Chronik zu Religion und Kirche in China 28. November 2014 bis 24. Februar 2015

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de). 
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2014, Nr. 4, S. 220-230) reichte bis einschließlich 9. Dezember 2014.


28. November 2014:
Revision der „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten des Autonomen 
Gebiets Xinjiang“ mit Paragraphen gegen Extremismus verabschiedet
Einer Meldung des Xinjianger Religionsbüros zufolge enthält die vom Volkskongress Xinjiangs verabschiedete revidierte Fassung 18 neue Paragraphen, darunter folgende Passage: „Keine Organisation und keine Person darf religiöses extremistisches Gedankengut verbreiten oder an religiösen extremistischen Aktivitäten teilnehmen. Religiöse Aktivitäten oder der Name von Religion dürfen nicht benutzt werden zur Einmischung in den normalen Produktionsbetrieb, in Heirat, Begräbnis u.a. ethnische Gebräuche und Lebensgewohnheiten, in kulturelle, literarische, künstlerische oder sportliche Aktivitäten. Ehen, die noch nicht gesetzlich geschlossen sind, dürfen nicht durch eine religiöse Zeremonie [geschlossen werden]. Kleidung, Schmuck, Symbole und Logos dürfen nicht benutzt werden, um religiösen Fanatismus zur Schau zu tragen und extremistisches Denken zu vermitteln.“ Radio Free Asia (RFA) zufolge enthalten die revidierten Vorschriften auch Bestimmungen zur Nutzung von Internet und mobilen Kommunikationsmitteln und verbieten das Praktizieren von Religion in Behörden, öffentlichen Schulen, Betrieben und Institutionen. Uigurische Exilvertreter sprachen gegenüber RFA von einer Unterdrückung der Meinungs- und Religionsfreiheit. Henryk Szadziewski vom Uighur Human Rights Project in Washington sagte zu RFA, erklärtes Ziel der Revision sei Bekämpfung von Extremismus und Terror, die Bestimmungen schränkten aber auch traditionell übliche Aspekte der religiösen Praxis der Uiguren ein. Die revidierten Vorschriften traten am 1. Januar in Kraft (RFA 10.01.2015; www.sara.gov.cn 31.12.2014).

28. November – 1. Dezember 2014:
„Erstes Spitzenforum zur Erforschung des Volksglaubens“ in Beijing
Die Konferenz wurde vom Institut der Weltreligionen der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) und der Chinesischen Gesellschaft für Religionswissenschaft veranstaltet. Vortragstitel wie „Vom feudalen Aberglauben zum immateriellen Kulturerbe – der Prozess der Legalisierung des Volksglaubens heute“ (Wu Zhen, Renmin-Universität) machen deutlich, wie sehr sich die Stellung des Volksglaubens in China in letzter Zeit gewandelt hat. Eine Reihe von Vorträgen beschäftigte sich mit der behördlichen Verwaltung der Volksreligion, für die es lokal schon einige Modelle gibt. Ein weiterer Themenblock war der Volksglaube in Minderheitengebieten (darunter die Bon-Religion in Tibet). In seinem Vortrag über den Schamanenglauben im heutigen China sprach Se Yin (CASS) von einem differenziert zu betrachtenden Phänomen, dessen essentielle Teile als immaterielles Kulturerbe zu schützen seien. Zwei Vorträge beschäftigten sich mit volksreligiösen Elementen bei zwei protestantischen Gruppen in Beijing bzw. im ländlichen Nord-Jiangsu. Eine Vielfalt von Einzelstudien zu örtlichen Kulten machte deutlich, wie viel inzwischen zum Volksglauben in der VR China geforscht wird. Interessante jüngere Entwicklungen beleuchteten u.a. Vorträge über die volksreligiöse Verehrung von Mao Zedong und der Volksbefreiungsarmee. 40 Wissenschaftler von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, Universitäten in ganz China und zwei taiwanischen Universitäten sowie Vertreter des Staatlichen Religionsbüros nahmen an der Konferenz teil. Sie soll künftig alle zwei Jahre stattfinden (nach dem Konferenzbericht unter iwr.cass.cn/xw/201412/t20141223_18035.htm).

4. Dezember 2014:
Staatliches Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA) veröffentlicht Datenpaket zu buddhistischen und daoistischen Stätten in seiner neuen Online-Datenbank
Das erste Datenpaket war bereits am 17. April 2014 eingestellt worden. Damit enthält die Datenbank Angaben zu 16.145 bei den staatlich Religionsbehörden registrierten buddhistischen und daoistischen Versammlungsstätten in 14 Provinzen bzw. Regierungsunmittelbaren Städten Chinas. Sie soll weiter ergänzt werden. Durch die Veröffentlichung der Daten sollen „illegale religiöse Aktivitäten ausgemerzt“ werden, schrieb die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf BRA-Direktor Wang Zuo’an. Dieser hatte bereits im Januar 2012 angekündigt, dass China eine „Basisinformationsdatenbank“ für die Religionsarbeit aufbaue, die Daten zu Amtsträgern, Versammlungsstätten, Organisationen und Ausbildungsstätten der Religionen enthalten werde (Xinhua 26.12.2014; www.sara.gov.cn 9.01.2012; 17.04.2014; Datenbank unter www.sara.gov.cn/csjbxx/).
Zu weiteren Einzelheiten siehe das „Statistische Update 2014“ in den Themen dieser Nummer.

4. Dezember 2014:
Xinhua: Neues Konfuzius-Museum in Qufu soll 2015 eröffnet werden
Nach einem Bericht der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua soll 2015 in der Heimatstadt von Konfuzius (551–479 v.Chr.) in Qufu in der Provinz Shandong ein Museumskomplex mit einer Fläche von 90.000 qm eröffnet werden. Das Museum wird ein Hauptausstellungszentrum und sechs weitere Hallen umfassen. Mit den Bauarbeiten wurde im Februar 2013 begonnen, die Gesamtinvestitionssumme liegt bei 1,6 Mrd. Yuan (260 Mio. US-Dollar). Das mit moderner Technologie ausgestattete Museum soll über 100.000 Ausstellungsstücke fassen. UCAN betrachtet dies als weiteres Zeichen eines Versuchs der Rückbesinnung auf die eigene Tradition und der Schaffung eines Gegengewichts zu den westlichen Religionen. Der Konfuzianismus habe in China erneut an Bedeutung gewonnen, nachdem Präsident Xi Jinping vor einem Jahr Qufu besucht hat, um „eine Botschaft an die Nation zu richten: unsere traditionelle Kultur voranzubringen und das konfuzianische Gedankengut zu verbreiten“. Nach dem Besuch hätten Investoren riesige Summen in Konfuziusschulen und Touristenattraktionen in Qufu gepumpt. Jyrki Kallio, Wissenschaftler am Finnish Institute of International Affairs, kritisierte in einem AFP-Bericht, das unter Xi propagierte konfuzianische Konzept sei ein von der Kommunistischen Partei romantisiertes Ideal und nicht offen für Diskussion oder anderweitige Interpretationen (AFP 14.01.2015; UCAN 5.12.2014; Xinhua 4.12.2014).

