19. Februar 2019:
Eine App für Xi Jinpings Lehre
Diese App hat den chinesischen Namen „Xue Xi qiang guo“ 学习强国: zu lernen, das Land zu stärken. Die App wurde in Zusammenarbeit von der Propagandaabteilung der KP Chinas und Ali Baba herausgebracht. Sie wurde innerhalb kurzer Zeit zu einem Erfolg und war Mitte Februar sogar die beliebteste App auf dem App Store von Apple China. Diese Beliebtheit kann laut The Standard (Hongkong) auf eine Verfügung von Lokalregierungen und Universitäten zurückgeführt werden, die Parteimitglieder zum Download aufzufordern. Die App wurde, Stand 19. Februar, bisher 43,7 Mio. Mal heruntergeladen. Diese Zahl wurde von Merics im April bestätigt.
„Xue Xi“ ist hier auch ein chinesisches Wortspiel, da „xuexi“ im modernen Chinesisch „studieren, lernen“ bedeutet. Hier bedeutet es aber auch „Xi studieren“, wobei „Xi“ natürlich für den derzeitigen chinesischen Präsidenten Xi Jinping steht. Es geht hier also um eine App, mit der man die Lehre von Xi Jinping studieren kann. Merics beschreibt die App so: „Die App […] enthält eine Sammlung von Reden, Videos und Lernmaterialien zu Xis Ansichten, wie man China zu einer starken Nation macht.“ Die Ergebnisse der Nutzer, die sich mit ihrem eigenen Namen anmelden müssen, können von der KP Chinas und den Arbeitgebern eingesehen werden. Durch eine hohe Punktzahl kann man später Vorteile verschiedener Art erhalten. AsiaNews berichtet von freien Eintrittskarten zu lokalen Attraktionen, und manche Geschäfte geben extra Rabatte für Leute mit höherer Punktzahl (Merics China-Update 4/2019; The Standard [Hongkong] 19.02.2019).
15. März 2019:
Beim Abschluss seines Universal Periodic Review verteidigt China vor dem UN-Menschenrechtsrat die „Berufsbildungszentren“ in Xinjiang
Experte hält 1,5 Mio. Internierte für möglich
Die Behörden in Xinjiang hätten Maßnahmen gegen „gewalttätige terroristische Verbrechen“ und zur „De-Radikalisierung“ ergriffen, ohne die die terroristischen Angriffe in Xinjiang eskaliert wären und sich in China und weltweit verbreitet hätten, erklärte Chinas stellvertretender Außenminister Le Yucheng laut Reuters vor dem UN-Menschenrechtsrat. Mit der Verbesserung der Situation in der Terrorismusbekämpfung würden „die Trainingsprogramme nach und nach reduziert“, so Le. Ähnlich hatte bereits am 12. März d.J. Shohrat Zakir, Gouverneur des Autonomen Gebiets Xinjiang, am Rande des Nationalen Volkskongresses erklärt, dass die „Berufsbildungszentren nach und nach verschwinden“ würden. Reuters zufolge hatte Adrian Zenz am 13. März im Vorfeld der Sitzung des Menschenrechtsrats seine Schätzung der möglicherweise in den Zentren in Xinjiang inhaftierten Uiguren und anderen Muslime von 1 Mio. auf 1,5 Mio. erhöht. Zenz, ein Experte für Minderheitenpolitik in Tibet und Xinjiang in Korntal, hatte im Mai 2018 das große Ausmaß der Umerziehungslager in Xinjiang durch die Auswertung von Online-Projektausschreibungen von Regierungsbehörden belegt (AsiaNews 13.03.2019; Reuters 15.03.2019; vgl. China heute 2018, Nr. 2, Informationen, S. 76;Nr. 4, Chronik, Xinjiang / Islam, 26. November 2018).
18. März 2019:
China veröffentlicht Weißbuch „Der Kampf gegen Terrorismus und Extremismus und Menschenrechtsschutz in Xinjiang“
Das Weißbuch enthält u.a. eine Art Statistik zu terroristischen Gewalttaten in Xinjiang zwischen 1990 und 2016. Dazu werden auch die gewaltsamen Unruhen in Urumqi von 2009 gezählt, ferner die besonders in den Jahren 2013 und 2014 zahlreichen Angriffe auf Zivilisten und Polizeistationen. Ein Punkt befasst sich auch mit der „Ermordung religiöser Führer“: Demnach wurden in Xinjiang zwischen 1993 und 2014 Anschläge auf sechs Mullahs oder Imame verübt, die allesamt Funktionen in der nationalen oder in lokalen Islamischen Vereinigungen ausübten. Laut Weißbuch wurden seit 2014 in Xinjiang 1.588 gewalttätige Banden zerstört und 12.995 Terroristen verhaftet. 30.645 Personen wurden für 4.858 illegale religiöse Aktivitäten bestraft. Die „education and training centers“ dienen dem Weißbuch zufolge der Rehabilitierung von Menschen, die minderer Verbrechen oder Gesetzesbrüche schuldig sind, und zur Auslöschung des Einflusses von Terrorismus und Extremismus. „Trainees“ dürften regelmäßig Besuche zu Hause machen und für private Angelegenheiten um Urlaub bitten. Das Organisieren von und die Teilnahme an religiösen Aktivitäten sei in den Zentren aufgrund der gesetzlichen Trennung von Erziehung und Religion verboten (Text unter http://english.gov.cn/archive/white_paper/2019/03/18/content_281476567813306.htm).
25. Januar 2019:
Richtlinie für die Registrierung von Stätten für religiöse Aktivitäten als juristische Personen veröffentlicht
Seit Jahren haben immer wieder religiöse Stätten den Status einer juristischen Person für sich gefordert, um im eigenen Namen rechtsverbindliche Handlungen vornehmen zu können, beispielsweise Verträge abzuschließen und Eigentum zu registrieren. Die revidierten „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“, die am 1. Februar 2018 in Kraft traten, sehen in § 23 erstmals vor, dass Stätten für religiöse Angelegenheiten, mit Zustimmung der jeweiligen religiösen Organisation und der zuständigen Religionsbehörde, sich bei den Behörden für Zivilverwaltung als juristische Person registrieren können. Die „Bekanntmachung des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten und des Ministeriums für Zivilverwaltung zur Erledigung der Registrierung von Stätten für religiöse Angelegenheiten als juristische Person“ (国家宗教事务局 民政部关于宗教活动场所办理法人登记事项的通知) legt nun das Verfahren für die Registrierung als Rechtsperson im Einzelnen fest. Es wurde am 25. Januar 2019 online auf mca.gov.cn veröffentlicht und trat am 1. April d.J. in Kraft (siehe die Übersetzung in der Dokumentation).
