Chronik zu Religion und Kirche in China 2. März bis 15. Juni 2013

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de).
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2013, Nr. 1, S. 11-17) reichte bis einschließlich 28. Februar 2013.


2. März 2013:
Vorsitzender der Chinesischen buddhistischen Vereinigung: buddhistische Stätten brauchen Status einer juristischen Person, um ihre Rechte schützen zu können
Ohne einen entsprechenden Rechtsstatus könnten sich buddhistische Stätten nicht gegen Kommerzialisierung, Untervertragnahme [durch Dritte] etc. wehren, sagte Meister Chuanyin im Vorfeld der Sitzung der Politischen Konsultativkonferenz zu Journalisten. Die meisten der 33.000 buddhistischen Stätten in China hätten keine eingetragenen Eigentumsrechte an ihren Immobilien, weil sie nicht über den Status eines Rechtssubjekts verfügten und also nicht selbständig ihre zivilen Rechte und Pflichten ausüben könnten. Daher könnten sie z.B. auch keine Geschäftskonten führen und Autos für das Kloster nur unter einem privaten Namen kaufen (www.sara.gov.cn 14.04).
Das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten hat in seinen Arbeitsplänen für 2013 angekündigt, die Frage des Status religiöser Versammlungsstätten als juristische Personen untersuchen zu wollen (vgl. China heute 2013, Nr. 1, Chronik, 13. Januar 2013).

5. März 2013:
Zahlreiche religiöse Stätten, darunter 17 katholische, in der vom Staatlichen Büro für Kulturerbe veröffentlichten Liste der Neuaufnahmen nationaler Denkmäler
In der Provinz Guangdong beispielsweise waren acht der 32 neuernannten nationalen Denkmäler religiöse Gebäude – sechs davon volksreligiöser Natur, wie ein Beitrag auf der Website Zhongguo sannong zixun feststellte. Nach Angaben von UCAN wurden 17 katholische Stätten neu in die Schar der nationalen Denkmäler aufgenommen, so viele wie noch nie. Darunter sind die Ostkirche (Beijing, Qing-Zeit) sowie die katholischen Kirchen in Daming (Handan, Hebei, 1921), Taiyuan [Kathedrale] (Shanxi, 1905), Hohhot [Kathedrale] (Innere Mongolei, 1924), Shenyang [Kathedrale] (Liaoning, 1912), Jilin (Jilin, 1926), Xujiahui [Kathedrale] (Shanghai, 1910), Wuhu (Anhui, Qing- bis Republikzeit), Anqing (Anhui, 1893), Yan­zhou [von den Steyler Missionaren erbautes früheres Bischofshaus, heute als Kathedrale genutzt] (Shandong, 1901) und Chengdu Ping’anqiao [Kathedrale] (Sichuan, 1904), ferner das ehemalige Seminar der Vinzentiner mit Kirche[nruine] in Jiaxing (Zhe­jiang, 1903, 1930) sowie das ehemalige katholische Priesterseminar von Henan (Stadt Kaifeng, Bezirk Shunhe, Henan, 1932).
Auch zwei protestantische Kirchen finden sich auf der Liste, und zwar die ehemalige anglikanische Kathedrale in Beijing (Qing-Zeit) und die Kirche in Nuofu (Langcang, Yunnan, 1921).
Die Listung als Denkmal bedeutet einerseits eine staatliche Anerkennung der historischen Bedeutung dieser Gebäude, andererseits ist es für die Kirchen oft schwierig, die Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen, zumal manche Gebäude in einem sehr schlechten Zustand sind. Tang Guohua von der Guangzhou-Universität, der die Renovierung der Kathedrale von Guang­zhou betreute, sagte gegenüber UCAN, die Renovierung alter Kirchen in China sei schwierig, weil es an historischen Plänen und Fotos, traditionellem Baumaterial und Bautechniken fehle. Zudem restaurierten manche Kleriker in Unkenntnis der gesetzlichen Vorschriften die Kirchen nach ihren eigenen Vorstellungen und änderten das originale Aussehen der Gebäude, um sie den Bedürfnissen der Gemeinde anzupassen (UCAN 17.06.; www.zgsnzx.cn 20.05.; Aufzählung der Kirchen mit Baujahr nach der am 5.03.2013 auf der Website des Staatlichen Büros für Kulturerbe veröffentlichten Liste der 7. Gruppe nationaler Denkmäler: www.sach.gov.cn/Portals/0/download/dqpqgzdwwbhdw.pdf).

13. März – 11. Juni 2013:
10 (oder 11) Tibeterinnen und Tibeter zünden sich aus Protest an und sterben
Unter den Toten waren 4 Mönche und eine Nonne. Die 31-jährige Nonne Wangchen Dolma verbrannte sich Berichten zufolge am 11. Juni vor dem Kloster Nyatso (Autonomer Bezirk Ganzi/Kardze, Sichuan), wo sich zu diesem Zeitpunkt rund 3.000 Mönche aus ganz Tibet zu einer religiösen Debatte versammelt hatten. 7 der Selbstverbrennungen ereigneten sich in tibetischen Gebieten der Provinz Sichuan (davon 5 im Autonomen Bezirk Aba/Ngaba), die übrigen in Gansu und Qinghai. Die Gesamtzahl der Selbstverbrennungen von Tibetern, die sich innerhalb der VR China seit 16. März 2011 aus Protest gegen die chinesische Regierung selbst in Brand setzten, stieg damit auf 118 oder 119 (unterschiedliche Zahlen nach www.savetibet.org und www.tibet.net).

