahre Theologie, Absolventen erwerben den Bachelor-Grad. Zum dreijährigen Master-Studium werden Priester- oder Priesteramtskandidaten, die das grundständige Studium der Theologie absolviert haben, oder Ordensschwestern mit mindestens drei Jahren systematischem Theologiestudium zugelassen. Welche Abschlüsse die in der Statistik von Xinde genannten Schwestern und Laien gemacht haben, wird nicht gesagt. Alle Abschlüsse religiöser Ausbildungsstätten gelten religionsintern. kwt

Sino-vatikanische Beziehungen

4. April / 15. Juli 2023:
Bischof Shen Bin von Haimen wird als Ortsbischof von Shanghai installiert – päpstliche Ernennung erst nachträglich
Am 4. April 2023 wurde Joseph Shen Bin, Bischof von Haimen, mit Ernennung der offiziellen Chinesischen Bischofskonferenz als Diözesanbischof der Diözese Shanghai eingesetzt. Erst am 15. Juli ernannte ihn auch Papst Franziskus nachträglich zum Bischof von Shanghai. Die Diözese Shanghai hatte seit dem Tod des den offiziellen Teil der Diözese leitenden Koadjutorbischofs Aloysius Jin Luxian 2013 und des im Untergrund wirkenden Diözesanbischofs Fan Zhongliang 2014 keinen aktiven Bischof mehr, da der als Nachfolger vorgesehene Weihbischof Thaddäus Ma Daqin sein Amt nicht ausüben darf. Shen Bin (geb. 1970) wurde 2010 mit Zustimmung des Papstes und der chinesischen Behörden zum Bischof von Haimen geweiht. Seit 2022 ist er Vorsitzender der offiziellen, von Rom nicht anerkannten Chinesischen Bischofskonferenz. Für Details, Reaktionen und Hintergründe siehe den Beitrag in den Informationen. kwt

13. Mai 2023:
Rom: Buch über päpstliches Lehramt in chinesischer Sprache veröffentlicht
Am 13. Mai wurde am Sitz der Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica in Rom ein Band mit Kommentaren in chinesischer Sprache über das Lehramt von Papst Franziskus vorgestellt. Das Lehramt von Papst Franziskus – Ein Leitfaden zum Lesen seiner Enzykliken und Apostolischen Schreiben [教宗方济各牧职训导—宗座通谕及劝谕阅读指南] von Jesuitenpater Antonio Spadaro, dem Direktor von La Civiltà Cattolica, ist das Ergebnis eines Workshops zu den drei Enzykliken und den fünf apostolischen Schreiben, die Papst Franziskus in den ersten zehn Jahren seines Pontifikats veröffentlicht hat. In einer auf der Vatikanseite erschienenen Pressemeldung von La Civiltà Cattolica wird P. Spadaro mit den folgenden Worten zitiert: „Es scheint mir wichtig, den chinesischsprachigen Lesern eine Art Leitfaden für die Lektüre dieser wichtigen Texte anzubieten, um ein tieferes Verständnis ihrer Botschaft zu ermöglichen. Die Leser, die wir erreichen wollen, sind in besonderer Weise die Hirten des Volkes Gottes, Priester und Bischöfe, und damit auch Katecheten und diejenigen in der christlichen Gemeinschaft, die die Aufgabe haben zu leiten.“ Luis Antonio Kardinal Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung, hielt eine längere Rede, in der er die Themen chinesische Katholiken und das päpstliche Lehramt; Papst Franziskus und China; das Lehramt von Papst Franziskus und die Wege, die der chinesische Katholizismus eingeschlagen hat; sowie „Auf den Spuren von Matteo Ricci“ aufgriff und die Bedeutung der Enzyklen und Schreiben erläuterte. Das Buch kann kostenlos von der 2020 eingerichteten chinesischsprachigen Webseite von La Civiltà Cattolica unter www.gjwm.org/2023/05/13/il-magistero-di-papa-francesco/ heruntergeladen werden (Fides 14.05.; Sunday Examiner 19.05.; https://press.vatican.va/content/salastampa/en/info/2023/05/03/press-release--la-civilta-cattolica--presentation-of-the-book-in.html). kf