Einer auf der Website des Lingyin-Tempels veröffentlichten Erläuterung zufolge ist die Registrierung als juristische Person für religiöse Stätten freiwillig. Die Allgemeinen Grundsätze des Zivilrechts (AGZ) der Volksrepublik China, auf die die neuen Bestimmungen verweisen, unterscheiden verschiedene Kategorien der juristischen Person. Stätten für religiöse Aktivitäten fallen, wenn sie den Status einer juristischen Person beantragen, in die Kategorie „nicht-auf Gewinn gerichtete juristische Person“ (非营利法人) und dort wiederum in die Unterkategorie „spenden[basierte?] juristische Person“ (捐助法人) (§ 92 AGZ). Nach § 93 AGZ müssen spenden[basierte] juristische Personen außer einem Vorstand und einem demokratischen Verwaltungsgremium auch einen Aufsichtsrat (监事会, im Englischen übersetzt als „supervisory board“) und andere Aufsichtsorgane einrichten. Wie die chinesische semioffizielle Global Times betont, sind damit erstmals Supervisoren für religiöse Stätten erforderlich (Global Times 13.02.2019; lingyinsi.org 1.02.2019).
5. Februar 2019:
Bitter Winter: Belohnung für die Zerstörung von Dorftempeln
Bitter Winter – die Nachrichtenwebsite des Zentrums für Studien über neue Religionen CESNUR in Turin – berichtet, dass Lokalregierungen in der Provinz Henan eine „neue Weise, Religion zu untergraben“, gefunden hätten. Behörden setzen anscheinend hohe Belohnungen dafür aus, wenn Tempel zerstört werden. Quellen sprachen von einem Treffen zur Förderung von „moralischen Vorbildern“ im Dezember 2018. Dort wurden in Henan zwei Ortschaften, Renlitun und Tianyao, ausgezeichnet, denen jeweils 500.000 RMB überreicht wurden. Diese Belohnung hatten Personen von Renlitun anscheinend für die Zerstörung eines Tempels in ihrer Ortschaft erhalten. Die Zerstörung wurde von lokalen Behörden laut Bitter Winter auf einem Treffen letzten September in Tangzhuang, wozu Renlitun gehört, beschlossen. Die Beamten aus Renlitun zeigten sich offensichtlich entschlossen, diese Aufgabe geflissentlich zu erledigen. Den Einwohnern des Dorfes wurde eindringlich klargemacht, dass sie nicht mehr im Tempel beten und Räucherstäbchen abbrennen sollten. Der Tempel wurde abgeriegelt und innerhalb von zwei Stunden zerstört. Die lokale Bevölkerung hatte zum Bau des Tempels durch private Spenden beigetragen und war daher nicht glücklich über die Vorgänge.
Es wird nun befürchtet, es könnte zu einer Welle von Zerstörungen von lokalen Tempeln kommen, da solch eine hohe Belohnung „zu verführerisch“ für die arme Bevölkerung sei (bitterwinter.org 5.02.2019).
20. März 2019:
Stadt Guangzhou veröffentlicht Rechtsnorm, die die Belohnung für das Anzeigen „illegaler religiöser Aktivitäten“ regelt – ausländische Akteure besonders im Fokus
Die Rechtsnorm soll Bürger ermutigen, illegale religiöse Aktivitäten auf dem Gebiet der Stadt Guangzhou zu melden, heißt es in dem Erlass. Der Rechtsnorm zufolge können Anzeigen telefonisch (unter Telefonnummer 110 [sic!] oder 12345), brieflich oder persönlich beim lokalen Religionsbüro, Petitionszentrum oder Amt für Öffentliche Sicherheit erfolgen. Die vertrauliche Behandlung der Information wird zugesichert. Gemeldet werden sollen: die Propagierung von Extremismus oder die Gefährdung der nationalen und öffentlichen Sicherheit; die eigenmächtige [d.h. nicht staatlich genehmigte] Errichtung religiöser Stätten und die Durchführung religiöser Aktivitäten oder Annahme von Spenden durch nicht entsprechend registrierte Organisationen, Stätten etc.; außerdem das eigenmächtige Organisieren der Ausreise von Bürgern zur Teilnahme an religionsbezogenen Fortbildungen, Konferenzen oder dem Hadsch, oder die eigenmächtige Durchführung von religiöser Erziehung und Fortbildung. All diese Punkte stammen aus Kapital 8 „Rechtliche Haftung“ der neuen „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“. Die Höhe der Belohnung ist gestaffelt: 1.000–3.000 Yuan für verifizierte Hinweise auf illegale religiöse Organisationen und gesetzwidrig handelnde Personen; 3.000–5.000 Yuan, wenn diese Organisationen oder Personen ausländisch sind, sowie 5.000–10.000 Yuan, wenn die Hinweise zur Ermittlung von Führern und Strukturen illegaler ausländischer religiöser Organisationen führen. Die „Maßnahmen der Stadt Guangzhou über Belohnung für Anzeigen illegaler religiöser Aktivitäten durch die Bevölkerung“ (广州市群众举报非法宗教活动奖励办法) wurden vom Büro für ethnische und religiöse Angelegenheiten der Stadt auf dessen Website veröffentlicht (http://www.gzmzzj.gov.cn/mzzjswj/gfxwj/201903/353dee928bb14ee1a76a86c07845c14e.shtml?from=singlemessage&isappinstalled=0#10006-weixin-1-52626-6b3bffd01fdde4900130bc5a2751b6d1). Sie gelten für 5 Jahre.