5. Dezember 2015:
China Daily: China will ab 1. Januar 2015 nur noch freiwillige Organspenden für Transplantationen benutzen
„Chinas lange Abhängigkeit von exekutierten Gefangenen als Organspender“ werde 2015 beendet, meldete die Regierungszeitung China Daily unter Berufung auf Huang Jiefu, den Direktor des Chinesischen Organspendekomitees und früheren Vize-Gesundheitsminister. Ab 1. Januar würden für Transplantationen nur noch Organe verwendet werden, die von freiwilligen Spendern kommen. 2010 richteten die Nationale Kommission für Gesundheit und Familienplanung und das Chinesische Rote Kreuz ein System für freiwillige Organspende nach dem Tod durch die Öffentlichkeit ein, über das bis Anfang Dezember 2014 allerdings erst 7.822 Organe gespendet worden waren. Nach Angaben von China Daily werden in China jährlich 10.000 Organe transplantiert, jedoch bräuchten jedes Jahr 300.000 Patienten eine Transplantation.
Xie Jiaye, Vorsitzender der in Kalifornien ansässigen America-China Association for Science & Technology Exchange, begrüßte gegenüber Radio Free Asia die neuen Regeln, äußerte jedoch Bedenken, dass angesichts von Korruption eine Manipulation bei der Vergabe von Organen und ein Schwarzmarkt nicht zu verhindern seien. Das Falun Dafa Information Center bezeichnete die Ankündigung der chinesischen Regierung als Propagandatrick, um die wachsende internationale Kritik zu besänftigen; dem Center zufolge sind Zehntausende von Falungong-Praktizierenden in den vergangenen Jahren in chinesischen Gefängnissen getötet worden, um ihre Organe zu „ernten“ (China Daily 5.12.2014; Falun Dafa Information Center 6.12.2014; Radio Free Asia 7.12.2014). 

10./11./15. Dezember 2015
Papst Franziskus trifft den Dalai Lama nicht – positive Reaktion aus China
Der Dalai Lama, der zu einem Nobelpreisträgertreffen nach Rom reiste, bestätigte am 11. Dezember der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge, dass er dieses Mal Papst Franziskus nicht treffen werde: „Die Vatikan-Administration sagt, es ist nicht möglich weil es Unannehmlichkeiten verursachen könnte.“ Er bewundere jedoch die Einfachheit des Papstes. Vatikansprecher Lombardi sagte laut Medienberichten am 10. Dezember, der Papst werde keinen der Nobelpreisträger treffen. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Qin Gang, erklärte am 15. Dezember, man habe „bemerkt“, dass Papst Franziskus den Dalai Lama kürzlich nicht getroffen habe, und hoffe, dass beide Seiten mit gemeinsamer Anstrengung auf dem Weg zur Verbesserung ihrer Beziehungen zusammentreffen werden (ANSA 11.12.2015; Deutsche Welle 12.12.2015; rthk.hk 15.12.2015). 
Siehe auch den Eintrag vom 19. Januar 2015.

15. Dezember 2014:
Ende der Proteste in Hongkong – kirchliche Stimmen
Polizeikräfte räumten am 15. Dezember ohne größere Zwischenfälle den letzten noch besetzen Ort der Occupy- und Studenten-Bewegung in Causeway Bay. Damit fanden die seit Ende September andauernden Proteste ihr Ende. Am Vortag noch fand dort unter dem Vorsitz von P. Franco Mella PIME eine Sonntagsmesse statt. Alek Chow, Generalsekretär der Hongkonger Studentenföderation, sagte nach der Zwangsräumung, sie würden den zivilen Ungehorsam in anderer Form fortsetzen, weiterhin für echte Demokratie kämpfen und sich an das Prinzip der Gewaltfreiheit halten.
Kardinal John Tong, Bischof von Hongkong, rief in einem „Dringenden Appell der katholischen Diözese von Hongkong zur morgigen Räumung in Admiralty und Causeway Bay“ Polizei und Demonstranten dazu auf, sich an die Rechtsstaatlichkeit zu halten und Konflikte und Gewalt zu vermeiden. Er drängte die Hongkonger Regierung und alle anderen betroffenen Parteien dazu, „so schnell wie möglich den Dialog über die Wahlreform wieder aufzunehmen, um den Konflikt und die Polarisierung zwischen den verschiedenen Gruppen und Sektoren beizulegen.“ Die Gläubigen der Diözese bat er um intensives Gebet für das Wohl der Hongkonger Gesellschaft. 
Die Proteste hatten einen Nachhall auch in den traditionellen Weihnachtsbotschaften der religiösen Führer. In seiner Weihnachtsbotschaft 2014 sagte Kardinal Tong, Hongkong sei immer eine aufnahmebereite Gesellschaft gewesen, in der unterschiedliche Meinungen, Stimmen und Ausdrucksformen Platz hätten. „In der jüngsten Zeit ist unser Hongkong, unsere Heimat aufgrund verschiedener gesellschaftlicher Fragen zu einem gewissen Grad auseinandergerissen worden. In den Familien, den Schulen, in Büros, in verschiedenen Einrichtungen und unter Freunden gibt es Konflikte und Uneinigkeit. Um der Zukunft Hongkongs willen müssen alle diese Fragen, wie auch immer, gelöst werden.“ Die Gläubigen seien verpflichtet, alles in ihren Kräfte Stehende zu tun, um ein besseres Hongkong für die jüngere Generation zu schaffen.
Auch der Erzbischof der Anglikanischen Kirche Hongkongs, Rev. Paul Kwong, begann seine Weihnachtsbotschaft mit den jüngsten politischen Ereignissen. Die Stadt sei „tief verwundet und traumatisiert“, der Schaden beträfe nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Leben der Menschen und die Rechtsstaatlichkeit, so der Erzbischof. Er rief dazu auf, zerbrochene Beziehungen wiederherzustellen und gegenseitiges Vertrauen und Verständnis zwischen Individuen sowie der Regierung und der Öffentlichkeit wiederaufzubauen (AsiaNews 11.,15.12.2014; South China Morning Post 23.12.2014; www.catholic.org.hk/v2/en/pressrelease/urgentappeal10122014.pdf; www.catholic.org.hk/v2/en/pressrelease/xmasmessage2014.pdf).

20. Dezember 2014:
Xinhua: Staatliche Unterstützung für religiöse Amtsträger in Ningxia
Ab Januar 2015 soll es laut Xinhua für religiöse Führer im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität finanzielle Unterstützung geben. Davon profitieren sollen registrierte Imame in Moscheen, Äbte in buddhistischen und daoistischen Tempeln und „Bischöfe in christlichen und katholischen Kirchen“ (sic!), wie die Nachrichtenagentur die regionale Kommission für ethnische Angelegenheiten zitiert. Die Unterstützung liegt bei 400 Yuan im Monat. Wer eine leitende Funktion in religiösen Organisationen auf Kreis-, Stadt-, Gebiets- oder nationaler Ebene habe, bekäme einen weiteren Zuschuss von 100, 200, 300 bzw. 400 Yuan. Es soll sich zunächst um einen Versuch für ein Jahr halten. Wer die Gesetze breche oder illegale religiöse Aktivitäten durchführe, werde die Unterstützung verlieren, so die Kommission. Etwa ein Drittel von Ningxias Bevölkerung von 6,5 Mio. sind Muslime (Xinhua 20.12.2014).

21. Dezember 2014 / Januar 2015:
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sieht sino-vatikanische Beziehungen in einer positiven Phase
Der Leiter des vatikanischen Staatssekretariats, das für die Beziehungen des Vatikans zu anderen Staaten zuständig ist, äußerte sich am 2. Dezember in einem Interview mit der Zeitschrift Rivista San Francesco, das im Januar erschien, von Vatican Insider aber schon am 21. Dezember bekannt gemacht wurde. Dort sagte Kardinal Parolin auf die Frage nach dem Stand des Dialogs mit China, es sei ein langer Weg mit wechselnden Phasen, der „noch nicht abgeschlossen ist und abgeschlossen sein wird, wann Gott es will. Ich glaube, dass wir China gegenüber eine theologische Sicht anwenden müssen. Gegenwärtig sind wir in einer positiven Phase, es hat von beiden Seiten Zeichen des Willens gegeben, die Gespräche fortzusetzen und gemeinsam Lösungen für die Probleme zu finden, die mit der Präsenz der katholischen Kirche in diesem gewaltigen Land verbunden sind. Persönlich würde ich wagen zu sagen, dass die Aussichten vielversprechend sind [...]“ (Vatican Insider 21.12.2014; www.sanfrancescopatronoditalia.it).

