Hier informiert Sie das China-Zentrum zur Situation der Religionen und der christlichen Kirchen in China.
Die „Chronik zu Religion und Kirche in China“ erscheint seit Anfang 2010 regelmäßig in den Informationen von China heute. Da manche Nachrichten (der Redaktion) erst später bekannt werden, kann es zu Überschneidungen zwischen den Chroniken kommen, wobei jeweils in der vorangegangenen Nummer bereits erwähnte Ereignisse nicht noch einmal aufgeführt werden. Alle Chroniken finden sich auch online auf der Website des China-Zentrums (www.china-zentrum.de).
Der Berichtszeitraum der letzten Chronik (2024, Nr. 2, S. 75-85) reichte bis einschließlich 29. Juni 2024.
September 2024:
Neuer Studiengang zu Fragen rund um die Ehe beginnt
Wie laut dem von der Shanghai United Media Group herausgegebenen Online-Magazin Sixth Tone der staatliche Fernsehsender CCTV berichtete, beginnt ab September die Vocational University of Civil Affairs in Beijing mit dem ersten ehebezogenen Studiengang. Der neue Studiengang „Marriage Services and Management“ sei eine Reaktion auf die Bemühungen der Regierung, „harmonische Familien zu schaffen“. Die neue Hochschule untersteht direkt dem Ministerium für Zivilverwaltung. „Nach Angaben der Hochschule wird sich der Studiengang nicht nur auf die Planung von Hochzeiten und die Vermittlung von Ehen konzentrieren, sondern die Studenten sollen auch darin geschult werden, Dienstleistungen während des gesamten Ehezyklus anzubieten“, so Sixth Tone. „Das Programm, das im Jahr 2024 70 Studenten aus 12 Provinzen aufnehmen wird, konzentriert sich auf die Heiratsindustrie, um Studenten mit umfassenden Fähigkeiten auszustatten“, sagte Zhao Honggang, der Vizepräsident der Hochschule, gegenüber CCTV. Akademische Unterrichtsfächer, die 45% des Lehrplans ausmachen, umfassen Management, Soziologie, Familienkultur, Ethik und Wirtschaft. Die restlichen 55% gehen auf die praktische Ausbildung in den Bereichen Familienberatung, Hochzeitsplanung und Partnervermittlung. Hinzu kommen Aspekte wie voreheliche Beratung und Beratung vor Ehescheidungen sowie Praktika in Standesämtern und Vermittlungsagenturen. Die Studierenden würden z.B. auch an Trauzeremonien auf dem Campus teilnehmen. Nach ihrem Abschluss hätten sie die Möglichkeit, bei Heiratsvermittlungsagenturen, Hochzeitsdienstleistern und Organisationen für Ehe- und Familienberatung zu arbeiten. Die Heiratsrate ist laut dem Bericht in den letzten Jahren stark gesunken, mit Ausnahme von 2023 nach Ende der Covid-Pandemie. Nach Schätzungen habe sich zugleich der chinesische Markt für Online-Dating und -Vermittlung zwischen 2014 und 2023 fast verdreifacht. Die Hochschule bietet neben dem Studiengang zu Ehedienstleistungen und -management auch den ersten Studiengang in modernem Bestattungsmanagement in China an. Mehr als 100 Studenten werden im September mit diesem Studiengang beginnen (Sixth Tone 30.07.). kf
13. September 2024:
China verabschiedet Gesetzesentwurf zur Erhöhung des Renteneintrittsalters
Ab Januar 2025 wird China schrittweise das Renteneintrittsalter erhöhen. Innerhalb von 15 Jahren soll das Renteneintrittsalter von Frauen von derzeit 50 bis 55 Jahren auf 55 bis 58 Jahre und von Männern von derzeit 55 bis 60 Jahren auf 63 Jahre erhöht werden. Es handelt sich um die erste Anpassung seit 1955, obwohl sich die durchschnittliche Lebenserwartung seither verdoppelt habe und heute bei knapp 80 Jahren liege, so die NZZ. Renten dürfen bezogen werden, wenn man mindestens 15 Jahre Sozialbeiträge geleistet hat. Allerdings sind die Rentenbezüge niedrig und die Unterschiede zwischen Stadt und Land groß. Insbesondere Wanderarbeiter schneiden schlecht ab, da sie in der Regel nur wenig einzahlen. Die chinesische Regierung zögerte lange vor diesem Schritt, da sich in der Bevölkerung immer wieder Widerstand breitmachte. Aufgrund von Chinas Überalterung und einer geringen Geburtenzahl war er jedoch notwendig. Laut dem Bericht der NZZ macht die Rentenversicherung fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Bis 2035 drohe laut einer Berechnung der staatlich finanzierten Akademie der Wissenschaften in Beijing der Bankrott. 300 Millionen Chinesen würden im nächsten Jahrzehnt in Rente gehen. Der abnehmende Anteil der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter setze die Wirtschaft unter Druck. Gleichzeitig könnte das Frustpotential bei den Jüngeren zunehmen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und der Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt groß. „Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Jungen deswegen auf die Straße gehen. Unter ihnen hat sich eine Art Fatalismus breitgemacht“, so der Bericht (NZZ 13.09.). kf
1. Oktober 2024:
75 Jahre Volksrepublik China
Alle fünf Religionen waren angehalten, das Jubiläum der Staatsgründung zu feiern. Im Internet finden sich viele Fotos vom feierlichen Hissen der Nationalflagge vor religiösen Gebäuden, von Gratulationsspruchbändern oder Gebetsveranstaltungen für das Vaterland. Einige Beispiele aus der katholischen Kirche in der Provinz Hebei sind hier zu sehen: www.xinde.org/show/55703. kwt
3. August 2024:
Genosse Li Wencheng, ehemaliger Generalsekretär der Chinesischen daoistischen Vereinigung, stirbt mit 97 Jahren
Seinen Weg in die Chinesische daoistische Vereinigung (CDV) und seinen Beitrag zur Wiederaufnahme der Ordination von Quanzhen-Priestern im Jahr 1989 schilderte der Parteimann in einem 2021 geführten Interview. Li Wencheng 李文成 wurde 1927 in Gaoyang, Provinz Shanxi, geboren. 1946 trat er in die KPCh ein. Nach 1949 arbeitete er in lokalen Propagandaabteilungen der KP und einer Zeitung. 1952 kam er nach Beijing und wurde dort für die Arbeit in der Abteilung für religiöse Angelegenheiten der Kultur- und Erziehungskommission des Staatsrats ausgewählt, dem späteren Büro für religiöse Angelegenheiten. Dort wurden ihm zunächst ein halbes Jahr lang Kenntnisse zu Religion und Religionspolitik vermittelt. Anschließend ließ man ihn – so erzählte er im Interview – an einer „Studienklasse“ für katholische religiöse Amtsträger in der Nordkirche von Beijing teilnehmen, in der über 100 Priester und Bischöfe insbesondere Patriotismus und Anti-Imperialismus studieren mussten. Dem Nachruf der CDV zufolge wurde er bereits 1958 Büroleiter in der CDV. Über die folgenden Jahrzehnte gibt es keine Informationen. Als Li sich mit fast 60 auf den Ruhestand vorbereitete, wurde er 1986 (erneut?) in die CDV versetzt als deren Generalsekretär, ein Amt, das er bis 1999 innehatte. Dort hatte er nach eigenen Angaben die Aufgabe, „die Religionspolitik der Partei seit dem 3. Plenum des 11. ZK [von 1982] umzusetzen“, dabei ging es v.a. um die Wiederherstellung daoistischer religiöser Aktivitäten, die Wiederöffnung daoistischer Stätten, die Gründung der Chinesischen daoistischen Akademie und der CDV-Zeitschrift Zhongguo daojiao. Von besonderer Bedeutung war 1989 die erste Ordination seit den 1940er Jahren von Priestern der Quanzhen-Tradition des Daoismus, die im Baiyun-Tempel in Beijing stattfand. Li Wencheng schildert in dem Interview, wie schwierig es war, nach dieser langen Zeit in China noch alte Priester zu finden, die das Ordinationsritual rekonstruieren konnten. Wie Stephen Jones in seinem Daoismus-Blog kommentierte, war Li selbst jedoch sicherlich nicht religiös, sondern „das typische Beispiel eines der Bürokraten, die von der Partei für die fünf Religionen ausgewählt werden. Viele von ihnen glauben nicht an Gott oder Religion. Sie sind da, um die Religion im Auftrag der Partei zu kontrollieren“ (www.taoist.org.cn/showInfoContent.do?id=10112&p=‘p‘ [Interview]; www.taoist.org.cn 03.08. [Nachruf]; https://stephenjones.blog/category/li-family/ 03.09.). kwt
12. Oktober 2024:
Weltföderation des Daoismus erhält Besuch vom Green Climate Fund
Malfada Duarte, die Geschäftsführerin des Green Climate Fund, besuchte die Weltföderation des Daoismus (WFD, 世界道教联合会) an ihrem Sitz im Tempel der Weißen Wolken in Beijing. Dort traf sie u.a. den daoistischen Priester Meng Zhiling, Generalsekretär der WFD und Vizevorsitzender der Chinesischen daoistischen Vereinigung (CDV), weitere Vertreter von WFD und CDV sowie den daoistischen Priester Wang Shiqing vom Jugendausschuss des Chinese Committee on Religion and Peace. Es sei das erste Mal seit ihrer Gründung, dass die Weltföderation des Daoismus mit einer internationalen Organisation interagiere, heißt es in dem Bericht auf der Website der CDV. Beide Seiten hätten mögliche Bereiche für eine Kooperation erörtert und Vorschläge für eine Zusammenarbeit in den Bereichen Umweltschutz, saubere Energie, nachhaltige Entwicklung und Seidenstraßeninitiative vorgebracht. Die WFD werde ihre Beziehungen zum Green Climate Fund verstärken; man wolle gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, die ökologische Weisheit des Daoismus mit den Zielen des Klimafonds zu verbinden (www.taoist.org.cn 22.10.).