Nach Meinung verschiedener Kommentare richten sich die „Maßnahmen“ der Stadt Guangzhou vor allem gegen die protestantischen Hauskirchen, gegen die in diesem Zeitraum besonders stark vorgegangen wurde (siehe die Rubrik „Protestantismus“). Laut South China Morning Post haben zahlreiche lokale Regierungen in der Provinz Henan bereits ähnliche, allerdings weit niedrigere finanzielle Anreize für „Whistle-Blowers“ geschaffen (AsiaNews 29.03.2019; china.ucanews.com 29.03.2019; South China Morning Post 29.03.2019; UCAN 2.04.2019).
26. März 2019:
Grundsatzartikel von Wang Zuo’an zur Sinisierung fordert unterschiedliche Behandlung von Religionen, beharrt auf Selbstwahl und -weihe von Bischöfen
Der Vizeminister der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas und Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten erläutert in dem Text, dass bei der von Xi Jinping geforderten Ausrichtung der Religionen auf Sinisierung „Vier Festhalten“ notwendig sind, darunter an erster Stelle das „Festhalten an der Führung durch die Partei“. Punkt drei lautet: „Daran festhalten, beim Anleiten die verschiedenen Kategorien [von Religionen] zu unterscheiden.“ Beim Vorantreiben der Sinisierung müsse man einerseits einheitlichen Grundprinzipien folgen, andererseits die unterschiedlichen Situationen der Religionen Chinas beachten, je nach Religion und Region handeln, „beim Anleiten nach Kategorien unterscheiden und vermeiden, alles über einen Kamm zu scheren“. Für jede Religion nennt Wang sodann bekannte Aufgabenfelder, wie „humanistischer Buddhismus“ und Vorgehen gegen Kommerzialisierung im Buddhismus, Förderung daoistischer „Traditionen von zeitgenössischem Wert“, „konfuzianische Koranauslegung“ und Bekämpfung von Extremismus im Islam, im Bereich des Protestantismus vertiefter Aufbau des theologischen Denkens, Widerstand gegen ausländische Infiltration und Vorgehen gegen gesetzwidrige Aktivitäten. Die Katholiken müssen laut Wang angeleitet werden, „unerschütterlich am Prinzip der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung festzuhalten“, Forschung zum sinisierten theologischen Denken zu entfalten, die demokratische Leitung der Kirche voranzutreiben und „aktiv und beständig die Selbstwahl und -weihe von Bischöfen durchzuführen“; die Untergrundkräfte sind zu „erziehen und transformieren“ und „Einmischung und Untergrabung durch ausländische Kräfte“ sind zu verhindern.
Wang Meixiu, Katholizismusforscherin an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, sagte zu UCAN, dies zeige, dass „die Regierung ihre Politik [auch] nach der Unterzeichnung des vorläufigen Abkommens über Bischofsernennungen unverändert beibehalten hat“ (mzb.com.cn 26.03.2019; UCAN 4.04.2019).
2. Februar 2019:
Riesige Guanyin-Statue in Nord-Hebei gesprengt
Bitter Winter berichtete, dass am 2. Februar dieses Jahres die weltgrößte aus einem Felsvorsprung gemeißelte Guanyin-Statue mit einer Höhe von 57,9 m gesprengt wurde. Die „Guanyin des tropfenden Wassers“ (滴水觀音) genannte Statue befand sich auf dem Gelände des Huang’an Tempels 皇安寺 im Norden der Provinz Hebei. Sie war erst zwei Jahre zuvor fertiggestellt worden. Unter Androhung von Verhaftungen bei Zuwiderhandlung sei die Sprengung der Guanyin unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen. Um einen Wiederaufbau unmöglich zu machen, sei die komplette Statue samt Fundament sorgfältig zerstört worden. Über diesen Fall wurde bei Bitter Winter auch in Verbindung mit anderen Fällen von Zerstörungen buddhistischer Statuen berichtet. Es wurde dort ausgeführt, dies sei eine weiterreichende Kampagne im Zuge der allgemeinen Verschärfung der Kontrolle der Religionen durch die Regierung. In einem Artikel „The War on Buddhism Continues to Escalate“ vom 19. April dokumentiert Shen Xinran auf der Webseite von Bitter Winter durch behördliche Dokumente zu Schließungen von Tempeln und Photos von der Zerstörung von buddhistischen Statuen in Shandong, Jiangxi und Hebei diese Entwicklung (bitterwinter.org 1.03.2019).
18. März 2019:
Dalai Lama im Interview über die Frage seiner Wiedergeburt
Der 83-jährige sagte zu Reuters, es sei möglich, dass seine Reinkarnation in Indien gefunden werde, wo er seit nunmehr 60 Jahren im Exil lebt. „In der Zukunft, falls man zwei Dalai Lamas kommen sieht, einen von hier, in einem freien Land, und einen von China gewählten, dann wird niemand [dem von China gewählten] trauen, niemand wird ihn respektieren. Das ist ein zusätzliches Problem für die Chinesen. Es ist möglich, es kann passieren“, sagte der Dalai Lama. Die Rolle des Dalai Lama nach seinem Tod könnte später im Jahr von den Tibetern in Indien diskutiert werden, sagte er. Wenn die Mehrheit der Tibeter diese Institution wirklich behalten wolle, dann werde sie weiterbestehen, so der Dalai Lama (Reuters 19.03.2019).