18. Mai 2023:
Erzbischof Savio Hon Tai-fai SDB zum Apostolischen Nuntius in Libyen ernannt
Papst Franziskus „hat Seine Exzellenz Msgr. Savio Hon Tai-Fai, Titular-Erzbischof von Sila, Apostolischer Nuntius in Malta, zum Apostolischen Nuntius in Libyen ernannt“, wie das vatikanische Presseamt am 18. Mai mitteilte. Hon wurde 1950 in Hongkong geboren und legte 1975 seine Gelübde in der chinesischen Provinz der Salesianer Don Boscos ab. Die Provinz umfasst Hongkong, Macau, Taiwan und Festlandchina. Er wurde 1982 zum Priester geweiht. Nach seiner Tätigkeit als Professor für Theologie am Holy Spirit Seminary College in Hongkong wurde er 2010 Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und 2011 zum Bischof geweiht. 2017 wurde Hon Tai-fai zum Apostolischen Nuntius in Griechenland ernannt, seine erste Position im diplomatischen Dienst. Diese Versetzung wurde vielfach als Distanzierung von der kritischen Haltung des Erzbischofs bezüglich der Annäherung des Vatikans an China betrachtet. Libyen hat keine Diözesen, lediglich die drei Apostolischen Adminstraturen Tripoli, Benghazi und Derna sowie die Apostolische Präfektur Misrata (aleteia.org 22.05.; https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2023/05/18/0373/00817.html). kf

24. Mai 2023:
Papst Franziskus spricht zum Weltgebets­tag für die Kirche in China
Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz sagte Papst Franziskus: „Wir begehen heute den Weltgebetstag für die katholische Kirche in China. Er fällt zusammen mit dem Fest der allerseligsten Jungfrau Maria, Hilfe der Christen, die im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Sheshan in Shanghai verehrt und angerufen wird. Bei dieser Gelegenheit möchte ich unseren Brüdern und Schwestern in China das Gebetsgedenken zusichern und ihnen die Nähe zum Ausdruck bringen, wobei wir ihre Freuden und ihre Hoffnungen teilen. Ein besonderer Gruß gilt all jenen, die leiden, Hirten und Gläubige, auf dass sie in der Gemeinschaft und in der Solidarität der Universalkirche Trost und Ermutigung erfahren mögen. Ich lade alle ein, das Gebet zu Gott zu erheben, auf dass die Gute Nachricht des gekreuzigten und auferstandenen Christus in ihrer ganzen Fülle, Schönheit und Freiheit verkündigt werden und Früchte tragen kann für das Wohl der katholischen Kirche und der ganzen chinesischen Gesellschaft“ (www.vatican.va/content/francesco/de/audiences/2023/documents/20230524-udienza-generale.html). kf

31. Mai 2023:
Papst Franziskus würdigt den Jesuitenmissionar Matteo Ricci
Am 31. Mai setzte Papst Franziskus in der Mittwochsaudienz auf dem Petersplatz seine Katechese-Reihe fort. Als Beispiel eines großen Evangelisierers wählte er diesmal den China-Missionar und Jesuiten Matteo Ricci (1552–1610). Der Wortlaut seiner Katechese findet sich in der Dokumentation dieser Nummer. kf

5. Juni 2023:
Professor Bai Tongdong von der Fudan-Universität in Shanghai zum Mitglied der Päpstlichen Akademie der Sozial­wissenschaften ernannt
Wie der Vatikan am 5. Juni bekannt gab, wurde u.a. „der chinesische Philosoph und Politologe Tongdong Bai“ zum neuen Mitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften im Vatikan ernannt. „Der 53-Jährige hat in Boston studiert und in den USA seine erste Professorenstelle angetreten. Derzeit ist er Professor an der Fudan University in Shanghai [Philosophische Fakultät], der New York University School of Law und der New York Univer­sity Shanghai. Sein besonderes Interesse gilt der traditionellen chinesischen politischen Philosophie“, so Vatican News (5.06.). kf

