Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de).
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2024, Nr. 1, S. 14-23) reichte bis einschließlich 28. März 2024.
31. Mai 2024:
Sixth Tone: Politik und digitaler Fortschritt gefährden Geschäfte für Bestattungsbedarf
Regierungsbestrebungen, „abergläubische“ Produkte zu verbieten, und veränderte Traditionen setzten die Händler in einem nordchinesischen Dorf, das für seine Bestattungs- und Gedenkartikel bekannt ist, unter Druck, schreibt das zur Shanghai United Media Group gehörende Portal Sixth Tone am 31. Mai. Die Hauptstraße im Dorf Mibeizhuang, Stadt Baoding, Provinz Hebei, erstreckt sich über einen Kilometer und ist gesäumt mit „Geschäften, die mit dem Tod handeln“. 10.000 Artikel für traditionelle chinesische Beerdigungen und Gedenkzeremonien von Papierblumen, Papiernachbildungen von Handys oder Luxusautos, Begräbnisbekleidung bis zu „Geistergeld“, das für verstorbene Angehörige verbrannt wird, würden hier angeboten. Auf das Dorf entfielen 90% des chinesischen Marktes für Bestattungsbedarf mit einem Jahresumsatz von rund 1 Milliarde Yuan. Üblicherweise strömten im Vorfeld des jährlich stattfindenen Grabfegefestes (Qingmingjie) Anfang April zum Gedenken an die Verstorbenen die Kunden, dieses Jahr ließen sie jedoch auf sich warten. Das Geschäft werde von Jahr zu Jahr schlechter, zitiert Sixth Tone einen Ladenbesitzer. Der Rückgang dieses einst so lukrativen Marktes sei auf zwei wichtige Faktoren zurückzuführen: Politik und Fortschritt. „In den letzten Jahren haben die lokalen Behörden im ganzen Land, auch in Baoding, Vorschriften für ‚zivilisierte Gedenkfeiern‘ eingeführt, die die Herstellung oder den Verkauf von ‚feudalen und abergläubischen‘ Waren wie Geistergeld und andere Papieropfer verbieten. Darüber hinaus bietet das Aufkommen neuer Technologien den Menschen billigere und nachhaltigere Möglichkeiten für Beerdigungs- und Gedenkfeiern.“ Ende März erhielten laut Sixth Tone örtliche Verkäufer eine SMS-Benachrichtigung über die Baoding Civilized Memorial Initiative. Wie bei ähnlichen Maßnahmen, die von Städten in Jiangsu, Shandong, Guizhou, Hunan, Shaanxi und anderen Provinzen eingeführt worden seien, ziele die Initiative darauf ab, das Gedenkzubehör zu verbieten. Verstöße gegen die neuen Vorschriften würden mit hohen Geldstrafen und der Beschlagnahmung von Waren geahndet. Ein Händler, dessen Geschäft am Rande des Bankrotts steht, wird zitiert, dass die Durchsetzung der Politik für „zivilisiertes Gedenken“ im Bezirk Xiong in den letzten zwei Jahren strenger geworden sei, „aber es gibt zu viele Händler, so dass es schwierig ist, gegen alle vorzugehen“. Außerdem, so fügte er hinzu, fänden die Leute schnell Wege, um die Regeln zu umgehen. Um den Tod in das digitale Zeitalter zu bringen, versuchten die Händler zudem, moderne Produkte anzubieten, zum Beispiel wiederverwendbare elektronische Kränze, die aus einem Metallrahmen mit künstlichen Blumen und einem LED-Bildschirm bestehen und mit einer Handy-App individuell gestaltet werden können (Sixth Tone 31.05.). kf
ca. April 2024:
Baiyun-Tempel in Beijing veröffentlicht neue „Liste der Klosterregeln“ für daoistischen Klerus
Um die Forderung der Nationalen Konferenz für Religionsarbeit nach umfassender und strikter Lenkung der Religionen umzusetzen und die Sinisierung des Daoismus zu vertiefen, revidierten der Baiyun-Tempel (白云观, Tempel der Weißen Wolken) und der Feuergotttempel (火德真君庙) in Beijing gemeinsam die „Liste der Klosterregeln“ (清规榜) für ihren Klerus und hängten sie – als Zeichen der Transparenz – auf ihrem Gelände aus. Die Liste ist dem Bericht auf der Website der Chinesischen daoistischen Vereinigung (CDV) – die ihren Sitz im Baiyun-Tempel hat – im Wortlaut beigefügt. Sie enthält in 20 Punkten die Strafen für verschiedene Vergehen, nach deren Schwere gestaffelt. Die CDV veröffentlichte 2015 bereits eine ähnliche Liste mit dem Titel „Regelvereinbarung für daoistische Tempel und Klöster“ (道教宫观规约). Die neue Liste der beiden Beijinger Tempel enthält als Regel Nr. 1: „Das Land und die Religion lieben, die Gesetze des Staates einhalten. Wer zuwiderhandelt, wird exkommuniziert (革出道门).“ Es folgt eine Reihe leichterer Vergehen, z.B. „ohne Grund nicht an der Morgen- oder Abendrezitation teilnehmen“ (Nr. 5) oder „in der Palasthalle, Fastenhalle oder anderen öffentlichen Orten des Tempels rauchen“ (Nr. 8), die mit der Strafe „vor den Göttern über seine Verfehlungen nachdenken (神前思过)“ geahndet werden. Mittelschwere Vergehen sind z.B. „Cliquen und Fraktionen bilden, Gerüchte schüren und Zwischenfälle hervorrufen, die Harmonie der daoistischen Massen zerstören“ (Nr. 12) und „Alkohol trinken, Fleisch und Fisch essen, Tiere töten“ (Nr. 14); die Strafe lautet in leichten Fällen „vor den Göttern über seine Verfehlungen nachdenken“, in schweren Fällen temporärer Ausschluss aus der Gemeinschaft (迁单). Die Strafe der Exkommunikation zur Folge haben Vergehen wie „nachts nicht ins Kloster zurückkehren“ (Nr. 16) oder „Verrat an der Schule des Meisters, beliebiger Wechsel der Gemeinschaft oder Abfall vom daoistischen Glauben“ (Nr. 20). Die Liste ist auf Oktober 2023 datiert (www.taoist.org.cn/showInfoContent.do?id=9854&p=‘p‘ [26.04.]). kwt
19.–25. Mai 2024:
Fortbildung zur Sinisierung des Daoismus
„Um im neuen Zeitalter die Sinisierung des Daoismus zu vertiefen und das Niveau der Anpassung des Daoismus an die sozialistische Gesellschaft kontinuierlich anzuheben“, führten die Chinesische daoistische Vereinigung (CDV) und das Zentralinstitut für Sozialismus vom 19. bis 25. Mai 2024 in Beijing gemeinsam die Fortbildung „Festhalten des Daoismus unseres Landes an der Ausrichtung auf Sinisierung 2024“ durch. 58 Daoistenvertreter [dem Gruppenfoto nach daoistische Priester und Priesterinnen] aus ganz China nahmen teil. Wissenschaftler aus dem Zentralinstitut für Sozialismus, der Zentralen Parteischule, verschiedenen Universitäten und Kader der Zentralen Einheitsfront verbanden in ihrem Unterricht Theorie mit praktischen Beispielen; Leitschnur war das Xi Jinping-Denken zum Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter – heißt es in dem Bericht auf der Website der CDV (www.taoist.org.cn 07.06.). kwt
April 2024:
Berichte: Behörden verteilen neues Ausbildungshandbuch an Mönche des tibetischen Buddhismus in Gansu
Wie Radio Free Asia (RFA) und die International Campaign for Tibet (ICT) berichteten, haben die Behörden ein Ausbildungshandbuch an buddhistische Mönche in den Klöstern der Autonomen tibetischen Präfektur Gannan in der Provinz Gansu verteilt. RFA gab an, das Handbuch gesehen zu haben, ICT berief sich auf Informationen von Golok Jigme, einem ehemaligen politischen Gefangenen aus der Region. Das Handbuch enthält 10 Regeln. Darunter ist – so die Berichte – ein Verbot, nach dem etwaigen Tod des Dalai Lama Fotos von ihm aufzustellen. Außerdem verbiete es den Mönchen, sich am Prozess der Anerkennung der Reinkarnation des Dalai Lama zu beteiligen. Das Handbuch untersage den Mönchen auch, sich an Aktivitäten zu beteiligen, die die nationale Einheit untergraben, die soziale Stabilität im Namen der Religion beeinträchtigen oder die Zusammenarbeit mit separatistischen Gruppen außerhalb des Landes erfordern, so eine Quelle zu RFA (ICT’s Tibet Roundup 2024, Nr. 6 [April 1-15]; RFA 09.04.). kwt
26. Mai 2024:
Forum über die Sinisierung des Buddhismus und die Geschichte des Lingyan-Tempels in Jinan
Über 60 Vertreter aus Politik, Wissenschaft und den buddhistischen Kreisen Chinas nahmen an der Konferenz in Jinan (Shandong) teil. Sie wurde federführend vom Zentralinstitut für Sozialismus in Zusammenarbeit mit der Peking University, der Buddhistischen Vereinigung der Stadt Jinan und dem Lingyan-Tempel organisiert. Xu Zhaogang, Studienleiter am Zentralinstitut für Sozialismus, sagte bei der Eröffnung, die Geschichte des Buddhismus in China sei eine Geschichte seiner kontinuierlichen Sinisierung, dadurch sei die buddhistische Kultur zu einem „untrennbaren, unverzichtbaren, unersetzlichen und wichtigen Teil der chinesischen Kultur und zu einem ihrer zentralen kulturellen Gene“ geworden. Durch den Prozess der Sinisierung des Buddhismus sei „ein globales Modell für die Indigenisierung von Religionen“ geschaffen worden, so Xu laut einem Konferenzbericht der Einheitsfront. Mao Baoling, Leiter der Einheitsfrontabteilung der KP von Jinan, erklärte, das Forum komme zur rechten Zeit, da Jinan derzeit eine „Marke für die Praxis der Sinisierung der Religionen“ mit dem Namen „Interaktion rechts [d.h. westlich] des Meeres – die fünf Religionen gehen gemeinsam“ (会通海右·五教同行) aufbaue.
Solche „Marken“ (品牌) für die Vermarktung der staatlichen Religionspolitik scheinen populär zu sein; letztes Jahr wurden in Shanghai einige Konferenzen mit der religionspolitischen Marke der Stadt „Am Meer über das Dao sprechen“ (海上论道) durchgeführt (vgl. China heute 2023, Nr. 3, Chronik, Daoismus, 25.-26. Juli 2023), und die Provinz Zhejiang führt die Marke „Zhijiang fragt nach dem Dao“ (之江问道; siehe unten den Eintrag vom 24.–25. Mai 2024 in der Rubrik „Katholizismus“).
