China heute 217 Chronik zu Religion und Kirche in China 28. November 2022 bis 26. März 2023

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de).
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2022, Nr. 4, S. 215-219) reichte bis einschließlich 7. Dezember 2022.


Religionspolitik

13. Dezember 2022:
ChinaFile zu behördlichen Aus­schreibungen von Fahnenmasten für religiöse Stätten in Zusammenhang mit der „Vier Hinein“-Kampagne
Im Mai 2018 startete die religionspolitische „Vier-Hinein“ (四进)-Kampagne, die zunächst beim Islam begann (vgl. China heute 2018, Nr. 2, Chronik, Islam, 18. Mai 2018) und bald auf alle Religionen ausgedehnt wurde. Sie hat zum Inhalt, dass folgende vier Dinge in jede religiöse Stätte hinein sollen: 1. die Nationalflagge; 2. Verfassung, Gesetze und Rechtsnormen; 3. die sozialistischen Kernwerte; 4. die vorzügliche traditionelle Kultur Chinas. ChinaFile – eine Online-Zeitschrift der Asia Society mit Sitz in New York – wertete acht Ausschreibungen aus, die lokale Behörden in Ningxia, Gansu, Qinghai und Sichuan ab 2018 im Namen der „Vier-Hinein“-Kampagne lancierten. Diese Ausschreibungen zeigen vor allem, welch enorme Summen die Behörden in die entsprechende Ausstattung der religiösen Stätten steckten. Beispielsweise gab im Jahr 2018 das Büro für ethnische und religiöse Angelegenheiten des Kreises Tongxin, Stadt Wuzhong, Autonomes Gebiet Ningxia der Hui, 1.072.184 RMB für die Beschaffung und Anbringung von Propagandaschaufenstern für die „Vier-Hinein“-Aktion aus. (1 Mio. RMB entspricht heute etwa 133.000 Euro). Das Büro für ethnische und religiöse Angelegenheiten der Stadt Linxia im Autonomen Bezirk Linxia der Hui in der Provinz Gansu beschaffte gleich zweimal Fahnenmasten für die Vier Hinein-Aktion: 70 zwölf Meter hohe und 10 neun Meter hohe Masten mit Sockeln und Fahnen im Jahr 2018 und 80 zwölf Meter hohe Masten mit Sockeln und Fahnen im Jahr 2019, beide Male für über 1,1 Mio. RMB. Die Beschaffung von 130 verschiedenen Buchtiteln für „Vier Hinein“-Religionsstätten in einer Stückzahl von jeweils 126 Exemplaren kostete das Büro für ethnische und religiöse Angelegenheiten des Kreises Pengyang, Stadt Guyuan, Ningxia, im Jahr 2019 insgesamt 625.552 RMB. Die von ChinaFile präsentierten Ausschreibungen betreffen Gegenden mit Autonomiestatus der Hui (also vermutlich viele Moscheen) oder der Tibeter (Klöster werden explizit genannt) (www.chinafile.com/reporting-opinion/notes-chinafile/planting-flag-mosques-and-monasteries).
Heute ist vor fast allen religiösen Stätten in China die Nationalflagge gehisst ist. kwt

22. Februar 2023:
Datenbanken für buddhistisches und daoistisches religiöses Personal gehen online
Als Teil eines öffentlichen Online-Datenbankprojekts des Nationalen Büros für Religiöse Angelegenheiten (NBRA) zu den Religionen gingen am 22. Februar 2023 Nachschlagesysteme zu buddhistischen und daoistischen religiösen Amtsträgern ans Netz. Die beiden Recherchetools enthalten Namen und Daten der offiziell anerkannten und behördlich registrierten Kleriker der beiden Religionen. Nutzer müssen sich mit dem Handy verifizieren. Ein Zugang aus dem Ausland war nicht möglich. Die Nachschlagesysteme für buddhistische und daoistische religiöse Amtsträger (佛教教职人员信息查询系统; 道教教职人员信息查询系统) und weitere Datenbanken des NBRA finden sich unter www.sara.gov.cn/gjzjswj/zjjcxxcxxt/index.shtml. Zu Details siehe den Beitrag in den Informationen. kwt

Anfang März 2023:
Eltern von Kindergartenkindern im Wenzhouer Bezirk Longwan müssen Verpflichtung unterzeichnen, nicht an eine Religion zu glauben
Wie die Organisation ChinaAid und der Sender Radio Free Asia, beide mit Sitz in den USA, berichteten, verteilten viele Kindergärten im Bezirk Longwan der Stadt Wenzhou, Provinz Zhejiang, Anfang März entsprechende Formulare, zwei davon lagen den Autoren der Berichte vor. Die „Verpflichtungserklärung für Familien des 3. Kindergartens des Bezirks Longwan, Stadt Wenzhou“ (温州市龙湾区第三幼儿园家庭不信教承诺书) ist den Meldungen als Foto beigefügt. Sie beginnt mit den Worten: „Um die zivilisierte Familie zu fördern, gemeinsam das harmonische Heim aufzubauen [...], die Parteidisziplin zu stärken, das Problem dieses ‚Hauptschalters‘ für Welt-, Menschen- und Wertesicht gut zu lösen und die Fortschrittlichkeit und Reinheit der Partei zu wahren, machen [wir] feierlich folgende Versprechen“. Die Eltern müssen u.a. versprechen, „fest in der Weltsicht des marxistischen Materialismus zu stehen, atheistisches Erziehen und Lernen zu verstärken, nicht an eine Religion zu glauben, an keinerlei religiösen Aktivitäten teilzunehmen und an keinem Ort Religion zu propagieren und zu verbreiten“. Am Ende des Formulars sind der Name des Kindes und des Familienoberhaupts einzutragen (chinaaid.org 20.03.2023; lesbares Foto der Verpflichtungserklärung unter www.rfa.org/mandarin/yataibaodao/shehui/sc-03162023090319.html).
Es gab in den letzten Jahren immer wieder von lokalen Erziehungsbehörden oder Schulen ausgegebene Aufrufe oder Verpflichtungserklärungen des Inhalts, dass Minderjährige nicht an eine Religion glauben und nicht an religiösen Aktivitäten teilnehmen dürfen. ChinaAid und RFA zufolge ist dies jedoch das erste Mal, dass solche Verpflichtungserklärungen schon in Kindergärten verbreitet wurden. Zu den Einschränkungen der Religionsausübung Minderjähriger durch den Staat siehe auch China heute 2021, Nr. 4, Informationen. kwt