24. Dezember 2014:
Wang Zuo’an fordert von Christen Widerstand gegen Infiltration durch Christentum – Verbot von Weihnachtsfeiern an einigen Bildungseinrichtungen
Am Vormittag des Heiligen Abends besuchte Wang Zuo’an, der Direktor des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA), die protestantische Chaoyang-Kirche und die katholische Bischofs­kirche in Beijing, um Weihnachtswünsche zu überbringen und sich die Vorbereitungen und Sicherheitsvorkehrungen für die Weihnachtsgottesdienste zeigen zu lassen. Es fanden an beiden Orten auch Gespräche mit Klerus und Gläubigen statt, bei denen Wang laut dem Bericht auf der Website des BRA u.a. folgende Erwartungen äußerte: Die Protestanten sollten unerschütterlich am Drei-Selbst-Prinzip festhalten und sich entschlossen der ausländischen Infiltration Chinas mittels des Christentums widersetzen. Beim Aufbau des theologischen Denkens sollten sie „die Inhalte der christlichen Lehre entdecken, die mit den sozialistischen Kernwerten übereinstimmen“. Die Katholiken sollten weiter die Fahne von Patriotismus und Liebe zur Kirche hochhalten und am Prinzip der Autonomie und Selbstverwaltung festhalten.
Ein College der Nordwest-Universität in Xi’an verbot am Heiligen Abend seinen Studenten bei Strafe, Weihnachten zu feiern, und verpflichtete sie stattdessen, einen Film über chinesische Kultur anzuschauen. Solche Maßnahmen wurden auch in chinesischen Medien als wenig geeignete Methode bewertet, jungen Leuten traditionelle chinesische Feste schmackhaft zu machen. In der Stadt Wen­zhou wurden die Leiter aller Schulen und Kindergärten von der Erziehungsbehörde aufgefordert, keinerlei weihnachtliche Aktivitäten auf dem Schulgelände zuzulassen (South China Morning Post 28.,30.12.2014; news.sina.com.cn 25.12.2014; www.sara.gov.cn 25.12.2014; www.sn.xinhuanet.com 25.12.2015).

24. Dezember 2014:
Eine Frage der Deutungshoheit: China startet Online-Datenbank zur Definierung und korrekten Übersetzung von Schlüsselbegriffen der chinesischen Kultur
81 Schlüsselbegriffe der chinesischen Kultur, darunter daotian und ren, lassen sich auf der Website www.chinesethought.cn bereits in leicht verständlicher chinesischer und englischer Sprache nachschlagen. Die Website ist Frucht des „Projekts zur Verbreitung von Begriffen des chinesischen Denkens und der chinesischen Kultur“ (中华思想文化术语传播工程, englische Bezeichnung: Project to Share Key Concepts in Chinese Thought and Culture). Über die Ziele des Projekts heißt es auf dessen Website: „Eine treffende Definition von Chinas Schlüsselbegriffen und eine bessere Vermittlung der Begriffe des chinesischen Denkens und der chinesischen Kultur sind ein wichtiges Mittel, um die kulturelle Souveränität Chinas zu wahren, das kulturelle Selbstvertrauen der Chinesen zu stärken und den Kulturaustausch zu fördern.“ Behörden, gesellschaftliche Organisationen und die Medien in China sollen ermutigt werden, diese Begriffe in ihrer internationalen Kommunikation zu verwenden, um „effektiv zu kommunizieren, was China zu sagen hat“, heißt es dort weiter. Das Projekt wurde vom Staatsrat approbiert und von einer inter-ministeriellen Konferenz koordiniert, zu der u.a. das Erziehungs-, das Außen- und das Kulturministerium, das Ministerium für zivile Angelegenheiten, das Staatliche Büro für Presse, Publikationen, Radio, Film und Fernsehen, das Informationsbüro des Staatsrats, die Nachrichtenagentur Xinhua sowie die beiden Chinesischen Akademien der Wissenschaften bzw. der Sozialwissenschaften gehören. Unter den ca. 70 beratenden oder mitarbeitenden Experten sind auch einige Ausländer, darunter der Bonner Sinologe Wolfgang Kubin. In einem Bericht wird die Initiative für das Projekt auf das Jahr 2013 und der eigentliche Beginn der Arbeit auf Anfang 2014 datiert, es ist also ein Kind der Ära von Präsident Xi Jinping. Die Zeremonie zur Übergabe der Website an die Öffentlichkeit fand am 24. Dezember an der Fremdsprachenuniversität Beijing statt (Xinhua 24.12.2014; www.chinesethought.cn ; www.fltrp.com 25.12.2014; 9.03.2015).

24./25. Dezember 2014:
Volle Kirchen und viele Taufen bei Weihnachtsgottesdiensten in katholischen Gemeinden
Aus den vielen Berichten auf chinesischen kirchlichen Websites hier nur einige Beispiele: In der Kathedrale von Guangzhou wurden am Heiligen Abend zwischen ein Uhr mittags und ein Uhr nachts nacheinander 10 Heilige Messen abgehalten, um Gläubigen und „Brüdern und Schwestern von außerhalb der Kirche“ – insgesamt fast 10.000 Personen – den Gottesdienstbesuch zu ermöglichen. 200 Freiwillige sorgten für Ordnung und verteilten Material. In einigen Gemeinden wurden auch Katechumenen getauft, teils direkt an Weihnachten – 32 am Bischofssitz von Guangxi, 33 an der Kathedrale von Xi’an, 120 in den drei Kirchen der Stadt Wanzhou – oder vor bzw. nach Weihnachten – 64 in der Kathedrale von Shanghai, 80 in der Pfarrei Guancun in der Diözese Jining (Innere Mongolei), 190 in der Kathedrale von Tianjin und 32 in der Kathedrale von Taiyuan. In der bergigen Region der Diözese Zhaotong (Yunnan), wo es nur zwei Kirchen gibt, fanden Weihnachtsgottesdienste bei strenger Kälte in improvisierten Räumen oder im Freien statt; dort wurden insgesamt 30 Menschen getauft. Viele Gemeinden laden an Weihnachten auch zu einem Bunten Abend ein. Bei einer solchen Veranstaltung in Zheng­zhou sang als „besonderes Weihnachtsgeschenk“ der buddhistische Abt Kuanyan vom Dao’an-Tempel in Xi’an mit seinen Schülern für die katholischen Christen ein Marienlied. Der von Mutter Theresa beeindruckte Abt ermutigte die Gläubigen, die Menschen, die Kirche, die Gottesmutter und Gott zu lieben (www.chinacath.com 23.,26.,28.,30.12.2014; 18.01.2015).

