China heute 202 Chronik zu Religion und Kirche in China 26. März 2019 bis 28.Juni 2019

Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chronikenkommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de). 
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2019, Nr. 1, S. 8-17) reichte bis einschließlich 29. März 2019.

Politik allgemein

2. Juni 2019:
China bricht Schweigen über Tian’anmen 
AsiaNews berichtete, dass General Wei Fenghe, der chinesische Verteidigungsminister, nach einer Rede auf dem „18th Asia Security Summit“ in Singapur (31. Mai–2.Juni) auf Nachfrage eines Teilnehmers den Einsatz von Militär auf dem Tian’anmen vor 30 Jahren kommentierte. Dies ist laut AsiaNews das erste Mal, dass Beijing die Ereignisse vom 4. Juni 1989 kommentierte. Es zitiert General Wei damit, dass er nicht verstehe, warum manche immer noch behaupteten, die Regierung habe nicht korrekt gehandelt. Es habe einen politischen Aufruhr gegeben und die Regierung habe diesen Aufruhr gestoppt. Aufgrund dessen sei in China die stabile Entwicklung in den folgenden drei Jahrzehnten erst möglich geworden. Die South China Morning Post berichtete weiter, dass General Wei aus demselben Prinzip die Nutzung von Umerziehungslagern in Xinjiang rechtfertigte.
Gleichzeitig berichtete AsiaNews, dass die Software im Zensursystem im Vorfeld des 4. Juni weiter ausgebaut wurde, um Inhalte im Internet um diesen Tag besser kontrollieren zu können. Es würden auch weiterhin Mütter von Opfern und AktivistInnen des Tian’anmen überwacht. UCAN berichtete in diesem Zusammenhang von einer Konferenz von Wissenschaftlern und Verfechtern der Demokratie in Taiwan (18.–20. Mai), die sich dagegen einsetzen möchten, dass China immer erfolgreicher seine sogenannte „Sharp Power“ (die Fähigkeit von Regierungen, durch Manipulation Wahrnehmungen von bestimmten Themen zu verändern) einsetzt, um die Darstellung und das Bewusstsein vom Tian’anmen und anderen Ereignissen in der Welt zu beeinflussen. Es sei gefährlich für demokratische Gesellschaften, wenn China mit seiner Manipulation Erfolg hätte, so z.B. Larry Diamond, politischer Soziologe, von der Hoover Institution an der Stanford University (AsiaNews 22.,30.05., 3.06.; South China Morning Post 3.06.; UCAN 24.05.).

Religionspolitik

18. April 2919:
Die fünf Religionen verabschieden Aufruf zu Patriotismus-Aktivitäten anlässlich des 70. Jahrestags der Staatsgründung 
Auf der 8. Sitzung der „Gemeinsamen Versammlung der nationalen religiösen Organisationen“ in Beijing verabschiedeten die offiziellen Religionsvertreter anlässlich des bevorstehenden 70. Jahrestags derGründung der VR China (1. Oktober) einen „Gemeinsamen Aufruf zur Entfaltung von Studien- und Erziehungsaktivitäten zum Patriotismus unter dem Motto ‚Die neue Ära stärken, gemeinsam den chinesischen Traum aufbauen‘“. Darin heißt es u.a., die religiösen Massen sollen angeleitet werden,ein korrektes Geschichtsbild aufzubauen und ihre Identifikation mit dem großartigen Vaterland und der KP Chinas zu stärken. Ein weiteres Thema der Erziehungsaktivitäten soll die Wahrung von Gesetzen sein, es dürfe keinesfalls Orte, Personen oder Religionen geben, die außerhalb des Gesetzes stehen. In diesem Zusammenhang fordert der Aufruf auch Festhalten am Prinzip der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung und dem [Verfassung-]Grundsatz, dass „die religiösen Organisationen und Angelegenheiten von keiner ausländischen Kraft beherrscht werden dürfen“. Sinisierung der Religionen ist ein weiterer Programmpunkt (zytzb.gov.cn 19.04.).


24. Mai 2019:
KP-Einheitsfrontabteilung von Hubei meldet erfolgreiche Verbreitung der „Vier Hinein“, „Acht Keine“ und „Drei An die Wand“ in den religiösen Stätten der Provinz – darunter „kein regelwidriges Aufnehmen von Minderjährigen“ 
Mit der Propagierung dieser Aktionen sei 2018 begonnen worden, nunmehr seien sie in 90% der religiösen Stätten der Provinz Hubei umgesetzt, so die Meldung. Über die „Vier Hinein“ (四进)-Kampagne wurde bereits 2018 berichtet (vgl. China heute 2018, Nr. 2, Chronik, Religionspolitik, 8., 12. und 30. Juni 2018Islam, 18. Mai 2018; Nr. 3, Chronik, Religionspolitik, 31. Juli 2018); sie besagt, dass die Landesflagge, Verfassung und Gesetze, die sozialistischen Kernwerte und die vorzügliche traditionelle chinesische Kultur Eingang in religiöse Stätten finden sollen. „Acht Keine“ (八无) bedeuten der Meldung zufolge, dass es in religiösen Stätten keine illegalen Publikationen, keine abergläubischen Aktivitäten, keine teuren Weihrauchopfer, keine falschen buddhistischen oder daoistischen Mönche oder Nonnen, kein regelwidriges Abhalten von Fortbildungskursen, kein regelwidriges Aufnehmen von Minderjährigen (无违规 吸纳未成年人), keine Verwahrlosung und keine kommerzialisierten Handlungen geben darf. Die „Drei An die Wand“ (三上墙) religiöser Stätten zu heftenden Texte sind die „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten, die „sozialistischen Kernwerte“ sowie die „Standards für die Schaffung harmonischer Tempel, Moscheen und Kirchen“. 
Das Straßenviertel Xugu in der Stadt Wuhan, Provinz Hubei, hielt am 3. April eine Sitzung ab, in der es um die Regulierung nicht nur der religiösen Stätten, sondern auch der Ahnenhallen (祠堂) ging; für diese gelten laut Bericht die Forderungen „religiöses Kolorit entfernen, traditionelle Kultur entfalten, eine rote Kulturfront schaffen“ (chinacatholic.cn 27.05.; hubei.church.com 31.05.; m.chinaislam.net 24.05.; whxinzhou.gov.cn 4.04.; zytzb.gov.cn 24.05.).

27. Mai 2019:
Partei versammelt Religionsvertreter in Konfuzius’ Geburtsort, um die „vorzügliche traditionelle Kultur Chinas zu ehren“
Am 27. Mai fand die Eröffnung eines fünftägigen Kurses zum „Studium und Erleben der vorzüglichen chinesischen Kultur“ statt, an dem 100 Religionsvertreter aus ganz China teilnahmen. Veranstalter war die Zentrale Einheitsfrontabteilung (EFA) der KP Chinas, zu den Veranstaltungsorten gehörten die Wohnhäuser und Tempel der Philosophen Konfuzius und Menzius. Bei der Eröffnung sprachen Wang Zuo’an, Vizeminister der Einheitsfrontabteilung und Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten, sowie Vorsitzende oder Vizevorsitzende der nationalen Dachverbände der fünf Religionen. Laut einem Bericht auf der Website der EFA war dies „die erste kollektive Ehrerweisung der religiösen Kreise des Landes gegenüber der vorzüglichen traditionellen Kultur Chinas, es war auch ein gemeinsamer Ausdruck der hohen Identifikation und des bewussten Verschmelzens mit der Kultur Chinas“. Unter den im EFA-Artikel genannten Lernzielen für die Religionen sind klassische Tugenden wie Menschenliebe (ren’ai), Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Pietät, insbesondere aber bekannte religionspolitische Forderungen wie Patriotismus und Festhalten an der Führung durch die Partei. Mehrfach betont wird das Prinzip der Unabhängigkeit der Religionen und der entschlossene Widerstand gegen ausländische Infiltration mittels Religion (Tongzhan xinyu nach lhtzb.cn 27.05.; AP 28.05.).

19. Juni 2019:
Global Times berichtet über Besuche von Religionsvertretern an Stätten der kommunistischen Revolution anlässlich 70 Jahre Volksrepublik
Islamvertreter aus Shaoyang in der Provinz Hunan hätten den Berg Jinggangshan, der als „Wiege der chinesischen Revolution“ gelte, und Maos Heimatort Shaoshan besucht, schrieb die parteinahe Zeitung. Sie berief sich auf einen Bericht der Chinesischen islamischen Vereinigung, in dem es hieß, die Muslime sollten „über Chinas revolutionäre Vergangenheit lernen und das gegenwärtige glückliche Leben hochschätzen, das mit dem Blut und Leben von unzähligen Märtyrern erkaufte wurde“.
Laut Global Times machten auch andere Religionsvertreter aus Hubei solche „patriotischen
Erziehungstouren“ – Daoisten im April, Buddhisten und Christen im Juni (Global Times 19.06.).

