Hier informiert Sie das China-Zentrum zur Situation der Religionen und der christlichen Kirchen in China.


Chronik zu Religion und Kirche in China 1. Januar - 31. März 2024

Varia

8. Januar 2024:
Sixth Tone: Chinas Arbeitskräfte sind besser ausgebildet, verdienen aber weniger
Dies ist ein Ergebnis der jährlichen Studie der Zentralen Universität für Finanzen und Wirtschaft, die sich auf Daten des Nationalen Statistikamtes, verschiedener Universitäten und Abteilungen für soziale Erhebungen stützt. Seit 15 Jahren ist der Bericht Schlüsselindikator für die Entwicklung des chinesischen Arbeitsmarktes, so Sixth Tone. Aus dem Bericht geht hervor, dass die durchschnittliche Zahl an Schul- bzw. Ausbildungsjahren der städtischen Arbeitskräfte zwischen 1985 und 2021 von 8,23 auf 11,69 Jahre gestiegen ist, während sie im ländlichen China von 5,47 auf 9,24 Jahre zugenommen hat. Gleichzeitig werden die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den durchschnittlichen Ausbildungsjahren der Erwerbspersonen allmählich abgebaut. Im Jahr 2020 verfügten Männer in den Städten über einen durchschnittlichen Bildungsstand von 11,53 Jahren, während Frauen auf 11,61 Jahre kamen. In den ländlichen Gebieten waren es 9,30 Jahre für Männer und 9,06 Jahre für Frauen. Die Studie zeigt weiter, dass trotz der Verbesserung die finanziellen Erträge für jedes zusätzliche Bildungsjahr, insbesondere für Frauen in städtischen Gebieten, zurückgegangen sind. So konnten männliche Stadtbewohner im Jahr 2008 für jedes zusätzliche Bildungsjahr einen Einkommenszuwachs von 8,3% erwarten. Bis 2020 sank dieser Wert jedoch auf 5,7%. Bei den Frauen in den Städten sank die Bildungsrendite im gleichen Zeitraum von 10% auf 6%. Professor Li Haizheng, der die Studie leitete – so Sixth Tone –, erklärte gegenüber der Finanzzeitung Yicai, dass abnehmende Erträge aus der Bildung normal seien, wenn das allgemeine Bildungsniveau steige. Er erklärte zudem, dass die Renditen von der Qualität der Bildung und von Verschiebungen bei Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst würden (Sixth Tone 8.01.2024). kf

11. Januar 2024:
Sixth Tone: Umfrage: KI-Freunde, Selbstfürsorge, Alter Ego: Was junge Chinesinnen und Chinesen im Jahr 2024 wünschen
Der „Insight Report on Social Trends in 2024“ basiert auf einer Umfrage unter mehr als 3.800 Nutzern im Alter von 18 bis 27 Jahren, der von Just So Soul, einem Forschungsinstitut unter der bekannten chinesischen Dating-App Soul, durchgeführt wurde und von dessen Ergebnissen Sixth Tone am 11. Januar berichtet. „Ein wachsendes Interesse an KI-gesteuerten Begleitern, unkomplizierte Beziehungen, die den persönlichen Freiraum respektieren, ‚Selbstliebe‘ statt Gefühle und Bewertungen anderer und die Bewältigung von Ängsten durch die Vorstellung, jemand anderes zu sein“ seien die Vorlieben und Strategien für das mentale Wohlbefinden junger Chinesinnen und Chinesen. Mit 30 Mio. monatlich aktiven Nutzern gehört Soul zu den beliebtesten Dating-Apps in China. 80% der Nutzer seien Mitglieder der Gen Z. Der Umfragebericht spricht unter anderem vom „zuckerfreien Networking“. Ähnlich dem Konzept, eine zuckerfreie Cola zu genießen, bezieht sich „zuckerfreies Networking“ auf Beziehungen ohne jegliche emotionale Belastung. Dem Soul-Bericht zufolge entspreche dies dem Bedürfnis einer wachsenden Zahl junger Chinesinnen und Chinesen nach zwanglosen Beziehungen, die oft von kurzer Dauer sind und sich um gemeinsame Interessen und Aktivitäten drehen. Trotz des steigenden Interesses an unverbindlichen Kontakten legten allerdings über 90% der jungen Chinesen Wert auf soziale Interaktionen. Dem Bericht zufolge verbrächten sie durchschnittlich acht Stunden pro Woche mit Freunden. Auf die Frage nach der idealen Form der Freundschaft gaben 54% der jungen Befragten an, dass sie einen regelmäßigen Kontakt zu ihren Freunden bevorzugten und gleichzeitig ihren persönlichen Freiraum bewahren wollten.
Der Bericht unterstreicht auch die Auswirkungen der sich rasch entwickelnden KI-Technologie auf das soziale Leben junger Chinesen. Letztes Jahr seien die sozialen Medien voll von Menschen gewesen, die ihre romantischen Beziehungen zu KI-gesteuerten Wesen bis ins kleinste Detail beschrieben. Der Trend zu KI wirkt offensichtlich auch dem Gefühl von Einsamkeit, unter dem viele Jugendliche leiden, entgegen.
Die Soul-Umfrage ergab auch, dass sich die Einstellung junger Chinesen zu einem neuen Konzept, der „Selbstliebe-Romantik“, verändert hat, bei dem es darum gehe, sich selbst vor andere zu stellen, auf den eigenen Körper zu achten und sich kleine persönliche Wünsche zu erfüllen. Mehr als 90% der Befragten hätten eine „nicht-negative“ Einstellung zu diesem Begriff, wobei etwa ein Viertel die „Selbstliebe“ als Form der Romantik betrachte. „Es ist eine Art Rebellion gegen die ostasiatische Kultur, die uns seit Langem vorschreibt, die Gefühle und Meinungen anderer zu respektieren“, so ein 22-Jähriger gegenüber Sixth Tone. kf

17. Januar 2024:
Chinas Bevölkerung schrumpft
Laut MERICS ist Chinas Bevölkerung 2023 um mehr als 2 Mio. geschrumpft, wie das Nationale Statistikamt am 17. Januar bekanntgegeben habe. Es sei das zweite Jahr in Folge, dass China einen Bevölkerungsrückgang verzeichne. Der Einbruch übertreffe die Übersterblichkeit durch die Corona-Pandemie und den wachsenden Anteil der älteren Bevölkerung. „Die Sterberate wuchs um 6,6%, zugleich ging die Geburtenrate jedoch um 5,7% zurück und liegt damit nur knapp über der von Japan, das massiv mit den Problemen der Überalterung zu kämpfen hat, aber – anders als China – zuerst reich und dann alt wurde“, so der MERICS-Bericht (MERICS Briefs 18.01.2024). kf

