China heute 211 Chronik zu Religion und Kirche in China 17. Juni bis 25. Oktober 2021

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de).
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2021, Nr. 2, S. 86-95) reichte bis einschließlich 6. Juli 2021.

Allgemeines, Politik

17.–31. Juli 2021:
Hochwasserkatastrophe in Henan
Durch den im Juli in der Provinz Henan niedergegangenen Starkregen mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 449 Litern pro Quadratmeter sind dort katastrophale Hochwasserschäden eingetreten. Kirchliche Organisationen wie Jinde Charities und die Amity Foundation haben sich mit vielen freiwilligen Helfern an den Rettungsmaßnahmen und Hilfseinsätzen zur Lieferung von dringend benötigten Sachspenden beteiligt. Auch Kirchen und sonstige Gebäude christlicher Gemeinden erlitten große Schäden (amityfoundation.org 12.08.; www.jinde.org/Project/show/id/5163.html; xinhuanet.com 21.07.).
Siehe hierzu auch den Beitrag in den Informationen.

21. Juli 2021:
Erziehungsministerium veröffentlicht Plan zur „Kindersprachen-Homophonie“ (tongyu tongyin 童语同音): Kindergärten in ethnischen Gebieten müssen ab September Chinesisch benutzen
Das Rundschreiben beruft sich auf eine Weisung Xi Jinpings, dass man mit der Erziehung in der gemeinsamen Landessprache (d.h. in Standardchinesisch, putonghua) „beim Baby anfangen muss“. Dabei werde die Grundlage für eine lebenslange Entwicklung gelegt, die auch der Festigung des „Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation“ diene. Konkret sollen ab September 2021 alle Kindergärten in ethnischen Gebieten und ländlichen (Dialekt-)Gebieten bei der Betreuung und Erziehung der Kinder die gemeinsame Landessprache benutzen. Das Vorschulpersonal soll dafür nach und nach geschult werden. Standardchinesisch soll so in den Alltag und die Spiele der Kindergärten eingebaut werden, dass die Kinder ermutigt werden, es im Gespräch mit Erwachsenen und untereinander zu benutzen. Patenschaften zwischen Kindergärten im Osten und Westen Chinas sollen gebildet werden. Erfahrungen mit dem Modell „ein Dorf, ein Kindergarten“ in der Provinz Sichuan sollen weiter ausgewertet werden (Text des Rundschreibens unter www.gov.cn/zhengce/zhengceku/2021-08/02/content_5629074.htm, engl. Übersetzung auf https://bitterwinter.org/the-new-preschool-directive-cultural-genocide-now-starts-in-kindergarten).
Wie das Tibetan Centre for Human Rights and Democracy in Dharamsala unter Berufung auf chinesische Medien berichtete, wurden in Sichuan – wo viele Tibeter in autonomen Bezirken leben – bislang 4.884 Vorschulen nach dem Prinzip „ein Dorf, ein Kindergarten“ eingerichtet und 16.000 Mandarin-Betreuer ausgebildet, so dass 278.000 Kinder aus ethnischen Minderheiten noch vor der eigentlichen Einschulung Standardchinesisch lernten. Von der neuen Richtlinie betroffen sind auch Kindergärten in der Inneren Mongolei. Dort kam es bereits 2020 wegen der Abschaffung von Mongolisch als Unterrichtssprache an Schulen zu Protesten (siehe China heute 2020, Nr. 2-3, Chronik, Politik, Gesellschaft, Menchenrechte, 1. September 2020). Laut dem US-amerikanischen Sender Radio Free Asia (RFA) hat die Regierung in Nordost-China, wo rund 2,3 Mio. Koreaner leben, ebenfalls Lehrplanänderungen eingeführt, durch die der koreanischsprachige Unterricht an Schulen schrittweise eingestellt wird. Mindestens ein Kreis in Xinjiang biete trotz mehrheitlich uigurischer Bevölkerung keinen uigurischsprachigen Unterricht mehr an, so RFA. In den Berichten zitierte Stimmen sahen in dieser Entwicklung einen Verstoß gegen das Gesetz für regionale ethnische Autonomie (rfa.org 11.08.; tchrd.org 17.09.).

24. Juli 2021:
Zentralkomitee und Staatsrat erlassen Leitlinien, um die Belastung von Schülern im Pflichtschulbereich durch Hausaufgaben und außerschulische Fortbildung zu reduzieren
Bekanntermaßen ist der Druck auf Chinas Schülerinnen und Schüler im Wettbewerb um gute Schulen enorm. Den neuen Leitlinien zufolge soll die Qualität des Unterrichts an den Schulen und schulische Betreuung nach dem Unterricht so weit verbessert werden, dass außerschulische Fortbildung (Nachhilfe) künftig nicht mehr nötig ist und die finanzielle Belastung der Familien deutlich verringert wird. Auch das Problem der großen Unterschiede im Niveau der Schulen, besonders zwischen Stadt und Land, soll angegangen und das System der Aufnahmeprüfungen für die Obere Mittelschule reformiert werden. Die für schriftliche Hausaufgaben benötigte Zeit wird auf 60 Minuten (Grundschule) bzw. 90 Minuten (Mittelschule) begrenzt. Gleichzeitig werden massive Schritte gegen den lukrativen Nachhilfeanbietermarkt angekündigt: Bestehende Einrichtungen, die außerschulischen Unterricht in Schulfächern des Pflichtschulbereichs anbieten, müssen sich als Non-Profit-Organisationen registrieren, sie dürfen kein Kapital über die Börse generieren. Sie dürfen kein ausländisches Lehrmaterial benutzen; außerdem ist Unterricht an Feiertagen und in den Ferien sowie für Vorschulkinder verboten.
Laut Forbes verloren die drei größten chinesischen Unterrichtsfirmen nach Bekanntwerden der neuen Politik binnen einer Stunde 16 Mrd. USD an Marktwert.
Ein Ziel der neuen Politik dürfte es sein, die Geburtenrate zu erhöhen, da viele Paare wegen der hohen Ausbildungskosten nicht mehr als ein Kind bekommen möchten. Es geht jedoch auch um die Kontrolle der Lehrinhalte: Laut Bestimmungen, die das Erziehungsministerium am 25. August für die Verwaltung von außerschulischem Unterrichtsmaterial für Grund- und Mittelschüler erließ, sind neben „Verunglimpfung der Partei“ und „Verfälschung der Parteigeschichte“ u.a. auch die „Verbreitung religiöser Doktrinen, religiöser Lehren, religiöser Vorschriften sowie von Kulten und feudalem abergläubischen Denken“ verboten (关于进一步减轻义务教育阶段学生作业负担和校外培训负担的意见 unter www.gov.cn/zhengce/2021-07/24/content_5627132.htm; 中小学生校外培训材料管理办法 [试行] unter www.moe.gov.cn/srcsite/A29/202109/t20210902_558022.html; Forbes 24.07.; Bloomberg News 25.07.).

27.–28. August 2021:
Zentrale Konferenz zur Nationalitäten-Arbeit: Xi Jinping betont Festigung des „Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation“
KP-Generalsekretär Xi Jinping zufolge ist das Schmieden eines „Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation“ 中华民族共同体意识 die Hauptlinie der Minderheitenpolitik der Partei, ohne sie könne die große Wiedergeburt der chinesischen Nation nicht erreicht werden. Alle Ethnien sollen sich hochgradig mit dem großen Vaterland, der chinesischen Nation, Kultur, der KP Chinas und dem Sozialismus chinesischer Prägung identifizieren. An der Gleichberechtigung aller Ethnien und der autonomen Verwaltung ethnischer Gebiete, bei Gewährleistung der ungehinderten Durchsetzung von Regierungsdekreten aus der Parteizentrale, sei festzuhalten. Xi forderte eine weitere Verbreitung der „gemeinsamen Landessprache und -schrift“ (d.h. des Hochchinesischen), bei „wissenschaftlichem Schutz“ der Sprachen und Schriften aller Ethnien, und eine weitere Säuberung von den „ideologischen Giften des Separatismus und religiösen Extremismus“ (offizielle Zusammenfassungen von Xi Jinpings Rede unter www.sara.gov.cn/zsjyw/360320.jhtml und www.news.cn/english/2021-08/28/c_1310154568.htm).
Die Notwendigkeit eines Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation hatte Xi schon früher betont. Von Radio Free Asia interviewte Forscher äußerten die Sorge, dass nach Xis Rede der erzwungene Assimilationsprozess der Ethnien weiter beschleunigt werde (RFA 7.09.).
Zur Durchsetzung des Hochchinesischen in der Vorschulerziehung in ethnischen Gebieten und in der tibetisch-buddhistischen Ausbildung siehe oben den Eintrag vom 21. Juli 2021 sowie den Eintrag „Ab 27. September 2021“ in der Rubrik „Buddhismus“.