25. Juni 2019:
AsiaNews veröffentlicht Verpflichtungserklärung der Behörden von Fujian für Verantwortliche religiöser Stätten – keine Zulassung von Minderjährigen, keine unautorisierten Kontakte mit dem Ausland
Dem Dokument zufolge müssen sich religiöse Amtsträger(innen) u.a. dazu verpflichten, Minderjährigen das Betreten der Kirche zu verbieten und keine Kurse für sie zu organisieren, den Kontakt mit ausländischen Mächten zu meiden und keine Ernennungen aus dem Ausland anzunehmen, Ausländern keine Unterkunft zu gewähren und nicht ohne Erlaubnis ins Ausland zu reisen. Auch wird alle Art von Verbreitung des Glaubens außerhalb religiöser Stätten (auch durch Internet) verboten. Das Dokument richtet sich offenbar nicht speziell an eine bestimmte Religion. Bernardo Cervellera bezeichnete das Dokument als „erschreckendes Beispiel“ für die Politik der chinesischen Regierung, Priester und Bischöfe der offiziellen wie inoffiziellen Kirche von der Weltkirche zu isolieren und an den „Parteikarren zu ketten“, zwar ein Minimum an kontrollierter Gottesdienstfreiheit zuzulassen, aber der Evangelisierung jeden Schwung zu nehmen. Solches geschehe nicht nur in Fujian, sondern auch in Henan, Hubei und Zhejiang (AsiaNews 25.06.). 
Der Wortlaut der Verpflichtungserklärung findet sich in der Dokumentation dieser Nummer.

Volksreligion

9. April 2019:
Xinhua Daily berichtet über Abriss von mehr als 5.900 „illegalen“ Schreinen von Tudigong
Laut Xinhua Daily wurden in der Stadt Gaoyu im Osten der Provinz Jiangsu 5.911 „illegale“ Schreine der Erdgottheit Tudigong (土地公) zwischen Februar und März abgerissen. BBC Monitoring spricht davon, dass dies im Rahmen einer sechsmonatigen „lokalen Aufräum-Aktion“ stattfand und bringt ein Zitat aus der Xinhua Daily von dem Beamten Yan Jianjiang. Dieser habe gesagt, dass die Schreine im Prinzip alle illegal gebaut worden seien und sie eine große Menge landwirtschaftlicher Nutzfläche und öffentlicher Anlagen in Beschlag nehmen würden. Global Times erwähnt in dem Bericht hierüber, dass neben der Illegalität der Gebäude die Kosten für die Instandhaltung solcher Tempel eine Rolle bei der Entscheidung zum Abriss gespielt hätten. Global Times zitiert dazu den stellvertretenden Gemeindevorsteher von Ganduo, Gaoyu, dass ein Tempel bis zu 480.000 Yuan (ca. 62.000 Euro) kosten könne. Der Bau und die Instandhaltung eines solchen „Luxus-Tempels“ werde dann zu einer großen finanziellen Bürde für die Gläubigen. Diesen Begründungen zum Trotz gab es Empörung über die Abrisse von Seiten chinesischer Social Media Nutzer. Diese kritisierten, laut BBC Monitoring, dass „ausländische“ Religionen anscheinend toleriert, die „eigenen“ Volksreligionen jedoch unterdrückt und missachtet würden (BBC Monitoring 16.04.; Global Times 18.04.; Xinhua Daily 9.04.).

Daoismus

26.–28. April 2019:
Projekt „Moderne Konstruktion eines Systems der daoistischen Lehren“ nimmt seine Arbeit auf
Das Projekt „Moderne Konstruktion eines Systems der daoistischen Lehren“ (道教教义 体系的现代建构) wurde von der Chinesischen daoistischen Vereinigung initiiert; es wird von Lu Guolong, Forscher des Instituts für Weltreligionen (IWR) an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, geleitet – heißt es in einem Bericht auf der Website des IWR. Diesem Bericht zufolge traf sich die Projekt-Arbeitsgruppe erstmals vom 26.-28. April in Beijing. Sie diskutierte über die Kompilierung einer allgemeinen Auslegung der daoistischen Schriften, der Lehren, der Riten und einer allgemeinen Geschichte des Daoismus, die offenbar Aufgabe des Projekts ist. Wie der Bericht erläutert, ist das historisch angesammelte daoistische Denken komplex. Es bedürfe des Aufbaus eines neuen Systems, um den Daoismus an die moderne Gesellschaft anzupassen. Auch in der Geschichte des Daoismus habe es immer wieder Ordungsbemühungen gegeben. Bei dem Projekt soll das umfangreiche System der daoistischen Lehren „durchkämmt“ und geordnet werden. Die daoistische Lehre soll neu ausgelegt werden, dabei sollen sowohl die daoistische Tradition verfolgt als auch Ergebnisse der modernen Wissenschaft aufgenommen werden – so der Bericht (Zhongguo minzu bao 7.05. nach iwr.cass.cn).

7.–8. Juni 2019:
Vertreter der Chinesischen daoistischen Vereinigung (CDV) nehmen an Feierlichkeiten anlässlich 25 Jahren „Daoistische Kirche Italiens“ teil – daoistisch-katholische Begegnungen
Die fünfköpfige Delegation der CDV stand unter Leitung von CDV-Generalsekretär Meister Zhang Fenglin. Sie war von Vincenzo di Ieso (daoistischer Name Meister Li Xuanzong) eingeladen worden, dem Leiter der Chiesa Taoista d’Italia, die ihr 25-jähriges Bestehen feierte. Zum Festprogramm (http://daoitaly.org/25--anniversario-della-fondazione.html) gehörte am Vormittag des 7. Juni das „Erste katholisch-daoistische Seminar in Europa“ zum Thema „Religionen im Dienst der Menschheit“. Es fand an der Päpstlichen theologischen Fakultät Süditaliens in Neapel statt, die auch Mitveranstalter war. Am Nachmittag wurde ein internationaler daoistischer Kongress abgehalten. Dort erläuterte u.a. Feng He, Leiter der Internationalen Abteilung der CDV, den Stand der Vorbereitungen der CDV für die Gründung einer World Taoist Federation (世界道教联合会). Am nächsten Morgen fand eine „diplomatische Begegnung“ der internationalen Daoisten mit dem Erzbischof von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe, statt – dieser war übrigens von 2001 bis 2006 Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Es folgte eine daoistische Liturgie mit Unterweisung im daoistischen „Tempel der Großen Harmonie“ in Caserta. An den Veranstaltungen nahmen neben der chinesischen Delegation auch Karine Martin, Vorsitzende der Daoistischen Vereinigung Frankreichs, Pedro G. Murcia Casas, Vizevorsitzender der Daoistischen Vereinigung Spaniens, und Lee Ziling, Vizesekretärin der „Taoist Mission“ von Singapur, teil (corrieredisannicola.it 12.06.; daoisms.org 12.06.; gazzettadinapoli.it 5.06.; mzb.com. cn 21.06.). 
Schon 2017 während des 4. Internationales Daoismusforums in der Provinz Hubei war von der Gründung einer World Taoist Federation die Rede, was unterschiedliche Reaktionen auslöste; siehe hierzu China heute 2017, Nr. 2, Informationen.

Buddhismus

27. März 2019:
Staatsrat veröffentlicht Weißbuch „Demokratische Reform in Tibet – sechzig Jahre später“
Im März 2019 jährten sich – je nach Blickwinkel – Tibetaufstand, Flucht des Dalai Lama und Besetzung Tibets durch die chinesischen Truppen bzw. die „demokratische Reform“ Tibets zum 60. Mal. Aus diesem Anlass veröffentlichte der Staatsrat der VR China erneut ein Tibet-Weißbuch. Ähnlich wie das Tibet-Weißbuch des Staatsrats vom September 2015 legt es die offizielle chinesische Sicht der damaligen Ereignisse und der seither erzielten Erfolge dar. Die South China Morning Post wies in einem Kommentar darauf hin, dass Chinas Zentralregierung im Weißbuch zum 50. Jahrestag 2009 noch geäußert hatte, sie werde „immer ihre Tür offenhalten für die Rückkehr des 14. Dalai Lama zu einem patriotischen Standpunkt“; im neuen Weißbuch sei dies nicht mehr der Fall. Kapitel VIII. des neuen Weißbuchs behandelt den „Schutz der Freiheit des religiösen Glaubens“. Darin heißt es u.a., dass die „Reinkarnation Lebender Buddhas“ vom Staat respektiert und durch die „Verwaltungsmaßnahmen für die Reinkarnation Lebender Buddhas des tibetischen Buddhismus“ von 2007 weiter institutionalisiert worden sei. Bis 2018 seien 91 wiedergeborene Lebende Buddhas bestätigt worden (Text des Weißbuchs von 2019 unter http://english.scio.gov.cn/node_8011085.htmlSouth China Morning Post 28.03.; zu den Tibet-Weißbüchern von April 2015 und September 2015 siehe China heute 2015, Nr. 2, Chronik, 15. April 2015 und Nr. 3, Chronik, 6. September 2015).