Hongkong

17.–21. April 2023:
Bischof Stephen Chow von Hongkong zu Besuch in Beijing
Bischof Chow Sau Yan SJ besuchte auf Einladung von Bischof Joseph Li Shan von der Diözese Beijing fünf Tage lang die Hauptstadt. Begleitet wurde Bischof Chow von Weihbischof Joseph Ha Chi-shing OFM, Generalvikar Priester Peter Choy Wai-man sowie seinem persönlichen Sekretär, dem Laien Wong Ka-chun. Der Besuch begann in der Nordkirche von Beijing, dem Bischofssitz, mit einer gemeinsamen Gebetsstunde, u.a. zu Ehren des Jesuitenmissionars Matteo Ricci (1552–1610). Die Delegation besuchte auch das Grab von Matteo Ricci sowie das nationale und das diözesane Priesterseminar in Beijing. Messen wurden zudem in der Südkirche und der Ostkirche gefeiert. Die Delegation stattete außerdem einen Besuch bei den offiziellen Gremien der katholischen Kirche in China ab, der offiziellen (vom Vatikan nicht anerkannten) Bischofskonferenz und der Patriotischen Vereinigung, und traf mit Regierungsvertreten zusammen. Bischof Chow traf auch weitere chinesische Bischöfe: so Bischof Shen Bin, der vor Kurzem von Haimen auf den Bischofssitz von Shanghai wechselte und das Amt des Vorsitzenden der Bischofskonferenz innehat, Bischof Yang Xiaoting von Yan’an wie auch Bischof Guo Jincai (AsiaNews 18.04; 6.05.; Fides 17.04.; Sunday Examiner 28.04.; The Pillar 18.04.; Vatican News 17., 21.04; catholic.org.hk/en/media-09032023; www.xinde.org/show/53653; siehe auch die Informationen sowie das Interview mit Bischof Chow in La Civiltà Cattolica in der Dokumentation in dieser Nummer). kf

18.–19. Mai 2023:
Kirchenleitungen von Festlandchina und Hongkong beim gemeinsamen Seminar zum Thema Sinisierung
Am 18. und 19. Mai fand im CVJM-Hotel Hongkong auf Einladung des Hong Kong Liaison Office eine Tagung mit 120 Teilnehmenden statt, deren Ablauf zu gleichen Teilen von Vertreterinnen und Vertretern evangelischer Kirchen und Institutionen vor Ort und Delegierten vom Festland gestaltet wurde. Pastor Wong Ka Fa, Vorsitzender des Hongkong­er Christenrates, und Pastor Wu Wei, Präsident des Chinesischen Christenrates, hielten die Eröffnungsreden, bei denen beide betonten, wie wichtig die Kontextualisierung des Christentums sei, um in China Wurzeln zu schlagen und ein integraler Bestandteil der Kultur zu werden. Der anglikanische Erzbischof von Hongkong, Andrew Chan, sprach ein Segensgebet. Den inhaltlichen Auftakt bildeten die Grundsatzreden von Milton Wan Wai-yiu, Prof. i.R. der Chinese University of Hong Kong, und von Pastor Xu Xiaohong, Vorsitzender der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung. Beide betonten die Wichtigkeit von Sinisierung in der aktuellen historischen Situation, Prof. Wan mit einem Schwerpunkt auf den chinesischen Grundwerten, Pastor Xu im Kontext der sozialistischen Gesellschaft. Neben der nationalen Führungsriege von Christenrat und Drei-Selbst-Bewegung nahmen die Professoren Zhang Zhigang und Xu Yihua aus Festlandchina an der Konferenz teil und hielten Vorträge. Vom Nanjing Theological Seminary waren Dr. Chen Yilu, Dr. Wen Ge und Dr. Lin Manhong in der insgesamt 24 Personen umfassenden Delegation dabei. Ergänzend zu den Grundsatzreden wurden 14 Beiträge zu verschiedenen Themenaspekten vorgetragen. Der einzige Vortrag einer ausländischen Person wurde von Prof. Philip Wickeri gehalten. Im Schlusswort sprach Gu Mengfei, Generalsekretär des Komitees der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung, von einem ersten Symposium dieser Art in der Geschichte. Es habe die Gemeinschaft der Kirchen an beiden Orten gestärkt. Beide strebten ein gesundes Wachstum der Kirchen unter dem Motto „ein Land, zwei Systeme“ an (www.ccctspm.org/newsinfo/16333; chinachristiandaily.com 23.05.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