Bitter Winter schrieb in einem Kommentar zu der Konferenz in Jinan, die KP benutze den im 4. Jh. gegründeten, berühmten Lingyan-Tempel als Beispiel für die Schablone, mit der sie die Geschichte des chinesischen Buddhismus neu interpretiere. Mit der Einheitsfront assoziierte Wissenschaftler würden „Sinisierung“ im Fall des Buddhismus im Sinn von „Unterwerfung unter die Staatsmacht“ verwenden und behaupten, dass der Buddhismus in China immer dann aufgeblüht sei, wenn er „Staatsbuddhismus“ wurde und die Kontrolle durch den Staat akzeptiert habe (Bitter Winter 19.06.; www.zytzb.gov.cn 29.05.). kwt
18. Juni 2024:
Xi Jinping besucht den lamaistischen Hongjue-Tempel in Xining, Provinz Qinghai
Bei einer Inspektionstour in Qinghai besuchte der chinesische Präsident am Nachmittag des 18. Juni in der Provinzhauptstadt Xining zunächst eine Internatsschule für Kinder verschiedener Ethnien vom Land, danach den Hongjue-Tempel (宏觉寺). Der Tempel gehört zur Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus. Laut einem Bericht des chinesischen Staatsfernsehens CCTV erklärte Xi im Tempel, dass der Hongjue-Tempel in seiner tausendjährigen Geschichte eine wichtige Brückenrolle als Verbindung zwischen der (chinesischen) Zentralregierung und dem tibetischen Buddhismus gespielt habe. [Konkrete Beispiele dafür nennt ein Artikel in China Daily vom 21. Juni.] Es gelte, so Xi weiter, dieses wertvolle Erbe zu bewahren und neue Beiträge zum Schmieden des Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation und der Einheit der Nationalitäten zu leisten. Man müsse von der alten Generation der Revolutionäre lernen und die Einheitsfrontarbeit, Nationalitätenarbeit und Religionsarbeit der Partei im neuen Zeitalter noch besser machen, sagte Xi laut CCTV.
Bitter Winter wies darauf hin, dass Xi Jinpings Vater Xi Zhongxun, damals stellvertretender Sekretär des Nordwestbüros der KPCh und „ein Experte für religiöse Angelegenheiten“, 1951 von Mao zum Hongjue-Tempel geschickt worden sei, um den 10. Panchen Lama zu treffen und dessen Rückkehr zu seinem Sitz in Shigatse zu arrangieren.
Mehrere Kommentare in westlichen Medien sahen einen Zusammenhang zwischen Xis Worten in Xining und der Verabschiedung des „Resolve Tibet Act“ durch den US-Kongress am 12. Juni sowie dem Besuch von sieben Abgeordneten des US-Kongresses beim Dalai Lama am 19. Juni. Laut Reuters sagten die US-Abgeordneten dem Dalai Lama, sie würden China nicht erlauben, die Wahl seines Nachfolgers zu beeinflussen; sie signalisierten auch, dass Washington Druck auf Beijing ausüben werde, um die seit 2010 ausgesetzten Gespräche mit den tibetischen Führern zur Lösung der Tibet-Frage wieder aufzunehmen (Bitter Winter 25.06.; China Daily 21.06.; www.cctv.com 20.06.; Phayul 25.06.; Reuters 19.06.). kwt
20. Juni 2024:
Chinesischer Außenamtssprecher zur Frage von Verhandlungen mit der tibetischen Exilregierung und dem Dalai Lama
Der Premierminister der tibetischen Exilregierung habe gesagt, dass er die neue US-Gesetzgebung [s.o.] benutzen wolle, um China zurück an den Verhandlungstisch zu zwingen, und dass man auch andere Länder dazu bringen wolle, diesbezüglich Druck auf China auszuüben; was sage das Außenministerium dazu? Auf diese Frage von Bloomberg erklärte der Sprecher des Außenministeriums Li Jian bei der Pressekonferenz am 20. Juni: Die sogenannte tibetische Exilregierung sei eine gänzlich separatistische politische Gruppe und eine illegale Organisation, die Chinas Verfassung verletze; sie werde von keinem Land der Welt anerkannt. „Was die Kontakte und Gespräche zwischen der chinesischen Zentralregierung und dem 14. Dalai Lama betrifft, so ist unsere Politik konsequent und klar. Das Wichtigste ist, dass der 14. Dalai Lama seine politischen Positionen vollständig überdenkt und gründlich korrigiert“ (www.fmprc.gov.cn 20.06.). kwt
8. April 2024:
Bitter Winter: Rundschreiben der Religionsbehörde von Yuxi, Yunnan, gegen Fasten von Parteimitgliedern und Minderjährigen im Ramadan
Bitter Winter erhielt nach eigenen Angaben von lokalen Muslimen ein auf 13. März 2024 datiertes Schreiben des Büros für religiöse und ethnische Angelegenheiten der Stadt Yuxi mit dem Titel „Dringende Bekanntmachung über die Durchführung von Untersuchungen hinsichtlich der Teilnahme von Parteimitgliedern und Minderjährigen an religiösen Aktivitäten wie Fasten“. In dem Text, den Bitter Winter als Foto und in englischer Übersetzung publizierte, heißt es: „Fasten ist eine religiöse Praxis des Islam und gehört zu den religiösen Aktivitäten. [...] Um Parteimitglieder und Minderjährige an der Teilnahme von religiösen Aktivitäten wie Fasten zu hindern, werden hiermit folgende Punkte bekanntgegeben: 1. Umfassend Untersuchungen und Rektifizierungen hinsichtlich der Teilnahme von Parteimitgliedern an religiösen Aktivitäten wie Fasten durchführen. Die Masse der Parteimitglieder erziehen zur strikten Einhaltung der politischen Disziplin, nicht an religiösen Aktivitäten teilzunehmen und standfeste marxistische Atheisten zu sein [...]. Diejenigen, die nach der Erziehung immer noch nicht korrigiert sind, werden streng nach den entsprechenden Bestimmungen behandelt. 2. Umfassend Untersuchungen hinsichtlich der Teilnahme von Minderjährigen an religiösen Aktivitäten wie Fasten durchführen. [...] Am Prinzip der Trennung von Erziehung und Religion festhalten, die Erziehung und Anleitung von Lehrern, Schülern und der breiten Masse der Jugendlichen verstärken [...]. 3. Effektiv auf der Hut sein vor der öffentlichen Meinung im Internet [...].“
Bitter Winter zitierte einen muslimischen Gemeindeleiter aus Yuxi mit der Meinung, das Dokument sei eine Strafe für die Muslime in Yuxi, weil sie öffentlich gegen die (inzwischen durchgeführte) „Sinisierung“ der Najiaying-Moschee protestiert hätten (Bitter Winter 08.04.; vgl. China heute 2023, Nr. 2, Chronik, Islam, 27. Mai 2023; 2024, Nr. 1, Chronik, Islam, 28. März 2024). kwt
15. Mai 2024:
Erste drei Hadsch-Pilgerflüge starten mit 1.053 Passagieren von China nach Saudi-Arabien
769 der Pilgernden kamen aus der Provinz Gansu, 284 aus der Provinz Yunnan – heißt es in einem Bericht auf der Website der Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV), der einzigen vom chinesischen Staat autorisierten Organisation für Hadsch und Umra von Bürgern der VR China. Die Gesamtzahl der chinesischen Hadschis des Jahres 2024 wird auf der CIV-Website nicht bekanntgegeben. In inoffiziellen Medien wie Wego Travel Blog und TikTok wird für China eine Quote von 9.190 Pilgern genannt, dies konnte jedoch nicht überprüft werden. Wie schon seit einigen Jahren veranstaltete die chinesische Hadsch-Gruppe am 5. Juni in Mekka eine „Vorführung der vorzüglichen traditionellen Kultur Chinas“ mit Darbietungen zu Teekultur, Sticken, Scherenschnitt, Kalligraphie und Kampfkunst sowie kulinarischen Spezialitäten. Neben dem Leiter der chinesischen Hadschgruppe und Vizevorsitzenden der CIV, dem Uiguren Adilijiang Ajikelimu, waren auch der Botschafter Chinas in Saudi-Arabien und der chinesische Generalkonsul in Dschidda, Vertreter des saudischen Ministeriums für Hadsch und Umra, der Stadt Mekka sowie Verantwortliche der Pilgergruppen aus Malaysia, Thailand und Indonesien bei der Vorführung präsent. Am 22. Juni traten die ersten chinesischen Hadschis den Heimflug an. Zuvor waren ab Mai in über 3.300 Moscheen des Autonomen Gebiets Ningxia der Hui Predigten zum Thema „Nach dem Gesetz ordnungsgemäß den Hadsch machen – sich dem illegalen Hadsch widersetzen“ gehalten worden, die laut CIV über 100.000 Personen erreichten.
Auf der Website der CIV wird nicht erwähnt, ob unter den 1.300 Hitzeopfern des Hadsch 2024 – 80% von ihnen waren nach saudischen Angaben nicht registrierte Pilger – auch Chinesen waren (www.chinaislam.net.cn 16.05.; 03.,06.,25.06.; Tagesschau 23.06.) kwt
22. Mai 2024:
Adrian Zenz im ZDF-Auslandsjournal zur Lage in Xinjiang
Im Bericht der ZDF-Korrespondentin Elisabeth Schmidt über ihre Xinjiang-Reise werden Ausschnitte eines Interviews mit dem Anthropologen Adrian Zenz wiedergegeben. Der Forscher sagt dort: „Meinen Erkenntnissen nach hat die Masseninternierung genau drei Jahre gedauert, von 2017 bis Ende [20]19, das ist auch ein typischer Zeitraum für ähnliche Polizei- und Sicherheitsmaßnahmen in China. Das bedeutet aber nicht, dass die Masseninternierungen vorbei sind, das bedeutet auch nicht, dass neue Figuren nicht weiterhin verhaftet werden. Davon habe ich tatsächlich auch Erkenntnisse, dass das weiterhin der Fall ist.“ Elisabeth Schmidt sagt anschließend: „Laut dem Forscher sitzen bis heute Hunderttausende Uiguren und Kasachen in Xinjiang langjährige Haftstrafen ab oder sind in Zwangsarbeit.“ Später im Bericht sagt Zenz: „Das Projekt der chinesischen Regierung war in der Hinsicht erfolgreich, dass die Uiguren kulturell, sprachlich, ideologisch, geistlich gebrochen wurden, dass jeglicher Widerstand gebrochen wurde. Wir müssen uns ja klarmachen, dass das, was in Xinjiang passiert ist und auch nach wie vor ja passiert, die größte Masseninternierung einer ethno-religiösen Minderheit seit dem 2. Weltkrieg darstellt“ (www.zdf.de/politik/auslandsjournal/auslandsjournal-vom-22-mai-2024-100.html, Video verfügbar bis 22.08.2024, eigene Transkription).