4.–11. März 2023:
69 Delegierte aus den religiösen Kreisen in der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (PKKChV)
In der beratenden Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (PKKChV) sind verschiedene Parteien, Massenorganisationen und Bevölkerungsgruppen vertreten. Vom 4.–11. März fand die konstituierende Sitzung der 14. PKKChV statt. In ihrer neuen Zusammensetzung hat sie 69 Delegierte aus den religiösen Kreisen. Wie das katholische Portal Xinde (Faith) berichtete, sind dies 3,18% der 2.172 Delegierten. Von den 69 Religionsdelegierten sind 25 Buddhisten, 12 Daoisten, 12 Muslime, 11 Katholiken und 9 Protestanten; in der Regel haben sie Positionen in den offiziellen religiösen Gremien inne. Bei der Eröffnungssitzung am 4. März saßen die Leiter der nationalen religiösen Organisationen der fünf Religionen mit auf dem Podium. Laut Xinde waren dies für die Chinesische buddhistische Vereinigung ihr Präsident Meister Yanjue sowie der [offizielle] Panchen Lama; für die Chinesische daoistische Vereinigung Präsident Li Guangfu; für die Chinesische islamische Vereinigung Präsident Yang Faming sowie Vizepräsident Adiljan Haj Kerim; für die Chinesische katholische „Eine Vereinigung und eine Konferenz“ die vorsitzenden Bischöfe Li Shan (Patriotische Vereinigung) und Shen Bin (Bischofskonferenz) sowie der Ehrenvorsitzende Bischof Fang Xingyao; für die protestantischen „Zwei Gremien“ Pastor Xu Xiaohong (Drei-Selbst-Bewegung) und Pastor Wu Wei (Chinesischer Christenrat). Neu besetzt wurde auch der Vorstand der 65-köpfigen Nationalitäten- und Religionskommission der PKKChV: Unter ihren 13 Vizevorsitzenden sind die Religionsvertreter Li Shan, Li Guangfu, Yang Faming, Xu Xiaohong und Yanjue. Was die katholischen PKK-Delegierten betrifft, so fällt auf, dass Bischof Ma Yinglin, Ehrenvorsitzender der Bischofskonferenz, nicht mehr darunter ist; seine politische Karriere ist also offensichtlich beendet.
Im Nationalen Volkskongress (NVK), der parallel vom 5.–13. März tagte und am 10. März Xi Jinping zum dritten Mal zum Staatspräsidenten wählte, sind nur vereinzelt Religionsvertreter. Einer von ihnen ist der katholische Bischof von Shantou, Huang Bingzhang (www.xinde.org/show/53486 mit Liste der religiösen Delegierten der PKKChV; www.cppcc.gov.cn/zxww/newcppcc/mzhzjwyh/index.shtml [Nationalitäten und Religionskommission]; xinde.org 10.03.2023). kwt

13. März 2023:
Stadt Zhumadian (Provinz Henan) regelt Belohnung für das Anzeigen „illegaler“ religiöser Aktivitäten
Die Religionsbehörde der Stadt Zhuma­dian erließ am 13. März „Durchführungsbestimmungen für die Belohnung der Meldung illegaler religiöser Aktivitäten“. Dem Dokument zufolge können Bürger, die „illegale religiöse Aktivitäten“ bei den Behörden anzeigen, dafür je nach „Schwere“ des Falls eine Belohnung von 100 bis 1.200 RMB (ca. 13 bis 160 Euro) erhalten. Das Dokument, über das AsiaNews am 28.03. berichtete, findet sich nicht auf der Website der Religionsbehörde von Zhumadian, kursiert aber in verschiedenen Netzwerken. Ähnliche lokale Belohnungssysteme für das Anzeigen „illegaler“ religiöser Aktivitäten werden seit einigen Jahren aus verschiedenen Teilen Chinas gemeldet (vgl. zuletzt China heute 2021, Nr. 3, Chronik, Religionspolitik, 13. August 2021). Religiöse Aktivitäten sind aus Sicht der Behörden illegal, wenn sie in nicht registrierten Stätten für religiöse Aktivitäten und/oder durch nicht registrierte religiöse Amtsträger durchgeführt werden. Dies ist beispielsweise bei protestantischen Hauskirchen der Fall. Laut AsiaNews leben 10% der chinesischen Katholiken in Henan, mit einer starken Gemeinschaft im Untergrund. kwt

22. März 2023:
Chen Ruifeng wird neuer Leiter des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten – Ermittlungen gegen Vorgänger eingeleitet
Am 22. März 2023 wurde die Ernennung von Chen Ruifeng 陈瑞峰 zum Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten und Vizeminister der Einheitsfront bekannt. Der 1966 geborene Chen stammt aus der Provinz Shandong. Er war von 1990 bis 2004 und 2014 bis 2016 in der Propagandaabteilung (宣传部, neuere offizielle Übersetzung: Publicity Department) des Zentralkomitees der KP Chinas tätig, zuletzt als Leiter des Büros für Propaganda und Erziehung. Von 2016 bis 2020 arbeitete er in der Provinz Hubei und von 2020 bis 2023 in der Provinz Qinghai, dort u.a. als Leiter der Propagandaabteilung der Provinz und als Parteisekretär der Provinzhauptstadt Xining. Die Ernennung eines neuen NBRA-Direktors und Vizeministers der Einheitsfront stand an, nachdem am 18. März 2023 der bisherige Amtsinhaber Cui Maohu 崔茂虎 nach nur acht Monaten aus beiden Posten entfernt worden war. Wie die Zentrale Kommission für Disziplin-Inspektion der Partei und die Nationale Aufsichtskommission am gleichen Tag bekanntgaben, wird gegen Cui wegen des „Verdachts auf schwere Verstöße gegen die [Partei-]Disziplin und das Gesetz“ ermittelt. Diese Formulierung verweist meist auf Korruption. Die Vorwürfe gegen Cui sollen sich auf seine Arbeit in der Provinz Yunnan beziehen, wo er bis Juni 2022 Vizegouverneur und Parteisekretär der Provinz war (AsiaNews 20.,24.03.2023; ccdi.gov.cn 18.03.2023; chinadaily.com.cn 22.03.2023; Sing Tao Daily 17.03.2023; Jingji ribao [ce.cn] 19.07.2020.) kwt

24. März 2023:
Entwurf zu „Maßnahmen für die Verwaltung von Stätten für religiöse Aktivitäten“ veröffentlicht
Das Nationale Büro für religiöse Angelegenheiten veröffentlichte den Entwurf zur Einholdung von Meinungen. Bis zum 24. April 2023 können Änderungsvorschläge eingereicht werden. Zum Inhalt des Entwurfs siehe den Bericht in den Informationen. kwt

Buddhismus

26. Januar 2023:
Tibetischer Mönch stirbt in der Haft
Der 56-jährige Mönch Geshe Lobsang Dhundup aus Jongwa im Kreis Lithang im Autonomen tibetischen Bezirk Kardze (Sichuan), auch bekannt als Phende Gyaltsen, sei wegen schlechten Gesundheitszustands aus unbekannter Ursache verstorben, während er in der Polizeistation von Lithang in Haft gewesen sei – heißt es in einer Meldung auf der Website der tibetischen Exilregierung (tibet.net). Über seinen Tod berichteten auch Radio Free Asia (RFA) und andere Quellen. Den Berichten zufolge wurde Phende Gyaltsen im März 2022 festgenommen. Als Gründe für die Festnahme werden sein Engagement für die Renovierung eines Klosters in Lithang und seine Rolle als Mediator in einem Konflikt vermutet. Im Juli 2022 war er vorübergehend in ein Krankenhaus in Lithang, danach aber wieder zurück in die Haft gebracht worden. Eine Quelle in Tibet sagte RFA, Phende Gyaltsen sei vor seiner Inhaftierung völlig gesund gewesen.
Es gibt weitere Berichte über die Inhaftierung von Mönchen. Teilweise sind die Details nicht klar, wie im Fall des 1976 geborenen Mönchs Monlam Gyatso aus dem Dorf Raktam im Kreis Serthar (Autonomer Bezirk Kardze, Sichuan), der im Herbst zu einer Gefängnisstrafe von zwei oder drei Jahren verurteilt worden sein soll (unterschiedliche Angaben bei RFA und Tibet Watch, der genaue Zeitpunkt des Prozesses ist ebenfalls unbekannt). Wie RFA erklärte, ist es wegen der verschärften Kommunikationskontrolle in Tibet sehr schwierig, Informationen über Fälle wie den von Monlam Gyatso zu verifizieren (rfa.org 19.12.2022, 7.02.2023; tibet.net 2.02.2023; tibetwatch.org 16.12.2022; 3.03.2023). kwt

11. Februar 2023:
Taiwan verweigert chinesischer Delegation die Einreise zu Meister Hsing Yuns Begräbnis
Siehe den Eintrag zu diesem Datum in der Rubrik „Taiwan“.