Der Green Climate Fund wurde von den Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen geschaffen. Die WFD wurde 2023 beim 5. internationalen Daoismus-Forum gegründet, ihr gehören 52 daoistische Organisationen aus 20 Staaten an. Der Vorsitzende der CDV, Li Guangfu, ist zugleich auch Vorsitzender der WFD. kwt
3.–5. Juli 2024:
„2024 Buddhist English Training Course“ in Zhuhai
80 Teilnehmende aus ganz China kamen zu dem Kurs am Putuo-Tempel in Zhuhai in der Provinz Guangdong unweit von Macau. Der Kurs wurde vom offiziellen Dachverband des Buddhismus in China, der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV), veranstaltet. Im Putuo-Tempel befindet sich die 2017 vom Nationalen Büro für religiöse Angelegenheiten und der CBV genehmigte „English Base for Buddhist Exchange“ (佛教英语交流基地).
Wie Dharma-Meister Mingsheng bereits 2021 in einer Rede ebendort erläuterte, trainiert die Base bilinguale und multilinguale Eliten, die bei den Buddhistischen Weltforen und anderen internationalen buddhistischen Konferenzen zum Einsatz kommen. Arbeitssprachen seien neben Englisch auch Japanisch, Deutsch, Koreanisch, Russisch, Thai, Pali und Sanskrit. Voll kulturellem Selbstvertrauen gehe der chinesische Buddhismus in die Welt hinaus, wobei er am Weg der Sinisierung festhalte, so Mingsheng im Jahr 2021. Es gehe darum, „die Geschichte des chinesischen Buddhismus gut zu erzählen“, dies sei die Pflicht der bilingual ausgebildeten Mönche. Die Base habe zahlreiche buddhistische Schriften übersetzt und helfe bei der Erstellung von The Voice of Dharma, der neuen englischen Edition der CBV-Zeitschrift Fayin 法音. Mingsheng ist der Vorsitzende der Buddhistischen Vereinigung von Guangdong (www.chinabuddhism.com.cn 05.07.; www.xinchanfeng.com/1-1/16301.html 26.09.2021). kwt
6. Juli 2024:
Der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso wird 89 Jahre alt
Zu diesem Zeitpunkt hielt sich der Dalai Lama wegen einer am 28. Juni erfolgten Knieoperation in den USA auf. In einer Videobotschaft vom 5. Juli sagte er, von den Knieproblemen abgesehen sei er grundsätzlich gesund. Er dankte allen und bat um ihr Gebet. Am 28. August kam er – nach einem Zwischenstopp in Zürich (s.u.) – wieder in Dharamsala an.
Ein in New York lebender tibetischer Autor namens Ugyen Gyalpo schrieb in Bitter Winter, Seine Heiligkeit habe versichert, dass er 113 Jahre alt werden würde. Dennoch sei die Verwundbarkeit des tibetischen Volkes ohne ihn unbestreitbar. Die chinesische Regierung versuche mit ihrem „Spiel des langen Wartens“, diese Verwundbarkeit auszunutzen. Um sich dem entgegenzustellen, sollten die Tibeter den Dalai Lama drängen, dass er eine Selbst-Emanation zu seinen Lebzeiten in Betracht ziehe, so Ugyen Gyalpo.
In der Erklärung zur Frage seiner Reinkarnation von 2011 hatte der Dalai Lama auf die grundsätzliche Möglichkeit einer Emanation zu seinen Lebzeiten hingewiesen (https://bitterwinter.org 27.09.; www.buddhistdoor.net 08.07.; www.dalailama.com 28.08.; www.dalailama.com/the-dalai-lama/biography-and-daily-life/reincarnation [Erklärung des Dalai Lama von 2011, deutsch in China heute 2012, Nr. 1, Dokumentation]). kwt
ca. 28. August 2024:
Treffen des 14. Dalai Lama mit dem 17. Karmapa Lama Ogyen Trinley Dorje in Zürich
Es war das erste Treffen der beiden hohen tibetischen Lamas seit 2017. Die Gelegenheit dazu ergab sich während eines Zwischenstopps des Dalai Lama auf seiner Rückreise von den USA nach Indien. Der Karmapa Lama berichtete über die Begegnung in einer auf 28. August datierten Botschaft. Bei dem Treffen habe er eine Mischung aus Freude und Traurigkeit verspürt, schrieb der Karmapa. „Er schien beträchtlich gealtert zu sein, und [...] seine Stimme ist schwach geworden. Es war so verschieden von dem, wie er früher war, dass ich es kaum ertragen konnte. Seine Heiligkeit hat alle Kraft seines Körpers, seiner Sprache und seines Geistes für uns eingesetzt [...]. Angesichts seines physischen Zustands und seiner sichtlichen Erschöpfung sagte ich nicht viel, sondern brachte zum Ausdruck, dass er nichts Größeres für den Buddhismus und die fühlenden Wesen tun könne, als lange zu leben. [... W]ir müssen alle seine Wünsche, die er in diesem Leben verwirklichen möchte, bald erfüllen; es ist keine Zeit für Verzögerungen oder Ablenkungen.“ Insbesondere sei es die Hoffnung aller Tibeter und sein eigener Wunsch, dass er in diesem Leben noch einmal nach Tibet zurückkehren könne. Abschließend rief der Karmapa die Tibeter zum gemeinsamen Einsatz für den Dalai Lama, den Dharma und das tibetische Volk auf (https://kagyuoffice.org/gyalwang-karmapas-message-on-meeting-his-holiness-the-dalai-lama).
Die Dalai Lamas und die Karmapas sind die ranghöchsten Lamas ihrer jeweiligen Schule des tibetischen Buddhismus, der Gelug-Schule und der Karma-Kagyü-Schule. Für den aktuellen 17. Karmapa gibt es allerdings zwei Reinkarnationen. Der Karmapa Ogyen Trinley Dorje, geb. 1985, ist auch vom Dalai Lama und der chinesischen Regierung anerkannt. Er wurde in der VR China unter Regierungsaufsicht ausgebildet und floh Ende Dezember 1999 nach Indien. Der Karmapa Trinley Thaye Dorje (geb. 1983) wurde in Indien ausgebildet. Beide Karmapas haben seit 2018 mehrfach gemeinsam bekundet, dass sie die Spaltung der Karma-Kagyü-Linie überwinden wollen. kwt
2. September 2024:
Inauguration des „Xizang International Communication Center“ in Lhasa
„Xizang“ ist die chinesische Bezeichnung für Tibet, die inzwischen von allen offiziellen fremdsprachigen Medien Chinas und seit Ende 2023 auch von der chinesischen Diplomatie und in den Übersetzungen von Texten des Außenministeriums benutzt wird (womit Beijing versuche, seinen Anspruch auf Tibet auch sprachlich erneut zu internationalisieren, so Johnny Erling in China.Table). Das Xizang International Communication Center werde „durch Innovation, verschiedene Kanäle und profunde Inhalte ein effektiveres internationales Kommunikationssystem für Xizang-bezogene Inhalte aufbauen, um der Welt ein wahres, stereoskopisches und umfassendes Xizang zu präsentieren und die Xizang-Geschichte in der neuen Ära gut zu erzählen“, heißt es in einer englischsprachigen Meldung. Die Inauguration erfolgte bei einem Treffen, das von der Propaganda-Abteilung der KP des Autonomen Gebiets Tibet und dem Chinesischen Fremdsprachenamt organisiert wurde. Der chinesische Name des neuen Zentrums lautet 西藏国际传播中心. Seine Initiierung sei „ein bedeutender Schritt in Chinas laufender Kampagne zur Umgestaltung der internationalen öffentlichen Meinung über Tibet“, schrieb die International Campaign for Tibet (ICT) in einem Kommentar. ICT prognostizierte eine „signifikante Eskalation in Chinas Bestreben, die weltweite Debatte über Tibet zu dominieren“ (https://bitterwinter.org 13.09.; www.chinanews.com.cn 03.09.; China.Table 14.03.; https://savetibet.org 11.09.; https://english.xzxw.com 05.09.). kwt
3. September 2024:
Konferenz zu „Reinkarnation Lebender Buddhas des tibetischen Buddhismus: historische Festlegung des Systems, politische Richtlinien und Rechtsnormen“ in Lanzhou
An der Konferenz in der Provinzhauptstadt von Gansu zur Frage der Reinkarnation tibetischer religiöser Lehrer (tibet. tulku, chin. huofo 活佛, „Lebender Buddha“) nahmen über 50 Personen teil, darunter Lebende Buddhas, Khenpos und andere Vertreter des tibetischen Buddhismus sowie Experten. Es sprachen u.a. Meister Changzang, ein Vizevorsitzender der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV), und der Lebende Buddha Jamyang, Rektor der Chinesischen Akademie für höhere Studien des tibetischen Buddhismus, die die Konferenz ausrichtete. Der Konferenz sei es darum gegangen – so der offizielle Bericht auf der Website der CBV –, dass Mönche, Nonnen und Gläubige angeleitet werden müssten, „die historische Festlegung, die religiösen Rituale sowie politische Richtlinien und Rechtsnormen des Reinkarnationssystems Lebender Buddhas objektiver zu verstehen“. Sie müssten voll und ganz begreifen, dass dabei an den wichtigen „historisch festgelegten“ Prinzipien, nämlich „Suche im Inland, Los aus der Goldenen Urne und Approbation durch die Regierung“, festgehalten werden müsse. So werde ein positiver Beitrag für die gesunde Weitergabe des tibetischen Buddhismus und seine Anpassung an die sozialistische Gesellschaft geleistet (www.chinabuddhism.com.cn 04.09.). kwt
7. September 2024:
Chinesisches Institut für höhere Studien des Pali-Buddhismus wird in Xishuangbanna eröffnet
Mit einer Feier zum Studienbeginn der ersten 20 Studierenden nahm das Chinesische Institut für höhere Studien des Pali-Buddhismus (中国巴利语系高级佛学院) am 7. September seinen Betrieb auf – also des Theravada-Buddhismus, der in China auch als „Buddhismus der südlichen Tradition“ (南传佛教) bezeichnet wird. Pali ist die Sprache der kanonischen Texte des Theravada-Buddhismus. Welche Bedeutung dem neuen Institut seitens der Zentralregierung beigemessen wird, zeigte die Teilnahme von Cheng Ruifeng, Vizeminister der Zentralen Einheitsfrontabteilung und Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten. Er sagte, das Institut solle für den Theravada-Buddhismus Chinas zu einer Ausbildungsbasis, einem Forschungszentrum und einer Austauschplattform werden. Das neue Institut ist eine Einrichtung auf nationaler Ebene, die laut Buddhistdoor im Auftrag der Chinesischen buddhistischen Vereinigung durch die Buddhistische Vereinigung von Yunnan betrieben wird. Auf Provinzebene gibt es bereits seit Jahrzehnten die Buddhistische Akademie von Yunnan mit Zweigen für Theravada-Buddhismus und tibetischen Buddhismus. Das neue Institut befindet sich im Generaltempel von Xishuangbanna in der Stadt Jinghong, Provinz Yunnan. Ein Campus für 500 Studierende und Lehrende ist im Aufbau.