13. und 19. März 2013:
Wahl und Amtseinführung von Papst Franziskus
Die Wahl des argentinischen Kardinals und Jesuiten Jorge Mario Bergoglio zum Papst am Abend des 13. März (in China war es bereits der 14. März) wurde von den chinesischen Katholiken auf dem Festland mit Freude begrüßt. Dies zeigen z.B. Aufrufe zu Dankgottesdiensten (z.B. von Bischof Li Liangui für das Bistum Xianxian) oder spontane Freudenkundgebungen von Gläubigen (z.B. in Yibin) sowie Kommentare und Gratulationen auf festlandchinesischen katholischen Websites (www.chinacath.org, www.xinde.org mit eigener Unterseite zum neuen Papst, diözesane Seiten). Auch nichtkirchliche festlandchinesische Medien berichteten über die Papstwahl. Die offiziellen Leitungsgremien der chinesischen Kirche, Patriotische Vereinigung und Bischofskonferenz, gratulierten am 14. März auf ihrer Website dem neuen Papst im Namen des Klerus und der Gläubigen Chinas und sprachen vom gemeinsamen Beginn einer neuen Wegstrecke der Kirche. Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums erklärte am 14. März, man gratuliere dem neuen Papst und hoffe, dass die römische Kurie unter seiner Leitung günstige Voraussetzungen für die Verbesserung der beiderseitigen Beziehungen schaffe (siehe die Dokumentation dieser Nummer). Am 19. März nahm Taiwans Präsident Ma Ying-jeou (Ma Yingjiu) mit einer 5-köpfigen Delegation als erster Präsident der Republik China an der Amtseinführung eines Papstes teil und wurde danach wie die anderen Staatsoberhäupter von Papst Franziskus empfangen. Der Vatikan ist der einzige Staat Europas, zu dem Taiwan diplomatische Beziehungen hat. Die VR China war bei der Amtseinführung nicht vertreten. Ma bezeichnete laut Taipei Times die Reise nach seiner Rückkehr als diplomatischen Erfolg (AFP 19.03.; Taipei Times 21.03.; UCAN 15.03.; Xinhua 14.03.; news.xinhuanet.com 14.03.; www.chinacatholic.cn 14.03.; www.xianxiancc.org 14.03.; www.xinde.org 14.03.).

14. März 2013:
KP-Generalsekretär Xi Jinping wird vom Nationalen Volkskongress zum Staatspräsidenten der VR China gewählt
Auch andere führende Staatsämter wurden neu besetzt mit Politikern, die auf dem 18. Parteitag der KP Chinas im November 2012 bereits in leitende Parteiämter gewählt wurden.

19. März 2013:
Von Rom nicht anerkannter Bischof Ma Yinglin weiht in Yunnan zwei Angehörige ethnischer Minderheiten zu Priestern
Während UCAN zufolge einige Gläubige die terminliche Übereinstimmung der kirchenrechtlich unzulässigen Weihe mit dem Amtsantritt des neuen Papstes als Provokation ansahen, sagte ein Priester der Diözese Kunming, der Weihetermin habe schon lange festgestanden. Die zwei Geweihten gehören der Yi- und der Jingpo-Nationalität an. An der Weihe nahmen acht Kachin-Priester aus drei Diözesen im benachbarten Myanmar teil (die Jingpo werden in Myanmar als Kachin bezeichnet). Einer dieser Priester, Lum Dao aus der Diözese Myitkyina, verteidigte später gegenüber dem Hong Kong Sunday Examiner die Weihe wegen der gewaltigen Bedeutung, die dieser zweite Priester ihres Volkes für die katholischen Jingpo in China habe (Hong Kong Sunday Examiner 13.04.; UCAN 19.03.).

21. und 25. März 2013:
Eröffnung des Jahrs der türkischen Kultur in China
Die Eröffnungsfeierlichkeiten fanden in Beijing und Shanghai statt. Im Lauf des Jahres sind zahlreiche Kulturveranstaltungen in verschiedenen chinesischen Städten geplant, darunter eine „Ausstellung und Darbietung türkischer islamischer Kultur“ im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität. Im Vorfeld des Kulturjahres besuchte am 11. März Mehmet Paçaci, Generaldirektor für auswärtige Beziehungen des Amts für religiöse Angelegenheiten der Türkei, das chinesische Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten. 
2012 fand in der Türkei ein Jahr der chinesischen Kultur statt, bei dem die islamische Kultur ebenfalls eine Rolle spielte (Xinhua 12.03.; www.sara.gov.cn 12.03.; vgl. China heute 2012, Nr. 3, Chronik, 31. August – 6. September 2012).

22. März 2013:
Bischof Thomas Qian Yurong (Xuzhou) stirbt im Alter von 99 Jahren
Thomas Qian wurde 1914 geboren und 1945 zum Priester geweiht, 1959 erhielt er ohne päpstliche Erlaubnis die Bischofsweihe. Damit war er der vorletzte noch lebende Bischof aus der ersten Gruppe „selbstgewählter und -geweihter Bischöfe“, deren Weihen zwischen 1958 und 1963 in einer Zeit des Konflikts zwischen der KP Chinas und dem Vatikan stattfanden. Erst 2007 wurde er nachträglich vom Papst anerkannt, 2011 legte er sein Amt nieder. Die vatikanische Nachrichtenagentur Fides bezeichnete ihn als Mann von schlichtem Glauben, der sich für die Ausbildung von Priestern und Schwestern sowie für die Rückgewinnung kirchlichen Eigentums einsetzte. Sein Nachfolger ist Bischof Wang Renlei, der 2006 ebenfalls ohne päpstliches Mandat geweiht und 2012 nachträglich von Rom anerkannt wurde. Die Diözese Xu­zhou in der Provinz Jiangsu hat etwa 25.000 Gläubige, ein Dutzend Priester und rund 20 Schwestern (Fides 9.04.; UCAN 25.03.)