11. Juni 2019:
Radio Free Asia: Tausende von Mönchen und Nonnen aus dem tibetischen buddhistischem Zentrum Yachen Gar ausgewiesen
Nach Angaben des amerikanischen Senders, der sich auf Quellen vor Ort berief, begann im Mai 2019 eine neue Welle von Ausweisungen im monastischen Zentrum Yachen Gar, das im Kreis Pelyul im Autonomen tibetischen Bezirk Kardze (chin. Ganzi) in der Provinz Sichuan liegt. Schätzungsweise 3.500 Mönche und Nonnen seien seither von den Behörden gezwungen worden, das Zentrum zu verlassen. Die Ausweisungen beträfen vor allem Mönche und Nonnen, die nicht aus Sichuan stammen. 600 chinesische Beamte seien dauerhaft in dem Klosterkomplex stationiert worden, so der Bericht.
Buddhistdoor Global zufolge ist der Klosterund Studienkomplex Yachen Gar mit der Nyingma-Schule des tibetischen Buddhismus verbunden und wurde 1985 von Abt Achuk Rinpoche (gest. 2011), einem der hochrangigsten Nyingma-Meister Tibets, gegründet. Bis vor einigen Jahren sollen dort schätzungsweise 10.000 Nonnen und Mönche gelebt haben, darunter auch viele Han-Chinesen. 
Bereits 2016 und 2017 wurde von Ausweisungen aus Yachen Gar berichtet. In jenen Jahren sollen auch 4.800 Mönche und Nonnen aus der buddhistischen Akademie und Kloster Larung Gar im Kreis Sertar, ebenfalls Bezirk Kardze, ausgewiesen und Schlüsselstellen beider Einrichtungen mit Parteikadern besetzt worden sein (buddhistdoor.net 12.06.; rfa.org 11.06.; siehe China heute 2016, Nr. 3, Chronik, Sommer/Herbst 2016 und 2017, Nr. 3, Chronik, Buddhismus, 20. August 2017).

22. Juni 2019:
Offizieller Panchen wird zum Vorsitzenden der Buddhistischen Vereinigung des Autonomen Gebiets Tibet gewählt
Wie Xinhua meldete, ersetzt der 29-jährige Panchen Lama Gyaltsen Norbu damit Zhukang Tubdankezhub, der diese Position seit 2003 innehatte. 18 weitere Personen wurden zu Vizepräsidenten gewählt. Mitte Mai 2019 reiste der offizielle Panchen mit einer chinesischen buddhistischen Delegation erstmals ins Ausland – nach Thailand (Buddhistdoor Global 26.06.; China News Service 10.06. nach BBC Monitoring 11.06.; Xinhua 24.06.). 
Gyaltsen Norbu wurde 1995 vom chinesischen Staat als 11. Panchen Lama eingesetzt; die vom Dalai Lama approbierte Reinkarnation, Gendun Choekyi Nyima, ist seit 1995 verschwunden. Der Panchen Lama ist die zweithöchste Figur in der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus nach dem Dalai Lama.

Islam

7. Mai 2019:
The Guardian: Mehr als zwei Dutzend Moscheen in Xinjiang wurden seit 2016 ganz oder teilweise zerstört
Die Zeitung berief sich dabei auf eine Untersuchung des Guardian und des Recherchenetzwerks Bellingcat. Dabei wurden der Zeitung zufolge die Standorte von Moscheen in Xinjiang, die mit Hilfe von ehemaligen Bewohnern, Forschern und Mapping-Tools identifiziert worden waren, auf Satellitenbildern überprüft. Von 91 analysierten Stätten hätten 31 Moscheen und zwei große Schreine zwischen 2016 und 2018 beträchtliche Gebäudeschäden erlitten. 15 dieser Moscheen und die beiden Schreine schienen völlig oder fast völlig dem Erdboden gleichgemacht. Bei den übrigen beschädigten Moscheen seien Torhäuser, Kuppeln oder Minarette entfernt worden. Zu den von Zerstörung betroffenen Stätten zählen laut Guardian der Imam-Asim-Schrein, eine populäre Pilgerstätte, der Jafari-Sadiq-Schrein und die Moschee im Zentrum der Altstadt von Kargilik in Süd-Xinjiang (The Guardian 7.05.).

12. Juni 2019:
Chinesische islamische Vereinigung veröffentlicht revidierte Vorschriften für Verwaltung von Moscheen und religiöse Amtsträger – neuer Verhaltenskodex für Imame
Die vier Dokumente waren bereits am 7. Januar 2019 auf einer Sitzung des Ständigen Vorstands der Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV) „im Prinzip“ verabschiedet worden. Bei den Maßnahmen für die demokratische Verwaltung von Moscheen 清真寺民主管理办法, den Maßnahmen zur Anerkennung des Status islamischer religiöser Amtsträger 伊斯兰教 教职人员资格认定办法 und den Maßnahmen zur Anstellung von leitenden religiösen Amtsträgern islamischer Versammlungsstätten 伊斯兰教活动场所主要教职聘任办法 wurden die Fassungen von 2006 revidiert (deutsche Übersetzung der beiden letztgenannten Dokumente von 2006 unter www.china-zentrum.de, Neufassungen unter www.chinaislam.net.cn/cms/news/xhxw/201906/20-13290.htmlwww.chinaislam.net.cn/cms/news/xhxw/201906/20-13287.html und www.chinaislam.net.cn/cms/news/xhxw/2019/20-13288.html). Ganz neu verfasst wurde ein „Verhaltenskodex für islamische religiöse Amtsträger“ 伊斯兰 教教职人员行为守则 (www.chinaislam.net.cn/cms/news/xhxw/201906/20-13289.html). Er enthält Verhaltensnormen in sieben Begriffspaaren, darunter „dem Mittelweg folgen, sich dem Extremismus widersetzen“. Einem begleitenden Kommentar der CIV zufolge sind die vier neuen Dokumente ein konkreter Ausdruck des Festhaltens an der Sinisierung des Islam, das, ebenso wie die sozialistischen Kernwerte, als unter Xi Jinping neu hinzugekommene Verpflichtung in die Dokumente einging. 
Ein „Abriss des Fünfjahres-Arbeitsplans für das Festhalten an der Ausrichtung des Islam unseres Landes auf Sinisierung (2018–2022 )“ 坚 持我国伊斯兰教中国化方向五年工作 规划纲要 (2018–2022) war einem Bericht der CIV zufolge bereits im Dezember 2018 von dem gleichen Gremium „im Prinzip“ verabschiedet worden. Der Text wurde in der Ausgabe 2019, Nr. 1 (Januar) von Zhongguo musilin, dem Organ der CIV, auf S. 5-8 veröffentlicht. Fünfjahrespläne für die Sinisierung des Protestantismus und des Katholizismus sind bereits 2018 erschienen (chinaislam net.cn 19.06.; Zhongguo musilin 2019, Nr. 1, S. 9-10, 12; deutsche Übersetzung des katholischen Fünfjahresplans in China heute 2018, Nr. 4, Dokumentation).

Orthodoxe Kirche

29. Mai 2019:
Treffen der Russisch-chinesischen Arbeitsgruppe für Kontakt und Kooperation im religiösen Bereich
Wie die Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen (Department for External Church Relations, DECR) des Moskauer Patriarchats berichtete, fand das bilaterale Treffen in Moskau statt. Von russischer Seite nahmen Metropolit Hilarion, Leiter des DECR, V. Nazarenko, stellvertretender Leiter der Abteilung Außenpolitik in der russischen Präsidialverwaltung, mehrere Vertreter des Rats der Muftis in Russland, Dmitry Petrovsky vom DECR u.a. Personen teil. Von chinesischer Seite kam eine Delegation des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten unter Leitung von Wu Guosheng zu dem Treffen. Zur Delegation gehörten auch Vertreter von Chinas Buddhistischer, Daoistischer und Islamischer Vereinigung. Es war das bislang 7. Treffen dieser Arbeitsgruppe; das 6. Treffen fand am 23. März 2018 in Beijing statt, das erste am 8. Juni 2011 in Moskau (mospat.ru 30.05.).

Protestantismus

8. April 2019:
Feier zu 40 Jahren Wiedereröffnung von Kirchen
Der 8. April 2019 wurde als 40. Geburtstag der Neueröffnung protestantischer Kirchen in China nach der Kulturrevolution gefeiert. An diesem Tag durfte 1979 in Ningbo die erste Kirche einen offiziellen Gottesdienst feiern. Bei einer Reihe von Feierlichkeiten sprachen Pastor Wu Wei, Präsident des Chinesischen Christenrates, sowie sein Stellvertreter Pastor Shan Weixiang. Auch Herr Kua Wee Seng, Direktor von United Bible Societies China Partnership, nahm als Gast an den Veranstaltungen teil. Die Ordination von 39 lokalen kirchlichen Mitarbeitern wurde zu einem Höhepunkt des Jubiläums. 
Der Shanghaier Christenrat hat in Zusammenarbeit des früheren Vorsitzenden Pastor Shen Xuebin, jetzt Vizepräsident des nationalen Christenrates und dort zuständig für die Auslandsbeziehungen, und der im November 2018 neu gewählten Vorsitzenden Xu Yulan ein Buch und einen Film zur Feier der 40 Jahre seit Wiedereröffnung von Kirchen herausgebracht, in denen das beständige Wachstum der Gemeinden und die Integration von vielen internationalen Glaubensgemeinschaften in das Profil der Stadt dargestellt werden: Shen Xuebin, Tongxiang Shanghai jidujiaojie jinian gaige kaifang 40 zhounian, Dez. 2018; Film Shanghai Jidujiao, Shanghai TSPM/CC. 
Die Zahl 40 hat eine hohe symbolische Bedeutung für die Kirchen in China und wird auf das segensreiche Wirken des Heiligen Geistes hin interpretiert. Sie steht in Relation zum 70-jährigen Jubiläum der Volksrepublik, das ebenfalls in diesem Jahr gefeiert wird (chinasource. org 16.04. nach China Christian Daily).
Isabel Friemann, China InfoStelle