Der Theravada-Buddhismus ist in Südostasien verbreitet. In China kommt er nur in Yunnan vor. Dort gibt es nach offiziellen Angaben etwa 1.700 Tempel des Theravada-Buddhismus, aber lediglich 2.000 registrierte Mönche, die für die Betreuung der Tempel und Gläubigen nicht ausreichen. Im Autonomen Bezirk Xishuangbanna der Dai residierten nach einer Feldstudie der Anthropologin Ma Zhen im Jahr 2018 in 296 der 589 buddhistischen Tempel Mönche aus Myanmar und Laos, 100 Tempel waren ohne residierenden Mönch. Diese – oft gut ausgebildeten – „Migranten-Mönche“ hätten aufgrund schärferer Bestimmungen seit Ende 2018 Probleme mit dem Aufenthaltsstatus, so Ma in Sixth Tone. Gleichzeitig wurden laut Buddhistdoor in den letzten Jahren Studierende aus Yunnan zu buddhistischen Studien nach Thailand, Myanmar und Sri Lanka geschickt. Der Forscher Yang Zi schrieb 2017 in The Diplomat, der Theravada-Buddhismus in Yunnan sei „angesichts seiner Unterentwicklung nicht in der Lage, als Soft-Power-Akteur zu dienen“. Daran soll sich nun offensichtlich etwas ändern (https://thediplomat.com 15.08.2017; www.buddhistdoor.org 10.09.; www.sara.gov.cn 07.09.; www.sixthtone.com 27.06.2022; www.worldjournal.com 07.09.). kwt
20. September 2024:
Sitzung über „Anleitung und Erziehung der Laienbuddhistengemeinschaften“
Der „Fünfjahresplan zur Vertiefung der Sinisierung des Buddhismus unseres Landes (2023–2027)“, der im Oktober 2023 verabschiedet worden war, enthielt unter dem Arbeitsschwerpunkt „die Forderung nach umfassender und strikter Lenkung der Religionen“ den Unterpunkt „Anleitung und Erziehung der Laienbuddhistengemeinschaften [jushi qunti 居士群体] verstärken“. Auf ihrer Sitzung in Zibo (Shandong) am 20. September diskutierte die Kommission für Laienbuddhisten der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV), wie dies umgesetzt und die „Laienbuddhisten-Arbeit“ künftig gestaltet werden sollte. Der buddhistische Klerus solle bei der Anleitung und Erziehung der Laienbuddhistengemeinschaften ein Vorbild hinsichtlich der aktiven Anpassung des Buddhismus an die sozialistische Gesellschaft sein – heißt es in dem Bericht über die Sitzung auf der Website der CBV. Mehr Verwaltung der Angelegenheiten der Laienbuddhisten sei notwendig für eine gesunde Weitergabe des Buddhismus und für die Entwicklung der Gesellschaft. Insbesondere müssten die Laienbuddhistengemeinschaften dazu angeleitet werden, religiöse Aktivitäten gemäß dem Gesetz und den Vorschriften abzuhalten. Die Sitzung der Kommission für Laienbuddhisten wurde von ihrem Vorsitzenden Meister Huaifan geleitet (www.chinabuddhism.com.cn 20.09.).
Laienbuddhisten haben durch die Annahme der dreifachen Zuflucht (in Buddha, Dharma und Sangha) und der fünf Regeln (keine Lebewesen töten, nicht stehlen, kein sexuelles Fehlverhalten, nicht lügen, keinen Alkohol trinken) ein formelles Bekenntnis zum Buddhismus abgelegt. Sie und ihre Gemeinschaften stehen im Allgemeinen weniger im Fokus religionspolitischer Regulierung als der buddhistische Klerus. kwt
15.–17. Oktober 2024:
6. Buddhistisches Weltforum tagt in Ningbo
Rund 800 Teilnehmer aus 72 Nationen kamen nach Angaben staatlicher chinesischer Medien zu dem Ereignis in die Küstenprovinz Zhejiang. Wie die vorangegangenen fünf Buddhistischen Weltforen (World Buddhist Forum, 世界佛教论坛) in den Jahren 2006, 2009, 2012, 2015 und 2018 wurde es von der Chinesischen buddhistischen Vereinigung (CBV) und der Chinesischen Vereinigung für religiösen Kulturaustausch organisiert. Das Thema lautete „Hand in Hand for Coexistence“. Am Ende wurde die „Declaration of Mount Xuedou“ verabschiedet (engl. Text unter www.chinabuddhism.com.cn/web/details/76259). Angesichts der globalen Herausforderungen für die Schicksalsgemeinschaft der Menschheit müsse der Buddhismus eine verbindende Rolle spielen, heißt es in dieser Erklärung. Die Teilnehmer rufen die Buddhisten in aller Welt dazu auf, das gesunde Erbe des Buddhismus zu wahren, u.a. durch zeitgenössische Übersetzungen und Interpretationen der buddhistischen Schriften sowie deren Digitalisierung und einen einfachen, umweltfreundlichen Lebensstil. Forschung zum zeitgenössischen Buddhismus sei zu fördern, u.a. vergleichende Studien zu den Antworten des „humanistischen Buddhismus der Han-Tradition“, der „Zang“- [tibetischen] Tradition und der Theravada-Tradition auf die Fragen der Zeit. Die Rolle der Buddhistischen Weltforen sowie buddhistischer Reliquien, Stammtempel und Dharma-Linien für den internationalen buddhistischen Austausch und als Band des gemeinsamen Glaubens solle gestärkt werden, so die Erklärung.
Claire Vidal von der Université Lumière Lyon 2 sagte im Interview mit La Croix, für Beijing dienten die Buddhistischen Weltforen sowohl als Präsentationsfläche für seine Innenpolitik der „Sinisierung der Religionen“ als auch als diplomatische Plattform auf asiatischer Ebene. Für Carsten Krause von der Universität Hamburg zeigen sie zudem „das gewachsene Selbstbewusstsein chinesischer Buddhisten seit Beginn des 21. Jh.“ (Global Times 15.10.; La Croix 17.10.; Tongzhan xinyu nach www.sara.gov.cn 14.10.; Xinhua 17.10.; Zhongguo xinwenwang nach www.chinabuddhism.com.cn 18.10.; C. Krause, „Auf Spurensuche 1978–2018: Zur Entwicklung des chinesischen Buddhismus in der Gegenwart“, in: China heute 2018, Nr. 3, Themen, hier S. 181). kwt
Bis 8. Juli 2024:
Über 10.000 Muslime aus der VR China kehren vom Hadsch 2024 nach Hause zurück
Diese Zahl liegt etwas unter der zuletzt von chinesischer Seite bekanntgegebenen von 12.000 Hadschis im Jahr 2017. Saudi-Arabien gibt jährlich für jedes Land Pilgerquoten vor. Nach einem Bericht auf der Website der Chinesischen islamischen Vereinigung (CIV) – der einzig staatlich autorisierten Organisatorin für Pilgerfahrten chinesischer Bürger nach Mekka – erhielt die chinesische Organisationsleitung vom saudischen Ministerium für Hadsch und Umra einen Preis für vorzügliche Organisation und einen weiteren Preis für Umwelthygiene. „Unsere Pilger erfüllten die beim Hadsch vorgeschriebenen Handlungen reibungslos und erfolgreich unter der einheitlichen Organisation der Hadsch-Gruppe, hielten an der Ausrichtung des Islam auf Sinisierung fest, praktizierten die sozialistischen Kernwerte, pflegten die gute Tradition des Patriotismus [...] und gaben so ein rundum gutes Bild der chinesischen Muslime ab“ – heißt es in dem Bericht (www.chinaislam.net.cn 14.07.). kwt
Juli 2024:
Repressalien gegen Zion-Kirche in Beijing
2018 wurde die Beijinger Zion-Kirche 北京锡安教会, mit 1.500 Mitgliedern eine der größten Hauskirchen Chinas, von den Behörden geschlossen. Ihr Hauptpastor Ezra Jin 金明日 wurde unter Hausarrest gestellt und darf bis heute das Land nicht verlassen. Seine Frau und Kinder leben mittlerweile in den USA. Am 5. Juli wurde Pastor Jin am Grenzübergang Macau an der Ausreise aus Festlandchina gehindert, obwohl das Ausreiseverbot gegen ihn offiziell im März dieses Jahres endete. Am 7. Juli, dem darauffolgenden Sonntag, um 10.00 Uhr morgens wurde die Zusammenkunft einer kleineren Untergruppe der Zion-Kirche mit überwiegend jungen Gläubigen im Bezirk Haidian zur Feier eines Gottesdienstes von 20 Beamten unterbrochen. Die Personalien aller Anwesenden wurden aufgenommen, einige Personen mussten Befragungen auf der Wache über sich ergehen lassen. Frau Zhou Sirui 周思叡 wurde festgenommen und wegen Aktivitäten im Namen eines nicht registrierten Vereins in Verwaltungshaft genommen. Am 22. Juli erfolgte ihre Freilassung (https://bitterwinter.org 10.07.; www.chinaaid.net 06.07.).