Adrian Zenz machte als erster auf die Internierungslager in Xinjiang aufmerksam, deren Aufbau er u.a. mit Daten aus öffentlichen Ausschreibungen im chinesischen Internet belegte (siehe China heute 2018, Nr. 2, Informationen). kwt
30.–31. Mai 2014:
4. Forum über Islam und die Seidenstraße des Meeres – Yang Faming empfängt Vertreter der Muslime aus Taiwan und spricht über Wiedervereinigung
Die Konferenz in Pujiang (Provinz Fujian) brachte 130 Wissenschaftler und Muslimvertreter aus Festlandchina, Hongkong, Macau und Taiwan zusammen. Veranstalter waren die Chinesische islamische Vereinigung (CIV) und die Islamische Vereinigung von Pujiang. Laut einem Bericht auf der Website der CIV kreisten die 30 Konferenzbeiträge um die Themen „Integration zwischen China und dem Ausland: Die islamische Zivilisation und der Geist der Seidenstraße“, „Schicksal und Gemeinschaft: Der Gedanke der Integration von Islam und Konfuzianismus [伊儒会通] und sein Wert für heute“; „Hand in Hand gehen: Die Sinisierung des Islams und der Aufbau einer gemeinsamen spirituellen Heimat“, „Integration zwischen beiden Seiten der Taiwanstraße: Die Rolle der islamischen Kreise beim Aufbau einer Modellzone für Integration und Entwicklung zwischen beiden Seiten der Straße“.
Im Rahmen des Forums empfing Yang Faming, Vorsitzender der CIV, den ehemaligen Vorsitzenden der Chinese Muslim Association, Republic of China (Taiwan) (中國回教協會), Ma Xiaoqi. Yang sagte zu Ma, er hoffe, dass die islamischen Kreise auf beiden Seiten der Taiwanstraße sich bemühen, gemeinsam eine Schicksalsgemeinschaft beider Seiten der Taiwanstraße aufzubauen und dazu beizutragen, dass die friedliche Wiedervereinigung so bald wie möglich erreicht werde. Laut Bericht auf der Website der CIV sprach Ma Xiaoqi von der tiefen Freundschaft zwischen den Muslimen auf beiden Seiten und drückte die Hoffnung aus, dass sie gemeinsam einen Beitrag zum Wiedererstarken der Nation leisten würden (www.chinaislam.net.cn 01.06. [2 Meldungen]). kwt
18. Juni 2024:
Human Rights Watch (HRW): In Xinjiang wurden Hunderte von Dorfnamen mit religiöser, kultureller oder historischer Bedeutung geändert – aus „Weiße-Moschee-Dorf“ wird „Einheitsdorf“
Die Forscher von HRW, das seinen Sitz in New York hat, analysierten Daten, die das Nationale Statistikbüro jährlich in der Liste „Gebietscodes für statistische Zwecke“ (统计用区划代码) auf seiner Website publiziert. Die Forscher fanden heraus, dass zwischen 2009 und 2023 die Namen von 3.652 der gut 23.000 für Xinjiang verzeichneten Dörfer geändert wurden. Vier Fünftel der Änderungen bezeichnete HRW als alltäglich. In etwa 630 Fällen jedoch waren die Namen so geändert worden, dass Bezüge zur Religion, Kultur oder Geschichte der Uiguren verschwanden. Am häufigsten wurde das Wort mazar 麻扎 (Schrein, Grabstätte) aus dem Namen von Dörfern entfernt: 2009 hatten es 47 Dörfer im Namen, 2023 nur noch 6. Das Wort hoja 霍加 (religiöser Lehrer) wurde aus 25 von 28 Dorfnamen entfernt. Meschit 美其特 (Moschee) verschwand aus den Namen von allen 17 Dörfern mit diesem Begriff. 10 von 13 Dörfern mit haniqa 哈尼喀 (Sufi-Versammlungshaus) im Namen wurden umbenannt. Gänzlich verschwanden Ortsnamenbestandteile mit der Bedeutung von Sultan (6-mal), Kalif/Herrscher (7-mal) oder Palast (9-mal). Häufigste Bestandteile der neuen, geänderten Dorfnamen waren xingfu 幸福 (Glück, 79-mal), tuanjie 团结 (Einheit, Zusammenschluss [der Ethnien], 69-mal) und hexie 和谐 (Harmonie, 55-mal). Die meisten Namensänderungen wurden dem HRW-Bericht zufolge 2017–2019 vorgenommen, über 90% der betroffenen Dörfer liegen in den Regierungsbezirken Kashgar, Hotan und Aksu. Zwei der von HRW genannten Beispiele: Das „Dutar-Dorf“ 都塔尔村 (Dutar ist eine zentralasiatische Laute) im Kreis Karakax wurde 2022 in „Rote-Fahne-Dorf“ 红旗村 umbenannt. Aus „Weiße-Moschee-Dorf“ (阿克美其特村) im Kreis Akto wurde 2018 „Einheitsdorf“ (团结村). Maya Wang von HRW beurteilte diese Namensänderungen als „offenbar Teil der Bemühungen der chinesischen Regierung, die kulturellen und religiösen Ausdrucksformen der Uiguren auszulöschen“ (www.hrw.org/news/2024/06/18/china-hundreds-uyghur-village-names-change). kwt
11.–12. Mai 2024:
Symposium zum 30-jährigen Bestehen des Zentrums für Judentum und interreligiöse Studien an der Universität Shandong in Jinan und 4. Jahreskonferenz zum Judentum in China
Laut dem Bericht auf der Website des Instituts für Weltreligionen der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften waren die Veranstalter das Zentrum für Judentum und interreligiöse Studien der Universität Shandong in Kooperation mit dem Institut für jüdische und israelische Studien der Universität Nanjing und dem Zentrum für israelische Studien der Universität Henan. 80 Konferenzpapiere gingen ein, und mehr als hundert Akademiker nahmen teil. Inhaltlich ging es u.a. um jüdische Geschichte und Schriften, jüdisches Denken und aktuelle Fragen. Prof. Fu Youde, Direktor des Zentrums für Judentum und interreligiöse Studien, gab einen Überblick über die Entwicklung des Zentrums in den vergangenen dreißig Jahren. Unter den Teilnehmenden waren Professoren von Zentren bzw. Instituten für Forschung zum Judentum, jüdischer Kultur bzw. Israel u.a. an der Peking University, der Nanjing University, der Henan University, dem Institut für Fremdsprachen Heilongjiang in Harbin und der Shanghaier Akademie für Sozialwissenschaften (http://iwr.cssn.cn/xw/202405/t20240524_5754599.shtml 24.05.2024). kf
9. April 2024:
Haft- und Geldstrafen für Gemeindeälteste in Sichuan
Am 15. März wurden der pensionierte Gemeindeleiter Hao Ming 郝鸣 und sein Nachfolger Ältester Wu Jiannan 武建男 nach zweieinhalb Jahren in Haft auf Kaution freigelassen. Drei Wochen später erging das Urteil: drei Jahre Gefängnis, auf Bewährung ausgesetzt für fünf Jahre, und eine zusätzliche Geldstrafe in Höhe von 30.000 Yuan. Beide waren offiziell wegen Betrug angeklagt worden, weil sie Spenden der Gemeinde entgegengenommen hatten. Die Qiuyu-Qingcaodi-Kirche in der Stadt Deyang in der Provinz Sichuan ist eine nicht registrierte Hauskirche, die öffentlich gegen die Verfolgung der Rainbow Covenant Church von Pastor Wang Yi protestiert hat. Gemeindeversammlungen wurden von Polizeikräften aufgelöst; es kam zu Festnahmen und Hausdurchsuchungen. Während andere Gemeindemitglieder wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, verblieben Hao Ming und Wu Jiannan nach ihrer Festnahme am 17. November 2021 im Gefängnis (Bitter Winter 15.04.; https://boxun.com/archives/365956; vgl. China heute Nr. 2021, Nr. 4, Chronik, Protestantische Kirchen, Zwischen dem 17. und 19. November 2021).
Isabel Friemann, China InfoStelle
15. April 2024:
Fünf Jahre Haftstrafe wegen des Verkaufs von Bibeln
In der Inneren Mongolei wurde Ban Yanchao 班颜超 am 15. April zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie sich im Sinne der Anklage als schuldig bekannte. Ihr wurde „illegale Wirtschaftsaktivität“ (非法经营罪) zur Last gelegt. Zusammen mit neun Mitgliedern ihrer christlichen Gruppe war sie drei Jahre zuvor wegen des unerlaubten Verkaufs von Bibeln verhaftet worden. Obwohl die Bibeln offiziell vom nationalen Chinesischen Christenrat gedruckt und sogar unter dem Anschaffungspreis zu Evangelisationszwecken verkauft worden waren, wurde der Vertrieb als schweres Verbrechen geahndet. Der Hauptangeklagten Wang Honglan 王洪兰, die in früheren Fällen bereits zu fünf Jahren Arbeitslager und einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war, droht eine Strafe von bis zu 15 Jahren Haft. Ihr Mann Ji Heying sowie vier weitere Mitglieder der christlichen Gruppe sind Mitte April nach drei Jahren Haft auf Kaution entlassen worden, ihr Prozess steht noch aus. Wang Honglan und drei andere Angeklagte sind weiterhin im Gefängnis. Über den Fortgang ihres Gerichtsverfahrens gab es keine Aussagen. Die Freilassung von Ban Yanchao wurde auf April 2026 festgesetzt (Bitter Winter 29.04.; www.rfa.org/mandarin 26.04.; vgl. China heute 2023, Nr. 2, Chronik, Protestantische Kirchen, Mai 2023).
Isabel Friemann, China InfoStelle
28. Mai 2024:
Maler und Bildhauer Yan Zhengxue gestorben
Am 28. Mai verstarb der berühmte Künstler und Menschenrechtler Yan Zhengxue 严正学 im Alter von 80 Jahren in Beijing. Seine Ölgemälde wurden 1988 in einer Einzelausstellung im Nationalen Kunstmuseum der Hauptstadt ausgestellt. Während der Proteste auf dem Tian’anmen-Platz ein Jahr später beteiligte sich Yan an den Aktionen als Führer einer kritischen Künstlergruppe und zog danach ins Yuanmingyuan-Künstlerdorf im Norden Beijings. Wegen seiner sowohl in den Kunstwerken als auch mündlich ausgedrückten Kritik an der Niederschlagung der Demokratiebewegung und dem Rechtssystem der KPCh wurde Yan Zhengxue 1993 verhaftet und zu zwei Jahren Arbeitslager in Beidahuang, Innere Mongolei, verurteilt. Nach eigenen Angaben wurde er dort u.a. mit Isolierhaft und Elektroschocks gefoltert. In dieser Zeit entstanden knapp 100 großformatige Acrylbilder, die teilweise später im In- und Ausland ausgestellt wurden. Von 2006 bis 2009 verbüßte Yan eine weitere Haftstrafe. 2010 wurde er auf die Negativ-Liste der 100 chinesischen öffentlichen Intellektuellen gesetzt. 2010 stellte er auch seine Skulpturen von Lin Zhao und Zhang Zhixin als Symbol der Suche nach der „chinesischen Seele“ im Beijinger Kunstviertel 798 aus. Beide Frauen waren als überzeugte Anhängerinnen des Kommunismus wegen Kritik an der Regierung während der Kulturrevolution exekutiert worden. Lin Zhao hatte mit ihrem eigenen Blut zahlreiche Gedichte und Prosatexte geschrieben. Ihre Geschichte wurde auch in dem Dokumentarfilm „Searching for Lin Zhao’s Soul“ von Filmemacher Hu Jie nachgezeichnet.