18. Januar 2024:
Sixth Tone: Immer mehr junge Leute wenden sich spirituellen Praktiken zu
Sixth Tone berichtet in einem Artikel vom 18. Januar von einer Frau, die ihre gesamten Ersparnisse für einen „spirituellen Workshop“ ausgab. Dies habe „die extremen Ausgabepraktiken, die in der Branche gefördert werden, ins Licht der Öffentlichkeit“ gebracht. Die Frau hatte an einem online-Workshop von Xuebamao, einer bekannten Influencerin, teilgenommen, bei dem sie dazu ermuntert wurde, hohe Ausgaben für Luxusartikel zu tätigen, nach dem Motto „je höhere Ausgaben, desto größerer Lernerfolg“. Die Geschichte habe weitläufige Kritik in den sozialen Medien hervorgerufen.
Meditation, Talismane, Tarotkarten, Kristallarmbänder, Mandalas, Yoga, experimentelle Tanzsessionen, Besuche in Tempeln seien andere Bereiche, denen sich junge Menschen zuwendeten. Der Bericht führt dies vor allem auf hohen Druck zurück, dem junge Menschen u.a. in der Arbeitswelt ausgesetzt sind. He Jingzhao, „ein staatlich geprüfter psychologischer Berater in Guangzhou“, beurteile die Situation wie folgt: „Anstatt junge Menschen dafür zu kritisieren, dass sie für diese Dienste Geld ausgeben, sollten wir uns fragen, warum sie diesen psychologischen Trost suchen. Die Branche gibt es nicht ohne Grund seit über einem Jahrzehnt. Sie spiegelt unsere Zeit wider, in der vor allem junge Menschen zunehmend auf inneres Gleichgewicht bedacht sind.“ Der Bericht zitiert auch verschiedene junge Leute, die es mit konventioneller psychologischer Beratung versuchten, sich davon aber wieder enttäuscht abwendeten, da sie sich dort zu stark beurteilt fühlten. He Jingzhao erklärt, dass es bei traditioneller Beratung schwierig sei, die Klienten zu halten, vor allem, wenn die emotionalen Probleme nicht schwerwiegend seien. „Als Alternative scheinen spirituelle Praktiken oft attraktiver zu sein.“ Gleichzeitig kritisiert er eine mangelnde Regulierung im Internet sowie die Zunahme von „unqualifizierten Mentoren“. „Dieser Mangel an Regulierung ist in einem Markt, der vom Charisma lebt, gefährlich. Die Menschen erwarten von diesen Mentoren, dass sie allwissende Gurus sind, die sofortige Lösungen für ihre Probleme bieten können“, warnt er. Trotz einiger Fallstricke zeigte sich He Jingzhao allerdings optimistisch, was die Branche der spirituellen Praktiken angeht: „Er glaubt, dass sie das Potenzial hat, sich in ein umfassenderes psychisches Gesundheitssystem zu integrieren und die traditionelle Beratung und Medikation zu ergänzen“ (Sixth Tone 18.01.2024). kf

Religionspolitik

4.–10. März und 5.–11. März 2024:
Politische Konsultativkonferenz und Nationaler Volkskongress tagen – Premier Li Qiang über Religion
Im März fanden wie jedes Jahr parallel die Sitzungen der beratenden „Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes“ (PKKChV, 4.–10. März) und des gesetzgebenden Nationalen Volkskongresses (NVK, 5.–11. März) statt – nachdem das eigentlich fällige 3. Plenum des Zentralkomitees der KP Chinas im Herbst 2023, das normalerweise Beschlüsse des NVK vorbereitet, ausgefallen war. Premier Li Qiang erwähnte die Religionen in seinem Regierungsbericht vor dem NVK am 5. März mit nur einem Satz, nämlich: „Am grundliegenden Kurs der Religionsarbeit der Partei festhalten, die Sinisierung der Religionen unseres Landes vertieft vorantreiben, die Religionen aktiv zur Anpassung an die sozialistische Gesellschaft anleiten“ (Xinhua 5.03.2024).
Der im März letzten Jahres neu konstituierten 2.172-köpfigen 14. PKKChV gehören 69 Religionsvertreter an (siehe China heute 2023, Nr. 1, Informationen, Chronik, Religionspolitik, 4.-11. März 2023). Zu deren sektoraler Sitzung siehe den folgenden Eintrag. Auch einige wenige Delegierte des NVK sind Religionsvertreter. kwt

7. März 2024:
Sitzung des religiösen Sektors bei der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes über Denkmalschutz
In ihrer getrennten Sitzung während der Sitzung der PKKChV am 7. März berieten die Delegierten aus den religiösen Kreisen über das Thema „Stärkung von Denkmalschutz und -nutzung der Stätten für religiöse Aktivitäten“. Das staatliche Portal Zhongxinwang berichtete über die Stellungnahmen der Religionsvertreter: Die Chinesische buddhistische Vereinigung (CBV) hat laut ihrem Vorsitzenden Meister Yanjue ihre Bemühungen um den Erhalt alter Bücher und Denkmäler verstärkt und Schulungen dazu durchgeführt. Li Guangfu (Chinesische daoistische Vereinigung) sagte, die daoistische Gemeinschaft habe in den letzten Jahren ihre Sammlungen alter Bücher einheitlich geordnet, die Bedingungen für ihre Lagerung verbessert und in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Zentrum für die Bewahrung alter Bücher Workshops und Schulungen zu Restaurierungstechniken durchgeführt. Gegenwärtig verfüge man jedoch nicht über genug Experten für Denkmalschutz. Yang Faming von der Chinesischen islamischen Vereinigung erläuterte, dass der große Wert des kulturellen Erbes chinesischer Moscheen noch nicht genügend erkannt und erforscht worden sei. Als Beispiel nannte er die Zanbuhu 赞布呼-Moschee im Autonomen Kreis Xunhua der Salar in Qinghai, wo während des Baus [heimlich von gefangenen Soldatinnen der Roten Armee] Symbole der Revolution wie Hammer und Sichel und der fünfzackige Stern in Ziegel am Dach eingraviert wurden. Es sei ein für das patriotische und revolutionäre Erbe äußert wertvoller Ort, den es zu propagieren gelte. Bischof Yang Yongqiang (Chinesische Bischofskonferenz) schlug vor, das Genehmigungsverfahren für Gelder zur Renovierung religiöser Stätten zu vereinfachen, damit diese möglichst schnell wieder genutzt werden könnten. Pastor Xu Xiaohong (Chinesische protestantische Drei-Selbst-Bewegung) betonte die Bedeutung religiöser Denkmäler. So hätten die nestorianischen Funde auch international Einfluss und seien ein starkes Zeugnis für den kulturellen Austausch entlang der Seidenstraße. Kirchliche Zeitschriften wie Wanguo gongbao [erschien 1868 bis 1907] seien eine wichtige Quelle für das Studium der modernen Geschichte. Viele der anwesenden Religionsvertreter schlugen vor, die Regierungen sollten in ihren Denkmalschutzbudgets mehr Geld für religiöse Stätten einplanen, da diese finanzschwach seien (Zhongxinwang 7.03.2024; zur Geschichte der Zanbuhu-Moschee siehe Tommaso Previato unter https://redgold.hypotheses.org/2801). kwt

Religionen allgemein

4. Januar 2024:
Gemeinsame Konferenz der nationalen religiösen Organisationen veröffentlicht Aufruf zu Umsetzung des neuen Gesetzes über patriotische Erziehung
Am 1. Januar trat das neue „Gesetz der VR China über patriotische Erziehung“ (爱国主义教育法) in Kraft. Am 4. Januar verabschiedeten die Führer der staatlich sanktionierten nationalen Organisationen der fünf Religionen einen Aufruf zu Studium, Propagierung und Umsetzung dieses Gesetzes in den religiösen Kreisen – womit sie sich, so Bitter Winter, einmal mehr zum „Sprachrohr der Parteipropaganda“ machten. Der Aufruf fordert ein Festhalten am Prinzip der Liebe zum Land, wobei er (wie das Gesetz selbst) die Liebe zur Partei und zum Sozialismus an vorderste Stelle setzt. Die religiösen Kreise sollen „das Xi Jinping-Denken zum Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter studieren, denken, praktizieren und begreifen“, heißt es in dem Aufruf. Die Religionen Chinas hätten eine lange patriotische Tradition; so befürworte der Islam: „Patriotismus ist ein Teil des Glaubens“, der Katholizismus: „Patriotismus ist ein Gebot Gottes“, und der Protestantismus fordere, „ein guter Christ sollte ein guter Bürger sein“. Das Dokument fordert nicht nur den Aufbau eines entsprechenden religiösen Denkens und einer entsprechenden Interpretation der religiösen Lehren, sondern auch die verstärkte Verwendung der „gemeinsamen Landessprache“ [d.h. des Chinesischen] etwa bei Predigten. Unter Klerus und Gläubigen sei „extensive patriotische Erziehung“ durchzuführen, u.a. in Parteigeschichte (Text des Aufrufs: www.mzb.com.cn/html/report/24010903-1.htm; englische Übersetzung: https://bitterwinter.org/china-guidelines-instruct-religions-how-to-implement-the-new-patriotic-education-law). kwt