Isabel Friemann, China InfoStelle
6. August 2024:
Feier 70 Jahre Patriotische Drei-Selbst-Bewegung
Am 6. August versammelten sich 80 Delegierte, zusammengesetzt aus Vertretern des Chinesischen Christenrates (CCC), des Shanghaier Christenrates, der Shanghaier Religionsbehörde, des CVJM und der akademischen Welt, um die Gründung der Patriotischen Drei-Selbst Bewegung als Organisation zu würdigen. (Die Veröffentlichung des Christlichen Manifestes in der Volkszeitung am 23.09.1950 wird ebenfalls als Beginn der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung angesehen und sogar im neuen Katechismus als besonderer Gedenktag des CCC benannt. Vgl. Bericht über die Jubiläumsfeier zu 70 Jahren Patriotische Drei-Selbst Bewegung in China heute 2020, Nr. 2-3, Informationen). CCC-Präsident Wu Wei eröffnete nach dem Singen der Nationalhymne um 9.00 Uhr die Tagung mit einer Ansprache, in der er die Drei-Selbst-Organisation als ein Werkzeug beschrieb, das zur weiteren Integration des Christentums in den chinesischen Sozialismus diene. In allen christlichen Gemeinschaften sei die Verbreitung von Enthusiasmus für die Partei und ihre Kernprinzipien nötig. Xu Xiaohong, Vorsitzender der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung, rief dazu auf, die wichtigsten Dokumente der letzten Zentralkomitee-Sitzung der KPCh den Gläubigen in Predigten näherzubringen.
Im Anschluss an die Tagung besuchten einige Teilnehmende noch das zur Gedenkstätte ausgebaute frühere Wohnhaus des Vordenkers der Drei-Selbst Bewegung, Y.T. Wu (www.ccctspm.org/newsinfo/18109; zu der neuen Gedenkstätte siehe den Beitrag in den Informationen).
Isabel Friemann, China InfoStelle
26. August 2024:
Bildhauer Gao Shen inhaftiert
Gao Shen 高兟, Jahrgang 1956, der ältere der beiden als Gao-Brüder 高氏弟兄 bekannten christlichen Künstler, wurde bei einem Besuch in China am 26. August in der Nähe von Beijing festgenommen und befindet sich seither in Haft. Ihm wird vorgeworfen, in seinen Werken gegen das 2018 in Kraft getretene Gesetz zum Schutz der Helden und Märtyrer verstoßen zu haben, das die Verleumdung historischer Märtyrer und Heroen verbietet. Allerdings handelt es sich bei den fraglichen Arbeiten um Werke, die vor mehr als zehn Jahren entstanden sind. Bei einer Verurteilung drohen Gao Shen bis zu drei Jahre Haft.
Seit den 1980er Jahren haben die aus Shandong stammenden Brüder Gao Shen und Gao Qiang 高强 (geb. 1962) künstlerisch zusammengearbeitet. Bekannt geworden sind sie durch Publikationen wie „Chinesische Avantgarde-Kunst“ 中国前街艺术状况, mit Performance-Kunst rund um das Thema Umarmung und mit einer Reihe Mao-kritischer Bronze-Skulpturen. Dazu gehört neben „Miss Mao“, einer monströsen femininen Comicfigur (2006), auch die „Exekution Christi“ (2009), in der sieben lebensgroße Statuen von Mao Zedong mit Gewehren auf einen wehrlosen Christus im Lendenschurz zielen. Viele ihrer Werke thematisierten die nicht aufgearbeiteten Exzesse der Kulturrevolution. Ihr Vater wurde damals als Klassenfeind eingestuft und nahm sich im Gefängnis das Leben. Seit 2003 unterhielten die Gao-Brüder eine Galerie im Beijinger Künstlerviertel 798, in der sie bis 2019 auch wohnten. Inzwischen ist ihr Hauptwohnsitz New York. Andere bekannte christliche Künstler wie Dao Zi 岛子 und Zhu Jiuyang 朱久洋 haben ebenfalls in den letzten Jahren China verlassen. Arbeiten der Gao-Brüder befinden sich rund um die Welt in privaten Sammlungen und Museen, z.B. im Centre Pompidou und im Francisco Museum of Modern Art (https://news.artnet.com/art-world/artist-gao-zhen-detained-2530305).
Isabel Friemann, China InfoStelle
29. September 2024:
Christlicher Autor und Schulgründer Zhu Bin in Haft
Am 29. September wurde Zhu Bin 朱斌, Jahrgang 1973, ein bekannter Aktivist, Schriftsteller und bekennender Christ, wegen „Unruhestiftung“ (inciting disturbances) im Bezirk Haidian in Beijing verhaftet. Das von ihm 2017 mitgegründete „Deep breath learning center“ (深呼吸学习中心), eine private christliche Ganztagsschule für SchülerInnen der Klassen 1 bis 9 mit besonderem Förderbedarf, die der Hauskirchenbewegung verbunden ist, wurde mehrfach polizeilich durchsucht. Ein konkreter Grund für die aktuelle Festnahme ist zurzeit noch unklar. Zhu Bin unterstützte 2019 die Proteste in Hongkong auf Social-Media-Kanälen und schrieb ein Gedicht mit dem Titel „The light is a sin“ für die inhaftierten Studierenden. 2021 äußerte er sich kritisch über die Festnahme der investigativen Journalistin Zhang Zhan, die zum Missmanagement der Covid19-Pandemie in Wuhan recherchierte. Ein Jahr später startete Zhu Bin eine Unterschriftenaktion zur Aufklärung des Falles einer Frau, die in der Provinz Jiangsu in Ketten gefunden wurde. Zuvor war sie von einem Menschenhändler an einen Mann verkauft worden, der sie über Jahre gefangen hielt, in denen sie ihm insgesamt acht Kinder zur Welt brachte. Mit dem Verfassen dieser Petition war Zhu Bin zu größerer Bekanntheit in China gelangt (https://bitterwinter.org 08.10.; https//youtu.be/u871fYGW6xE).
Isabel Friemann, China InfoStelle
17. August 2024:
Innere Mongolei: Kirche von Niansiqingdi segnet feierlich den „Apostel-Friedhof“ ein
Der Einsegnung standen der Bischof von Hohhot, Meng Qinglu, der Bischof von Jining, Yao Shun, sowie Bischof Du Jiang von Bameng vor. 18 Priester aus unterschiedlichen Diözesen, Ordensschwestern und etwa 1.000 Gläubige nahmen an der Feier teil. Die Kirche von Niansiqingdi wurde 1902 erbaut. 84 belgische und niederländische Missionare der Kongregation vom Unbefleckten Herzen Mariens (CICM, bekannt auch als „Scheut-Missionare“, nach dem Namen des belgischen Ortes, in dem die Kongregation gegründet wurde) waren in der Pastoralarbeit und Evangelisierung, in Schulen sowie in karitativen Einrichtungen tätig. Laut dem Bericht von Xinde liegen in Niansiqingdi 35 Bischöfe, Priester, Ordensbrüder und Ordensschwestern begraben. Die meisten ihrer sterblichen Überreste seien dank der Bemühungen des früheren Pfarrers Yang Fuxi sowie Gläubigen zu dem nun eingesegneten Friedhof überführt worden. Das Dorf wurde 1880 gegründet. Ein CICM-Priester hatte „24 Hektar Land“ (niansi qing di 廿四顷地) erworben und es geflüchteten Bauern aus Shanxi und Shaanxi geschenkt. Diese dankten der Kirche, und viele ließen sich taufen. In der Folgezeit nahm die Zahl der Gläubigen rasch zu. Bald darauf wurde die große Kirche gebaut, und es entstanden katholische Dörfer in der Umgebung (Xinde 21.08.). kf
27. August 2024:
94-jähriger „Untergrund“-Bischof Shi Hongzhen 石鸿祯 wird offiziell als Bischof von Tianjin installiert
Der Heilige Stuhl habe „mit Befriedigung“ erfahren, dass Bischof Melchior Shi Hongzhen heute nach zivilem Recht offiziell als Bischof von Tianjin anerkannt worden sei; dies sei eine positive Frucht des jahrelangen sino-vatikanischen Dialogs – heißt es in einem Kommuniqué des Pressebüros des Heiligen Stuhls vom gleichen Tag. Die Zeremonie fand in einem Hotel statt, was Bischof Shi gewünscht haben soll, um ihren zivilen Charakter zu betonen, da er kirchenrechtlich bereits Bischof von Tianjin war, berichtete AsiaNews. Laut Meldung auf der Website der offiziellen katholischen Leitungsgremien verlas Priester Yang Yu, Generalsekretär der Chinesischen Bischofskonferenz, deren Approbationsschreiben. Bischof Li Shan von Beijing hielt eine Ansprache. Die Meldung nennt auch die Inhalte des Eids, den der Bischof abgelegt habe, darunter Einhaltung der Gesetze, Patriotismus, Sinisierung usw., jedoch nicht das Prinzip der Unabhängigkeit.