Nach Angaben von Bitter Winter war Yan Zhengxue Christ und Mitglied der Beijing Holy Love Fellowship House Church. Mitgliedern der Gemeinde war die Teilnahme an der Begräbnisfeier am 30. Mai von Polizeikräften untersagt worden (Bitter Winter 03.06.; www.rfa.org/mandarin 28.05.).
Isabel Friemann, China InfoStelle
3. Juni 2024:
Zum Tod des Theologen Jürgen Moltmann
Am 3. Juni starb der Professor für systematische Theologie Jürgen Moltmann im Alter von 98 Jahren in Tübingen, was zu zahlreichen Nachrufen, v.a. in chinesischen sozialen Netzwerken, führte. Seine „Theologie der Hoffnung“ wurde ebenso an chinesischen theologischen Seminaren in Hongkong, Festlandchina und Taiwan rezipiert wie an Universitäten diskutiert. 1994 brachte das Institute of Sino-Christian Studies (ISCS) in Hongkong eine chinesische Übersetzung von Der gekreuzigte Gott (Original 1972, chinesischer Titel 被钉十字架的上帝) heraus, die 1997 in China nachgedruckt wurde, und 1999 eine Übersetzung des Buchs Gott in der Schöpfung (Original 1985, chinesischer Titel 创造中的上帝). Zahlreiche weitere Übersetzungen von Moltmanns Werken sowie Bände mit Konferenzbeiträgen erschienen im ISCS in den folgenden Jahrzehnten. Seine Schriften wurden auch durch intensive persönliche Kontakte und Reisen Moltmanns im chinesischsprachigen Raum bekannt und verbreitet. Im Oktober 1999 besuchte Prof. Moltmann das Chong Chi College in Hongkong, wo ihm zu Ehren eine Konferenz veranstaltet wurde, bei der er direkt mit führenden chinesischen Theologinnen und Christentumsforschern diskutieren konnte. Um den akademischen Dialog weiter zu beleben, organisierten das ISCS und das China Zentrum Sankt Augustin 2001 gemeinsam eine chinesisch-deutsche Tagung in Berlin unter dem Motto „Translation and Reception: The Encounter of Christianity with the Chinese Culture“, bei der Prof. Moltmann u.a. eine Einladung erhielt, die Qinghua University in Beijing zu besuchen. 2002 fand ein Symposium zu „Sino-Theology“ an der Chung Yuan Christian University in Taiwan statt, das zu tiefen Gesprächen zwischen Moltmann und acht chinesischen Theologen aus Hongkong und Taiwan führte. 2004 reiste er gemeinsam mit seiner Frau Prof. Elisabeth Moltmann-Wendel zu Gesprächen und Vorträgen an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften und Universitäten nach Beijing.
Eine weitere chinesische Konferenz mit Jürgen Moltmann, Daniel Yeung, Zhuo Xinping, He Guanghu, Yang Huilin und weiteren Christentumsexperten fand 2014 in Beijing statt. Das letzte große Dialogforum organisierte die Chinese University of Hong Kong gemeinsam mit dem ISCS im April 2018 mit dem deutschen Theologen. Mehr als zwanzig seiner Schülerinnen und ehemaligen Doktoranden aus dem chinesischen Raum, wie z.B. Dr. Hong Liang, nahmen daran teil (杨照楠 [Daniel Yeung], 怀念莫尔特曼教授与我们一起走过的日子 [Our Memories of Prof. Jürgen Moltmann], ISCS 07.06.). Eine Zusammenstellung der Begegnungen und Diskussionen von Jürgen Moltmann mit der chinesischen christlichen Welt findet sich in dem Buch Moltmann and China. Theological Encounters from Hong Kong to Beijing, hrsg. von Jason Lam und Naomi Thurston, Leiden: Brill 2023.
Isabel Friemann, China InfoStelle
Ab 4. Juni 2024:
Fünf Tage Polizeigewahrsam für Gedenken an Tian’anmen
Der 4. Juni 1989 ist ein Datum, dass im chinesischen Internet nicht existiert. Ein organisiertes Gedenken an die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung wird nicht geduldet. Fu Lijun, Mitglied der offiziell aufgelösten, aber in kleineren privaten Gruppen weiterhin aktiven Rainbow Covenant Church in Chengdu, wurde am 4. Juni um sieben Uhr morgens von Sicherheitskräften festgenommen, nachdem er über WeChat Musik und Gebete zum Gedenken hochgeladen hatte. Die Sicherheitsverwahrung wurde am 10. Juni aufgehoben.
Pastor Wang Yi, Gründer der Rainbow Covenant Church, war im Dezember 2019 zu neun Jahren Haft wegen „Anstiftung zum Umsturz“ verurteilt worden (Bitter Winter 10.06.; vgl. China heute 2020, Nr. 1, Chronik, Protestantismus, 26. Dezember 2019).
Isabel Friemann, China InfoStelle
9. April 2024:
Bistum Shanghai meldet bisher über 400 Taufen im Jahr 2024
Nach einer vorläufigen Statistik des Bistums wurden im Jahr 2024 bis zu diesem Datum in Shanghai 470 Personen getauft, davon 349 in der Osternacht – am traditionell wichtigsten Tauftermin des Jahres (www.xinde.org 08.04.). kwt
Mai 2024:
Über 10.000 Gläubige pilgern im Marienmonat zum Wallfahrtsort Sheshan bei Shanghai
Auf der Website des Bistums Shanghai gibt es eine Liste mit den angemeldeten Pilgergruppen für die Wallfahrt zum Marienheiligtum auf dem Sheshan im Mai 2024, in der die Pilgergruppen mit Herkunftsort, Personenzahl und Namen des begleitenden Priesters eingetragen sind. Die Gesamtzahl der angemeldeten Pilger laut dieser Liste beträgt 13.893 (eigene Addition). Dies war sicher nicht die tatsächliche Zahl, da viele Gruppen eine offensichtlich geschätzte, runde Summe von Pilgern anmeldeten und andererseits vielleicht nicht alle Gruppen auf der Liste stehen, sie gibt aber einen Hinweis auf die Größenordnung. Die Gruppen auf der Liste kamen aus dem Bistum Shanghai und Bistümern der angrenzenden Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Auf der Website der Diözese gibt es auch Hinweise zum Anmeldeverfahren inklusive der Formulare des Religionsbüros Shanghai zur Akteneintragung von provinzübergreifenden religiösen Aktivitäten (wir berichteten letztes Jahr darüber, siehe China heute 2023, Nr. 2, Chronik, Katholische Kirche, Mai 2023). Bei der Prozession zur Basilika am 1. Mai wurde nicht, wie bis letztes Jahr, eine Replik der bekannten Madonna von der Kirchturmspitze der Basilika mitgetragen, sondern eine verkleinerte Kopie der Statue „Maria Hilfe der Christen“ vom Hochaltar; dies zeigen Fotos auf der Website der Diözese und auf Xinde (www.catholicsh.org 01.05.2023; 01.,16.05.; www.xinde.org 03.05.).
Auch in anderen Teilen Chinas gab es im Mai Wallfahrten zu regionalen Marienwallfahrtsorten. kwt
4.–5. Mai 2024:
Kurs über Sterbebegleitung im Bistum Tangshan
Wie kann ich meinen Angehörigen helfen, in Frieden zu sterben, und wie stehe ich selbst zum Tod? Als Referentin für diese Fragen lud die Pfarrei Wujiazhuang im Bistum Tangshan (Provinz Hebei) Schwester Chen Birong von der Gemeinschaft der Helferinnen der armen Seelen im Fegfeuer der Diözese Xingtai ein. Über 30 Gläubige nahmen an dem Kurs teil. Anschließend erklärten sie ihre Bereitschaft, sich am Hospizdienst der Pfarrei zu beteiligen – heißt es in dem Bericht (www.xinde.org 06.05.). kwt
12. Mai 2024:
Chinesisches Kolleg in Leuven: 100-stündiger Kurs zur pastoralen Erneuerung auf Chinesisch abgeschlossen
22 Priester aus China absolvierten den Kurs, der traditionellerweise seit 2015 zweimal jährlich von der Ferdinand-Verbiest-Stiftung in Leuven organisiert wird, in der Coronazeit jedoch pausieren musste. Das Programm umfasste neben dem Unterricht auch eine Wallfahrt nach Banneux in Belgien sowie eine Pilgerfahrt nach Rom, wo die Gruppe Papst Franziskus traf. Zudem wurde sie im Dikasterium für die Evangelisierung von Kardinal Luis Antonio Tagle empfangen und konnte in der Petersbasilika die Eucharistie mit Erzbischof Claudio Celli feiern. „Nach ihrem Abschluss bereiten sie sich nun darauf vor, in ihre Pfarreien in verschiedenen Diözesen Chinas zurückzukehren, wo sie als Pfarrer tätig sind“, schreibt P. Jeroom Heyndrickx CICM. Zum Abschluss erhielten die Teilnehmer ein von Kardinal de Kesel, dem Vorsitzenden der Stiftung, unterzeichnetes Zertifikat. Neuer Direktor der Ferdinand-Verbiest-Stiftung ist Dr. Hugo Vanheeswijck. kf
22. Mai 2024:
China Aid berichtet: Zwei katholische Priester der Diözese Baoding in der Provinz Hebei verschleppt
Nach dem Bericht, der sich auf die chinesische katholische Website Catholic Online bezieht, wurde Untergrundpriester Chen Hekun am 29. April von seinem Zuhause in Zhangjiakou abgeholt und gelte seither als verschwunden, schreibt China Aid am 22. Mai; es gebe Hinweise darauf, dass er im Kreis Anxin festgehalten wird. Die Gründe für seine Verhaftung seien unklar. Priester Chen stammt aus einer katholischen Familie in Anxin, Stadt Baoding. Er arbeitete u.a. als Dekan des Untergrundseminars von Baoding, so der Bericht von China Aid, und habe seit Längerem unter Überwachung gestanden. Weiterhin verschwand laut dem Bericht am 17. April Priester Chi Huitian. Die Polizei habe wissen lassen, dass er in seine Heimat Xingtai zurückgeschickt worden sei. Die Gründe für seine Verhaftung seien ebenfalls unbekannt. In der Vergangenheit sind in der Diözese Baoding immer wieder Priester, die sich nicht offiziell registrieren lassen, zeitweise verschwunden und stehen unter starkem Druck seitens der Behörden (China Aid 22.05.; siehe auch die chinesische Meldung unter www.chinaaid.net/2024/05/blog-post_85.html). kf
24.–25. Mai 2024:
1. wissenschaftliche Konferenz über die Sinisierung des Katholizismus in der Provinz Zhejiang
Die Konferenz mit 128 Teilnehmenden fand in Ningbo statt. Veranstalter waren die katholischen „Zwei Vereinigungen“ der Provinz, die Patriotische Vereinigung von Ningbo und die Diözese Ningbo übernahmen die Durchführung, Mitveranstalter war das Faith Cultural Institute aus Shijiazhuang (Provinz Hebei). Als einer der Hauptredner bei der Eröffnung sprach Bischof Yang Yongqiang von Zhoucun in der Provinz Shandong – dies war vermutlich schon ein Vorbote seiner Installation als Bischof von Hangzhou (der Provinzhauptstadt von Zhejiang) einen Monat später (s.u.). Der Vertreter der Religionsbehörde von Zhejiang betonte u.a. die Forderung, dass am Prinzip der Unabhängigkeit der Kirche festzuhalten sei. Es gab 31 Fachvorträge. Ortsbischof Jin Yangke von Ningbo sprach die Schlussworte. Die Konferenz endete mit dem gemeinsamen Gesang des Liedes „Muttergottes von China“.