10. März 2023:
Meister Chuanyin, früherer Vorsitzender der Chinesischen buddhistischen Vereinigung, stirbt
Im Donglin-Tempel am Lushan, Provinz Jiangxi, starb im Alter von 96 Jahren der buddhistische Dharma-Meister Chuanyin 传印. Er wurde 1927 in Liaoning geboren und wuchs in einer buddhistischen Familie auf. Er trat ins Zhenru-Kloster im Kreis Yongxiu in Jiangxi ein und wurde dort 1955 vom bekannten Chan-Meister Xuyun ordiniert. In der Kulturrevolution musste er Gemüse anbauen. Von 1979 bis 1981 arbeitete er in der Forschungsabteilung der Chinesischen buddhistischen Vereinigung, 1981 bis 1983 hielt er sich zu Studien in Japan auf. Von 1984 bis 1991 und dann wieder von 1995 bis 2015 war er an der Chinesischen buddhistischen Akademie tätig, u.a. als Studienleiter und Vizerektor, er hatte zwischenzeitlich aber auch Positionen in verschiedenen Klöstern inne. Von 2010 bis 2015 war Chuanyin Vorsitzender der Chinesischen buddhistischen Vereinigung. Ein Nachruf der Nachrichtenagentur Xinhua bezeichnete ihn als „patriotische Religionspersönlichkeit und Freund der KP Chinas“. Doch es scheint auch eine andere Seite gegeben zu haben: Im Februar 2010 berichtete die Hongkonger Zeitung Ming Pao, dass Meister Chuanyin und Meister Jinghui (1933–2013) im Jahr 1989 gegen den Willen des Staatlichen Religionsbüros über 120 Mönche auf den Tian’anmen-Platz geführt haben sollen, um die im Hungerstreik befindlichen Studierenden zu unterstützen (biographische Daten: Fenghuang fojiao 16.04.2015, Xinhua 21.03.2023 nach chinabuddhism.com.cn; Ming Pao website 1.02.2010 nach BBC Monitoring). kwt

Christentum

19.–26. März 2023:
Generalsekretär der United Bible Soci­eties (UBS) besucht protestantische und katholische Leitungsgremien in China
Laut China Christian Daily erfolgte der Besuch von Rev. Dirk Gevers, Generalsekretär der UBS seit November 2022, auf Einladung der nationalen „Zwei Gremien“ der protestantischen Kirchen Chinas, Chinesischer Christenrat und Drei-Selbst Bewegung. Rev. Gevers wurde bei seinem Chinabesuch begleitet von Bernard Low und Daniel Loh, den beiden Ko-Direktoren der UBS China Partnership, sowie von deren Berater Kua Wee Seng. Bei einem Treffen mit der Delegation am 20. März bezeichnete Xu Xiaohong, Vorsitzender der Drei-Selbst-Bewegung, die auf gegenseitigen Respekt gegründete Kooperation zwischen den „Zwei Gremien“ und der UBS als beispielhaft. Rev. Wu Wei, Vorsitzender des Christenrats, stellte die Geschichte des Christentums in China und den Sinisierungsprozess der letzten Jahre vor. Rev. Gevers erklärte, die Bibel gehöre der ganzen Menschheit und nicht einer bestimmten Sprache oder Kultur – so übereinstimmend der Bericht in China Christian Daily und auf der Website der „Zwei Gremien“. Am 23. März traf Bischof Shen Bin, Vorsitzender der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz, die UBS-Delegation und dankte ihr für die Unterstützung der UBS durch Spenden von Bibeldruckpapier und Bibeldruck; er äußerte den Wunsch, die Kooperation mit der UBS zu verstärken. Auch Shen Bin sprach über den Sinisierungsprozess. Ebenfalls am 23. März trafen die Gäste auch den neuen Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten, Chen Ruifeng (chinachristiandaily.com 28.03.2023; en.ccctspm.org 23.03.2023; sara.gov.cn 25.03.2023; xinde.org 29.03.2023).
Die Amity Printing Company in Nanjing, die einzige behördlich für den Druck von Bibeln zur Distribution innerhalb Chinas lizensierte Druckerei, wurde 1986 als Joint Venture zwischen der Amity-Stiftung und der UBS gegründet. Bei einem Online-Seminar der UBS China Partnership mit den Leitungsgremien der chinesischen katholischen Kirche im Juni 2021 wurde auch die Zusammenarbeit bei einer neuen chinesischen katholischen Bibelübersetzung thematisiert (vgl. China heute 2021, Nr. 3, Chronik, Katholische Kirche, 22. Juni 2021). Seitens der Religionspolitik sind die christlichen Kirchen in China aufgefordert, ihre Bibelübersetzungen im Sinne der Sinisierung zu überarbeiten. kwt

Protestantische Kirchen

28.–30. November 2022:
Feiern zum 70-jährigen Bestehen des Nanjing Union Theological Seminary
Vom 28. bis zum 30. November 2022 fanden die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen des Nanjing Union Theological Seminary in Nanjing online und in Präsenz statt, mit Dankgottesdiensten, akademischen Seminaren, Alumni-Foren und kulturellen Darbietungen. Die Ehemaligen gratulierten der Hochschule auf verschiedene Weise zu ihrem 70-jährigen Bestehen, und es gingen Glückwunschschreiben von kirchlichen Einrichtungen aus ganz China und der Welt ein. Seit seiner Gründung im Jahr 1952 hat das Seminar mehr als 3.000 Absolventen ausgebildet, fünf Aufbaustudiengänge und einen Master of Ministry entwickelt, eine Vielzahl an Bibelkursen und Fernkursen abgehalten, zahlreiche Führungspersönlichkeiten für die chinesische Kirche ausgebildet und wichtige Beiträge für die chinesische Kirche und Gesellschaft geleistet. Als ranghöchste Ausbildungsstätte der protestantischen Kirche in China ist das Nanjing Union Theological Seminary zugleich die älteste und größte religiöse protestantische Institution des Landes. Es ist eine wichtige Basis für die Qualifikation christlicher Nachwuchskräfte und Akteure in allen Bereichen. Das Nanjing Union Theological Seminary wurde von der nationalen Dachorganisation protestantischer Christen in China als Zusammenschluss aus verschiedenen theologischen Seminaren gegründet. Die Gründung des Seminars war ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der protestantischen Kirche in China, da sie dazu beitrug, den Mangel an ausgebildeten Führungskräften in der Kirche zu beheben. Die Absolventen sind in verschiedenen Bereichen der Kirche tätig, z.B. als Pastorinnen und Pastoren, in der Forschung und als Lehrkräfte.
Liu Ruomin, Nordkirche weltweit