2.–7. Oktober 2021:
Weiträumige Überschwemmungen in Shanxi
Im Oktober ereigneten sich in der Provinz Shanxi durch extrem starke Regenfälle und einen in der Folge davon ausgelösten Dammbruch eine weiträumige Überschwemmung und Erdrutsche, die katastrophale Schäden verursachten, wobei auch kirchliche Gebäude betroffen waren. Christliche Organisationen wie Jinde Charities und die Amity Foundation beteiligten sich sehr aktiv an den Rettungs- und Hilfsmaßnahmen (amityfoundation.org 11.10.; xinde.org 10.10.).
Siehe hierzu auch den Beitrag in den Informationen.

23. Oktober 2021:
„Gesetz zur Förderung der familiären Erziehung“ (家庭教育促进法) verabschiedet
Die grundlegende Aufgabe der familiären Erziehung – gemeint ist die Erziehung Minderjähriger durch Eltern oder Vormund – ist es, „Moral zu festigen und Menschen heranzubilden [立德树人], die sozialistischen Grundwerte zu kultivieren und zu praktizieren, die hervorragende traditionelle Kultur der chinesischen Nation, die revolutionäre Kultur und die fortgeschrittene sozialistische Kultur zu verbreiten und die gesunde Entwicklung der Minderjährigen zu fördern“ – so das neue Gesetz (§ 3). Die persönliche Würde der Minderjährigen ist zu respektieren (§ 5.2). Unter den inhaltlichen Leitlinien für elterliche Erziehung (§ 16) steht an erster Stelle die Erziehung zur Liebe von Partei, Land, Volk und Sozialismus und zum „Gemeinschaftsbewusstsein der chinesischen Nation“ – noch vor der Erziehung zu Güte, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft oder gesunder physischer und psychischer Entwicklung. Eigens erwähnt wird „gesunder Gebrauch des Internets“ sowie Schutz vor Mobbing und Missbrauch. Gewaltanwendung in der Familie ist verboten (§ 23). Möglicherweise mit Blick auf die vielen am Land „zurückgelassenen“ oder der Fürsorge der Großeltern überlassenen Kinder erfolgt der Hinweis, dass Eltern ihre Kinder „persönlich großziehen“ und, sofern sie andere mit der Sorge beauftragen, mit diesen und den Kindern in regelmäßigem Kontakt bleiben sollen (§§ 17.1, 21). Familiäre, schulische und gesellschaftliche Erziehung sollen eng koordiniert werden; die Erziehungsbehörden und Frauenverbände sollen in Stadt und Land ein flächendeckendes „Anleitungs- und Service-System für familiäre Erziehung“ aufbauen (§§ 5.4, 6.2). Stellen Einwohnerkomitees, Frauenverbände, Kindergärten und Schulen usw. fest, dass Eltern ihren Pflichten nicht nachkommen, sollen sie diese kritisieren und erziehen und nötigenfalls dafür sorgen, dass sie Anleitung zur familiären Erziehung erhalten (§ 48).
Der Allchinesische Frauenverband kommentierte, durch das Gesetz sei Erziehung in der Familie von einer traditionellen „Familienangelegenheit“ zur „Staatsangelegenheit“ erhoben worden.
Angesichts zunehmender Verbote der religiösen Betätigung Minderjähriger in vielen Teilen Chinas ist festzuhalten, dass das Gesetz mit keinem Wort die Trennung von Erziehung und Religion erwähnt oder religiöse Erziehung in der Familie verbietet; der Begriff „Religion“ kommt im Text nicht vor. Interessant ist zudem, dass der Staat „Unternehmen, Institutionseinheiten, gesellschaftliche Organisationen und Einzelpersonen“ ermutigt, „Aktivitäten gemeinnütziger Dienste für familiäre Erziehung“ durchzuführen (§ 10). Er ermutigt ferner natürliche Personen sowie Organisationen mit und ohne Rechtsperson-Status, für Angelegenheiten der familiären Erziehung zu spenden oder Freiwilligendienste zu leisten, sie dürfen auch Non-Profit-Serviceeinrichtungen für familiäre Erziehung gründen (§§ 12, 36.1). Es ist zu hoffen, dass dies weiter auch für religiöse Träger gilt. Beispielsweise hatte die Diözese Fenyang im Jahr 2013 eine Familienberatungsstelle gegründet (siehe China heute 2013, Nr. 3, Chronik, 1. August 2013).
Das Gesetz tritt am 1. Januar 2022 in Kraft (englische Übersetzung und chinesisches Original unter www.chinalawtranslate.com/en/family-education-law/; cnwomen.com.cn 24.10.; Reuters 18.10.).

Religionswissenschaft

15. August 2021:
Wechsel in der Leitung der Chinesischen Vereinigung für Religionswissenschaft
Die seit 2019 amtierende Leiterin des Instituts für Weltreligionen (IWR) der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, Zheng Xiaoyun 郑筱筠, wurde jetzt auch zur Präsidentin der Chinesischen Vereinigung für Religionswissenschaften 中国宗教学会 gewählt. Zheng Xiaoyun ist u.a. Expertin für Theravada-Buddhismus und Religionen ethnischer Minderheiten. Der bisherige Präsident, Zhuo Xinping, wurde Ehrenvorsitzender. Neuer Generalsekretär ist Tang Xiaofeng, Leiter der Abteilung für Protestantismus des IWR. Die 14 Vizepräsidenten sind insbesondere Vertreter der Religionswissenschaft, aber auch der Politik und der Religionen (u.a. Bischof Guo Jincai und Pastor Kan Baoping). Die 1979 gegründete Chinesische Vereinigung für Religionswissenschaft ist nach Angaben auf der Website des IWR eine wissenschaftliche Massenorganisation von Religionsforschern mit Sitz im IWR. Sie tritt u.a. als Mitorganisatorin von Konferenzen in Erscheinung. So veranstaltete sie am nächsten Tag (16. August) gemeinsam mit dem IWR eine Konferenz über „marxistische Religionswissenschaft“ (iwr.cass.cn 17.,20.08.).

Religionspolitik

13. August 2021:
China Christian Daily meldet weitere lokale Belohnungssysteme für das Anzeigen „illegaler“ religiöser Aktivitäten in Heilongjiang und Shandong
Die Einheitsfrontabteilung des Stadtbezirks Meilisi der Daur-Nationalität in Qiqihar gab am 9. August ein solches Belohnungssystem bekannt, wie China Christian Daily berichtete. Danach können Bürger, die nicht-registriertes religiöses Personal sowie unautorisierte überregionale religiöse Aktivitäten, das Verbreiten religiöser Informationsmaterialien außerhalb religiöser Stätten, unautorisierte Spenden oder private Haustreffen bei den Behörden anzeigen, zwischen 500 und 1.000 RMB verdienen; 1.000 RMB sind es auch für Hinweise auf illegale religiöse Infiltration. Ähnliche Belohnungssysteme wurden im Stadtbezirk Boshan von Zibo am 10. August und in Weihai am 8. August, beides Provinz Shandong, eingerichtet. Dort sei auch zur Anzeige von Sommer- oder Wintercamps für Minderjährige aufgerufen worden. China Christian Daily zufolge gibt es bereits finanzielle Anreize für Anzeigen seitens einiger lokaler Regierungen in Fujian, Guangxi, Henan, Hebei und Liaoning (China Christian Daily 13.08.).
Siehe auch die Berichte über 2019 eingerichtete Belohnungssysteme in Guangzhou und Xingtai in China heute 2019, Nr. 1, Chronik, Religionspolitik; 20. März 2019; Nr. 3, Chronik, Religionspolitik, 10. Juli 2019.

Mitte Oktober 2021:
Apple entfernt Bibel-App und Koran-App aus seinem App-Store in China
Der US-amerikanische Technologiekonzern Apple hat zwei Apps mit religiösen Inhalten in seinem in China zugänglichen App-Store aus dem Angebot genommen. Es sind die Bibel-App des in den USA ansässigen Anbieters Olive Tree und die in Pakistan produzierte Quran-Majeed-App. Hintergrund ist nach Angaben von Apple gegenüber der BBC der Vorwurf von Seite chinesischer Behörden, die herrschenden Gesetze zu verletzen und illegal religiöse Texte zu verbreiten. Der Online-Vertrieb chinesischer Bibel-Apps ist bereits seit Mitte 2019 massiv beeinträchtigt (vgl. China heute 2019, Nr. 3, Chronik, Protestantismus, Mitte Juli 2019). In den letzten Monaten mehren sich Meldungen über Verbote und Blockaden christlicher chinesischer Kommunikationsforen in dem Sozialmedium WeChat (UCAN 22.10.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

Daoismus

20. Juli 2021:
Kommission für Auslandskontakte der Chinesischen daoistischen Vereinigung (CDV) tagt in Wuyi
Li Guangfu, Präsident der CDV, sagte auf der Sitzung, bei der Auslandskontaktarbeit müsse weiter an der Sinisierung des Daoismus festgehalten werden. Es müsse noch aktiver auf die Welt zugegangen und das Narrativ des chinesischen Daoismus gut erzählt werden. Beim Austausch sollten auch Erfolge und „fortschrittliche Erfahrungen“ anderer Zivilisationen beispielhaft studiert werden, um die eigene Erneuerung des Daoismus voranzubringen und seine Anpassungsfähigkeit an die heutige Gesellschaft zu erhöhen, so Li laut einem Bericht auf der Website der CDV. Auf der Sitzung wurde auch ein Fünfjahresplan für die Arbeit der Kommission vorgestellt (taoist.org.cn 20.07.).