Zum Rahmenprogramm der Konferenz gehörte auch die Ausstellung „Biblische Geschichten und chinesische Tuschmalerei“ mit Bildern des katholischen Malers Chen Hu.
Konferenz und Ausstellung standen unter dem Motto „Zhijiang fragt nach dem Dao“ (之江问道). Dieser Spruch wurde 2022 von den Provinz-Dachverbänden der fünf Religionen als „Marke“ für die Sinisierung der Religionen eingeführt, wobei „Zhijiang“ sowohl für den Fluss Qiantangjiang als auch die Provinz Zhejiang steht. Damit haben nun Shanghai, Jinan und Zhejiang (und möglicherweise noch weitere Provinzen) eine solche religionspolitische „Marke“ (siehe hierzu den Eintrag vom 26. Mai 2024 in der Rubrik „Buddhismus“) (mzw.zj.gov.cn 29.09.2022; www.xinde.org 27.05.). kwt
18.–19. Juni 2024:
9. Konferenz zur Sinisierung des Katholizismus in Liaoning
An der Konferenz in Shenyang, deren Organisator in dem offiziellen Bericht nicht genannt wird [vermutlich die katholischen „Zwei Vereinigungen“ der Provinz], nahmen über 60 Priester, Schwestern und Laienvertreter aus Liaoning teil. Dem Bericht zufolge sprachen 14 von den lokalen katholischen „Zwei Vereinigungen“ in Liaoning ausgewählte Referenten darüber, wie man „Bibel und kirchliche Lehren und Vorschriften mit der traditionellen Kultur und den sozialistischen Kernwerten verbindet“. Während des Seminars richtete der Katholizismus von Liaoning (sic!) Fachkommissionen für Seelsorge und Evangelisierung, für Berufungsausbildung und Liturgie, für Immobilienarbeit, für sinisierte Theologie, für Wohltätigkeit und soziale Dienste sowie für die Laien ein. Bischof Pei Junmin analysierte in seiner Rede die aktuellen Probleme der Diözese Liaoning, u.a. die schrumpfende Zahl der Gläubigen und den Mangel an Berufungen. Derzeit hat die Diözese 88 Kleriker, 168 Ordensfrauen und rund 70.000 Gläubige – heißt es in dem Bericht (www.xinde.org 24.06.). kwt
27. Juni 2024:
Bischof Yang Yongqiang von Zhoucun (Shandong) wird als Bischof von Hangzhou (Zhejiang) installiert –erste Bischofsversetzung mit „doppelter Zustimmung“ in der VR China
Hangzhou ist die Hauptstadt der Küstenprovinz Zhejiang. Die Einsetzung erfolgte mit am 22. Juni bekanntgegebener päpstlicher Ernennung (s.u.). Diese wurde in dem offiziellen Bericht auf der Website der katholischen „Zwei Vereinigungen“ von Zhejiang über die Einsetzungszeremonie in Hangzhou allerdings nicht erwähnt. Dort heißt es, die Zeremonie wurde von dem Generalsekretär der Diözese Hangzhou, dem Priester Zheng Jiaomao, geleitet. Priester Yang Yu, Generalsekretär der Chinesischen Bischofskonferenz, verlas das „Approbationsschreiben der Bischofskonferenz bezüglich Bischof Yang Yongqiangs Versetzung und Betrauung mit dem Amt des Bischofs von Hangzhou“. Bischof Shen Bin von Shanghai, Vorsitzender der Bischofskonferenz, hielt eine Ansprache. Anwesend waren auch die Bischöfe Jin Yangke von Ningbo (Zhejiang), Lü Peisen von Yanzhou (Shandong) und alle Priester und Schwestern sowie Laienvertreter des Bistums Hangzhou.
Bischof Josef Yang Yongqiang 杨永强 wurde am 11. April 1970 im Kreis Boxing, Provinz Shandong, geboren. Er studierte 1987–1989 am Heilig-Geist-Seminar in Jinan (Shandong) und 1989–1995 am Sheshan-Seminar in Shanghai. 1995 wurde er vom Shanghaier Bischof Jin Luxian zum Priester geweiht. 1996–2003 war er Pfarrer im Bistum Zhoucun. 2003–2004 absolvierte er einen Bachelor-Kurs am Nationalen Seminar in Beijing, anschließend unterrichtete er. Am 15. November 2010 wurde er zum Koadjutorbischof von Zhoucun geweiht, 2013 wurde er Ortsbischof von Zhoucun. Bischof Yang ist einer der Vizevorsitzenden der (von Rom nicht anerkannten) Chinesischen Bischofskonferenz. Der letzte Bischof in Hangzhou, Cao Xiangde, starb 2021; er war 2000 ohne päpstliches Mandat geweiht und 2008 vom Papst nachträglich legitimiert worden, jedoch ohne Jurisdiktion als Ortsbischof (www.zjcatholic.org/detail/713 [28.06.]; Fides 22.06.). kwt
29. Juni 2024:
35 Katholiken beenden Glaubensvertiefungskurs am Sheshan-Seminar in Shanghai
Der Kurs begann im September 2023. Jeweils an den Wochenenden wurden die Teilnehmenden in den Hauptfächern Einführung in das Neue Testament, Einführung in das Alte Testament sowie „Glaubenserziehung in der Familie“ unterrichtet [Letzteres ein sehr wichtiges Thema angesichts der großen Einschränkungen für die Jugendarbeit der Kirche durch die Behörden]. Bei der Abschlussfeier am 29. Juni gab Generalvikar Wu Jianlin den Absolventen auch politische Ermahnungen mit auf den Weg. Am Ende pflanzten die Anwesenden gemeinsam auf dem Seminargelände einen Granatapfelbaum (www.catholicsh.org 01.07.). kwt
Ende Juni 2024:
Jinde Charities engagiert sich bei Flutkatastrophe in Meizhou, Provinz Guangdong
Ab Mitte Juni lösten heftige Regenfälle in der Region Meizhou, Provinz Guangdong, eine Flutkatastrophe aus. Die katholische Hilfsorganisation Jinde Charities mit Sitz in Shijiazhuang beteiligte sich im Auftrag der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung und der Chinesischen Bischofskonferenz und in Kooperation mit der Diözese Meizhou an der Katastrophenhilfe. Am 28. Juni unterzeichnete Jinde Charities Spendenvereinbarungen in Höhe von 220.000 RMB mit einer Grundschule und einem Kindergarten in der Region für den Kauf neuer Ausstattung, damit diese beiden Stätten so bald wie möglich wieder öffnen konnten. Zuvor hatte Jinde über die lokalen Behörden und die Diözese Meizhou regional mit Spenden aus ganz China Hilfsgüter wie Reis, Sojaöl und Nudeln gekauft und in einige betroffene Orte geschickt (www.xinde.org 30.06.). kwt
20. Mai 2024:
Konferenz zum ersten chinesischen Konzil in Shanghai 1924 an der Katholischen Universität Sacro Cuore in Mailand
Die Konferenz mit dem Titel „La chiesa in Cina tra località e universalità nel 100° anniversario del Primo Concilio Cinese“ wurde von verschiedenen Abteilungen der Universität organisiert und dauerte einen Vormittag. Soweit dem Konferenzprogramm zu entnehmen, zeichnete sie sich durch die Beteiligung einer Reihe chinesischer Wissenschaftler aus, darunter bekannte Christentumsforscher – vier der sechs Vorträge wurden von Chinesen gehalten. Yan Kejia (Shanghaier Akademie der Sozialwissenschaften) referierte über „Katholische Kirche und Vierte-Mai-Bewegung“, Li Tiangang (Fudan University) über den Beitrag Ma Xiangbos für die katholische Kirche in Shanghai in den 1920ern, Chen Zhixiong (Macao Polytechnic University) über den Shanghaier Philanthropen Lo Pa-hong und Xie Sijie (Sun Yat-sen University) über „Die chinesischen Bischöfe und die Errichtung der kirchlichen Hierarchie [in China]“. Mehr direkt zum Konzil sprachen die Italiener: Msgr. Bruno Fabio Pighin (Kirchenrechtliche Fakultät Venedig San Pio X) über die Rolle Celso Costantinis und Paolo de Giovanni (Università Sacro Cuore) über die Reaktion Roms und die Approbation der Konzilsdokumente. Moderatoren oder Diskutanten waren Agostino Giovagnoli (Università Sacro Cuore), Wang Meixiu und Yan Zhaohui (beide Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften) sowie Zhang Zhigang (Shandong University). Grußworte sprachen u.a. Bischof Claudio Giuliodori und Bischof Meng Qinglu von Hohhot (Programm: www.sissco.it/wp-content/uploads/2024/05/LA-CHIESA-IN-CINA-_locandina_2024-20-5.pdf).