27. März 2019:
Staatsrat veröffentlicht Weißbuch „Demokratische Reform in Tibet – sechzig Jahre später“
Im März 2019 jährten sich – je nach Blickwinkel – Tibetaufstand, Flucht des Dalai Lama und Besetzung Tibets durch die chinesischen Truppen bzw. die „demokratische Reform“ Tibets zum 60. Mal. Aus diesem Anlass veröffentlichte der Staatsrat der VR China erneut ein Tibet-Weißbuch. Ähnlich wie das Tibet-Weißbuch des Staatsrats vom September 2015 legt es die offizielle chinesische Sicht der damaligen Ereignisse und der seither erzielten Erfolge dar. Die South China Morning Post wies in einem Kommentar darauf hin, dass Chinas Zentralregierung im Weißbuch zum 50. Jahrestag 2009 noch geäußert hatte, sie werde „immer ihre Tür offenhalten für die Rückkehr des 14. Dalai Lama zu einem patriotischen Standpunkt“; im neuen Weißbuch sei dies nicht mehr der Fall. Kapitel VIII. des neuen Weißbuchs behandelt den „Schutz der Freiheit des religiösen Glaubens“. Darin heißt es u.a., dass die „Reinkarnation Lebender Buddhas“ vom Staat respektiert und durch die „Verwaltungsmaßnahmen für die Reinkarnation Lebender Buddhas des tibetischen Buddhismus“ von 2007 weiter institutionalisiert worden sei. Bis 2018 seien 91 wiedergeborene Lebende Buddhas bestätigt worden (Text des Weißbuchs von 2019 unter http://english.scio.gov.cn/node_8011085.html; South China Morning Post 28.03.; zu den Tibet-Weißbüchern von April 2015 und September 2015 siehe China heute 2015, Nr. 2, Chronik, 15. April 2015 und Nr. 3, Chronik, 6. September 2015).
5. Januar 2019:
Chinesische islamische Vereinigung (CIV) veranstaltet Konferenz über Fünfjahresplan zur Sinisierung des Islam
Auf der Sitzung in Beijing wurde der „Abriss des Fünfjahres-Arbeitsplans zum Festhalten des Islam unseres Landes an der Ausrichtung auf Sinisierung (2018–2022)“ (坚持我国伊斯兰教中国化方向五年工作规划纲要) diskutiert – so ein Bericht auf der Website der CIV. Jin Rubin, stellvertretender Vorsitzender der CIV, sagte der Global Times am 6. Januar, dass der Inhalt des „Abrisses“ nach weiteren Revisionen bald veröffentlicht werde und schon an die lokalen islamischen Vereinigungen verteilt worden sei. Bislang (Stand Ende März 2019) scheint jedoch keine Endfassung des Fünfjahresplans veröffentlicht worden zu sein. Ein Fünfjahresplan zur Sinisierung des Protestantismus wurde bereits im März 2018 und ein Fünfjahresplan zur Sinisierung des Katholizismus im Mai 2018 veröffentlicht (siehe Übersetzung des Letzteren in China heute 2018, Nr. 4, Dokumentation). Sinisierung ist eine zentrale religionspolitische Forderung der Ära Xi Jinping (chinaislam.net.cn 5.01.2019; Global Times 6.01.2019).
11. März 2019:
Xu Xiaohong spricht vor dem Plenum der Politischen Konsultativkonferenz
Der im November 2018 zum neuen Vorsitzenden der protestantischen Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung gewählte ranghöchste Vertreter der offiziellen protestantischen Kirche Chinas, Pastor Xu Xiaohong 徐晓鸿, hielt am 11. März vor dem Plenum der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes in Beijing eine Rede, in der er das chinesische Christentum auf den Sinisierungskurs im Einklang mit der sozialistischen Gesellschaft einschwört. In kämpferischem Ton und Duktus beschreibt Xu für das Christentum die Notwendigkeit, entschieden die Prägung des „Westlichen“ abzuschütteln. Die Kernwerte des Sozialismus müssten realisiert werden, um einen Beitrag zum Wiedererstehen der chinesischen Nation und bei der Erfüllung des „chinesischen Traums“ zu leisten (Aufnahme durch CCTV und Text der Rede: www.ccctspm.org/newsinfo/11768; Xinhua 12.03.2018).
Isabel Friemann, China InfoStelle
23. März 2019:
Maßnahmen gegen die Shouwang-Kirche in Beijing
Am 23. März 2019 wurden erneut Versammlungsräume und Aktivitäten im Umfeld der Shouwang-Kirche in Beijing gesperrt und verhindert. Mehr als 20 Gemeindemitglieder mussten ihre Personalien angeben und wurden befragt. Die Shouwang-Hauskirche im Universitätsviertel der Hauptstadt ist seit vielen Jahren immer wieder von Verhaftungen und Hausarresten betroffen. Eine Registrierung wurde 2006 von den Behörden mit der Begründung abgelehnt, der Pastor habe keine offizielle Ordination. Wegen der Konfiszierung ihrer Räume hielt die Gemeinde seit April 2011 immer wieder Gottesdienste im öffentlichen Raum ab, in Parks und auf Straßen (AsiaNews 27.03.2019).
Isabel Friemann, China InfoStelle
22. Januar 2019:
Bisheriger Untergrundbischof Zhuang Jianjian wird offiziell als Bischof emeritus von Shantou verabschiedet – nimmt nicht an gemeinsamer Messe mit legitimiertem Bischof Huang teil
Der 88-jährige Untergrundbischof Zhuang war vom Heiligen Stuhl gebeten worden, seinen Bischofssitz zugunsten des vormals exkommunizierten, im September vom Papst anerkannten 52-jährigen Bischofs Huang Bingzhang zu räumen. Bischof Zhuang hatte noch am 17. Dezember gegenüber UCAN erklärt, dass er nicht emeritiert sei. An der Emeritierungszeremonie in der Kirche von Hepo, Diözese Shantou, nahmen neben den Bischöfen Zhuang und Huang auch die vier anderen Bischöfe aus der Provinz Guangdong teil, außerdem Bischof Shen Bin von Haimen, Vizevorsitzender der Patriotischen Vereinigung und der offiziellen Bischofskonferenz. Dieser verlas die von der Bischofskonferenz ausgestellte Emeritierungsurkunde, durch die Bischof Zhuang nunmehr auch staatlich als emeritierter Bischof anerkannt ist. Bischof Zhuang und Bischof Huang hielten Ansprachen. An der darauffolgenden gemeinsamen Eucharistiefeier unter Leitung von Bischof Huang Bingzhang nahm Bischof Zhuang jedoch nicht teil (AsiaNews 23.01.2019; chinacatholic.cn 24.01.2019; UCAN 19.12.2018; 25.01.2019).