Bischof Shi Hongzhen wurde 1929 geboren, 1954 zum Priester geweiht und empfing 1982 insgeheim die Weihe zum Koadjutorbischof durch Bischof Li Side, dem er nach dessen Tod 2019 als Ortsbischof von Tianjin nachfolgte. Der letzte offizielle (päpstlich nicht als solcher anerkannte) Ortsbischof starb bereits 2005. Bischof Melchior Shi war wegen seiner Weigerung, der Patriotischen Vereinigung beizutreten, jahrelang im Hausarrest. Der Vatikandiplomat Erzbischof Claudio Maria Celli konnte Bischof Shi im Jahr 2022 treffen, als er sich mit einer Delegation zu Verhandlungen in Tianjin aufhielt. Die Frage eines Nachfolgers für den hochbetagten Bischof ist offenbar noch nicht geklärt. Die Diözese Tianjin hat nach vatikanischen Angaben rund 56.000 Gläubige, 62 Priester und „eine gute Zahl“ von Ordensfrauen (www.chinacatholic.cn/html/report/24081418-1.htm; https://press.vatican.va/content/salastampa/en/bollettino/pubblico/2024/08/27/240827a.html; AsiaNews 27.08.). kwt
28. August bis 8. September 2024:
Paolo Dongdong Camanni: Ehemaliges Waisenkind aus katholischem Heim in China belegt 6. Platz im Judo bei Paralympics in Paris
Der junge Judosportler, Jahrgang 2003, wurde im Alter von zwei Jahren auf der Straße ausgesetzt und von chinesischen Ordensschwestern in der Diözese Zhaoxian, Provinz Hebei, aufgenommen. Der Junge litt an einem beidseitigen Retinoblastom, einer Krebserkrankung der Augen im Säuglings- und Kindesalter, die Dongdong erblinden ließ. Dongdong ist der Name, den die Schwestern dem Kind gaben, das sie gerettet hatten. Dank ihnen und mithilfe eines italienischen Journalisten lernte Dongdong dann seine Adoptivfamilie in Italien kennen. Dongdong war eines von über sechshundert ausgesetzten behinderten Kindern, die bei den Schwestern der Kongregation der heiligen Theresia vom Kinde Jesu ein neues Zuhause fanden. Das von den Schwestern geführte Kinderheim „Haus der Morgenröte“ wurde Ende der 1980er Jahre von Bischof Raimundus Wang Chonglin, damaliger Bischof der Diözese Zhaoxian, gegründet. Heute sind die Schwestern auch im Rehabilitationsbereich tätig. In den letzten Jahren sehen sich die Schwestern allerdings zunehmend staatlichem Druck ausgesetzt, so dass sie bestimmte Aufgabenbereiche aufgeben mussten.
Dongdong vertrat Italien bei den Spielen. Er wurde sechster in der Gewichtsklasse Leichtgewicht bis 73 kg. Paralympisches Judo ist exklusiv für Athleten mit Sehbehinderungen (Fides 03.09.; sempre news 07.09.). kf
September 2024:
Beginn des neuen Studienjahrs an den katholischen theologischen Seminaren
Das Sheshan-Seminar in Shanghai begrüßte zum neuen akademischen Jahr 25 Seminaristen, darunter 10 Erstsemester. Dazu kommen die 14 Schwestern im ersten Schwestern-Fortbildungskurs des Sheshan-Seminars und 3 Schwestern zum Probestudium (修女初试生). Im Nationalen Seminar in Beijing hieß Bischof Li Shan 17 neue Seminaristen willkommen. Er ermahnte sie mit Worten von Papst Franziskus über die Bedeutung der heiligen Messe, des Gebets und des Hörens auf Gottes Wort für das geistliche Leben, ferner des Lesens guter Bücher und des Verzichts auf das Überflüssige.
Am Priesterseminar der Diözese Beijing begann am 1. Oktober ein fünftägiges militärisches Training für die Seminaristen. Berichtet wurde auch über ein einwöchiges Militärtraining für Studienanfänger des Chinesischen Koraninstituts Anfang September. Militärischen Training ist an chinesischen Hochschulen obligatorisch (www.chinacatholic.cn 10.10.; www.chinaislam.net.cn 02.09.; www.xinde.org 12.09.). kwt
1. / 7. Oktober 2024:
Pfarrei Jiujiang in Jiangxi begeht 75. Jahrestag der Staatsgründung / folgt Aufruf des Papstes zum Friedensgebet
Die beiden Meldungen wurden am gleichen Tag auf der Website von Xinde eingestellt; sie sind ein Beispiel dafür, wie Gemeinden die Balance zwischen staatlich gefordertem Patriotismus und Treue zu Papst und Kirche zu halten suchen und beides miteinander verbinden. Am 1. Oktober wurde im Kirchhof von Jiujiang feierlich die Nationalflagge gehisst. Pfarrer Pang Rui erklärte, die Zeremonie solle Nationalbewusstsein und Nationalstolz der Gläubigen stärken, damit sie verstehen, dass Glaube und Patriotismus keine Widersprüche seien, sondern sich gegenseitig ergänzen und fördern. Der Bericht über das Ereignis merkt an, dass der 1. Oktober für die Kirche außerdem der Tag der kleinen heiligen Therese und der Beginn des Rosenkranzmonats sei.
Für den 7. Oktober hatte Papst Franziskus zu einem Tag des Gebets und des Fastens für den Frieden in der Welt aufgerufen. Pfarrer Pang Rui – so der zweite Bericht – schickte den Aufruf sofort an alle Gemeindemitglieder und leitete am 7. Oktober in der Pfarrkirche Gebet, Fasten und Rosenkranz. Beim gemeinsamen Gebet hätten alle gespürt, dass die Kraft der Religion die Herzen der Menschen bewegen könne. Der Aufruf des Papstes ermutige dazu, synodal zu sein und über ethnische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg gemeinsam zum Weltfrieden beizutragen, so der Bericht (www.xinde.org 08.10.). kwt
16. Oktober 2024:
Kommission für Liturgie, sakrale Musik und Kunst enthüllt das neue landesweite „Stundenbuch“
Das vor zwei Jahren beschlossene Vorhaben, landesweit einheitliche Gebets- und Gesangbücher für die katholische Kirche Chinas zu erstellen, kommt offenbar voran. Bei ihrer Sitzung in Anhui enthüllte die Kommission für Liturgie, sakrale Musik und Kunst der offiziellen katholischen Leitungsgremien erste Exemplare des neuen einheitlichen „Stundenbuchs der heiligen Kirche“ (圣教日课). Ein Werbevideo für das „Stundenbuch“ und Vorbestellungsmöglichkeiten wurden präsentiert. Das einheitliche „Gesangbuch“ (圣歌本) scheint noch nicht ganz fertiggestellt zu sein, es wurden Nacharbeiten besprochen. Leiter der Kommission sind die Bischöfe Liu Xinhong von Anhui und Cui Qingqi von Wuhan (www.xinde.org 18.10.; vgl. China heute 2023, Nr. 4, Chronik, Katholische Kirche, 6.-15. November 2023). kwt
25. Oktober 2024:
Matthew Zhen Xuebin 甄雪斌 wird zum Koadjutorbischof der Diözese Beijing geweiht
Es war die vierte Bischofsweihe im Jahr 2024 im Rahmen des vorläufigen sino-vatikanischen Abkommens. Sie wurde am Tag der Weihe auf der Website der Chinesischen katholischen patriotischen Vereinigung CKPV und Bischofskonferenz sowie im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls bekanntgegeben (nach dem Muster der Bekanntgaben der Weihen im Januar d.J. in Zhengzhou und Minbei, vgl. China heute 2024, Nr. 1, Dokumentation). Die weihenden Bischöfe waren Li Shan (Beijing), Guo Jincai (Chengde) und Li Suguang (Jiangxi), es konzelebrierten die Bischöfe Ding Lingbin (Changzhi) und Yao Shun (Jining). Priester Yang Yu verlas das Approbationsschreiben der Chinesischen Bischofskonferenz; dieses enthielt – wie Fides bestätigte – den Satz „Der Papst hat diesem Kandidaten zugestimmt“ (此人选已经教宗同意).
Koadjutorbischof Zhen wurde am 10. Mai 1970 in Changzhi in der Provinz Shanxi geboren. 1988–1993 studierte er am Priesterseminar der Diözese Beijing und 1993–1997 an der St. John’s University in New York, wo er ein Lizentiat in Liturgiewissenschaft erwarb (laut AsiaNews noch einen zweiten Abschluss in Theologie über die Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die chinesische Bekanntgabe erwähnt Zhens Auslandsstudium nicht.) 1998 wurde er zum Priester geweiht und in der Diözese Beijing inkardiniert. 1998–2007 war er Vizerektor des Diözesanseminars, seit 2007 Kanzler der Diözese. Von 2014 bis Juni 2024 war er außerdem Vizevorsitzender der Katholischen patriotischen Vereinigung der Stadt Beijing, seit Juni 2024 ist er ihr Vorsitzender. Am 21. März 2024 wurde er zum designierten Koadjutor der Diözese Beijing gewählt. Am 28. August 2024 ernannte ihn Papst Franziskus zum Koadjutor von Beijing.