18. Januar 2023:
Autor Liao Yiwu in Stuttgart
Der chinesische Dissident und Schriftsteller Liao Yiwu, Jahrgang 1958, hielt am 18. Januar die 2. Zukunftsrede der Stadt Stuttgart vor 550 Gästen. Der Volksrepublik China warf er vor, einen unsichtbaren Krieg zu führen durch autoritäre Kontrolle, Desinformation und Machtmissbrauch. Wegen seines Gedichtes „Massaker“, das die Geschehnisse auf dem Tian’anmen-Platz am 4. Juni 1989 aufgreift, wurde er für vier Jahre inhaftiert. 2011 gelang ihm die Flucht ins Ausland. Seither lebt er in Berlin. Nicht zuletzt für sein Buch Gott ist rot: Geschichten aus dem Untergrund – Verfolgte Christen in China (2014 auf Deutsch bei S. Fischer erschienen) wurde Liao Yiwu 2012 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. In dem Buch porträtiert der Autor Gläubige in der Provinz Yunnan, die oder deren Angehörige wegen ihres christlichen Bekenntnisses insbesondere zur Zeit der Kulturrevolution schwerste Verfolgung erlitten. Zu seinen engen Freunden gehört Pastor Wang Yi, Leitungsperson der Early Rain Covenant Church in Chengdu, der zurzeit eine Haftstrafe von neun Jahren verbüßt, begründet mit dem Vorwurf, „Aufwiegelei gegen den Staat“ zu betreiben. Organisationen wie Bitter Winter berichten immer wieder über Repressionen gegen Anhänger der Hauskirche in Chengdu, die sich trotz Verbots weiterhin an wechselnden Orten versammelt. Liao Yiwu protestiert in der Öffentlichkeit und Presse gegen den staatlichen Umgang mit Pastor Wang Yi und seiner Gemeinde und klagt China an, Christenverfolgung zu betreiben. Anschließend an die Zukunftsrede in Stuttgart fand ein Podiumsgespräch mit Volker Stanzel, dem ehemaligen deutschen Botschafter in Peking in den Jahren 2004–2007, statt. Am 19. Januar luden Kirchenrätin Dr. Christine Keim, Pfarrerin Monika Renninger und Pfarrer Christoph Hildebrandt-Ayasse kirchlich interessiertes Publikum zu einem Fachgespräch mit Liao Yiwu in den Hospitalhof in Stuttgart ein, bei dem es um Religionspolitik und die Situation des Christentums in China gehen sollte. Der Autor ist selbst kein Christ und war, wie sich herausstellte, bisher nie in einer Kirche des Chinesischen Christenrates. Alle Fragen beantwortete er mit Rückbezug auf die Recherchen zu seinem Buch über Einzelschicksale verfolgter Christinnen und Christen in Yunnan. 2023 erschien im Verlag Klett-Cotta Liao Yiwus Buch Unsichtbare Kriegsführung. Wie ein Buch ein Imperium bezwingt.
Isabel Friemann, China InfoStelle

Februar 2023:
Repressionen gegen Hauskirchen­gruppen und Einzelpersonen
Versammlungen von Mitgliedern einiger Hauskirchen, die in den letzten Jahren durch die chinesische Regierung verboten wurden, werden in verschiedenen Teilen des Landes unterbunden. So lösten Polizeikräfte am 8. Februar eine Versammlung von Mitgliedern der Pekinger Shouwang-Hauskirche auf und nahmen Pastor Zhang Xiaofeng in Gewahrsam. Seit März 2019 ist die Gemeinde, der eine gewisse Vorrangstellung im Sinne einer Koordinations- und Informationszentrale innerhalb der Hauskirchenbewegung zugeschrieben wurde, formal liquidiert. Neben der Auflösung illegaler Gottesdienste, Konfiszierung von Material und kurzfristigen Festnahmen kommt es zu Belästigungen und Einschüchterungen im privaten Bereich, so die Berichte. Xiao Luobian, Mitarbeiter der Early Rainbow Covenant Church in Chengdu, klagt über Blockaden seiner Wohnung durch Polizeibeamte und die Zerstörung des Eingangsschlosses am 26. und 27. Februar. Eine Angehörige derselben Kirche berichtete Anfang März über zerstochene Autoreifen, eine andere über die Unterbrechung der Wasser- und Stromversorgung ihrer Wohnung (bitterwinter.org 14.02.; 3.,8.03.2023).
Isabel Friemann, China InfoStelle

Katholische Kirche

19. Dezember 2022:
Untergrundbischof von Kaifeng verstorben
Bischof Joseph Gao Hongxiao, Mitglied des Franziskanerordens und Untergrundbischof der Diözese Kaifeng in der Provinz Henan, verstarb 77-jährig in seiner Heimat in Meixian, Provinz Shaanxi. Bischof Gao wurde am 1. Januar 2005 mit einem Mandat des Heiligen Stuhls insgeheim zum Koadjutor des zwei Jahre später verstorbenen Bischofs John Baptist Liang Xisheng geweiht, von den chinesischen Behörden jedoch nie anerkannt. Der „offizielle“ Sitz von Kaifeng ist seit dem Tod des illegitimen Bischofs Stanislaus Han Daoyi im Jahr 2001 vakant. Bischof Han war 1993 ohne päpstliche Genehmigung zum Bischof geweiht worden. Die Zahl der Katholiken in Kaifeng wird auf etwa 30.000 geschätzt. Neben Kaifeng sind in Henan auch die Bischofssitze in Zheng­zhou, Shangqiu, Luoyang und Zhumadian vakant (AsiaNews 20.12.2022). kf

1. Januar 2023:
Diözese Tangshan eröffnet „Jahr der Spiritualität“ zur Überwindung der pandemiebedingten Krise des Glaubenslebens
In einem Festgottesdienst in der Kathedrale von Tangshan in der Provinz Hebei eröffnete Bischof Fang Jianping das „Jahr der Spiritualität“. Es gehe dabei um Christus als „Weg“ zu einem spirituellen Leben, schrieb er in seinem Hirtenbrief zu diesem besonderen Jahr. Das Zentrum für Pastoral und Evangelisierung der Diözese stellte einen Pastoralplan zum Jahr der Spiritualität auf. Darin heißt es laut einem Bericht auf dem katholischen Portal Xinde (Faith), das Glaubensleben der Katholiken sei durch die drei Jahre der Pandemie in eine Krise geraten, weil die Aktivitäten in den Gemeinden großenteils zum Erliegen gekommen seien; andererseits habe die Pandemiezeit auch eine Chance für die Glaubensreflexion geboten. Durch spirituelle Übungen als Gruppe und Einzelne sollen die Gläubigen gemeinsam die Schwierigkeiten überwinden, ihren Glaubenseifer neu wecken und eine geistige Heimat finden. Wie aus dem Bericht in Xinde hervorgeht, hatte die Diözese Tangshan auch die letzten Jahre jeweils unter ein besonderes Motto gestellt: 2019 war Jahr der Familie, 2020 Jahr des Glaubens, 2021 Jahr der Liebe und 2022 Jahr der Kirche. Im Jahr 2022 ging es dabei besonders um die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Seelsorgern und Gläubigen angesichts der pandemiebedingten Kirchenschließungen (xinde.org 2.01.2023). kwt

2. Januar 2023:
Bischof Huo Cheng von Fen­yang, Provinz Shanxi, verstirbt mit 96 Jahren
Bischof Johannes Huo war der älteste noch lebende Bischof in China. Zu seiner Person siehe den Nachruf in den Informationen.