4. Juni 2023:
Hongkong: Gedenkveranstaltungen zum Massaker auf dem Tian’anmen-Platz 1989 weiter untersagt
Auch in diesem Jahr waren die seit 1990 alljährlich stattfindenden Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Beijing von 1989 verboten. Seit 2020 gilt die Mahnwache im Victoria-Park als illegal, zunächst unter dem Vorwand der Pandemie, dann aufgrund der Umsetzung des Gesetzes über die nationale Sicherheit, das am 1. Juli 2020 eingeführt wurde. 2021 fanden noch Gedenkgottesdienste in sieben katholischen Kirchen statt. Dieses Jahr war dies nicht mehr der Fall. Die Diözese betete für die Kirche in China am 24. Mai, dem von Papst Benedikt XVI. eingeführten Weltgebetstag für die Kirche in China. Wie Gianni Criveller in AsiaNews schreibt, lud die Diözese durch Fr. Thomas Law, den Verantwortlichen für das liturgische Leben, die Gläubigen ein, am 4. Juni „innerlich zu leben und sich an das zu erinnern, woran sie sich erinnern möchten“. In der Zwischenzeit habe die diözesane Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, die die ökumenischen Gebetswachen mit vorbereitet hatte, ihre Ziele deutlich reduziert und sogar ihren Namen geändert. „Vielleicht als Schutzmaßnahme“, schreibt Criveller. Die Kommission wurde 1977 gegründet und heißt seit Ende 2022 Diocesan Commission for Integral Human Development.
Der Sekretär für Sicherheit (d.h. Innenminister) Chris Tang hatte mit strengen Repressionsmaßnahmen gegen diejenigen gedroht, die den 4. Juni nutzen, um „Handlungen zu begehen, die die nationale Sicherheit gefährden“, so Criveller. Interessanterweise hatten pro-Beijinger Verbände die Genehmigung erhalten, vom 3. bis 5. Juni im Victoria-Park eine Art Kirmes zu veranstalten, um den bevorstehenden 26. Jahrestag der Übergabe Hongkongs von Großbritannien an China zu feiern. Rund um den Park kam es am 4. Juni zu Verhören und einigen Festnahmen. So wurde u.a. ein Mann in einen Polizeiwagen eskortiert, der auf einer Bank saß mit einer Kerze in der Hand, oder eine Frau, die Blumen in der Hand hielt (AFP/LICAS 5.06.; AsiaNews [Rubrik „Red Lanterns“] 1.06.; Sunday Examiner 14.10.2022). kf

China – Europa

9. Mai 2023:
Statuen von Matteo Ricci und Xu Guang­qi aus China an der Kathedrale in Macerata eingeweiht
Am 9. Mai segnete Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Macerata im Rahmen einer Messfeier zwei lebensgroße Marmorstatuen des Jesuitenmissionars Matteo Ricci (1552–1610) und seines ersten und bedeutendsten Schülers, des chinesischen Katholiken und Beamten-Gelehrten Xu Guangqi (1562–1633), die nun die Fassade der Kathedrale San Giovanni zieren. Die beiden Statuen wurden von katholischen Gemeinden in Beijing und Shanghai gespendet und unter Anleitung des katholischen Bildhauers Su Jianqiao von einer Werkstatt in Quyang (Provinz Hebei) hergestellt. Durch ihren herausgehobenen Platz sollen sie die besondere Verbundenheit der katholischen Kirche in China mit Macerata und vor allem dessen berühmten Sohn Matteo Ricci demonstrieren. Siehe hierzu die Informationen in dieser Nummer.
Dirk Kuhlmann

29. Mai bis 11. Juni 2023:
Amity Foundation besucht Europa
Eine hochrangige Delegation der Amity Foundation (Aide jijinhui 爱德基金会) besuchte Westeuropa und traf dort eine Reihe von Partnern und Organisationen. Ihre Reise ging nach Finnland, Genf, Berlin und Nürnberg. Teilnehmende waren Vorstandsvorsitzender Qiu Zhonghui, Generalsekretärin Ling Chunxiang, stellvertretende Generalsekretärin She Hongyu, Leiter des Hongkong-Büros Anthony Tong, Repräsentantin der Büros in Beijing und Genf Qian Xiaofeng und Pastorin Kou Weiwei. Es war die erste Reise der Amity-Führung ins Ausland nach vier Jahren Unterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie. Für Details siehe den Bericht in den Informationen.
Isabel Friemann, China InfoStelle


Katharina Feith (kf)
Isabel Friemann, China InfoStelle
Katharina Wenzel-Teuber (kwt)
Mit einem Beitrag von Dirk Kuhlmann


Alle Quellenangaben in der „Chronik“ beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2023.

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