Einige der chinesischen Teilnehmenden kamen auch zur Konferenz an der Urbaniana am nächsten Tag. kwt
21. Mai 2024:
Bischof Shen Bin, Kardinal Parolin und Kardinal Tagle sprechen bei der Konferenz zum ersten chinesischen Konzil in Shanghai 1924 an der Urbaniana Videobotschaft von Papst Franziskus
Die internationale Konferenz trug den Titel „100 Jahre seit dem ‚Concilium Sinense‘: Zwischen Geschichte und Gegenwart“. Veranstalter war die Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom in Zusammenarbeit mit der päpstlichen Nachrichtenagentur Fides und der Pastoralkommission für China. Die Konferenz wurde kurzfristig anberaumt und fand eine sehr große Aufmerksamkeit in kirchlichen Kreisen und Medien. Grund dafür war die äußerst hochrangige Teilnahme sowohl von Seiten des Vatikans als auch der staatlich gestützten Leitungsgremien der chinesischen Kirche und der chinesischen Wissenschaft. Mit Bischof Shen Bin von Shanghai – dem Ort des Konzils – kam der Vorsitzende der offiziellen Chinesischen Bischofskonferenz, mit dem Theologen Tan Lizhu der Generalsekretär der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der nach Papst Franziskus das zweithöchste Amt im Vatikan innehat, und Kardinal Luis Antonio Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung, waren die hochrangigsten vatikanischen Redner auf der Konferenz. Vom Institut für Weltreligionen der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, einem maßgeblichen staatlichen Think Tanks für Religionsfragen, sprachen dessen Leiterin, Zheng Xiaoyun, und der Experte für Katholizismus, Liu Guopeng (siehe das Programm der Konferenz unter www.urbaniana.va/it/news-ed-eventi/news/convegno-internazionale.html). Im Publikum – nach Schätzung von Augenzeugen rund 250 Personen – waren viele Priester, Seminaristen und Schwestern aus China, die in Rom studieren, außerdem mit der Kirche Chinas verbundene Personen aus verschiedenen europäischen Ländern.
Papst Franziskus betonte in seiner Videobotschaft, die Teilnehmer des Konzils von 1924 hätten sich gemeinsam „auf einen authentischen synodalen Weg begeben und die Bestimmungen unterzeichnet, die neue Wege eröffneten, damit die katholische Kirche in China zunehmend auch ein chinesisches Gesicht bekommen konnte“. Bischof Shen Bin äußerte sich kritisch zum „kolonialistischen Denken“ vieler Missionare, er vertrat u.a. den Standpunkt, die Kirche in China müsse dem Evangelium treu sein, und sie müsse gemeinsam mit dem chinesischen Volk das große Wiedererstarken der Nation vorantreiben und den Sinisierungsweg gehen. Ihrer beider Ansprachen und die Vorträge der Kardinäle Parolin und Tagle finden sich in der Dokumentation, mehr zur Konferenz in den Informationen (dort auch die Quellenangaben). kwt
21. Mai 2024:
Kardinalstaatssekretär Parolin am Rande der Konferenz zum Shanghaier Konzil über die Hoffnung des Heiligen Stuhls auf eine „Präsenz in China“
Am Rande der Konferenz antwortete der Kardinal auf die Frage eines Journalisten laut AsiaNews Folgendes: „Seit langem hoffen wir, in China eine stabile Präsenz zu haben, selbst wenn sie am Anfang möglicherweise nicht die Form einer päpstlichen Vertretung, einer apostolischen Nuntiatur, haben würde. Unser Ziel ist, unsere Kontakte zu verstärken und vertiefen, was auch verschiedene Formen annehmen kann.“ Auch die „Anerkennung der Bischofskonferenzen [sic!] ist Gegenstand der Diskussion, und unter Einschluss aller Bischöfe. Aber wir arbeiten noch an diesem Thema“ – sagte Parolin (nach AsiaNews 21.05.). kwt
22. und 29. Mai 2024:
Sprecher des chinesischen Außenministeriums sowie Sprecherin des Büros für Taiwan-Angelegenheiten des chinesischen Staatsrats zu vatikanischem Wunsch nach ständigem Büro in China
Auf seiner regulären Pressekonferenz am 22. Mai wurde der Sprecher des Außenministeriums Wang Wenbin von Reuters gefragt: „Der Vatikan hat erklärt, dass er ein ständiges Büro in China einrichten möchte [...]. Wird China dem Vatikan erlauben, ein Büro in Peking einzurichten, ohne formelle diplomatische Beziehungen mit China aufzunehmen?“ Wang Wenbin antwortete: „In den letzten Jahren haben China und der Vatikan Kontakte gepflegt, sich eingehend über bilaterale Beziehungen und internationale Brennpunktthemen ausgetauscht und das gegenseitige Verständnis und Vertrauen kontinuierlich verbessert. Wir sind bereit, uns gemeinsam mit dem Vatikan für eine kontinuierliche Verbesserung der Beziehungen zwischen China und dem Vatikan einzusetzen.“ Zhu Fenglian, Sprecherin des Büros für Taiwan-Angelegenheiten, sagte bei ihrer Pressekonferenz am 29. Mai auf die Frage, wie sie diesen Wunsch bewerte: „Die zuständige Behörde hat ihre Haltung dazu bereits geäußert. Das Ein-China-Prinzip ist ein allgemein anerkannter Verhaltenskodex für internationale Beziehungen und ein allgemeiner Konsens der internationalen Gemeinschaft. Die betroffenen Länder sollten Taiwan betreffende Fragen in Übereinstimmung mit dem Ein-China-Prinzip angemessen behandeln“ (www.fmprc.gov.cn/mfa_eng/xwfw_665399/s2510_665401/2511_665403/202405/t20240522_11309866.html; www.gwytb.gov.cn/xwdt/xwfb/xwfbh/202405/t20240529_12623891.htm). kwt
20. Juni 2024:
Kardinal Parolin: Dialog mit China über die Anwendung des Abkommens, „das Ende dieses Jahres verlängert wird“
Am Rande der Präsentation eines Buches über Kardinal Celso Costantini (1876–1958) an der Päpstlichen Universität Urbaniana beantwortete Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Fragen von Journalisten. Dabei sagte er laut Vatican News: „Mit China führen wir einen Dialog, wie wir ihn schon seit einiger Zeit geführt haben. Wir versuchen, die besten Verfahren zu finden, auch für die Anwendung des damals unterzeichneten Abkommens, das Ende dieses Jahres erneuert wird.“ Über Papst Franziskus sagte er: „Der Papst hat in der Tat eine große Wertschätzung [für China] und lässt keine Gelegenheit aus, diese gegenüber dem chinesischen Volk und der chinesischen Nation zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht liegt es daran, dass er ein Jesuit ist und somit das ganze Erbe der Vergangenheit in sich trägt.“ Parolin wurde auch nach einer möglichen Chinareise des Papstes gefragt. „Wenn es auf der chinesischen Seite Offenheit gäbe“, würde Papst Franziskus „sofort“ nach China reisen, so Parolin laut Vatican News. Die Voraussetzungen für eine solche Reise schienen ihm jedoch bisher nicht gegeben.
Kardinal Parolin hielt eine Rede bei der Vorstellung des Buches „Kardinal Celso Costantini – Brückenbauer zwischen Ost und West“ von Msgr. Bruno Pighin. Der italienische Historiker ist Postulator im Seligsprechungsverfahren für Kardinal Costantini (Vatican News 20.06.). Costantini war von 1922 bis 1933 der erste Apostolische Delegat des Heiligen Stuhls in China. kwt
22. Juni 2024:
Vatikan gibt päpstliche Ernennung von Bischof Yang Yongqiang zum Bischof von Hangzhou bekannt
Im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls vom 22. Juni heißt es unter „Rücktritte und Ernennungen“: „Im Kontext des Dialogs bezüglich der Anwendung des Vorläufigen Abkommens zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China hat der Heilige Vater am 12. Juni 2024 Bischof Josef Yang Yongqiang zum Bischof von Hangzhou in der chinesischen Provinz Zhejiang ernannt, indem er ihn vom Bischofssitz in Zhoucun, chinesische Provinz Shandong, versetzte“ (https://press.vatican.va/content/salastampa/en/bollettino/pubblico/2024/06/22/240622b.html).
Seit 2023 hat der Vatikan begonnen, Ernennungen chinesischer Bischöfe regulär im Amtsblatt des Heiligen Stuhls bekanntzugeben, anstatt wie vorher über seine Nachrichtenagentur Vatican News. Bischof Yang ist der erste Fall, bei dem die päpstliche Ernennung (wie auch generell üblich) bereits vor der tatsächlichen Installation bzw. Weihe öffentlich bekanntgegeben wurde. Anzumerken ist außerdem, dass der Papst Bischof Yang nicht zum „Erzbischof von Hangzhou“ und Metropoliten ernannte, obwohl Hangzhou nach der vatikanischen Hierarchie ein Erzbistum ist. Bisher gab es in China kaum Bischofsversetzungen. kwt
18. April 2024:
Radio Free Asia: 291 Hongkonger in den letzten vier Jahren im Zusammenhang mit dem nationalen Sicherheitsgesetz von 2020 verhaftet
Alle wurden im Rahmen der angeblichen Gefährdung der nationalen Sicherheit festgenommen. In einem Bericht von Radio Free Asia (18.04.) wird auf Angaben des Hongkonger Sicherheitsbüro verwiesen, nach denen die Verhafteten zwischen 15 und 90 Jahre alt sind. Die Daten wurden veröffentlicht, nachdem das Sicherheitsbüro von Abgeordneten des Legislativrats bezüglich die Gelder befragt wurde, die die Behörden aufgewendet hatten, „um der Öffentlichkeit die Gesetzgebung für das zweite Gesetz für nationale Sicherheit zu erklären“, das allgemein als Artikel 23 bekannt ist und letzten Monat verabschiedet wurde, so der Bericht. In seiner Antwort habe das Sicherheitsbüro erklärt, dass bis zum 8. März mehr als 700.000 Meldungen im Zusammenhang mit der nationalen Sicherheit bei seiner Hotline eingegangen seien. Darüber hinaus wurden im Dezember letzten Jahres unter den 10.279 Personen, die im Zusammenhang mit dem Anti-Auslieferungsgesetz 2019 verhaftet wurden, 35 Personen vom Gericht gesucht, weil sie nicht zu den Gerichtsterminen erschienen waren, und 26 Personen, die gegen Kaution freigelassen wurden, hätten sich nicht bei der Polizei gemeldet.