5. Januar 2023:
Reaktionen auf den Tod von Papst em. Benedikt XVI. in der chinesischen Kirche
In Festlandchina wurde an vielen Orten des am 31. Dezember 2022 verstorbenen Papstes gedacht. Das katholische Portal Xinde berichtete mit vielen Fotos über eine Reihe von Gedenkmessen in der Provinz Shaanxi. Am 5. Januar z.B. feierte Bischof Dang Mingyan in der Kathedrale von Xi’an zusammen mit sieben Priestern eine Gedenkmesse. Am Tag der Beerdigung von Papst Benedikt am 5. Januar, der zeitgleich auch der zweite Todestag von Bischof Joseph Zong Huaide von Sanyuan war, feierte der amtierende Bischof Han Yingjin zusammen mit 38 Priestern und mehr als 70 Ordensschwestern sowie Gläubigen der Diözese in der Kirche von Tongyuan (dem früheren Sitz von Bischof Zong) eine Messe für die beiden Verstorbenen.
Die offiziellen Gremien, katholische Bischofskonferenz und Patriotische Vereinigung, brachten auf ihrer Website einen kurzen Text über den Tod von Papst Benedikt mit der Bitte um das Gebet der Gläubigen. Die Pressesprecherin des chinesischen Außenministeriums Mao Ning bekundete am 6. Januar das Beileid der „chinesischen Seite“. Der Vorsitzende der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung und der Vorsitzende der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz hätten Papst Franziskus im Namen der mehr als 6 Mio. Kleriker und Gläubigen der chinesischen katholischen Kirche ein Beileidstelegramm geschickt (xinde.org 5.,6.01.2023, www.chinacatholic.cn/html/report/23010001-1.htm; www.mfa.gov.cn/web/wjdt_674879/fyrbt_674889/202301/t20230106_11003073.shtml). kf

31. Januar 2023:
Bischof Shao Zhumin von Wenzhou (Zhejiang) erneut von den Behörden verschleppt
Zum wiederholten Male wurde Bischof Shao laut einem Bericht von AsiaNews vom 31. Januar 2023 von Behördenvertretern zusammen mit seinem Sekretär und Kanzler der Diözese, Priester Jiang Sunian, an einen unbekannten Ort gebracht, diesmal um zu verhindern, dass sie an der Beerdigung des 90-jährigen Untergrundpriesters Chen Nai­liang von Pingyang teilnahmen. Bischof Shao wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach inhaftiert und verschleppt und musste an Studiensitzungen teilnehmen, um ihn zum Übertritt in die offizielle Kirche zu bewegen. Bischof Shao ist vom Papst, aber nicht von den chinesischen Behörden anerkannt. Zuletzt war der Bischof kurz vor Ostern am 7. April 2022 verhaftet worden, davor am 25. Oktober 2021 (AsiaNews 31.01.2023; vgl.China heute 2021, Nr. 4, Chronik, Katholische Kirche, 11. November 2021; 2022, Nr. 2, Chronik, Katholische Kirche, 10. Mai 2022). kf

6. Februar 2023:
Ordensschwester in Wuxi mit 104 Jahren verstorben
Schwester Jiang aus Wuxi, Diözese Nanjing, war die vermutlich älteste noch lebende Ordensschwester in China. Am 28. Dezember 1918 in eine seit Generationen katholische Familie geboren, trat sie in den 1940er Jahren den aus Frankreich stammenden Vinzentinerinnen bei und legte 1945 ihre ersten Gelübde ab. Während der Kulturrevolution musste sie in einer Fabrik arbeiten und konnte erst im Alter von 64 Jahren in den 1980er Jahren wieder ihre Arbeit in Wuxi aufnehmen. In einem vor einigen Jahren von UCAN in Hongkong aufgenommenen Interview berichtete Schwester Jiang über diese schweren Zeiten: „Das Leben damals galt als wertlos.“ Man habe sie gedrängt zu heiraten, was sie aber ablehnte. Ihre Kraft in jenen Jahren sei vom Gebet gekommen: „Ich betete nicht öffentlich vor den anderen, aber tief in meinem Herzen, auswendig ohne Texte. Ich bat um Gottes Hilfe, damit ich nicht in Versuchung falle und zu meiner Ordensgemeinschaft zurückkehren könne. Ich habe nie die Hoffnung verloren, weil ich an Gott glaubte.“ Nach ihrer Rückkehr konnte sie wieder in der Pfarrei arbeiten: „Jeden Sommer organisierten wir Katechismus- und Bibelkurse für Kinder mit etwa 200 Teilnehmern.“ Im Heiligen Jahr 2000 konnte sie mit einer speziellen Erlaubnis nach Frankreich ins Mutterhaus reisen und bei dieser Gelegenheit auch Rom besuchen, wo sie persönlich Papst Johannes Paul II. begegnete. Allerdings hielt sie die Aufnahmen mit dem Papst nach ihrer Rückkehr aus Furcht vor den Behörden zunächst verborgen. Im Jahr 2016 sagte sie im Rückblick auf ihr Wirken: „In diesem Alter kann ich in der Welt nichts mehr bewirken, aber ich glaube, dass Gott seinen eigenen Plan für die katholische Kirche in China hat“ (AsiaNews 7.02.2023). kf

13. Februar 2023:
Bischof Cui Tai: 16 Jahre Verhaftungen und Freilassungen, Gläubige fordern ein Ende der illegalen Inhaftierung
Laut einem Bericht von AsiaNews hat man seit Frühjahr 2021 nichts mehr über den Verbleib von Bischof Augustinus Cui Tai von der Diözese Xuanhua/Zhangjiakou (Provinz Hebei) gehört. In Zhangjiakou hatten einige Wettkämpfe der Olympischen Winterspiele 2022 stattgefinden. Seit 2007, also seit etwa 16 Jahren, werde der 71-jährige Bischof von den Behörden ohne jegliche Begründung und ohne Gerichtsverfahren illegal festgehalten. Bischof Cui ist vom Heiligen Stuhl anerkannt, nicht jedoch von der chinesischen Regierung. In den letzten Jahren gewährten die Behörden dem Bischof zum Frühlingsfest oder Mitherbstfest jeweils kurze Besuche bei seinen älteren Verwandten. Seit der Geistliche im Frühjahr 2021 das letzte Mal verschleppt wurde, sei er jedoch nicht mehr nach Hause zurückgekehrt und die Gläubigen hätten keinerlei Möglichkeit, etwas über sein Wohlergehen oder seinen Verbleib zu erfahren (AsiaNews 13.02.2023). kf

22. Februar 2023:
Diözese Datong: Behörden zerstören mit Spitzhacken Haus von Priestern und Ordensschwestern
Wie AsiaNews aus örtlichen Quellen, die Videos des Vorfalls im Internet verbreiteten, erfuhr, begann die Polizei in Datong (Provinz Shanxi) am 22. Februar mit dem Abriss eines Gebäudes der Diözese, das bislang als Priester- und Schwesternhaus diente. Das Gebäude und die danebenliegende Kirche verfügten über alle erforderlichen Genehmigungen, befänden sich jedoch in einem Gebiet von hohem urbanem Wert. Die Gläubigen von Datong sendeten Nachrichten auf WeChat, in denen sie um das Gebet baten, um das „unvernünftige Verhalten des Bürgermeisters“ zu stoppen, so AsiaNews. Die offizielle Diözese Datong hat seit 2005 keinen Bischof (AsiaNews 23.03.2023). kf