24.–26. April 2019:
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, in China
Auf Einladung von Religionsbehörde und Chinesischem Christenrat (CCC) besuchte eine fünfköpfige Delegation der anglikanischen Kirche von England Beijing und Shanghai. Es war die zweite Chinareise von Erzbischof Welby nach seiner Amtseinführung 2013. Auf Wunsch von Caroline Welby stand eine Visite des unter Leitung des Shanghaier Christenrates geführten „Licht der Gnade-Altenheims“ auf dem Programm – Besucher und Gastgeber betonten die große Aufgabe der zukünftigen Altenbetreuung in beiden Ländern. Pastor Wu Wei, Präsident des CCC, begrüßte die Delegation zu einer großen Austauschrunde in der Zentrale der nationalen Kirchenleitung, an der auch Leitungskader der Shanghaier Religionsbehörde teilnahmen. Weitere Teilnehmende von chinesischer Seite waren Pastor Kan Baoping, Pastor Shen Xuebin, Herr Gu Mengfei, stellvertretender Generalsekretär der Drei-Selbst-Bewegung, und Gu Jingqin, Leiterin der Abteilung für Überseebeziehungen. Pastor Wu führte aus, wie gründlich chinesische Protestanten in allen Kirchen nun die neuen Vorschriften für religiöse Angelegenheiten studieren würden und dass sie aktiv in Richtung Sinisierungskurs unterwegs seien. Erzbischof Welby sagte, die christliche Weltgemeinschaft könne sehr viel von der chinesischen Kirche lernen. Er lud seine Gastgeber zur Lambeth Konferenz im Sommer 2020 nach Canterbury ein (AsiaNews 11.04.; ccctspm.org 26.,29.04.). 
Isabel Friemann, China InfoStelle

Mitte Juni 2019:
Pastor Wang Yis Frau aus Haft entlassen
Jiang Rong, die Frau des bekannten Menschenrechtsanwalts und evangelischen Pastors Wang Yi, die im Dezember gemeinsam mit ihrem Mann und ca. 10 anderen Gemeindemitgliedern der Early Rainbow Covenant Church in Chengdu in Haft genommen wurde, kam Mitte Juni auf Kaution frei. Mit ihr freigelassen wurde Gemeindemitglied Herr Li Xiaofeng. Pastor Wang Yi ist weiterhin im Gefängnis, soweit bekannt, ohne bisher mit einem Anwalt gesprochen zu haben. Da keine näheren Informationen über Jiang Rongs Gesundheitszustand bekannt wurden, gehen Personen ihres Umfeldes davon aus, dass sie unter strenger Beobachtung steht und nicht frei kommunizieren kann. In der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 2018 waren um die hundert Personen von der Polizei festgenommen und befragt worden; die meisten wurden rasch wieder entlassen (AsiaNews 14.06.; vgl. China heute 2019, Nr. 1, Chronik, Protestantismus, 9. Dezember 2018).
Isabel Friemann, China InfoStelle

12.-19. Juni 2019:
Kommission des Ökumenischen Rates der Kirchen tagt in Nanjing
Vom 12.-19. Juni trat in Nanjing die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zusammen, einladende Organisation war der Chinesische Christenrat. Mehr als 50 Teilnehmende aus über 30 Ländern trafen sich zum Austausch in drei Studiengruppen zu den Themen Ekklesiologie, moralisches Urteilsvermögen und Gerechtigkeit und Frieden mit anschließender Diskussion. Der Chinesische Christenrat ist seit 1991 Mitglied im ÖRK. Nach einem Treffen der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten im November 2012 und einem Treffen des Exekutivkomitees des ÖRK im November 2016 war es die dritte größere Konferenz des Weltverbandes in China. Im Januar 2018 besuchte außerdem eine Abordnung des ÖRK unter Leitung des Generalsekretärs Olav Fykse Tveit China zum Auftakt der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen des ÖRK (ccctspm.org 25.06.; oikoumene.org 25.06.; vgl. China heute 2018, Nr. 1, Chronik, Protestantismus, 7.-16. Januar 2018).

Katholische Kirche

26. März 2019:
Xinde (Faith Weekly) berichtet von neuem Museum über die katholischen Fischer von Wuxi
Bereits im März 2018 wurde eine Ausstellungshalle für die Fischerkultur der katholischen Kirche von Wuxi (Provinz Jiangsu) eröffnet. Wie ein Artikel in der katholischen Zeitung Xinde (Shijiazhuang) berichtet, waren die meisten Katholiken von Wuxi ursprünglich Fischer und lebten in Booten. Im Lauf der Zeit zogen sie ans Ufer und nur noch wenige sind in der Fischerei tätig. Da die alten Traditionen in Vergessenheit zu geraten drohten, war es wichtig, die alten Gegenstände und Fotos über die frühere besondere Lebensweise und das Frömmigkeitsleben der katholischen Fischer von Wuxi zu bewahren, so der Artikel. Daher beschloss die Pfarrei Wuxi unter Leitung von Pfarrer Guo Mandong die Gründung eines Museums. 2016 begann man, alte Leute zu interviewen, Objekte zu sammeln und ein Bootsmodell zu bauen. Am 1. März 2019 inspizierte Zhang Li, Leiterin der Propagandaabteilung des Bezirks Liangxi der Stadt Wuxi, das Museum, bewertete es positiv und rief zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes auf (Xinde 2019, Nr. 12, 26.03.)

April 2019:
Offizielle Gremien der katholischen Kirche Henans beginnen Anwendung neuer Maßnahmen für die jährliche [insbesondere politische] Überprüfung des Klerus – Amtsentzug für religiöse Amtsträger, die Kurse für Minderjährige veranstalten
Ein Priester aus Henan teilte UCAN mit, dass ihn im April Zwei Vereinigungen (Katholische Patriotische Vereinigung und Kommission für kirchliche Angelegenheiten) der Provinz Henan zwecks Überprüfung kontaktiert hätten. Die zugehörigen Unterlagen bestehen aus „Maßnahmen zur jährlichen Überprüfung katholischer religiöser Amtsträger der Provinz Henan (zur probeweisen Durchführung“ (河南省天主教教职人员年度审核办法) mit beigefügtem „Formular für die jährliche Beurteilung“. Die Überprüfung umfasst laut Formular die Bereiche 1. „Liebe zu Land und Kirche“ (Bewertungskriterien: Festhalten an Sinisierung und Prinzip der Unabhängigkeit); 2. moralische Qualität (sozialistische Kernwerte, Gemeinsinn); 3. Wahrung der Gesetze; 4. Einhaltung der kirchlichen Vorschriften; 5. Erfüllung der Dienstaufgaben; 6. theologisches Wissen; 7. Gesundheitszustand; 8. Dienst an der Gesellschaft (Kooperation mit Partei und Regierung, soziale Dienste). Für jeden Bereich sind max. 10 oder 15 Punkte erhältlich, die Höchstpunktzahl ist 100, eine Punktzahl von 55 und darunter bedeutet „nicht qualifiziert“. Das Abschneiden bei der Überprüfung wird in den Amtsträgerausweis gestempelt. Schneidet ein Amtsträger (oder Amtsträgerin, d.h. Ordensfrau) zwei Jahre hintereinander mit „nicht qualifiziert“ ab, werden ihm die kirchlichen Ämter vorübergehend entzogen – heißt es in den „Maßnahmen zur jährlichen Überprüfung“.
Zugleich wurde bekannt, dass auf einer Sitzung des Ständigen Ausschusses der „Zwei Vereinigungen“ von Henan am 28. Dezember 2018 „Maßnahmen zur Verwaltung katholischer religiöser Amtsträger der Provinz Henan“ (河南省天主教教职人员管理办法) verabschiedet wurden. § 11 dieses ebenfalls äußerst restriktiven Dokuments legt fest, dass der Status eines religiösen Amtsträgers entzogen wird, wenn eine von 14 aufgelisteten Handlungen vorliegt; darunter sind: 2. „hat nicht an der Überprüfung für religiöse Amtsträger teilgenommen“; 5. „hat irgendeine Art von Kurs oder Aktivität, wie Ferienkurs, veranstaltet, an der Minderjährige teilnahmen“; 6. „hat gegen das Prinzip der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung verstoßen [...]; 8. „hat ohne Erlaubnis der Religionsbehörden eigenmächtig Fortbildungsaktivitäten irgendwelcher Art veranstaltet“; 9. eigenmächtige Teilnahme an Studium, Fortbildungen oder Konferen zen im Ausland oder an von Ausländern im Inland veranstalteten Kursen; 10. „hat die Übertragung eines kirchlichen Amts durch eine ausländische religiöse Organisation oder Einzelperson (Ausländer in China eingeschlossen) angenommen“; etc. 
Beide Dokumente lagen UCAN und auch der Redaktion von China heute vor. Katholiken aus China bewerteten diese gegenüber UCAN als „die derzeit strengsten Verwaltungsvorschriften für religiöse Amtsträger in ganz China“ (china.ucanews.com 26.04.; UCAN 30.04.).