Daoismus

12. Dezember 2023 / 30. Januar 2024 / 24. März 2024:
Weltföderation des Daoismus sucht nach Logo, enthüllt Schild in Beijing und hält erste Vorstandssitzung an Laozis Geburtstag
Während des 5. internationalen Daoismus-Forums vom 24. bis 25. September 2023 war die Weltföderation des Daoismus (World Federation of Daoism, 世界道教联合会) gegründet worden, mit 52 daoistischen Organisationen aus 20 Staaten und Gebieten als Gründungsmitgliedern (siehe China heute 2023, Nr. 3, Informationen). In den letzten Monaten wurde an ihrer konkreten Organisation gearbeitet. Am 12. Dezember rief die Weltföderation zur Einreichung von Vorschlägen für ein Logo auf, einzusenden bis 31. Dezember 2023 an die Chinesische daoistische Vereinigung (CDV). Die CDV ist der offizielle Dachverband des Daoismus in China, ihr Vorsitzender Li Guangfu ist zugleich auch Vorsitzender der Weltföderation. Am 30. Januar wurde in Beijing das „Schild“ der Weltföderation des Daoismus enthüllt, d.h. ihr Sitz eröffnet. Wie ein dem Bericht beigefügtes Foto zeigt, tragen die beiden Säulen, die den Eingang zum Sitz der CDV im Tempel der Weißen Wolken (Baiyunguan) in Beijing flankieren, nun links die Schriftzeichen der Weltföderation, rechts die der CDV.
Die erste Vorstandssitzung der Weltföderation des Daoismus fand am 24. März – dem Fest von Laozis Geburtstag – im Kreis Luyi in Henan statt, wo Laozi der Überlieferung nach geboren worden sein soll. Daoistische Persönlichkeiten aus 28 Ländern und Gebieten nahmen daran teil. Bei der Eröffnung war auch Chen Ruifeng, Vizeminister der Einheitsfrontabteilung und Leiter des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten, anwesend. Die anwesenden Delegierten seien einhellig der Meinung gewesen, dass die Versammlung von in- und ausländischen Daoisten in der Heimat des Gründungs-Ahns sicherlich den Konsens des Denkens der daoistischen Kreise in der ganzen Welt festigen werde – hieß es im Bericht auf der CDV-Website. Genannt wurde auch die Notwendigkeit, den internationalen Einfluss der daoistischen Kultur zu steigern (Berichte auf der Website der CDV: www.taoist.org.cn 12.12.2023; 31.01.; 25.03.2024; Zhongguowang 26.02.2024). kwt

Buddhismus

3. Januar 2024:
Radio Free Asia (RFA) berichtet über Aufnahmestopp für neue Mönche im Kloster Khyngbum Lura
Das Kloster Khyngbum Lura im Kreis Markam (chin. Mangkang), Stadt Chamdo im Autonomen Gebiet Tibet gehört zur Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus und hat, laut Tibetan Review, derzeit rund 80 Mönche. Es sei dies das erste Mal, dass die Behörden generell verboten hätten, Mönche jeglichen Alters aufzunehmen, berichtete der von der US-Regierung finanzierte Sender RFA unter Berufung auf eine Quelle in Tibet; bisher sei nur die Aufnahme von Minderjährigen untersagt worden. Tibetan Review wies allerdings darauf hin, dass China bereits seit Jahrzehnten die Politik verfolge, die Zahl der residierenden Mönche jedes Klosters zu beschränken. Laut RFA ersetzten die Behörden außerdem die hochrangigen Mönche, die traditionell den Betrieb des Klosters Khyngbum Lura leiteten, durch einen lokalen Verwalter (Radio Free Asia 3.01.2024; Tibetan Review 4.01.2024).
Bereits im November 2021 hatte RFA über die Ausweisung minderjähriger Mönche aus tibetischen Klöstern in Qinghai berichtet und darauf verwiesen, dass die Behörden in der Provinz Sichuan schon 2018 begonnen hätten, jugendliche Mönche aus Klöstern des tibetischen Buddhismus auszuweisen, damit sie Regierungsschulen besuchen (siehe China heute 2021, Nr. 4, Chronik, Buddhismus, 5. November 2021). kwt

4. Januar 2024:
Bericht von Bitter Winter: Verkaufsschlager Hey Tea Buddha Latte in China verboten
Wie Bitter Winter am 4. Januar berichtet, hatten sich Hey Tea, ein führendes Teeunternehmen, und das Jingdezhen China Ceramics Museum zusammengetan, um einen Tee Latte auf den Markt zu bringen, dessen Becher alte buddhistische Töpferwaren nachbildete, die in dem Museum ausgestellt sind. Die drei Abbildungen auf den Bechern zeigen verschiedene Luohans (Arhats – Erleuchtete) des chinesischen Buddhismus. Der Hey Tea Buddha Latte wurde am 28. November zusammen mit Begleitprodukten auf den Markt gebracht. Der Erfolg sei „phänomenal“ gewesen, so Bitter Winter. Mehrere Netizens in verschiedenen Städten hätten berichtet, dass das Produkt innerhalb weniger Stunden ausverkauft gewesen sei. In den folgenden Tagen hätten die Menschen vor den Geschäften Schlange gestanden, um den Tee Latte zu kaufen. Allerdings wurde Hey Tea sodann beschuldigt, „gegen die Vorschriften für die Verwaltung religiöser Angelegenheiten“ zu verstoßen, und wurde gezwungen, die Waren vom Markt zu nehmen. Die KPCh, so Bitter Winter, behauptete, dass das harte Durchgreifen gegen Hey Tea Buddha Latte im Namen der Bekämpfung der „Kommerzialisierung der Religion“ erfolgte. Sie sei von einigen konservativen Buddhisten unterstützt worden, die befürchteten, dass Blasphemie begangen werden könnte, indem Verbraucher die Becher nach dem Genuss ihres Tee Latte wegwerfen oder zerstören. Bitter Winter ist überzeugt, dass der wahre Grund für das Ende von Hey Tea Buddha Latte war, dass Hey Tea buddhistische Themen in die Popkultur der jungen Chinesen einbrachte und dies in China als verbotene Form der Religionsförderung angesehen wurde (Bitter Winter 4.01.2024). kf

Ab 14. Februar 2024:
Tibeter protestieren gegen Staudammprojekt, dem zwei Dörfer und sechs Klöster weichen sollen
Radio Free Asia (RFA) berichtete, Hunderte von Tibetern hätten am 14. Februar vor dem Sitz der Kreisregierung von Dege im Autonomen Bezirk Ganzi (tibet. Garze) der Tibeter, Provinz Sichuan, gegen den Bau des Gangtuo (tibet. Kamtok)-Staudamms protestiert und einen Baustopp gefordert. Der Staudamm ist eines von 13 geplanten Wasserkraftwerken am Oberlauf des Jinsha (tibet. Drichu)-Flusses, eines Quellstroms des Yangtse. Ihm müssten zwei Dörfer und sechs buddhistische Klöster weichen, die dann voraussichtlich überflutet würden. Es handelt sich laut RFA um die Klöster Yena, Wonto und Khardho in der Gemeinde Wangbuding, Kreis Dege, am Ostufer des Jinsha-Flusses sowie um die Klöster Rabten, Gonsar und Tashi am Westufer im Autonomen Gebiet Tibet. Die Klöster Wonto (chin. Wangduisi 汪堆寺) und Yena (chin. Yinnansi 银南寺), deren Geschichte ins 13. Jh. zurückgeht, wurden in der Kulturrevolution kaum zerstört; über die wertvollen, noch wenig erforschten Wandmalereien im Kloster Wonto und seine historische Bausubstanz berichtete 2018 ein Artikel der Ganzi ribao (auf der Website der Volksregierung von Ganzi, mit Fotos der Fresken: www.gzz.gov.cn/gzzrmzf/c100351/201807/8f9f2953eaf340218ff72acc1b50a78e.shtml). Laut RFA, das sich auf örtliche Quellen und Bürgervideos berief, wurden am 22. Februar über 100 Mönche der Klöster Wonto und Yena sowie örtliche Bevölkerung von bewaffneter Polizei festgenommen, viele seien geschlagen worden. Am 23. Februar seien über tausend Tibeter festgenommen worden, darunter ebenfalls Mönche. Danach hätten die Behörden alle religiösen Aktivitäten im Kloster Wonto verboten. Rund 40 Mönche von Wonto wurden laut RFA einige Tage später freigelassen.
Das Dammprojekt ist nicht nur wegen der damit einhergehenden Zwangsumsiedlungen und Zerstörung von Kulturgütern, sondern auch wegen befürchteter ökologischer Folgen umstritten (Bitter Winter 27.02.2024; Radio Free Asia 15.,23.,28.02.2024; savetibet.org 16.,23.02.2024). kwt