20. März 2023:
Zhuo Xinping nennt „fünf wegweisende Persönlichkeiten“ für die Sinisierung des Katholizismus
Zhuo Xinping, ehemaliger Direktor des Instituts für Weltreligionen der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften und Christentumsforscher, sprach bei einem Vortrag vor Studierenden, Dozenten und Gästen im katholischen theologischen Seminar von Shaanxi in Xi’an zum Thema „Historische Entwicklung des sinisierten katholischen Denkens“. Dabei nannte er „fünf wegweisende Persönlichkeiten“ (领军人物) für die Sinisierung des chinesischen Katholizismus: Xu Guangqi 徐光启, Ma Xiangbo 马相伯, Xu Zongze 徐宗泽, Wu Jingxiong 吴经熊 und Zhang Chunshen 张春申. Diesen fünf bekannten Männern der Kirche sei gemeinsam, dass sie auf Elemente der traditionellen chinesischen Kultur zurückgegriffen hätten, um den christlichen Glauben zu erklären (xinde.org 23.03.2023).
Leider geht aus dem kurzen Bericht nicht hervor, wie Zhuo seine interessante Auswahl im Einzelnen begründete. Xu Guangqi (1562–1633) war einer der bedeutendsten Konvertiten, ein Staatsmann und Freund des Jesuitenmissionars Matteo Ricci. Ma Xiangbo (1840–1939), ursprünglich ein Jesuit, engagierte sich im Bildungswesen und gründete mehrere Hochschulen. Der Jesuit Xu Zongze (1886–1947), ein Nachfahre Xu Guangqis, gab in der Republikzeit die Zeitschrift Revue Catholique heraus, für die er selbst zahlreiche Beiträge verfasste, und schrieb grundlegende Werke zur chinesischen Kirchengeschichte. Wu Jingxiong (1899–1986) war Jurist und Diplomat, u.a. 1947–1949 Botschafter der Republik China beim Heiligen Stuhl; zu seinen christlichen Schriften gehört eine Übersetzung des Neuen Testaments und der Psalmen in die klassische chinesische Schriftsprache. Der Jesuit Zhang Chunshen (1929–2015) gilt als Pionier einer chinesisch inkulturierten Theologie, die er in Taiwan entwickelte. kwt

Sino-vatikanische Beziehungen

22. Januar 2023:
Papst Franziskus übermittelt Grüße zum chinesischen Neujahrsfest
Zum fernöstlichen Neujahrsfest am 22. Januar grüßte Papst Franziskus am Ende des Sonntags-Angelus die Menschen mit folgenden Worten: „Heute möchte ich all jenen, die im Fernen Osten und in verschiedenen Teilen der Welt das Mondneujahrsfest feiern, Frieden und alles Gute wünschen. Zu diesem freudigen Anlass kann ich jedoch nicht umhin, all jenen meine geistige Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie schwierige Zeiten durchmachen, in der Hoffnung, dass die gegenwärtigen Schwierigkeiten bald überwunden werden. Schließlich hoffe ich, dass die Freundlichkeit, die Sensibilität, die Solidarität und die Harmonie, die in diesen Tagen in den Familien zu spüren sind, die der Tradition folgend zusammenkommen, stets unsere familiären und sozialen Beziehungen durchdringen und prägen mögen, damit wir ein ruhiges und glückliches Leben führen können. Ein frohes neues Jahr!“ (www.vatican.va/content/francesco/de/angelus/2023/documents/20230122-angelus.html). kf

13. März 2023:
Kardinal Parolin äußert sich zum Dialog mit China
Nach einer Meldung von Vatican News erinnerte Kardinal Pietro Parolin, der Staatssekretär des Vatikans, auf Fragen von Journalisten an die Bedeutung des vorläufigen sino-vatikanischen Abkommens über die Ernennung von Bischöfen. Er sprach von einer „Haltung der Hoffnung“ und einem Dialog, den „beide Seiten fortsetzen wollen“. „Wir bitten nur darum, dass die Katholiken auch als Gläubige leben und wirken können, die mit der Weltkirche verbunden sind“, sagte der Kardinal. Er drückte auch seine Freude darüber aus, dass Bischof Stephen Chow SJ von Hongkong für Ende April d.J. einen Besuch in der Diözese Beijing plane (Vatican News 14.03.2023). kwt

14. März 2012:
Vatikanischer „Außenminister“ im Interview: Abkommen mit China „not the best deal possible“
Catholic News Agency (CNA) berichtete am 14. März über das Interview, das Erzbischof Paul Gallagher, Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten im Vatikan, dem Sender EWTN News gab. Der Erzbischof sagte laut CNA, Diplomaten des Heiligen Stuhls würden mit China über Verbesserungen des Abkommens verhandeln. Ziel sei das bestmögliche Ergebnis gewesen, doch sicher sei dieses Abkommen nicht das bestmögliche Ergebnis, weil die andere Seite nur bereit gewesen sei, so und so weit zu gehen und bestimmten Dingen zuzustimmen. Doch das sei das gewesen, was damals möglich war. „Es war aus verschiedenen Gründen kein guter Zeitpunkt für die Unterzeichnung des Abkommens. Es wäre immer schwierig gewesen; die chinesische Partei hätte es immer benutzt, um den Druck auf die katholische Gemeinschaft zu erhöhen, insbesondere auf die so genannte Untergrundkirche. Also gehen wir einfach vorwärts“, sagte Gallagher laut CNA. Er glaube, dass der Vatikan und die chinesischen Behörden im Lauf der Jahre größeres Verständnis und größeren Respekt füreinander gewonnen hätten. Er bestätigte auch, dass Verhandlungen für die Ernennung weiterer Bischöfe im Gange seien (www.catholicnewsagency.com/news/253860/vatican-china-deal-not-the-best-deal-possible-top-holy-see-diplomat-says; das ganze Interview: www.youtube.com/watch?v=HHNVQkXIJVk). kwt

Hongkong

5. Januar 2023:
Kardinal Zen nimmt überraschend an Begräbnis des verstorbenen Papstes em. Benedikt XVI. teil und erhält Privat-Audienz bei Papst Franziskus
Völlig unerwartet durfte Kardinal Zen nach dem Tod von Benedikt XVI. zu dessen Beerdigung am 5. Januar nach Rom reisen. Dafür hatte er kurz zuvor eine Sondererlaubnis von einem Hongkonger Gericht erhalten und bekam für fünf Tage seinen Pass zurück, der bei seiner Verhaftung im Mai 2022 von der Polizei konfisziert worden war. Papst Benedikt hatte Joseph Zen 2006 zum Kardinal ernannt, mit ihm hatte er stets in einem engen Verhältnis gestanden. Nach den Trauerfeierlichkeiten empfing ihn Papst Franziskus im Gästehaus Santa Marta und seinen Privaträumen. Der Inhalt des Gesprächs blieb vertraulich, der Kardinal ließ jedoch wissen, er habe dem Papst dafür gedankt, dass er Hongkong einen „guten Bischof“, Stephen Chow SJ, gegeben habe, und über seinen pastoralen Dienst in Hongkonger Gefängnissen berichtet, worüber der Papst „sehr froh“ gewesen sei.
Ende Januar musste sich der Kardinal aufgrund  von Atem- und anderer Beschwerden im Krankenhaus behandeln lassen.
Kardinal Zen war am 25. November vergangenen Jahres zusammen mit fünf pro-demokratischen Aktivisten wegen der nicht ordnungsgemäßen Registrierung des 612 Humanitarian Relief Fund zu einer Geldstrafe von 4.000 Hongkong-Dollar (ca. 480 Euro) verurteilt worden und legte am 12. Dezember gegen seine Verurteilung Berufung beim Obersten Gerichtshof von Hongkong ein (America Magazine 6.01.2023; AsiaNews 7.01., 1.02.2023; Hong Kong Free Press 14.12.2022; Licas 4.01.2023; UCAN 10.01.2023). kf