Bis zum 8. März waren unter den 291 Festgenommenen 218 Männer und 73 Frauen. Mehr als 170 Personen und fünf Unternehmen wurden strafrechtlich verfolgt, und 112 Personen wurden verurteilt oder warten auf ihr Urteil. Der älteste Verhaftete war der ehemalige Bischof von Hongkong, der inzwischen 92-jährige Kardinal Joseph Zen, der jüngste Verhaftete ein 15-jähriger Gymnasiast. kf
22.–26. April 2024:
Kardinal Chow besucht mit Delegation Diözesen in der Provinz Guangdong
Nach seiner Reise nach Beijing im April 2023 führte Kardinal Chow diesen April eine 10-köpfige Delegation nach Guangzhou (Kanton), Shantou und Shenzhen. Es war sein erster Besuch in diesen Diözesen. Zur Delegation gehörten auch Weihbischof Joseph Ha Chi-shing OFM und die drei Generalvikare Peter Choy Wai-man, Paul Kam Po-wai und Joseph Chan Wing-chiu sowie Mitglieder der Diözesankurie und von Caritas Hongkong. Wie der Sunday Examiner schreibt, traf die Delegation die Bischöfe Gan Junqiu von Guangzhou, Su Yongda von Zhanjiang [Beihai] und Huang Bingzhang von Shantou. „Der Besuch wurde nicht publik gemacht, da er lediglich dazu dienen sollte, die Diözesen in Südchina einander näherzubringen“, so der Bericht. Die Delegation habe Gedanken über verschiedene Themen ausgetauscht, wie Jugendpastoral, Katechismus und Familienfragen. Auch habe man Einblicke gewonnen z.B. in das Engagement der Laien, die Bedeutung der Aufrechterhaltung der katholischen Ehe und die Wichtigkeit des Umweltschutzes. Kardinal Chow zeigte sich beeindruckt von der großen Zahl von Pfarreien, die ein Priester in China betreuen muss. Als Beispiel nannte er zwei Pfarrer, die sich in Shantou um 31 Gemeinden kümmerten. Am 23. April besuchte die Delegation die Kathedrale von Guangzhou und feierte die Messe mit drei Bischöfen in der Kapelle der Kathedrale. Priester Joseph Yim Tak-lung, Leiter von Caritas Hongkong, stellte die Arbeit von Caritas vor. Am selben Tag fand auch ein Besuch im Huanghuagang-Mausoleum zum Gedenken an die 72 Märtyrer des Guangzhou-Aufstandes von 1911 statt. Am 24. April besuchte die Delegation die Baustelle des neuen Bischofshauses in Shantou. Bischof Huang stand einer Messe in der Kathedrale von Shantou vor, bei der Kardinal Chow und weitere Priester konzelebrierten. An der Messe hätten Hunderte Gläubige teilgenommen. Am 25. April folgten Besuche in zwei weiteren Kirchen in Shantou, am 26. April in zwei Kirchen in Shenzhen. In der Christkönigkirche in Shenzhen konnte auch die Arbeit von Hongkongs diözesanem katechetischem Zentrum vorgestellt werden. Die Delegation erörterte mit den Kirchenvertretern zudem die Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit mit Hongkong bei einem regulären Ausbildungszentrum in China, so der Sunday Examiner.
Cardinal Chow verglich die Kirche in Guangdong mit der Kirche in Vietnam, die er ebenfalls im April besucht hatte. Beide lebten seit vielen Jahren unter kommunistischer/sozialistischer Herrschaft und würden gut funktionieren, mit Menschen, die auf kreative Weise evangelisierten. Der Kardinal bezeichnete die Pflege der Freundschaft in Respekt als ein Ergebnis der Reise. „Wir müssen die Kultur und Gepflogenheiten von anderen anerkennen und respektieren und gleichzeitig unseren Glauben an Gott bewahren. Sie möchten gerne mit uns kommunizieren, tun dies aber auf ihre eigene Weise“, so der Kardinal. „Ich glaube, wir haben alle ein klares Gefühl, dass wir zu einer Familie in der Kirche gehören, und das macht uns froh“, sagte Kardinal Chow, als er die Reise zusammenfasste (Sunday Examiner 03.05.; offizieller Bericht der katholischen Kirche von Guangdong unter www.xinde.org 30.04.). kf
5. Mai 2024:
Studie zu Hongkonger Migranten in Großbritannien
Eine in London von der British and Foreign Bible Society geförderte Studie, über die AsiaNews am 5. Mai berichtete, misst die Auswirkungen der Ankunft von mehr als 200.000 Hongkongern im Land in den letzten drei Jahren. Unter den Chinesen in Großbritannien gebe es nunmehr 18% Christen, ein weitaus höherer Prozentsatz als in China, Taiwan oder Hongkong. Aber auch unter denjenigen, die keiner religiösen Konfession angehörten, wachse das Interesse am Christentum. Unter anderem ging es in der Studie um die Fragen: Wie verändern die Neuankömmlinge aus Hongkong mit britischem Pass das Gesicht der chinesischen Diaspora? Und welche Auswirkungen haben sie auf die in Großbritannien bereits ansässigen christlichen Gemeinden? Mit diesen Themen befasste sich kürzlich ein auf der Website chinasource.org veröffentlichter dreiteiliger Artikel des Religionssoziologen Huang Yinxuan, der zwischen 2021 und 2023 an der London School of Theology für die British and Foreign Bible Society das Forschungsprojekt „Die Bibel und die chinesische Gemeinschaft in Großbritannien“ koordinierte. Huang fasst die gesammelten Daten zusammen und spricht von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate der chinesischen christlichen Gemeinden in Großbritannien von 28,8%: In den drei untersuchten Jahren wurden 32 neue chinesische Kirchen, Gemeinden und christliche Organisationen gegründet. Das größte Wachstum war in denjenigen Gemeinden zu verzeichnen, in denen auf Kantonesisch gebetet wird. Die Ankunft von Einwanderern mit britischem Pass habe auch zur Entstehung von „zwei einzigartigen Formen von Kirchen“ geführt. Die erste bestehe aus 10 Kirchen, die von christlichen Führern aus Hongkong geleitet werden mit oft klaren politischen und gesellschaftlichen Positionen und in deutlichem Kontrast zu den bestehenden chinesischen Kirchen. Die zweite seien kleine chinesische Gemeinschaften innerhalb nicht-chinesischer Kirchen, die größtenteils das Ergebnis von Aufnahmeprogrammen in den Gemeinden seien, die speziell für eingewanderte Christen aus Hongkong entwickelt wurden. Insgesamt gebe die Mehrheit der Chinesen im Vereinigten Königreich an, keiner Religion anzugehören (62,4%). Etwa 18% der Befragten gaben an, Christen zu sein, 8,5% mehr als die zweitgrößte religiöse Gruppe, die Buddhisten. Die Studie definiert die chinesische christliche Gemeinschaft in Großbritannien als „eine typisch transnationale Kirche mit einer Mehrheit an Einwanderern“, die sich überwiegend aus Einwanderern der ersten Generation zusammensetzt (nur 12,3% ihrer Mitglieder sind in Großbritannien geboren). Bezüglich des Interesses am Christentum unter Nichtchristen fiel insbesondere ein Aspekt auf, nämlich, so Huang, „seine Fähigkeit, [den Menschen] alternative Antworten und Erklärungen auf die zentralen Fragen und Herausforderungen der Zeit, in der sie leben, zu geben“ (siehe auch www.chinasource.org/resource-library/blog-entries [Topic: Chinese Diaspora], 21.02.; 19.03.; 29.05.). kf
8. Mai 2024:
Auswirkungen des Wegzugs junger Familien aus Hongkong: 47% der älteren Menschen leben alleine
AsiaNews berichtete am 8. Mai von einer Untersuchung seitens des Methodist Centre in Hongkong, die sich mit den Auswirkungen der Auswanderung junger Hongkonger auf das Leben der zurückgelassenen über 75-jährigen Eltern und Verwandten beschäftigte. Diese seien die indirekten Opfer des Exodus junger Familien aufgrund des harten Durchgreifens der Sicherheitskräfte nach den Protesten 2019 und der Einführung des nationalen Sicherheitsgesetzes für Hongkong im Jahr 2020. Das Methodist Centre ist seit 1980 im Distrikt Wan Chai im Bereich der Sozialarbeit tätig. Rund 200.000 Hongkonger – meist junge Familien – sind allein nach Großbritannien gezogen und nutzen den Vorteil, sowohl einen britischen als auch einen Hongkonger Pass zu besitzen. Das Methodist Centre befragte zwischen Juni und Dezember letzten Jahres mehr als 200 ältere Erwachsene, von denen ca. 47% angaben, dass eines oder mehrere ihrer Kinder Hongkong in den letzten drei Jahren verlassen hätten. Ca. 31% der zurückgelassenen Senioren in Hongkong sind 75 Jahre und älter, und 75% werden jetzt entweder von ihrem Partner oder anderen älteren Verwandten und Freunden betreut. Laut Tsui Hong-wang, dem Leiter der Senioren- und Gesundheitsdienste des Methodist Centre, haben die Kinder in vielen Fällen vor der Auswanderung ihre Häuser in Hongkong verkauft und ihre Ersparnisse mitgenommen. Die Ereignisse, so der Bericht, hätten sich derart überschlagen, dass die Menschen nicht in der Lage gewesen seien, sich auf diese traumatische Situation vorzubereiten, was zu großer Sorge und Verzweiflung geführt habe. Aus diesem Grund starte die christliche Wohltätigkeitsorganisation ein Programm zur häuslichen Pflege einsamer Senioren, das von Sozialarbeitern, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Logopäden und Ernährungsberatern unterstützt werde. Die älteren Menschen seien vielfach mit alltäglichen Problemen konfrontiert, was aus der Ferne nur schwer zu meistern sei. „In einem solch schwierigen Kontext scheinen die Behörden in Hongkong viel mehr über ihren Kampf gegen die Symbole der pro-demokratischen Bewegung besorgt zu sein als über die Wunden, die die harte Repression in der Gesellschaft hinterlassen hat“, so der Bericht. kf
22. Mai 2024:
Papst Franziskus empfängt Delegation des Hongkonger Christenrates
Der Hongkonger Christenrat wurde 1954 gegründet und ist Mitglied des Weltkirchenrates und der Christian Conference of Asia. Mit in der Delegation war Kardinal Stephen Chow SJ, der katholische Bischof von Hongkong. In seiner Ansprache bedankte sich der Papst für den Besuch und nannte ihn „einen echten Trost: alle Brüder miteinander vereint zu sehen, christliche Brüder und Schwestern miteinander vereint“. Der Papst erinnerte an den verstorbenen orthodoxen Bischof Zizioulas, der gesagt hatte, dass die Einheit zwischen den christlichen Kirchen erst am „Tag des jüngsten Gerichts“ verwirklicht werden könne. In der Zwischenzeit, so habe dieser gesagt, „müssen wir miteinander beten und miteinander arbeiten“. Dies sei sehr wichtig, so Papst Franziskus: „miteinander gehen, weil wir alle an Jesus Christus glauben; miteinander beten, für die Einheit beten“. Zum Schluss bat der Papst die Anwesenden, gemeinsam mit ihm das Vaterunser zu beten (Vatican News 22.05.; www.vatican.va/content/francesco/en/speeches/2024/may/documents/20240522-hong-kong-christian-council.html). kf
4. Juni 2024:
Erneut kein offizielles Gedenken an die Opfer am Tian’anmen-Platz vor 35 Jahren
Auch in diesem Jahr war es in Hongkong offiziell nicht möglich, der Opfer des Tian’anmen-Massakers vom 4. Juni 1989 in Beijing zu gedenken. Die letzte große Gedenkvigil im Victoria Park fand 2019 statt, ab dann war sie verboten. Heute wird in den Tagen um den 4. Juni dort ein Jahrmarkt abgehalten. Dennoch gab es auch dieses Jahr vereinzelt Zeichen des Gedenkens, auch von christlicher Seite. Eine Gruppe von evangelikalen Christen hatte im Mai mit einem chinesischen Gebet im Sinne des Gedenkens eine online-Gebetsinitiative gestartet. Wer sich mit den Inhalten identifizierte, sollte unterzeichnen, und der Text sollte dann als bezahlte Werbung am 2. Juni in der evangelikalen Hongkonger Wochenzeitung Christian Times veröffentlicht werden. Die Ausgabe der Zeitung vom 2. Juni hatte eine fast leere Titelseite. In der Zeitung war in der online-Ausgabe vom 1. Juni zu lesen, dass sie auf die aktuelle Situation nur reagieren könne, indem sie Absätze in leere Quadrate und weißen Raum verwandle, und fügte hinzu, dass die Gesellschaft „restriktiv“ geworden sei.