25. März 2013:
Hongkong: Philippinische Haus­angestellte verliert Modellprozess um Aufenthaltsrecht in letzter Instanz
Das Hongkonger Einwanderungsgesetz legt fest, dass Ausländer, die mehr als sieben Jahre ununterbrochen in Hongkong arbeiten, ständiges Aufenthaltsrecht beantragen können, es schließt aber ausländische Hausangestellte aus dieser Regelung aus. Dagegen hatte eine seit 1986 in Hongkong arbeitende philippinische Hausangestellte geklagt und im September 2011 zunächst Recht bekommen. Nun entschied der Oberste Gerichtshof Hongkongs, dass ausländische Haushaltsangestellte verpflichtet sind, bei Beendigung ihres Arbeitsvertrags in ihr Ursprungsland zurückzukehren. Hausangestellte müssen also weiterhin Hongkong verlassen, sobald sie arbeitslos werden und nicht innerhalb von zwei Wochen einen neuen Job im Haushalt finden. Nach Angaben von UCAN lebt etwa ein Drittel der rund 300.000 ausländischen Hausangestellten seit über 7 Jahren in Hongkong (South China Morning Post 25.03.; UCAN 25.03.; vgl. China heute 2011, Nr. 4, Chronik, 30. September 2011).

30./31. März 2013:
In Festlandchina über 16.000, in Hongkong 3.560 Taufen an Ostern in katholischen Gemeinden
Ostern ist traditionell der wichtigste Tauf­termin auch in vielen chinesischen Gemeinden. Zum 6. Mal seit 2007 führte das Faith Institute for Cultural Studies (FICS, Shijia­zhuang) eine Umfrage zur Zahl der Ostertaufen in 101 katholischen Diözesen Festlandchinas durch. Von den 16.748 gemeldeten Neugetauften an Ostern 2013 waren über 70% Erwachsene (also i.d.R. Neuchristen der ersten Generation und nicht Kinder katholischer Familien). In der katholikenreichen Provinz Hebei wurden die meisten, nämlich 3.647 Menschen getauft. Da diesmal strikt nur die Taufen in der Osternacht und am Ostersonntag gezählt wurden, war die Gesamtzahl niedriger als in den Vorjahren (2012: 22.104), in denen manche Gemeinden auch die Taufen ab Anfang Januar bis Ostern angegeben hatten. Aus verschiedenen Gründen sind die Zahlen FICS zufolge aber unvollständig und dürften tatsächlich höher liegen. Inzwischen gibt es vor allem in den Städten ein festes Angebot von Taufbewerberkursen, die Taufvorbereitung dauert zwischen 3 und 6 Monaten. 
In der Osternacht wurden in der katholischen Diözese Hongkong 3.560 Erwachsene nach 18-monatigem Katechumenat getauft. Der Bischof von Hongkong, Kardinal John Tong, wies in seinem Osterhirtenbrief auf die notwendige weitere Vertiefung des Glaubens für alle Christen und besonders die Neugetauften hin, für die die Diözese im Jahr 2012 eine Kommission für die ständige Weiterbildung der Laien eingerichtet hat (Hong Kong Sunday Examiner 23.03.; UCAN 24.04.; Xinde 11.04.).

April 2013:
Buddhisten wehren sich gegen geplanten Teilabriss des historisch bedeutenden Xingjiao-Tempels durch die Regierung
Angeblich um die Bewerbung für den UNESCO-Weltkulturerbe-Status zu unterstützen habe die lokale Regierung beschlossen, neuere Teile des Xingjiao-Tempels in Xi’an, die stilistisch nicht zu den historischen Gebäuden passen, bis zum 30. Juni abzureißen. Dies meldete Xinhua am 12. April, nachdem der Plan Tage vorher über das soziale Netzwerk Weibo bekannt geworden war. Der aus dem 7. Jh. stammende Xingjiao-Tempel, dessen Pagode die sterblichen Überreste des berühmten buddhistischen Pilgermönchs Xuanzang enthält, ist Teil des Antrags auf Weltkulturerbe-Status für den chinesischen Teil der Seidenstraße. Xinhua zufolge beschloss der Tempel am 11. April, sich aus der Bewerbung zurückzuziehen, weil der Abriss die religiösen Aktivitäten und das Leben im Kloster beeinträchtigen würde. Das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten forderte am 11. April das Religionsbüro der Provinz Shaanxi auf, den Sachverhalt zu untersuchen und nach Konsultation mit den zuständigen Behörden und den buddhistischen Kreisen nach den gesetzlichen Vorschriften zu regeln. Die Chinesische buddhistische Vereinigung äußerte in einer Stellungnahme am 12. April Erschrecken und Sorge angesichts des drohenden „Zwangsabrisses“. Ein Abriss von Tempelgebäuden ohne Zustimmung der Mönchsgemeinschaft des Tempels sei ein schwerer Verstoß gegen die Religionspolitik und die gesetzlichen Vorschriften.
Wie Li Li’an, Professor für Buddhismus an der Xibei-Universität in Xi’an, am 13. April in einem Beitrag auf der Website des Senders Phoenix (fo.ifeng.com) schrieb, sind zwei Drittel der Gebäudefläche des Tempels von den Abrissplänen betroffen, darunter Dormitorium, Speisesaal, sanitäre Anlagen und Küche, was bedeute, dass die Mönche künftig nicht mehr im Tempel leben könnten; es entstünde ein reines „Kulturerbe ohne Seele“. Zahlreichen im Internet zu findenden Beiträgen und Artikeln zufolge (darunter z.B. der Eintrag zum Xingjiao-Tempel im chinesischen Wikipedia) sollen hinter dem Plan gemeinsame kommerzielle Interessen von Regierungsstellen und Unternehmen stecken, der Fall wird mit der erzwungenen Einverleibung des Famen-Tempels in eine Tourismuszone verglichen (vgl. China heute 2012, Nr. 4, S. 209) (Xinhua 12.04.; fo.ifeng.com 13.04.; www.sara.gov.cn 11.,12.04.; zh.wikipedia.org, Eintrag 兴教寺).