25. Dezember 2014:
Behörden geben weitere Regelungen für Konten religiöser Versammlungs- und Ausbildungsstätten bekannt – keine Nutzung von Privatkonten
Die Chinesische Volksbank und das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA) gaben Folgendes bekannt: Religiöse Versammlungs- und Ausbildungsstätten müssen Einheits-Konten haben (in China wird zwischen Bankkonten für Organisations-Einheiten und für Privatpersonen unterschieden); den religiösen Stätten gehörende Gelder dürfen nicht auf Privatkonten eingezahlt werden. 30 Tage nach Eröffnung muss das Konto der für die Registrierung der Stätte zuständigen Behörde [i.d.R. die Religionsbehörde] gemeldet werden. Banken und Religionsbehörden müssen gemeinsam dafür sorgen, dass die Stätten sich jeweils fristgerecht an einer Jahresprüfung ihrer Konten beteiligen (siehe Text der „Bekanntmachung der Chinesischen Volksbank und des BRA zur weiteren Klärung hinsichtlich der Eröffnung von Einheits-Bankverrechnungskonten durch religiöse Versammlungsstätten und religiöse Ausbildungsstätten“ unter www.sara.gov.cn/xwzx/xwjj/203311.htm). Die Frage der Bankkonten religiöser Stätten wurde bereits in den „Maßnahmen für die Aufsicht über und Verwaltung von Finanzen religiöser Versammlungsstätten“ vom 11. Januar 2010 und einer Direktive von Volksbank und BRA vom 11. Mai 2011 behandelt (vgl. China heute 2011, Nr. 2, Chronik, 11. Mai 20112012, Nr. 4, S. 222-226), offensichtlich sah man bei den Behörden aber noch weiteren Klärungsbedarf.
Von UCAN befragte katholische Bischöfe und Laien begrüßten generell eine solche Regelung für kirchliche Konten, da Finanzaufsicht innerkirchliche Korruption eindämmen könne. Gleichzeitig äußerten manche die Besorgnis, dass die Regelung zu mehr Einmischung der staatlichen Behörden in die kirchlichen Finanzen führen könnte. Katholik „Yisha“ wies in UCAN darauf hin, dass Gemeinschaftskonten für religiöse Gruppen bisher meist daran gescheitert seien, dass der Staat ihnen keine Registrierung gewährt, sondern bevorzugt die offiziellen religiösen Vereinigungen registriert habe. Da die religiöse Gemeinschaften in Festlandchina nicht den Status einer juristischen Person erlangen könnten, sei es schwer sicherzustellen, dass die Kontrolle über die kirchlichen Finanzen bei den kirchlichen Strukturen liege, sagte Anthony Lam vom Holy Spirit Study Centre der Diözese Hongkong zu UCAN (china.ucanews.com 30.01.; 3.02.2015). 

25. Dezember 2014:
Neuer Bürgermeister von Taipei fordert Polizeichef auf, Belästigung von Falungong-Praktizierenden zu unterbinden
Am Tag seines Amtsantritts forderte Bürgermeister Kuo Wen-je den Polizeichef des Bezirks Xinyi auf, die Falungong-Praktizierenden besser zu schützen, die regelmäßig vor dem Hochhaus Taipei 101 demonstrieren, und drohte ihm mit der Entlassung, falls erneut einer von ihnen geschlagen werde. Kuo hatte dies im Wahlkampf versprochen. Wie die Taipei Times berichtete, hatten dort Mitglieder der Concentric Patriotism Association (Aiguo tongxin hui 愛國同心會), der Zeitung zufolge eine extrem nationalistische Pro-Wiedervereinigungs-Organisation, häufig Falungong-Anhänger verbal und physisch angegriffen (Taipei Times 26.12.2014).

26. Dezember 2014 / 12. März 2015:
Forum „Zehn Jahre ‚Vorschriften für religiöse Angelegenheiten‘“ – Wang Zuo’an: Revision ist in Vorbereitung
Seit dem Erlass der „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ (Zongjiao shiwu tiaoli 宗教事务条例) sei man in der staatlichen Religionsarbeit von der „Behandlung gemäß politischen Richtlinien“ zur „Verwaltung nach dem Gesetz“ übergegangen, sagte Liu Yandong, Vizevorsitzende des Staatsrats, auf dem Forum am 26. Dezember. Am 30. November 2004 hatte der Staatsrat die „Vorschriften“ erlassen, die erste Rechtsbestimmung in der VR China, die verschiedene Bereiche der öffentlichen Religionsausübung regelt und landesweit gültig ist. Sie trat am 1. März 2005 in Kraft.
Wang Zuo’an sagte in einem am 12. März veröffentlichten Interview mit der Hongkonger Zeitung Wen Wei Po, mit der Zeit notwendig gewordene Änderungen der „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ seien in Vorbereitung. Sie betreffen laut Wang beispielsweise Religion und Internet sowie die ungelösten Probleme des Immobilienbesitzes religiöser Stätten und ihres Status als juristische Person (Xinhua 26.12.2014; Wen Wei Po 12.03.2015).
Zu den „Vorschriften“ vgl. China heute 2005, Nr.1-2 (137-138), S. 25-31; 2014, Nr. 4, Chronik, 27. Oktober 2014.

31. Dezember 2014:
Sun Chunlan wird zur Leiterin der Abteilung für Einheitsfrontarbeit der KP Chinas ernannt
Sun Chunlan tritt die Nachfolge von Ling Jihua an, der das Amt seit September 2012 innehatte und gegen den am 22. Dezember 2014 offiziell ein Disziplinarverfahren eröffnet wurde. Ling gilt als einer der hochrangigsten Politiker, die über die Antikorruptionskampagne von Präsident Xi Jinping gestürzt sind. Die aus Hebei stammende Sun Chunlan war zuvor Parteisekretärin von Fujian (2009–2012) und von Tianjin (2012–2014). Die Einheitsfrontabteilung der Partei, die die verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte zusammenschließen soll, ist auch für die Leitlinien der Religionspolitik zuständig (South China Morning Post 26.12.2014; 5.01.2015; Xinhua 22.,31.12.2014).

7. Januar 2015:
Hongkonger Regierung verkündet neue Vorschläge zur Wahl des Regierungschefs
Gleichzeitig machte die Regierung jedoch deutlich, dass die Kandidaten weiterhin von Beijing überprüft würden. Beijing hatte im August vergangenen Jahres zugesichert, dass die Bürger Hongkongs 2017 ihren Chief Executive wählen dürfen, jedoch gleichzeitig festgelegt, dass nur zwei oder drei Personen kandidieren dürften, die vorher von einem Nominierungskomitee überprüft wurden. Das Dokument – das online gestellt wurde, damit die Bürger Hongkongs ihre Meinung dazu bekunden können – legt Optionen dar für die Nominierung von Kandidaten und die Zusammenstellung des Nominierungskomitees. Bei letzterem besteht die Befürchtung, dieses könnten von Anhängern Beijings dominiert werden. Die Konsultation wird die letzte Etappe der öffentlichen Meinungsbildung sein, bevor ein endgültiger Vorschlag zur Wahlreform vor den Legislativrat kommt. Pro-demokratische Abgeordnete wollen gegen den Plan stimmen, solange die Überprüfung der Kandidaten nicht wegfällt. Sollte die endgültige Eingabe nicht mit einer Zweidrittel-Mehrheit im Parlament angenommen werden, würde dies eine Verschiebung der Einführung der öffentlichen Wahl in Hongkong bedeuten (AFP 7.01.2015).

8. Januar 2015:
Xinhua verurteilt Attentat auf Charlie Hebdo und spricht sich für den Abbau kultureller Missverständnisse aus
In einem Artikel der offiziellen chinesischen Nachrichtenagentur werden die Morde der Mitarbeiter der Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo am 7. Januar scharf verurteilt. Dies sei ein weiterer starker Beweis für die weltweite Bedrohung durch den Terrorismus. Nichts rechtfertige Gewalt, doch gleichzeitig sei ein grundlegender Respekt und Vorsicht in den Massenmedien angesagt, um interkulturelle und interreligiöse Missverständnisse und Misstrauen zu reduzieren, die leicht von Terroristen missbraucht werden könnten (Xinhua 8.01.2015).