20.–21. Juli 2021:
Online-Konferenz über die Kultur des Stadtgott-Glaubens in China und Südostasien
Die Chinesische daoistische Vereinigung (CDV) und die Singapore Taoist Federation waren gemeinsame Veranstalter der Konferenz, die in Wuyi (Zhejiang) und online stattfand. Neben Führungskräften der Veranstalter nahmen auch Vertreter daoistischer Verbände aus Malaysia, Indonesien, Thailand und den Philippinen teil. Vor Beginn der Konferenz wurden zeitgleich im Stadtgott-Tempel von Wuyi und im Koo-Chye-Ba-Stadtgott-Tempel in Singapur glückbringende Rituale durchgeführt. CDV-Präsident Li Guangfu sagte bei der Eröffnung der Konferenz, dass viele Konzepte des Stadtgott-Glaubens – Bestrafung des Bösen und Förderung des Guten sowie Schutz von Fairness und Gerechtigkeit in der Gesellschaft – auch für die Menschen heute und für das Ziel des Weltfriedens förderlich seien. CDV-Vizepräsident Zhang Gaocheng wies in seinem Beitrag darauf hin, dass die Stadtgott-Kultur eine traditionelle, die Nation zusammenhaltende Kraft gewesen sei, die Auslandschinesen [d.h. chinesische Auswanderer] in viele Orte der ganzen Welt gebracht hätten (taoist.org.cn 21.07.)

Buddhismus

2. und 14. Juli 2021:
Jilin: Buddhistisches Kloster spendet insgesamt 600.000 Yuan für katholisches Bischofshaus und Seminar
Da das 1898 erbaute katholische Bischofshaus der Diözese Jilin wegen Baufälligkeit nicht mehr nutzbar ist, beschlossen Zhengxing, Präsident der Buddhistischen Vereinigung von Jilin und Abt des Klosters Dafosi in Changchun, und die Mönchsgemeinschaft des Dafosi, 500.000 RMB für das Bischofshaus zu spenden. Die Spende wurde am 2. Juli übergeben. Am 14. Juli spendete das Kloster weitere 100.000 RMB für den Studienbetrieb des Priesterseminars der Diözese. Gleichzeitig wurde Meister Jingmiao, Generalsekretär der buddhistischen Vereinigung von Jilin, die Ernennung zum Gastprofessor am katholischen Seminar überreicht. Dies berichteten gleichlautend die katholische Website Xinde und die buddhistische Website fjnet.com. Die Übergabe der Spenden fand jeweils im „Dienstleistungszentrum religiöser Organisationen der Provinz Jilin“ – offenbar eine behördliche Einrichtung – unter Teilnahme hochrangiger Vertreter der Religionsbehörde der Provinz statt. Meister Zhengxin sagte am 2. Juli, dass die buddhistische und die katholische Gemeinschaft in der Provinz Jilin sich seit Jahren in ihrer Arbeit unterstützt und Brücken der Freundschaft gebaut hätten (xinde.org 14.07.; fjnet.com 2.,14.07.).

6. Juli 2021:
Human Rights Watch (HRW) berichtet über extrem hohe Gefängnisstrafen für vier Mönche des Klosters Tengdro
Bereits im September 2020 wurden nach einem am 6. Juli 2021 veröffentlichten Bericht von Human Rights Watch vier Mönche des Klosters Tengdro im Kreis Tingri/Dingri (Autonomes Gebiet Tibet) vom Mittleren Volksgericht in Shigatse aufgrund unbekannter Anklage zu folgenden Gefängnisstrafen verurteilt: Choegyal Wangpo zu 20 Jahren, Lobsang Jinpa zu 19 Jahren, Norbu Dondrub zu 17 Jahren und Ngawang Yeshe zu 5 Jahren Gefängnis. Choegyal Wangpo, der Leiter des Klosters, hatte 2019 in einem Café in Lhasa sein Handy liegenlassen, aus dem seine Kontakte zu Exiltibetern aus Tingri in Nepal hervorgingen. Daraufhin führten die Behörden eine Razzia im Kloster und im Dorf durch, bei der 20 Personen festgenommen wurden; ein Mönch habe in der Folge Suizid begangen, so HRW (hrw.org 6.07.).

7. August 2021:
Chinesische buddhistische Vereinigung (CBV) verabschiedet Fünfjahresplan zur Sinisierung des Theravada-Buddhismus
Die Sitzung der Kommission für Theravada-Buddhismus-Arbeit der CBV fand in Xishuangbanna (Yunnan) statt. Durch die Teilnahme des Präsidenten der CBV, Meister Yanjue, und von Vertretern der Zentralen Einheitsfrontabteilung der KP Chinas war das Treffen hochrangig besetzt. Präsident Yanjue wies in seiner Rede darauf hin, dass die CBV der Arbeit bezüglich des Theravada-Buddhismus stets große Bedeutung beigemessen und sich bemüht habe, den Austausch zwischen den drei großen Sprachfamilien des Buddhismus [i.e. Chinesisch, Tibetisch, Pali] zu fördern und die Einheit der Buddhisten aller Ethnien zu stärken. Es wurde der „Plan für ein Lehrsystem der Akademien für höhere buddhistische Studien des chinesischen Pali-sprachigen Buddhismus“ diskutiert und ein Fünfjahresplan zur Sinisierung des Theravada-Buddhismus (2021–2025) verabschiedet (chinabuddhism.com.cn 12.07.).
Der in Ländern Süd- und Südostasiens verbreitete Theravada-Buddhismus ist in China nur in der südwestlichen Provinz Yunnan heimisch, wo er laut Datenbank des Nationalen Religionsbüros über 1.705 registrierte religiöse Stätten verfügt.

22. August bis 3. September 2021:
Festnahmen von 121 Tibetern bei der Suche nach Fotos des Dalai Lama in Dza Wonpo
Nach Angaben von tibet.net, der Website der tibetischen Exilregierung in Dharamsala, führten die chinesischen Behörden im Ort Dza Wonpo (Kreis Sershul/Shiqing, Autonomer Bezirk Kardze/Ganzi, Sichuan) Hausdurchsuchungen durch, wobei sie nach Bildern des Dalai Lama suchten und Mobiltelefone auf Kontakte mit Exiltibetern prüften. Dabei seien zwischen 22. August und 3. September mindestens 121 Tibeter, sowohl Mönche des örtlichen Klosters als auch Laien, festgenommen worden, so tibet.net. Radio Free Asia sprach von über 100 Festnahmen und datiert den Beginn der Durchsuchungen auf den 25. August. Ende September wurden laut tibet.net nach fast einem Monat politischer Umerziehung alle Tibeterinnen und Tibeter bis auf drei Mönche freigelassen. RFA zufolge hatten in Dza Wonpo früher in diesem Jahr Versammlungen stattgefunden, bei denen Tibeter Dokumente unterschreiben mussten, in denen sie sich verpflichteten, keine Bilder des Dalai Lama zu besitzen oder zu verbreiten. tibet.net zufolge waren viele der festgenommenen Tibeter Mitglieder einer örtlichen Gruppe zur Förderung der tibetischen Sprache (rfa.org 27.08.; 1.09.; tibet.net 7.09.; 1.10.).