Gerätselt wurde in Kommentaren, warum der 1965 geborene Erzbischof Li Shan von Beijing einen nur wenig jüngeren Koadjutor mit Recht auf Nachfolge benötigt. AsiaNews berichtete mit Bezug auf Quellen, dass er aus gesundheitlichen Gründen, aber auch wegen seiner vielen Verpflichtungen außerhalb Beijings als Vorsitzender der CKPV um einen Koadjutor gebeten haben soll. Matthew Zhen ist vielen Besuchern aus der Weltkirche bekannt, da er wegen seiner Englischkenntnisse oft beim Empfang ausländischer Gäste beteiligt war (www.chinacatholic.cn/ccic/report/2410/0263-1.htm; https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2024/10/25/0827/01648.html; AsiaNews 18.10.; Fides 25.10. [engl. und chin.]). kwt
2. Juli 2024:
Vatikanischer „Außenminister“ mahnt zu Respektierung des Völkerrechts im Südchinesischen Meer
Bei einem Besuch in den Philippinen gab Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten und internationalen Organisationen des Vatikans, eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem philippinischen Sekretär für auswärtige Angelegenheiten Enrique Manalo. Dabei wurde Gallagher nach der Haltung des Vatikans zu den Konflikten zwischen China und verschiedenen südostasiatischen Ländern, darunter die Philippinen, im Südchinesischen Meer gefragt. „Die Position des Heiligen Stuhls ist ganz klar“, sagte Erzbischof Gallagher laut AsiaNews in seiner Antwort. „In solchen Konfliktsituationen, was auch immer sie sind, muss zuallererst jede Anstrengung unternommen werden, dass jegliche Differenzen, Konflikte, friedlich gelöst werden. Wir möchten die Konfliktparteien ermutigen, sich an das Völkerrecht zu halten und [...] dies als einen Weg zu verfolgen, Schwierigkeiten und Probleme im besten Interesse aller Beteiligten zu lösen“ (AsiaNews 02.07.; LICAS 02.07.). kwt
9. August 2024:
Fides: Papst Franziskus im Interview über seinen Wunsch, Bischöfe und Volk Gottes in China zu treffen
Der vatikanische Nachrichtendienst Fides veröffentlichte im August Auszüge aus einem Interview, das Papst Franziskus bereits im Mai dem Leiter des Pressebüros der Chinaprovinz der Jesuiten, P. Pedro Chia, gab. Demnach sagte Papst Franziskus, er würde gerne das Marienheiligtum auf dem Sheshan bei Shanghai besuchen. „Ich möchte die einheimischen Bischöfe treffen und das Volk Gottes, die so treu sind. Sie haben vieles durchgemacht und sind treu geblieben.“ Auf die Frage, welche Botschaft er jungen chinesischen Katholiken heute senden wolle, sagte er: „Hoffnung“, fügte jedoch hinzu: „Es scheint mir überflüssig, eine Botschaft der Hoffnung einem Volk zu geben, das Meister der Hoffnung ist und der Geduld des Wartens.“ Dies sei eine sehr schöne Sache, so der Papst. Die Menschen Chinas seien ein großes Volk, das sein Erbe nicht verschwenden dürfe, im Gegenteil, es müsse es geduldig weitertragen (Fides 09.08.). kwt
14. August 2024:
Päpstlicher Friedensbeauftragter für die Ukraine, Kardinal Matteo Zuppi, telefoniert mit dem Sonderbeauftragten der chinesischen Regierung für eurasische Angelegenheiten, Li Hui
Über das Telefonat erschien jeweils eine Notiz im Bulletin des Heiligen Stuhls und auf der Website des chinesischen Außenministeriums. Das Telefonat fand (nach chinesischer Darstellung) auf Bitten von Kardinal Zuppi statt und knüpfte an das Treffen der beiden in Beijing im September 2023 an (siehe China heute 2023, Nr. 3, Chronik, Sino-vatikanische Beziehungen, 13.-15. September 2023). Während des Telefongesprächs sei große Besorgnis über die Situation und die Notwendigkeit geäußert worden, den Dialog zwischen den Parteien zu fördern, mit angemessenen internationalen Garantien für einen gerechten und dauerhaften Frieden, so die vatikanische Meldung. Die Meldung des chinesischen Außenministeriums informierte zusätzlich darüber, dass Li Hui seine Wertschätzung für die Vermittlungsbemühungen und die humanitäre Hilfe des Vatikans in der „Ukrainekrise“ geäußert habe; Zuppi wiederum habe im Namen des Papstes der chinesischen Regierung für ihre unermüdlichen Bemühungen zur Förderung des Friedens gedankt und den chinesischen-brasilianischen Sechs-Punkte-Plan zur Beilegung der Ukrainekrise gewürdigt (https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2024/08/15/0614/01250.html; www.fmprc.gov.cn/eng/xw/wjbxw/202408/t20240815_11472913.html; Global Times 15.08.; Vatican News 15.08.). kwt
13. September 2024:
Papst Franziskus auf dem Rückflug von Singapur: „China ist eine Verheißung und eine Hoffnung für die Kirche“
Während der Pressekonferenz im Flugzeug wurde Papst Franziskus gefragt, ob es Raum für eine Zusammenarbeit für den Frieden zwischen dem Heiligen Stuhl und China gebe und ob er mit den bisherigen Ergebnissen des sino-vatikanischen Abkommens über Bischofsernennungen zufrieden sei. Der Papst antwortete: „Ich bin mit dem Dialog mit China zufrieden, das Ergebnis ist gut, auch hinsichtlich der Bischofsernennung[en] wird guten Willens gearbeitet. Hierzu habe ich das Staatssekretariat befragt, wie die Dinge laufen: Ich bin zufrieden.“ Er fuhr fort: „Eine andere Frage ist China: China ist für mich eine ilusión [eine Sehnsucht], und zwar in dem Sinne, dass ich China gern besuchen würde, weil es ein großartiges Land ist; ich bewundere China, ich respektiere China. Es ist ein Land mit einer jahrtausendealten Kultur, mit einer Fähigkeit zum Dialog und zum gegenseitigen Verständnis, die die verschiedenen Regierungssysteme überschreitet, die es gehabt hat. Ich glaube, dass China eine Verheißung und eine Hoffnung für die Kirche ist.“ Zur ersten Frage sagte er: „Man kann zusammenarbeiten, und gewiss im Hinblick auf Konflikte. Im Moment betätigt sich Kardinal Zuppi in diesem Sinne und unterhält auch Beziehungen zu China“ (www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2024/september/documents/20240913-singapore-voloritorno.html). kwt
2.–27. Oktober 2024:
Zwei Bischöfe aus Festlandchina nehmen – erstmals vollständig – an der zweiten Sitzung der Weltsynode in Rom teil
An der ersten Runde der Weltsynode „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ im Oktober 2023 hatten auch zwei Bischöfe aus Festlandchina teilgenommen, die allerdings nach 12 Tagen wieder abreisten. Die vollständige Teilnahme zweier Bischöfe aus Festlandchina – zum ersten Mal überhaupt, seit es die Bischofssynoden gibt – wurde als wichtiger Fortschritt für die chinesische Kirche und die sino-vatikanischen Beziehungen gewertet. Einer der beiden diesjährigen Teilnehmer war Bischof Yang Yongqiang, seit seiner Versetzung im Juni 2024 Bischof von Hangzhou, der bereits im letzten Jahr (teilweise) dabei war. Der zweite war Bischof Zhan Silu von Mindong in der Provinz Fujian, der – unüblicherweise – Bischof Anton Yao Shun von Jining ersetzte, der 2023 teilgenommen hatte. Bischof Zhan war erst 2018 im Zuge des vorläufigen Abkommens über Bischofsernennungen nachträglich vom Papst anerkannt worden. Die beiden Bischöfe sprachen vor der Synode, wie Andrea Tornielli in Vatican News (17.10.) berichtete. „Die Kirche Chinas ist im Glauben gleich wie die katholische Kirche in allen Ländern der Welt, wir teilen die eine Taufe und sind der einen, heiligen katholischen und apostolischen Kirche treu“, erklärte Bischof Yang der Versammlung laut Vatican News. Er sagte auch, „Wir folgen dem Geist des Evangeliums, ‚allen alles zu werden‘, passen uns aktiv an die Gesellschaft an, dienen ihr, halten an der Sinisierung des Katholizismus fest und verbreiten das Evangelium.“ Er hieß katholische Gemeinschaften und religiöse Gruppen aus allen Ländern zu einem Besuch in China willkommen. Bischof Zhan erläuterte der Synode, die Ursache des historischen Rückschlags im Ritenstreit sei gewesen, dass die Kirche Unterschiede und Komplementarität der menschlichen Kulturen nicht beachtet habe. Synodale Kirche zu werden heiße, „auf dem Weg zum Ziel der Menschheit – zu Gott – Stimmen mit unterschiedlicher Geschichte, aus verschiedenen Kulturen und Traditionen zu respektieren und anzuhören“. Anschließend benannte er einige aktuelle Probleme der chinesischen Kirche.
Aus Hongkong nahmen, wie im letzten Jahr, Kardinal Stephen Chow SJ und Vanessa Cheng Siu Wai, eine Laienvertreterin, teil. Aus Taiwan kam wieder Bischof Norbert Pu Ying-hsiung von Chiayi (CNA 08.10; Fides 16.09.; Kung Kao Po 10.10. nach Xinde 12.10.; Vatican News 17.10. [englisch und chinesisch]; s.a. China heute 2023, Nr. 3, Informationen S. 143; Chronik, Sino-vatikanische Beziehungen, 4.-29. Oktober 2023). kwt
22. Oktober 2024:
Vorläufiges sino-vatikanisches Abkommen über Bischofsernennungen wird erneut verlängert – diesmal für vier Jahre
Die Verlängerung wurde am gleichen Tag im Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls und durch den Sprecher des chinesischen Außenministeriums bekanntgegeben. Beide Seiten seien „in Anbetracht des Konsenses, der für eine fruchtbare Anwendung des Vorläufigen Abkommens über die Ernennung von Bischöfen erzielt wurde, nach entsprechenden Konsultationen und Bewertungen übereingekommen, dessen Gültigkeit um weitere vier Jahre zu verlängern, beginnend mit dem heutigen Tag“, so das vatikanische Bulletin. Der Vatikan beabsichtige, den respektvollen und konstruktiven Dialog mit der chinesischen Seite fortzusetzen, um die bilateralen Beziehungen zu entwickeln im Hinblick auf das Wohl der katholischen Kirche im Land und des gesamten chinesischen Volkes. Der chinesische Sprecher Lin Jian sagte, beide Seiten hätten die Umsetzung des Abkommens positiv bewertet und nach freundschaftlichen Konsultationen beschlossen, dieses um weitere vier Jahre zu verlängern. Auch er kündigte eine Fortsetzung der Gespräche in einem konstruktiven Geist an.