24. März 2024:
Austausch und Konferenz über „humanistischen Buddhismus“ auf beiden Seiten der Taiwanstraße
An der Konferenz in Beijing nahmen Vertreter der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV), der Chinesischen buddhistischen Akademie und der [taiwanischen] United Association of Humanis­tic Buddhism, Chunghua, teil – so der Bericht auf der Website der CBV. Dharma-Meister Yanjue, der Vorsitzende der CBV, sagte in seiner Begrüßungsrede, durch den Austausch werde gemeinsam das Denken des humanistischen Buddhismus praktiziert [...], um die Kommunikation zwischen den Menschen auf beiden Seiten der Taiwanstraße zu fördern, die Integration und Entwicklung auf beiden Seiten zu unterstützen und das Wohlergehen der Menschen auf beiden Seiten zu verbessern. Meister Xinbao, Abt des Klosters Foguangshan in Taiwan und Vorsitzender der United Association of Humanistic Buddhism, Chunghua, erklärte, seit 2.500 Jahren betone der Buddhismus die Ausbildung des Klerus, und man wolle voneinander bezüglich der Erfahrungen in diesem Bereich lernen. Die Konferenz hatte zwei Themenschwerpunkte: „Austausch über buddhistische Erziehung“ und „Digitalisierung buddhistischer Schriften“ (www.chinabuddhism.com.cn 25.03.2024).
Bei den Bemühungen um eine „Sinisierung“ des chinesischen Buddhismus setzen der offizielle Buddhismus und die chinesische Religionspolitik auf die Idee des „humanistischen Buddhismus“ (人間佛教). Diese Form des engagierten Buddhismus wurde besonders durch Meister Hsing Yun (1927–2023), den Gründer des Klosters Foguangshan, verbreitet; Hsing Yun befürwortete auch eine friedliche Vereinigung Taiwans mit dem Festland. Es finden regelmäßig Austauschtreffen über „humanistischen Buddhismus“ zwischen Buddhisten beider Seiten der Taiwanstraße statt, so z.B. im Dezember 2021 (siehe China heute 2022, Nr.1, Chronik, Buddhismus, 1./2. Dezember 2021). Die Reformidee stammte ursprünglich vom Mönch Taixu (1890–1947). kwt

Islam

21. Februar 2024:
Radio Free Asia: Moschee von Najiaying nach „Umgestaltung“ wiedereröffnet
Im Ort Najiaying, Großgemeinde Nagu, Kreis Tonghai in der südwestchinesischen Provinz Yunnan leben überwiegend Angehörige der muslimischen Hui-Nationalität. Am 27. Mai 2023 war es in Najiaying zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Bevölkerung gekommen, als ein staatlicher Bautrupp mit dem Abriss der „arabischen“ Kuppel und Minarette der örtlichen Moschee beginnen wollte (siehe China heute 2023, Nr. 2, Chronik, Islam, 27. Mai 2023). Wie Radio Free Asia (RFA) unter Berufung auf einen in Najiaying lebenden Muslim namens Ma berichtete, ist die Moschee nach dem Umbau in ein „Gebäude chinesischen Stils“ inzwischen wieder geöffnet. Ma sagte Reuters, etwa 90% der Moscheen in der Region seien bereits umgebaut worden. Laut Ma Ju, einem in den USA lebenden chinesischen Muslim, den RFA ebenfalls zitierte, ist die Moschee von Najiaying auch zu organisatorischen Änderungen gezwungen worden. Das Verwaltungskomitee der Moschee werde nun nicht mehr gewählt, sondern direkt von den Religionsbehörden ernannt. Außerdem seien mehrere mit der Moschee verbundene Schulen verboten worden, und Kinder dürften die Moschee nicht betreten (RFA 21.02.2024). kwt

7. März 2024:
Parteisekretär Ma Xingrui: Sinisierung des Islam in Xinjiang ist „unvermeidlich“
Am Rand der Sitzung des Nationalen Volkskongresses (siehe Eintrag vom 4.–10. März und 5.–11. März 2024 in der Rubrik „Religionspolitik“) fand am 7. März eine Pressekonferenz über Xinjiang für in- und ausländische Journalisten statt. Laut einem Bericht von Reuters sagte dort Ma Xingrui, KP-Parteisekretär des Autonomen Gebiets Xinjiang der Uiguren: „Jeder weiß, dass der Islam in Xinjiang sinisiert werden muss, das ist ein unvermeidlicher Trend.“ Der chinesischen parteinahen Global Times (GT) zufolge sagte Ma außerdem, trotz der „drei Kräfte“ Terrorismus, Separatismus und Extremismus sei die Öffnung Xin­jiangs unvermeidlich; die Strategie der KP Chinas für Xinjiang koordiniere Sicherheit mit Entwicklung, Offenheit mit Stabilität. Ein weiterer Abgeordneter aus Xinjiang sagte bei der Pressekonferenz laut GT, der „sogenannte ‚kulturelle Völkermord‘“ in Xinjiang sei „ein komplettes Gerücht“. Ein dritter Abgeordneter erklärte den Journalisten, die westliche Anklage „sogenannter ‚Zwangsarbeit‘“ in der Baumwollindustrie Xinjiangs sei nur ein Vorwand für die Verhängung von Sanktionen gegen diese; damit versuchten die USA, „Zwangsarbeitslosigkeit“ und „Zwangsarmut“ in Xinjiang zu erzeugen und so Chinas Entwicklung einzudämmen (Global Times 8.03.2024; Reuters 7.03.2024). kwt

28. März 2024:
Chinesische islamische Vereinigung veröffentlicht Aufruf zu Wohltätigkeit im Ramadan
Der Aufruf erinnert mit Sure 2.185 zuerst an das Fastengebot im Ramadan, der ein Monat des Friedens, der mildtätigen Werke, der Läuterung von Körper und Seele sowie der Stärkung des Glaubens sei. Aller menschlicher Besitz stamme von Gott, Mildtätigkeit sei die Pflicht jedes Muslims (Sure 57.7). Die Unterstützung der Armen und Bedürftigen sei nicht nur eine schöne Tradition des Islam, sondern auch eine konkrete Umsetzung der sozialistischen Kernwerte und ein Beitrag zum großen Wiedererstarken der chinesischen Nation. Der von der Kommission für Wohltätigkeit der CIV unterzeichnete Text ruft die Muslime auf, im Ramadan Taten der Liebe mit der persönlichen Läuterung, mit der Sinisierung des Islam und dem Schmieden eines Gemeinschaftsbewusstseins der chinesischen Nation zu verbinden (www.chinaislam.net.cn/cms/jwhd/gdyx/yxnews/202303/28-15511.html). Die CIV ist der offizielle Dachverband der Muslime in China. kwt