9. Januar 2015:
Imam von Hongkong verurteilt Morde bei Charlie Hebdo 
Terroristische Akte im Namen von Religion würden den Islam diffamieren, so Muhammad Arshad, der führende Imam von Hongkong, laut South China Morning Post. Die Zeichnungen seien für Muslime eine Blasphemie, doch sollten Gläubige auf Beleidigungen des Propheten nicht mit Mord, sondern mit Worten reagieren. Die muslimische Gemeinschaft sei sich einig in Ablehnung von Gewalt. So könne auch kein „wahrer Muslim“ die Taten der Taliban oder des IS unterstützen. „Das ist nicht die wahre Lehre des Islam. Wir verurteilen jeglichen Extremismus, Terrorismus und das Töten von unschuldigen Menschen“, so der Imam. In Hongkong leben ca. 250.000 Muslime und es gibt seit Jahren eine ungewöhnliche Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde. Die Führer beider Gemeinschaften, Imam Muhammad Arshad und der Rabbiner der Ohel Leah Synagoge, Asher Oser, stehen in engem Austausch, der nach den Ereignissen des 11. September 2001 begann. Beide nehmen auch an den monatlichen interreligiösen Glaubensgesprächen in Hongkong teil (South China Morning Post 11.01.; 8.02.2015).

10. Januar 2015:
Volkskongress von Xinjiang verbietet das Tragen von Burkas an öffentlichen Orten in Urumqi
Burkas seien keine traditionelle Kleidung uigurischer Frauen und auch in Ländern wie Belgien oder Frankreich in der Öffentlichkeit nicht erlaubt, hieß es in der Meldung von Xinhua (10.01.2015).

15. Januar 2015:
Staatliches Religionsbüro veröffentlicht Arbeitsschwerpunkte für 2015
Wie seit einigen Jahren üblich, veröffentlichte das BRA im Januar seine Arbeitspläne für das laufende Jahr. An erster Stelle steht in den Plänen für 2015 – wie schon im Vorjahr – die weitere „Verrechtlichung“ der Religionsarbeit. Genannt werden u.a. eine Reform der „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ aus dem Jahr 2004 und die Erarbeitung neuer Direktiven zur Verstärkung der Verwaltung religiöser Versammlungsstätten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Umsetzung der 2012 erlassenen Bestimmungen zur Anerkennung von Studienabschlüssen und Dozenten religiöser Ausbildungsstätten. Das protestantische Nanjing Union Theological Seminary und das Nationale katholische Seminar in Beijing sollen probeweise mit der Ausbildung von Master- und PhD-Studenten beginnen [alle Abschlüsse haben jedoch weiterhin nur religionsinterne Geltung]. Die in dem Papier für die einzelnen Religionen besonders hervortretenden Probleme sind seit Jahren etwa die gleichen: Gegen „Chaos“ in der Verwaltung buddhistischer und daoistischer Klöster (unautorisierte Riesenstatuen, illegale Durchführung religiöser Aktivitäten durch „falsche“ Mönche etc.) soll weiter vorgegangen, die Kampagnen für „zivilisiertes Weihrauchopfern“ und „vernünftiges Freilassen von Lebewesen“ sollen fortgesetzt werden. Die Verwaltung des tibetischen Buddhismus soll verstärkt werden. Beim Islam steht besonders Xinjiang im Blick, dort brauchen die muslimischen Gläubigen laut BRA dringend Lesestoff über Religion, Religionspolitik und gegen religiösen Extremismus, zudem soll Xinjiang gemäß dem Gesetz gegen illegale religiöse Aktivitäten sowie illegale Koran- und Arabischschulen vorgehen. Die Chinesische katholische Patriotische Vereinigung und die [offizielle] Chinesische Bischofskonferenz sollen beim zuverlässigen Vorantreiben der Selbstwahl- und weihe von Bischöfen unterstützt werden. [Dieser Punkt war in katholischen Medien als Rückschlag für die laufenden Bemühungen um eine sino-vatikanische Verständigung stark kritisiert worden; tatsächlich ist der Satz eine wörtliche Wiederholung aus den BRA-Plänen des Vorjahrs.] Die katholischen, die buddhistischen und die daoistischen offiziellen Leitungsgremien sollen  zum Abhalten der – alle 5 Jahre vorgesehenen – Nationalversammlungen ihrer Vertreter „angeleitet“ werden. [Der Vatikan lehnt die Nationalversammlung als höchstes katholisches Gremium ebenso wie die Patriotische Vereinigung ab.] Bei den Protestanten sollen weiterhin private Treffpunkte nach dem Gesetz „reguliert“ und bezüglich einer Minderheit fundamentalistischer Gruppen soll Einigungsarbeit betrieben werden. Thema ist auch immer noch der „Aufbau theologischen Denkens“ und seine Propagierung; interessanterweise soll 2015 aber auch der „Aufbau buddhistischen Denkens“ mit einer Konferenz gefördert werden. Im religionspolitischen Forschungskatalog stehen der Umgang mit dem Volksglauben, Religion im Internet sowie die wichtige Frage der Verteilung und Planung von religiösen Stätten im Urbanisierungsprozess (Text der „Arbeitsschwerpunkte“ unter www.sara.gov.cn/xxgk/ndgzyd/203405.htm; die katholische Diskussion hierzu findet sich in AsiaNews 24.,26.01.2015; Hong Kong Sunday Examiner 31.01.2015; UCAN 23.01.2015; china.ucanews.com 16.01.2015). 
Zu den Arbeitsschwerpunkten des BRA im Vorjahr siehe China heute 2014, Nr. 1, S. 5.

19./21./22. Januar 2015:
Papst grüßt Präsident Xi und spricht von „Termin in absehbarer Zeit“ mit dem Dalai Lama  – chinesische Reaktionen
Auf dem Rückweg von seiner Reise nach Sri Lanka und in die Philippinen (12.–19. Januar) überflog Papst Franziskus am 19. Januar erneut die Volksrepublik China und schickte dabei – wie schon bei seiner Koreareise im August letzten Jahres – nach vatikanischem Brauch ein Grußtelegramm an das Staatsoberhaupt, Präsident Xi Jinping. Bei der Pressekonferenz während des Flugs sagte der Papst auf die Frage, warum er den Dalai Lama im Dezember nicht empfangen habe und wie die Beziehungen zu China stünden: „Im Protokoll des Staatssekretariats ist es üblich, dass Staatsoberhäupter oder Personen dieses Ranges nicht empfangen werden, wenn sie zu einer internationalen Versammlung in Rom sind. [...] Das ist der Grund, warum er nicht empfangen wurde. Ich habe gesehen, dass einige Zeitungen behauptet haben, ich hätte ihn aus Angst vor China nicht empfangen: Das ist nicht wahr. [...] Er hat um eine Audienz gebeten, und es ist ihm ein Termin in absehbarer Zeit zugesagt worden. Er hatte früher darum gebeten, aber nicht für jenen Moment, und wir sind in Verbindung. [...] Ja, wir sind offen und wollen Frieden mit allen. Und wie die Beziehungen stehen? Die chinesische Regierung ist höflich; auch wir sind höflich und tun die Dinge Schritt für Schritt, wie man die Dinge in der Geschichte tut. Noch ist es ungewiss, aber sie wissen, dass ich bereit bin zu empfangen oder dorthin zu gehen.“
Hua Chunying, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, erwiderte laut Xinhua bei einer Pressekonferenz am 21. Januar auf die Frage nach dem Papsttelegramm, „China ist zu einem auf den relevanten Prinzipien basierenden konstruktiven Dialog mit dem Vatikan bereit“. Die Xinhua-Meldung nannte diese Bedingungen: Abbruch der „sogenannten ‚diplomatischen Beziehungen‘“ zu Taiwan und Beendigung der Einmischung in Chinas innere Angelegenheiten im Namen der Religion. Während die Sprecherin nicht auf den Dalai Lama einging, titelte die staatliche Global Times am 22. Januar, „Mögliches Treffen Papst – Dalai Lama könnte sino-vatikanischen Beziehungen schaden“. Sie zitierte Xu Yuhua (Fudan-Universität) mit den Worten, seine zwei verschiedenen Aussagen an einem Tag zeigten die „Ambivalenz“ des Papstes gegenüber China (Global Times 22.1.2015; Xinhua 21.01.2015; w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/january/documents/papa-francesco_20150119_srilanka-filippine-conferenza-stampa.html).
Siehe auch den Eintrag vom 10./11./15. Dezember 2014.