4. April 2013:
South China Morning Post berichtet von zwei Fällen des Vorgehens der Behörden gegen Protestanten in Taiyuan
Bereits im Dezember 2012 wurde der Hongkonger Zeitung zufolge der Beijinger Buchhändler Li Wenxi wegen „illegalen Geschäften“ von der Polizei festgenommen, nachdem er Christen in Taiyuan, die dort einen neuen Buchladen eröffnen wollten, hunderte Bücher gebracht hatte. Die Polizei durchsuchte den Laden und konfiszierte die von Li gebrachten Bücher. Der Fall wurde bekannt, als sich Lis Frau, die seit der Verhaftung ihres Mannes nichts mehr von ihm gehört hatte, drei Monate später um Hilfe an das soziale Netzwerk Weibo wandte – berichtete die South China Morning Post (SCMP). Den zweiten Fall machten die Behörden selbst im öffentlichen Informationsnetz der Regierung der Stadt Taiyuan bekannt (www3.taiyuan.gov.cn/?xx=41717 – SCMP publizierte einen Screenshot der inzwischen gelöschten Meldung). Dort löste die Polizei nach eigenen Angaben eine Versammlung von 38 Christen auf, die der Bibelauslegung eines bereits mehrfach von der Polizei belangten „Verantwortlichen der Untergrundkirche“ zuhörten. Der Prediger wurde „streng kritisiert“ und die Gläubigen so lange „kritisch belehrt“, bis eine leitende Christin zusagte, den Mietvertrag der Gruppe aufzulösen und „mit der Kirche Kontakt aufzunehmen, um einen legalen Hausversammlungsort zu beantragen“ (South China Morning Post 4.04.).

10. April 2013:
Kolloquium der sechs religiösen Führer Hongkongs schließt Kooperations­vertrag mit der Chinese University of Hong Kong über Archivierung von Dokumenten zum interreligiösen Dialog
Die religiösen Führer schenkten der Universität 3.400 Dokumente und Bilder zur Geschichte des interreligiösen Dialogs in Hongkong, die die Universität verwalten und in einer elektronischen Datenbank öffentlich zugänglich machen will. Darunter ist auch das Protokoll der ersten Sitzung des Vorbereitungskomitees zur Gründung des Kolloquiums 1978. Das Kolloquium setzt sich aus Führern des Buddhismus, Daoismus, Konfuzianismus, Islam, Protestantismus und Katholizismus in Hongkong zusammen. Es verfolgt das Ziel, durch regelmäßigen Dialog zu Freundschaft und gesellschaftlicher Harmonie zu gelangen. Jedes Jahr zu Chinesisch Neujahr richten die sechs religiösen Führer eine gemeinsame Botschaft an die Hongkonger Bevölkerung (UCAN 11.04.).

19. April 2013:
Weitere sechs Hinrichtungen in Taiwan
Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Europaparlaments, Barbara Lochbihler, und Amnesty International riefen Taiwan zu einer sofortigen Abschaffung der Todesstrafe bzw. einem Stopp des Vollzugs von Todesurteilen auf. Taiwans Ministerpräsident Jiang Yi-huah äußerte jedoch, die Hinrichtungen entsprächen den Erwartungen der Öffentlichkeit. Alle sechs Hingerichteten waren wegen mehrfachen Mordes verurteilt. Weitere 50 zum Tode Verurteilte sind in Taiwans Gefängnissen inhaftiert. Nach einer vierjährigen Unterbrechung führt Taiwan seit 2010 wieder die Todesstrafe durch (Central News Agency 19.04.; www.chinapost.com.tw 21.04.; vgl. China heute 2010, Nr. 2, S. 85f.; 2013, Nr. 1, S. 9).

20. April 2013:
Erdbeben in Ya'an, Provinz Sichuan – Religionen sind mitbetroffen und engagieren sich – Papst spendet
Durch ein Erdbeben der Stärke 7,0 im Kreis Lushan, Ya'an, Provinz Sichuan, wurden nach offiziellen Angaben 196 Menschen getötet, über 13.000 verletzt und 126.000 Wohnungen zerstört. Auch Religionsgemeinschaften waren betroffen. In 4 Städten des Erdbebengebiets seien 95 religiöse Versammlungsstätten unterschiedlich schwer beschädigt worden, der Schaden werde provinzweit auf über 100 Mio. Yuan geschätzt, meldete das Staatliche Büro für religiöse Angelegenheiten (BRA) am 23. April. Die Chinesische islamische Vereinigung sprach in einem Aufruf am 23. April von 1.000 betroffenen Muslimen und 2 zerstörten Moscheen im Erdbebengebiet. Die Wohnungen von 6.000 der rund 10.000 Katholiken im Verwaltungsgebiet der Stadt Ya'an sowie mehrere kirchliche Gebäude, darunter die Kirche von Lushan, seien völlig zerstört oder beschädigt worden, sagte der in der Region tätige Priester Chen Yong am 24. April in einem Interview. In den Tagen nach dem Erdbeben riefen die offiziellen religiösen Dachverbände der Religionen die Gläubigen zu Gebet und Spenden auf. Das BRA erklärte, es leite die religiösen Kreise im ganzen Land an, sich an der Erdbebenhilfe zu beteiligen, Gläubige von außerhalb Sichuans sollten jedoch nicht zu Aktionen ins Erdbebengebiet kommen, sondern spenden.
Katholiken in ganz China beteten für die Opfer und sammelten Spenden. Die katholische Organisation Jinde Charities (Shijiazhuang) verteilte u.a. in Zusammenarbeit mit der Chinesischen Stiftung für Armutsbekämpfung Hilfsgüter an Erdbebenopfer. Die lokale Kirche (Ya'an gehört zur Diözese Leshan) beteiligte sich ebenfalls an der Hilfe für die Opfer.
Papst Franziskus rief am 21. April nach dem Regina Caeli-Gebet auf dem Petersplatz zum Gebet für die Erdbebenopfer in China auf – die erste öffentliche Äußerung des neuen Papstes zu China. Zudem kündigte Kardinal Robert Sarah vom päpstliche Werk Cor Unum am 16. Mai in Hongkong an, dass der Papst 30.000 US$ über Cor Unum für die Katastro­phenhilfe spenden werde, die an kleine kirchliche Werke und Pfarreien in China gehen sollten.
In Hongkong war die Spendenbereitschaft deutlich niedriger als in den letzten Jahren, was Kommentatoren auf schlechte Erfahrungen mit Korruption bei Regierungsstellen und dem Chinesischen Roten Kreuz im Umgang mit den Spenden für die Erdbebenopfer von 2008 zurückführten; viele würden nun lieber an private NGOs spenden. Die Hongkonger Regierung unterstützte die Nothilfe der protestantischen Amity-Stiftung (Nanjing/Hongkong) mit 5,3 Mio. HK$ (AsiaNews 29.04.; China Daily 27.04.; Hong Kong Sunday Examiner 25.05.; South China Morning Post 6.05.; UCAN 25.04.; 22.05.; www.amityfoundation.org 9.05.; www.ccctspm.org 20.04.; www.chinabuddhism.com.cn 22.04.; www.chinacatholic.cn 20.,23.04.; www.chinacatholic.org 24.04. und passim; www.chinaislam.net.cn 23.04.; eng.jinde.org; www.sara.gov.cn 23.04; scio.gov.cn 25.04; www.taoist.org.cn 23.04.; www.vatican.va 21.04.).