30. Januar 2019:
Untergrundbischof Jin Lugang von Nanyang offiziell als Koadjutorbischof installiert
Die Zeremonie fand in der Kathedrale von Nanyang, Provinz Henan, statt und wurde von Bischof Yang Yongqiang, Bischof von Zhoucun (Shandong) und Vizepräsident der offiziellen Chinesischen Bischofskonferenz, geleitet. Neben dem 63-jährigen Bischof Peter Jin Lugang nahmen auch der 98-jährige Bischof Joseph Zhu Baoyu von Nanyang, Bischof Zhang Yinlin von Anyang (Henan) sowie 250 Gläubige, Priester und Ordensschwestern teil. Die Zeremonie fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt.
Die Situation in der Diözese hatte sich in den letzten Jahren kompliziert gestaltet. Bis 2010 war Bischof Zhu Baoyu als Diözesanbischof im Untergrund tätig. 2010 akzeptierte Papst Benedikt den Rücktritt des damals 89-Jährigen und ernannte Jin Lugang, der 2007 insgeheim zum Koadjutorbischof geweiht worden war, zum Diözesanbischof von Nanyang. Kurz nach seiner Resignierung, so AsiaNews, bat Bischof Zhu – vielleicht auf Druck hin – jedoch um die Anerkennung seitens der Regierung, die ihn 2011 schließlich als Ordinarius installierte. Bischof Jin hingegen wurde bis zu seiner jetzigen Installierung als Koadjutorbischof seitens der Regierung lediglich als Priester anerkannt.
Bischof Jin ist der erste Bischof, der seit Abschluss des sino-vatikanischen Abkommens vom September 2018 öffentlich installiert wurde. In offiziellen Statements wurde betont, dass die Zeremonie unter Zustimmung der Bischofskonferenz und der Patriotischen Vereinigung stattfand.
Wie P. Sergio Ticozzi PIME, der die Situation vor Ort sehr gut kennt, in einem von AsiaNews am 13. Februar publizierten Bericht schreibt, versuchten Bischof Jin und acht seiner Priester seit mindestens drei Jahren eine Lösung zu finden, sich offiziell registrieren zu lassen, aber nicht Mitglied der Patriotischen Vereinigung zu werden. Die Priester arbeiteten bereits öffentlich in Kirchen, waren aber nicht als offizielle Priester anerkannt (AsiaNews 30.01.; 13.02.2019; UCAN 1.02.2019; chinacatholic.cn 31.01.2019).
1. Februar 2019:
AsiaNews: Sieben Untergrundgemeinden in der Diözese Qiqihar massiv unterdrückt
Laut einem Bericht von AsiaNews wurden in den vorangegangenen Monaten – mit Beginn kurz nach Unterzeichung des sino-vatikanischen Abkommens Ende September 2018 – in der Diözese Qiqihar, Provinz Heilongjiang, Aktivitäten in mindestens sieben Untergrundgemeinden gewaltsam unterdrückt. Mitglieder der Einheitsfront, Polizei sowie Vertreter des Religionsbüros drangen während Messfeiern in die Kirchen ein, unterbrachen die Liturgie, trieben die Gläubigen aus den Kirchen, bedrohten sie und ordneten die Schließung der Gemeinden an. Auch die Priester wurden vertrieben. Die Gemeinden wie auch Untergrundbischof Joseph Wei Jingyi, so AsiaNews, hatten bisher gute Beziehungen zu den Behörden. Auch wurde die Exkommunikation des offiziellen Bischofs dieses Gebietes, Bischof Joseph Yue Fushen von Harbin, aufgehoben. AsiaNews vermutet, dass die Unterdrückung mit den Vorschriften für religiöse Angelegenheiten von Februar 2018 zu tun hat. Der Nachrichtendienst druckte einen Bericht aus den betroffenen Gemeinden ab, in dem die Maßnahmen detailliert beschrieben werden.
Am 18./19. Dezember 2018 wurde zudem ein Teil des Konvents der Untergrundschwestern von der Hl. Teresa im Dorf Ping’an/Qiqihar zerstört. Laut Behörden handelte es sich um ein illegal errichtetes Gebäude, was Bischof Wei auch bestätigte. Die Schwestern konnten, so Bischof Wei, die Beamten überzeugen, den Teil mit der Kapelle und den Wohnräumen stehenzulassen. Die Schwestern wurden daraufhin jedoch andernorts untergebracht.
In einem Interview mit Vatican Insider betonte Bischof Wei, selbst noch nicht von der Regierung anerkannt, dass in der Vergangenheit die Wahl, in den Untergrund zu gehen, eine Notwendigkeit gewesen sei, um die Integrität des katholischen Glaubens zu wahren. Nach dem vorläufigen Abkommen würde ein Teil der Untergrundkirche aus historischen Gründen weiterhin bestehen, „aber diese Situation wird bald ein Ende haben“. Einige würden weiterhin ideologisch denken, aber auch dies werde sich im Laufe der Zeit verändern. Die Gemeinden würden sich froh und dankbar Richtung Versöhnung bewegen. Alle seien Gewinner, sowohl in der offiziellen wie der Untergrundkirche (AsiaNews 20.12.2018;1.02.2019; UCAN 21.12.2018; Vatican Insider 28.12.2018).
26. März 2019:
Xinde (Faith Weekly) berichtet von neuem Museum über die katholischen Fischer von Wuxi
Bereits im März 2018 wurde eine Ausstellungshalle für die Fischerkultur der katholischen Kirche von Wuxi (Provinz Jiangsu) eröffnet. Wie ein Artikel in der katholischen Zeitung Xinde (Shijiazhuang) berichtet, waren die meisten Katholiken von Wuxi ursprünglich Fischer und lebten in Booten. Im Lauf der Zeit zogen sie ans Ufer und nur noch wenige sind in der Fischerei tätig. Da die alten Traditionen in Vergessenheit zu geraten drohten, war es wichtig, die alten Gegenstände und Fotos über die frühere besondere Lebensweise und das Frömmigkeitsleben der katholischen Fischer von Wuxi zu bewahren, so der Artikel. Daher beschloss die Pfarrei Wuxi unter Leitung von Pfarrer Guo Mandong die Gründung eines Museums. 2016 begann man, alte Leute zu interviewen, Objekte zu sammeln und ein Bootsmodell zu bauen. Am 1. März 2019 inspizierte Zhang Li, Leiterin der Propagandaabteilung des Bezirks Liangxi der Stadt Wuxi, das Museum, bewertete es positiv und rief zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes auf (Xinde 2019, Nr. 12, 26.03.)