AsiaNews zufolge war die Verlängerung auf vier Jahre vermutlich ein Kompromiss, da China das Abkommen habe permanent machen wollen, der Vatikan jedoch auf seiner Vorläufigkeit beharrt habe, weil er Klärung in einigen Punkten für nötig halte. Das Abkommen wurde am 22. September 2018 unterzeichnet und 2020 sowie 2022 jeweils um zwei Jahre verlängert. Die meisten Beobachter gingen davon aus, dass der Inhalt des Abkommens auch diesmal nicht verändert wurde; Kardinal Chow äußerte im Interview mit America jedoch die Vermutung, dass einige Zusätze eingefügt worden seien. Der Text ist weiterhin geheim.
Nach einem Tiefpunkt in der Umsetzung des Abkommens im April 2023 mit der einseitigen, erst drei Monate später päpstlich approbierten Versetzung von Bischof Shen Bin nach Shanghai gab es 2024 eine Reihe positiver Ergebnisse zu verzeichnen: v.a. vier Bischofsweihen (mit der von Koadjutor Zhen Xuebin in Beijing am 25. Oktober), die behördliche Anerkennung eines Untergrund-Bischofs und die volle Teilnahme der beiden Bischöfe an der Weltsynode. Seit Unterzeichnung des Abkommens 2018 wurden insgesamt 10 Bischöfe (mit Zhen Xuebin) in dessen Rahmen geweiht. Rund 30 Bischofssitze in Festlandchina sind weiter vakant (https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2024/10/22/0813/01615.html; www.fmprc.gov.cn/eng/xw/fyrbt/lxjzh/202410/t20241022_11511374.html; America 24.10.; AsiaNews 22.,23.10.). kwt
1. Juli 2024:
England: Katholische Bischofskonferenz richtet Koordinierungsgruppe für katholische Migranten aus Hongkong ein
Die katholische Bischofskonferenz von England und Wales hat am 1. Juli die Hong Kong Catholic Migrants Pastoral Coordination Group eingerichtet zum Zweck der Unterstützung der wachsenden Zahl Hongkonger Katholiken in Großbritannien. Die Gruppe wird zunächst ein Jahr lang unter der Leitung von Bischof Paul McAleenan, Weihbischof in Westminster und innerhalb der Bischofskonferenz für Fragen von Migranten und Flüchtlingen zuständig, tätig sein. Die Koordinierungsgruppe besteht aus einem Team von sieben nach England übergesiedelten Hongkongern, darunter der kürzlich geweihte Diakon James Shin. Bei einem Treffen am 10. Juli betonte Bischof McAleenan die vier Prinzipien der Willkommenskultur für neuankommende Migranten aus der Botschaft von Papst Franziskus zum 104. Welttag des Migranten und Flüchtlings 2018: „aufnehmen, schützen, fördern und integrieren“. Diakon Shin sagte, die vierfache Mission der Gruppe stimme mit den Grundsätzen des Papstes überein: Verbindungen herzustellen zwischen den Hongkonger katholischen Migrantengemeinschaften in England und Wales und der Bischofskonferenz, um eine effektive Kommunikation und Zusammenarbeit zu gewährleisten; sicherzustellen, dass die lokalen Gemeinschaften pastorale Unterstützung von Gruppen vor Ort erhalten sowie soziale und glaubensbasierte Treffen ermöglicht werden; als erste Anlaufstelle für kantonesisch sprechende Gast-Priester zu fungieren. Darüber hinaus bietet die Gruppe verschiedene Dienste auf nationaler und lokaler Ebene an, um den Glauben der Migranten mit Unterstützung der lokalen Gemeinschaften zu fördern. Im Juli stattete Weihbischof Joseph Ha OFM von Hongkong England einen Besuch ab und begrüßte die Arbeit der Koordinierungsgruppe. Das Logo der Gruppe symbolisiert katholische, britische und Hongkonger Elemente (Sunday Examiner 02.08.; www.facebook.com/photo/?fbid=455501323938195&set=a.125492450272419; www.vatican.va/content/francesco/de/messages/migration/documents/papa-francesco_20170815_world-migrants-day-2018.html; s. auch China heute 2024, Nr. 2, Chronik, Hongkong, 5. Mai 2024). kf
25.-28. Juli 2024:
Spanien / Hongkong: „3. Weltbegegnung von Teresianischer Mystik und interreligiösem Dialog: tibetischer Buddhismus und karmelitische Spiritualität. Orientierungen für die Visualisierung, Kontemplation und Wahrnehmung des Sakralen“
Die Tagung wurde vom katholischen Orden der Unbeschuhten Karmeliten und dem Internationalen Zentrum für Teresianische und Sanjuanistische Studien (CITeS) in Ávila, Spanien, in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Buddhistische Studien (CBS) der Hong Kong University und der spanischen Fundación Dharma-Gaia vom 25. bis 28. Juli in Ávila veranstaltet. Nach dem Bericht von Buddhistdoor Global nahmen „50 bis 100 Teilnehmer“ an der Präsenz- und Online-Veranstaltung teil. Es handelte sich um die dritte Kooperation von CITeS und CBS. Die „1. Weltbegegnung von Teresianischer Mystik und interreligiösem Dialog: Theravada Buddhismus und teresianische Mystik“ fand vom 27.-30. Juli 2017 statt. Eine zweite Tagung zum Thema Unbeschuhte Karmeliten und Zen-Buddhismus, die für Juli 2020 geplant war, musste aufgrund der Covid-Pandemie abgesagt werden. Ziel der dritten Konferenz war es, so der Bericht, „Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Praktiken der Karmeliter und des tibetischen Buddhismus zu erkunden“. Beide Traditionen betonten die Bedeutung von Moral, Gebet und Kontemplation als Mittel zur Erlangung der Einheit mit dem Höchsten. Neben Vorträgen zur Thematik beschäftigten sich die Teilnehmer auch mit religiösen Praktiken und Riten beider Traditionen. Die Konferenz schloss mit einem erneuerten Engagement für den interreligiösen Dialog, der das Verständnis und den Respekt zwischen den verschiedenen religiösen Traditionen fördern solle (Buddhistdoor Global 01.08.; zum Programm siehe www.academia.edu/105639638/programm_3rd_world_encounter_teresian_mysticism_and_interreligous_dialogue_Tibetan_Buddhism_and_Carmelite_spirituality_orientations_to_visualize_contemplate_and_find_the_sacred). kf
25. August 2024:
Hongkong: Seminar zum Präventionsschutz – Einrichtung eines speziellen Diözesanbüros
Während des vom diözesanen Katechetischen Zentrum veranstalteten Seminars in der Pfarrei des Hl. Judäas in North Point wurden neue Maßnahmen zum Schutz von Kindern und gefährdeten Personen in der Diözese Hongkong besprochen. Das Seminar richtete sich an Lehrkräfte von Sonntagsschulen und Katechisten.
Die Diözese unternimmt mit der Einrichtung eines speziellen Diözesanbüros für den Schutz von Minderjährigen und gefährdeten Personen, des St. Goretti’s Centre, einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Kinderschutzmechanismen. Das Büro soll 2025 seine Arbeit aufnehmen. Ziel des Büros, so LICAS, ist die Entwicklung eines robusteren Schutzsystems innerhalb der Diözese, das Schulungen, die Ausarbeitung von Richtlinien und ein Beschwerdemanagement umfasst (LICAS 29.08.). kf
30. August 2024:
Kardinal Stephen Chow SJ in Hongkong: Komm und sieh!