19. Januar 2015:
Direktive von Zentralkomitee der KP und Staatsrat fordert mehr marxistische Erziehung an Hochschulen 
Der Sozialismus chinesischer Prägung solle in die Lehrbücher, den Unterricht und die Köpfe Eingang finden, fordert die Direktive mit dem Titel „Ansichten zu einer weiteren Verstärkung und Verbesserung der ideologischen Arbeit an Hochschulen unter der neuen Situation“. Als wichtige Grundlage dazu sieht sie die Anhebung der „ideologischen Qualität“ des Lehrkörpers. In der ethischen Erziehung sollen sowohl die „sozialistischen Kernwerte“ als auch die Tugenden der traditionellen chinesischen Kultur vermittelt werden. Das Dokument spricht zudem von der „Infiltration feindlicher Kräfte“, der Widerstand zu leisten sei. Philosophie und Sozialwissenschaften sollen weiter reformiert und ihre Ressourcen für die ideologisch-politische Erziehung entdeckt werden. Eigens erwähnt wird die Religionswissenschaft, deren Lehre und Forschung verstärkt „verwaltet“ werden soll (Xinhua 19.01.2015). 

ca. 19. Januar 2015:
Provinz Shanxi startet zweimonatige Kampagne zur Ausmerzung von „feudalem Aberglauben“
Die Kampagne richtet sich explizit gegen shenpos 神婆 („Hexen“ bzw. weibliche Medien/Schamanen) und Fengshui-Meister. Um den 19. Januar gab die Kommission zur Anleitung des Aufbaus der geistigen Zivilisation der Provinz Shanxi die Lancierung der Kampagne bekannt. Ihrer Bekanntmachung zufolge sollen Spezialteams in den Dörfern Fengshui-Meister, shenpos und andere Personen, die abergläubische Aktivitäten durchführen, statistisch erfassen und insbesondere feststellen, ob damit illegale Geschäfte verbunden sind. Diese Personen sollen gemeldet und von den zuständigen Behörden korrektiv bestraft werden. Parallel dazu soll die Bevölkerung auf dem Land mit Hilfe von Propaganda durch Freiwillige, Versammlungen und Vorträge zu Wissenschaftlichkeit erzogen werden.
Katholiken in Shanxi äußerten gegenüber UCAN die Vermutung, dass die Kampagne sich gegen Regierungsmitarbeiter wende. Unter diesen sei der Besuch bei Wahrsagern verbreitet, und immer mehr Beamte würden angesichts der laufenden Antikorruptionskampagne in Tempeln um Vergebung beten (Shanxi ribao, nach fjnet.com 19.01.2015; UCAN 22.01.2015; Xinhua 20.,21.01.2015). 

22. Januar 2015:
Gemeinsame Erklärung der Religions­führer in Hongkong zum Klimawandel
In einer gemeinsamen Erklärung warnen die führenden Vertreter des „Kolloquiums der sechs Religionsführer Hongkongs“ – Katholiken, Protestanten, Muslime, Buddhisten, Daoisten und Konfuzianer – die Regierungen weltweit vor dem Klimawandel und seinen Folgen für Mensch und Natur. Sie rufen zu einem internationalen Übereinkommen zur Reduzierung von Emissionen bei der kommenden UN-Klimakonferenz in Paris am Jahresende auf (Sunday Examiner 7.02.2015; UCAN 23.01.2015).

23. Januar – 5. März 2015:
Debatte um Interviews mit chinesischen „Untergrund“-Bischöfen über den Dialog des Heiligen Stuhls mit China
Gianni Valente, ein Journalist der vatikanischen Nachrichtenagentur Fides, veröffentlichte in Vatican Insider eine Serie von Interviews mit drei vom Papst ernannten und von der chinesischen Regierung nicht anerkannten chinesischen Bischöfen: Wei Jingyi, Bischof von Qiqihar (Interview publiziert am 23. Januar), Han Zhihai, Bischof von Lanzhou (publiziert am 4. Februar) und Xie Tingzhe, Bischof von Urumqi (publiziert am 24. Februar). Alle drei fragte er, ob Verhandlungen des Vatikans mit China nicht die Gefahr von zu großen Zugeständnissen mit sich bringen würden, wie die Gläubigen reagieren würden und wie man die anstehenden Probleme lösen könne. Die drei Bischöfe antworteten in sehr unterschiedlicher Weise, äußerten aber übereinstimmend die Ansicht, dass Dialog mit der Regierung notwendig sei. Bischof Wei und Bischof Han zeigten sich überzeugt, dass die meisten Gläubigen auch im Untergrund schließlich eine Annäherung befürworten würden, und alle drei konnten sich Lösungen unterschiedlicher Art für das Problem der Nationalversammlung der Katholiken, der Patriotischen Vereinigung und der Bischofsernennungen vorstellen. Sie betonten dabei die Notwendigkeit der Einheit der Bischöfe mit dem Papst.
Nach der Veröffentlichung der ersten beiden Interviews meldete sich am 17. Februar Kardinal Joseph Zen, der emeritierte Bischof von Hongkong, mit einem Beitrag in AsiaNews zu Wort. Dort schrieb er, es sei naiv anzunehmen, dass die Bischöfe sich frei hätten äußern können. Außerdem habe Valente den Bischöfen mit der Formulierung seiner Fragen bestimmte Antworten in den Mund gelegt. Der Kardinal warnte hinsichtlich der Gespräche mit Beijing erneut vor „der Versuchung, ein Ergebnis um jeden Preis zu erreichen“. Auf die Kritik des Kardinals reagierte der chinesische Priester Paul Han Qingping zwei Tage später mit einer scharfen Entgegnung in Vatican Insider. Der Priester, der die Stellungnahmen von Bischof Wei und Bischof Han begrüßte, verwehrte sich gegen den, wie er meinte, durch Äußerungen wie die Kardinal Zens hervorgerufenen Eindruck, Klerus und Laien in China seien unreif und bräuchten immer Leute von außen, die für sie sprechen. Er schrieb, Kardinal Zen halte sich für den Verantwortlichen für die Angelegenheiten der Kirche in China und ertränke mit seiner Stimme die Stimmen der Bischöfe und Laien in Festlandchina. Bischof Wei Jingyi schließlich schrieb in einer auf den 20. Februar datierten Stellungnahme, publiziert von Vatican Insider am 5. März: „Ich habe als Bischof die Pflicht zu sprechen und ich muss nach meinem Gewissen sprechen.“
„Es ist offensichtlich, dass sich in Rom und in der Kirche außerhalb Chinas über die Frage der sino-vatikanischen Beziehungen zwei verschiedene Linien gebildet haben“, zitierte UCAN am 27. Februar einen kirchlichen Beobachter in China (AsiaNews 17.,19.02.2015; UCAN 27.02.2015; Vatican Insider 23.01.; 4.,19.,24.02.; 5.03.2015. Die Interviews der drei Bischöfe finden sich online auf der Website vaticaninsider.lastampa.it).