29. März 2019:
Untergrundbischof Cui Tai von Xuanhua erneut verhaftet
Der 68-jährige Koadjutorbischof Augustinus Cui Tai von Xuanhua in der Provinz Hebei wurde am 29. März von Regierungsbeamten an einen unbekannten Ort gebracht. Einen Tag zuvor war bereits sein Generalvikar Zhang Jianlin von Beamten des Provinzreligionsbüros in Gewahrsam genommen worden.
Bischof Cui wurde seit 2007 immer wieder inhaftiert oder unter Hausarrest gestellt. Zuletzt war er im Januar freigelassen worden, nachdem er Mitte April 2018 verhaftet worden war. Im Hintergrund spielt sich ein Kampf zwischen einer Gruppe von offiziellen Priestern und dem Bischof mit seinen Priestern im Untergrund ab. Bischof Cui kämpft um seine Autorität als Bischof, u.a. auch gegenüber Priester Zhang Li, der vom Untergrund in den offiziellen Bereich wechselte und den Bischof beschuldigte, den Anweisungen des Vatikans nicht zu folgen, so ein Bericht in AsiaNews vom 29. März. Das vorläufige Abkommen zwischen China und dem Vatikan bedeute das Ende der Untergrundkirche, alle Gläubigen und Bischöfe sollten sich nunmehr der offiziellen Kirche anschließen, so Zhang Li. Bischof Cui und sein Generalvikar hatten sich an den Heiligen Stuhl gewandt und den Priester am 23. Dezember 2018 aus dem priesterlichen Dienst entlassen. Am 3. März hatte Bischof Cui eine Erklärung veröffentlicht, in der er die Entlassung bestätigte. Darin heißt es u.a., Priester Zhang Li habe „auf nicht autorisierte Weise massiv die sogenannte Gemeinschaft [zwischen dem Untergrund und der offiziellen Seite] vorangetrieben und dadurch Verwirrung und ein kontraproduktives Ergebnis der Spaltung geschaffen“. Kritik übte Bischof Cui auch an den charismatischen Aktivitäten von Priester Zhang Li. Dieser habe, so das Statement, eine falsche Vorstellung von Charisma und es „mit charismatischen Heilungen übertrieben“. Der Priester leitet in Zusammenarbeit mit einem protestantischen Pastor eine pentekostale Gruppe. Die Regierung und offizielle Seite sollen Priester Zhang Li stark unterstützen. Laut der von UCAN zitierten Aussage eines Untergrundpriesters möchte die Regierung die Untergrunddiözese lahmlegen, damit sie in offizielle Hände übergehen kann. Bischof Cui weigert sich, sich der offiziellen Gemeinschaft anzuschließen und sich bei der Patriotischen Vereinigung registrieren zu lassen. (AsiaNews 9.,29.03.2019.; UCAN 8.,29.03.2019).
7. Januar 2019:
Papst Franziskus äußert sich bei seiner Neujahrsansprache für das diplomatische Corps zur vorläufigen Vereinbarung zwischen dem Heiligen Stuhl und China
Nach einem Verweis auf Fortschritte in den Beziehungen des Heiligen Stuhls zu Vietnam sagte der Papst den beim Vatikan akkreditierten Diplomaten: „Analog dazu ist die Unterzeichnung der Vorläufigen Vereinbarung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China über die Ernennung der Bischöfe in China am vergangenen 22. September zu verstehen. Diese ist, wie bekannt, das Ergebnis eines langen und überlegten institutionellen Dialogs, durch den es gelungen ist, einige stabile Elemente der Zusammenarbeit zwischen dem Apostolischen Stuhl und den zivilen Behörden festzulegen.“ Er fuhr fort: „Wie ich schon in der Botschaft an die chinesischen Katholiken und an die universale Kirche erwähnen konnte, hatte ich bereits im Vorfeld die restlichen ohne päpstliches Mandat geweihten offiziellen Bischöfe in die volle kirchliche Gemeinschaft wiederaufgenommen und sie eingeladen, großzügig für die Versöhnung der chinesischen Katholiken und für einen neuen Schwung in der Evangelisierung zu arbeiten. Ich danke dem Herrn, dass zum ersten Mal nach vielen Jahren alle Bischöfe in China in voller Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und der universalen Kirche stehen. Ein sichtbares Zeichen dafür war auch die Teilnahme zweier Bischöfe Kontinentalchinas an der vor kurzem abgehaltenen Jugendsynode.“ Auf die Zukunft bezogen sagte der Papst: „ Es ist zu hoffen, dass die Fortsetzung der Kontakte im Hinblick auf die Umsetzung der geschlossenen Vorläufigen Vereinbarung dazu beitrage, die offenen Fragen zu lösen und jene Räume zu gewährleisten, die für den tatsächlichen Genuss der Religionsfreiheit notwendig sind“ (w2.vatican.va/content/francesco/en/speeches/2019/january/documents/papa-francesco_20190107_corpo-diplomatico.html).
14. Januar 2019:
Interview mit dem Katholizismusforscher Liu Guopeng löst Kontroverse aus – er hatte die Idee einer nationalen katholischen Kirche in China für „definitiv überwunden“ erklärt
Das interessante Interview mit dem der staatlichen Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften angehörenden Liu Guopeng führte der Journalist Gianni Valente von Vatican Insider. Liu sagte darin, durch das vorläufige Abkommen über Bischofsernennungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl sei die Idee der Gründung einer nationalen, vom Rest der Weltkirche getrennten Kirche in China definitiv überwunden und sei Geschichte, auch wenn bestimmte damit verbundene Formeln in der offiziellen Sprache noch eine Zeitlang weiterverwendet werden dürften. Die chinesische Regierung habe den Primat des Papstes anerkannt, sie nehme Notiz davon, dass die Kirche in China Teil der Universalkirche sei und alle chinesischen Katholiken in voller Gemeinschaft mit dem Papst stünden. Zur Frage der Patriotischen Vereinigung (PV) sagte Liu, durch das Abkommen sei die Funktion der PV verändert und ihre Aufgabe sei nicht länger, die Rolle des Papstes zu negieren. Die Registrierung bei der PV sei damit zu einem Symbol geworden, einer Formalität, die zeige, dass die Kleriker loyal zur Regierung seien, das halte er nur für natürlich. Die Legitimierung der Chinesischen Bischofskonferenz durch den Heiligen Stuhl hielt Liu für eine bloße Frage der Zeit, da nun alle Bischöfe vom Papst anerkannt seien.