Ab April 2019:
Bistum Mindong: Bischof Guo kann offiziell die Chrisammesse feiern, zieht aber später den Antrag auf staatliche Anerkennung zurück, da die Behörden damit seine Priester unter Druck setzen
Im Zuge des sino-vatikanischen Abkommens über Bischofsernennungen vom 22. September 2018 hatte Bischof Guo Xijin (bis dahin vom Papst anerkannter Ortsbischof im Untergrund) auf Bitten Roms akzeptiert, sich zum Weihbischof herabstufen zu lassen, damit der bis dahin vom Papst nicht anerkannte Bischof Zhan Silu Ortsbischof von Mindong werden konnte – eine Bedingung für den Abschluss des Abkommens von chinesischer Seite. Auch die Priester der Diözese im Untergrund waren offenbar bereit zur Kooperation mit Bischof Zhan (vgl. China heute 2019, Nr. 1, Chronik, Katholische Kirche, Ab 13. Dezember 2018Sino-vatikanische Beziehungen, 12 Dezember 2018Dokumentation, S. 26-29). In der Diözese Mindong (Provinz Fujian) gehört die Mehrheit der Priester und Gläubigen dem Untergrund an. Jedoch sagte Bischof Guo Anfang April zu UCAN, die Behörden seien erst dann bereit, ihn als Weihbischof anzuerkennen, wenn er das Prinzip der [von Rom] unabhängigen autonomen und selbstverwalteten Kirche akzeptiere und beantrage, der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz [die dieses Prinzip in den Statuten hat] und der dieser unterstehenden Katholischen Kommission für kirchliche Angelegenheiten der Provinz beizutreten; das aber werde er nicht tun. Überraschend konnte Weihbischof Guo dann doch am 18. April im Bischofsornat zusammen mit Bischof Zhan und allen (auch den inoffiziellen) Priestern die am Gründonnertag obligatorische Chrisammesse des Bistums konzelebrieren. Dies sei ein „positives und ermutigendes Signal“ für den sino-vatikanischen Dialog, verlautete Vatican NewsAsiaNews vermutete am 18. April, dass wahrscheinlich der Vatikan und die Zentralregierung interveniert hätten, um das Abkommen zu retten.
Am 18. Juni meldete AsiaNews, dass Bischof Guo die Chrisammesse mitzelebrieren durfte, weil er (laut Bitter Winter am 17. April) den von den Religionsbehörden geforderten Antrag auf staatliche Anerkennung unterschrieben habe, allerdings in abgeänderter Form – er habe nur unterschrieben, Bischof Zhan zu gehorchen und die Gesetze einzuhalten, und nicht, dem Prinzip der Unabhängigkeit und der Patriotischen Vereinigung (PV) zu folgen. AsiaNews zufolge weigerten sich die Religionsbehörden, das von Guo unterschriebene geänderte Dokument zu veröffentlichen, und setzten die Untergrundpriester von Mindong massiv unter Druck, der PV beizutreten, so wie es Bischof Guo angeblich schon getan habe. Schließlich schickte Bischof Guo (laut Bitter Winter am 24. Mai) einen Brief an die Behörde für öffentliche Sicherheit und die Religionsbehörde von Fu’an sowie an Bischof Zhan, in dem er seinen Antrag auf staatliche Anerkennung zurückzog. In dem Brief erklärte Msgr. Guo laut AsiaNews: „Die Regierung hat beschlossen, die Priester zu verfolgen, die sich weigern, die Forderungen zu unterschrieben. Wenn ich nicht in der Lage bin, sie zu schützen, ist es sinnlos für mich, als Weihbischof anerkannt zu sein. Ich bin bereit, mich zusammen mit den anderen Priestern der Verfolgung zu stellen.“ Laut Quellen von AsiaNews war Mindong ein „Pilotprojekt“ für die Umsetzung des Abkommens (AsiaNews 3.,18.04.; 18.06.; bitterwinter.org 10.06.; UCAN 5.04.; Vatican News 18.04.).

April / Mai 2019:
Berichte über behördliche Abrissbescheide für Kirchen in Handan und Yujiang
Im Mai meldete UCAN, dass die Diözese Handan in der Provinz Hebei eine Benachrichtigung von den Behörden erhalten habe, dass ohne Genehmigung errichtete Kirchen, Kreuze und Beschilderungen von Kirchen abgerissen werden müssten; es zirkulierte die unbestätigte Information, dass 24 Kirchen auf einer Abrissliste seien. Bisher wurde allerdings nur im Dorf Shenliu am 6./7. Mai 2019 das Kirchenkreuz abgerissen. Eine Quelle sagte UCAN, dass die Diözese Handan früher für einen Kirchbau nur die Landregistrierung und die Erlaubnis des Religionsbüros habe vorlegen müssen; heute sei ein umfangreicheres Verfahren mit Baugenehmigung etc. vorgeschrieben; dies würde von den Behörden nun als Vorwand benutzt, um gegen früher gebaute Kirchen vorzugehen. Laut UCAN wurden außerdem an der Nanmenli-Kirche und anderen Kirchen Handans neuerdings Schilder mit der Aufschrift: „Zutritt für Minderjährige verboten, Parteimitglieder dürfen nicht an eine Religion glauben“ angebracht. In der Untergrund-Diözese Yujiang (Provinz Jiangxi) erhielt laut UCAN die nichtregistrierte Kirche Maria Verkündigung im Kreis Nanfeng am 1. Mai eine Abrissbenachrichtigung. Die Kirche war seit Weihnachten für den Gottesdienst gesperrt; Priester und Gläubige sollen sich zuvor geweigert haben, der Patriotischen Vereinigung beizutreten. Es ist unbekannt, ob der angekündigte Abriss inzwischen stattfand. 
Hingegen meldete Gianni Valente in Vatican Insider, dass im katholischen Dorf Shizhuang in der Diözese Baoding, nach einer „Versöhnungsmesse“ am 3. März 2019, die offiziellen und inoffiziellen Katholiken des Dorfes mit Behördenerlaubnis gemeinsam eine alte Fabrik in eine provisorische Kirche umgebaut hätten (AsiaNews 30.04.; 7.05.; china.ucanews.com 8.,15.05.; 4.06.; UCAN 13.,17.05.; 5.06.; Vatican Insider 5.04.).

9. und 11. April 2019:
Erste Bischofswahlen seit Abschluss des sino-vatikanischen Abkommens über Bischofsernennungen in den Diözesen Jining und Hanzhong
In der Diözese Jining (Innere Mongolei) wurde der bisherige Generalvikar der Diözese, Anthony Yao Shun, zum Kandidaten für den Ortsbischof gewählt. Yao Shun, ein Priester in den Fünfzigern, hat in den USA einen Master in Liturgie erworben. Die Wahl wurde von Bischof Meng Qinglu von Hohhot geleitet. Der Bischofssitz von Jining ist seit dem Tod von Bischof Liu Shigong 2017 vakant. Die Diözese hat rund 70.000 Gläubige, 31 Priester und 12 Ordensfrauen. 
In der Diözese Hanzhong (Shaanxi) wurde der 44-jährige Priester Stephen Xu Hongwei zum Koadjutorbischof gewählt. Er hat in Rom ein Masterstudium der Theologie absolviert und war eine Zeitlang in Kanada tätig. Bischof Dang Mingyan von Xi’an stand der Wahl vor. Die Diözese Hanzhong wird vom 85-jährigen Bischof Yu Runshen geleitet, sie hat rund 9.000 Gläubige, 24 Priester und 8 Schwestern. 
Beide Wahlen wurden in Hotels abgehalten. Die Wahl in Hanzhong fand nach Quellen von UCAN unter starkem behördlichem Druck statt, rund hundert Polizisten und Behördenmitarbeiter waren am Wahlort. In beiden Fällen stand jeweils nur ein Kandidat zur Wahl. Beide Kandidaten waren schon vor dem sino-vatikanischen Abkommen vom Papst ernannt worden, so dass die Wahlen nach Einschätzung örtlicher kirchlicher Quellen eine Formalität waren (um dem offiziellen chinesischen Verfahren zu genügen). Fr. Ticozzi wertete es gegenüber der South China Morning Post als positives Zeichen, dass China die vom Papst approbierten Kandidaten akzeptiert habe (South China Morning Post 16.04.; UCAN 12.04.). 
Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe (10. Juli) wurden die beiden Kandidaten allerdings nicht geweiht, es fanden auch keine weiteren Bischofswahlen statt. Rund 40 Bischofssitze in Festlandchina sind vakant.