Protestantische Kirchen

26. Januar 2024:
„Crime of Fraud“-Bericht von China Aid: Anklagen des „Betrugs“ gegen Hauskirchen
Wie die in den USA ansässige Organisation China Aid ausführlich in ihrem Bericht dokumentiert, werden gerichtliche Schritte gegen Hauskirchen immer öfter mit dem Tatbestand des Betruges begründet. Dies ist eine Entwicklung, die sich scheinbar auf eine rein zivilrechtliche Argumentation stützt, um unerwünschte religiöse Gruppierungen zu bekämpfen, dabei aber die Definition kriminellen Handelns erweitert. Im Zeitraum 2018 bis 2023 verfolgte China Aid die Entwicklung von zwölf größeren Hauskirchen in verschiedenen Provinzen, denen sehr hohe Geldstrafen auferlegt wurden oder deren Mitglieder Gefängnisstrafen verbüßen müssen. Eine nicht von den staatlich anerkannten christlichen Repräsentationsorganen vorgenommene Ordination kann z.B. als Betrug gelten, auch wenn die Person zuvor an einem offiziell registrierten theologischen Seminar einen Abschluss erlangt und bereits viele Jahre Erfahrung in Gemeindearbeit gesammelt hat. Die Verwendung von Spenden und Kollekten für die eigene kirchliche Arbeit ist ein weiterer möglicher Straftatbestand, der als Betrug ausgelegt wird, ebenso der Erwerb von Grundstücken und Immobilien.
Im Dezember 2021 wurde Hao Zhiwei, Pastorin der Egangqiao Gemeinde in E-zhou, Provinz Hubei, wegen Betrug zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, weil weder ihre Ordination noch ihre Gemeinde von den Behörden autorisiert waren und das Sammeln von Kollekten als illegale Handlung ausgelegt wurde. Über den Fall von Pastor Wang Xiaoguang und Predigerin Yang Rongli von der Golden Lampstand Gemeinde in Linfen, Provinz Shanxi, wurde in China heute schon mehrfach berichtet (vgl. China heute 2022, Nr. 3, ). Verbüßte Predigerin Yang in den Jahren 2009–2016 eine Haftstrafe wegen illegaler religiöser Aktivitäten, wurde sie, nach einer Festnahme zusammen mit einer Reihe anderer Kirchenleitenden im August 2021, im März 2022 wegen Betrug vor Gericht gestellt. Weitere Informationen sind China Aid seither über ihren Fall nicht bekannt geworden. Ähnliche Verlagerungen in den Anklagen der Polizei zeigt sich bei den bekannten Hauskirchen Linfen Convenant in Linfen, Shanxi Provinz, oder Qingcaodi Reformed Church in Deyang, Provinz Sichuan (vgl. China heute 2021, Nr. 4, Chronik, Protestantische Kirchen, 21. November 2021). Der ausführliche Bericht „Crime of Fraud“ von China Aid lässt sich nachlesen unter http://drive.google.com/file/d/1rShxzZoVyf3dF9WHXoK28LmdcQzFyfGp/view.
Isabel Friemann, China InfoStelle

Katholische Kirche

16., 24. Dezember 2023 / 2. Januar 2024:
Bishop Shao von Wenzhou wiederholt verschleppt
Wie auch schon in früheren Jahren im Umfeld von katholischen Festtagen wurde der 61-jährige Untergrundbischof Peter Shao Zhumin von Wenzhou, Provinz Zhejiang, kurz vor Weihnachten und dann erneut über die Weihnachtstage von den Behörden an einen anderen Ort gebracht, um zu verhindern, dass er die Weihnachtsliturgie feierte. Am 2. Januar wurde er erneut mitgenommen, nachdem er am 31. Dezember in einem offenen Brief dagegen protestiert hatte, dass im offiziellen Teil der Diözese ohne seine Zustimmung Pfarrer versetzt worden waren. Er wurde kurz danach wieder freigelassen. Bischof Shao wurde 2011 mit päpstlichem Mandat zum Koordjutorbischof von Wenzhou geweiht. 2016 trat er nach dem Tod des offiziellen Bischofs Vincent Zhu Weifang aus Sicht des Vatikans dessen Nachfolge an. Da er sich weigert, sich den offiziellen katholischen Gremien anzuschließen, wurde er bislang nicht von der Regierung anerkannt. Die Regierung betrachtet so weiterhin den Bischofssitz als vakant und hat Priester Ma Xianshi, Mitglied der Patriotischen Vereinigung, als Verwalter der Diözese eingesetzt. Zwischen ihm und Bischof Shao kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten (AsiaNews 3.01.2024, siehe auch China heute 2023, Nr. 1, Chronik, Katholische Kirche, 31. Januar 2023). kf

14. Januar 2024:
Marriage-Encounter-Seminar in der Kathedrale von Hangzhou – große Verbreitung der Bewegung in ganz China
Rund 500 Personen nahmen an dem Austausch teil, den die Kathedralpfarrei durch die Marriage-Encounter-Gruppe der Diözese organisieren ließ, um die Harmonie zwischen Eheleuten und in Familien der Pfarrei zu fördern; 30 Ehepaare erneuerten ihr Eheversprechen. Die Pfarrei führt einmal im Jahr eine solche Veranstaltung durch, hieß es in dem Bericht auf dem katholischen Portal Xinde.
Die Idee der Marriage-Encounter-Seminare (chin. 夫妇恳谈会 – wörtlich „Gesprächstreffen für Ehepaare“), in die immer auch Priester eingebunden sind, entstand in den 1950er Jahren in Spanien und ist weltweit verbreitet. Der Xinde-Bericht enthält Zahlen zur – erstaunlich großen – Verbreitung von Marriage Encounter in China: Demnach gibt es zurzeit Marriage-Encounter-Gruppen in 44 Diözesen Festlandchinas (also fast der Hälfte aller Diözesen nach offizieller Zählung). 7.900 Ehepaare, 295 Priester und 750 Schwestern nehmen teil (www.xinde.org/show/54651). kwt

Sino-vatikanische Beziehungen

25. Januar 2024:
Thaddäus Wang Yuesheng wird zum Bischof der Diözese Zhengzhou (Henan) geweiht – erste Bischofsweihe in China seit September 2021
Hauptkonsekrator war Bischof Shen Bin von Shanghai; Bischof Yang Yongqiang von Zhoucun, Bischof Zhang Yinlin von Anyang und Bischof Jin Lugang von Nanyang konzelebrierten. Priester Yang Yu, Generalsekretär der Chinesischen Bischofskonferenz, verlas das offizielle Approbationsschreiben der Bischofskonferenz. Laut dem Bericht auf der Website der offiziellen katholischen Leitungsgremien war Wang am 22. März 2022 zum designierten Bischof für das Bistum Zhengzhou gewählt worden. Am Tag der Weihe gab der Vatikan im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls bekannt, dass Papst Franziskus Wang Yuesheng am 16. Dezember 2023 im Rahmen des vorläufigen Abkommens zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China zum Bischof von Zhengzhou ernannte.
Bischof Wang wurde am 27. Februar 1966 in Zhumadian, Henan, geboren und studierte von 1987 bis 1993 Philosophie und Theologie am Seminar für Süd- und Zentralchina. Am 17. Oktober 1993 wurde er in Hankou zum Priester geweiht. Der Bischof ist Vorsitzender der Katholischen patriotischen Vereinigung der Provinz Henan und war seit Januar 2013 – so der Bericht der offiziellen Gremien – Administrator der Diözese (Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls 25.01.2024; www.chinacatholic.cn 25.01.2024; siehe auch Informationen und Dokumentation). kf / kwt