9. März 2023:
Bekanntgabe: Bischof Chow von Hongkong reist im April mit Delegation nach China
Wie die katholische Diözese Hongkong am 9. März in einer Pressemitteilung bekanntgab, wird Bischof Stephen Chow SJ am 17. April nach China reisen: „Auf Einladung von Bischof Joseph Li Shan von der Diözese Beijing wird Bischof Stephen Chow SJ von der Diözese Hongkong zusammen mit Weihbischof Joseph Ha OFM und Generalvikar Fr. Peter Choy am 17. April zu einem fünftägigen Besuch in die Diözese Beijing reisen. Nach Ansicht von Bischof Chow unterstreicht dieser Besuch den Auftrag der Diözese Hongkong, eine Brückenkirche zu sein und den Austausch und die Interaktion zwischen den beiden Seiten zu fördern. Die Einladung kam im letzten Jahr von der Diözese Beijing und wurde im Geist der Brüderlichkeit im Herrn gegen Ende des Jahres angenommen. Neben den drei Priestern wird der Delegation auch der persönliche Assistent des Bischofs, Wong Ka-chun, angehören. Der Bischof bittet seine Brüder, Schwestern und Freunde in Christus um das Gebet für den Erfolg des Besuchs.“
In einem Pressegespräch an 13. März bezeichnete Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den geplanten Besuch als „die Verwirklichung jener typischen Dimension der Kirche von Hongkong, die eine Geschwisterlichkeit zwischen dem chinesischen Festland und der Weltkirche sein sollte“, und daher als „eine positive Geste“, über die „ich mich sehr freue“ (Vatican News 14.03.2023; https://catholic.org.hk/en/media-09032023/ 9.03.2023). kf

Taiwan

13. Januar 2023:
Nach Tod von Papst Benedikt XVI.: Taiwans Regierungschefin Tsai Ing-wen kondoliert in Apostolischer Nuntiatur
Die taiwanische Präsidentin besuchte die Apostolische Nuntiatur in Taipei, um dem Heiligen Stuhl ihr Beileid zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. am 31. Dezember 2022 auszusprechen. „Möge die Fürsorge des emeritierten Papstes Benedikt XVI. für die ganze Menschheit in den Herzen der Menschen weiterleben und möge er in Frieden im Gedächtnis des Herrn ruhen und möge er in ewigem Frieden ruhen“, schrieb sie in das Kondolenzbuch. Und weiter: „Möge die Freundschaft zwischen Taiwan und dem Heiligen Stuhl für immer bestehen.“ Die Präsentin wurde u.a. von Außenminister Wu begleitet und traf in der Apostolischen Nuntiatur mit dem Chargé d’affaires, Msgr. Stefano Mazzotti, zusammen (AsiaNews 14.01.2023; www.president.gov.tw/News/27246 13.01.2023). kf

23. Januar 2023:
Taiwan Präsidentin Tsai Ing-wen schickt Schreiben an Papst Franziskus
Ein Krieg zwischen Taiwan und China sei keine Option und es sei wichtiger, die Beziehungen zwischen Taiwan und China zu entwickeln, schrieb Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen in ihrem Brief an Papst Franziskus. Sie sandte den Brief als Antwort auf die Botschaft von Papst Franziskus zum 56. Weltfriedenstag am 1. Januar und betonte darin den bilateralen Dialog, um Frieden und Stabilität in der Region zu schaffen, so UCAN. Tsai erklärte, dass „eine bewaffnete Konfrontation absolut keine Option ist“ und unterstrich Taiwans Entschlossenheit, den Konflikt mit China mit friedlichen Mitteln zu beenden. „Nur wenn wir das Bekenntnis des taiwanischen Volkes zu unserer Souveränität, Demokratie und Freiheit respektieren, kann es eine Grundlage für die Wiederaufnahme einer konstruktiven Interaktion über die Taiwanstraße hinweg geben.“ Die Präsidentin verwies auf die Enzyklika Fratelli Tutti von Papst Franziskus und betonte Taiwans Entschlossenheit, „mit gleichgesinnten Nationen zusammenzuarbeiten, um den Wiederaufbau in der Ukraine zu unterstützen.“ Im März 2022 hatte Taiwan Mittel in Höhe von mehr als 30 Millionen US-Dollar gespendet und rund 650 Tonnen Material verteilt, um die Millionen von ukrainischen Kriegsflüchtlingen zu unterstützen, so UCAN. Tsai wies auch auf die Tatsache hin, dass Taiwan weiterhin von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgeschlossen ist.
Das Jahr 2022 markierte den 80. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwischen Taiwan und dem Heiligen Stuhl. Der Vatikan ist der einzige Staat in Europa, der volle diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhält. Die Katholiken in Taiwan machen etwa ein Prozent der mehr als 23 Millionen Einwohner Taiwans aus (UCAN 24.01.2023). kf

26. Januar 2023:
Der Katholik Prof. Chen Chien-jen wird Taiwans neuer Ministerpräsident
Im Zuge einer Regierungsumbildung ernannte Präsidentin Tsai Ing-wen ihren früheren Vizepräsidenten (2016 bis 2020) zum neuen Ministerpräsidenten. Der 71-jährige bekennende Katholik Philip Chen ist ein erfahrener Politiker und renommierter Epidemologe. Im August 2021 berief ihn Papst Franziskus zum Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften des Vatikans. Er ist nach dem Chemienobelpreisträger Lee Yuan-tseh der zweite Taiwaner, der Mitglied der Akademie wurde. Am 5. Januar nahm Chen als Sondergesandter von Tsai an der Beerdigung von Papst Benedikt XVI. im Vatikan teil.
Die Ernennung des 71-jährigen Chen erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem die regierende Demokratische Fortschrittspartei eine Kabinettsumbildung anstrebte, nachdem sie bei den jüngsten Kommunalwahlen schwere Verluste erlitten hatte, so UCAN. Chen war im vergangenen Jahr der DPP beigetreten, zuvor war er parteilos. 2024 stehen in Taiwan Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an. Tsai Ing-wen kann nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten (AsiaNews 23.01.2023; NZZ 27.01.2023; T@iwan heute 31.01.2023; UCAN 27.1.2023). kf