27. Januar / 2. Februar 2015:
Medienberichte über Disziplinarverfahren gegen Kader in Tibet und Xinjiang, darunter Vorwürfe in Zusammenhang mit Dalai Lama und Mekka-Wallfahrt
Nach Angaben der staatlichen Global Times wurden im Autonomen Gebiet Tibet 15 Beamte im Jahr 2014 wegen Verletzung der Parteidisziplin und politischen Disziplin bestraft. Gegen „einige“ Beamte, die sich an der illegalen Untergrundorganisation für tibetische Unabhängigkeit beteiligt, der Dalai Lama-Clique Geheiminformationen hätten zukommen lassen oder Aktivitäten unterstützt hätten, die die nationale Sicherheit gefährden, sei ein Untersuchungsverfahren eingeleitet worden. Insgesamt seien 329 Fälle von Missverhalten von Kadern untersucht worden. In Xinjiang wurde im Jahr 2014 gegen 355 Parteikader wegen Verstößen gegen die Parteidisziplin ermittelt, 333 erhielten nicht näher spezifizierte Strafen, schrieb die South China Morning Post unter Berufung auf die staatliche Zeitung Legal Daily. Darunter waren 32 Beamte, denen Bestechung in Zusammenhang mit Pilgerfahrten von Muslimen nach Mekka vorgeworfen wurde, u.a. der frühere Leiter des Büros für Pilger­angelegenheiten (Global Times 27.01.2015; South China Morning Post 2.02.2015).

29. Januar 2015:
Erziehungsminister warnt vor „west­lichen Werten“ in Lehrbüchern
Auf einem Forum zur Verbesserung der ideologischen Arbeit an Hochschulen forderte Erziehungsminister Yuan Guiren laut Xinhua die Universitäten auf, „niemals Lehrbücher im Unterricht erscheinen zu lassen, die westliche Werte propagieren“. Universitäten sollten direkt aus dem Ausland übernommenes Lehrmaterial strenger kontrollieren. Zudem dürften im Unterricht keine Bemerkungen vorkommen, die die Führung der KP Chinas verleumden, den Sozialismus verunglimpfen oder gegen Verfassung und Gesetze verstoßen. Johnny Erling schrieb in der Welt, bestimmte Dozenten seien auf parteinahen Websites bereits namentlich als Vertreter westlicher Werte denunziert worden. Erling berichtete auch, dass eine im November 2014 erschienene revidierte Ausgabe von Schulbüchern für die Oberstufe wieder „Schlagwort-Marxismus“ vermittle, etwas dass „der Untergang der Bourgeoisie und der Sieg des Proletariats unvermeidbar seien“. Auch die nach Maos Tod politisch abgeschriebene Idee vom Klassenkampf sei wieder neu in die Schulbücher aufgenommen worden (South China Morning Post 20.01.2015; Die Welt 5.02.2015; Xinhua 19.,29.,30.01.; 12.02.2015).
Schon im März 2013 durften „universelle Werte“ wie Pressefreiheit und Bürgerrechte Berichten zufolge nicht mehr an chinesischen Universitäten unterrichtet werden (vgl. China heute 2013, Nr. 3, Chronik, 24. Juni / 19. August 2013). 

29.–31. Januar 2015:
Yu Zhengsheng, Vorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz, ermahnt bei Besuch in Baoding Katholiken zu Widerstand gegen Infiltration
Wie Xinhua berichtete, hatte die hochrangige Inspektionsreise einen religionspolitischen Schwerpunkt. Yu besuchte Kirchen und Tempel in der Stadt Baoding (Provinz Hebei). Dabei ermahnte er die „katholischen Kreise“, am Prinzip der Unabhängigkeit festzuhalten und sich „der Infiltration durch Kräfte in Übersee zu widersetzen, um sicherzustellen, dass die Führung der religiösen Organisationen in der Hand von Personen ist, die das Land und die Kirche lieben“. Andere Religionen erwähnte der Bericht nicht.
Der Bischof von Baoding, Su Zhimin, ist seit 1997 verschwunden. Verwandte, die Yu Zhengsheng während seines Besuchs in Baoding aufsuchen und die Freilassung des Bischofs forden wollten, wurden drei Tage lang in einem Gästehaus festgehalten. Am 23. September 2014 hatten bereits hochrangige Beamte der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas der Kathe­drale von Baoding einen Besuch abgestattet. 2014 waren auch drei Untergrundpriester der Diözese Baoding nach jahrelanger Haft freigelassen worden (Xinhua 31.01.2015; china.ucanews.com 31.01.2015; vgl. China heute 2014, Nr. 3, Chronik 9. / 28. August 2014Chronik 23. September 2014.; Nr. 4, Chronik, 24. Oktober 2014).

30. Januar 2015:
Behördenvertreter informiert Verwandte des inhaftierten Bischofs Cosmas Shi Enxiang über dessen Tod – Bestätigung bleibt aus
Man habe sie über den Tod des Bischofs informiert, ohne zu sagen, wann genau er starb und aus welchem Grund, sagte seine Großnichte am 31. Januar zu UCAN. Später hätten die Behörden in Bao­ding dementiert, etwas über den Tod des Bischofs zu wissen. Der 94-jährige, von der Regierung nicht anerkannte Bischof der Diözese Yixian (Provinz Hebei) war zuletzt am 13. April 2001 in Beijing verhaftet und 14 Jahre lang ohne Anklage an einem unbekannten Ort festgehalten worden (UCAN 2.02.2015; china.ucanews.com 31.01.2015).
Siehe den Beitrag in den Informationen.

2. Februar 2015:
Zwei Mitglieder der „Kirche des Allmächtigen Gottes“ werden wegen Mordes hingerichtet
Zhang Fan und ihr Vater Zhang Lidong wurden in Shandong hingerichtet, nachdem der Oberste Volksgerichtshof das Todesurteil wegen Mordes und der Untergrabung der Durchführung des Gesetzes durch einen Kult bestätigte, das ein Gericht in Yantai am 11. Oktober verhängt hatte. Chinesischen Medienberichten zufolge hatten die beiden mit drei weiteren Personen am 28. Mai 2014 eine Frau in einer McDonald’s-Filiale in Zhaoyuan erschlagen, als diese sich weigerte, ihnen ihre Telefonnummer zu geben.
Zwei weitere Anhänger der „Kirche des Allmächtigen Gottes“, Zhang Shuzhi und Geng Yuqin, wurden am 10. Dezember 2014 in Liaoning zu Gefängnisstrafen von sieben bzw. vier Jahren verurteilt; sie waren laut Xinhua führende Mitglieder der Gruppe. Mitte August 2014 hatte das Ministerium für öffentliche Sicherheit gemeldet, dass im Juni fast 1.000 mutmaßliche Mitgliedern des „illegalen Kults“ vom „Allmächtigen Gott“ gefasst worden seien (AFP 2.02.2015; Xinhua 10.12.2014; 2.02.2015; vgl. China heute 2014, Nr. 2, Chronik, 28. Mai 2014). 
Die in den 1990er Jahren gegründete „Kirche des Allmächtigen Gottes“ verkündet den Zweiten Christus, eine Wiedergeburt Christi in Gestalt einer chinesischen Frau, dessen Antithese Satan oder der „große rote Drache“ ist, den die Sekte mit der KP Chinas identifiziert.