29. Januar 2024:
Antonius Sun Wenjun wird zum Bischof von Weifang (Provinz Shandong) geweiht – Papst errichtet Diözese Weifang
Bischof Fang Xingyao von der Diözese Linyi stand der Weihe vor. Konzelebranten waren Bischof Yang Yongqiang von Zhoucun, Bischof Zhang Xianwang von Jinan, Bischof Lü Peisen von Yanzhou und Bischof Chen Tianhao von Qingdao. Priester Wu Jianlin, stellvertretender Generalsekretär der Chinesischen Bischofskonferenz, verlas das Approbationsschreiben der Bischofskonferenz. Wang war am 26. August 2022 zum designierten Bischof für das Bistum Weifang gewählt worden. Am Tag der Weihe wurde im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls bekanntgegeben, dass Papst Franziskus am 20. April 2023 die neue chinesische Diözese Weifang in der Provinz Shandong errichtet hatte, nachdem er die apostolische Präfektur Yiduxian aufgelöst hatte. Das Territorium des neuen Bistums entspricht dem der bezirksfreien Stadt Weifang. [In der offiziellen Kirche existierte die Diözese Weifang in diesen Grenzen schon länger.] Ebenfalls am 20. April – so das Bulletin – ernannte der Papst Antonius Sun Wenjun zum Bischof von Weifang. – Bischof Sun wurde am 1. November 1970 in Weifang geboren. Er studierte von 1987 bis 1989 am Priesterseminar von Jinan und danach von 1989 bis 1994 am Sheshan-Seminar in Shanghai. Im Dezember 1995 wurde er zum Priester geweiht. Zwischen 2007 und 2008 war er zur Weiterbildung in Irland. Seit Dezember 2017 war er auch stellvertretender Leiter der katholischen „zwei Gremien“ der Provinz Shandong (Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls 29.01.2024; www.chinacatholic.cn 29.01.2024; siehe auch Informationen und Dokumentation). kf / kwt

31. Januar 2024:
Petrus Wu Yishun wird zum Bischof der Diözese Minbei (Provinz Fujian) geweiht
Bischof Li Shan von Beijing stand der Weihe vor. Mitweihende waren Bischof Zhan Silu von Mindong, Bischof Cai Bingrui von Xiamen und Bischof Jin Yangke von Ningbo. Priester Yang Yu verlas wieder das offizielle Approbationsschreiben der Bischofskonferenz. Wu Yishun war am 18. Januar 2022 zum designierten Bischof für das Bistum Minbei gewählt worden. Am Tag der Weihe gab der Vatikan im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls bekannt, dass Papst Franziskus Wu Yishun am 16. Dezember 2023 im Rahmen des vorläufigen Abkommens „zum Bischof der Apostolischen Präfektur Shaowu (Minbei), chinesische Provinz Fujian, ernannt hat“.
Bischof Wu Yishun, geboren am 7. Dezember 1964 in Ningde, Provinz Fujian, studierte von 1985 bis 1992 Theologie und Philosophie am Sheshan-Seminar in Shanghai. Am 15. August 1992 wurde er zum Priester für die Diözese Xiamen geweiht. Im Dezember 1999 wurde er – so die chinesische offizielle Webseite – zum Administrator der Diözese Minbei gewählt und war von September 2001 bis heute Vizevorsitzender der beiden offiziellen katholischen Gremien der Provinz. Laut dem Vatikan-Kommuniqué war Wu auch „Verantwortlicher der Apostolischen Präfekturen Shaowu und Jian’ou“ (Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls 31.01.2024; www.chinacatholic.cn 31.01.2024; siehe auch Informationen und Dokumentation). 
Mit den drei Bischofsweihen vom Januar 2024 wurden seit der Unterzeichnung des vorläufigen Abkommens über Bischofsernennungen am 22. September 2018 insgesamt neun Bischöfe in dessen Rahmen geweiht. kf / kwt

1. Februar 2024:
Wang Wenbin, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, zu den sino-vatikanischen Beziehungen
Bei der regulären Pressekonferenz antwortete Wang Wenbin auf die Frage, wie das Außenministerium die Bekanntmachungen des Vatikans zu den Bischofsweihen und die gegenwärtigen Beziehungen zwischen China und dem Vatikan bewerte: „In den letzten Jahren haben China und der Vatikan die Kommunikation aufrechterhalten, und das von beiden Seiten unterzeichnete vorläufige Abkommen über die Ernennung von Bischöfen wird gut umgesetzt. Die chinesische Seite ist bereit, zusammen mit der vatikanischen Seite die Beziehungen zwischen China und dem Vatikan im Geist eines respektvollen und gleichberechtigten Dialogs ständig weiter zu verbessern“ (www.mfa.gov.cn 1.02.2024). kwt

10. Februar 2024:
Kardinal Tagle feiert „Mondneujahr“ mit chinesischen Studierenden in Rom und predigt über das „Mondgeheimnis“ der Kirchenväter
Der aus den Philippinen stammende Kurienkardinal Luis Antonio Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung im Vatikan, feierte am 10. Februar im Päpstlichen Kolleg San Paolo mit Dutzenden chinesischer Priester, Schwestern und Seminaristen, die an römischen Universitäten studieren, Chinesisch Neujahr. Dies berichtete die vatikanische Nachrichtenagentur Fides. In seiner Predigt bei der heiligen Messe griff der Kardinal anlässlich des Neujahrsfestes, das nach dem Mondkalender berechnet wird (daher englisch „Lunar New Year“), ein Bild auf, das manche Kirchenväter „Mysterium Lunae“ (Geheimnis des Mondes) genannt hätten: „Einige Kirchenväter bezeichneten die Sendung der Kirche als einen ‚Monddienst‘ [...] Die Sonne, das Licht, ist Jesus Christus, und die Kirche muss sich wie der Mond auf das Licht verlassen, das von Jesus kommt“, sagte der Kardinal laut Fides. „Getrennt von der Sonne hat der Mond kein eigenes Licht. Und doch behält der Mond das Licht, das er von der Sonne empfängt, nicht für sich, sondern [...] ‚teilt‘ es mit der Erde.“ „Meine Hoffnung“, so der Kardinal zum Abschluss seiner Predigt, „ist, dass wir Christen jedes Jahr anlässlich des Mondneujahrs unseren ‚Monddienst‘ erneuern: uns Jesus zuwenden, das Licht Jesu empfangen und das Licht Christi, nicht unser Licht, mit der Welt teilen“ (Fides 12.02.2024). kwt

26. März 2024:
Erzbischof Gallagher äußert sich im Interview mit America zur Frage der Verlängerung des vorläufigen sino-vatikanischen Abkommens
„[Das Abkommen] läuft im Oktober dieses Jahres aus, und wenn wir weitermachen wollen, dann muss es verlängert werden. Ich denke, wir sind nach wie vor der Meinung, dass das Abkommen ein nützliches Mittel für den Heiligen Stuhl und die chinesischen Behörden ist, um die Frage der Bischofsernennungen zu regeln. Wir wünschen uns, es würde besser funktionieren, mit mehr Ergebnissen, und wir glauben immer noch, dass es verbesserungsfähig ist. Aus diesem Grund glaube ich nicht, dass wir über die Möglichkeit einer [Beendigung] sprechen. Da wir der Meinung sind, dass Verbesserungen vorgenommen werden könnten und sollten, erscheint es nicht angebracht, eine endgültige Entscheidung zu treffen“ (America 26.03.2024; der China-Teil des Interviews findet sich in der Dokumentation). kf