Ab 27. September 2021:
Konferenz über chinesischsprachige Lehrpläne für tibetische buddhistische Studien in Qinghai
Die Konferenz widmete sich dem „Aufbau eines Lehrprogramms für buddhistische Studien in der gemeinsamen Landessprache“ (d.h. in Standardchinesisch), der an den Akademien des tibetischen Buddhismus zum Einsatz kommen soll. Die Popularisierung der gemeinsamen Landessprache sei eine unabdingbare Voraussetzung für den Aufbau eines festen „Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation“ und eine konkrete Initiative zur Sinisierung des tibetischen Buddhismus – sagte Sita, stellvertretender Büroleiter der Zentralen Koordinationsgruppe für Tibet-Arbeit, auf der Konferenz. Aus dem ausführlichen Bericht der amtlichen Qinghai Daily über die Konferenz geht nicht hervor, ob das chinesischsprachige Lehrprogramm die tibetischsprachigen buddhistischen Studien langfristig komplett ersetzen soll. Liu Peng, Vizerektor des Chinesischen Akademie für höhere Studien des tibetischsprachigen Buddhismus, sprach auf der Konferenz laut Qinghai Daily allerdings von einer „Umstellung der Sprache auf die Landessprache“. Konkret diskutiert wurden ein offenbar bereits vorliegendes Lehrwerk „Buddhistisches Chinesisch“ und ein „Grundkurs Chinesisch für Akademien des tibetischsprachigen Buddhismus“. Die dreitägige Konferenz, an der über 500 Personen teilnahmen, fand an der Qinghaier Akademie für tibetischsprachigen Buddhismus in Xining statt.
Laut Radio Free Asia (RFA), das sich auf tibetische Quellen berief, sagten Regierungsvertreter auf der Konferenz, dass Mönche und Nonnen auch lernen müssten, untereinander Chinesisch zu sprechen. Es sei unklar, ob nun nach und nach auch die vielen Tausend auf Tibetisch verfassten klassischen buddhistischen Bücher ins Chinesische übersetzt werden sollen. Das Chinesische könne die volle Bedeutung dieser Texte gar nicht vermitteln, sagte laut RFA Geshe Lhakor, Leiter der Library of Tibetan Works and Archives in Dharamsala, er fragte sich auch, wer diese Übersetzungen machen solle; es sei nichts als ein ignorantes Machtspiel der chinesischen Regierung (Qinghai Daily nach chinabuddhism.com.cn 30.09.; zytzb.gov.cn 30.09.; rfa.org 5.10.).
Zur aktuellen Nationalitätenpolitik siehe den Eintrag vom 27.–28. August 2021, zur Durchsetzung des Hochchinesischen in der Vorschulerziehung den Eintrag vom 21. Juli 2021, beide in der Rubrik „Allgemeines, Politik“.

12. Oktober 2021:
Buddhisten in Xishuangbanna veranstalten „vernünftiges Freilassen von Lebewesen“ im Langcangjiang/Mekong, um der UN-Biodiversitätskonferenz gute Wünsche zu übermitteln
Unter Aufsicht der örtlichen Fischereibehörde, die die Qualität der Jungfische prüfte, wurden 100.000 Karpfen, eine einheimische Fischart, im Fluss ausgesetzt. Damit sollte das Ökosystem des Langcang-Flusses verbessert und die Bevölkerung angeregt werden, sich aktiv am Schutz des Flusses zu beteiligen – so ein Bericht über die Aktion. Das Freilassen von Lebewesen ist eine buddhistische Tradition. Die Aktion wurde von der Buddhistischen Vereinigung von Xishuangbanna zusammen mit lokalen Tempeln und der örtlichen Stiftung für Kulturaustausch des Theravada-Buddhismus durchgeführt (chinabuddhism.com.cn 14.10.).
Der Autonome Bezirk Xishuangbanna der Dai-Nationalität in der Provinz Yunnan grenzt an Myanmar und Laos. Südostasiatische Anrainerstaaten am Unterlauf des Stroms befürchten, dass Chinas Dammbauten am Oberlauf des Langcangjiang/Mekong in Yunnan schwerwiegende ökologische Folgen für das gesamte Einzugsgebiet des Mekong nach sich ziehen werden. Die letzte UN-Biodiversitätskonferenz fand vom 11. bis 15. Oktober 2021 online statt, die nächste soll im April 2022 in Kunming stattfinden.

Islam

17. Juni 2021:
Chinesische islamische Vereinigung (CIV) sagt Hadsch 2021 wegen der Corona-Pandemie ab
Mit Verweis auf die weltweit weiterhin ernste pandemische Lage gab die CIV bekannt, dass der Hadsch der chinesischen Muslime auch 2021, wie schon im letzten Jahr, ausgesetzt werde, um Gesundheit und Leben der Menschen in China nicht zu gefährden. Am 12. Juni hatte das saudische Ministerium für Hadsch und Umra bekanntgegeben, dass es wie im Jahr 2020 nur saudische Bürger und Personen mit Wohnsitz in Saudi-Arabien zum Hadsch zulassen werde; die Gesamtzahl der Pilger wurde auf 60.000 beschränkt. Der Pilgermonat begann dieses Jahr am 11. Juli. Die CIV ist alleiniger zugelassener Veranstalter für Pilgerreisen chinesischer Muslime nach Mekka (chinaislam.net.cn 17.06.; haj.gov.sa 12.06.).

20.–23. Juli 2021:
Opferfest (Eid al-Adha): Glückwünsche des Religionsbüros – Verbot der Gebetsteilnahme für unter 50-jährige in Aksu
Anlässlich des islamischen Opferfests besuchte Wang Zuo’an, Vizeminister der Einheitsfrontabteilung der KP Chinas und Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten, das Büro der Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV), um seine Glückwünsche zu überbringen. Mitarbeiter der Religionsbehörden der Stadt Beijing gingen in die Hauptmoscheen Beijings, um sich nach den Festvorbereitungen zu erkundigen, zu denen strikte Corona-Präventionsmaßnahmen gehörten, u.a. eine Beschränkung der Zahl der Gebetsbesucher. Alle Beijinger Moscheen führten zum Fest eine feierliche Hissung der Landesflagge durch – so ein Bericht auf der Website der CIV.
Ein hochrangiger Polizeibeamter der Großgemeinde Aykol in der Stadt Aksu in Xinjiang sagte Radio Free Asia, dass die Regierung von Aykol nur Personen über 50 Jahren die Teilnahme an Gebeten während des Opferfests erlaubt habe und dass über 170 Uiguren, die gegen diese Vorschrift verstoßen hätten, derzeit in Haft seien. Ein Bewohner von Aykol erklärte dem Sender, dass die Polizei nicht die Moscheen kontrolliert habe, sondern die Leiter der in Xin­jiang existierenden 10-Haushalts-Einheiten beauftragt habe, unerlaubtes Beten zu melden (chinaislam.net 21.,22.07.; rfa.org 30.07.).

17. August 2021:
Chinesische islamische Vereinigung (CIV) veranstaltet internationale Video-Konferenz „How Will Muslim Community Adapt to the Contemporary Social Development“
Ziel der Konferenz war es zu untersuchen, wie das friedliche Zusammenleben der Menschen und die Konvergenz der Zivilisationen gefördert und der Aufbau einer Schicksalsgemeinschaft der Menschheit unterstützt werden können – heißt es in dem Konferenzbericht auf der Website der CIV. Yang Faming, Präsident der CIV, äußerte in seiner Ansprache die Hoffnung, dass die islamische Gemeinschaft in allen Ländern weiter zur Überwindung von Missverständnissen zwischen Nationen, Religionen und Zivilisationen beitragen möge. Ali Rashid Al-Nuaimi, Vorsitzender des in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässigen World Muslim Communities Council, erklärte, dass die Muslime Verfassung und Gesetze der Länder, in denen sie leben, einhalten und alle Kulturen respektieren sollten. Er bekräftigte Chinas Politik der Glaubensfreiheit und äußerte, dass China den Menschenrechten große Bedeutung beimesse. Rushan Abbyasov, stellvertretender Vorsitzender des Rats der Muftis Russlands, sagte dem Bericht zufolge, dass bei der Auslegung der islamischen Lehren praktische Faktoren stärker berücksichtigt und auf die Herausforderungen und Bedürfnisse der Muslime eingegangen werden sollte. Er sprach sich für einen Dialog der Religionen und gegenseitige Toleranz aus. Der Vorsitzende der Islamischen Vereinigung von Xinjiang, Abudulrekep Tumniyaz, erklärte, er könne aus eigener Erfahrung sagen, dass die Politik der Glaubensfreiheit in Xinjiang voll umgesetzt werde (chinaislam.net.cn 20.08.).
Rushan Abbyasov gehört der russisch-chinesischen Arbeitsgruppe für Kontakt und Kooperation im religiösen Bereich an, über die auch die Kontakte der russisch-orthodoxen Kirche mit China laufen (muslim.ru).