14. April 2019:
Erneut wird ein Untergrundpriester der Diözese Xuanhua in Hebei festgenommen
Wie UCAN von einer Quelle aus der Diözese erfuhr, wurde Priester Peter Zhang Guangjun kurz nach der Palmsonntagsmesse von Regierungsbeamten in Zivil aus seinem Auto gezerrt, nachdem sie vorher die Scheibe eingeschlagen hatten. Am nächsten Tag erlaubten die Behörden von Xuanhua Personen aus der Diözese, den Inhaftierten zu treffen. UCAN zufolge ist Zhang für eine Pfarrei von 10.000 Gläubigen verantwortlich und war 2011 schon einmal zwei Monate lang inhaftiert. Am 29. bzw. 28. März 2019 waren aus der gleichen Diözese bereits der Koadjutorbischof Cui Tai und der Generalvikar Zhang Jianlin ohne Begründung „weggebracht“ worden; sie waren am 16. April noch in Haft (UCAN 16.04.; vgl. China heute 2019, Nr. 1, Chronik, Katholische Kirche, 29. März 2019). 
Am 8. Mai 2019 erinnerte Su Tianyou in UCAN an seinen inzwischen 87-jährigen Onkel, Bischof Su Zhimin von Baoding in Hebei, der seit 1997 in Haft ist und 2003 zuletzt gesehen wurde; es ist unbekannt, ob er noch am Leben ist. 

Mai 2019:
Behörden üben Druck auf die Diözesen Fengxiang und Fuzhou aus, der Patriotischen Vereinigung beizutreten
In Fengxiang (Provinz Shaanxi) wurde am 11. Mai 2019 die erste Versammlung der Vertreter des Katholizismus der Stadt Baoji abgehalten, sie wählte den (von der Regierung noch nicht anerkannten) Bischof Li Huiyuan zum ersten Vorsitzenden der Patriotischen Vereinigung (PV) von Baoji. Am gleichen Tag wurde auch die PV des zur Stadt Baoji gehörenden Kreises Fengxiang gegründet – wie auf der Website der katholischen Gremien von Shaanxi gemeldet wurde. Der Gründung der beiden PVs war großer Druck auf die Diözese Fengxiang vorausgegangen: Am 4. April 2019 wurde die Kirche von Qianyang von den Behörden abgerissen, laut AsiaNews planten die Behörden den Abriss von mindestens vier weiteren Kirchen in der Diözese. Der 2017 verstorbene langjährige Bischof von Fengxiang, Lukas Li Jingfeng, hatte lange im Untergrund gewirkt und auch nach seiner Anerkennung durch die Regierung die Gründung einer PV verhindern können. 
Am 29. Mai meldete UCAN, dass alle Priester, besonders leitende Pfarrer, der Diözese Fuzhou (Provinz Fujian) aufgefordert worden seien, sich der PV anzuschließen. In der Diözese Fuzhou ist der Untergrund sehr stark. Die Priester der Diözese Fuzhou dürften derzeit das Land nicht verlassen, so eine lokale Quelle. UCAN lag ein der Diözese Fuzhou zugeschicktes (welt)kirchliches Dokument vor, in dem es hieß, kirchliche Gruppen, die von den lokalen Behörden unter Druck gesetzt würden, sollten diese darauf hinweisen, dass derzeit noch zwischen China und dem Heiligen Stuhl darüber verhandelt würde, ob Untergrundpriester der PV beitreten müssten (AsiaNews 4.,10.04.; china.ucanews.com 29.05.; sxtzj.org 15.05.; UCAN 3.06.).

7. Mai 2019:
Wohlfahrtseinrichtung Huiling gedenkt des verstorbenen Jean Vanier, Gründer der Arche 
Huiling, ein Community-based Service für Menschen mit geistigen Behinderungen und Autisten, würdigte das Wirken des Gründers der christlichen „Arche“- Gemeinschaften, in denen Menschen mit und ohne geistige Behinderung zusammenleben. Er war im Alter von 90 Jahren in der Nähe von Paris gestorben. Jean Vanier hatte die erste Arche-Gemeinschaft 1964 in einem Dorf nördlich von Paris ins Leben gerufen. Heute gibt es weltweit rund 150 „Archen“ mit etwa 5.000 Mitgliedern in 35 Ländern. 1971 gründete Vanier die ebenfalls weltweite ökumenische Bewegung „Glaube und Licht“. 
Meng Weina, die Gründerin von Huiling, fühlte sich von der Arche inspiriert. Sie traf Jean Vanier
persönlich im Mai 2013 in Frankreich. Meng gründete die Wohlfahrtseinrichtung vor über 30 Jahren zusammen mit PIMEPriestern. Heute ist die Nichtregierungsorganisation an 20 Orten in China tätig.
Ende 2013 unterzeichneten Huiling und die Arche einen Partnerschaftsvertrag. Die Arche unterstützt Huiling durch Ausbildungskurse sowie spirituell (katholisch.de 7.05.; UCAN 29.05.).

8. Juni 2019:
Untergrundbischof Li Side von Tianjin verstorben
Der Bischof starb in einem Krankenhaus in Jizhou, nachdem er Mitte Mai einen Schlaganfall erlitten hatte. 
Bischof Li wurde am 2. Oktober 1926 in Zunhua (Tangshan) in der Provinz Hebei in eine Familie mit langer katholischer Tradition geboren. 1940 trat er ins Kleine Seminar und 1949 ins Priesterseminar in Beijing ein. Am 10. Juli 1955 wurde er zum Priester der Diözese Tianjin geweiht. Viele Jahre verbrachte er im Gefängnis. Am 15. Juni 1982 wurde er ohne Erlaubnis der Regierung zum Bischof von Tianjin geweiht. 1989 wurde Bischof Li erneut verhaftet, nachdem er an der Gründungsversammlung einer Bischofskonferenz im Untergrund teilgenommen hatte. Seit 1992 lebte er unter Hausarrest in dem entlegenen Bergdorf Liangzhuangzi im Kreis Jixian (seit 2016 Stadtbezirk Jizhou), 60 km von Tianjin entfernt, wo ihn eine große Zahl von Gläubigen und auch Priester besuchten. Viele suchten seinen Rat. Bischof Li lagen priesterliche Berufungen und Berufungen zum Ordensleben sehr am Herzen. 1994 gründete er den Orden der Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu und vom Unbefleckten Herzen Mariens.
Bischof Li wurde in einer Leichenhalle in Jizhou aufgebahrt, nicht in der Kathedrale von Tianjin. In Jizhou wurde er auch unter strikter Kontrolle der Regierung am 10. Juni bestattet. Untergrundkoadjutor Bischof Shi Hongzhen war es nicht gestattet, an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.
Auch er steht seit vielen Jahren unter Hausarrest in einer kleinen Gemeinde am Stadtrand von Tianjin unter einer Autobahnbrücke.
Die Diözese Tianjin zählt ca. 60.000 Gläubige, 65 Priester sowie zwei Schwesterngemeinschaften mit etwa 70 Schwestern. 2006 war der offizielle Bischof von Tianjin, Shi Hongchen, verstorben. Er kam ursprünglich aus dem Untergrund und wurde von Bischof Li Side 1982 zum Weihbischof geweiht. Seit 1992 fungierte er aus Sicht der Regierung als Bischof von Tianjin. Nach seinem Tod suchten auch viele Priester der offiziellen Kirche den Kontakt zu Bischof Li (Agenzia Fides 24.06.; AsiaNews 10.06.; UCAN 12.06.).

Sino-vatikanische Beziehungen

28. April bis 7. Oktober 2019:
Vatikan ist mit einem Pavillon auf der Weltgartenausstellung
Laut Vatican News beteiligt sich der Heilige Stuhl an der diesjährigen Weltgartenausstellung in Beijing mit einem eigenen Pavillon. Dies wurde von Lu Kang, dem Pressesprecher des chinesischen Außenministeriums, am 17. April bestätigt, so die Global Times; er sagte auch, dass Kardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident des päpstlichen Rates für Kultur, an einigen „relevanten Aktivitäten“ teilnehmen werde. Es haben laut Lu Kang, so berichtet die People’s Daily, etwa 110 Länder ihre Teilnahme an der Weltgartenausstellung bestätigt. Lu betonte, dass China und der Vatikan seit dem Abkommen letzten Herbst stetig an der Verbesserung der Beziehungen arbeiten würden (Global Times 17.04.; People’s Daily 18.04.; SCMP 17.04.; Vatican News 10.04.).

22. Mai 2019:
Papst ruft zum Weltgebetstag für die Kirche in China am 24. Mai auf 
Am Ende der Generalaudienz auf dem Petersplatz am 22. Mai erinnerte Papst Franziskus an den Festtag Maria Hilfe der Christen, den sein Vorgänger zum Gebetstag für die Kirche in China bestimmt hat; 24. Mai, feiern wir das Fest der heiligen Jungfrau Maria Hilfe der Christen, die besonders in China im Heiligtum ‚Unserer Lieben Frau von Sheshan‘ bei Shanghai verehrt wird. Dieser schöne Anlass erlaubt mir, meine besondere Nähe und Zuneigung zu allen Katholiken in China auszudrücken, die, unter täglichen Mühen und Prüfungen, weiter glauben, hoffen und lieben. Liebe Gläubige in China, unsere himmlische Mama hilft euch allen, Zeugen der Nächstenliebe und Brüderlichkeit zu sein und dabei immer in der Gemeinschaft der universalen Kirche vereint zu sein. Ich bete für euch und segne euch. Bitten wir gemeinsam die Muttergottes: Ave Maria ...“. 
Wie das belgische Verbiest Institute berichtete, begrüßten bei dieser Generalaudienz auch drei Gruppen aus China und Taiwan den Papst: 28 Gemeindepfarrer aus Festlandchina, die an einer Fortbildung des Verbiest Institute in Leuven teilnahmen; drei Brüder (darunter zwei Priester) der zum Shanghaier „Untergrund“ zählenden Familie Zhu mit weiteren Shanghaier Gläubigen sowie P. Paulin Kubuya SX, der in der Taiwanischen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig ist, mit buddhistischen Mönchen aus Taiwan (vatican.va 22.05.; Verbiest Update Nr. 47, Mai 2019).