Hongkong

9. Januar 2024:
Erste katholische Universität in Hongkong
Wie Vatican News und andere Medien berichteten, haben die Hongkonger Behörden das bisherige Caritas Institute of Higher Education (CIHE) offiziell zur Hochschule erhoben. Die Saint Francis University ist nunmehr die vierte private Universität in Hongkong. Schon im letzten Herbst hatte der Hongkonger Rat für die Akkreditierung akademischer und beruflicher Qualifikationen bescheinigt, dass alle erforderlichen Voraussetzungen erfüllt seien. Mit der formellen Anerkennung durch die Lokalregierung unter Chief Executive John Lee am 9. Januar 2024 konnte die letzte Hürde genommen werden. Der Sunday Examiner zitierte die Bildungsministerin Christine Choi Yuk-lin mit den Worten: „Die Verleihung des Hochschultitels ist nicht nur ein Meilenstein für das CIHE, sondern zeugt auch vom Engagement der Regierung, die parallele Entwicklung des öffentlich finanzierten und des sich selbst finanzierenden postsekundären Bildungssektors zu fördern, um jungen Menschen in Hongkong qualitativ hochwertige, flexible und abwechslungsreiche Studienmöglichkeiten zu bieten.“ 
Bereits in den 1970er Jahren hatte sich der damalige Bischof Francis Hsu für die Gründung einer katholisch inspirierten Universität eingesetzt. Zusammen mit dem Caritas Bianchi College of Careers, benannt nach dem Missionar Lorenzo Bianchi, der bis 1969 Bischof in Hongkong war, bietet das CIHE bisher universitäre Studiengänge in 35 verschiedenen Fächern an, die von Sozialwissenschaften bis hin zu Technik und Wirtschaft reichen und von etwa 2.500 Studierenden besucht werden. Der derzeitige Erzbischof von Hongkong, Kardinal Stephen Chow, förderte die Idee einer katholischen Universität in Hongkong seit seiner Zeit als Provinzoberer der Jesuiten (AsiaNews 9.01.2024; Sunday Examiner, 9.01.2024; Vatican News 10.01.2024; siehe auch China heute 2023, Nr. 3, Chronik, Hongkong, 3. Oktober 2023). kf

11.–13. März 2024:
Dritter Christlich-Daoistischer Dialog zwischen Vatikan und Hongkong
Nach der Pressemitteilung des vatikanischen Dikasteriums für den interreligiösen Dialog vom 9. März 2024 organisierte das Dikasterium in Zusammenarbeit mit der katholischen Diözese Hongkong und der Daoistischen Vereinigung von Hongkong den Dritten Christlich-Daoistischen Dialog, der vom 11.–13. März 2024 am Yuen Yuen Institute, Lo Wai, Tsuen Wan, Hong Kong stattfand. Thema des Treffens war „Eine harmonische Gesellschaft durch interreligiösen Dialog schaffen“. Die Teilnehmenden waren christliche und daoistische Gläubige und Wissenschaftler aus Hongkong, der VR China, Frankreich, Italien, Taiwan, Südkorea, Malaysia, den Philippinen, Vietnam und Singapur. Die Abschlusserklärung des Dritten Christlich-Daoistischen Dialogs wurde von allen sechs in Hongkong vertretenen Religionsgemeinschaften gefördert, so AsiaNews. Der Sekretär des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, Msgr. Indunil Kodithuwakku Kankanamalage, bezeichnete das Treffen als „einen Moment tiefer Offenheit und gegenseitigen Zuhörens“. Die ersten beiden Dialogtreffen fanden 2016 in Taiwan und 2018 in Singapur statt (AsiaNews 15.03.2024;.https://press.vatican.va/content/salastampa/en/bollettino/pubblico/2024/03/09/240309d.html). kf

19./23. März 2024:
Hongkonger Regierung verabschiedet Sicherheitsgesetz
Das Gesetz, das weitreichende Folgen für Hongkongs Bürger wie auch Ausländer in Hongkong hat, wurde am 19. März in einem Schnellverfahren vom Legislativrat einstimmig verabschiedet. Der Entwurf wurde dem Parlament von der Hongkonger Regierung erst eineinhalb Wochen vorher vorgelegt, mit der Aufforderung, es so schnell wie möglich zu verabschieden. Das Gesetz trat am 23. März in Kraft. Als Hauptstrafvergehen gegen die nationale Sicherheit werden genannt: Hochverrat, Aufruhr, Straftaten im Zusammenhang mit Staatsgeheimnissen und Spionage, Sabotage, Einmischung von außen.
Die Kritik im Ausland ist groß. „Der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borrell, zeigte sich besonders besorgt über die möglichen Auswirkungen des Gesetzes auf die Rechte und Freiheiten der Menschen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion“, so die Tagesschau vom 20. März. Es könne „die Aushöhlung der Grundfreiheiten und des politischen Pluralismus verschärfen“. Es werfe auch Fragen über die langfristige Attraktivität Hongkongs als internationales Wirtschaftszentrum auf, sagte der EU-Außenbeauftragte. „Besonders besorgniserregend“ sind laut Borrell die umfassenden Bestimmungen und vagen Definitionen, die sich auf „ausländische Einmischung und Staatsgeheimnisse“ beziehen.
Das neue Gesetz knüpft an das 2020 von der chinesischen Zentralregierung eingeführte „nationale Sicherheitsgesetz“ für die Sonderverwaltungszone Hongkong an. Es ist eine Umsetzung von Artikel 23 des Hongkonger Grundgesetzes. Dort heißt es: „Die Sonderverwaltungszone Hongkong erlässt in Eigenverantwortung Gesetze, um Tätigkeiten wie Landesverrat, Spaltung des Landes, Aufwiegelung zum Hochverrat, Subversion gegen die Zentrale Volksregierung oder Verrat von Staatsgeheimnissen zu verbieten, und die es ausländischen politischen Organisationen oder Körperschaften untersagen, in der Sonderverwaltungszone politische Aktivitäten zu entfalten, und den politischen Organisationen oder Körperschaften der Sonderverwaltungszone Verbindungen mit ausländischen politischen Organisationen oder Körperschaften zu unterhalten“. Bereits 2003 sollte das Gesetz eingeführt werden, wurde aber aufgrund enormen Widerstandes in der Gesellschaft zunächst auf Eis gelegt. Damals ging eine halbe Million Bürger auf die Straßen.
Das neue Gesetz „sieht harte Strafen für eine ganze Reihe von Handlungen vor, die die Regierung als Gefahr für die nationale Sicherheit einstuft. Für Straftatbestände wie Hochverrat und Auflehnung gegen den Staat droht lebenslange Haft. Auch wer Publikationen besitzt, in denen eine Unabhängigkeit Hongkongs von China gefordert wird, muss mit mehreren Jahren Gefängnis rechnen“, so die Tagesschau weiter. Laut britischem Außenminister David Cameron werde es die weitere Untergrabung der Meinungs-, Versammlungs- und Medienfreiheit ermöglichen. „Es wird die Kultur der Selbstzensur verfestigen, die heute die soziale und politische Landschaft Hongkongs beherrscht“, sagte der Außenminister laut dem Tagesschau-Bericht. Durch das Gesetz kann Hongkongs Regierung verstärkt auch gegen Oppositionelle vorgehen. Wie China.Table am 26. März berichtete, warnte Hongkongs Justizminister Paul Lam, dass Kritik am neuen nationalen Sicherheitsgesetz im Internet bereits einen Strafbestand darstellen könnte. „Wenn jemand etwa eine kritische Äußerung eines anderen Landes oder Ausländers online weiterverbreite, könne derjenige je nach ‚Absicht und Zweck‘ ein Verbrechen begehen, sagte Lam am Sonntag in einem Fernsehinterview.“ Laut BBC erlaubt das neue Gesetz Gerichtsverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit und gibt der Polizei das Recht, Verdächtige bis zu 16 Tage lang ohne Anklage festzuhalten. Regierungschef John Lee erhalte außerdem die Befugnis, „Organisationen und Unternehmen die Tätigkeit in Hongkong zu untersagen, wenn sie nachweislich ‚für ausländische Kräfte arbeiten‘“.
Die chinesische Regierung wies durch Außenamtssprecher Lin Jian die Kritik entschieden zurück und bezeichnete es laut Tagesschau als „Meilenstein in der Entwicklung des Prinzips ‚Ein Land – zwei Systeme‘“ (BBC 19.03.2024; Tagesschau 20.03.2024; www.sb.gov.hk/eng/bl23/doc/Pamphlet_23%20Legislation_EN.pdf).
Welche Auswirkungen das Gesetz im Detail auf die christlichen Kirchen – z.B. die Kontakte zum Vatikan – und die anderen Religionsgemeinschaften haben wird, bleibt noch abzuwarten. kf