4. Februar 2015:
Stadt Wenzhou hat 8.579 registrierte Stätten für Volksglaubens-Aktivitäten
Damit sind in Wenzhou (Provinz Zhe­jiang) deutlich mehr volksreligiöse Stätten registriert als Versammlungsstätten der „fünf großen Religionen“, von denen es 3.961 gibt. Diese Zahlen nennt ein Bericht des örtlichen Büros für religiöse und ethnische Angelegenheiten über die Verabschiedung des Plans 2013–2020 für die religiösen und volksreligiösen Stätten der Stadt. Der Bericht bezeichnet Wen­zhou als „eine der großen Religionsstädte Chinas“. Der Plan behandelt, beruhend auf statistischen u.a. Untersuchungen, Fragen der Verteilung religiöser und volksreligiöser Stätten und ihrer Einbeziehung in die Stadtplanung, u.a. durch reservierte Flächen bei Neubaugebieten und beim Umbau der Altstadt – heißt es in dem Bericht, der am 2. Februar auf der Website des Staatlichen Religionsbüros (BRA) erschien.
Anfang Januar 2015 erließ die Stadtregierung von Wen­zhou zwei Direktiven zur Registrierung und Vergabe von Registrierungsnummern volksreligiöser Stätten. Auf Provinzebene hat die Regierung von Zhejiang bereits am 22. September 2014 „Ansichten zur Verstärkung der Verwaltung von Angelegenheiten des Volksglaubens“ erlassen; eine Rechtsbestimmung der Provinz zur Registrierung volksreligiöser Stätten ist in Vorbereitung (www.sara.gov.cn 14.10.; 29.12.2014; 7.01.; 4.02.2015).

12. Februar 2015: 
Christian Solidarity Worldwide: 2014 wurden in Zhejiang mehr als 400 Kreuze demontiert – Trend scheint abnehmend
Christian Solidarity Worldwide (CSW) veröffentlichte am 12. Februar einen interaktiven „Zeitstrahl“ zu den Abrissen von protestantischen wie katholischen Kirchturmkreuzen und Kirchen durch die Behörden in der Provinz Zhejiang im Jahr 2014. Er enthält Abrissbescheide, Abrissaktionen und andere Aktionen der Behörden sowie Reaktionen der Christen wie Petitionen und Proteste, jeweils mit einem Link zu den entsprechenden Medienberichten. Der Organisation zufolge wurden im Jahr 2014 in Zhejiang über 400 Kreuze entfernt, modifiziert oder verhüllt, 35 Kirchen und kirchliche Gebäude ganz oder teilweise zerstört, über 100 Menschen in Zusammenhang mit diesen Vorfällen verhaftet und 38 geschlagen und/oder verletzt. Wie UCAN feststellte, zeigt der Zeitstrahl von CSW, dass der Höhepunkt der Vorfälle zwischen April und Juli lag. Eine katholische Quelle berichtete UCAN, dass die Kampagne abzuflauen scheine, die Situation aber immer noch sehr sensitiv sei und die Regierung jetzt genau die Abmessung der Kreuze bestimme (www.csw.org.uk/zhejiangtimeline; china.ucanews.com 3.03.2015; UCAN 13.02.2015).
Zu der Problematik siehe China heute 2014, Nr. 2, S. 72-7591-93; Nr. 3, S. 143-145165-170.

15. Februar 2015:
Papst grüßt Menschen in Ostasien zum Mond-Neujahr
Am Ende des Angelus-Gebets auf dem Petersplatz sagte Papst Franziskus: „Einen Wunsch des Glücks und des Friedens richte ich an alle Männer und Frauen des Fernen Ostens und in verschiedenen Teilen der Welt, die sich auf die Feier des Mond-Neujahrs vorbereiten. Diese Festlichkeiten bieten ihnen die schöne Gelegenheit, auf tiefe Weise die Brüderlichkeit neu zu entdecken und zu leben, die kostbares Band des Familienlebens und Grundlage des gesellschaftlichen Lebens ist. Diese jährliche Rückkehr zu den Wurzeln des Menschen und der Familie möge jenen Völkern beim Aufbau einer Gesellschaft helfen, in der zwischenmenschliche Beziehungen geknüpft werden, die von Achtung, Gerechtigkeit und Liebe geprägt sind“ (w2.vatican.va 15.02.2015).

19. Februar 2015:
Chinesisches Neujahr – mit dem „Jahr der Ziege“ beginnt in der Kirche auch die Fastenzeit
Der Neujahrsvorabend (18. Februar) fiel dieses Jahr auf Aschermittwoch. Damit die katholischen Christen in Ostasien dennoch dieses wichtige Familienfest feiern konnten, erteilten die Bischöfe in den betroffenen Ländern – wie in solchem Fall üblich – eine Dispens von der Verpflichtung zu Fasten und Abstinenz. Die katholische Bischofskonferenz Taiwans rief die Gläubigen auf, das Fasten durch eine Tat der Nächstenliebe zu ersetzen. In vielen Teilen Festlandchinas organisierten die Gemeinden Neujahrsbesuche bei alten, alleinstehenden, kranken oder bedürftigen Menschen (Hong Kong Sunday Examiner 28.02.2015; 7.03.2015).

24. Februar 2015:
Radio Free Asia: Kreisregierungen in Qinghai halten tibetische Mönche unter 19 Jahren von der Rückkehr in ihre Klöster ab
Die Behörden in zwei Kreisen des Autonomen Bezirks Haixi (Tsonub) der Mongolen und Tibeter in der Provinz Qinghai haben nach einem Bericht von Radio Free Asia (RFA) junge tibetische Mönche, die zum Mondneujahrsfest ihre Familien besuchten, an der Rückkehr in ihre Klöster gehindert. Am 23. Februar hätten die Behörden die Eltern in einem Treffen darüber informiert, dass ihre Kinder, die in weit entfernten Klöstern studierten, nach den Neujahrsferien nicht dorthin zurückkehren dürften, sondern als Laien normale staatliche Schulen besuchen müssten, erfuhr RFA. Besonders junge Mönche unter 19 Jahren seien von der Maßnahme betroffen. Laut RFA haben in ähnlicher Weise die Behörden im Kreis Driru (Biru), Regierungsbezirk Nagqu, im Autonomen Gebiet Tibet im Oktober 2014 angeordnet, dass Mönche unter 12 Jahren aus den Klöstern zurück in ihre Familien geschickt würden. Auch im Kreis Jomga im benachbarten Regierungsbezirk Chamdo wurden laut einem RFA-Bericht vom 24. Oktober 2014 die Familien aufgefordert, alle Familienmitglieder nach Hause zu holen, die in Klöstern in Qinghai oder Sichuan studieren – insbesondere in den großen buddhistischen Studienzentren Larung Gar im Kreis Serthar und Yachen Gar im Kreis Palyul im Autonomen tibetischen Bezirk Kardze, Provinz Sichuan. Laut RFA zielen diese Maßnahmen auf eine Beschränkung der Größe der Klöster des tibetischen Buddhismus ab (RFA 24.10.2014; 24.02.2015).


Katharina Wenzel-Teuber
Katharina Feith

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