20. April 2013:
Meister Jinghui, Begründer des „Lebens-Chan“ und wichtige Persönlichkeit des offiziellen chinesischen Buddhismus, stirbt
Meister Jinghui wurde 1933 in Xin­zhou, Provinz Hunan, geboren. Nach der Kulturrevolution war er am Wiederaufbau der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV) beteiligt. Er war Chefredakteur von Fayin (The Voice of Dharma), der offiziellen Zeitschrift der CBV, Vorsitzenden der Buddhistischen Vereinigung der Provinz Hebei und einer der Vizevorsitzenden der CBV. 1988–2003 leitete er als Abt den Wiederaufbau des Bailin-Klosters im Kreis Zhaoxian. Als eine seiner großen Leistungen wird die Popularisierung des Chan [jap. Zen]-Buddhismus genannt. 1991 begründete er den Gedanken des „Lebens-Chan“ und initiierte die seit 1993 jährlich im Bailin-Kloster stattfindenden „Sommerlager für Lebens-Chan“, an denen jeweils mehrere hundert junge Leute aus ganz China teilnehmen (www.bailinsi.net/03shc/01csrjqln/11yj/04spsj/04spsj.htm; siehe auch den Nachruf in den Informationen).

22. April 2013:
Wang Zuo’an im Interview zu Wachstum der Religionen in China und Fragen der Religionspolitik
Trotz steigendem Wohlstand und Bildungsniveau wachse die Zahl der Religionsanhänger in China ziemlich schnell, sagte der Direktor des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten in einem Interview mit der Zeitschrift Xuexi shibao (Study Times), die von der Zentralen Parteischule veröffentlicht wird. Zu den Gründen zählte er ein Erholungswachstum nach der Kulturrevolution und ausländische Einflüsse durch die Öffnungspolitik. Vor allem hätten aber die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und die Pluralisierung der Wertvorstellungen neue Räume für die Entwicklung der Religionen geschaffen sowie der Wettbewerbsdruck, der bei Armen wie Reichen ein Gefühl der Unsicherheit erzeuge. Als wichtige Voraussetzung der Politik der Religionsfreiheit bezeichnete Wang u.a. die Trennung von staatlicher Macht und religiösen Organisationen. Der Staat dürfe sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften einmischen. Die Religionen wiederum müssten ihre Aktivitäten innerhalb des vom staatlichen Recht erlaubten Rahmens durchführen und dürften sich nicht in staatliche Aufgaben wie Verwaltung, Rechtsprechung und Bildung einmischen. Die erste Grundlinie der Religionsfreiheit bestehe darin, dass das staatliche Recht zuerst kommen müsse und man nicht das religiöse Recht über das staatliche stellen dürfe, da China ein säkularer Staat sei. Die zweite Grundlinie seien die Rechte der anderen, die nicht [durch Religionsausübung] beeinträchtigt werden dürften. Dritte Grundlinie seien die öffentliche Ordnung und die guten Sitten (www.studytimes.com.cn:9999/epaper/xxsb/html/2013/04/22/01/01_47.htm; s.a. Radio Australia 23.04.; Reuters 21.04.).

23. April 2013:
21 Tote bei Zusammenstoß in Bachu, Xinjiang
Nach Darstellung der chinesischen Behörden wurden 15 kommunale Behördenvertreter und Polizisten (10 Uiguren, 3 Han-Chinesen und 2 Mongolen) getötet, nachdem Behördenvertreter am 23. April bei einem „Routinebesuch“ in einem Haus im Marktflecken Serikbuya (chin. Selibuya), Kreis Bachu, Bezirk Kashgar auf Terrorverdächtige gestoßen seien; bei dem Zusammenstoß seien auch 6 Angreifer getötet und 8 verhaftet worden. Am 2. Mai berichtete die amtliche China Daily, es habe sich um eine 2012 gebildete 25-köpfige Gruppe gehandelt, die Terrorangriffe in Kashgar geplant habe. Die Polizei habe Sprengsätze, Material zur Bombenherstellung, extremistische religiöse Pamphlete und drei Dschihad-Fahnen gefunden. Hingegen beschuldigte laut AFP ein Sprecher des in München ansässigen Weltkongresses der Uiguren die Behörden, den Vorwurf des Terrorismus zur Unterdrückung der ethnischen Minderheit der Uiguren zu benutzen. Er forderte eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls (AFP 29.04.; China Daily [usa.chinadaily.com.cn] 27.04.; 2.05.; Xinhua 24.04.).