Protestantische Kirchen

11. Juli 2021:
Polizeiliches Einschreiten gegen Zoom-Gottesdienst in Shenzhen
Am 11. Juli wurde ein Online-Gottesdienst via Zoom der Shenzhen Trinity Gospel Harvest Church (深圳三一丰收福音教会) von Polizeibeamten abgebrochen. Pastor Mao Zhibin und Ältester Chu Yanqing durften nicht weiter predigen. Im April dieses Jahres war die nicht-registrierte Kirche von den Behörden verboten worden. Sie zieht mit einer besonderen Betonung des Themas Gerechtigkeit eine Reihe junger Menschen an, die sich im Menschenrechtsbereich engagieren. Am 5. September feierten Gemeindemitglieder in einem Restaurant den 5. Jahrestag ihres Bestehens (chinaaid.net 16.09.; LICAS 27.07.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

Bis August 2021:
Kirchengebäude in Fuzhou als historisches Erbe von der Stadt rekonstruiert
Die von der Stadt Fuzhou 2018 zum historischen Erbe erhobene Mingdao Church (明道教会) wurde bis August dieses Jahres rekonstruiert und erneut der kirchlichen Nutzung übergeben. 1928 wurde sie von englischen Anglikanern erbaut. In der Hauptstadt der Provinz Fujian befinden sich einige historische Kirchengebäude. Bekannt ist vor allem die 1856 als erste von Methodisten in China gegründete Church of Heavenly Peace (天安堂) (gospeltimes.cn 19.08.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

7. August 2021:
Zunehmender Druck auf Mega-Hauskirche in Shanxi
Die Golden Lamp Protestant Church (金灯台教堂) im Bezirk Linfen der Provinz Shanxi ist eine nicht-registrierte Kirche mit zehntausenden Mitgliedern. Am 7. August wurden Pfarrer Wang Xiaoguang und seine Frau, Predigerin Yang Rongli, sowie sieben weitere Gemeindemitglieder festgenommen. Eine illegale Taufzeremonie wird als Anlass der Festnahmen vermutet. Das 2009 fertiggestellte riesige Kirchengebäude der Gemeinde wurde 2018 wegen nicht bestehender Baugenehmigung gesprengt und abgerissen. Predigerin Yang verbüßte von 2009 bis 2016 eine siebenjährige Haftstrafe wegen „illegaler religiöser Aktivitäten“. In den letzten Jahren widersetzt sich die Kirche dem zunehmenden Druck der Religionsbehörde, sich im offiziellen Dachverband der chinesischen Protestanten zu registrieren. Die Behandlung der Angelegenheit Golden Lamp Protestant Church ist inzwischen von der Provinzebene auf nationale Ebene angehoben worden (rfa.org 9.08.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

22. August 2021:
Erneute Festnahmen bei der Early Rain Covenant Church in Chengdu
Eine Gruppe Beamter und Uniformierter drang am 22. August in die Wohnräume von Dai Zhichao ein, um einen dort abgehaltenen Gottesdienst der verbotenen Early Rain Covenant Church unter seiner Leitung aufzulösen. Sein Mobiltelefon und andere Gegenstände sind konfisziert worden. Versammlungsleiter Dai, Gemeindemitglied He Shan und eine Reihe Minderjähriger wurden auf die Polizeiwache gebracht. Während die Minderjährigen nach kurzer Zeit ihren Eltern übergeben wurden, büßten die beiden Erwachsenen eine Strafe von 14 Tagen Polizeigewahrsam ab (rfa.org 3.09.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

4. September 2021:
Protestantische Musikschule in Harbin geschlossen
Am 4. September wurde die privat betriebene weiterführende Schule mit einem Schwerpunkt auf kirchenmusikalischer Ausbildung, Maize Christian Music Highschool (麦子圣乐高中), von staatlichen Kräften durchsucht, Unterrichtsmaterial und Mobiliar konfisziert. Schulleiter Xu, Lehrpersonal, Angestellte und etwa 90 Schüler und Schülerinnen wurden zur Vernehmung auf eine Polizeistation gebracht. Die erhobenen Schulgebühren beliefen sich auf 17.000 RMB pro Jahr (entspricht ca. 2.300 Euro) (chinese.christianpost.com 12.09.).
Isabel Friemann, China InfoStelle

27. September 2021:
Offizieller Austausch zwischen Chinesischem Christenrat, Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD) und Evangelischer Mission Weltweit (EMW)
Am 27. September trafen sich Angehörige der Dachverbände protestantischer Christen in China mit Oberkirchenrätin Ute Hedrich, EKD, und Dr. Eckhard Zemmrich, EMW, und anderen per Zoom-Konferenz zu einem Gespräch, bei dem das beiderseitige Interesse an partnerschaftlichem Austausch bekräftigt wurde. Es war das erste offizielle Gespräch zwischen den kirchlichen Vertretungen beider Länder nach über zwei Jahren. Frau Hedrich und Herr Zemmrich – beide noch nicht sehr lange in ihrem jeweiligen Amt – haben sich vorgestellt und wurden als neue Freunde begrüßt. Pastor Shen Xuebin, Vizepräsident des Chinesischen Christenrates, berichtete über die Situation der protestantischen Gemeinden in China während der Pandemie sowie die aktuell durchgeführten Vorsichtsmaßnahmen. Er brachte ein deutliches Interesse an der Wiederaufnahme der chinesisch-deutschen interreligiösen Konsultationen zum Ausdruck. Ein weiteres Thema war die Teilnahme einer chinesischen Delegation an der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, welche für Herbst 2022 in Karlsruhe geplant ist.
Isabel Friemann, China InfoStelle

Katholische Kirche

22. Juni 2021:
Online-Seminar der United Bible Societies mit den Leitungsgremien der chinesischen katholischen Kirche thematisiert Zusammenarbeit bei neuer chinesischer Bibelübersetzung
Der Austausch zum Thema „Bibelübersetzung und chinesische Kultur“ zwischen den offiziellen Leitungsgremien der chinesischen katholischen Kirche (Chinesische katholische patriotische Vereinigung und Bischofskonferenz, kurz „Eine Vereinigung, eine Konferenz“) und den United Bible Societies (UBS, interkonfessioneller Weltbund der Bibelgesellschaften) wurde von Bischof Shen Bin geleitet. Kuo Wee Seng, der Direktor der UBS China Partnership, gab einen Rückblick auf 30 Jahre Zusammenarbeit der UBS mit der katholischen Kirche in China, angefangen von Bibelpapierspenden und kostenloser Bibelverteilung, dann anderen Bibelprogrammen und jetzt Bibelübersetzung. Bischof Guo Jincai, Generalsekretär der Chinesischen Bischofskonferenz, betonte in seiner keynote speech den hohen Stellenwert der Bibelübersetzung für „Eine Vereinigung, eine Konferenz“. Sodann referierten drei Mitglieder des „chinesischen katholischen Bibelübersetzungsteams“ (dieser Begriff fällt nur im Bericht der UBS) und drei Bibelexperten der UBS. U.a. sprach Priester Zhang Wenxi, Leiter der Bibelabteilung von „Eine Vereinigung, eine Konferenz“, über die Notwendigkeit einer Neuübersetzung der Bibel, an die er zwölf Erwartungen knüpfte. Der Priester Niu Zhixiong, Dozent am katholischen Seminar von Jilin, referierte über das Problem der Übersetzung von pneuma im chinesischen Sprachkontext. Am Ende der Veranstaltung wiederholte Ignatius Lee, geschäftsführender Generalsekretär der Hong Kong Bible Society, die Bereitschaft der UBS, die chinesische katholische Kirche bei der Übersetzung einer Bibelversion, die die chinesischen Gläubigen wertschätzen und verstehen, zu unterstützen (www.ubscp.org/china-catholic-church-ubs-joint-seminar; www.xinde.org/show/51045).
Die Überarbeitung der Übersetzungen und gegebenenfalls Neuübersetzung der kanonischen Bücher der Religionen Chinas ist auch eine Forderung der chinesischen Religionspolitik.

9. Juli 2021:
Bischof Matthias Cao Xiangde 曹湘德, Hang­zhou, verstorben
Bischof Cao wurde am 16. September 1929 in Tangzhen, Pudong, Shanghai geboren und trat 1950 in das Wensheng Regionalseminar von Jiaxing ein, das von den Lazaristen geleitet wurde. Zwei Jahre später wechselte er ans Seminar in Beijing. 1954 setzte er zunächst seine Studien in Haimen, Provinz Zhejiang, fort, wurde jedoch erst einige Jahre nach der Kulturrevolution, 1985, von Bischof Jin Luxian von Shanghai zum Priester geweiht. Nach seiner Weihe arbeitete er an der Kathedrale von Hang­zhou sowie in zwei weiteren Pfarreien. Am 25. Juni 2000 wurde er ohne Genehmigung des Heiligen Stuhls vom offiziellen Bischof von Haimen, Matthias Yu Chengcai, zum Bischof von Hangzhou geweiht. Am 8. Juni 2008 erhielt er auf seine Bitte hin vom Vatikan die Legitimierung als Bischof, jedoch ohne Jurisdiktion. In der offiziellen Traueranzeige der Diözese ist u.a. zu lesen: „Sein ganzes Leben hielt Bischof Matthias Cao Xiang­de an der Liebe zum Vaterland und zur Kirche fest. Er hielt sich an die Prinzipien der unabhängigen, autonomen, selbstverwaltenden Kirche. Er opferte sich für die Kirche, führte ein bescheidenes Leben, erfüllte verantwortungsvoll seine pastoralen Aufgaben und diente der Gesellschaft.“ Die Beerdigung fand am 12. Juli 2021 mit einer begrenzten Zahl von Teilnehmenden statt. Die Diözese hatte darauf hingewiesen, dass aufgrund der Epidemieprävention auf eine Teilnahme von außerhalb Hangzhous verzichtet werden sollte (AsiaNews 10.7.; Fides 9.07.; Traueranzeige der Diözese Hangzhou auf xinde.org 9.07.).