Wie Francesco Sisci 5 Tage später in Settimana News erläuterte, griff Huang Yashi, ein Journalist der taiwanischen Central News Agency, das Interview auf und erklärte, Liu Guopeng habe mit seiner Anmerkung, China anerkenne den Primat des Papstes, de facto erklärt, dass das Abkommen gegen die chinesische Verfassung und die Prinzipien der Parteiführung verstoße, die ausländische Einmischung in innerchinesische [religiöse] Angelegenheiten verböten. Sisci veröffentlichte eine Gegendarstellung von Liu Guopeng. Liu erklärte darin, seine Äußerungen seien verzerrt worden. Er habe als Wissenschaftler geschrieben. Er beabsichtige nicht, die nationalen Autoritäten als eine Art Sprecher zur Religionspolitik zu ersetzen, und ignoriere in keiner Weise die Grenze zwischen Wissenschaft und Politik (Text des Interviews unter www.lastampa.it/2019/01/14/vaticaninsider/when-beijing-wanted-its-own-chinese-pope-MkfxPnj0ZZLutAfLeo2KiM/pagina.html; settimananews.it 19.01.2019).
15.–19. Januar 2019:
Bischof Guo Jincai nimmt an einer Sitzung der Federation of Asian Bishops’ Conferences (FABC) teil
An der Sitzung in Bangkok nahmen Kardinäle und Bischöfe aus Asien sowie Vertreter der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre teil – so ein Bericht auf der Website von Chinesischer katholischer patriotischer Vereinigung und offizieller Chinesischer Bischofskonferenz. Bischof Guo Jincai von Chengde, der erst im September 2018 von Papst Franziskus legitimiert worden war, war der erste offizielle bischöfliche Teilnehmer aus Festlandchina an einer Sitzung der FABC; bisher hatten die chinesischen Behörden den Bischöfen die Teilnahme an den internationalen Gremien der Kirchenhierarchie nicht erlaubt. Bischof Guo Jincai und Bischof Yang Xiaoting von Yan’an hatten bereits im Oktober 2018 – kurz nach dem Abschluss des vorläufigen sino-vatikanischen Abkommens – als erste festlandchinesische Bischöfe überhaupt zeitweilig an der Vollversammlung der Weltbischofssynode teilnehmen können. Allerdings nahm kein festlandchinesischer Bischof am vatikanischen „Anti-Missbrauchs-Gipfel“ im Februar 2019 teil (s.u.). Es kam auch kein öffentlicher Vertreter der festlandchinesischen Kirche zum Weltjugendtag, der Ende Januar 2019 in Panama stattfand (chinacatholic.cn 24.01.2019; UCAN 1.02.; 1.03.2019; vgl. China heute 2018, Nr. 3, Chronik, Sino-vatikanische Beziehungen, ab 3. Oktober 2018; Nr. 4, Chronik, Sino-vatikanische Beziehungen, 15. Oktober 2018).
3. Februar 2019:
Interview mit Kardinal Filoni zur Situation der katholischen Kirche in China
Am 3. Februar erschien im Osservatore Romano ein langes Interview mit dem Präfekten der päpstlichen Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Kardinal Fernando Filoni. Darin betont der Kardinal, dass er zwar „durchaus einige der Bedenken teile“, die – nach Unterzeichnung des vorläufigen Abkommens über die Ernennung von Bischöfen vom 22. September 2018 – von vielen Seiten vorgebracht werden, in der Kirche Chinas jedoch eine große Erwartung Richtung Versöhnung und Einheit vorhanden sei, die zu einer entschiedeneren Belebung der Evangelisierungsarbeit führen werde. Die Kirche wolle zu einer „Normalität“ zurückkehren. Kardinal Filoni stellt fest, dass der Beitritt in die Patriotische Vereinigung nicht einmal vom chinesischen Gesetz verlangt werde und deswegen nicht erzwungen werden dürfe. Bezüglich des Untergrundes sagte er u.a.: „Der Untergrundstatus wird verschwinden, aber nicht die Menschen, um die es geht.“ Das gesamte Interview findet sich in der Dokumentation dieser Nummer.
21.–24. Februar 2019:
Vatikan-Konferenz „Schutz von Minderjährigen in der Kirche“ gegen Missbrauch – ohne Beteiligung von Bischöfen aus Festlandchina
Erzbischof Hung Shan-chuan SVD von Taipei nahm als Präsident der Chinesischen regionalen Bischofskonferenz (auf Taiwan) teil, die offizielle Liste der Teilnehmer listet ihn unter den Präsidenten der Bischofskonferenzen für China auf. Als Ortsbischof von Macau (China) steht Bischof Stephen Lee Bun-sang auf der Teilnehmerliste (siehe www.pbc2019.org/home). Trotz des sino-vatikanischen Abkommens über Bischofsernennungen vom 22. September 2018 war kein Bischof von Festlandchina beim Anti-Missbrauchs-Gipfel. Die katholische Zeitung Xinde (Faith, Shijiazhuang, Provinz Hebei) berichtete jedoch über die Konferenz. Sie brachte im Wortlaut die 21 „Denkanstöße“, die Papst Franziskus den Teilnehmern des Anti-Missbrauchs-Gipfels zur Diskussion übergeben hatte, und eine Zusammenfassung seiner Abschlussrede (UCAN 19.03.2019; Xinde 5.03.2019, S. 8).
Siehe hierzu auch den Beitrag in den Informationen.