Am 30. Mai veröffentlichte Kardinal Chow von Hongkong im katholischen Sunday Examiner einen Artikel zu dem „lebenszerstörenden Ereignis, das sich vor 35 Jahren in der Hauptstadt ereignete“, wie er es nannte. Was vor 35 Jahren geschah, habe eine tiefe Wunde in Teilen „unserer Psyche“ hinterlassen. Gleichzeitig plädierte der Kardinal für Vergebung, damit Versöhnung und Heilung eine bessere Chance hätten, Wirklichkeit zu werden. In diesem Kontext sprach er auch von der bedingungslosen Liebe Gottes. „Auch wenn Verzeihen nicht gleichbedeutend mit Vergessen ist, so bietet es doch eine Voraussetzung für unsere innere Freiheit und eine bessere Zukunft für alle“, so der Kardinal. Er beendete seinen Text mit einem Gebet, in dem es u.a. heißt: „O Herr der Geschichte! Im Gebet habe ich die Opfer und ihre Familien in den letzten 35 Jahren begleitet. Ohne dass es an gelegentlichem Nachdenken und schwankender Traurigkeit fehlt, die manchmal unendlich zu sein scheint. Doch gleichzeitig halte ich an meiner Hoffnung auf den auferstandenen Herrn fest, der selbst durch den Tod gegangen ist. Nun trete ich im Gebet vor Dich. Im Glauben und in der Hoffnung vertraue ich dir, Herr, die demokratische Entwicklung des Landes an. […] O Herr, bitte führe uns! Bitte gehe mit uns, dem Volk Chinas! Amen!“ (AsiaNews 15.05., 31.05. [Text von Kardinal Chow]; China Aid 14.05.; Hong Kong Free Press 02.06.). kf
25./26. April 2024:
Bischof Lee von Macau besucht Diözese Shanghai
Laut einem Bericht der Shanghaier Behörde für religiöse und ethnische Angelegenheiten besuchte Bischof Lee Bun Sang von Macau in Begleitung von Priestern und Gläubigen am 25./26. April die Diözese Shanghai. Der Besuch, so der Bericht, wurde von der Religionsbehörde und den offiziellen Gremien der Diözese Shanghai geleitet. Die Gäste wurden von einigen Priestern der Diözese begleitet. Bischof Shen Bin von der Diözese Shanghai habe Bischof Lee in der Kathedrale von Xujiahui herzlich willkommen geheißen, es fand ein beiderseitiger Austausch statt, und die Bischöfe tauschten Geschenke aus. Bischof Lee sagte, er hoffe auf mehr kulturellen und akademischen Austausch und eine Verstärkung der gegenseitigen Freundschaft. Bischof Shen lud die Kleriker und Gläubigen aus Macau ein, Wandel und Wachstum der Stadt und Kirche Shanghais zu erleben. Wie es im Bericht weiter heißt, besuchte die Delegation am Nachmittag des 25. April in Begleitung von Bischof Shen die Religionsbehörde. Besuche erfolgten zudem im Priesterseminar und in der Marienbasilika auf dem Sheshan, der Xu Guangqi-Gedenkstätte, dem Bischofshaus, der Kirche Christkönig in Huangpu, dem Stadtzentrum sowie dem Ort des ersten Parteikongresses der KPCh (www.xinde.org 29.04.). kf
26.–29. Juni 2024:
Konferenz „Primum Concilium Sinense (Shanghai Council), History and Significance, International Symposium on the Centenary of the First Council for China (1924–2024)“
Die einzige größere und akademisch gut besetzte Veranstaltung in China zum hundertsten Jahresgedächtnis des ersten Nationalkonzils der katholischen Kirche Chinas fand im Don Bosco Auditorium der Saint Joseph’s University in Ilha Verde in Macau statt. Ein Konferenzbericht hierzu findet sich in den Informationen.
19. Mai 2024:
Päpstlicher Nuntius von den Philippinen nimmt an Amtseinführung von Präsident Lai in Taipei teil
An der Amtseinführung von Lai Ching-te als neuer Präsident der Republik China (Taiwan) nahm auch der US-gebürtige apostolische Nuntius von den Philippinen, Erzbischof Charles John Brown, als päpstlicher Gesandter teil. Am 21. Mai kam es zu einem persönlichen Treffen im Büro des Präsidenten. Erzbischof Brown wurde vom Chargé d’Affaires Msgr. Stefano Mazzotti von der Apostolischen Nuntiatur in Taipei begleitet. Der auf der Website des Präsidialbüros in Englisch veröffentlichte Text der Rede von Präsident Lai lautet wie folgt: „Zu Beginn möchte ich Erzbischof Brown dafür danken, dass er als päpstlicher Gesandter an meiner Amtseinführung und der von Vizepräsidentin Hsiao Bi-khim teilgenommen hat. Im Namen des Volkes und der Regierung der Republik China (Taiwan) heiße ich Sie herzlich willkommen und danke Ihnen aufrichtig. In den vergangenen Jahren haben Taiwan und der Heilige Stuhl unsere Freundschaft durch gegenseitige Besuche auf verschiedenen Ebenen weiter vertieft. Taiwan hat auf den Aufruf von Papst Franziskus zu mehr internationaler humanitärer Hilfe reagiert, indem es mehr Verantwortung übernommen hat. Wir haben Hand in Hand mit dem Heiligen Stuhl zusammengearbeitet, um humanitäre Hilfe zu leisten und einen größeren Beitrag für die internationale Gemeinschaft zu leisten. Zu Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine folgte Taiwan dem Beispiel des Heiligen Stuhls und bekundete der Ukraine sein Mitgefühl: Wir haben Hilfsgüter gespendet, darunter Stromerzeugungsanlagen, in Taiwan hergestellte Thermokleidung und Medikamente. Taiwan hat auch Infrastrukturprojekte unterstützt, die den Ukrainern beim Wiederaufbau ihrer Heimat helfen. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Papst Franziskus für seine Beileidsbekundung und seine Gebete für die Betroffenen und die Einsatzkräfte nach dem Erdbeben in Taiwan im vergangenen Monat zu danken. Wir schätzen diese warmherzige Geste sehr. Taiwan wird auch in Zukunft mit dem Heiligen Stuhl zusammenarbeiten, um gemeinsam Frieden und Stabilität in der Region zu sichern und die Religions- und Glaubensfreiheit zu schützen. Abschließend möchte ich Erzbischof Brown noch einmal für seinen Besuch in Taiwan danken und Ihnen einen erfolgreichen Besuch wünschen. Bitte übermitteln Sie dem Papst unsere Grüße aus Taiwan“ (Reuters 19.05.; https://english.president.gov.tw/NEWS/6738 21.05.). kf
22.–25. Mai 2024:
Fukkienesisch-taiwanische Konferenz über Indigenisierung des Katholizismus
Vom 22. bis 25. Mai veranstalteten die katholische Diözese Xiamen auf dem chinesischen Festland und die katholische Diözese Tainan in Taiwan unter der Leitung der katholischen „Zwei Vereinigungen“ der Provinz Fujian gemeinsam eine Tagung über die Inkulturation des Katholizismus in Fujian und Taiwan mit dem Titel „Gemeinsam in Liebe gehen – Hand in Hand“. Die Tagung wurde in Xiamen abgehalten. „Dies ist das erste Mal, dass die katholischen Kreise von Fujian und Taiwan den Austausch und die Zusammenarbeit in Form einer akademischen Tagung durchführen“, heißt es in dem Bericht der Diözese Xiamen auf Xinde. Bischof Cai Bingrui von Xiamen, Bischof Huang Min-cheng von Tainan, Erzbischof Chung An-zu von Taipei und fast hundert Gäste, Geistliche, Akademiker und Gläubige hätten an der Tagung teilgenommen und Xiamen, Zhangzhou und andere Orte besucht. Während der Tagung befassten sich 15 Geistliche, Experten und Wissenschaftler aus den katholischen Diözesen Xiamen, Tainan und Chiayi sowie der Xiamen University, der Huaqiao University und der Fu-Jen-Universität in Taipei mit dem Thema „Historische Ursprünge der katholischen Kirche in Fujian und Taiwan, die Entwicklung der Kirche und der Prozess der Inkulturation der Theologie“ und diskutierten über Evangelisierung und Seelsorge, kulturelle Integration sowie Glaubenspraxis, wobei sie die historischen Ursprünge und Interaktionen des Katholizismus auf beiden Seiten der Taiwanstraße und die Erfolge der jeweiligen Kirchen bei der Inkulturation Revue passieren ließen und sich über die Zukunft der Inkulturation der katholischen Theologie auf beiden Seiten der Taiwanstraße austauschten, so der Bericht.
Nach der Tagung reiste die Delegation aus Taiwan u.a. nach Gaopu, Xiamen, in die Heimatstadt des verstorbenen Erzbischofs Cheng Tsai-fa von Taipei, besuchte die katholischen Kirchen von Lingdong und Zhangzhou sowie die katholische Kirche von Houban, der Heimat von Priester Li Bulei, der 1859 nach Taiwan ging (Bericht der Diözese Xiamen auf www.xinde.org 28.05.). kf
Katharina Feith (kf)
Isabel Friemann, China InfoStelle
Katharina Wenzel-Teuber (kwt)
Alle Quellenangaben in der „Chronik“ beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2024.