12. Mai 2019:
Parteinahe Zeitung Global Times veröffentlicht erstmals ein Interview mit dem Kardinalstaatssekretär des Vatikans
Die englischsprachige chinesische Zeitung, die sich an eine ausländische Leserschaft richtet, fragte Kardinal Pietro Parolin u.a. nach dem Fortgang des sino-vatikanischen Dialogs („die Kommunikationskanäle funktionieren gut“), nach der Opposition gegen den Dialog innerhalb der Kirche und zu seiner Meinung hinsichtlich Sinisierung und Inkulturation. Gefragt wurde auch nach möglichen Bereichen der sino-vatikanischen Zusammenarbeit. Am Ende überbrachte Parolin Grüße von Papst Franziskus an die Führer und das Volk Chinas sowie dessen Bitte an alle Katholiken, mutig den Pfad der Einheit, der Versöhnung und der erneuten Verkündigung des Evangeliums einzuschlagen. Das Interview wurde von Francesco Sisci und GT-Reporter Zhang Yu geführt (siehe deutsche Übersetzung des Interviews in der Dokumentation).

28. Mai bis 14. Juli 2019:
„Diplomatie der Kunst“ – sino-vatikanische Sonderausstellung „Beauty Unites Us“ im Palastmuseum, Beijing
In der Sonderausstellung in der Verbotenen Stadt in Beijing wurden fast 80 Stücke von den ca. 5.000 chinesischen Objekten in den Vatikanischen Museen in Rom zur Schau gestellt. Diese Ausstellung war schon seit 2017 in Planung (siehe China heute 2017, Nr. 4, Chronik, Sino-vatikanische Beziehungen, 21. November 2017) und wurde nun verwirklicht. Barbara Jatta, Direktorin der Vatikanischen Museen, sprach in diesem Zusammenhang von der „Diplomatie der Kunst“. AsiaNews zitiert Jatta damit, dass es hier um ein gemeinsames Bewusstsein gehe, dass es eine gemeinsame Sprache gebe, und zwar die der Schönheit. Diese Sprache sei „ein kraftvoller Aufruf zu Harmonie und Einheit“. Die South China Morning Post beschrieb die Objekte aus Rom so, dass es sich hier hauptsächlich um frühe Schenkungen von China-Missionaren oder Geschenke des chinesischen Kaisers an den Papst handelte. Neben den Werken aus Rom wurden in einem Akt der „großen Freundschaft und Großzügigkeit“, so AsiaNews, auch Werke von katholischen chinesischen Künstlern aus dem Palastmuseum in Beijing ausgestellt, darunter z.B. Wu Li (1632–1718) und Giuseppe Castiglione SJ (1688–1766). 
Diese Form von kulturellem Austausch zwischen Rom und Beijing wird von Beobachtern als zarte Bestrebung zur allmählichen Verbesserung der Beziehungen angesehen (AsiaNews 28.05.; South China Morning Post 28.05.).

18. Juni 2019:
Erste Vorlesung über Papst Franziskus an einer chinesischen Hochschule
Die semioffizielle Global Times berichtete, dass Benoît Vermander, Professor für Religionswissenschaften an der Fudan-Universität in Shanghai, am 18. Juni eine Vorlesung über Papst Franziskus und seine Zukunftsideen an der Peking-Universität gegeben habe. In seiner Vorlesung
versuchte Prof. Vermander, die globalen Perspektiven des Papstes im Hinblick auf die Fürsorge für die Armen und an den Rand Gedrängten darzulegen, und erläuterte die theologischen, ekklesiastischen, sozialen und ökologischen Bedenken die den Papst in diesem Zusammenhang ebenfalls beschäftigen. Vermander sagte der Global Times, dass ein besseres Verständnis der globalen Perspektiven des
Papstes die Zusammenarbeit zwischen dem Vatikan und China in Angelegenheiten wie Migration, Umweltschutz, Erziehung zum Frieden etc. verbessern könnte. An der Vorlesung, die von der Geschichtsabteilung der Peking-Universität veranstaltet wurde, nahmen 40 Studenten und Lehrende teil. Es war auch eine Vorlesung „Growing in Friendship – A Perspective on Sino-Vatican Relations“ von P. Antonio Spadaro SJ, Chefredakteur der Zeitschrift La Civiltà Cattolica, an der Chinesischen Academie der Sozialwissenschaften für den 20. Juni geplant (Global Times 19.06.).

28. Juni 2019:
„Pastorale Richtlinien des Heiligen Stuhles zur zivilen Registrierung des Klerus in China“ veröffentlicht
Neun Monate nach Unterzeichnung des vorläufigen sino-vatikanischen Abkommens über die Bischofsernennungen hat der Heilige Stuhl auf Nachfragen chinesischer Bischöfe einige Punkte klärende Richtlinien herausgegeben. Darin verlangt er u.a. [von den Behörden], bei der zivilen
Registrierung des Klerus das Gewissen und die katholischen Überzeugungen der Betroffenen zu respektieren und keinen Druck auszuüben. Er erklärt, dass er im Dialog mit der chinesischen Seite weiter über die Form der zivilen Registrierung des Klerus verhandelt. Der Heilige Stuhl äußert auch „Verständnis und Respekt für die Wahl jener, die sich, ihrem Gewissen folgend, dafür entscheiden, dass sie sich unter den gegebenen Bedingungen nicht registrieren lassen können“ (siehe Wortlaut der Richtlinien in der Dokumentation und Beitrag in den Informationen).

Hongkong

24. April 2019:
Hongkong: Neun Anführer der „Regenschirm-Bewegung“ verurteilt
Fast fünf Jahre nach den Protesten im Herbst 2014 für mehr Demokratie, freie Wahlen und eine größere Unabhängigkeit von China hat ein Hongkonger Gericht neun Anführer der „Regenschirm-Bewegung“ wegen Aufwiegelung und zum Teil wegen Verschwörung bzw. Anstiftung zur Störung der öffentlichen Ordnung am 9. April schuldig gesprochen. Die Bewegung hatte 2014 79 Tage lang das öffentliche Leben quasi lahmgelegt. 
Die Gründer der Bewegung „Occupy Central“, der Juradozent Benny Tai, der Sozialwissenschaftler Chan Kin-Man und der Baptistenpfarrer Chu Yiu-Ming, wurden zu 16 Monaten Haft verurteilt, wobei die Haftstrafe des 75-jährigen Pfarrers Chu für zwei Jahre auf Bewährung ausgesetzt wird. Raphael Wong Ho-ming, Vizevorsitzender der Liga der Sozialdemokraten, sowie der Abgeordnete Shiu Ka-chun bekamen eine Haftstrafe von 8 Monaten. Der frühere Parlamentarier Lee Wing-tat und der frühere 26-jährige Studentenführer Eason Chung Yiu-wa bekamen achtmonatige Haftstrafen auf Bewährung für zwei Jahre, der frühere 25-jährige Studentenführer Tommy Cheung Sau-yin muss 200 Sozialstunden ableisten. Die Strafe für die Abgeordnete Tanya Chan wurde aufgrund schwerer gesundheitlicher Probleme ausgesetzt. 
Am Abend des 24. April, als vier der Verurteilten ihre Gefängnisstrafen antraten, wurde vor dem Lai Chi
Kok Gefängnis eine Vigil mit 1.000 Teilnehmern Teilnehmern abgehalten, darunter auch Kardinal Joseph Zen. Er sagte, er werde die Inhaftierten regelmäßig besuchen. 
Der Prozess stieß auf scharfe Kritik von lokalen wie internationalen Menschenrechtsgruppen, so auch Amnesty. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Hongkong warnte in einer Erklärung davor, dass dies „ein großer Rückschlag für die Demokratiebewegung in Hongkong sei“ (AsiaNews 9.,24.04.; Hong Kong Sunday Examiner 4.05.; www.sueddeutsche.de 24.04.; UCAN 25.04.).

Seit 28. April 2019:
Proteste gegen das Auslieferungsgesetz von Hongkong
Seit April 2019 fanden in Hongkong immer wieder Demonstrationen statt, mit denen die Bevölkerung gegen den Gesetzentwurf 2019 zu den Rechtsvorschriften bezüglich flüchtiger Straftäter und der gegenseitigen Unterstützung in Kriminalfällen (Gesetzesänderung) protestierte. Wie in dem offenen Brief der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Hongkong klar erläutert wurde, könnten dann, wenn die Gesetzesänderungen rechtskräftig würden, Personen von Hongkong an jedes andere Land ausgeliefert werden, auch dann, wenn mit den jeweiligen Ländern bisher kein entsprechendes Abkommen getroffen wurde und diese den Internationalen Pakt über zivile und politische Rechte noch nicht unterzeichnet haben. Siehe den Beitrag in den Informationen dieser Nummer und die Übersetzung des offenen Briefes der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Hongkong in der Dokumentation.