13. Juli 2021:
Xinde: „Kulturgeschichtliches Museum zur Sinisierung der katholischen Kirche“ der Diözese Jinan eröffnet
Das Museum, das sich im hinteren Hof des Bischofshauses befindet, möchte laut einem Bericht von Xinde vom 13. Juli „anlässlich des hundertsten Jahrestages der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas den Katholiken ein umfassendes Verständnis der Geschichte der Entwicklung des Katholizismus in China vermitteln“. Das Museum mit zwei Ausstellungsräumen wurde mit Unterstützung von Ortsbischof Zhang Xianwang von dem Katholiken Yu Shuting entworfen und eingerichtet. Gesammelt und angeordnet wurden die Objekte bzw. Tafeln von Priester Xiao Jianguo. Der Ausstellungsbereich ist nach vier Themen geordnet: 1. Aus der Geschichte lernen – ein erster Blick auf die Inkulturation der katholischen Kirche; 2. Harmonie zwischen Katholizismus und Konfuzianismus – Versuche der Sinisierung der katholischen Kirche; 3. Liebe zum Land und zur Kirche – der Prozess der Sinisierung der katholischen Kirche; 4. Dienst an der Gesellschaft – Praxis der Sinisierung der katholischen Kirche. Diese Oberthemen sind in viele Unterthemen untergliedert mit Texttafeln, Fotos und Gegenständen, so zu folgenden Themen: kurzer Abriss zur Kirchengeschichte, 100 Jahre Kirchenverbot, kurze historische Erläuterungen zu den Bischofsernennungen, das katholische Druckereiwesen, Ursprünge der Gottesnamen, Entstehung des Namens für die katholische Kirche, Indigenisierung der Kleidung, christliche Bilder im chinesischen Stil, Entwicklungen bei der Sinisierung des Klerus, Vorstellung der Bischöfe und Priester seit der Gründung des Landes, Sinisierung des Systems, Sinisierung der Liturgie, Sinisierung von sakraler Musik und Kunst, Sinisierung der Kirchenarchitektur, Austausch mit dem Ausland, „rote“ Kirchen, wohltätige Unternehmen. Erwähnt werden als Heilige und Pioniere des Glaubens u.a. der hl. Joseph Freinademetz SVD, P. Vincent Lebbe und der Universitätsgründer Ma Xiangbo.
Die von Präsident Xi Jinping in zwei Reden 2015 und 2016 geforderte „Sinisierung“ (Zhongguohua 中国化) aller Religionen in China ist ein zentraler Baustein der aktuellen Religionspolitik von Partei und Staat (xinde.org 13.07.).

28. Juli 2021:
Antonius Li Hui 李辉 wird zum Koadjutorbischof von Pingliang (Gansu) geweiht – fünfte Bischofsweihe seit dem vorläufigen sino-vatikanischen Abkommen von 2018
Die Weihe in der Kathedrale von Pingliang wurde von Bischof Ma Yinglin von Kunming, dem Vorsitzenden der (von Rom nicht anerkannten) Chinesischen Bischofskonferenz, geleitet. Mitkonsekratoren waren die Bischöfe Han Jide von Pingliang und Guo Jincai von Chengde; Bischof Han Zhihai von Lanzhou nahm an der Zeremonie teil. Das Approbationsschreiben der Bischofskonferenz wurde von ihrem stellvertretenden Generalsekretär, Priester Yang Yu, verlesen. Der Wortlaut des Schreibens wurde nicht bekanntgegeben, so dass man nicht weiß, ob die Zustimmung des Papstes darin erwähnt wurde (dies war bei mindestens drei der Weihen seit der Unterzeichnung des sino-vatikanischen Abkommen über Bischofsernennungen der Fall). Li Huis Wahl zum Koadjutorkandidaten nach dem offiziellen chinesischen Verfahren fand am 24. Juli 2020 statt. Laut Matteo Bruni, Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls, ernannte ihn Papst Franziskus am 11. Januar 2021 – also erst nach der offiziellen Wahl und nach der probeweisen Verlängerung des Abkommens im Oktober 2020.
Koadjutorbischof Li Hui wurde 1972 in Meixian in Shaanxi geboren. Er trat 1990 ins Kleine Seminar von Pingliang ein. 1996 schloss er sein Theologiestudium am Nationalen katholischen Seminar in Beijing ab und wurde im gleichen Jahr zum Priester geweiht. Laut UCAN arbeitete er von 1998 bis zu seiner Wahl zum Koadjutor 2020 im Sekretariat der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung und der Bischofskonferenz in der Liuyin-Straße in Beijing als Sekretär der Vorsitzenden der Bischofskonferenz, er hat also bisher keine pastorale Erfahrung in der Diözese, die er künftig leiten wird. Ein Priester, der namentlich nicht genannt werden wollte, bezeichnete laut LICAS die Liuyin-Straße in einer kritischen Anmerkung als „Ausbildungsstätte für Bischöfe“ (AsiaNews 28.07.; chinacatholic.cn 28.07.; LICAS 29.07.; UCAN 28.07.; Vatican News 28.07.).

8. September 2021:
Franziskus Cui Qingqi 崔庆琪 wird zum Bischof von Wuhan geweiht
Die Weihe in der Kathedrale von Wuhan (Hankou) wurde wieder von Bischof Ma Yinglin von Kunming geleitet, Mitkonsekratoren waren die Bischöfe Shen Bin von Haimen und Li Shan von Beijing. Die Bischöfe Li Suguang von Jiangxi und Ding Lingbin von Changzhi nahmen an der Zeremonie teil. Das Approbationsschreiben der Chinesischen Bischofskonferenz wurde wieder von ihrem stellvertretenden Generalsekretär, Priester Yang Yu, verlesen. Cui Qingqi war am 17. September 2020 nach dem offiziellen chinesischen Verfahren zum Bischofskandidaten gewählt worden. Laut Vatikan News bestätigte Matteo Bruni, dass „Pater Franziskus Cui Qingqi O.F.M.“ [der neue Bischof ist also Franziskaner] in Wuhan geweiht wurde und dass Papst Franziskus ihn am 23. Juni 2021 [also erst einige Wochen vor der Weihe] zum „Bischof von Hankou/Wuhan“ ernannt habe. Die drei vom Vatikan errichteten Diözesen Hankou, Hanyang und Wuchang wurden vor vielen Jahren von der offiziellen chinesischen Kirche zur Diözese Wuhan zusammengelegt. Die Diözese Wuhan hatte seit dem Tod von Bischof Dong Guangqing im Mai 2007 keinen Bischof mehr.
Bischof Cui Qingqi wurde im Februar 1964 in Shanxi geboren. Von 1987 bis 1991 studierte er Theologie am Priesterseminar der Diözese Hankou, 1991 wurde er zum Priester geweiht. Seit 2012 war er Administrator der Diözese Wuhan. Seit 2016 ist er einer der stellvertretenden Generalsekretäre der offiziellen Bischofskonferenz und seit 2018 Vorsitzender der katholischen „Zwei Vereinigungen“ (Patriotische Vereinigung und Kommission für kirchliche Angelegenheiten) der Provinz Hubei. Bischof Cui ist der sechste unter dem sino-vatikanischen Abkommen mit Genehmigung beider Seiten geweihte Bischof (AsiaNews 5.,8.09.; chinacatholic.cn 8.09.; UCAN 8.09.; Vatican News 8.09.). Zu den Hintergründen der Wahlen von Li Hui und Cui Qingqi zu Bischofskandidaten vgl. China heute 2020, Nr. 4, Chronik, Katholische Kirche, 23. November 2020 – nach Einschätzung der Hongkonger Journalistin Lucia Cheung vom 16.11.2020 waren Li und Cui die ersten wirklichen Testfälle für das Abkommen.