24. April 2013:
Revidierte Fassung der „Bestimmungen der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz für die Wahl und Weihe von Bischöfen“ wird veröffentlicht, „blockiert Normalisierung des kirchlichen Lebens“
Das Dokument wurde bereits am 12. Dezember 2012 verabschiedet, aber erst Monate später veröffentlicht. Es handelt sich um eine stark erweiterte Neufassung der „Bestimmungen der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz für die Wahl und Weihe von Bischöfen“ aus dem Jahr 1993. Sie regelt viel mehr Einzelheiten als das alte Dokument, etwa was die Vorbereitung der Wahl und die Zusammensetzung des Wahlgremiums betrifft. Zudem stärkt sie die Stellung der Bischofskonferenz (und damit auch der nationalen Patriotischen Vereinigung, da wichtige Entscheidungen in der Regel von beiden Gremien gemeinsam gefällt werden) durch Beteiligung an allen wichtigen Schritten des Wahl- und Weiheprozesses, angefangen von der Genehmigung für die Einleitung des Wahlprozesses bis hin zur Bestimmung der konsekrierenden Bischöfe. Dadurch hat sich der Spielraum, der einer Diözese in Festlandchina bleibt, wenn sie eine dem Kirchenrecht entsprechende Weihe öffentlich durchführen will, noch weiter verringert. Von Bischofskandidaten wird nun auch zusätzlich gefordert, dass sie „die Führung der Kommunistischen Partei Chinas und das sozialistische System unterstützen“. Anthony Lam vom Holy Spirit Study Centre der Diözese Hongkong bezeichnete das Dokument gegenüber UCAN als „einen Rückschritt, da es die Normalisierung des kirchlichen Lebens in China blockiert“ (UCAN 22.05.2013). 
Eine deutsche Übersetzung der Bestimmungen findet sich in der Dokumentation dieser Nummer.

27. April 2013:
Shanghaier Bischof Aloysius Jin Luxian SJ stirbt im Alter von 96 Jahren
Bischof Jin wurde 1916 in Shanghai geboren und trat 1938 in den Jesuitenorden ein. Von 1947–1951 studierte er in Frankreich und Rom, wo er an der Gregoriana promovierte. 1951 kehrte er nach China zurück und wurde 1955 verhaftet. 27 Jahre verbrachte er in Gefängnissen und Arbeitslagern. 1982 kehrte er in die Diözese Shanghai zurück und übernahm die Leitung des Sheshan-Priesterseminars. 1985 wurde Jin Luxian ohne päpstliche Erlaubnis Weihbischof von Shanghai, 1988 übernahm er die Leitung des offiziellen Teils der Diözese. Der Vatikan erkannte Bischof Jin 2004 als Koadjutorbischof der Diözese Shanghai an. Unter Bischof Aloysius Jin ist Shanghai zu einer der wichtigen Diözesen Chinas geworden. Bischof Jin pflegte auch eine enge Beziehung zu Deutschland.
Zuletzt weihte Bischof Jin im Juli 2012 den Priester Ma Daqin als seinen Nachfolger, der jedoch von den Behörden am Antritt seines Amtes gehindert wurde (siehe weitere Beiträge in den Informationen und den Bibliographischen Notizen). Katharina Feith

29. April 2013:
Amerikanische Studie über chinesische Entwicklungshilfe für Afrika
In den Jahren 2000–2011 hat die VR China rund 1.673 Entwicklungsfinanzierungsprojekte in 50 Ländern Afrikas mit Geldern in Höhe von insgesamt 75 Mrd. US$ unterstützt – fast so viel, wie die USA im gleichen Zeitraum gegeben haben (90 Mrd. US$). Dies ist das Ergebnis einer am 29. April veröffentlichten Studie und Datenbank des in Washington ansässigen Center for Global Development and AidData. Sie basiert mangels offizieller Zahlen aus Beijing auf der Auswertung englisch- und chinesischsprachiger Medienberichte. Brad Parks, ein Autor der Studie, sagte zu Reuters, entgegen vielfachen Vorstellungen konzentriere sich China in Afrika nicht nur auf Ressourcengewinnung und große Infrastrukturprojekte, sondern tue auch viel in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Regierung und Zivilgesellschaft. Seine Entwicklungsarbeit in Afrika sei also überraschend vielfältig (Bericht: „China’s Development Finance to Africa: A Media-Based Approach to Data Collection“, www.cgdev.org/publication/chinas-development-finance-africa-media-based-approach-data-collection; Reuters 29.04.).

Mai 2013:
Umfassende Studie über die Lebenssituation älterer Menschen in China erscheint – 22,9% leben unterhalb der Armutsgrenze, fast 5 Mio. hilfsbedürftige Ältere müssen ohne Hilfe leben
31,8% der befragten älteren Menschen (60 Jahre und älter) klagen der Studie zufolge über schlechte Gesundheit, 40% (74 Mio. Menschen) zeigen stärkere depressive Symptome. 23,8% der Älteren benötigen Hilfe im täglichen Leben. Von diesen älteren Menschen, die Hilfe im täglichen Leben benötigen, werden 88,7% von Familienmitgliedern unterstützt, 11,3% (fast 5 Mio.) von ihnen müssen jedoch ohne Hilfe leben. Dabei ist der Anteil derer, die Hilfe im Alltag benötigen, aber keine Hilfe haben, noch höher unter den armen (14,8%) und den alleinlebenden Älteren (27%). 9,2% der älteren Menschen leben allein. 22,9% der Älteren in China (42,4 Mio.) haben einen Pro-Kopf-Verbrauch, der unterhalb der Armutsgrenze liegt (die Forscher legen eine Armutsgrenze von 2.433 Yuan pro Jahr für die Land- und von 3.200 Yuan pro Jahr für die Stadtbevölkerung zugrunde), wobei auf dem Land Lebende, Alleinlebende und Frauen besonders von Armut betroffen sind. 
Für die von der National School of Development der Beijing-Universität geleitete „China Health and Retirement Longitudinal Study (CHARLS)“ wurden 17.708 Personen in ganz China in den Jahren 2011 und 2012 befragt. Ein Bericht findet sich unter online.wsj.com/public/resources/documents/charls0530.pdf.