In Reflektionen zum Thema „Zeit des Ausruhens und Nachdenkens“, die am 30. August in der Hongkonger Diözesanzeitung Sunday Examiner veröffentlicht wurden, meditiert der Kardinal angesichts eigener Ferientage u.a. über die Wichtigkeit des Erhalts der Natur im städtischen Umfeld, um die Lebensqualität der Menschen zu gewährleisten. Natürlich gehe es bei der Lebensqualität nicht nur um eine bessere natürliche Umgebung oder einen größeren Lebensraum. „Es geht auch um eine lebendige Kultur, in der verantwortungsbewusst respektvolle zwischenmenschliche Beziehungen gepflegt werden und wo die Religionen gelebt werden, die psycho-spirituelle Gesundheit und das soziale Wohlbefinden fördern. Es geht auch darum, die Pluralität wertzuschätzen und gleichzeitig die Einheit zu fördern, die bürgerlichen Freiheiten mit einem Rechtssystem wertzuschätzen, das sich nicht auf Ängste, sondern auf positive Anreize stützt und den Menschen – insbesondere den jüngeren Generationen – eine positive Lebenseinstellung mit einer hoffnungsvollen Zukunft vermittelt.“ Trotz Problemen sei Hongkong weiterhin im Großen und Ganzen „eine sichere und wohnliche Stadt“. An dieser Stelle merkte der Kardinal an: „Leider hören Freunde und Bekannte, die im Ausland leben, dass Hongkong instabil und unsicher für Besucher ist und die bürgerliche Freiheit in Hongkong stark eingeschränkt ist. In der Tat bin ich auf meinen Reisen in den letzten zwei Jahren bis vor Kurzem ganz klar auf diese negativen Meldungen gestoßen. Ich bin mir im Unklaren über die genauen Gründe hinter dieser Wahrnehmung Hongkongs innerhalb der internationalen Gemeinschaft. Aber es stellt Hongkong sicherlich nicht richtig dar.“ Der Kardinal habe diesen Freunden und Bekannten, unter ihnen auch Führungskräfte und Laien in der katholischen Kirche, die sich Sorgen um Hongkong machten, gesagt: „Bitte kommen Sie, um mit eigenen Augen zu sehen, wie Hongkong wirklich ist“ (Sunday Examiner, 30.8.). kf
1. September 2024:
Hongkong: Kirchenleute, Wissenschaftler und Mediziner diskutieren Gendertheorie
Das katholische Holy Spirit Seminary College of Theology and Philosophy veranstaltete am 1. September zusammen mit dem 2011 gegründeten Bioethics Resource Centre seiner Theologischen Fakultät im Diözesanzentrum in Hongkong ein Symposium über Gender-Theorie. Über 80 Wissenschaftler, Mediziner und Kirchenleute aus Festlandchina, Taiwan, Macau und Hongkong diskutierten über die Auswirkungen der Gender-Theorie auf Gesellschaft und Kirche. Weihbischof Joseph Ha Chi-shing OFM eröffnete das Symposium, dabei sprach er den Konflikt zwischen der katholischen Lehre und der zeitgenössischen Gender-Theorie an. Diakon Thomas Lam Chiu-wan erörterte die Herausforderungen, die sich durch die zunehmende Akzeptanz von LGBTQ+-Identitäten für die traditionelle christliche Sichtweise auf Ehe und Familie ergeben. Dr. Hong Kwai-wah, Facharzt für Psychiatrie und Gründer der Hong Kong Psychosexual Education Association, warnte vor den Risiken irreversibler medizinischer Behandlungen für Transgender-Personen. Professor Kwan Kai-man von der Hong Kong Baptist University erörterte die gesellschaftlichen Auswirkungen der Transgender-Identität. Kwan untersuchte auch das Spannungsverhältnis zwischen individuellen Rechtsansprüchen und gesellschaftlichen Normen. Dr. Charon Cheang Teng-fong, Vorsitzender der Vereinigung des katholischen Gesundheitspersonals von Macau, erörterte die Herausforderungen bei der Behandlung von Geschlechtsdysphorie in Macau. Ein Vertreter aus China berichtete über die Erfahrungen und Herausforderungen von LGBTQ+-Christen in China, insbesondere innerhalb der Kirchen. Er wünschte sich ein integrativeres Umfeld für LGBTQ+-Personen innerhalb der christlichen Gemeinschaft. Dr. Andrew Yeh Wei-chiang vom E-da Dachang Hospital in Taiwan sprach über die Erfahrungen von Transgender-Personen in der taiwanischen Gesellschaft. (Sunday Examiner 13.09.). kf
21.-28 Juni / 18.-25. August 2024:
Katholischer Jugendaustausch von Hongkonger und Berliner Jugendlichen
Zehn Hongkonger katholische Jugendliche nahmen im Juni in Berlin an einem einwöchigen kulturellen und journalistischen Austausch unter der Ägide des Bundes Deutscher Katholischer Jugend und der diözesanen Jugendkommission Hongkong teil. Begleitet wurden sie von P. Tito Martin, dem Vorsitzenden der Jugendkommission, sowie einigen Mitarbeitern. Die Journalismus-Initiative in Berlin ermöglichte einen interkulturellen Jugendaustausch zwischen den jungen Menschen. Das Programm bot den Teilnehmern die Möglichkeit, sich verschiedene Medienkompetenzen anzueignen, darunter Schreiben, Videoproduktion und Audiobearbeitung, und bezog sie in Gruppengespräche zu unterschiedlichen Themen ein. An einem Tag besuchten die Teilnehmer den öffentlich-rechtlichen Sender RBB. Laut P. Martin kam das Programm durch die Diözesanpartnerschaft von Hongkong und Essen zustande. Die Initiative ging von einem früheren Mitglied der Jugendkommission der Diözese Essen aus, das nach Berlin umzog. Unter den Berliner Jugendlichen waren auch ein Muslim und mehrere Atheisten. Vom 18. bis 25. August statteten die Berliner Jugendlichen der Diözese Hongkong ihren Gegenbesuch ab. Auf dem Programm standen Besuche bei verschiedenen katholischen Einrichtungen wie Mercy HK, den Missionaries of Charity in Nam Cheong und dem Caritas Community Centre in Tsuen Wan. Es ging dabei vor allem um karitative Einrichtungen und die Behandlung sozialer Probleme in Hongkong, wie Obdachlosigkeit und Drogenabhängigkeit. Am 20. August traf sich Kardinal Stephen Chow SJ mit den Jugendlichen und feierte in der Kathedrale eine Heilige Messe mit ihnen (Sunday Examiner 9.08.). kf
1. August 2024:
Festlandschinese wird Rektor der katholischen Fakultät an der Fu-Jen-Universität in Taiwan
Am 1. August wurde Priester Cui Baochen 崔寶臣 zum neuen Rektor der Faculty of Theology of St Robert Bellarmine an der katholischen Fu-Jen-Universität in Taipei ernannt. Er stammt aus Festlandchina und hat an der Universität Fribourg in Bibelwissenschaften promoviert. Zuvor erwarb er einen Magistergrad in Bibelwissenschaften in Frankreich. Er ist Experte für das Alte Testament. Cui Baochen ist in diesem Amt Nachfolger von P. Jeffrey Chang SJ 鄭家樂 (www.facebook.com/photo/?fbid=957119056215737&set=pb.100057529542977.-2207520000 01.08.). kf
20. September 2024:
Taiwan: Todesstrafe bleibt – wenn auch eingeschränkt
Das taiwanische Verfassungsgericht entschied in einem wegweisenden und mit Spannung erwarteten Urteil, dass die Todesstrafe zwar nicht der Verfassung widerspreche, allerdings nur bei schwersten Verbrechen, insbesondere Mord, angewendet werden dürfe. Das Gericht führte aus, das Recht auf Leben werde zwar durch die taiwanische Verfassung geschützt, doch dieser Schutz sei nicht absolut. 37 zum Tode Verurteilte hatten die Klage angestrengt. Einzelne Beschwerdeführer können nunmehr eine Neubeurteilung ihres Falles beantragen. Aktivistinnen und Aktivisten, die sich für eine Abschaffung der Todesstrafe einsetzen, zeigten sich enttäuscht. Derzeit sitzen 45 Personen in den Todeszellen. Laut Umfragen ist eine Mehrheit der taiwanischen Bevölkerung für die Todesstrafe (China.Table 23.09.; Deutsche Welle 20.09.; NZZ 22.09.; taz 21.09.). kf
2. Oktober 2024:
Rom: Empfang des taiwanischen Vatikanbotschafters
Anlässlich der Feierlichkeiten zu Taiwans Nationalfeiertag am 10. Oktober lud Matthew Lee, Botschafter Taiwans beim Heiligen Stuhl, am 2. Oktober in Rom zu einem Empfang ein. „Taiwan unterhält seit 82 Jahren diplomatische Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Das ist sehr wichtig, denn es bedeutet, dass der Heilige Stuhl Taiwan als ein Land anerkennt, das die Religionsfreiheit und die Gemeinschaft mit der Universalkirche wertschätzt“, sagte Lee gegenüber CNA. An dem Empfang nahmen u.a. die Kardinäle Giovanni Battista Re, Óscar Rodríguez Maradiaga und Silvano Tomasi sowie Erzbischof Salvatore Pennacchio und weitere Vatikanvertreter wie auch beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten teil. Der Vatikan ist einer der verbliebenen 12 Staaten weltweit, die diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhalten. Die taiwanischen Katholiken machten 3% der Bevölkerung aus, seien aber sehr wirkmächtig, sagte der Botschafter. Am Nationalen Eucharistischen Kongress Taiwans am 5. Oktober nahmen laut Taiwans Außenministerium über 10.000 Personen teil. Bischof Norbert Pu von Chiayi, Teilnehmer der Synode im Vatikan, sprach bei dem Empfang gegenüber CNA über die Bedeutung der Anerkennung seitens des Vatikans für die taiwanischen Katholiken. „Wir hoffen, dass wir diese formellen und guten Beziehungen zum Vatikan immer aufrechterhalten können. Denn für Taiwan ist das sehr wichtig. Wir hoffen, dass die Welt dies sieht, weil Taiwan ein demokratisches und freies Land ist, das von anderen Nationen respektiert wird“, sagte Pu (Catholic News Agency 11.10.; www.licas.news/2024/10/11/taiwans-ambassador-to-vatican-highlights-partnership-in-charity-and-peace/). kf
5. Oktober 2024:
Kardinal John Tong von Hongkong als päpstlicher Gesandter beim Fünften Nationalen Eucharistischen Kongress in Taiwan
An dem Kongress in Kaoshiung zum Thema „Brüderlichkeit heilt alles“ nahmen über 13.000 Gläubige aus ganz Taiwan teil, unter ihnen Kardinäle, Bischöfe, Priester, Ordensschwestern und Laien der sieben Diözesen Taiwans, Vertreter von Regierung, verschiedener religiöser Organisationen, wohltätiger Einrichtungen und Schulen. Der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal John Tong, hielt die Abschlussmesse, an der 300 Kleriker teilnahmen. Zu Beginn der Messe wurde von Erzbischof Stefano Mazzotti, Chargé d’affairs der Apostolischen Nuntiatur in Taipei, ein apostolischer Segen von Papst Franziskus vorgelesen. Der Papst hatte in einem Schreiben vom 15. August Kardinal Tong als seinen Gesandten dazu eingeladen, über die Notwendigkeit wahrer Brüderlichkeit zu sprechen, um die Welt im Lichte des Evangeliums zu heilen. Der Kongress war der Abschluss eines Jahres mit Katechesen und liturgischen Feiern in den verschiedenen Diözesen Taiwans und stand im Zusammenhang mit dem 53. Internationalen Eucharistischen Kongress in Quito, Ecuador, im September. Eröffnet wurde der Kongress in Taiwan von Erzbischof Peter Lau Cheng-chung von Kaohsiung. Der Kongress begann mit einer Eröffnungsprozession mit der Reliquie des mit 15 Jahren verstorbenen seligen Carlo Acutis. Den Tag über gab es u.a. verschiedene Aufführungen und katechetische Unterweisungen. Das Kongresszentrum beherbergte zudem eine große Ausstellung über eucharistische Wunder. Der nächste Kongress wird 2028 in der Diözese Tainan stattfinden (AsiaNews 06.10.; Sunday Examiner 18.10.). kf
Katharina Feith (kf)
Isabel Friemann, China InfoStelle
Katharina Wenzel-Teuber (kwt)
Alle Quellenangaben in der „Chronik“ beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Jahr 2024.
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