19. März 2024:
Diözese Hongkong: Das Sicherheitsgesetz gefährdet die Beichte nicht
Wie Bitter Winter am 19. März berichtete, hat Hongkongs Justizminister verlauten lassen, dass eine Person mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden kann, falls diese weiß, dass eine andere Person „Hochverrat“ begangen hat, den „Verräter“ jedoch nicht bei den Behörden anzeigt. Bitter Winter vermutet, dass sich dies auch auf das Beichtgeheimnis beziehen könnte. In einem Statement des Hong Kong Catholic Social Communications Office der Diözese Hongkong vom 15. März 2024 hatte die Diözese zu diesem Thema verlauten lassen, dass das Beichtgeheimnis durch das Sicherheitsgesetz nicht angetastet würde: „Die katholische Diözese Hongkong reagiert wie folgt auf die jüngste Besorgnis in der Gesellschaft bezüglich der Beichte (Sakrament der Versöhnung): 1. Im Hinblick auf die Gesetzgebung von Artikel 23 über den Schutz der nationalen Sicherheit erkennt die katholische Diözese Hongkong an, dass sie als Bürger eine Verpflichtung zur nationalen Sicherheit hat; 2. Die katholische Diözese Hongkong hat ihren Standpunkt zur Gesetzgebung von Artikel 23 zum Ausdruck gebracht; 3. Die Gesetzgebung von Artikel 23 wird den vertraulichen Charakter der Beichte (Sakrament der Versöhnung) der Kirche nicht verändern.“ Am 16. März berichtete AsiaNews über eine Sitzung des Hongkonger Legislativrats zwei Tage zuvor, bei der Rev. Peter Koon, „ein Pro-Beijing Mitglied der Anglikanischen Kirche von Hongkong“, fragte, ob beim Klerus Ausnahmen gewährt würden. Justizminister Paul Lam habe darauf geantwortet, dass der Straftatbestand des Hochverrats „klar und gezielt“ sei. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich in einer „extremen Situation“ befinde, etwa wenn man von einem Kriegsplan erfahre, sei eher gering, habe der Minister gesagt. Er wird wie folgt zitiert: „Wenn es sich um Religionsmitarbeiter oder Sozialarbeiter handelt, könnte es zu Diskussionen kommen. Es ist sehr schwer für uns, Ausnahmen zu gewähren.“ „Hochverrat ist eine sehr ernste Angelegenheit. Ich denke, wenn die nationale Sicherheit auf dem Spiel steht, sollte ein Gleichgewicht gefunden werden, um die Treuepflicht zu erfüllen“, so der Minister (AsiaNews 16.03.2024; Bitter Winter 19.03.2024; Ming Pao 8.03.2024; www.examiner.org.hk/2024/03/15/the-catholic-diocese-of-hong-kong-has-the-following-response-to-the-recent-social-concern-over-confession-sacrament-of-reconciliation/news/hongkong/). kf

20. März 2024:
Erklärung der sechs religiösen Führer Hongkongs zur Verabschiedung des Gesetzes zum Schutz der nationalen Sicherheit im Legislativrat veröffentlicht
In der Erklärung vom 20. März heißt es wie folgt: „Die sechs religiösen Führer Hongkongs begrüßen die Verabschiedung des Gesetzes zum Schutz der nationalen Sicherheit nach der dritten Lesung und möchten an dieser Stelle noch einmal drei wichtige Punkte hervorheben:
1. Das Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit basiert auf Artikel 23 des Grundgesetzes und dem Gesetz [der Volksrepublik China] über die nationale Sicherheit in Hongkong und setzt die verfassungsmäßige Verpflichtung der Sonderverwaltungszone Hongkong in vollem Umfang um;
2. Wir akzeptieren, dass die Gesetzgebung Handlungen und Aktivitäten, die die nationale Sicherheit gefährden, verhindern und unterdrücken und die nationale Sicherheit in Übereinstimmung mit dem Allgemeinen Recht und dem Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit wirksam schützen kann;
3. Die Regierung der Sonderverwaltungszone Hongkong hat die gesetzlichen Bestimmungen klar definiert und abgegrenzt, um ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der nationalen Sicherheit und dem Schutz der Menschenrechte, einschließlich der Religionsfreiheit, herzustellen.
Sechs religiöse Führer von Hongkong:
Der Hochwürdigste Kuan Yun, Präsident der Buddhistischen Vereinigung Hongkong
Kardinal Stephen Chow Sau Yan SJ, Bischof, Katholische Diözese Hongkong
Dr. Tong Yun Kai, Präsident der Konfuzius-Akademie
Tuet Sui-Hong Ali, Vorsitzender, Chinesisch-Muslimische Kultur- und Bruderschaftsvereinigung
Pfr. Wong Ka Fai, Vorsitzender, Christenrat Hongkong
Leung Tak Wah, Vorsitzender, Daoistische Vereinigung Hongkong
(Sunday Examiner, 22.03.2024). kf

Taiwan

15. Januar, 8./9. März 2024:
Christlich-konfuzianischer Dialog in Taiwan
Bei einem Seminar, das am 8./9. März gemeinsam vom Dikasterium für den Interreligiösen Dialog und der Abteilung für Religionswissenschaften der katholischen Fu-Jen-Universität in Taipei veranstaltet wurde, diskutierten vatikanische Fachleute mit Experten vor Ort zum Thema „Christen fördern den Dialog mit Konfuzianern: Richtlinien und Perspektiven“. Laut AsiaNews handelt es sich bei dieser Initiative um einen Teil eines Projekts, das darauf abzielt, offizielle Leitlinien für Katholiken zu formulieren, die mit Anhängern des Konfuzianismus in Dialog treten. Bereits am 15. Januar hatte es ein Online-Treffen einer Studiengruppe gegeben, zu dem das Dikasterium eingeladen hatte, animiert von Prof. Umberto Bresciani, einem Italiener, der seit mehr als 50 Jahren in Taiwan lebt und an der Fu Jen seit einiger Zeit zu diesem Thema arbeitet. Damals hatten Vertreter aus Taiwan, der VR China, Japan, Malaysia, Südkorea, Vietnam, Australien, Italien und den Vereinigten Staaten teilgenommen. Msgr. Indunil Kodithuwakuu Kankanamalage, Sekretär des Dikasteriums, hatte das Treffen eröffnet und erklärt, dass die Studiengruppe Teil einer Tradition des Dikasteriums sei, das bereits Richtlinien für den Dialog mit Buddhisten, Hindus und traditionellen asiatischen Religionen entwickelt habe. Der Ausarbeitung der Richtlinien, so das Dikasterium in einer Presseerklärung am 7. März, „wird ein abschließender Überprüfungsprozess folgen, und es wird erwartet, dass sie als wertvolles Hilfsmittel für Einzelpersonen, Organisationen und Gemeinschaften sowohl innerhalb als auch außerhalb der katholischen Kirche dienen, die einen Dialog mit Anhängern des Konfuzianismus führen wollen“. Einer der Teilnehmer in Taipei war Fr. Paulin Kubuya, Xaverianer, Untersekretär des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, der viele Jahre in Taiwan gelebt und an der Fu-Jen-Universität unterrichtet hat (AsiaNews 10.03.2024, CNA 13.03.2024; Sunday Examiner 15.03.2024; https://press.vatican.va/content/salastampa/en/bollettino/pubblico/2024/03/07/240307f.pdf). kf

Katharina Feith (kf)
Katharina Wenzel-Teuber (kwt)
Isabel Friemann, China InfoStelle

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