3./5. Januar 2019:
Tod von Bischof Yeung und Ernennung von Kardinal Tong als Apostolischer Administrator
Am 3. Januar verstarb im Alter von 73 Jahren der amtierende Bischof von Hongkong, Michael Yeung Ming-cheung. Bischof Yeung war nur gut 17 Monate im Amt als Bischof der Diözese. Der Bischof stammte ursprünglich aus Shanghai, wuchs aber in Hongkong auf. Vor seiner Bischofsweihe 2014 hatte er unterschiedliche Aufgaben in pastoralen, aber auch Verwaltungsbereichen inne, u.a. arbeitete er von 2003 bis 2014 als Direktor von Caritas Hongkong. Bereits am 5. Januar wurde überraschenderweise der 79-jährige Kardinal John Tong, der die Leitung der Diözese von 2009 bis 2017 innehatte, vom Vatikan nun wiederum zum Apostolischen Administrator ernannt.
Die Begräbnismesse für Bischof Yeung, zu der sich 2.000 Gläubige versammelt hatten, fand am 11. Januar in der Kathedrale von Hongkong statt. Anwesend war auch eine Reihe von Regierungsvertretern, darunter die Regierungschefin Carrie Lam, selbst praktizierende Katholikin. In seiner Homilie betonte Weihbischof Joseph Ha OFM, dass Bischof Yeung sich stets für die Notleidenden in der Gesellschaft eingesetzt und die Jugend als erste Priorität seines pastoralen Engagements gesehen hatte. Bischof Yeung wurde auf dem katholischen Friedhof St. Michael in Happy Valley neben Kardinal John Wu Cheng-chung beigesetzt (AsiaNews 7.,11.01.2019; China heute 2017, Nr. 3, Informationen, S. 143-144; Hong Kong Sunday Examiner 19.01.2019; South China Morning Post 3.,8.,9.,11.01.2019; UCAN 7.,11.,28.01.2019). Siehe auch die Informationen dieser Nummer.
2. Februar 2019:
Hongkong: Vertreter des Heiligen Stuhls, Msgr. Jozic, verabschiedet sich
Nach Ernennung zum Erzbischof und Nominierung als zukünftiger Apostolischer Nuntius der Elfenbeinküste in Westafrika am 2. Februar 2019 hat Msgr. Ante Jozic nach zehn Jahren seinen Dienst als Leiter der Studienmission des Heiligen Stuhls in Hongkong beendet. Er hatte dieses Amt seit 2009
inne. Die Studienmission entspricht einer Quasi-Repräsentanz des Heiligen Stuhls für Festlandchina. Die Bischofsweihe, der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hätte vorstehen sollen, war für den 1. Mai in Jozic’ Heimat in Split in Kroatien geplant. Tragischerweise erlitt Msgr. Jozic am 7. April in Split einen
schweren Verkehrsunfall, so dass die Weihe zunächst auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben wurde. Msgr. Jozic befindet sich auf dem Weg der Besserung (Hong Kong Sunday Examiner 16.02.; 2.03.2019). Siehe auch die Informationen dieser Nummer.
5. Februar 2019:
Chinesisch Neujahr
Nach dem Mondkalender begann in China und Ostasien das Jahr des Schweins. Es gilt als ritterlich, ehrlich und als guter Gefährte. Zur kulturgeschichtlichen Bedeutung des Schweins in China siehe den Beitrag von Barbara Hoster in den Informationen.
5. Februar 2019:
Chinesisch Neujahr: Führer der sechs Religionen schicken Grüße zum Jahr des Schweins
In ihrer jährlichen Neujahrsbotschaft hat das Kolloquium der sechs Religionsführer in Hongkong Grüße und Gebete an die Bewohner übermittelt. Bei den Unterzeichnern handelt es sich um Most Ven. Kuan Yun, Präsident der Hongkonger Buddhistischen Vereinigung; Kardinal John Tong von der katholischen
Diözese Hongkong; Dr. Tong Yun Kai, Präsident der Konfuzius-Akademie; Ibrahim Sat Che Sang, Vorsitzender der Chinesischen Muslimischen Kulturellen und Brüderlichen Vereinigung; Rev. Dr. Eric So Shing Yit, Vorsitzender des Hongkonger Christenrates, sowie Leung Tak Wah, Vorsitzender der Hongkonger Daoistischen Vereinigung. In ihrer Botschaft sprechen sie u.a. die Themen
Jugend, gerechte Landnutzung, Sorge um die alten Menschen, Wohnraum, Bildung und Internetnutzung an. Speziell richten sich die Religionsführer im 70. Gründungsjahr der Volksrepublik China und dem 40. Jahr seit Reform und Öffnung auch an das „Vaterland“, u.a. mit dem Wunsch, die Religionen mögen sich im Einvernehmen entwickeln (AsiaNews 5.02.2019).
1. März 2019:
Taiwan: Kardinal Filoni beim Eucharistischen Kongress in Taiwan
Zum Vierten Eucharistischen Kongress Taiwans, der am 1. März in einem Sportstadium im Kreis Yunlin, Chiayi, stattfand, waren 10.000 Menschen gekommen. Als Sondergesandter von Papst Franziskus nahm Kardinal Fernando Filoni, Präfekt der päpstlichen Kongregation für die Evangelisierung der Völker, an dem Kongress teil. Die Bischöfe Taiwans hatten bei ihrem letzten Ad-Limina-Besuch am 14. Mai 2018 im Vatikan Papst Franziskus persönlich nach Taiwan eingeladen. In seiner Homilie betonte
Kardinal Filoni, dass die Aufgabe der Evangelisierung nicht nur Missionaren, sondern jedem Bischof, Priester, den Ordensleuten und jedem einzelnen Laien – einschließlich der Kinder – anvertraut sei. Thematisch lehnte sich der Kongress mit dem Thema „Alle meine Quellen entspringen in dir“ (Psalm 87,7) an den bevorstehenden 52. Eucharistischen Weltkongress im September2020 in Budapest an (AsiaNews 10.01.2019; UCAN 6.03.2019).
Katharina Feith
Isabel Friemann, China InfoStelle
Gregor Weimar SVD
Katharina Wenzel-Teuber