5. Februar 2023:
Fo Guang Shan-Gründer Meister Hsing Yun stirbt mit 95 Jahren
Hsing Yun (星雲, Pinyin: Xingyun) wurde 1927 in der Provinz Jiangsu auf dem Festland geboren. Noch auf dem Festland legte er seine Gelübde als buddhistischer Mönch ab. Nach dem Sieg der Kommunisten im Bürgerkrieg 1949 kam er nach Taiwan. 1967 gründete er dort in Kao­hsiung das Kloster Fo Guang Shan 佛光山 mit dem Ziel, die Prinzipien des „humanistischen Buddhismus“ und den Frieden zu fördern – so die Taipei Times. Im Lauf der Jahre expandierte Fo Guang Shan, engagierte sich in den Bereichen Bildung, Wohltätigkeit und Medien. Es gründete 300 Tempel weltweit, Seminare, Bibliotheken und Verlage sowie fünf Universitäten. In den letzten Jahrzehnten engagierte sich Hsing Yun zunehmend im Austausch mit Festlandchina und förderte dort den Bau von Klöstern und Bibliotheken. Für seine Befürwortung einer friedlichen Wiedervereinigung mit China sei er in Taiwan aber auch regelmäßig in die Kritik geraten, so ein Editorial der Taipei Times.
Ein Nachruf von Zhang Guanglai auf dem Portal der katholischen Zeitung Xinde (Faith) in Shijiazhuang würdigte Hsing Yuns Beitrag zum interreligiösen Dialog mit der katholischen Kirche (xinde.org 8.02.2023; Taipei Times 7.02.2023, S. 2; 14.02., S. 8). Ein ausführlicher Nachruf wird in der nächsten Ausgabe von China heute erscheinen. kwt

11. Februar 2023:
Taiwan verweigert chinesischer Delegation die Einreise zu Meister Hsing Yuns Begräbnis
Eine 38-köpfige chinesische „Kondolenz-Delegation“ unter Leitung von Long Mingbiao, dem stellvertretenden Leiter des Taiwan Affairs Office (TAO) beim chinesischen Staatsrat, und Ye Xiaowen, von 1995 bis 2009 Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten, hatte sich am 11. Februar bereits am Flughafen in Beijing versammelt, konnte aber nicht abfliegen, weil Taiwan die Einreise verweigerte. Eine Sprecherin des TAO erklärte am gleichen Tag, mit der Einreiseverweigerung für die auf Einladung des Fo Guang Shan gebildete Kondolenz-Delegation habe die DPP [Taiwans regierende Partei] „grundlegende humanitäre Grundsätze missachtet“ und die Gefühle der Gläubigen des Fo Guang Shan in Taiwan schwer verletzt.
Taiwans Mainland Affairs Council (MAC) begründete in mehreren Erklärungen die Einreiseverweigerung damit, dass die Delegation zwölf amtliche Vertreter des TAO und der Einheitsfrontabteilung enthalten habe, deren Reiseantrag über den vereinbarten Kanal zwischen TAO und MAC hätte laufen müssen, was nicht geschehen sei. Die Einreise von Ye Xiaowen sei abgelehnt worden, weil sie möglicherweise Protest in Taiwan hervorgerufen hätte, der die Beerdigung hätte stören können. Man sei bereit gewesen, die Einreise anderer Delegationsmitglieder zu überprüfen, doch Beijing habe darauf bestanden, dass die ganze Gruppe oder keiner reisen solle. „Wir hoffen, dass sich Festlandchina in diesem Moment Taiwan anschließen kann, um Meister Hsing Yun und seines Vermächtnisses zu gedenken, und davon absieht, den Unmut der taiwanischen Öffentlichkeit durch weitere politische Manipulationen zu verschärfen“, heißt es in der Erklärung des MAC vom 10. Februar. Im Übrigen heiße Taiwan chinesische Trauergäste willkommen und habe 124 Einzelpersonen vom Festland und aus Hongkong eine Einreiseerlaubnis für den Anlass ausgestellt. – Die abgewiesene Kondolenz-Delegation hielt als Ersatz am 12. Februar eine eigene Trauerfeier im Dajue-Tempel in Yixing in der Provinz Jiangsu ab. Abt Hsin Bao vom Fo Guang Shan war aus Taiwan per Video zugeschaltet. Er erklärte, die Schüler des Fo Guang Shan würden sich Hsing Yuns Wunsch entsprechend weiter für die Förderung des buddhistischen Austauschs und die friedliche Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwanstraße einsetzen (chinabuddhism.com.cn 10.,11.,14.02.2023; chinadaily.com.cn 11.02.2023; taipeitimes.com 12.02.2023; Statement des TAO vom 11.02.2023 nach chinanews.com.cn 11.02.2023; Presseerklärungen des MAC vom 10., 11. und 13.02.2023 auf mac.gov.tw). kwt

18. Februar 2023:
Früherer Präsident der Fu-Jen-Universität verstorben
Msgr. Ly Chen-ying, der frühere Präsident der katholischen Fu-Jen-Universität in Taipei, verstarb am 18. Februar im Alter von 93 Jahren im St.-Josephs-Krankenhaus in Chiayi, wo er die letzten 10 Jahre aufgrund seines prekären Gesundheitszustandes untergebracht war, so AsiaNews. Ly war von 1992 bis 1996 Präsident der Universität und der letzte Präsident im Klerikerstand. Ly, in Taiwan bekannter Philosoph und Theologe, stammte ursprünglich aus Tianjin, wo er am 14. Oktober 1929 geboren wurde. 1955 wurde er in Italien zum Priester geweiht. Er arbeitete als Philosophieprofessor an verschiedenen taiwanischen Universitäten sowie einige Jahre als Generalsekretär der Chinesischen Regionalen Bischofskonferenz wie auch der Fu-Jen-Universität und beschäftigte sich u.a. mit dem west-östlichen Kultur- und Philosophievergleich und der chinesischen Kirche auf dem Festland. Zahlreiche Buchpublikationen stammen aus seiner Feder. Bis zuletzt war Ly Chen-ying emeritiertes Mitglied der Päpstlichen Akademie des hl. Thomas von Aquin. Das Begräbnis hielt am 25. Februar der Bischof von Chiayi, Norbert Pu Ying-hsiung (AsiaNews 21.02.2023; www.past.va/content/past/en/academicians/emeritus/ly_chen_ying.html). kf

Macau

25. Februar bis 17. März 2023:
Macau: Große interreligiöse Ausstellung „Die Reise über tausend Meilen“
Laut einem Bericht von O Clarim, der Zeitschrift des katholischen Seminars von Macau, vom 28. Februar 2023 beherbergt das Alte Gerichtsgebäude in der Avenida da Praia Grande bis zum 17. März die größte interreligiöse Veranstaltung, die seit der Machtübergabe (1999) in Macau organisiert wurde. Die Ausstellung „Die Reise über tausend Meilen“, so der Bericht, stellt das kulturelle und religiöse Erbe der sechs Religionen in den Mittelpunkt, die in Macau die meisten Anhänger haben, und versammelt 109 Artefakte und sakrale Gegenstände aus dem Buddhismus, dem Katholizismus, dem Daoismus, dem Islam, dem Baha’i-Glauben und der anglikanischen Kirche. Die gemeinsame Arbeit sei das Ergebnis eines langen Prozesses des Dialogs und der Überlegungen, der sich über ein Jahr hingezogen habe. Benedict Keith Ip fungiert als Kurator der Ausstellung (O Clarim 28. Februar 2023). kf

Katharina Feith (kf)
Isabel Friemann, China InfoStelle
Katharina Wenzel-Teuber (kwt)
Mit einem Beitrag von Liu Ruomin

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