10. Mai 2013:
Bistum Macerata schließt diözesane Phase im Seligsprechungsprozess für Chinamissionar Matteo Ricci SJ (1552–1610) ab
Die Unterlagen wurden an die vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse weitergeleitet, wo sie nun geprüft werden. Wie der Postulator des Falls, P. Anton Witwer SJ, in einem Interview sagte, könnte die Seligsprechung möglicherweise aufgrund der Spannungen zwischen China und dem Vatikan zeitlich hinausgeschoben werden, bis ein politisch günstigerer Zeitpunkt erreicht sei. Es sei für China besser, wenn Ricci gemeinsam mit seinem chinesischen Mitarbeiter Xu Guangqi seliggesprochen würde, dessen Seligsprechungsprozess in der Diözese Shanghai sei jedoch zum Stillstand gekommen (EWTN News 15.05. nach UCAN 20.05.).

10.–15. Mai 2013:
Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Kirill besucht China und trifft
Staatspräsident Xi Jinping

Das Treffen am 10. Mai war das erste zwischen einem Präsidenten der Volksrepublik China und einem christlichen Oberhaupt aus dem Ausland. Der Chinabesuch Kirills erfolgte auf Einladung der chinesischen Regierung. Patriarch Kirill besuchte Beijing, Harbin und Shanghai. In allen Städten zelebrierte er auch Gottesdienste. Der historische Chinabesuch Kirills weckte Hoffnungen auf eine allmähliche Normalisierung der Situation der orthodoxen Kirche in China, die bislang  auf nationaler Ebene nicht staatlich anerkannt ist und keine Priester weihen darf (siehe den Bericht in den Informationen dieser Nummer).

15.–18. Mai 2013:
Konferenz über Beziehungsarmut zum 60-jährigen Bestehen von Caritas Hongkong
Durch den Zusammenbruch traditioneller Beziehungen sei eine neue Form der Armut in der Welt entstanden, sagte Generalvikar Michael Yeung Ming-cheung, Direktor von Caritas Hongkong, bei der Eröffnung der Konferenz „Visionen für die Zukunft – Partnerschaft beim Aufbau einer Beziehungsgesellschaft“. Kardinal Robert Sarah, Präsident des päpstlichen Rates Cor Unum, lobte die Arbeit von Caritas Hongkong seit ihrer Gründung im Jahr 1953 als Reaktion auf die Flüchtlingswelle aus China in die damalige britische Kolonie. Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying bezeichnete die Caritas als führend beim Aufgreifen sozialer Probleme in den 60 Jahren ihres Dienstes in Hongkong. Vor dem Konferenzort forderten 40 Demonstranten des Hongkonger Studentenverbands von Regierungschef Leung demokratische Reformen und Renten für alle Bürger.
Heute bietet Caritas Hongkong nach Angaben auf ihrer Website in Hongkong Dienste in 275 Einrichtungen vor allem in den Bereichen Sozialarbeit, Bildung und medizinische Versorgung an. Sie hat 5.300 Vollzeitangestellte und wird laufend von 10.000 Freiwilligen unterstützt. In Festlandchina unterstützt sie u.a. bedürftige Schüler und Studenten, behinderte Kinder, alleinstehende alte Menschen in Armutsregionen sowie Opfer von Naturkatastrophen (HKSE 25.05.; UCAN 16.05.; www.caritas.org.hk).

22. und 24. Mai 2013:
Weltgebetstag für die Kirche in China – Papst Franziskus erneuert Aufruf seines Vorgängers
Am 22. Mai rief Papst Franziskus während der Generalaudienz auf dem Petersplatz die Katholiken in aller Welt auf, sich an den von seinem Vorgänger festgelegten Weltgebetstag für die chinesische Kirche (24. Mai) im Gebet mit den Brüdern und Schwestern in China zu vereinen (siehe Wortlaut in der Dokumentation). Papst Franziskus zitierte in seiner ersten Botschaft zu China auch Passagen aus dem Gebet zu Unserer Lieben Frau von Sheshan, das Papst Benedikt XVI. 2008 anlässlich des Gebetstages geschrieben hatte. Am 23. Mai twitterte er, dass er sich den chinesischen Katholiken im Gebet anschließe und für sie bete. Am 24. Mai feierte er die Morgenmesse in Santa Marta mit chinesischen Seminaristen, Priestern und Laien sowie mit Erzbischof Savio Hon, dem aus Hongkong stammenden Sekretär der päpstlichen Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
Auf dem Berg Sheshan bei Shanghai musste die diözesane Wallfahrt zur Marienbasilika aufgrund der Lage in der Diözese erstmals seit Jahren ohne einen Bischof stattfinden. Überall in China fanden im Monat Mai Marienwallfahrten statt, z.B. am 11. Mai in der Diözese Sanyuan (Shaanxi) mit fast 10.000 Gläubigen aus verschiedenen Diözesen; dabei rief Altbischof Zong Huaide besonders zum Gebet für die chinesische Kirche auf. AFP-Reporter berichteten im Mai 2013 von Blockaden der Zufahrtsstraßen zum Dorf Donglü in der Provinz Hebei durch Polizei-Checkpoints. Die Wallfahrt zum Marienheiligtum in Donglü wird seit 1996 durch die Regierung unterbunden. In der Region ist die Untergrundkirche sehr stark.
Auch in vielen anderen Ländern der Welt begingen Katholiken den Gebets­tag für die chinesische Kirche (AFP nach South China Morning Post 26.05.; AsiaNews 24.05.; UCAN 22.05.; Vatican Information Service 22.05.; www.vatican.va; www.xinde.org 12.05.).