13. Oktober 2021:
Tod von Bischof em. Yang Xiangtai 杨祥太 von Handan
Der emeritierte Bischof von Handan, Provinz Hebei, Stephan Yang Xiangtai, verstarb im Alter von 98 Jahren. Bischof Yang wurde am 3. Januar 1923 im Dorf Gaocun, Kreis Wu’an, Provinz Henan (heute Provinz Hebei) geboren. 1935 trat er ins Kleine Seminar der Diözese Weihui ein und begann 1940 das Studium am Regionalen Priesterseminar in Kaifeng, Provinz Henan. Am 27. August 1949 wurde er in Kaifeng zum Priester geweiht. 1954 wurde er erstmals verhaftet. Im Juli 1966 wurde er erneut verhaftet und im Oktober 1970 als Konterrevolutionär zu 15 Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Nach seiner Entlassung und Rehabilitierung im März 1980 arbeitete Yang als Seelsorger in den Kreisen Handan, Cixian, Shexian und Wu’an, die mit der neuen Verwaltungsgliederung Teil der Provinz Hebei und der offiziellen Diözese Handan geworden waren. Bischof Chen Bailu ernannte ihn 1988 zum Generalvikar und weihte ihn am 30. November 1996 zum Koadjutor-Bischof der Diözese Handan. Am 17. September 1999 wurde Bischof Yang ordentlicher Bischof der Diözese Handan. Am 21. Juni 2011 weihte er Bischof Joseph Sun Jigen zu seinem Koadjutor-Bischof. Dies geschah im Geheimen, einige Tage vor dem offiziellen Termin: So sollte verhindert werden, dass die Weihezeremonie, die bereits vom Heiligen Stuhl und den chinesischen Behörden genehmigt worden war, von einem illegitimen Bischof geleitet wurde.
Bischof Yang wird als ruhige, zurückhaltende Person mit einer tiefen Menschenliebe und als Garant von Einheit beschrieben. Viele Seminaristen und Ordensschwestern hat er in ihrer Berufung gefördert. Bischof Yang hat auch viele Kirchenlieder komponiert und geschrieben.
Handan ist eine sehr aktive Diözese mit 180.000 Katholiken. Ein Teil der Katholiken lebt im Untergrund (AsiaNews 13.10.; LICAS 15.10.; UCAN 18.10.; Todesanzeige der Diözese [auf WeChat]; www.chinacatholic.cn 15.10.; www.xinde.org 17.,18.10.). Siehe auch die Informationen dieser Nummer.

25. Oktober 2021:
Untergrundbischof Shao Zhumin zum wiederholten Male verschwunden
Der 58-jährige Bischof Peter Shao Zhumin von Wenzhou wurde am 25. Oktober von Beamten an einen unbekannten Ort gebracht. Lokalbeamten sollen mitgeteilt haben, dies sei aus „touristischen“ Gründen geschehen. Laut UCAN ist dies das sechste Mal seit dem Tod seines Vorgängers Bischof Vincent Zhu Weifang im Jahr 2016, dass Bischof Shao von den Behörden verschleppt wurde. In einer Nachricht, so AsiaNews, baten die Katholiken um das Gebet für den Bischof: „Betet, dass der Herr ihm Zuversicht und Mut gibt, dass er sich nicht demoralisiert fühlt von dem, was geschieht; betet auch, dass er gesund und heil bleibt, unter der Führung Christi, so dass er so bald wie möglich zu uns zurückkehrt als Hirt seiner Herde.“ Laut AsiaNews geschehen die Verhaftungen von Bischof Shao stets vor wichtigen katholischen Festen: Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und nun Allerheiligen und Allerseelen.
Bischof Shao war vom Vatikan als Bischofskoadjutor ernannt worden und hatte nach dem Tod von Bischof Zhu die Leitung der Diözese übernommen. Bislang wurde er nicht von der chinesischen Regierung als Bischof anerkannt. Zuletzt war er im Mai 2018 verhaftet worden und für sieben Monate inhaftiert. Der deutsche Botschafter in Beijing und der Heilige Stuhl brachten damals ihre Sorge um Bischof Shao zum Ausdruck. Es wird vermutet, dass auch diesmal die Behörden versuchen werden, Bischof Shao zum Beitritt in die Patriotische Vereinigung und die offizielle Bischofskonferenz zu bewegen. Die Gemeinschaft der Katholiken im Untergrund ist in der Diözese Wenzhou sehr stark.
Am 27. Juli wurde indessen Priester Joseph Liu von der Diözese Mindong in der Provinz Fujian von der Polizei festgesetzt. Laut einem Bericht von AsiaNews soll er zehn Stunden lang misshandelt und dann von sechs Polizeibeamten gezwungen worden sein, seinen Beitritt zur „unabhängigen Kirche“ zu unterschreiben (AsiaNews 28.07; 26.10.; UCAN 27.10.; siehe China heute 2017, Nr. 2, Chronik, Katholische Kirche, 6. April und 18. Mai 2017).

Sino-vatikanische Beziehungen

12. August 2021:
Kardinal Parolin äußert sich zu den sino-vatikanischen Beziehungen
Während seines Sommerurlaubs im Trentino äußerte sich der vatikanische Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin in einem Interview mit der italienischen Nachrichtenseite La Voce del Nordest. Auf die Frage nach dem derzeitigen Status der Beziehungen zur Volksrepublik China sagte Kardinal Parolin: „Gut, momentan sind wir weiterhin in der Phase des Dialogs. Wir haben den Dialog wieder aufgenommen angesichts der Ausarbeitung dieses Abkommens, das vor drei Jahren unterzeichnet wurde, das dann nach den ersten zwei Jahren des Experiments erneuert wurde. Und wir setzen dies fort. Natürlich ist der Dialog in letzter Zeit wegen Covid ein wenig ins Stocken geraten. Es ist in der Tat schwierig, es hat auch diesen Bereich, diesen Sektor betroffen, aber wir hoffen, dass wir die Treffen bald wieder aufnehmen können und viele andere Themen behandeln können, die auf dem Tisch liegen und das Leben der katholischen Kirche in China betreffen.“ Der Kardinal betonte die Begleitung im Gebet für die chinesischen Katholiken und fuhr fort: „Wir sind stolz auf das Glaubenszeugnis, das sie geben, und wir hoffen, dass sie immer gute Bürger und gute Katholiken sein werden, damit sie diese doppelte Dimension auch in ihrem konkreten Leben zum Ausdruck bringen“ (CNS 13.08.; Vatican News 12.09.; www.lavocedelnordest.eu/cardinaleparolin2021).

1. September 2021:
Papst Franziskus: Wir sollten den Dialog mit China nicht aufgeben
In seinem ersten Interview nach seiner Operation am 4. Juli 2021 mit dem spanischen Sendernetzwerk COPE äußerte Papst Franziskus sich zu einer breiten Palette an Fragen, die ihm der spanische Journalist Carlos Herrera stellte. In einer Antwort auf die Frage nach dem Abkommen zwischen dem Vatikan und China sagte Papst Franziskus: „China ist nicht einfach, aber ich bin überzeugt, dass wir den Dialog nicht aufgeben sollten. Man kann im Dialog getäuscht werden, man kann Fehler machen, all das ... aber das ist der Weg. Engstirnigkeit ist niemals der richtige Weg. Was bisher in China erreicht wurde, ist zumindest der Dialog ... einige konkrete Dinge wie die Ernennung neuer Bischöfe, langsam.“ Für ihn sei in dieser Hinsicht Kardinal Agostino Casaroli (1914–1988), der unter Papst Johannes XXIII. damit beauftragt gewesen sei, „Brücken zu Mitteleuropa“ und den kommunistischen Ländern zu bauen, Quelle der Inspiration. „Heute müssen wir in gewisser Weise Schritt für Schritt diese Wege des Dialogs in den konfliktreichsten Situationen beschreiten“ (America Magazine 1.09.; AsiaNews 1.09.; Vatican News 1.09.; cope.es 1.09.).

24. Oktober 2021:
Corriere della Sera zitiert anonymen Vatikanvertreter zur Frage Taiwans in den sino-vatikanischen Verhandlungen
In einem Bericht von Corriere della Sera wird ein anonymer Vertreter „aus den höchsten Rängen der Diplomatie des Heiligen Stuhls“ zur Taiwan-Frage mit folgenden Worten zitiert: „China möchte, dass wir die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abbrechen, und verspricht im Gegenzug, diplomatische Beziehungen zu uns aufzunehmen. Aber wir haben immer geantwortet, dass Peking uns erst erlauben muss, eine apostolische Nuntiatur in der Hauptstadt zu eröffnen. Erst dann können wir unsere Beziehungen zur Regierung in Taipeh überprüfen. Da dieser Schritt nie unternommen wurde, bleibt alles beim Alten. Und hoffen wir, dass sich die Situation nicht verschlimmert ...“. In dem Bericht der Zeitung heißt es weiter: „Dies ist das erste Mal, dass die Frage der Beziehungen zwischen China und dem Vatikan und Taiwan aus den höchsten Rängen der Diplomatie des Heiligen Stuhls klar formuliert wurde. Und die Anonymität schmälert nicht das Gewicht oder die Autorität dessen, was durchsickert“ (Corriere della Sera 24.10.).