4. Juni 2019:
Gedenkveranstaltungen zum 30. Jahrestag von Tian’anmen in Hongkong
Die katholische Kirche in Hongkong hat vom 18. bis 26. Mai 2019 eine Ausstellung zur Rolle der katholischen Kirche während der Vorfälle auf dem Platz des Himmlischen Friedens organisiert. UCAN berichtete über diese Ausstellung, in der auch die Erfahrungen von Biddy Kwok, Vorsitzende der Kommission für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der Diözese Hongkong, und Priester Louis Ha aus derselben Diözese aus jenen Tagen verarbeitet waren. Beide hatten damals an den Protesten und Gebeten in Solidarität mit den Studenten in Beijing teilgenommen.
Louis Ha hatte darüber hinaus damals Journalisten, die aus Beijing zurückkamen, geholfen, einen Platz in kirchlichen Gebäuden für die Arbeit an Berichten vom Tian’anmen-Platz zu finden. Joseph Kardinal Wu sagte damals, dass die katholische Kirche in Hongkong die „friedlichen Proteste für Demokratie“ in China unterstütze. 
Am 4. Juni 2019 fand dann in Hongkong eine Vigil zur Erinnerung an die nach Schätzungen 2.000 „Märtyrer“ von Tian’anmen statt – die genaue Zahl der Opfer ist aufgrund stärkster Zensur rund um Tian’anmen in China sehr schwer festzustellen. AsiaNews berichtete, dass laut den Hongkonger Behörden mindestens 180.000 Menschen an dieser Veranstaltung im Victoria Park teilnahmen. 
In einem 18-minütigen Dokumentarfilm über Tian’anmen und religiöse Verfolgung, der von Bitter Winter produziert wurde, wird eine Verbindung zwischen dem Massaker mit sowohl dem Anstieg der Zahl von Religionsangehörigen als auch dem Versuch der Regierung, dies niederzuschlagen, hergestellt. Viele Chinesen seien nach Tian’anmen so desillusioniert über ihre Regierung geworden, dass sie sich in der Suche nach Hoffnung den Religionen zugewandt hätten. 
Yang Fenggang von der Purdue University hat Augenzeugenberichte von chinesischen Christen, die Tiananmen selbst erlebt hatten, auf der Konferenz „Christianity and Social Activism in Chinese Society“ an der Purdue Universität auf Video aufgenommen (siehe: https://mailchi.mp/f20724185306/yb1s7o9khi-2937369?e=d5f83e7f48AsiaNews 4.06.;Bitter Winter 18.05.; CRCS E-Newsletter Nr. 53, 4. Juni 2019; UCAN 22.05., 4.06.).

12. Juni 2019:
„Kolloquium der sechs Religionsführer Hongkongs“ bei Papstaudienz
Das Kolloquium der Führer der sechs Religionen Hongkongs – Buddhismus, Daoismus, Protestantismus, Katholizismus, Islam und Konfuzianismus – beging sein 40-jähriges Bestehen und besuchte aus diesem Anlass erstmals den Heiligen Stuhl. Die Hongkonger Religionsführer trafen Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz am 12. Juni und besuchten den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog. Die Mitglieder des Kolloquiums treffen sich seit 40 Jahren zweimal jährlich und „haben außerdem viele Versammlungen, um spezielle Fragen“ zu diskutieren – sagte Kardinal John Tong, Administrator der katholischen Diözese Hongkong, zu Vatican News (14.06.).

Taiwan

1. Mai 2019:
Taipei: Longshan-Tempel verbietet Kerzen
Einer der ältesten und bestimmt der populärste Tempel Taipeis, der Longshan-Tempel, verbot ab 1. Mai 2019 den Verkauf und Gebrauch von Kerzen in seinen weiten Räumlichkeiten. Diese drastische Maßnahme wurde nicht nur wegen der Luftverschmutzung, sondern vor allem infolge des rund um die Welt Entsetzen Pariser Kathedrale Notre Dame getroffen. Als sichtbares Signal an die Pilgernden verschwand der Ständer zum Abbrennen der Kerzen. Ein Vertreter des betroffenen Bezirks Wanhua schloss aber die Einführung von elektrischen Kerzen nicht aus. Es bestehen keine Pläne, das traditionelle Abbrennen von Räucherstäbchen zu untersagen. Seit 2017 ist pro Person nur noch ein Stück erlaubt, um die Emission von Feinstaubpartikeln einzuschränken. Als erster hatte der Xingtian-Tempel in Taipei im August 2014 den Bann über jeglichen Gebrauch von Weihrauch verfügt (CNA nach focustaiwan.tw 25.04.). Willi Boehi

17. Mai 2019:
Taiwan legalisiert als erstes Land in Asien die Homoehe
Das taiwanische Parlament verabschiedete ein Gesetz, das ab 24. Mai homosexuellen Paaren über 18 Jahren erlaubt, ihre Ehe offiziell registrieren zu lassen, die biologischen Kinder des jeweiligen Partners zu adoptieren, eine gemeinsame Krankenversicherung zu haben und die Güter des Ehepartners zu erben. Das heißt, sie sind anderen Ehepaaren im Steuerrecht, bei Versicherungen und dem Sorgerecht für Kinder gleichgestellt. Am 17. Mai, dem Tag der Verabschiedung des Gesetzes, versammelten sich Tausende von Befürwortern mit Schildern und Blumen vor dem Parlamentsgebäude und applaudierten laut. Gleichzeitig gab es Tausende, die gegen das Gesetz protestierten. Präsidentin Tsai Ing-wen beglückwünschte die Homosexuellen, nun hätten sie „den Segen der Gesellschaft“. Gleichzeitig dankte sie allen, die „andere Ansichten haben“, aber das Gesetz unterstützten. 
Die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe war eines von Tsais Wahlversprechen, wird aber auch von vielen Gruppen in Taiwan kritisiert. In einem Referendum im November 2018 – das auf Druck von Gegnern der Homo-Ehe zustande gekommen war, darunter Christen und Buddhisten – hatten 7,65 Mio. Wähler für die Definition des Zivilgesetzbuchs, nach dem die Ehe nur zwischen Mann und Frau möglich ist, gestimmt, 2,9 Mio. dagegen. Das taiwanische Verfassungsgericht hatte allerdings 2017 entschieden, dass die damalige gesetzliche Ausgestaltung der Eheschließung – sprich die Ehe ausschließlich zwischen Mann und Frau – gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoße. Es gab der Regierung zwei Jahre Zeit, die Gesetzgebung entsprechend umzuarbeiten, mit den beiden Möglichkeiten der Öffnung der Ehe für alle oder der Schaffung einer eingetragenen Partnerschaft. Sollte der Gesetzgeber dem nicht nachkommen, „erklärt das Gericht Eheschließungen zwischen gleich geschlechtlichen Partnern dennoch für gültig“, so damals die Frankfurter Rundschau vom 25.05.2017. Nicht erlaubt ist nach dem neuen Gesetz die Eheschließung eines taiwanischen Staatsangehörigen mit einem Partner, der aus einem Land stammt, in dem die Homoehe nicht legal ist (AsiaNews 17.05.; Süddeutsche Zeitung 17.05.; siehe auch China heute 2018, Nr. 4, Chronik, Taiwan, 24. November 2018).

Singapur

20. Mai 2019:
Eröffnung eines multi-religiösen Tempels in Singapur
The Independent aus Singapur berichtete im April über die für den 20. Mai 2019 geplante Eröffnung eines multireligiösen Tempels in Singapur. Der Artikel sprach davon, dass dieser Tempel ein Beweis für die religiöse Vielfalt Singapurs sei. 
Am 28. Juni wurde auf Youtube ein Video mit dem Titel „THK Temple Opening“ hochgeladen, das diesen neuen Tempel und auch die „‚Voluntary Welfare Organization‘ THK“ und deren Ziele, die hinter diesem Projekt stehen, vorstellt. THK steht für die Thye Hua Kwan Moral Society, die laut dem Vorsitzenden Lee Kim Siang, den die Zeitung zitiert, sich stark für den Respekt unter den unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften einsetzt. Neben einem Gebetsraum, in dem Tablets mit religiösen Texten verschiedener Religionen zur Verfügung stehen, gibt es in dem Gebäude auch eine Ahnenhalle, in der die Möglichkeit besteht, eine Ahnentafel für einen Verstorbenen aufstellen zu lassen. Es sind auch Konferenzen zu Themen im Bereich interreligiöser Dialog geplant (The Independent 22.04.; Youtube 28.06.)

Willi Boehi
Katharina Feith
Isabel Friemann
Jan Kwee
Gregor Weimar SVD
Katharina Wenzel-Teuber

Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich die Quellenangaben auf das Jahr 2019.

 

Back to top