27. Mai 2013:
Start der offiziellen Interview-Aktion „Reise zu buddhistischen Orten“ zum 60. Gründungsjahr der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV)
Im Rahmen der Aktion „Reise zu buddhistischen Orten“ (fojiao shengdi xing 佛教胜地行) sollen Interviewteams 100 „repräsentative“ buddhistische Klöster in ganz China besuchen, um durch Interviews mit hochrangigen Mönchen und Nonnen Schlaglichter auf das Leben des Sangha von heute zu werfen. Die Aktion finde mit Genehmigung des Staatlichen Büros für religiöse Angelegenheiten (BRA) unter redaktioneller Leitung der von dem Büro herausgegebenen Zeitschrift Zhongguo zongjiao unter Anleitung durch die CBV statt, hieß es in einem Bericht von Zhongguo zongjiao. Bei der Eröffnungsveranstaltung äußerte BRA-Vizedirektor Zhang Lebin seine Erwartungen an die Aktion, u.a. forderte er eine Grundausrichtung, die die gesunde Entwicklung des Buddhismus fördere und der Arbeit von Partei und Staat diene (www.sara.gov.cn 27.05.).
Die CBV ist der offizielle, staatlich sanktionierte Dachverband des Buddhismus in China. Sie wurde 1953 gegründet. Ihre offizielle, offenbar 2012 neu eingerichtete Website lautet: www.chinabuddhism.com.cn.

27. Mai 2013:
Bericht über falsch deklarierte Fleischbällchen beunruhigt Hongkongs Muslime
Mehrere Proben von getesteten angeblichen Rindfleischbällchen aus Beständen von Hongkonger Märkten und Lebensmittelläden enthielten kein Rindfleisch, sondern Schweinefleisch oder eine Mischung aus Schweine- und Hühnerfleisch, wie der Hongkonger Sender Cabel TV am 27. Mai berichtete. Eine islamische Organisation rief daraufhin die Muslime in Hongkong auf, nur in als halal zertifizierten Restaurants zu essen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft indonesischer Arbeitsmigranten Sringatin forderte aus Respekt für die muslimische Gemeinschaft eine korrekte Kennzeichnung der Lebensmittel durch die Hersteller und mehr Kontrolle durch die Regierung. Sie wies auch darauf hin, dass Hausangestellte oft auf das Essen angewiesen sind, das ihre Arbeitgeber ihnen zur Verfügung stellen. UCAN zufolge leben schätzungsweise 250.000 Muslime in Hongkong. Mindestens 150.000 indonesische Hausangestellte sind in Hongkong tätig (The Standard 29.05.; UCAN 30.05.).

28. Mai 2013:
South China Morning Post berichtet über Freimaurer in Hongkong
Über 1.000 Mitglieder haben Freimaurerlogen derzeit in Hongkong, darunter hohe Regierungsbeamte, Anwälte, Geschäftsleute, Polizisten und ein Priester. Dies berichtete die South China Morn­ing Post unter Berufung auf Gespräche mit Insidern. Wichtige Personen in der Geschichte Hongkongs seien Freimaurer gewesen, besonders im Bankwesen und bei der Polizei. Seit dem späten 19. Jh. durften auch Chinesen und Inder aus der Oberschicht in Logen eintreten, schrieb die Zeitung. Sie griff das Thema auf, weil Freimaurer Informationen über einen Fall von Veruntreuung im Hongkonger Freimaurerzentrum Zetland Hall an die Presse weitergegeben hatten (South China Morning Post 28.04.).

4. Juni 2013:
Kerzenwachen in Hongkong und Taipei zum 24. Jahrestag des Massakers am Tian'anmen-Platz
150.000 Menschen versammelten sich nach Angaben der Veranstalter zur jährlichen Kerzenwache im Hongkonger Victoria-Park, 54.000 waren es nach Angaben der Polizei. Nach einer Stunde musste die Veranstaltung jedoch wegen heftigen Regens abgebrochen werden. Aus Protest gegen das offizielle Motto der diesjährigen Kerzenwache, „Liebe zum Land und Liebe zur Bevölkerung, der Geist Hongkongs“, hielten einige junge Leute an anderen Orten in Hongkong eigene Wachen ab. Das Motto war von Ding Zilin, einer führenden Vertreterin der „Tian’anmen-Mütter“, am 30. Mai in einem Hongkonger Radiosender als „dumm“ bezeichnet worden, da „Liebe zum Land“ in Festlandchina praktisch gleichgesetzt sei mit „Liebe zur Partei“ und niemand den Begriff mehr verwende. Mindestens 10 Vertreter dieser Organisation von Angehörigen der Opfer trafen sich zum Gedenken im Wan’an-Friedhof in Beijing. In Taipei gedachten fast 500 Menschen, darunter viele Studenten, bei einer Kerzenwache vor der Chiang Kai-shek-Gedächtnishalle der Opfer des 4. Juni 1989. Sie forderten die Freilassung von Liu Xiaobo und anderen politischen Gefangenen in Festlandchina. Die Veranstalter verteilten Masken mit dem Konterfei Liu Xiaobos an Demonstranten aus Festlandchina, die unerkannt bleiben wollten (Central News Agency 4.06.; South China Morning Post 5.06.; The Standard 31.05.).

13.–15. Juni 2013:
Delegation der Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV) besucht Rumänien
Die chinesischen Muslime folgten einer Einladung des Mufti von Rumänien, Muurat Iusuf. Die Delegation traf in Rumänien Vertreter staatlicher Stellen und besuchte islamische Stätten in der Region Dobrudscha im Südosten Rumäniens. Mufti Muurat Iusuf zufolge wollen beide Seiten die religiöse Zusammenarbeit vertiefen, im eigenen Land und auf internationaler Ebene zu Frieden und gegenseitigem Respekt aufrufen und religiösen Extremismus bekämpfen. Zudem sollen wirtschaftliche Kontakte zwischen muslimischen Geschäftsleuten aus Rumänien und China verstärkt werden.
2012 hatte eine erste Delegation der Demokratischen Union der Türkisch-Muslimischen Tataren Rumäniens und der Türkischen Demokratischen Union Rumäniens unter Leitung von Mufti Muurat Iusuf China besucht (Agerpres 14.06.).


Katharina Wenzel-Teuber

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