Hongkong

9. September 2021:
Polizeirazzia im Tian’anmen-Museum in Hongkong
Das Museum, das an die Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Beijing am 4. Juni 1989 erinnerte, wurde von Beamten der Behörde für nationale Sicherheit durchsucht. Dabei wurden Exponate aus dem Museum in einen Lastwagen verladen, darunter ein Pappmodell der „Göttin der Demokratie“, des Symbols der Studentenbewegung 1989, sowie Fotos von den jährlichen Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Tian’anmen in Hongkong. Das Museum war am 2. Juni 2021 von den Behörden geschlossen worden. Am 4. August wurde ein Online-Museum als „8964 Museum“ eröffnet, das vom ehemaligen Betreiber des Tian’anmen-Museums, der Hong Kong Alliance in Support of Patriotic Democratic Movements of China, vorbereitet wurde, aber unabhängig davon mit einem ausländischen Kuratorenteam fungiert.
Vier Mitglieder der Alliance, die auch die jährlichen Mahnwachen organisierte, wurden am 8. September festgenommen, darunter die prominente Demokratieaktivistin und Rechtsanwältin Chow Hang Tung. Die Verhaftungen erfolgten im Rahmen des Gesetzes für nationale Sicherheit. Chow wird der Subversion beschuldigt. Sie wurde bereits Anfang des Jahres verhaftet und wegen Förderung einer nicht genehmigten Versammlung angeklagt. Später wurde sie auf Kaution freigelassen.
Die Behörde für nationale Sicherheit hatte von der Hong Kong Alliance die Herausgabe von Informationen zu persönlichen Daten aller Mitglieder seit der Gründung der Gruppe sowie Finanzunterlagen verlangt. Die Allianz hatte dies einen Tag vor den Festnahmen verweigert. Am nächsten Morgen verhafteten Polizeibeamte die Mitglieder des ständigen Ausschusses des Bündnisses in ihren Wohnungen oder Büros (AsiaNews 8.09.; BBC 9.09.; Reuters 4.08.; www.youtube.com/watch?v=M3mQV-_psBU; Link zum Online-Museum: https://8964museum.com/).

Macau

26. Juli 2021:
Bischof Stephen Lee von Macau besucht Beijing
Wie die offiziellen Gremien Chinesische katholische patriotische Vereinigung (PV) und Chinesische Bischofskonferenz auf ihrer Webseite mitteilten, empfing Bischof Fang Xingyao, Vorsitzender der PV, am 26. Juli in Beijing eine Delegation von Bischof Stephen Lee Bun-sang (Li Binsheng) von der katholischen Diözese Macau, die vom Verbindungsbüro der Beijinger Zentralregierung in Macau organisiert wurde. Bischof Shen Bin, Vizepräsident der PV und der Bischofskonferenz, leitete das Gespräch. Laut dem Bericht dankte er der Diözese Macau „für ihre langjährigen Bemühungen um die freundschaftliche Entwicklung der Kirche in beiden Orten“ und hoffte, „dass sie auch in Zukunft die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Kirchen stärken und den ihr gebührenden Beitrag zur Entwicklung des Landes und der Gesellschaft leisten werde“. Bischof Lee stellte laut dem Bericht die Diözese Macau und ihre sozialen Dienste vor, „ließ den vergangenen freundschaftlichen Austausch Revue passieren und freute sich darauf, in Zukunft mehr Austausch und Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten zu pflegen“. Der Besuch wurde vom zuständigen Beamten des Verbindungsbüros der Zentralregierung in Macau begleitet. An dem Gespräch nahmen zudem Liu Yuan­long, Vizepräsident und Generalsekretär der PV, Priester Wang Yuliang, Leiter der Abteilung für kirchliche Angelegenheiten von „Eine Vereinigung, eine Konferenz“ sowie der Leiter der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten teil (chinacatholic.cn 26.07.)

12. September 2021:
Nur 42% der registrierten Wähler beteiligen sich an den Wahlen zur Legislativversammlung in Macau
Dies waren fast 15 Prozent weniger im Vergleich zur Wahl 2017. Die siebte Legislativversammlung hat 33 Sitze, von denen 14 direkt und zwölf indirekt (funktionale Wahlkreise nach Berufssektoren) gewählt werden, sowie sieben weitere Abgeordnete, die vom Chief-Executive der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau, Ho Iat Seng, ernannt werden. Macau hat ca. 324.000 registrierte Wählerinnen und Wähler, von denen etwas über 137.000 an die Urnen gingen.
Die Behörden führten die historisch niedrige Wahlbeteiligung auf die Pandemie und das Wetter zurück. Wie der Leiter des Wahlausschusses Tong Hio-fung sagte, sei es für viele Einwohner, die in Hongkong, Taiwan oder auf dem Festland lebten, ungünstig gewesen, nach Macau zurückzukehren, da sie unter Quarantäne gestellt worden wären. In Macau wurde zuletzt vor sechs Wochen eine COVID-19-Infektion festgestellt. Seit Beginn der Pandemie wurden lediglich insgesamt 63 Fälle registriert.
Die Wahlsieger kamen aus sieben der 14 Wahllisten. Im Juli waren allerdings 21 liberale und pro-demokratische Kandidaten auf sechs Wahllisten wegen Verstoßes gegen das Grundgesetz disqualifiziert worden. Sie hatten u.a. Verbindungen zu pro-demokratischen Führern in Hongkong, hatten an einer Mahnwache zum Gedenken an die Opfer des Tian’anmen-Massakers teilgenommen oder hatten Taiwan während der letzten Präsidentschaftswahlen besucht (AsiaNews 13.09.; german.cri.cn 12.09.; Hong Kong Free Press 13.09.).

9. September 2021:
Katholische Universität in Macau darf Studierende von Festlandchina rekrutieren
Zum ersten Mal in ihrer 25-jährigen Geschichte darf die katholische Universität Saint Joseph mit Erlaubnis des chinesischen Bildungsministeriums in Macau Studierende aus der VR China aufnehmen. In seinem offiziellen Statement vom 13. September berichtet Rektor Pater Stephen Morgan, dass es sich um Aufbaustudiengänge in Architektur, Betriebswirtschaft, Informatik und Naturwissenschaften handelt. Ohne die Unterstützung durch das Verbindungsbüro Chinas in Macau und des Kommissars für Auswärtige Angelegenheiten sei die Erlaubnis zur Aufnahme chinesischer Studierender nicht möglich gewesen. Sie seien eine Universität „in, von und für Macau, in, von und für China“. Über die Jahre habe die Universität bereits enge Beziehungen zu einer Reihe von Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf dem Festland aufgebaut. Die Aufnahme von Studierenden in den Fächern Theologie und Philosophie ist allerdings nicht eingeschlossen. – Die Universität – die einzige der vier Universitäten in Macau, die bislang keine Studierende von Festlandchina aufnehmen durfte – untersteht der Diözese Macau und ist affiliiert mit der Katholischen Universität von Portugal in Lissabon. Fr. Peter Stilwell, der die Hochschule von 2012 bis 2020 leitete, sagte dem britischen Wochenmagazin The Tablet, die Universität Saint Joseph sei die einzige Universität, die durch ihre Verbindung zu Portugal und den westlichen Stil der Lehre wirklich die Tradition der höheren Bildung in Macau bewahre (Domradio 22.09.; UCAN 20.09.; oclarim.com.mo 15.,18.09.).

Taiwan

30. Juli 2021:
Taiwans früherer Vizepräsident zum Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften ernannt
Der 70-jährige taiwanische Epidemiologe und Politiker Chen Chien-jen ist neues Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Der Gesundheitsexperte und Vizepräsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften von Taiwan (Academia Sinica) war von 2016 bis 2020 Vizepräsident von Taiwan. Chen wurde durch seine Arbeit als Gesundheitsminister während der SARS-Epidemie 2003 bekannt. Der Katholik ist Ritter des päpstlichen Gregoriusordens sowie Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem.
Chen ist der zweite Taiwaner, der zum Mitglied in der Akademie ernannt wurde. Diese Ehre wurde zuvor dem Nobelpreisträger für Chemie, Lee Yuan-Tseh, zuteil.
Die zuerst 1603 gegründete Päpstliche Akademie der Wissenschaften soll – so Vatican News – „nach eigener Darstellung Fortschritte in Mathematik, Physik und Naturwissenschaften sowie das Studium der damit verbundenen erkenntnistheoretischen Probleme fördern. Derzeitiger Präsident ist der deutsche Agrarwissenschaftler Joachim von Braun (71)“ (AsiaNews 2.08.; Vatican News 30.07.).


Katharina Feith
Isabel Friemann, China InfoStelle
Katharina Wenzel-Teuber
Jan Kwee

Alle Quellenangaben in der „Chronik“ beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2021.

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